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Ins Dunkel zu treiben...

von

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***
 

...ins Dunkel zu treiben... Teil 5
 

***
 

~ Schaut zum Himmel, Freunde! Sonnenuntergang... Wunderbar symbolisch. Das Ende eines Tages, und das warme Licht der schwindenden Sonne, das alles in blutrotes Licht taucht. Richtig schön kitschig. Eine Szenerie wie geschaffen dafür, dass hier gleich etwas passiert... ~
 


 

Tareth beobachtete seine beiden Gefährten unruhig. Sie wanderten nebeneinander her, in einen Schleier des Schweigens gehüllt, ein drückendes Schweigen, das jedes Gespräch sofort ersticken würde. Tareth war nervös, gab sich aber Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. "Wahrscheinlich wissen sie es eh schon, so schlecht wie ich im Schauspielen bin..." überlegte er sarkastisch.
 

Einmal sah sich Iarlîn kurz um, und sein Blick traf den Tareths. "Lass es!" schienen seine Augen zu befehlen, doch Tareth war entschlossen, seinen Plan durchzuführen, egal ob Iarlîn wollte oder nicht.
 

~ Das war der große Fehler ~
 

Er wartete bloß noch auf den richtigen Zeitpunkt.
 

~...der bereits lange verstrichen war~
 

Die Frage war, ob Iarlîn versuchen würde, ihn aufzuhalten. Natürlich konnte er versuchen, seinen Gefährten auf Erkundung zu schicken, nur um sicherzugehen, aber Tareth wusste, dass Iarlîn zu klug war, um sich von so einem kleinen Trick täuschen zu lassen. Es gab also überhaupt keine Wahl. Doch vielleicht, so hoffte Tareth, würde Iarlîn sich doch noch anders entscheiden.
 

Sie hatten grade einen Fluss überquert, als Sigil vorschlug, dort die Nacht über zu bleiben. Erleichtert stimmte Tareth zu- dieser Ort schien ihm wie geschaffen für seinen Plan. Wenn alles schief ging konnte er immer noch den Ring im Wasser versenken. Zu seiner Überraschung versuchte Sigil auch noch, Iarlîn dazu zu überreden, die Gegend nach Orks abzusuchen. Dieser wirkte zwar alles andere als glücklich darüber, aber da Tareth Sigil nach Kräften unterstützte, musste er sich schließlich geschlagen geben. Murrend ließ er die beiden alleine.
 

Sigil wandte sich nun Tareth zu. "Du wolltest mit mir sprechen, oder? Ich habe es den ganzen Tag gespürt."
 

Tareth wusste, dass ihm das eben Gesagte ernsthafte Sorgen bereiten sollte, aber er ignorierte es. Zu sehr beschäftigte ihn jetzt das, was er seinem Freund erzählen wollte. Bloß nichts falsches sagen, sonst war alles verloren.
 

~ Das war es auch so schon. Sigil wusste ganz genau, was nun kam und war entschlossen, sich nicht bestehlen zu lassen. ~
 

Während Tareth redete, griff Sigil unauffällig an einen seiner Stiefel und zog einen langen Dolch hervor...
 

~ ...und besiegelte damit endgültig unser Schicksal. ~
 

Nicht weit entfernt stand Iarlîn zwischen einigen Bäumen und starrte in den Himmel. Einige Wolken zogen langsam vorbei, ihr weißes Gewand in rot getaucht. Vögel sah er keine, außer einem Käuzchen, das auf einem der Bäume hockte und leise schrie. Irgendwie beschlich Iarlîn bei diesem Geräusch ein beklemmendes Gefühl. Etwas war oder würde geschehen, etwas, das nicht geschehen durfte.
 

Iarlîn schlug mit der Faust gegen einen knochigen Baum. Warum hatte er sich wegschicken lassen? Er hatte doch genau gewusst, welche Dummheit Tareth begehen wollte! In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er zurück musste. Zurück, um seine Freunde vor einem fatalen Fehler zu bewahren.
 

Auf der Stelle rannte Iarlîn los. Er achtete nicht auf seine Umgebung, sondern war nur noch von einem Gedanken besessen: seinen Freunden zu helfen. Aber tief in seinem Inneren hatte sich das Gefühl gebildet, dass es
 

~ ...zu spät sein würde... ~
 

Zuerst nahm er gar nicht richtig wahr, was geschehen war. Er sah Sigil ruhig auf einem umgestürzten Baumstamm sitzen, neben ihm lag Tareth. Zuerst dachte Iarlîn, sein Freund sei schon eingeschlafen, doch als Sigil sich umdrehte und einen blutigen Dolch in seiner Hand hielt, wusste er, dass er sich geirrt hatte.
 

~ Ein seltsamer Irrtum, doch es blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken. Die Wunde, die Sigil zugefügt hatte, war tief und blutete stark. Tödlich... ~
 

Halb entsetzt, halb traurig nahm Iarlîn Tareths Hand. Die Geste kam ihm seltsam vor, aber das spielte im Moment keine Rolle. Tareth atmete nur noch schwach, sah Iarlîn jedoch mit einem vollkommen klaren Blick an, in dem dieser genau lesen konnte, was geschehen war.
 

"Es... es tut mir leid, Tareth." flüsterte Iarlîn, und war entsetzt über seine schwankende Stimme.
 

Tareth schüttelte langsam den Kopf. Er wollte etwas sagen, schaffte es aber nicht.
 

"Ich verspreche dir, dass ich Sigil..." Iarlîn brach ab. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
 

Tareth lächelte, und er flüsterte: "Hilf ihm, bitte..."
 

~ ...und dann herrschte Schweigen.... ~
 

Nach einer Weile sah Iarlîn auf. Sein Gesicht war voller Trauer, doch weinen konnte er nicht. Zu entsetzt war er über Sigils Tat, zu groß der Zorn, der nun in ihm hochwallte. Er starrte Sigil an, der regungslos dasaß. Dem blonden Elben liefen Tränen über die Wangen, doch gleichzeitig lachte er. In einem Moment flüsterte er ungläubig und voller Trauer: "Tareth... oh nein... ich habe ihn getötet... das wollte ich nicht...bitte... verzeih mir...", im anderen Moment rief er lachend: "Dieser Dieb hat bekommen, was er verdient hat! ...Er wollte dich haben... aber du gehörst zu mir... Ich werde nicht zulassen, dass du entführt wirst..."
 

Als er auf Iarlîn aufmerksam wurde, verfinsterte sich sein Gesicht, alle Trauer wich und ließ nur noch Hass zurück.
 

"Ah... da bist du ja... Willst mir ihn stehlen... nicht wahr? Aber er will bei mir sein... und ich lasse nicht zu, dass er traurig wird..."
 

Damit sprang Sigil auf und rannte mit gezogenem Dolch auf Iarlîn zu. Dieser konnte grade noch einem blindwütigen Stich ausweichen, und versetzte ihm einen kräftigen Schlag in den Magen, der den blonden Elben einige Schritt zurücktaumeln ließ.
 

"Was soll das?" fragte Iarlîn bemüht ruhig, während Sigil sich wieder fing. Er gab jedoch keine Antwort, sondern zischte nur: "Dieb!", und stürzte wieder auf den anderen Elben zu.
 

Iarlîn konnte nun seinen Zorn endgültig nicht mehr zurückhalten. Er fühlte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte. Sein Blut schien sich in Feuer verwandelt zu haben, und der Schmerz machte jeden klaren Gedanken zunichte. Er merkte kaum, wie er Sigil entgegenrannte, sein langes Schwert gezogen. Er sah nicht, wie er die wütenden Stiche seines Freundes abwerte, sah nicht, wie er selber angriff.
 

~ Eigentlich hätte Sigil gar keine Chance gegen so ein gewaltiges Schwert haben dürfen. Und doch wich er immer wieder aus und nutzte jede nur erdenkliche Möglichkeit aus. Einige Male traf er sogar, doch es waren keine ernsthaften Wunden. ~
 

Der Kampf zog sich lange hin. Das Ende kam erst, als Sigil Iarlîn quer über das rechte Auge bis zum Kinn schnitt. Iarlîn taumelte, und Sigil hielt die Zeit für einen letzten Angriff für gekommen. Doch noch während er seine Hand hob, spürte er grauenhafte Schmerzen in seiner Schulter explodieren. Ungläubig starrte er Iarlîn an, der verzweifelt sein Schwert hochgerissen hatte und im richtigen
 

~oder falschen... ~
 

Moment zugeschlagen hatte. Die Klinge war tief in Sigils Schulter eingedrungen, zu tief. Sigil sank zu Boden und ließ den Dolch fallen, den Ring aber hielt er fest umklammert.
 

"Ich habe dich beschützt... so gut ich konnte..." murmelte er. Dann wandte er sich Iarlîn zu, der neben ihm auf die Knie gefallen war. "Ich habe... dir immer gesagt, dass dein Schwert viel zu gefährlich ist... Ironie des Schicksals, dass nun ausgerechnet sie mich tötet..."
 

Iarlîn wollte etwas sagen, doch wieder fand er nicht die richtigen Worte. Sigil hustete, dann flüsterte er mit heiserer Stimme: "Danke..."
 

~ Ich habe mir immer einzureden versucht, dass ich Sigil erlöst habe. Mir war und ist bewusst, dass dies nur eine Lüge ist, eine Lüge, um meinen Geist zu beruhigen. Wer hat mir das Recht gegeben, ihm sein Leben zu nehmen, egal aus welchem Grund? ~
 

Es dauerte lange, bis Iarlîn schließlich wie in Trance aufstand. Er war sich dessen nicht bewusst, aber er weinte.
 

Tränen aus Blut und Tränen aus Wasser.
 

Nur ein einziger Gedanke schwirrte noch in seinem Kopf herum.
 

~ Ich will meinen Freunden folgen! ~
 

Tareths Schwert steckte immer noch in dessen Gürtel, unangetastet, unbeschmutzt mit dem Blut seiner Freunde. Iarlîn nahm es und rammte es ein Stückchen entfernt mit dem Griff zuerst in den Boden. Er sah sich noch einmal nach seinen toten Freunden um, dann seufzte er und ließ sich fallen.
 

~Man sagt, dass man vor dem Tod noch einmal sein ganzes Leben vor sich sieht. Ich sah nichts dergleichen, fragte mich nur plötzlich: "Verdammt, was mache ich denn da?" Noch bevor ich reagieren konnte, hatte sich mein Körper bereits zur Seite gedreht und ich fiel unsanft auf den Boden, nur ein winziges Stückchen von der drohenden Klinge entfernt. ~
 

Ohne wirklich zu wissen, was er tat, stand Iarlîn wieder auf. Er sah das blitzende Schwert vor sich und beschloss, es noch einmal zu versuchen. Doch auch dieses Mal schaffte er es nicht. Er versuchte es wieder und wieder, doch ohne Erfolg. Schließlich blieb er einfach auf dem Boden liegen.
 

"Warum?" flüsterte er schluchzend, "Warum traue ich mich nicht? Ich war doch sonst kein Feigling... und nun..."
 

Ruckartig setzte Iarlîn sich auf. Er zog das Schwert aus dem Boden und streichelte es.
 

"Nein, Schwert meines Freundes... du sollst nicht befleckt werden. Tareth wollte keinen Freund töten, und du, du sollst es auch nicht..."
 

Dann steckte er das Schwert zurück in Tareths Gürtel.
 

~ Es scheint, als habe mich das wieder zu Verstand gebracht. Trotzdem weiß ich nicht mehr, was ich in den folgenden Stunden tat. Ich glaube ich habe meine Freunde so gut ich konnte bestattet. Ich konnte sie schließlich nicht hier liegen lassen -wer weiß, ob nicht die Orks sie gefunden hätten. ~
 

Der Mond stand hoch am Himmel und blickte traurig auf die Erde hinab. Iarlîn schaute zurück und strich sich mit einer Hand über das Gesicht und versuchte, Blut, Schmutz und Tränen wegzuwischen. Doch es brachte nichts. Schließlich hörte er auf und betrachtete das, was er in seiner Hand hielt.
 

Den Ring.
 

~ Ich habe ihn Sigil abgenommen, um ihn irgendwo hinzubringen, wo ihn keiner finden wird. Als ich ihn so betrachtete, kam es mir seltsam vor, dass das Ganze hier auf den Schwertelfeldern geschehen war. Isildur, der frühere Ringträger fand hier seinen Tod, und nun... Es scheint, als ob diese Gegend verflucht ist... ~
 

Iarlîn drehte den Ring in seiner Hand einmal herum, sah dann wieder in den Himmel und suchte Trost bei den Sternen.
 

~ Habe ich gesagt, unser Schicksal sei vorgeschrieben gewesen? Ich habe mich geirrt- es gab einen Weg, eine einzige Möglichkeit. Doch ich habe alle Zeichen missachtet und unterschrieb damit das Dokument, das unseren Untergang besiegelte. Der Traum... hätte ich ihn beachtet, hätte ich einen Weg gefunden.
 

Damals aber hielt ich es für einen einfachen Traum... und nun, endlich, nach allem was geschehen ist, erkenne ich seine wahre Bedeutung. Ich weiß nun den Teil, der mir entfallen ist, wieder. Ich blickte die Gestalten an, und sah ihre Gesichter. Die meisten waren mir unbekannt, doch da waren drei... Sigil, Tareth... und ich. Opfer des Ringes. Wie alle anderen dort. Ich würde es ihnen gerne ersparen, doch ich weiß, dass ich dazu nicht die Kraft habe. Möge das Schicksal ihnen gnädig sein. ~
 

Iarlîn sah den Ring in seiner Hand noch einmal an, schloss die Augen und schleuderte

ihn weit von sich. Dann drehte er sich um und rannte in die andere Richtung davon.
 

~ Ich weiß bis heute nicht genau, weshalb ich die Kraft hatte, dem Ring zu widerstehen. Vielleicht lag es daran, dass ich zu lange ein Gefangener Saurons gewesen bin, in der Zeit, als er und der Ring am mächtigsten waren. Ich habe unzählige Wesen gesehen, die unter seiner Herrschaft unendlich litten, und auch ich selber tat es. Natürlich spürte ich die Macht des Ringes, doch sie erschien mir nicht im Geringsten verlockend. Ich war nicht aus Saurons Sklaverei entkommen, um nun wieder ein Sklave des Ringes zu werden. Niemals.
 

Zurück blieb die Narbe von meinem rechten Auge bis zum Kinn. Sie wird mich für immer an meine Freunde und das, was geschehen ist, erinnern. Ich verstecke sie -im Gegensatz zu Tareth- niemals. Jeder soll sehen, was dieser kleine Ring anrichten kann. Natürlich wissen die meisten Leute nicht, woher meine Narbe stammt, doch jedem läuft bei ihrem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken. Sie ahnen instinktiv, was geschehen ist, und vielleicht wird es ihnen eine Warnung sein, niemals so zu handeln wie wir Drei gehandelt haben.
 

Ein Ring sie zu knechten...
 

sie alle zu finden...
 

ins Dunkel zu treiben...
 

und ewig zu binden... ~
 

***
 

Ende
 

Jetzt fragt mich bitte nicht, ob es mir Spaß macht, so etwas zu schreiben. Ich weiß es nämlich nicht.



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