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The thief who stole my heart

von

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Ein zufriedenes Grummeln von sich gebend, schmiegte Tala sich enger an einen muskulöse Oberkörper, genoss die Wärme, welche die Hände auf seinem Rücken und die um seine Hüfte geschlungenen Arme in ihm auslösten. So gut…

Bei der Erkenntnis, in wessen Armen er da gerade lag, flogen die Augen des Rotschopfes schlagartig auf. Sanft lächelnd wuschelte Bryan ihm durchs Haar: „Morgen…“

„Was hast du mit mir gemacht?“, als Tala diese Frage stellte, saß er schon samt Decke zusammengekauert am anderen Ende des Bettes. Zu seiner Erleichterung durfte er feststellen, dass Bryan zumindest eine dunkelblaue Schlafanzughose trug – die Hose des Seidenpyjamas, dessen Oberteil er selbst anhatte.

„Gar nichts habe ich getan! Du warst so verängstigt, da habe ich dich eben mit in mein Bett genommen und mich an dich geschmiegt. Immerhin haben wir das als Kinder auch immer gemacht, wenn es einem von uns dreckig ging…“ Als Kinder, ja… Da hatten sie einander noch uneingeschränkt vertraut. Und genau im Gedenken an diese Zeiten hatte Bryans Verrat ihn damals ja auch so enttäuscht…

Fluchtartig wollte Tala das Bett verlassen, doch Bryan hielt ihn davon ab: „Komm, leg dich wieder hin und versuch noch ein wenig zu schlafen! Ich geh auch derweil das Frühstück vorbereiten…“

Tala wusste, sein Verhalten war inkonsequent; dennoch konnte er nicht verhindern, dass ein längst verloren geglaubter Teil seiner selbst ihn dazu brachte, sich wieder hinzulegen, die Nase im Kissen zu vergraben und Bryans Geruch zu inhalieren. Auch, wenn er es nicht zugeben wollte, so hatte er seinen Exliebhaber doch vermisst, tat es im Grunde immer noch… Was jedoch nichts daran änderte, dass er Bryan nie wieder an sich heranlassen durfte, wenn er nicht wieder verletzt werden wollte. Schließlich war für den Lilahaarigen das ganze Leben nur ein Spiel…

Schon in ihrer Kindheit war das so gewesen. Man denke nur an ihre ersten Fluchtversuche zurück: Eines Tages hatte Bryan beim Mittagessen vollkommen beiläufig erwähnt, er gedenke aus der Abtei abzuhauen. Dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte, glich er durch zwei Dinge aus: Zum einen durch eine schier unerschöpfliche Begeisterungsfähigkeit für nahezu unmögliche Aufgaben und zum anderen durch Tala. Loyal wie der Rothaarige war, leistete er nicht den geringsten Widerstand, als Bryan ihn auf den Gepäckträger eines Fahrrades setzte und dann losfuhr. Selbst als Pater Boris – Abteivorsteher und stolzer Besitzer ihres Fluchtfahrzeuges – sie mit einem hinter ihnen her geschleuderten Filzpantoffel niederstreckte und für eine Woche in ein feuchtes, vom Tageslicht gänzlich abgeschnittenes Kellerverlies sperrte, hatte er weiterhin an Bryan geglaubt. Seltsam, aber solange der Andere bei ihm gewesen war hatte es sich gar nicht so erniedrigend angefühlt, mit knurrendem Magen in der Dunkelheit zu sitzen und seinen Durst zu lindern, indem man Wassertropfen von der Wand ableckte…

„Lass es dir schmecken!“, lächelnd stellte Bryan ein hölzernes Tablett auf den Nachttisch, ehe er sich vorsichtig auf die Bettkante sinken ließ. Dabei achtete er ganz genau auf Talas Reaktion, beinahe so, als sei der Andere ein besonders seltenes Tier, das es ja nicht zu verschrecken galt.

Gereizt ließ besagte gefährdete Spezies wieder die Teetasse sinken, die sich bis eben noch auf dem Weg zum Mund befunden hatte: „Was ist?“ „Nichts… Ich hab dich einfach schon lange nicht mehr so neben mir gehabt; leicht verschlafen, die Haare verwuschelt…“ Bevor Bryan weiterreden konnte, war Tala schon aufgesprungen und ins Wohnzimmer gestürmt, um sich anzuziehen; er wusste, worauf das jetzt wieder hinauslief. Jedes Mal in ihrer Beziehung, wenn der Lilahaarige ihn so angesehen hatte, waren sie im Bett gelandet.

„Was machst du da?“, mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete Bryan sein Treiben. „Nach was sieht’s denn aus?“, achtlos warf Tala das Schlafanzugoberteil auf die Couch, während er gleichzeitig versuchte, einen schwarzen Rollkragenpullover über den Kopf zu ziehen. „Du musst noch den Auftrag mit mir durchziehen…“

Für einen Moment hielt Tala in der Bewegung inne, nur um dann doppelt so schnell mit seiner Tätigkeit fortzufahren. Als ob er das nicht gewusst hätte…

„Ich gehe nur ein paar Sachen aus meiner Wohnung holen.“, sofort hätte er sich in den Hintern beißen können. Das hörte sich ja fast so an, als wolle er bei Bryan einziehen! Offenbar hatte der Lilahaarige das ähnlich aufgefasst, denn sofort zierte ein zufriedener Ausdruck sein Gesicht: „Schön. Ich komme mit!“ „Klar, nur du, ich und mein Wäschesack auf deiner Höllenmaschine von Motorrad… Vergiss es!“
 

Seufzend sah Tala sich in der Ruine um, die er als seine Wohnung bezeichnete. Endlich war er Bryan mal für mehr als fünf Minuten los… Na ja, wenn er ehrlich war, hatte er den Anderen nicht aus diesem Grund verboten ihn zu begleiten, sondern weil ihm diese Bruchbude peinlich war. Obwohl sie schon in schlimmeren Kaschemmen gehaust hatten…

Mit dem Anflug eines Lächelns strich Tala ein Bild glatt, das mit einem Magneten an seinem Kühlschrank befestigt war. Ihr erstes Weihnachtsfest nach ihrem Ausbruch hatten sie in einer richtig miesen Absteige zugebracht. Damals hatten sie die Wahl zwischen einem Tannenbaum auf der einen und einer netten Unterkunft auf der anderen Seite gehabt. Vollkommen verständlich, wie sie sich entschieden hatten, oder?

Bryan hatte sich wie ein Schneekönig über den Christbaum gefreut. Ihm war es vollkommen egal gewesen, dass das Ding wie verrückt nadelte und ganz entsetzlich klebte; er hatte trotzdem mit glänzenden Augen davor gesessen und die Dekoration bestaunt, die Tala aus Alufolie und alten Zeitungen gebastelt hatte.

Aber er war nicht hier, um in Erinnerungen zu schwelgen. Eilig schnappte Tala sich alles an sauberen Klamotten, was er finden konnte und stopfte es in einen großen, aus braunem Leinenstoff bestehenden Seesack. Dabei versuchte er sich einzureden, er täte das nur, weil er unmöglich wissen konnte, wann der Auftrag beendet war; sein Verhalten hatte absolut nichts mit Bryan zu tun!

Apropos: Vielleicht sollte er besser seine Zähne putzen; immerhin wollte man ja niemanden mit seinem Mundgeruch umhauen…

Mit der Zahnbürste im Mund suchte Tala auch noch seine letzten Habseligkeiten zusammen. Dabei blieb sein Blick an dem Revolver hängen, der drohend auf dem Tisch lag. Eigentlich war das Plan B gewesen, falls die Kasinoaktion geplatzt wäre… Gedankenverloren steckte Tala die Schusswaffe ein und schwang sich den Seesack über die Schulter. Sicher war sicher. Nach kurzem Zögern nahm er auch noch das Foto von sich und Bryan an sich. Ja, sicher war sicher…
 

Vor dem Haus wartete Bryan auf ihn. Argwöhnisch sah Tala sich um: „Wie bist du hierher gekommen?“ „Ich bin dir gefolgt.“, der Lilahaarige musste unwillkürlich grinsen, „Aber wenn du meinst, WIE ich hierher gekommen bin, so kann ich dich beruhigen: Das Motorrad steht immer noch vor meiner Wohnung. Ich dachte, wir könnten mit der Metro fahren…“

Geflissentlich ignorierte Tala die ausgestreckte Hand seines Kollegen, trug seine Habe weiterhin stur selbst: „Um mir wieder die Eisenschranke gegen die Beine schlagen zu lassen, nur weil du meinst schwarzfahren zu müssen? Nein danke.“ „Und wenn wir uns ein Taxi teilen?“ „Kostet Geld und außerdem weiß jedes Kind, dass man sich die Fahrt nicht mit irgendwelchen zwielichtigen Fremden teilen soll.“ Halb im Scherz blies Bryan seine Backen auf: „Na hör mal, ich bin doch kein Fremder!“

„Diesen Eindruck hatte ich aber durchaus, als du mich damals sitzengelassen hast.“, in dem Augenblick, in dem er es sagte, wusste Tala bereits, dass es falsch war; der wenige Sekunden aufflammende, verletzte Ausdruck in Bryans Augen bot da einen mehr als deutlichen Hinweis.

Der kämpfte sichtbar um seine Fassung: „Verdammt, Tala, warum sagst du immer wieder solche Sachen?“ Ganz einfach: Weil er keine Lust mehr darauf hatte, sich verletzbar zu machen. Andernfalls würde Bryan ihm bloß früher oder später wieder das Herz brechen... Ein schreckliches Gefühl, auf das er nur zu gerne verzichtete.

Als Tala stumm blieb, seufzte Bryan: „Schön, dann rede eben nicht mit mir. Aber um auf das Problem des Transportmittels zurückzukommen: Wir fahren Taxi, basta. Zu Fuß dauert es einfach zu lange, an den verabredeten Treffpunkt zu kommen.“

„Was für ein Treffpunkt?“, vor Misstrauen darüber, was sein ehemaliger Geliebter nun schon wieder ausgeheckt hatte, vergaß Tala seinen Vorsatz, kein Wort mehr mit Bryan zu wechseln.

„Nun, unser Auftraggeber will uns eben die bestmögliche Ausrüstung zukommen lassen..“
 

Touristen, Spaziergänger, verliebte Pärchen – das waren nur einige wenige Beispiele für die Menschen, die den Roten Platz bevölkerten. Und dennoch schaffte Spencer es problemlos, aus der Masse herauszuragen wie ein Riese inmitten einer Kolonie von Gartenzwergen. Als sie sich dann gegenüberstanden, nickte der blonde Hüne ihnen nur einmal kurz zu, überließ stattdessen seinem Partner das Reden. Mit niedergeschlagenen Augen grummelte Ian einige Begrüßungsworte, ehe er eine Aktentasche an Bryan weiterreichte. Seltsam, aber diese Körperhaltung kam Tala bekannt vor…

Ein kleiner Junge, kaum älter als sechs. Pater Boris hatte ihn nicht ausstehen können, weil er zu schmächtig und schwach war, um schwerere Arbeiten zu verrichten. Die anderen Kinder hatten ihn als das schwächste Glied in der Kette erkannt und dann jede sich bietende Gelegenheit genutzt, um ihn wie ein wildes Tier durch die Gegend zu hetzen, ihren eigenen Frust so an ihm auszulassen. Tala war nicht besonders stolz darauf, doch auch er hatte zu denjenigen gehört, die ihren Hass und ihre Verzweiflung herausließen, indem sie den Anderen verprügelten, dabei mit der Zeit in ihrem Vorgehen immer brutaler wurden…

Eine warme Hand fuhr vorsichtig über Talas Wange, wischte eine einzelne Träne weg, von der er bis eben nicht mal gewusst hatte, dass er sie vergossen hatte. Noch während der Rothaarige im Begriff war zusammenzuzucken, realisierte er, dass es sich um Bryans Hand handelte. Augenblicklich entspannte er sich wieder: „Verdammt, was soll das? Willst du mich wie ein Weichei vor Ian und Spencer dastehen lassen?“ Stirnrunzelnd sah Bryan ihn an: „Die Beiden sind schon längst wieder gegangen. Übrigens: Wir sollten auch langsam aufbrechen.“

„Die Zwei stammen auch aus der Abtei.“, zum ersten Mal seit sie sich wiedergetroffen hatten, äußerte Tala eine Feststellung, keine Anklage. Gedankenverloren nickte Bryan: „Irgendetwas hat Spencer auf der Flucht so sehr verstört, dass er deswegen seine Stimme verloren hat.“ „Tja, Pater Boris hatte eben schon immer eine ganz eigene Wirkung auf Menschen…“, ein humorloses Lächeln umspielte Talas Mundwinkel, „Wir hatten damals ein verdammtes Glück, was?“ „Nein; aber dafür hatten wir einander…“, flüchtig ergriff Bryan Talas Finger, drückte sie kurz, ehe er losließ um nach einem Taxistand zu suchen.
 

Während sie alles für den heutigen Abend vorbereiteten, machte sich eine seltsame Leichtigkeit in Tala breit. Es fühlte sich gut an, mal nicht ganz allein die Verantwortung tragen zu müssen, jemanden zu haben, mit dem man über seine Bedenken reden konnte. Nein, er hatte Bryan immer noch nicht vergeben, würde vielleicht nie die dazu nötige Kraft aufbringen, aber dennoch konnte er nicht abstreiten, dass er Sehnsucht nach der Nähe verspürte, die sie einst zueinander gehabt hatten.

„Hier, zieh den an!“, auffordernd warf Bryan ihm einen schwarzen Overall zu, „Damit wir im Dunkeln nicht so schnell gesehen werden.“ „Danke, ich weiß sehr wohl, wofür der ist!“, missbilligend verzog Tala das Gesicht, „Oder warum sollte ich sonst ständig herumlaufen, als wollte ich zu einer Beerdigung?“ „Keine Ahnung; vielleicht weil die Farbe Schwarz dir so hervorragend steht?“, ohne weiter auf ihn zu achten, machte Bryan sich ans Aufknöpfen seines Hemdes. Zum Vorschein kam ein athletisch gebauter Oberkörper, bei dem jede Bewegung das anmutige Zusammenspiel von Muskeln zur Geltung brachte. Unwillkürlich musste Tala schlucken; ja, er verspürte definitiv Sehnsucht nach Nähe…

„Mist, ich krieg dieses Scheißteil nicht zu.“, fluchend zog und zerrte Bryan am Reißverschluss seines eigenen Overalls herum, der irgendwo zwischen Hüften und Bauchnabel zu bocken beschlossen hatte, „Was muss das Ding aber auch so verdammt hauteng sitzen?“ Mit zittrigen Händen kam Tala auf ihn zu: „Warte, ich helfe dir!“

Im Rausch des Halbschlafes heute Morgen hatte er es nicht wahrgenommen, aber Bryans Haut war noch immer so weich wie früher. Unbehaart und angenehm kühl unter seinen Fingern, lockte sie Tala regelrecht, die einzelnen Muskelstränge nachzufahren, sich jedes kleinste Detail über diesen göttlichen Körper wieder in Erinnerung zu rufen.

Nur mit Mühe konnte der Rotschopf dem Drang seiner Hormone widerstehen, um einen einzelnen großen Fussel aus dem Reißverschluss herauszuklauben und diesen dann hochzuziehen. Dafür befand er sich nun Auge in Auge mit Bryan. Minutenlang starrten sie einander an, ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, ihre Blicke gefangen in den Augen des Anderen.

Verlegen räusperte sich Bryan: „Danke. Du solltest dich jetzt fertig machen, damit wir gehen können…“ „Ja. Ja, das sollte ich wirklich.“, Tala konnte nicht verhindern, dass er sich wie ein kompletter Vollidiot vorkam, als er seinen Overall vom Boden aufhob und ins Bad schlurfte.
 

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An sich war ihr Plan recht einfach: Während Bryan die Wachen auf dem Grundstück ablenkte und sich um die Überwachungskameras kümmerte, würde Tala durch ein Kellerfenster des Hauses einsteigen. Das Belüftungssystem sollte ihn dann hinauf in die Bibliothek des Hausbesitzers bringen, von der aus er nur noch wenige Meter bis zur Galerie zu laufen hatte. In einem unmittelbar an sie angrenzenden Raum hing das Bild einfach so herum, es würde also nicht so schwierig werden, es auf dem selben Weg aus dem Haus zu schaffen, auf dem er hineingekommen war…

Oder zumindest hatte Tala das gedacht, bevor sie vor dem gut dreieinhalb Meter hohen Eisenzaun standen; jetzt, da er das Anwesen ohne Festbeleuchtung und nur ins kränkliche Licht des Mondes gehüllt sah, war er sich da plötzlich gar nicht mehr so sicher. Auf einmal wirkte die gestern noch so freundlich erscheinende Villa mit ihren vielen Fenstern wie ein Totenschädel, dessen Gesichtszüge bis in alle Ewigkeit in einem humorlosen Grinsen erstarrt waren…

„Na los, jetzt komm schon!“, ungeduldig sah Bryan, der schon auf halber Höhe des Zaunes angekommen war, zu ihm hinab. Den Kloß in seinem Hals herunterschluckend, machte Tala sich zögerlich nickend ans Klettern.
 

Während er geduckt über das Gelände schlich, verstärkte sich Talas schlechtes Gefühl immer weiter. Das hier war zu einfach… Sicher, es gab Wachen und Sicherheitsanlagen und das alles, aber würde man normalerweise nicht sämtliche Eingänge so gründlich wie möglich absichern, sofern man über ausreichend Geld verfügte? In der Abtei hätte man es sicher getan – und da war für absolut nichts ausreichend Geld vorhanden gewesen. Obwohl, dort stellten die Ausgänge wohl ein weitaus größeres Problem dar…

Talas Vorahnung bestätigte sich, als dort, wo sich das Kellerfenster hätte befinden sollen, eine stabile Wand aufragte. Man konnte gut erkennen, wo die ehemalige Öffnung mehr schlecht als recht verputzt worden war.

„Verdammt, Tala, mach dass du da reinkommst! Ich hab keine Lust, dass die dich doch noch entdecken.“, tönte Bryans Stimme durch einen knopfgroßen Sender in sein Ohr. Nur mühsam konnte Tala seinen Unwillen herunterschlucken: „Würde ich ja gerne, nur leider gibt es da ein klitzekleines Problem: Es gibt kein Kellerfenster. Irgendwelche bahnbrechenden Ideen, großer Meister?“ Bryans Antwort klang gehetzt: „Was weiß ich? Lass dir selbst was einfallen; ich bin grade zu beschäftigt damit, mich nicht erwichen zu lassen.“ Ein schrilles Pfeifen ertönte und dann herrschte endgültig Stille.

Leise fluchend rieb Tala sich das schmerzende Ohr. Schön, von Bryan hatte er also momentan keine Hilfe zu erwarten; eigentlich sollte er ja mittlerweile daran gewöhnt sein… Schließlich war er immer der Dumme gewesen, der Bryans waghalsige Pläne hatte ausführen dürfen. Ihr Ausbruch aus der Abtei war der beste Beweis dafür..

Die Nacht war kalt gewesen, genau wie alle Nächte zuvor; nicht im mindesten hatte es nach einer Veränderung ausgesehen. Und dennoch hatte Tala sie gespürt, als Bryan und er auf Zehenspitzen durch die wie ausgestorben daliegenden Gänge geschlichen waren, sorgsam darauf bedacht, nur ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. In jedem Schatten hatten sie einen Feind gesehen, hinter jeder Ecke einen potenziellen Verräter. Erst, als sie mit klopfenden Herzen vor einem schmalen, vergitterten Fenster standen, das die einzige erreichbare Verbindung zur Außenwelt darstellte, war ihr Adrenalinspiegel so weit abgeflacht, dass sie einen wirklichen Plan hatten fassen können. Über Bryans Rücken war Tala nach oben geklettert, hatte solange am Gitter herumgerüttelt, bis es der Zermürbung des Alters nachgegeben und sich aus der Wand gelöst hatte. Dabei hatten sie die ganze Zeit über eine Heidenangst davor gehabt, eine Wache könne den Lärm hören und sie auf frischer Tat ertappen…

Tala wusste nicht, wie sie es geschafft hatten, den von allen Seiten einsehbaren Hof zu überqueren und über die etwa vier Meter hohe Betonmauer zu klettern, welche die Abtei von der Außenwelt abschnitt. Er wusste auch nicht mehr, wie sie durch den mit Bären und Wölfen bevölkerten Wald in die nächste größere Stadt gekommen waren. Alles, was ihm aus dieser Nacht im Gedächtnis geblieben war, war das Hämmern seines Herzens, das ihm in den Ohren dröhnte, und die Furcht davor, doch noch geschnappt zu werden. Es war dasselbe Gefühl, das er momentan empfand, nur dass er jetzt anders damit umgehen konnte. Er war nicht mehr der hilflose kleine Junge von damals, hatte gelernt, nicht mehr davonzulaufen, sondern seine Angst in etwas Produktives umzusetzen.

Ein zuversichtliches Grinsen machte sich auf Talas Gesicht breit. Bryan wollte, dass er sich selbst um das Problem kümmerte? Schön, das konnte er haben… Sich den Grundriss des Anwesens ins Gedächtnis rufend, ging der Rotschopf kurz alle ihm zur Verfügung stehenden Optionen durch. Über den Keller ins Gebäude zu gelangen kam dank einem Mangel an Einstiegsmöglichkeiten nicht in Frage, also blieben de facto nur noch zwei ausführbare Vorgehensweisen: Zum einen konnte er versuchen, durch die Garage ins Gebäude zu kommen und sich dann möglichst unauffällig an den Wachen vorbei in den ersten Stock zu schleichen, wo sich sowohl der Gästeflügel als auch die Privatgemächer des Hausbesitzers befanden. Zum anderen konnte er versuchen, an einer geeigneten Stelle hochzuklettern und dann über eines der Gästezimmer hineinzugelangen. Keine der beiden Varianten erschien bei genauerer Betrachtung auch nur im mindesten verlockend; nach den Ereignissen des gestrigen Abends verspürte Tala nicht unbedingt ein gesteigertes Bedürfnis, sich noch einmal in die Nähe der Garage zu begeben, das Klettern schien mit unnötigen Risiken verbunden. Zugegeben, es war nicht besonders hoch, aber in der Fassade gab es keine Unebenheiten zum Festkrallen und auch ansonsten waren da keine Pflanzen oder ähnliches, was im Notfall Halt geboten hätte. Zumal der Gedanke, schutzlos und ohne Verteidigungsmöglichkeit an einer Mauer herumzuhängen, während das Sicherheitspersonal in aller Seelenruhe auf deinen im hellen Mondlicht wunderbar erkennbaren Rücken zielen konnte, nicht besonders beruhigend war…

Nein, selbst wenn Bryan sich bemühte die Wachen abzulenken, so blieb da immer noch die Option, dass eine von ihnen ihn entdeckte und meinte, den Helden spielen zu müssen. Es sei denn… Was wäre, wenn es Tala gelänge, den Anschein zu erwecken, kein unerwünschter Eindringling zu sein? Aus den Blaupausen des Anwesens hatte er entnehmen können, dass die Dienerschaft zumindest früher nicht direkt im Haus untergebracht gewesen war, sondern in Unterkünften, die von seiner derzeitigen Position gar nicht so weit entfernt lagen. Er könnte sich dorthin schleichen, eine ihm passende Uniform stehlen und dann als ein Teil des Personals getarnt in die Villa gelangen. Im Regelfall achtete das Sicherheitspersonal nicht auf Hausangestellte und wenn einem übervorsichtigen Wachmann auffallen sollte, dass er sein Gesicht nicht kannte, so konnte Tala immer noch behaupten, erst kürzlich eingestellt worden zu sein… Zugegebenermaßen nicht die brillanteste Ausrede, aber besser als nichts. Zumal das bisher noch der meistversprechendste Plan war, der ihm zu Verfügung stand..
 

Es erwies sich als relativ einfach, in die Räumlichkeiten der Dienerschaft zu gelangen; die Fenster der Baracke waren niedrig gelegen und boten von ihren Ausmaßen her genug Platz, um ohne größere Anstrengungen oder Verrenkungen hindurchzuklettern. Das einzige wirkliche Hindernis war es, eine Fensterscheibe möglichst geräuschlos einzuschlagen und darauf zu achten, dass keiner der Bewohner aus seinem komatösen Feierabendszustand aufschreckte und ihn bemerkte.

Ursprünglich musste das Gebäude mal ein Stall gewesen sein, der durch einen Holzboden in zwei Ebenen aufgeteilt worden war. Während sich im Erdgeschoss Notwendigkeiten wie Küche und ein Bad befanden, boten die Zimmer im Obergeschoss Platz für etwa ein Dutzend Personen. Die Einrichtung war nur spartanisch möbliert, aber sauber, mehr als man Talas Erfahrungen nach von den meisten anderen Arbeiterunterkünften erwarten konnte.

Während er darum bemüht war, sich den Kopf nicht an der viel zu niedrigen Decke zu stoßen, überdachte Tala sein weiteres Vorgehen. Es erschien nicht unbedingt vernünftig, einfach wahllos in die Zimmer der Bediensteten zu stürzen; dafür war die Wahrscheinlichkeit einfach viel zu groß, dass jemand dort untergebracht war, der statt zu schlafen grade von der Arbeit kam oder auf den Weg dorthin war. Andererseits blieb dem Dieb in Anbetracht seiner prekären Lage keine große Wahl, schon allein weil er davon ausgehen musste, dass die Bekleidung der Angestellten zusammen mit der in der Villa anfallenden Wäsche gewaschen und getrocknet wurde. Zumindest war er im Untergeschoss weder auf eine Waschküche, noch auf Wäscheleinen gestoßen..

Vorsichtig schlich sich Tala zur nächstgelegenen Tür, lauschte. Als nichts zu hören war, öffnete er sie einen winzigen Spalt breit und lugte hindurch. Im trüben Licht einer Stehlampe konnte er einen auf einem alten Metallbett liegenden Mann erkennen, die Augen geschlossen, ab und zu ein leises Schnarchen von sich gebend. Die halbleere Wodkaflasche, die neben dem Bett auf dem Boden stand, bot einen Hinweis darauf, dass sich in nächster Zeit wahrscheinlich nichts an diesem Zustand ändern würde.

Ein wenig entspannter öffnete Tala die Tür nun ganz, trat rasch ein; es erschien einfacher, weitere Untersuchungen von hier drinnen aus durchzuführen. Man hatte außer dem Bett noch einen Schreibtisch, einen ungepolsterten Holzstuhl und einen grob behauenen Schrank ins Zimmer geschafft, alles so dicht aneinandergedrängt, dass man kaum mehr vorbeikam. Der einzige Luxus im Raum war ein schlichtes Porzellanwaschbecken, über dem ein kleiner Wandspiegel sowie einige Polaroidfotos hingen. Wahrscheinlich Bilder von Freunden und Angehörigen des Schlafenden…

Hastig wandte Tala seine Aufmerksamkeit dem Kleiderschrank zu; es war ihm unangenehm, im Leben von Fremden herumzuschnüffeln. Sicher, er war ein Dieb, aber das beschränkte sich auf unpersönliche Sachen wie Schmuck oder Geld. Bei allem anderen hatte er immer Abstand gehalten, schon allein deshalb, weil er es selbst nie so etwas wertvolles wie eine Familie besessen hatte. Keine außer Bryan...

Nebst einigen leeren Kleiderbügeln und Alltagskleidung, die mehr oder minder stark nach Mottenkugeln roch, förderte Talas Suche auch eine Uniform von der Art zutage, wie die Bedienungen sie gestern getragen hatten: Ein schwarzer Gehrock mit hohem, direkt unterm Kinn abschließenden Kragen, dazu eine ebenfalls schwarze Anzugshose, sowie schwarze Handschuhe und auf Hochglanz polierte schwarze Halbschuhe. Die Sachen waren ihm eine Nummer zu groß, aber das machte nichts, im Gegenteil; es erlaubte ihm, seine Ausrüstung unter der Uniform anzubehalten, statt sich dem Risiko auszusetzen, sie zuerst verstecken und dann nach dem Einbruch wieder an sich nehmen zu müssen. Mal abgesehen von der Zeit, die er dadurch verloren hätte, bestand immer die Möglichkeit, dass jemand etwas fand und sie auf diese Weise geschnappt wurden.

Einen Moment hielt Tala inne; dann schüttelte er heftig den Kopf, so als wolle er einen bösen Traum vertreiben. Der einzige Grund, weshalb er eben bei der Fluchtplanung nicht nur ausschließlich an sich gedacht hatte, war, dass er momentan auf Bryan angewiesen war. Er machte sich keine Sorgen um den Lilahaarigen; das hier war nur ein simpler Auftrag, nichts weiter...
 

Von den Angestelltenunterkünften aus führte ein schmaler, von Unkraut gesäumter Kiesweg zum Dienstboteneingang. Halb hinter der Villa verborgen wie er lag, war es wohl nicht von Bedeutung, welchen Eindruck er dem Beobachter vermittelte... Oder nein, so konnte man das nicht sagen; all jene, die diesen Pfad benutzten, waren wahrscheinlich bloß so sehr an seinen Anblick gewöhnt, dass ihnen schlichtweg nichts mehr darüber einfiel.

Leise knirschten die Steine unter Talas Füßen, als er sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, kurz zögerte, ehe er anklopfte. Von Innen ertönte ein Rumpeln, gefolgt von einem lauten Fluchen, und wenige Augenblicke später wurde die Tür ein wenig heftiger als unbedingt nötig aufgerissen. „Verdammt, warum könnt ihr Bastarde euch nicht einmal wie vorgeschrieben verhalten und euch selbst hineinlassen?“, ein untersetzter, ganz in Weiß gekleideter Mann baute sich bedrohlich vor Tala im Eingang auf. Dass er mit seinem überdimensionalen grauweißen Schnauzbart und der unter der Kochmütze hervorlugenden Halbglatze eher wie ein wütendes Walross wirkte, schien er nicht zu realisieren.

„Entschuldigung, aber ich… Ich bin neu hier.“, Tala gab sich alle Mühe, möglichst treudoof zu schauen. Er wusste selbst nicht wieso, aber meistens gelang es ihm damit, den Beschützerinstinkt anderer zu wecken und sie somit weniger misstrauisch ihm gegenüber einzustellen. Vermutlich lag es einfach daran, dass die Leute lieber an das Gute im Menschen glaubten…

Augenblicklich starrten kurzsichtige Augen weitaus weniger missmutig hinter den Gläsern einer Nickelbrille hervor, und mit dem Anflug eines Lächelns wurde Tala eine schwielige Hand entgegengestreckt: „Dickenson, ich bin der Koch hier. Und du bist…?“

„Tala Iwanov.“, ohne zu zögern ergriff Tala die ihm angebotene Hand, schüttelte sie so fest er konnte; er hatte die Erfahrung gemacht, dass er nur möglichst nahe bei der Wahrheit bleiben musste, um die Leute um den Finger zu wickeln. Außerdem erschien die Möglichkeit, ein Betrüger könne vielleicht seinen wahren Namen angeben, den Meisten so absurd, dass sie es erst gar nicht überprüften.

„Tala also. Warum siehst du dich nicht bereits ein wenig an deinem neuen Arbeitsplatz um, während ich das Abendessen für den Chef des Wachpersonals vorbereite? Anschließend können wir gemeinsam jemanden suchen, der dir sagt, was du hier alles zu beachten hast.“, mit diesen Worten ließ der Koch ihn in die Küche treten, wandte sich seinerseits wieder dem Topf Suppe zu, der auf dem Herd brodelte.

„Ist gut; ich geh dann mal schauen, ob ich schon was an Arbeit erledigen kann…“, die Tür zum Garten hinter sich schließend, machte Tala sich auf den Weg zum einzigen anderen Ausgang des Raumes. Dabei gab er sich alle Mühe, seinen Bewegungen etwas beiläufiges zu geben, Selbstbewusstsein auszustrahlen, ohne übermäßig arrogant zu wirken. Wenn er mit seinem Plan durchkommen wollte, musste es so aussehen, als sei er schon immer ein Teil dieses Haushaltes gewesen, somit praktisch unsichtbar in der Masse werden; weder übertriebene Nervosität, noch ein übersteigertes Selbstwertgefühl wären dabei von Vorteil.

Von der Küche aus gelangte man direkt ins Esszimmer. Dabei handelte es sich um einen riesigen, mit schwarzem Marmor verkleideten Raum, in dem die vorherrschende Lichtquelle das im Kamin brennende Feuer war. An den Wänden hingen unzählige Wandteppiche und mit Blattgold verzierte Heiligenbilder, der lange, aus dunklem Kirschholz bestehende Esstisch unterstrich noch zusätzlich die Atmosphäre eines mittelalterlichen Rittersaales. Einzig ein halb hinter einer Rüstung verborgener Speisenaufzug erinnerte daran, dass diese Einschätzung nicht ganz richtig sein konnte, immerhin waren derlei Gerätschaften Talas Wissens nach erst seit der Renaissance üblich.

Seufzend setzte Tala seinen Weg fort; unter anderen Umständen hätte er es zweifellos genossen, sich noch eingehender mit dem Interieur zu beschäftigen. Aber Auftrag war Auftrag, und deshalb musste er wohl oder übel seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten. So galt sein Hauptaugenmerk in der Eingangshalle auch nicht mehr der luxuriösen Inneneinrichtung, sondern vielmehr der Frage, wie er schnellstmöglich in den Flügel kommen sollte, in dem das Bild gestern ausgestellt worden war. Es war nicht schwer, an dem die Eingangstür bewachenden Mann vorbei zur Treppe zu gelangen, aber was…

„He, du!“, eine dem Rotschopf wohlbekannte Stimme ließ ihn innerlich zusammenzucken. Lautlos darum betend, sich getäuscht zu haben, drehte Tala sich um. Drohend ragte vor ihm eben jener Berg von einem Mann auf, der ihn am gestrigen Abend belästigt hatte. Nur mühsam gelang es Tala, ein Zucken zu unterdrücken, das sowohl von Angst als auch unbändiger Wut gezeugt hätte: „Ja Sir, wie kann ich Ihnen helfen?“

Einige Sekunden musterte der Wachmann ihn mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck. Als er dann auch noch langsam den Arm ausstreckte, dachte Tala schon, er sei verloren – doch anstatt ihn zu packen und ihm irgendwelche unaussprechlichen Grausamkeiten anzutun, zeigte der Mann vom Sicherheitspersonal nur auf eine unscheinbare Tür hinter sich: „In der Wäschekammer liegen frische Bettlaken, die in den Gästeflügel gebracht werden müssen. Kümmere dich drum!“

Mit gen Boden gerichteten Blick nickte Tala demütig, beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Während jener Teil seines Unterbewusstseins, der vor Jahrmillionen ein kleines, affenähnliches Pelzknäuel gewesen war, noch immer wimmernd vor sich hin zitterte, stieß ein anderer Part gerade einen stummen Triumphschrei aus; dieser Idiot hatte ihm soeben den Weg zur erfolgreichen Ausführung seines Auftrages geebnet!
 

Flüchtig nickte ihm der vor der Tür zum Westflügel positionierte Sicherheitsbeamte zu, als er mit einem Arm voller fein säuberlich zusammengelegter Leinenbezüge die Treppe hochgestapft kam. Damit stellte der direkte Weg zum Ziel wohl wiedereinmal keine Option dar…

Hastig ließ Tala einen Blick durch den Flur schweifen, versuchte unauffällig die Lage zu sondieren. Neben der unter Bewachung stehenden Tür existierte noch eine weitere, die auf einen schmalen Balkon hinaus führte. Dieser war im Gegensatz zur südlichen Seite des Hauses nur spärlich vom Mondlicht erleuchtet, und allenfalls einem besonders aufmerksamer Bediensteten auf dem Weg zur Arbeit dürfte der vage Schatten eines einzelnen, auf dem Balkon stehenden Mannes auffallen; vom Platz des Sicherheitsbeamten aus hingegen konnte man das Gebiet nicht einsehen. Durchaus nützlich, falls Tala einen anderen Weg als die Balkontür fand, um dorthin zu gelangen… Vermutlich war es das Vernünftigste, im Gästeflügel nach Hinweisen bezüglich der besten Strategie für sein weiteres Vorgehen zu suchen; mal ganz abgesehen davon, dass es auf Dauer verdächtig wirken dürfte, wenn er hier wie angewurzelt mit den Bettlaken in Händen stehenblieb, so beinhalteten die dort gelegenen Zimmer ja vielleicht etwas, was sich als Hilfestellung zu seiner Aufgabe missbrauchen ließ.
 

In einem der Gästezimmer hatte er ein Fenster geöffnet und sich dann vom Fensterbrett aus aufs Dach hochgezogen. Dann war er einige Meter auf allen Vieren an der Regenrinne entlanggerobbt, ehe er nah genug an den Balkon herangekommen war, um sich vorsichtig auf ihn hinabgleiten zu lassen. Von da hatte es nur ein wenig Balancierens auf dem Balkongeländer bedurft, um zu einem weiteren, weniger weit entfernten Fenster zu kommen, dessen Riegel er mit der Klinge seines Taschenmessers nach oben hebelte. Mit einem leisen Quietschen waren die beiden Fensterhälften nach innen aufgeschwungen, hatten ihm somit den Zutritt zum Westflügel ermöglicht.

Nun stand Tala in einem kleinen, jedoch gemütlich eingerichteten Raum, den die Vielzahl an in Regalen aufgestapelten Büchern wohl als Bibliothek qualifizierte. Wenn er sich recht erinnerte, musste er von hier aus einfach dem Verlauf des Flures folgen, um zur Galerie zu kommen. Auch wenn er sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass das alles so reibungslos klappen sollte… Zumindest in diesem Bereich der Villa musste es doch eine effektiv funktionierende Sicherheitsüberwachung geben, oder?

„Weißt du eigentlich, wie verführerisch du mit dem Hintern wackelst, wenn du darauf konzentriert bist, dein Gleichgewicht zu halten?“, auch ein leichtes Rauschen in der Leitung konnte nicht überdecken, dass Bryan die Worte regelrecht schnurrte. Genervt verdrehte Tala die Augen, entspannte sich zugleich aber auch ein wenig; wenn Bryan wieder erreichbar war, musste er sich zumindest nicht mehr allein Gedanken über eventuelle Fallen machen…

Laut meinte der Rothaarige: „Statt meinen Po anzustarren, könntest du dich ruhig mal mit deiner Arbeit beschäftigen. Irgendeine Idee, welche Sicherheitsvorkehrungen es in diesem Teil des Hauses gibt?“

„Die ersten paar Meter Gang sind clean. Ab der chinesischen Vase musst du allerdings aufpassen; die erste Laserschranke dort liegt soweit ich mich erinnere in Brusthöhe. Wenn du durch diesen Bereich hindurch bist, kommst du in die Galerie. Im Prinzip ist das nur ein Wartesaal, in der sich Geschäftspartner einige wertvolle Ausstellungsgegenstände anschauen können, ehe sie ins Arbeitszimmer des Hausbesitzers geführt werden. Für uns gibt es da nichts von Interesse; das zu stehlende Gemälde wird in einem ans Arbeitszimmer angrenzenden Raum gelagert. Solange du den Vitrinen nicht zu nahe kommst und daran denkst, dass alle halbe Stunde ein Wachmann durch den Flügel patrouliert, dürfte alles glatt gehen.“

„Ist gut.“, einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr werfend, vergewisserte Tala sich, wie viel Zeit ihm noch bis zum nächsten Rundgang blieb; wenn man davon ausging, dass die Sicherheitskräfte die Intervalle ihrer Patroullien von vollen Stunden aus berechneten, musste er den Job in dreiundzwanzig Minuten hinter sich gebracht haben. Er hatte keine Lust, den Einbruch erfolgreich abzuwickeln, nur um dann just in dem Moment, in dem er das Zimmer verließ, einer bewaffneten Sicherheitskraft gegenüberzustehen.

„Ach ja, und Tala…“, ein Hauch von Belustigung schwang in Bryans Stimme mit.

„Was denn noch?“

„Ich hätte nichts dagegen, deinen Po zu einem Teil meiner Arbeit zu machen…“
 

Bryan mochte ein entsetzliches Großmaul sein, aber wenn es um das Ausspähen von Objekten ging, konnte man sich wirklich auf ihn verlassen. Knapp sechs Meter den Gang hinunter stand eine blau-weiße, ein wenig an eine zu groß geratene Urne gemahnende Porzellanvase, hinter der man tatsächlich den Signalgeber für eine Laserschranke angebracht hatte. Tala musste lediglich den Kopf einziehen und unter ihr hindurchkrabbeln, schon wäre er... Instinktiv hielt er inne; Bryan hatte vorhin gemeint, „die Erste“ wäre auf Brusthöhe zu finden. Das schloss doch automatisch mit ein, dass es noch andere Laserschranken gab, die eben nicht in Brusthöhe lagen.

Seiner Eingebung folgend, pustete Tala ein wenig Puder in die Luft; die herabrieselnden Partikel offenbarten die Lichtbrechung eines zweiten, ungefähr bei Talas Kniescheiben ansetzenden Laserstrahls. Da hinüber zu kommen lief dann wohl auf eine verschärfte Version von Limbo hinaus... Es sei denn natürlich, Bryan konnte in der Hinsicht was deichseln.

Hoffnungsvoll wandte Tala sich an den Mann in seinem Ohr: „Sag mal Bryan, du bist nicht zufällig dazu in der Lage, dich auch noch in diesem Stockwerk ins Sicherheitssystem einzuhacken und es auszuschalten?“

„Bedaure, aber wenn ich das tue, schrillt innerhalb der nächsten zehn Sekunden ein Alarm los, der alle Wächter im Haus zu dir treibt.“

War dem so? Skeptisch runzelte Tala die Stirn: „Manchmal könnte man fast glauben, du seiest in Wirklichkeit einfach nur viel zu beschäftigt damit, auf Kosten unseres Einbruchsziels Pornoseiten im Internet zu besabbern...“

„Sei nicht albern!“, für wenige Sekunden wurde Bryans Tonfall sanfter, nur um dann im nächsten Augenblick wieder in amüsierte Überheblichkeit umzuschlagen, „Warum sollte ich mir Bilder von irgendwelchen drittklassigen Wichsvorlagen anschauen, wenn ich gleichzeitig live erleben kann, wie du dich wie eine Brezel verrenkst?“

Na toll, Bryan sah das hier also als kostenlosen Softporno; immer wieder beruhigend zu wissen, wie man sich in Krisenzeiten auf seinen Partner verlassen konnte!

Tala wollte gerade einen bissigen Kommentar von sich geben, als Bryan sich noch mal zu Wort meldete: „Aber um dich zumindest ein klein wenig versöhnlicher zu stimmen: Ich kann die Laser zwar nicht ausschalten, doch vielleicht lassen sie sich zumindest dahingehend manipulieren, dass du sie auch ohne dieses ganze Puder-Brimborium sehen kannst. Gib mir einfach einen Moment…“

Ein leises Piepen ertönte und dann hatte Tala plötzlich den Eindruck, der Lightshow einer Disco beizuwohnen: Im gesamten Abschnitt von der Vase ab bis hinunter zum Ende des Ganges leuchteten rote Laserschranken auf, die teils stillstanden, teils aber auch im Sekundentakt umherwanderten. Na klasse, mit so was hätte er bei seinem Glück eigentlich von vorneherein rechnen müssen… Aber was nützte herumjammern jetzt schon?

Sich genauer auf den Rhythmus der einzelnen Abläufe konzentrierend, versuchte Tala die Situation ungefähr abzuschätzen.

Mit den Armen zwischen den Strahlen durchtauchen, den Kopf und den restlichen Oberkörper hinterherziehen. Sich dann mit den Händen auf den Boden aufstützen, zuerst das rechte, danach das linke Bein über die untere Schranke hinweg auf die andere Seite heben. Als nächstes runter auf den Bauch und unter einer weiteren Laserschranke hindurchgerobbt. Schnell zur Seite rollen, um einem sich nähernden Strahl zu entgehen. Wieder auf die Füße kommen, über eine auf Knöchelhöhe gelegene Schranke springen, gleichzeitig mit dem rechten Schulterblatt einem anderen Laser ausweichen. Das rechte Bein seitlich unter einem Strahl hindurch schieben, sich dabei auf die linke Hand und das linke Knie stützen. Noch einem Laser ausweichen, indem man den Rücken ein Stück weiter nach hinten beugt. Die rechte Hand so hinter sich aufsetzen, dass man das Gewicht auf die Arme verlagern kann, anschließend das linke Bein zu seinem Pendant schieben. Sich, sobald die über den Beinen befindliche Laserschranke ein Stück nach oben gewandert ist, in eine kniende Position begeben und auf dem Rücken soweit nach vorne rutschen, bis man den Oberkörper wieder gerade aufrichten kann. Aufstehen, sich mit den Armen über einen Laserstrahl hinweg auf den dahinter befindlichen Boden aufstützen, anschließend mittels Handstand auch noch die Beine über das Hindernis befördern. Mit den Füßen auf den Boden aufkommen und den daraus gewonnenen Schwung nutzen, um mit einem Rückwärtssalto über die letzte Barriere zwischen sich und dem Ziel zu gelangen.

Unwillkürlich machte sich ein schiefes Grinsen auf Talas Gesicht breit; wenn er ausgesprochenes Glück hatte, bekam er das alles sogar hin, ohne sich dabei etwas auszurenken…
 

Der Anblick, den die Galerie bot, war regelrecht einschüchternd: Der gesamte vorhandene Platz war mit Vitrinen voller mittelalterlichen Kriegsgerätschaften ausgefüllt worden, beinahe wirkte es, als würden die Wände jeden Moment unter dem Gewicht der auf ihnen ruhenden Last zusammenbrechen. Diverse Arten von Schwertern, Sensen, Peitschen und Flegeln, dazu noch verschiedene andere Mordinstrumente, von denen Tala eigentlich gar nicht so genau wissen wollte, wie sie hießen… Alles in allem legte das nahe, dass der Besitzer dieser Sammlung ein blutrünstiger Spinner war, der seine Minderwertigkeitskomplexe durch einen übersteigerten Aggressionstrieb auszugleichen suchte.

„Oder vielleicht ist er auch einfach nur ein Bewunderer der Kraft und der Eleganz, für die diese Waffen stehen. Außerdem dürften seine Geschäftspartner es sich bei einer derartigen Dekoration zweimal überlegen, ob sie ihn bescheißen wollen.“

Na toll, so eine Aussage war mal wieder typisch Bryan; statt auf die eventuellen Gefahren einer Situation zu achten, ging er gleich mit einem aggressiven Enthusiasmus an die Dinge heran, der bisweilen schon regelrecht peinlich sein konnte. Aber Moment mal, woher hatte der Andere eigentlich gewusst…?

„Du scheinst in letzter Zeit dazu zu neigen, deine Gedanken laut auszusprechen. Und meine Äußerungen haben keineswegs etwas damit zu tun, dass ich mich zuwenig mit Gefahren beschäftige; du beschäftigst dich nur zuviel mit ihnen“

Normalerweise hätte Tala jetzt ohne zu zögern eine Auseinandersetzung vom Zaun gebrochen – normalerweise war er aber auch nicht in der Verlegenheit, innerhalb von einer Viertelstunde aus einem Gebäude verschwunden sein zu müssen. So fest er konnte biss Tala die Zähne zusammen, hoffte dabei, dass Bryan das unangenehme Knacken seines Kiefers möglichst laut durch den Sender hören würde. „Ich werde mich jetzt nicht mit dir streiten.“

„Das sagst du jedes Mal und letztendlich tust du es doch immer wieder.“, Bryans Tonfall war klar zu entnehmen, dass er ihn nicht ernstnahm, „Na ja, wie auch immer... Lass uns einfach unseren Job fortführen. Am Ende der Galerie befindet sich die Tür zum Arbeitszimmer; vermutlich ist sie abgeschlossen, aber da ist nichts, was du mit deinen Dietrichen und ein wenig Glück nicht öffnen können solltest. In der Ostwand des Arbeitszimmers findest du eine geschickt verborgene Geheimtür, die in das Zimmer führt, in der das von uns zu beschaffende Gemälde hängt. Den Rest dürftest du allein hinkriegen.“

Natürlich würde er das alleine hinkriegen; es war ja schließlich nicht so, als wäre er ein hilfloser kleiner Junge, der ohne die Unterstützung anderer nichts auf die Reihe bekam… Leise vor sich hingrummelnd, zog Tala aus einer Tasche seines Overalls das schmale Lederetui hervor, das seine Dietriche enthielt.
 

Das erste, was einem im Arbeitszimmer ins Auge sprang, war ein in seiner Massivität bedrohlich wirkender Mahagonischreibtisch; Tala konnte sich gut vorstellen, wie der Besitzer dieses Hauses hinter ihm auf seinem ledernen Bürostuhl thronte, von dort aus Bittsteller empfing, die sich aufgrund des Mangels an sonstigen Sitzplätzen vermutlich noch weiter degradiert vorkamen. Die Abwesenheit von Familienfotos oder ähnlichen Erinnerungsstücken ließ zudem anklingen, dass ihr Opfer sein Leben ganz der Arbeit verschrieben hatte. Ein Eindruck, der durch die restliche Einrichtung des Büros noch zusätzlich verstärkt wurde: Einige Aktenschränke, ein Faxgerät mit integriertem Telefon, auf einer im Raumhintergrund befindlichen Theke eine Kaffeemaschine zur Sicherung der nächtlichen Koffeinzufuhr. Für das leibliche Wohl war durch einen Minikühlschrank gesorgt und sollte dieser wider Erwarten doch einmal leer sein, ließ sich noch über einen Speisenaufzug Nahrung beziehen. Insgesamt deutete alles daraufhin, dass der Nutzer dieses Zimmers sich auf einen weitgehend ununterbrochenen Aufenthalt in selbigem eingestellt hatte.

Aber hey, weshalb machte Tala sich eigentlich Gedanken darüber? Er war ja schließlich nicht der Psychiater dieses Typen., hatte vielmehr die Aufgabe, diese gottverdammte Geheimtür aufzustöbern und dann mit dem Bild zu verschwinden. Vorsichtig begann Tala damit, die gesamte Ostwand abzuklopfen. Er musste nur die Stelle finden, die sich im Gegensatz zum Rest hohl anhörte und – bingo!

Mit einem zufriedenen Grinsen betrachtete der Rothaarige das vor ihm liegende Stück Mauerwerk: Die Geheimtür war äußerst präzise in die Wandvertäfelung eingepasst worden, nur ein für das bloße Auge kaum erkenntlicher Spalt im Holz deutete überhaupt auf sie hin. Blieb nur die Frage, wo sich der Öffnungsmechanismus befand…

Tala beschloss, zunächst den Schreibtisch daraufhin zu untersuchen; wenn der Hausbesitzer schon den ganzen Tag an dem Ding verbrachte, lag es doch durchaus nahe, den Schalter für die Geheimtür dort zu verbergen. Doch weder eine Examination der einzelnen Schubladen, noch das Herumtasten unter oder auf der Tischplatte brachten Erkenntnisse zutage. Also offenbar etwas weniger Offensichtliches… Wo würde er selbst etwas verstecken, wenn er nicht wollte, dass es gefunden würde? Es müsste etwas sein, dass direkt vor einem stand, aber aufgrund seiner Alltäglichkeit nicht auffällig war. Das Faxgerät vielleicht? Tala drückte jeden einzelnen Knopf der Maschine, doch nichts passierte. Hm…

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Der Kühlschrank! Man konnte davon ausgehen, dass kein normaler Mensch auf die Idee kommen würde, ausgerechnet in dessen Inneren den Schalter zu vermuten. Was auf den zweiten Blick natürlich auch einiges über Talas Geisteszustand aussagen konnte…

Hinter einer halbvollen Packung Milch stieß er auf einen kleinen roten Knopf, der da definitiv nichts zu suchen hatte. Ein Druck darauf und das hölzerne Wandpaneel schwang mit einem kaum wahrnehmbaren Klickgeräusch auf.
 

War das Arbeitszimmer ein Musterbeispiel an Minimalismus und Funktionalität gewesen, so entpuppte sich der Raum hinter der Geheimtür als das genaue Gegenteil: Ein verschwenderisch ausgestattetes Schlafzimmer, dessen Mittelpunkt ein gigantisches Himmelbett bildete. Um die Schlafstädte herum waren mehrere große Sitzkissen auf dem Boden verteilt worden, und wo diese nicht lagen okkupierten augenscheinlich handgewebte Teppiche den Platz. Man füge vor seinem geistigen Auge eine Wasserpfeife ein und schon hätte man das Klischeebild eines Harems…

„Der Eiswolf“ hing eineinhalb Meter von der Tür entfernt an der Westwand, so dass man ihn genau im Blick hatte, wenn man im Bett lag. Irgendwie grotesk… Da richtete man sich sein Schlafzimmer so ein, dass es etwas Orientalisches hatte und dann war das Erste und das Letzte, was man jeden Tag sah, eine schneebedeckte Winterlandschaft, in der ein einzelner weißer Wolf umherwanderte. Na ja, vermutlich sollte Tala sich nicht über derlei Exzentrik beschweren, erlaubte sie ihm doch schließlich, ein Gemälde anfassen zu dürfen, das er seit jeher verehrt hatte.

Der Gedanke, diesen Schatz nun einfach so vor sich hängen zu haben, löste bei Tala ein erwartungsvolles Kribbeln aus. Voller Tatendrang zog er sein Taschenmesser heraus, um das Bild aus dem Rahmen zu lösen, versuchte dabei gleichzeitig Anzeichen für irgendwelche versteckten Sicherheitsmaßnahmen zu entdecken. Auf den ersten Blick wirkte alles sauber… Aber das hatte nichts zu heißen. Wie auch immer, die Zeit drängte und er hatte wohl keine andere Wahl.

Erst als er die zusammengerollte Leinwand in Händen hielt und immer noch kein Alarm erklungen war, konnte Tala sich einigermaßen entspannen. Natürlich musste Bryan ausgerechnet diesen Moment nutzen, um ihn wieder in Aufregung zu versetzen: „Mach, dass du rauskommst; der Wachmann hat grade den Flügel betreten!“

Verdammt; eigentlich hätte er noch zehn Minuten Zeit haben sollen, um sich aus dem Staub zu machen… Damit wäre wohl ein Alternativplan angesagt.

Neben den ganzen Waffen hatten in der Galerie auch einige Rüstungen gestanden. Er könnte sich hinter einer von ihnen verstecken und abwarten, bis die Wache an ihm vorbeigegangen war; die Wahrscheinlichkeit, die Laserschranken ausgeschaltet vorzufinden, war hoch, immerhin war es eher untypisch, dass das Sicherheitspersonal über die Gelenkigkeit von Schlangenmenschen verfügte. Er müsste einfach nur über den Weg hinaus, über den er auch reingekommen war… Einziges Problem dabei wäre die Beute. Es dürfte ziemlich auffällig sein, wenn das zusammengerollte Bild teilweise hinter einer Rüstung hervorschaute, und selbst wenn der Wachmann nichts bemerken würde, so brauchte Tala doch seine beiden Hände um in den Gästeflügel zurückzuklettern.

Komm schon, denk nach! Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, das Gemälde auf einem anderen Weg nach unten zu schaffen… Hm, was war eigentlich mit dem Speisenaufzug? Wenn er sich recht erinnerte, hatte er unten im Esszimmer den Konterpart dazu gesehen; das würde nicht nur sein derzeitiges Problem lösen, nein, „der Eiswolf“ wäre damit auch schon ohne größere Schwierigkeiten relativ nahe an den Ausgang transportiert… Mit Sicherheit ein ziemlich verzweifelter Plan, aber leider nun mal auch der einzige, den Tala momentan hatte.
 

Die Wache vor der Tür zum Westflügel hatte ihn zwar eine Sekunde lang seltsam angeschaut, weil er so lange verschwunden gewesen war, hatte es dann wohl aber zusätzliche Arbeiten neben dem Wegräumen von Handtüchern geschoben. Nun, zumindest aus dieser Richtung drohte ihm augenblicklich wohl keine Gefahr… Musste Tala also nur noch eine Möglichkeit finden, Dickenson aus der Küche wegzulocken, und schon wäre der Weg in die Freiheit offen.

Noch während er die Treppe hinunter und durch die Eingangshalle eilte, war er bereits dabei, sich eine halbwegs plausible Erklärung aus den Fingern zu saugen. Vielleicht konnte er dem alten Mann ja glaubhaft machen, irgendein anderer Angestellter wolle ihn sprechen…

Gedankenverloren stieß Tala die Tür zum Esszimmer auf; er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinen Plan genauer auszuspinnen, als dass er noch dem Knüppel hätte ausweichen können, der im nächsten Moment auf seinen Schädel niedergesaust kam. In der kurzen Zeit, bevor alles vor seinen Augen schwarz wurde, schoss ihm noch ein einzelner Gedanke durch den Kopf: Gottverdammte Scheiße!



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  teardrop
2007-01-10T19:37:25+00:00 10.01.2007 20:37
tolles pitel^^
mach schnell weiter^^
Von: abgemeldet
2006-08-18T15:00:43+00:00 18.08.2006 17:00
Wow...
Ich bin sprachlos...
Die Story ist echt Hammer!!!

Ach bitte, schreib weiter!!!
Ganz, ganz schnell!

Dein Schreibstil ist der Wahnsinn, und die paar kleinen Tippfehler stören eigentlich nicht.
Die Storyline hat Hintergrund, Gefühl und Spannung - einfach genial!

Ich kanns kaum erwarten, wie's weiter geht!
Und du baust doch sicher noch ein Versöhnungskapitel ein, oder??? ^^'

Jedenfalls freu ich mich, wenn du ganz bald wieder postest!
LG, ramirez
Von: abgemeldet
2006-07-16T10:28:18+00:00 16.07.2006 12:28
eisokami hat das dritte kapi gelesen und ist hin und weck. *sternchenaugen hat*
warum lässt tala seine gefühle eigentlich nicht zu??? ?.?
gnialer plan den tala da hat, die klamotten von nem angestellten nehmen und sich in das haus schmuggeln.
blöd das ihn der wachmann erwishct hat. wird brayen im helfen oder sich wieder aus dem staub machen?
kannst du nicht ein flashback machen damit wir alle wissen wie das damals abgelaufen ist? büdde.
schreib bitte schnell waida.
mfg dein neuer fan eisokami
Von:  Smilie
2006-06-16T22:55:06+00:00 17.06.2006 00:55
Hallo!^^
Bohr, ey..ich bin sprachlos..
und das soll schon was heißen! ;)
Abba ich kann echt nur sagen: hamma geil!
Du hast alles so genau und spannend beschrieben...
ich hab regelrecht mit meinem face vor dem Bildschirm geklebt!^^
Ist abba trotzdem ganz schön gemein an so einer Stelle
einfach auzuhören...also schreib büdde ganz schnell weiter, ja?!
Frag mich auch, was da denn damals passiert, weshalb
Bryan Tala sitzen gelassen hat, kann mir nämlich i-wie
net vorstellen, dass der das nur aus Geldgier gemacht haben soll *denk*
naja..fänds cool von dir, wenn du mir ne ENS schreiben würdest, wann es weiter geht!
LG..und die hoffnung auf ein neues Kap, Smilie
Von:  Kirjava
2006-06-10T20:41:35+00:00 10.06.2006 22:41
Immer diese CLiffies! >.<
Das neue Kappi ist wieder super geworden, schön spannend beschrieben, der ganze Einbruch.
Bin j mal gespannt, ob Bryan Tala diesmal hilft oder ob er ihn wieder sitzen lässt und auch was beim letzten Mal eigentlich genau pasiert ist, welche Gründe Bryan gehabt hat...
Der Erzählstil der ganzen Story gefällt mir sehr gut, es wird dadurch nie langweilig.
Also denn bis zum nächsten Kappi und schick mir bitte wieder ne ENS, ja? ^__^

Kirjava
Von:  strandhai
2006-06-10T11:08:54+00:00 10.06.2006 13:08
juhu ein neues Kappi *freu*
ist ehct supi geworden und so spannend.. hoffenur Bryan kann tala irgendwie helfen..
bin shcon gespannt auf das nächste Pitel^^
strandhai


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