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Der Tensaiga-Zwischenfall

von

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Die Dhorn- Wüste

Hallo,
 

Ich freu mich wirklich sehr, dass ihr so mitgeht.

Und hier kommt das nächste Kapitel.
 

Ein recht ruhiges Kapitel.

Wenn man durch eine Wüste läuft, kann man meditieren..oder mit seinem Schicksal hadern..oder auch feststellen, dass hinter einem noch immer zwei Leute hinterherlaufen, auf die man ein Auge haben sollte...
 


 

6. Die Dhorn- Wüste
 

Das schmale Tal führte leicht bergab und die Dreiergruppe wanderte nun schon seit einigen Stunden unter dem roten Himmel.

Kagome ging schweigsam neben Inuyasha. Das hatte zwei Gründe: der eine spazierte vor ihnen beiden her. Sie hielt Sesshomaru für mächtig und skrupellos genug, ihr tatsächlich wie angedroht einen Schweigebann anzuhexen und der Himmel allein wusste, wie sie den wieder loswerden würde. Zweitens war sie immer noch wütend auf Inuyasha, dass der sie einfach so mitgezerrt hatte. Und der sagte auch nichts zu ihr.

Aus zwei ähnlichen Gründen. Erstens war er sich bewusst, dass die Laune seiner Menschenfreundin ungefähr die Temperatur von Packeis hatte, nicht ganz zu Unrecht, wie er sich zugab. Hätte er sie angesprochen, hätte ihre Antwort seiner Meinung nach nur in zwei Worten bestanden: "Mach Platz!" Darauf konnte er verzichten. Und zum zweiten hätte er nicht gewusst, über was er sich mit seinem Halbbruder hätte unterhalten sollen. Gemeinsame Kämpfe? Die hatten nur gegeneinander stattgefunden und selbst Inuyasha wagte zu bezweifeln, dass der Hundedämon die Anrede: "Hey, weißt du noch, wie ich dir den Arm abgehackt habe..." besonders gut finden würde. Alles, was er an dieser Situation noch retten konnte, war, Kagome zu beschützen, es ihr hier in dieser fremden Welt einfacher zu machen.
 

Diese wurde langsam müde. Sie bekam Durst, aber da sie weder etwas zu trinken eingepackt hatte, noch hier irgendwo Wasser zu sehen war, sparte sie sich jeden Hinweis.

Inuyasha sah zu ihr: "Brauchst du eine Pause?" Er kannte sie wirklich lange genug, um die Zeichen auch ohne Worte zu erfassen

Sie nickte zu dem vorangehenden Hundedämon: "Ich glaube kaum, das ich sie bekomme, oder?"

"Ich habe euch nicht eingeladen", sagte der nur, ohne sich umzudrehen.

Sein Bruder bewies seine menschliche Anteilnahme:"Ich trage dich ein bisschen..."

Sie nahm das Angebot dankbar an. Allerdings fiel ihr ein, dass sie in ernste Schwierigkeiten kommen konnte, falls es in diesem seltsamen Zwischenreich kein genießbares Wasser gab. Von Essen ganz zu schweigen. Hoffentlich würde der Aufenthalt hier ein sehr kurzer sein.
 

Das Tal wurde immer schmaler, enger, ähnelte langsam mehr einer Klamm. Bald erreichten sie einen Punkt, an dem der Spalt, zu dem das Tal nun geworden war, steil abwärts führte. Sesshomaru blieb stehen, schien sich zu orientieren. Von ihrem Standpunkt aus hatten sie Überblick über die Ebene, die sich nun vor ihnen ausbreitete: die Dhorn-Wüste, eine Fläche aus Stein und Sand, scheinbar ohne jedes Leben.

Da der Hundedämon schweigend weiterging, folgte ihm Inuyasha, noch immer Kagome tragend.
 

Es dauerte noch einmal gut eine Stunde, ehe sie die Wüste selbst erreicht hatten. Die Sonne stand noch immer ziemlich oben am Himmel und Kagome vermutete, dass es hier früher Nachmittag war, wenn man das mit dem Diesseits vergleichen konnte. Sie drehte den Kopf zurück, betrachtete das Gebirge, aus dem sie gerade gekommen waren. Hoffentlich fanden sie hierher zurück, denn allzu viele Wege dürfte es kaum zwischen den Welten geben.

In diesem Moment machte Inuyasha einen großen Satz. Da sie nicht damit gerechnet hatte, wäre sie fast hinuntergefallen. Es wäre wohl besser, sich auf den Weg zu konzentrieren. Sie sah, dass er über ein Loch im Boden gesprungen war, eher eine Senke.

Sesshomaru hatte das ebenfalls gesehen und war seitlich ausgewichen. Und er erkannte, was diese Senke verursacht haben musste. Aber er behielt seine Idee für sich. Es war möglich, dass er sich unnötig Gedanken machte und das Letzte, was er wollte, war, sich vor seinem halbdämonischen Bruder- und dessen Menschenmädchen- lächerlich zu machen. Das hatte er in den letzten Tagen wirklich schon genug getan. So ging er nur weiter, bis ihm seine Nase verriet, dass es seitwärts Wasser geben musste. Er bog ab.

Inuyasha witterte es ebenfalls: "Du bekommst etwas zu trinken, Kagome", sagte er.

"Schön..." Sie war ein wenig überrascht, dass Sesshomaru ohne weitere Anfrage noch daran dachte, dass sie Wasser benötigte. Aber vermutlich war er das von Rin gewohnt.
 

In einem Canyon lag eine kleine Quelle. Trotz ihres Durstes war Kagome vorsichtig genug, erst zu fragen, ob das Wasser auch in Ordnung sei. Da beide Halbbrüder nickten, trank sie langsam. Das Wasser war eiskalt und nach der Wüstentour war ihr sehr warm. Sie verspürte nicht die geringste Lust, sich eine Magenverstimmung einzuhandeln. Inuyasha ließ sich neben ihr nieder, trank ebenfalls, wusch sich ein wenig den Schweiß ab, ehe er sich an die Felswand lehnte, Tessaiga im Schoss. Er spürte noch die Nachwirkungen dieses seltsamen Tunnels. Kagome musste schlechter dran sein.

"Wir können hier über Nacht bleiben, " sagte er: "Falls es denn hier eine Nacht gibt."

"Das weiß ich nicht." Sesshomaru stand mit dem Rücken zu ihnen und musterte den Canyon. "Aber da ihr beide offenkundig schon erschöpft seid, werden wir wohl eine Pause machen."

"Danke", murmelte Kagome ehrlich. Sie wusste, wenn er keine Rast machen würde, würde Inuyasha sie weitertragen, aber so war es besser. So setzte sie sich zu Inuyasha, lehnte sich ebenfalls an die Felswand und schloss die Augen.

Der Halbdämon spürte bald, wie ihr Kopf gegen seine Schulter fiel, als sie eingeschlafen war. Ein wenig verlegen rutschte er vorsichtig, damit sie bequemer liegen konnte, meinte aber leise: "Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl. Aber ich kann nichts wittern. Du?"

"Nein. - Es ist still hier." Sesshomaru stand noch immer mitten im Canyon.

Das stimmte. Jetzt, wo es sein Halbbruder erwähnte, fiel Inuyasha auch auf, dass sie hier nichts mehr gehört hatten, seit sie diese Wüste betreten hatten. Das Jammern im Tal, in dem sie zuerst gewesen waren, hatte genervt. Aber diese vollkommene Stille tat das auch, verursachte das seltsame Gefühl, das etwas nicht stimmen würde. "Na ja, wenigstens können wir uns etwas entspannen. Hier gibt es niemanden, der uns Ärger machen könnte."

"Du irrst dich."

"Bitte?" Zum ersten Mal bemerkte Inuyasha, dass der Hundedämon wie ein Wachposten dort stand. "Was ist los? Du hast doch gesagt, dass du auch nichts riechen kannst. Spürst du etwas?"

"Auch nicht. Aber unsere Sinne sind nicht unbedingt für das Zwischenreich geschaffen. - Du erinnerst dich an diese Senke am Rand der Wüste?"

"Über die ich drübergesprungen bin? Klar. Und?"

"Hast du nicht gesehen, dass das ein Fußabdruck war?"

Der Halbdämon holte tief Luft: "Nein, das habe ich nicht gesehen. Und du hast ja auch nichts gesagt!"

"Ich bin nicht für dich...und die da, verantwortlich."

"Schön und gut. Aber da läuft offenbar jemand herum, der wohl einige Nummern größer ist, als wir, uns vielleicht angreifen will. Meinst du nicht, du hättest mich etwas vorwarnen können? Ich fände es direkt nett, auch mal etwas zu erfahren, bevor der Angriff passiert."

Keine Antwort.

Schön, dachte Inuyasha. Immerhin habe ich die Information jetzt bekommen, warum er da so wachsam in der Gegend steht. Sekunde. Bedeutet das etwa, er bewacht UNS während der Pause, die er UNS zuliebe eingelegt hat? Dann ist er ja direkt netter, als es seine Worte vermuten lassen. Träum weiter, Inuyasha. Dieser Typ ist ein vollkommener Dämon und du in seinen Augen vermutlich noch weniger wert als ein Mensch. Obwohl er durchaus weiß, wie hoch meine Kampffähigkeiten sind. Keh, er hat vermutlich nur eingesehen, dass er ohne Tessaiga eher in Schwierigkeiten stecken kann.
 

Er musste dann auch irgendwie weggeträumt sein, denn sein Name weckte ihn:

"Inuyasha!"

Er sah auf und begegnete dem Blick seines Halbbruders, der sich dann jedoch abwandte und sehr aufmerksam rechts und links in die beiden Seiten des Canyon guckte.

Auch der Halbdämon spürte jetzt, dass sich etwas näherte, roch eine Art von Lebewesen. Der Witterung nach musste es sehr groß sein...Aber seltsamerweise war nicht zu erkennen, von welcher Seite der Geruch kam. Er schob Kagome weiter und sprang auf.

Diese erwachte auf diese Art etwas unsanft, wusste aber, dass sich jeder Protest erübrigte, als sie die Brüder seltsam einig nebeneinander stehen sah, und bemerkte, dass Inuyasha die Hand an Tessaiga hielt. So stand sie auch auf: "Kommt da etwas?"

Die beiden sparten sich eine Antwort, aber Inuyasha zog sein Schwert, das sich sofort deutlich verbreiterte. Von der Stelle aus, wo sie standen, konnten sie tiefer in den Canyon sehen- und das, was sich da näherte.

Sesshomaru sprang einen weiten Satz zurück, seine Hand allerdings ebenfalls am Griff des Schwertes.

"He!" protestierte sein jüngerer Bruder, der sich allein gelassen fühlte: "Ist der dir denn eine Nummer zu groß?"

"Das ist ein Affe."

"Hast du etwa gedacht, ich halte das für eine Katze?" Inuyasha war irritiert.

"Dummkopf." Sesshomaru drehte sich in die andere Richtung: "Affen sind nie allein."

Inuyasha begriff jetzt, warum sie nicht genau hatten wittern können, aus welcher Richtung der unerwünschte Besuch kam. Der näherte sich zu zweit von beiden Seiten des Canyon. Sie saßen hier in der Falle. Und das Wesen, das da auf ihn zukam, mochte gut fünf Meter Höhe haben. Aber Größe war nicht unbedingt alles, zumal der Unbekannte kein Schwert trug. Der Halbdämon aktivierte Tessaiga, wollte aber nicht angreifen, ehe nicht klar war, dass das ein Gegner war. Vielleicht trafen sich diese affenartigen Lebewesen einfach hier an der Quelle zum Trinken.

"Vorsicht!" schrie Kagome auf, die sich umgesehen hatte: "Oben stehen auch noch ein paar." Sie wich eilends zurück an die Felswand, als sie sah, dass einer der Fremden einen großen Stein in den Canyon warf.

Die beiden Halbbrüder hatten auf den Warnruf hin hastig einen Blick nach oben geworfen und sprangen seitwärts, um nicht getroffen zu werden.

Na schön, dachte Inuyasha. Also, das war ein eindeutiger Angriff. Ich muss zusehen, dass ich Kagome von hier wegbringe. Wir sitzen hier richtig wundervoll auf dem Präsentierteller. Er hob Tessaiga, schwenkte es ein wenig, um die Windenergie einzufangen, ehe er die gegen den Fremden warf, der ihm gerade ein beeindruckendes Gebiss zeigte. Immerhin schien der allein von dieser Seite gekommen zu sein. Er konnte wittern, dass Sesshomaru Tokejin eingesetzt hatte. Sie hatten sie wohl in die Zange nehmen wollen. Er sah hastig nach oben. Jetzt konnte er vier der Wesen entdecken, die alle Steine hinunterwerfen wollten. Mist. Das war nicht sehr gut. Er schob Tessaiga in die Scheide, während er schon hinüber zu Kagome sprang, die sich wohlweislich an die fast senkrechte Wand presste: "Komm, schnell!" Er warf sie sich mehr oder weniger über die Schulter.

Aber sie wusste, dass das kein guter Augenblick war, ihm einen Vortrag über die höfliche Behandlung von Mädchen zu halten. Sie mussten zusehen, dass sie hier verschwanden und das tat der Halbdämon, als er mit hohen weiten Sätzen den Canyon weitersprang. Sie wagte es, nach oben zu blicken. Die Affenwesen schienen wütend zu sein, dass ihre Beute entkommen wollte und begannen hinter ihnen herzulaufen. Wo war eigentlich Sesshomaru? Aber noch während sie das dachte, war er praktisch bei ihnen. Sie vergaß manchmal, wie schnell ein vollwertiger Dämon war - oder auch, wie sehr Inuyasha sich zurücknahm, ihr zuliebe.
 

Sie liefen aus dem schmalen Tal hinaus, wieder auf die Ebene der Dhorn-Wüste. Dann sahen sie sich um.

"Sie scheinen aufgegeben zu haben", sagte Inuyasha und setzte Kagome ab. "Schön: Ich will hier nicht mehr Leute umlegen, als unbedingt nötig. Wir gehören hier nicht her und wissen nichts über sie."

Sein Halbbruder gab ihm im Stillen Recht. Darum hatte auch er nicht weiter gekämpft. Das Letzte, was er wollte, war, dem Dieb Tensaigas auch noch in die Hände zu spielen.

"Was waren denn das für Wesen?" erkundigte Kagome sich bei Sesshomaru, dem sie am ehesten zutraute, eine Ahnung über die Kreaturen des Zwischenreiches zu haben.

Aber der antwortete nicht.

Darüber wütend sah sie zu Inuyasha: "Also, weißt du das?"

"Nein. Ist mir aber auch egal. Wenn jemand mit Steinen nach mir schmeißt, ist er nicht gerade mein Freund, oder? Irgendwie so etwas Ähnliches wie Affen. Eben eine Nummer größer."

"Nicht nur eine. Das war ja schon eher King Kong Format." Dann fiel ihr ein, dass die beiden wohl kaum wussten, wer King Kong sei: "Na, egal. - Sesshomaru, wohin sollten wir jetzt gehen, um Tensaiga zu finden?"

"Ja, genau." Inuyasha nahm nicht an, dass der Hundedämon Kagome antworten wollte: "Du hast doch sicher eine Ahnung, wo du die Suche anfangen willst. Und du hast diesen Plan."

"Ja." Sesshomaru setzte sich in Bewegung: "Auf diesem Plan gab es nur zwei Angaben, die sich nicht auf eine Landschaft bezogen. Es scheinen Dörfer zu sein, in jedem Fall, bewohnte Orte. Und dort werde ich beginnen."

Das war immerhin eine Antwort, wenn auch keine, mit der sich viel anfangen ließ.

"Bewohnte Orte?" fragte Kagome trotz ihrer schlechten Erfahrungen: "Diese Affenwesen etwa?"

"Kaum." Er drehte nicht einmal den Kopf.

"Kaum", bestätigte Inuyasha: "Du hast doch gesehen, dass die nicht einmal bewaffnet waren oder auch nur etwas angezogen hatten. Wie sollten die denn Häuser bauen? - Aber, sag mal, Sesshomaru: vielleicht könntest du uns während unserer Wüstenwanderung hier doch erzählen, was da so alles vor uns liegt? Falls wir an einen bewohnten Ort kommen, wäre es vielleicht ganz sinnvoll, zu wissen, wie man da wieder weg kommt."

"Angst?"

"Keh! - Quatsch. Aber manchmal ist Rückzug die bessere Taktik. Wie vorher gerade."

Eine Weile herrschte Schweigen und Kagome hatte die Hoffnung schon aufgegeben, je eine Information zu bekommen, als der Hundedämon sagte: "Wir werden bei Sonnenuntergang vermutlich den Toten Wald erreichen."

"Den Toten Wald", wiederholte Kagome: "Das hört sich alles nicht sonderlich angenehm an.- Müssen wir da durch, um einen bewohnten Ort zu erreichen?" Sie rechnete eigentlich nicht mit einer Antwort, da er sie beharrlich zu ignorieren schien.

Aber er gab Auskunft, unvorhersehbar wie eh und je: "Ja. - Das ist der eine bewohnte Ort. Calanta. Er liegt in direkter Linie von dem Zugang zu dieser Welt entfernt."

"Also war das der nähere", schloss Inuyasha: "Und wo ist der andere?"

"Im Norden." lautete die erschöpfende Aufklärung. Sesshomaru beschleunigte seinen Schritt. Anscheinend war die Unterhaltung beendet.

Die beiden anderen konnten sich nur ansehen und die Schultern zucken.
 

Die seltsam rote Scheibe am Himmel, die die Sonne dieser Welt darstellte, senkte sich langsam gegen den Horizont und Kagome hätte eine erneute Pause nicht schlecht gefunden. Aber sie wollte auch nicht diesem arroganten Mistkerl, dem sie hier hinterherlaufen durfte, die Gelegenheit bieten, die Schwäche von Menschenmädchen zu sehen. So biss sie die Zähne zusammen und schwor sich, durchzuhalten. Inuyasha warf ihr einen besorgten Blick zu. Sie hoffte nur, dass er ihr nicht wieder anbieten wollte, sie zu tragen. Sie hätte das Angebot gern angenommen, aber ihr Stolz warnte sie. So wäre es besser, wenn er sie gar nicht fragen würde.

Sie hatte in jedem Fall das Gefühl noch nie so geächtet worden zu sein- und das unschuldig. Immerhin war es ja wohl nicht ihre Idee gewesen, sie hierher mitzuschleppen. Wenn der Hundedämon schon sauer war, dass sie hier mit herumlief, sollte er das doch gefälligst mit Inuyasha ausmachen. Aber vermutlich wäre das bloß wieder ein Duell geworden. Inuyasha tat jedenfalls so, als sei das Verhalten seines Halbbruders ihr gegenüber vollkommen normal. Ihre Stimmung war langsam aber sicher im Keller. Warum hatte sie sich bloß die Mühe gemacht, diesen ...diesen Hundekerl wieder in menschliche Fasson zu bringen? Als Wuffi war er deutlich friedlicher gewesen. Nun gut, gab sie sich zu. Wer weiß, wie lange er das noch gewesen wäre, hätte sie sich geweigert, ihn zurückzuverwandeln. Es war auch zu blöd. Er war einfach zu mächtig, als dass er nicht daran gewöhnt war, tun und lassen zu können, was immer er wollte. Und vermutlich nahm er sogar an, sie einigermaßen freundlich zu behandeln. Er erlaubte ihr, hinter ihm herzulaufen und brachte sie nicht sofort um.

In Ordnung. Sie seufzte etwas. So konnte man das natürlich auch betrachten. Sie bemerkte, dass Inuyasha sofort neben ihr war: "Ich bin okay", sagte sie hastig: "Alles in Ordnung..."

"Tatsächlich?"

"Ja. Ich war nur in Gedanken." Ein Duell zwischen den Brüdern? Hier? Und möglichst noch, dass Inuyasha verlor? Was dann aus ihr werden sollte, wollte sie sich nicht mal vorstellen. Sie sah wieder geradeaus, bemüht, ihn nicht weiter fragen zu lassen. Dabei entdeckte sie etwas wie eine schwarze Linie am Horizont, die ihr zuvor nicht aufgefallen war: "Weißt du, was das da vor uns ist?"

Inuyasha blickte in die Richtung: "Das könnte ein Wald sein...aber es ist nichts zu riechen, dass es einer ist. Okay, er heißt ja auch der Tote Wald. Vielleicht ist da etwas verzaubert oder ein Bannkreis darum..."
 

Sesshomaru hatte genügend Übung darin, Gespräche, die in seinem Rücken geführt wurden, zu ignorieren, sie aber dennoch wahrzunehmen. Da er keinen Grund entdecken konnte, sich in diese Unterhaltung einzumischen, setzte er nur seine Wanderung fort, überlegte sich lieber wieder einiges, was er mit Tensaigas Dieb anstellen würde, wenn er ihn erst einmal in den Fingern hatte. Und das würde hoffentlich nicht mehr zu lange dauern. Vielleicht war der Dieb in Calanta zu finden, oder zumindest ein Hinweis auf ihn. Irgendwann musste doch auch einmal wieder etwas in seinem, Sesshomarus, Sinn, klappen. Pech gehabt hatte er in den letzten Tagen schon mehr als in allen Jahrhunderten zuvor. Nun gut. Wenn man von jenem einen Tag absah, als Inuyasha Tessaiga gefunden hatte- und er selbst auf die dämliche Idee gekommen war, sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Dieser Einfall hatte ihn seinen linken Arm gekostet. Und diesem halbdämonischen Schwachkopf das mächtigste Schwert der Welt in die Hände gegeben...Obendrein hatte der nun die Nerven gehabt, ihm helfen zu wollen. Schlimmer, ihm sogar zu helfen. Und zu allem Überfluss Kagome mitzuschleppen. Schön, in der anderen Zeit war sie ganz nützlich gewesen, aber hier, in der Welt zwischen Leben und Tod? Alles war nur die Schuld dieses Diebes. Wenn er den in die Finger bekommen würde... Dieser Satz war nun wirklich zu seinem Mantra geworden.
 

"Ich denke, mein Hamster bohnert", entfuhr es Kagome nicht sehr ladylike, als sie sich dem Toten Wald näherten. Vor ihnen tauchte eine riesige Fläche schwarzer Bäume auf, alle verdorrt, ohne Blätter. Selbst dazwischen schien sich nur Dunkelheit auszubreiten.

Inuyasha sah zu ihr: "Was ist das? Eine Weisheit aus deiner Epoche?"

"Nein...Ich bin überrascht, das heißt das."

"Na ja. Gemütlich ist etwas anderes, " gab der Halbdämon zu: "Es ist nichts zu wahrzunehmen. Scheinbar gibt es dort überhaupt nichts Lebendiges."

Der führende Hundedämon blieb stehen: "Scheinbar", betonte er.

"Wieso?" Sein Halbbruder trat neben ihn: "Kannst du etwas wittern?" Kagome blieb lieber neben Inuyasha stehen.

"Nein. Aber die Affenwesen habe ich auch erst bemerkt, als sie nahe waren."

"Das stimmt." Und ich war sogar eingeschlafen und hätte sie noch später gerochen, ergänzte Inuyasha in Gedanken. "Kagome, warte hier. Ich werde mal sehen, ob man aus der Nähe etwas anderes wittern kann."

"Aber, Inuyasha.." Es war ihr nicht sonderlich recht, hier in der Wüste herumstehen zu sollen: "Ich komme lieber mit..."

"Nimm sie nur mit." Sesshomaru sah zu dem Wald: "Ich werde hinüber nach links gehen. Treffen wir uns dort an der großen Eiche."

"Keh!" murmelte sein jüngerer Bruder, der es hasste, so herumkommandiert zu werden. Aber immerhin hatte der Hundedämon wohl inzwischen eingesehen, dass sie zu zweit schneller Gefahren bemerken konnten. Von Teamarbeit war das allerdings noch weit entfernt. Aber immerhin: er durfte nicht vergessen, dass es noch nicht so lange her war, dass sie sich Duelle auf Leben und Tod geliefert hatten. So blickte er nur seitwärts: "Dann komm, Kagome. Aber du gehst in jedem Fall nicht mit in den Wald. Immerhin hast du keine Pfeile dabei."

Das musste sie zugeben. Aber irgendwie fand sie es besser, wenn er nicht zu weit weg von ihr war. Kagome hatte ein komisches Gefühl, in dieser fremden Welt. Sie wusste, dass sie eine gehörige Portion Mut besaß und so war sie ein wenig überrascht über ihre unvermutete Besorgnis. Aber vielleicht lag das nur an dieser roten Sonne, diesem roten Himmel. Das machte sie vermutlich einfach nervös. Sie blieb am Rand des Toten Waldes stehen, als Inuyasha es auch tat: "Und?" erkundigte sie sich: "Riechst du etwas?"

"Schwer zu sagen. Dieser Wald ist jedenfalls echt tot. Es gibt keine Blätter, kein Gras zu riechen...Und zu sehen ist auch nichts. Diese komische Dunkelheit zwischen den Bäumen macht es ja praktisch unmöglich, weiter als fünf Schritte zu sehen." Er hob etwas die Nase: "Hm. - Warte hier mal."

"Aber.." Sie sparte sich den Rest ihres Satzes, da der Halbdämon bereits zwischen den Bäumen verschwand und in dieser wahrhaft ägyptischen Finsternis aufgesogen wurde. Hatte er doch etwas gehört? Warum konnte dieser Idiot denn nicht warten, bis Sesshomaru wieder da war? Wenn da wirklich etwas war, hätten die Hundebrüder doch gemeinsam sicher bessere Karten? Oder wollte dieser Dummkopf mal wieder seinem großen Bruder zeigen, wie gut er war? Aber warum musste sie dann hier alleine herumstehen? Sie rieb sich etwas die Oberarme. Die Sonne senkte sich nun schon deutlich und sie nahm an, es würde bald Nacht werden: und eine ziemlich sicher empfindlich kalte Nacht, wenn diese Dhorn-Wüste auch nur einigermaßen Wüsten im Diesseits entsprach. Sie wollte sich umdrehen, zur Sonne sehen, als sie sich plötzlich wunderte. Seit wann konnte sie denn drei Schatten werfen?
 

*******************************************
 

Nun, ich hoffe, man konnte Ansätze von Teamwork erkennen.
 

Das nächste Kapitel heisst: "Gefangen".
 

Wie immer: wer so nett ist, mir einen Kommentar zu schreiben, bekommt auch eine ENS, wenn das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

Bye und danke für euer Interesse
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (39)
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Von:  Roza007
2013-09-20T13:21:27+00:00 20.09.2013 15:21
Das würde ich nicht gerade als Teamwork bezeichnen, eher als respektvoller Umgang in Momenten in denen man einfach nicht anders Handeln kann oder keine andere Idee hat, die von einem allein ausgeführt werden kann. (komplzierter Satz^^)
Arme Kagome, so ganz allein, mit drei Schatten. :)

LG
Roza
Von: abgemeldet
2008-12-08T15:15:21+00:00 08.12.2008 16:15
Na.
Ob das als Teamwork angeht.
Ich weis ja nicht so recht
JLP
Von:  astala7
2008-01-13T19:33:13+00:00 13.01.2008 20:33
Der hamster bohnert? Nun, mich hätte eher ein Pferd getreten...
Ich frag mich ob sie den Schwertdieb tatsächlich noch ein bisschen quälen, oder ob sie ihn doch wieder nur töten.
Jedenfalls scheinst du hierbei eher Gewicht auf die Reise an sich und nicht auf den Kampf zu legen.
Von:  don-kun
2007-03-04T18:42:55+00:00 04.03.2007 19:42
"wahrhaft ägyptischen Finsternis" Häh? Naja, jedem das seine. Aber n tolles Kapitel. Sesshys Mantra wird dem Dieb noch zum Verhängnis.
Von:  yamina-chan
2006-08-01T15:44:08+00:00 01.08.2006 17:44
Eigentlci hatte ich mir ja vorgenommen, ganz am Schluss ein Sammelkommentar zu hinterlasen, aber jetz habe ich doch mal eine Anmerkung:
"wahrhaft ägyptische Finsternis"
Was hat man darunter zu verstehen?? Finsterniss assoziiere ich nicht gerade mit Ägypten -und umgekehrt...
Von:  Teilchenzoo
2006-01-30T20:22:31+00:00 30.01.2006 21:22
Monsteraffen gibt´s da also auch ... und Umweltverschmutzung ... so ein ganzer toter Wald ... (okay, ist lahm...)

Wie immer ein gutes Kapi.
Von:  SeiyaDarkside
2005-10-29T10:46:21+00:00 29.10.2005 12:46
Total Spannend.

kisu

Seiya (^^)V *wink*
Von: abgemeldet
2005-05-09T18:17:38+00:00 09.05.2005 20:17
aloha^^

tja, endlich auch mal mein senf zu der story (hat ja auch lang genug gedauert^^)

die story is ehrlich gesagt super. sie ist abwechslungsreich und überraschend, es passiert immer etwas neues und unerwartetes.
dein schreibstil ist sehr gut, sehr spannend und ansprechend, man taucht quasi ganz in die geschichte ein.

was mich vllt ein bissl verwundert, ist, dass Sesshoumaru so nett ist... nun gut, er hat ihre hilfe benötigt, aber trotzdem... naja, es stört nicht und ist der geschichte nur zu gute.

ich bin erst bei anfang kapitel 7 (les bald weiter - hab mal nur wieder keine zeit *gernervt von der schule*), aber dennoch ein riesenkompliment. da kann ich mir ne menge von abgucken.

was meine eigenen ff angeht... hab ne ganze menge ideen, bin aba zu faul, sie aufzuschreiben (das bissl freizeit will ich genießen, außerdem hab ich ca. 20 mangas gelesen *lol*)
meine andre ff hingegen.... da hab ich bald das zweite kapi oben. (kann noch n bissl dauern). nur falls es dich interessiert (ich persönlich find sie besser, obwohl ich erst seeeeehr wenig geschrieben habe - aba es kommt noch)
naja, genug werbung gemacht.

sry, dass es so lang gedauert hat.

liebe grüße Aye-chan
Von: abgemeldet
2005-03-26T11:59:32+00:00 26.03.2005 12:59
Also deine FF zieht mich immer mehr in seinen Bann, die ist supergenial und mit viel Humor, so lieb ich das
Oh oh, Kagome und drei Schatten, das klingt nicht sehr gut...
Also ich les mal weiter
Liebe Grüße
Lina-san
Von:  _Feena_
2005-03-18T18:17:22+00:00 18.03.2005 19:17
geeeeeeeeeeeiiiilo

ist absoluter hammer ! total genial... und sessi wird auch immer netter!
ich bin total gespannt wies weitergeht...
da hilftnur eins!
WEITER!!!!! schreib weiter!!!!
hdl
feena90


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