Genom ett krossat fönster (Durch ein zerbrochenes Fenster)
Schritte hallten durch die finstere Nacht. Ein Fuß wurde vor den Anderen gesetzt. Schritt für Schritt. Die harten Sohlen traten bedingungslos auf die restlichen, vertrockneten paar Laubblätter. Ließen die hauchdünne, wasserlose Schicht brechen, zerstören. Der eisige Wind spielte mit den zerbröselten Überresten, ließ sie tanzen. Leblosigkeit hinfortbewegend.
Kalter, harter Wind fuhr durch sein Haar. Umschloss seinen Körper, versuchte durch die Kleidung hindurch zu dringen und seine Haut zu erreichen.
Yoshiki ließ sich umspielen, erlaubte es jedoch niemandem, die Oberhand über ihn zu erlangen. Auch nicht dem Wind.
Der Himmel war bedeckt mit schwarzen Wolken. Einer dicken Schicht, die keinerlei Mond- oder Sternenlicht hindurch ließ.
Und doch, trotz der Schwärze der Nacht, zeichnete sich diese Figur deutlich von der gesammten Dunkelheit ab. Yoshiki trug ausnahmslos schwarze Bekleidung, selbst sein blondes Haar wirkte dunkel. Und dennoch wirkte er wie ein rotes Rosenblatt im Schnee. Auffallend. Anwesend.
Leichter Nebel zog auf. Hüllte alles und jeden in seinen Mantel aus Undurchsichtigkeit ein. Drang durch die Fenster der dunklen Hütte. Sie waren zerbrochen.
Lautlos, anscheinend bewegungslos und doch aktiv zog sich die milchigweiße Suppe durch alles. Kannte keinen Halt. Noch nicht einmal der Wind konnte was gegen ihn ausrichten. Es waren zwei unangepasste Gefährten, die zusammen gar nicht auftreten konnten. Und sie taten es trotzdem. Ließen sich nichts verbieten, hielten sich an keine Pläne, an keine Vorschriften oder Bestimmungen. Waren einfach zusammen da. Auch ohne Erlaubnis. Rebellion der Logik.
Die Logik war ausgeschaltet.
Die Kanten waren scharf. Nicht abgestumpft. Die Spitzen durchdrangen problemlos alles, was sie streifte. Das Glas war ein wenig dumpf. Die Scherben nur noch ansatzweise im Rahmen sich festkrallend. Der schwarze Rahmen, der einmal das Glas gehalten hatte. Und früher vieleicht gar nicht schwarz war.
Sein Finger ließ die scharfe Kante eines Splitters nachfahren. Kaum berührend. Und doch spührend. Kaltes Glas. Scheinbar gefühlslos. Leblos. Abgestumpft. Und dennoch mit scharfen Kanten. Sperrlich vom Holz gehalten, mehr sich selbst festhaltend, sich dem Nebel und dem Wind hingebend. Die ungleichen Gefährten akzeptierend. Resignierend? Nein, alles registrierend. Nur tatenlos. Scheinbar ohne Willen. Und doch mehr beobachtend, als so mancher Mensch sich träumen ließ.
Er fuhr mit der Fingerkuppe kurz über die glatte Oberfläche des Splitters. Glattes Glas. Ohne Hebungen und Senkungen. Ohne Verschiedenheiten. Ohne alles. Nur so. Sein.
Die scharfen, ungleichäßig abgesplitterten Kanten des Glases hingegen waren unterschiedlich. Eigen. Es gab dort keine Ecke, die einer Anderen glich. Unterschiede. Ungereimtheiten. Immer eine neue Absplitterung zu entdecken. Umfangreich, erforschungswürdig, Interesse weckend-wenn auch verletzend. Doch ohne Verletzung keine Heilung.
Mit dem Rücken an der Innenwand der zerfallenen Hütte lehnend. Zerfallen. Es stand nur noch knapp die Hälfte des kleinen Holzhäuschens. Zerfallen und vergessen. Aus den Erinnerrungen ausgelöscht. Für niemanden mehr real existieren. Ausser für ihn.
Die Eiseskälte des Bodens, auf welchem er saß, spührte er nicht. Die morsche Wand ächzte unter seinem gegengelehnten Gewichts nicht. Sein Körper war zu leicht für eine ernsthafte Belastung des Holzes. Sein Körper.......blass, erschreckend blass die dünne Haut. Sie ähnelte farblich dem Nebel... Bewegten sich seine Arme, seine Beine, sein Kopf, sein gesammter Körper lautlos wie der Nebel. Noch stiller als die Dunkelheit. Und das inmitten des Windes.
Zaghafte Bewegungen der Lippen. Ein zartes Lächeln? Ein verstohlenes Weinen? Seine undurchdringbaren Augen blickten in die Ferne, in's Nichts-und doch wohin.
Eine blondgeblichene Haarsträhne legte sich, durch den Wind eingespielt, quer über seinen Hals, bedeckte für kurze Momente seinen Kehlkopf. Doch bot sie ihm keinerlei Schutz oder Wärme.
Die hageren Hände stüzten sich auf die vom Laub bedeckte Erde ab.
Den Kopf etwas erhoben. Durch die Dunkelheit blickend. Durch die Nacht. Nichts sehend? Oder etwas sehend, was kein Anderer erkannte?
Tief, durch die dunkle, unendliche Nacht. Unscheinbar. Verlohren.............. Mitten drin, tief drin verlohren sehend....... Eiskalt. Scheinbar tot. Leblos. Doch immernoch mit sensibleren Sinnen, als alle glaubten. Alles wahr nehmend, spührend. Erkennend. Tief drin.......
Plötzlich durchzog wieder ein starker Schmerz seine Brust, nahm ihm die Luft zum Athmen. Lähmte ihn, riss ihn innerlich in Stücke. Machtlos war er, konnte sich dagegen nicht wehren. Eine Träne des Schmerzes floss über seine leichenblasse Wange.
Nebel umschloss ihn. Immer dichter. Ließ ihn für alle anderen unsichtbar werden. Unsichtbar, nicht erkennend..........