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Abraxas

Die Sehnsucht in mir
von

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Ensyis

"Zum Teufel halt doch jetzt bitte endlich mal still!", herrschte Ensyis Abraxas laut an. Um die Nerven des jungen Mannes schien es zum heutigen Tage nicht allzu gut zu stehen. Genauso wenig war der Vampir sonderlich ausgeglichen. Ihm schien es eine fast abgöttische Freude zu machen, Ensyis hoffnungslose Versuche seinen rechten Arm zu untersuchen zu vereiteln. "Glaub es mir doch endlich! Das ist alles wieder in Ordnung. Du brauchst nicht mehr an mir rumhantieren!" Frustriert schüttelte Ensyis den Kopf. "Ein dreifacher Bruch, mehrere Quetschungen und daraus resultierende Schwellungen. Du kannst mir nicht erzählen, dass das alles nach zwei Wochen nur, schon wieder in Ordnung sein soll!"

Abraxas senkte den Kopf und sah Ensyis, der vor ihm hockte, nun so genau ernst ins Gesicht. Seine Augen hatten sich in den vergangen zwei Wochen fast gänzlich umgefärbt, von dem ursprünglichem Braun, welches schon fast ins Gelb gegangen war, war fast gar nichts mehr zu sehen. Auch waren seine Ohren zunehmend spitzer geworden. Bald schon würde er sich äußerlich von keinem anderen Vampir mehr unterscheiden. "Doch! Nach zwei Wochen sind solche Verletzungen schon wieder verschwunden. Genauso wie die vielen Schrammen, blauen Flecke und offenen Wunden, die mir Dylan zugefügt hat. Das ist alles wieder weg! Ich sehe aus wie am ersten Tag! Bereit wieder aufs Neue durch irgendeine grausame Art maletriert zu werden. Schade, dass das mit der Sonne nicht mehr so gut funktioniert!" Wütend riss der Vampir seinen Arm zurück. Er hatte es satt hier zu bleiben. Eingesperrt in diesem engem Zimmer, wo ihm die Decke bereits auf den Kopf fiel. Der Umstand, dass er sich im Raum wenigstens frei bewegen konnte beruhigte ihn schon lange nicht mehr. Ha! Das wäre auch nicht möglich gewesen wenn er nicht selbst die Verankerung, die seine Kette hielt unreparabel aus der Wand gerissen hätte. Aber was brachte es ihm schon, das enge Zimmer in zwei langen Schritten durchmessen zu könne, bzw. in dreieinhalb wenn er kleinere Schritte machte. In der Breite hatte er gerade so eine Arm-Spanweite. Ja das hatte er alles ausgemessen. Schließlich hatte er ja genug Zeit gehabt und eine andere Beschäftigung gab es hier nur selten. Anfangs hatte es wenigstens noch ein paar Probleme bei der täglichen Blutzufuhr gegeben -so im Nachhinein eigentlich eine erfreuliche Abwechslung vom tristen Dahinvegetieren - aber auch die hatten sich gelegt. Das Ungetüm in ihm schien in dieselbe frustrierte Resignation gefallen zu sein, wie Abraxas selbst.

Einzig Dylan war es gewesen, der Abraxas ab und zu aus seinem stumpfsinnigen Sein gerissen hatten, auch wenn dessen Besuche niemals auch nur annähernd erfreulichen Ursprungs waren. Ensyis hatte ihm erzählt, dass Dylan unter Fachkreisen des Jägerzirkels auch der Leichenfledderer genannt wurde. Der Vampir hatte mittlerweile eine ziemlich genaue Vorstellung davon warum dem so war. Anscheinend schien der Jäger nämlich keinen Unterschied zwischen Toten und Untoten zu machen und das hatte für Abraxas schwerwiegende Folgen gehabt. Im Nachhinein war es eigentlich fast ein Wunder, dass Dylan dem Vampir nicht einen irreparablen Schaden, wie zum Beispiel eine abgetrennte Hand oder ein ausgestochenes Auge zugefügt hatte, sondern es "nur" dabei belassen hatte ihm den Bauch aufzuschlitzen, ihn halb verbluten zu lassen oder auch verschiedenste Tinkturen zur Dämonenbekämpfung am "lebenden" Objekt auszuprobieren. Die durchstoßenen Handflächen, an denen geprüft werden sollte wie lange Abraxas' Regenerationskräfte brauchten um solche Verletzungen auch unter Säureeinfluss zu heilen, waren da noch eher die kleineren Übel gewesen. Sicher hätte ihn Dylan irgendwann sogar umgebracht wenn nicht jedesmal Ensyis gewesen wäre. Der junge Mann verstand es immer wieder seinen Meister von größeren Gräueltaten abzuhalten und Abraxas aus seinen Depressionen zu reißen. Irgendwie war er sogar zu so etwas wie Abraxas Freund geworden, auch wenn der Vampir beim besten Willen nicht verstand, wie so eine warmherzige Seele ausgerechnet den Beruf eines Dämonenjägers gewählt hatte.

Auch jetzt war es wieder Ensyis der den jungen Vampir aus seinen Gedanken riss. Er schien Abraxas schon mehrmals versucht zu haben anzusprechen aber der hatte einfach nicht reagiert. "Meine Güte. Du bist heute echt vollkommen neben der Spur. Hat dir Dylan irgend ein Nervengift verpasst von dem ich nichts weiß? Langsam kommt es mir so vor." Überrascht hob Abraxas den Kopf und sah Ensyis verständnislos an. "Wie? Was hast du gesagt?" Der Dämonenjäger in Ausbildung verdrehte die Augen und seufzte. Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Lassen wir es für heute. Ich werde später noch mal wieder kommen, wenn du dann wieder in der Lage bist, meinen Worten zu folgen." Der Vampir verfolgte ein bisschen enttäuscht wie Ensyis sich wieder aufrichtete und ruhig auf die Tür zu ging, dann aber konnte er sich eine bissige Antwort doch nicht verkneifen:"Klar! Komm ruhig wieder vorbei. Ich werde ja nicht weg sein. Ich hab hier so ein schönes Zimmer." Ensyis blieb stehen und zögerte einen Moment bevor er sich wieder zu Abraxas drehte. Als er nun wieder sprach merkte man es ihm schon leicht an, wie schwer es dem Jäger fallen musste sich zu beherrschen, denn es schwang ein gereizter Unterton in seiner Stimme mit: "Ich kann es leider nicht ändern, Abraxas."

"Natürlich. Und wenn du es könntest würdest du sicher liebend gerne mit mir tauschen, nicht wahr? Du bist doch so eine gute Seele, Ensyis", lachte Abraxas höhnisch. Ihm war es egal wie unfair er sich im Moment Ensyis gegenüber verhielt. Was interessierte es den Vampir ob er den Jäger verletzte? Schließlich war es ja nun nicht gerade so, dass er hier mit Samthandschuhen angefasst wurde.

Ensyis Mund war zu einem schmalen Strich geworden, als er sich wortlos wieder von dem Vampir wegdrehte. Seine Augen waren eiskalt als er das Zimmer verlies und die Tür, wie immer sorgfältig hinter sich verschloss. Dann entfernte er sich hastig vom Zimmer Abraxas' und ging in das Alchemielabor seines Meisters. Dylan schien ihn bereits erwartet zu haben. "Nun Ensyis? Hast du deine tägliche Sitzung mit dem Vampir beendet? Weißt du, es beunruhigt mich etwas, dass du so viel Zeit mit ihm verbringst." "Er heißt Abraxas", gab Ensyis giftig zur Auskunft. Was bildete sich dieser kleine Vampir eigentlich ein? Wenn er nicht gewesen wäre, wäre dieses Geschöpf der Nacht schon lange nicht mehr am Leben. Dylan hätte ihn in seinem Tatendrang versehentlich vernichtet und hätte es vielleicht noch nicht einmal mitbekommen. Erst wenn es zu spät gewesen wäre.

Das Reagenzglas klirrte laut, als sich seine Bruchstücke auf dem bereits öfter angesengten Arbeitsboden des Labors verteilten und die grünen Spritzer, der eben noch darin enthaltenen Flüssigkeit, kleine Löcher in den Boden ätzten. "Ensyis! Pass doch auf!", herrschte ihn Dylan an, während der junge Mann hastig versuchte die Bescherung zu beseitigen. Doch seine Mühen waren vergeblich. Die Säure brannte auch Löcher in das Tuch, mit dem er versuchte den Schaden zu bereinigen. "Hast du denn gar nichts bei mir gelernt?", polterte Dylan los, als er bemerkte wie dämlich sich sein Schüler anstellte und bevor es Ensyis überhaupt richtig registrierte fühlte er sich schon am Schlafittchen gepackt und kurzerhand aus dem Labor hinaus bugsiert. "Geh, wasch dir die Hände und bring erst mal Ordnung in deine Gedanken! So unkonzentriert kann ich dich nicht gebrauchen", blaffte Dylan Ensyis an und schlug ihm dann die Tür vor der Nase zu. Ensyis stand nun vor der verschlossenen Tür und konnte es nicht fassen. Während er sich fast wie ein Schlafwandler in Richtung Wasserbecken aufmachte, welches außerhalb des kleinen Blockhauses stand ging er in Gedanken nochmal die Situation durch. Abraxas Beleidigungen schienen ihn mehr mitgenommen zu haben, als er anfangs vermutet hatte. Dass Abraxas, das was er gesagt hatte eigentlich nicht wirklich ernst gemeint hatte, wusste Ensyis. So gut kannte er den Vampir nun doch schon. Aber warum nagte seine Worte dann so an seinem Stolz?

Resignierend fand Ensyis letzendlich die Antwort, während er seine Hände in den Wassertrog hielt. Kleine Spritzer der Säure waren auch auf seiner Haut gelandet und hatten dort schmerzhafte rote Flecken verursacht. Was war das eigentlich für ein Zeug? Nicht, dass es am Ende noch mit Wasser reagierte und Ensyis alles noch viel schlimmer machte. Nicht einmal das wusste er, so unkonzentriert war er bei der Arbeit gewesen. Der sanfte Schmerz in seinen Handflächen war es aber letztendlich, der Ensyis die Antwort finden ließ. Es war nicht die Tatsache, dass es Abraxas darauf angelegt hatte ihn zu verletzen. Nein es lag daran, dass der Vampir recht gehabt hatte. Um keinen Preis der Welt hätte er mit ihm tauschen wollen. Selbst all das ertragen müssen, was Abraxas auszustehen hatte. Niemals. Aber auch sonst tat er in Wirklichkeit gar nichts um dem Vampir zu helfen. Das war ja auch richtig so. Er war ein Jäger, der sich auf Dämonen spezialisiert hatte und der Vampir war nun einmal ein Dämon. Ensyis war immer davon ausgegangen, dass er grundsätzlich auf der Seite der Guten stand und alles was sich Dämon schimpfte von Geburt an schlecht und verdorben war. Dieses Weltbild hatte Abraxas aber gründlich auf den Kopf gestellt. Dieses Wesen war kein Vampir im herkömmlichen Sinne. Sicher auch in ihm war dieses dunkle, böse Etwas, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte alles was auf Erden lebte zu verschlingen und zu zerstören, aber das war ja nicht alles was diesen Vampir ausmachte. Um ehrlich zu sein, war es ja sogar der kleinste Teil der Persönlichkeit Abraxas'. Da war noch so viel anderes an ihm. So viel Leid und Schmerz. Viel zu viel, als dass es ein Wesen alleine überhaupt fassen konnte ohne verrückt zu werden. Ensyis konnte sich noch gut an einen Satz erinnern, den Abraxas irgendwann vor lauter Verzweiflung hervor gewürgt hatte. Das war das Experiment mit den glühenden Nägeln gewesen. Abraxas hatte Dyland heulend vor lauter Schmerz angefleht doch endlich aufzuhören, aber Dylan hatte ihm nur einen Vortrag darüber gehalten wie unverschämt er sich doch verhielt, dass er es wagte zu weinen und vor allem Dylan um Gnade zu bitten. Er solle sich doch gefälligst wie ein echter Dämon verhalten und den Schmerz in dem sonst so vernichtenden Stolz dieser Rasse ertragen. Dylans Ausführungen waren noch weiter gegangen während er Abraxas Nagel um Nagel in den zerschundenen Körper hineintrieb. Irgendwann hatte der Vampir nur noch apathisch in seinem Zimmer gelegen und stumpf vor sich hingestarrt, als Dylan sein grausames Spiel endlich beendet hatte und Ensyis sich um ihn kümmern durfte. Abraxas war schon mehr tot als lebendig gewesen als er Ensyis damals vollkommen verwirrt und verständnislos einen Satz hin gestammelt hatte, der sich seitdem fest in den Geist Ensyis' gebrannt hatte.

"Ich bin doch auch einmal ein Mensch gewesen."

Dieser eine Satz wollte seitdem nicht mehr aus seinem Kopf heraus. Wie recht Abraxas doch hatte. Bei einem Menschen hätte es sich Dylan niemals gewagt derartige Ungeheuerlichkeiten zu vollbringen. Aber rechtfertigte es seine Rasse, dass man mit dem Vampir machen konnte was man wollte? Und warum sollten ihm von einem Tag auf dem anderen alle menschlichen Eigenschaften aberkannt werden? Gab es nicht auch gute wie böse Menschen? Vielleicht gab es ja auch böse und gute Dämonen. Vielleicht war Abraxas ja auch der einzige, aber definitiv war er! Ruhig erhob sich Ensyis wieder und starrte in Richtung des Hauseinganges. Er wollte es wissen. Er wollte wissen warum Abraxas so anders war. Vielleicht lag es ja wirklich nur an seiner Jugend, aber vielleicht war es auch etwas vollkommen anderes, was noch niemand vermutet hatte. Egal welche Ursache, das Verhalten Abraxas hatte. Ensyis wollte es in jedem Fall wissen. Doch wie sollte es ihm gelingen? Niemals würde Abraxas sein Geheimnis verraten, schon gar nicht jetzt wo er von Tag zu Tag unruhiger und aggressiver wurde. Verübeln konnte es ihm niemand. Dieses enge Zimmer musste einem auf Dauer auf den Geist schlagen, das war ja nur natürlich. Und wenn er ihn...

Nachdenklich sah Ensyis zu dem kleinen Waldstück hinüber, das an die Blockhütte angrenzte. Die beiden Jäger wohnten etwas außerhalb des kleinen Dörfchens, welches sich zu seinen Füßen in einem kleinen Tal befand. Von den Bauern würde also gar niemand mitbekommen, wenn der Vampir sich auch einmal außerhalb des Hauses aufhielt. Hastig drehte sich Ensyis um und stürzte wieder in die Alchemistenküche seines Meister. Er musste mit ihm reden.

Keine halbe Stunde später war Ensyis auch schon wieder in Abraxas Zimmer und grinste den Vampir breit an. Der schien das strahlende Gesicht nicht unbedingt als etwas Gutes zu deuten und rutschte sogleich etwas weiter auf seiner Pritsche nach hinten. Bevor er aber überhaupt richtig verstand was passierte hatte ihm Ensyis auch schon die Kette abgenommen und nach oben gezogen. Verunsichert rieb sich Abraxas das nun befreite Handgelenk und starrte Ensyis verwundert an. "Was soll das?",fragte er verwundert.

Ensyis antwortete ihm, als wäre das was er eben getan hätte das normalste auf dieser Welt:"Wir gehen Fischen fangen und ich glaube nicht, dass diese Kette da sonderlich hilfreich wäre. Habe ich recht?" Abraxas Blick mit dem er Ensyis bedachte war äußerst perplex als er langsam die zwei seines Erachtens nach merkwürdigesten Wörter, die Ensyis gesagt hatte langsam wieder holte. "Fische? Fangen?"

"Klar! Wenn du natürlich nicht mit willst. Kein Problem dann mache ich die Kette wieder dran und gehe eben alleine",sagte Ensyis schulterzuckend und griff schon wieder nach Abarxas Handgelenk. Der aber riss ruckartig seine Arme nach oben und versuchte Ensyis zu stoppen. "Halt warte, Ich..." "Ja?" "Ich möchte schon mit", sagte er leise und senkte den Kopf. Ensyis lächelte. "Na dann komm. Aber ich warne dich. Ich bin vorbereitet wenn du es wagen solltest mich anzugreifen oder zu fliehen. Lass es lieber.", meinte Ensyis ernst und öffnete dann die Tür. Dylan hatte Ensyis' Vorschlag tatsächlich zugestimmt. Der junge Mann war selbst überrascht gewesen wie wenig Überzeugungsarbeit er doch hatte leisten müssen. Waren seine und Dylans Meinung über Abraxas am Ende gar nicht so verschieden? Allerdings hatte es der Jäger es nicht unterlassen können seinem Schüler noch ein kleines magisches Artefakt in die Hand gedrückt, damit dieser den Vampir notfalls außer Gefecht setzten konnte. Ensyis hoffte inständig, dass er nicht gezwungen werde würde dieses Ding tatsächlich zu benutzen. Zielsicher steuerte Ensyis eines der anderen Zimmer im Haus an. Abraxas folgte ihm zögernd. Es war das erste Mal seit zwei Wochen, dass es er etwas anderes sah, als das kleine enge Zimmer in dem er eingesperrt war. Auch wenn man es ihm äußerlich nicht ansah, strahlte der Vampir innerlich vor Freude. Endlich konnte er mal wieder raus. Abraxas entwich ein erschrockener lau, als er von Ensyis auf einmal ein Hemd an den Kopf geworfen bekam. "Zieh das an! Du bist zwar nicht mehr so empfindlich auf Sonnenstrahlen, aber es wäre glaube ich doch besser wenn du nicht gerade mit nacktem Oberkörper ins Helle gehst." Nachdenklich zog sich Abraxas das Hemd vom Kopf, sah es kurz an und zog es sich dann über. "Schaut gut aus. Habe ich doch gewusst, dass wir etwa die selben Größen haben."

"Mhmm",antwortete Abraxas wortkarg. Irgendwie wusste er noch nicht wirklich was er von der neuen Situation nun halten sollte und gab sich deswegen wie gewohnt eher schüchtern. Neugierig sah er sich nun in dem neuen Zimmer um. Es war kaum größer als das seine, aber wesentlich vielfältiger eingerichtet. Obwohl eingerichtet eher das falsche Wort war. Es wirkte vielmehr so als hätte der Bewohner dieses Zimmers im laufe der Zeit allerhand Kram angesammelt und wahllos im Zimmer verteilt. Da wo eben Platz war. Der Vampir konnte sich gut vorstellen, dass es in letzter Zeit wohl etwas komplizierter geworden war noch irgendwo Platz zu finden. Da hingen seltsame Waffen an den Wänden, neben fremdländisch anmutenden Fächern und Tüchern. Eine kleine Steinfigur, welche sich auf dem mit Plänen, Zettel Büchern und ähnliche zugestellten Tisch befand, zog Abraxas Aufmerksamkeit fast magisch auf sich. Dabei war an dem Abbild der jungen Frau mit dem bis zum Boden reichenden Haar noch nicht einmal etwas besonderes. Die zierliche Figur hatte die Augen zu Boden gesenkt und kniete vor einem imaginären Gegenüber. Ihr Körper war in wallenden Stoffe gehüllt und unteren ihre Augen waren dunkle Striche angedeutet als weinte sie blutige Tränen. Wer auch immer diese Figur geschaffen hatte musste ein wahrer Künstler gewesen sein, aber...

"Faszinierend, nicht wahr?" Ensyis war leise an den Vampir herangetreten ohne, dass es der Vampir wahrgenommen hatte. "Das ist Lilith. Sie gilt als Mutter aller Dämonen und erste Hexe der Menschheit. Kein Wunder, war sie doch die erste Frau Adams. Wusstest du das? Die erste Frau, aus dem gleichen Stoff geschaffen wie er selbst und so nicht bereit sich ihm zu unterwerfen. Man bezeichnet sie auch als Königin der Nacht." Das was Ensyis ihm erzählte war für den Vampir nicht neu. Er hatte ihren Namen nicht gewusst und doch kannte er sie, wusste wer sie war und er wusste, dass... "Es ist falsch!" "Wie? Was meinst du?", fragte Ensyis verwundert. Er konnte sich keinen Reim auf Abraxas Worte machen. "Es ist falsch... ihr Abbild. Sie hätte nie - Nie hätte sie sich so unterwürfig gezeigt. Vor wem auch immer. Ihre Augen. Sie hätte sie nicht so niedergeschlagen und Tränen? Um wen sollte diese Frau weinen? Nein. Ihre Augen waren immer voller Stolz und Hohn. Und Verachtung für die, die sie nicht verstanden und akzeptierten." Abraxas schüttelte den Kopf. Diese Figur zeigte ihre Gestalt aber nicht das Wesen ihrer Seele. Das war nicht Lilith. Es war nicht einmal eine schlechte Kopie. Es war nur eine Steinfigur eines romantischen Künstlers. "Woher willst du das wissen?", fragte Ensyis alarmiert. Konnte es sein, dass Abraxas Dinge wusste, von denen die beiden Jäger bis jetzt noch nicht einmal etwas geahnt hatten? "Woher weißt du das?", wiederholte er nun noch einmal etwas heftiger. Verwundert drehte sich Abraxas wieder zu Ensyis und zuckte mit den Schultern. Er verstand die plötzliche Aufregung nicht. "Ich weiß es eben. Das sieht man doch..." Ensyis kniff die Augen zusammen und fixierte Abraxas noch einen Moment lang, dann ließ er von ihm ab. Der Vampir schien wirklich nichts weiter zu wissen. "Komm gehen wir. Ich sehe im Dunkeln leider nicht so gut wie du und dann dürfte es uns schwer fallen noch ein paar Fische zu erwischen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-11-29T15:24:06+00:00 29.11.2004 16:24
Hm, der Lehrling hat ja großes Vertrauen in den jungen Vampier. Wenn das mal nicht daneben geht, mit dem Ausflug.
Ob Abraxas es jemals schaft den inneren Vampier zu besiegen und seine Menschlichkeit vollens zurückgewinnen kann?

Bisher sehr interessant und spannend geschrieben. Hoffe Du gibst nicht so schnell auf. ^^

Andra


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