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TRON-Reloaded

von

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Peter's Sight Part 15

TRON-

Reloaded

Peter's Sight

Part 15
 

Als der Himmelsdrache die Tür hinter sich schloss, erkannte er zwei Personen in diesem Raum.

Eine war eine korpulente Gestalt von einer Frau. Ein hexenhafter Schatten mit verfilztem Haupthaar und kristallartig blitzenden Augen.

Kurz schaute der Himmeldrache auf die andere Seite der Tür. Da stand auch eine Frau in dem Gang. Haare mit umschatteter Bronze. Ein schwarzes Band hielt eine kleine Krone auf ihrem ovalgesichtigen Kopf.

In ihren grünen Augen war deutlich die Sorge um diesen Jungen in diesem Raum zu bemerken.

" Gaius Helen Mohiam.", entglitt es dem kosmischen Geschöpf. Aber mit was für einem Sarkasmus und einer ziemlichen Portion Ärger.

Jetzt sah er wieder den Jungen an. Das ovale Gesicht seiner Mutter, doch kantiger.

Tiefschwarze Haare mit recht buschigen Augenbrauen. Von seinem Großvater mütterlicherseits, der geheim war.

Die gleiche dünne, hochmütig wirkende Nase des anderen Großvaters, des alten Herzogs.

Ihm warf der Himmelsdrache ein Lächeln zu. Fünfzehn Jahre war er alt. Doch vom Geist her war er teils weiter als jeder andere.

< Ah, ja. Waren gerade daran, Jessica hier herein zu bitten.>

" Nun, Usul? Ich bin hier, um dir zu helfen. Bin ich dein Gast?"

Zur Gaius Helen Mohiam: "Wenn das, was sie geplant und getan haben, von den Menschen kommt, wird es verschwinden. Wenn es aber von Gott kommt, kannst du es nicht einfach so besiegen. Du könntest dich gezwungen sehen, gegen Gott zu streiten."

Wieder an Paul gewandt: " Lass mich dein Medjai sein. Vielleicht kann dann das große Übel abgewendet werden. Vielleicht kann dein Vater dann gerettet werden."

Eher letzteres schien den Jungen zu kümmern. Das große Übel ebenfalls, doch vornehmlich das Schicksal seines Vaters. " Ich werde also dein Schatten sein. Dein Helfer. Wir sehen uns bald wieder, Muad'dib."

Der Himmelsdrache öffnete die Türe. " Dein Sohn lebt."
 

" Wenn Salusa Secundus die Hölle ist, dann ist Arrakis der Kessel des Teufels."

Paul Atreides und sein Vater Leto, der Herzog, unterhielten sich in der Trainingshalle der Burg Caladan.

Sofort wollte der Herzog die Wachen rufen, doch etwas hielt ihn davon ab.

Derweil ging der ihnen fremde Mann den Raum ab. " Wenn man auf Arrakis die Stadt oder auch nur das Haus verlässt, ist es viel schlimmer als Saulsa Secundus. Ein ausgebildeter Fremen könnte gegen zehn Sardaukar bestehen." Beide Atreides sahen ihn mehr als erstaunt an. " Arrakis ist eine Welt, die mehr als genug Geheimnisse ihr Eigen nennt. Selbst die Fremen kennen nicht alle. Wenn auch genug."

" Wer seid Ihr?"

" Cielago, die Stimme. Ich werde dich trainieren, junger Atreide. In Wegen, die älter sind als die Bene Gesserit oder die Fremen. Wir sehen uns auf Arrakis wieder. Bi-La Kaifa."

Er ging.
 

Nur wenige Tage später fuhren Paul und seine Mutter Jessica durch Arrakeen. Es war die erste Anfahrt zu dem Palast hier in der Stadt.

In einem Moment war die schwarze, schattenhafte Gestalt auf einem der Dächer. Im nächsten saß er Paul gegenüber. Pechschwarze Robe, unter der alles verborgen schien. Besonders das Gesicht, das in keinster Weise unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze zu sehen war.

" Die erste Lektion für dich, junger Atreide. Die Alten begehen Fehler, damit die Jungen von ihnen lernen.

Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.

Erwartet nicht, die Antworten serviert zu bekommen.

Erwartet nicht, immer alles vorgesetzt zu bekommen.

Wir alle müssen unsere eigenen Antworten finden.

Im Palast wirst du dann die nächste Lektion erhalten."

Genauso plötzlich wie er gekommen war, war er auch verschwunden.
 

Leto Atreides derweil streifte durch seine neue Residenz.

" Ihr solltet sie heiraten, Leto." Mitten in dieser von Gigantismus geplagten Halle aus kaltem Stein. Die leicht gewölbte Decke hin zwei Stockwerke hoch und dort befanden sich die beiden riesigen Kristallleuchter der Atreides. Schlitzartige Fenster, dunkle Vorhänge und Holztäfelung trugen nicht zu einer gewissen nötigen Heimlichkeit in dieser nach uraltem Stil gebauten Halle bei.

" Verratet mir eines. Würdet Ihr Lady Jessica alles anvertrauen? Euer Leben, das Eures Sohnes, die Familie, die Freunde, diese Welt und ihre Bewohner..."

" Ja." Leto Atreides sagte das so spontan und mit einer solchen festen Stimme, dass es Cielago ein Lächeln entgleiten ließ. " Typisch Atreides. Dann solltet Ihr sie wirklich heiraten." Er setzte sich auf eine der Stufen.

" Ihr solltet vielleicht etwas erfahren, das selbst nur wenige Bene Gesserit geschweige den sonstige Wesen wissen." Eine Handbewegung Cielago's ließ Leto näher treten. In Reichweite eines leisen Flüsterns.

" Jessica ist die Tochter von Baron Wladimir Harkonnen.", flüsterte die Stimme.

Ein Schock durchlief Leto, der ihn zurücktaumeln ließ.

" Nein...", brachte der Herzog nur heraus. " Doch. Seht Paul an. Dann wisst Ihr es, wenn Ihr mir nicht glaubt. Es ist deutlich zu erkennen. Sogar für Paul." Die Stimme blieb so leise wie eben.

" Ich werde ihn unterrichten. Und ich werde hier helfen. Dann werden wir sehen, auf welches Ende alles heraus läuft. Denkt nach. Wollt Ihr das Paul antun und den Harkonnen zum Opfer fallen? Ach, übrigens. Draußen wartet noch jemand für Yueh."
 

" Die Sonne schickt einen letzten Gruß,

verschwindet langsam am Horizont.

Und sie trifft sich mit dem Abendstern.

Ist jetzt wirklich Schluss?

Ist nur die Zeit vorbei?

Ist die ganze Welt dunkel und menschenleer?

Lachen und träumen das kann ich nicht mehr.

Ist denn das was bleibt nur Einsamkeit?

Mit der Sonne sinkt mein Stern.

Seh' ich ihn jemals wieder?

Und mein Herz schlägt schnell.

Viel zu schnell.

Das Glück ist weit entfernt.

Meine Träume fliegen zu dir.

Wenn sie landen erzähl'n sie von mir.

Kannst sie ganz leicht berühr'n.

Und reg' dich nicht auf.

Denn die Sonne geht bald wieder auf."
 

Wenige Stunden darauf.

Lady Jessica unterhielt sich angeregt mit Shadout Mapes, der Haushofmeisterin.

Shadout bedeutete bei den Fremen: " Wasserholer." Eine wichtige Aufgabe.

" Eigheeeee!", rief Mapes gerade jubelnd aus. Es war klar. Jessica hatte das Crysmesser in Mapes' Hand als Bringer betitelt. Bringer? Bringer.

" Und? Zu welchem Schluss seid Ihr gekommen, Mapes?", fragte Cielago, als Mapes sich gerade umwenden wollte um den Stierkopf zu nehmen, den sie im Speisesaal aufhängen sollte.

Gerade als Jessica den gewölbten Flur entlang eilen wollte um ihren Sohn zu sehen.

Die ältere Frau fuhr herum, angriffsbereit. Natürlich hatte sie als Fremen einen Feind erwartet.

" Subak ul Kuhar. ( Geht es dir gut?)", flüsterte Cielago leise. Einen Moment war Mapes überrasch. Dann erwiderte sie ebenso leise: " Subak un Nar. ( Mir geht es gut. Und dir?)"

" Wer bist du?", fragte sie leise. " Cielago. Ich bin ebenso Umma ( Mitglied der Propheten) wie Sandläufer wie Sadus ( Richter Fremenheiliger) wie Baraka ( lebendiger Heiliger) wie Bakka ( Der, der um die ganze Menschheit weint). Muad'dib ist gekommen. Wenn er seinen Test-Mashad besteht, wird er die Ichwanbeduinen in die Freiheit führen. Und er wird den größten Taqwa ( Preis für einen Handel mit einem Gott) bezahlen. Bi-La Kaifa.( Amen)"

" Und sag Liet, dass der Verräter jetzt schon wahrscheinlich nicht mehr existiert."

Mapes nickte und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, als Cielago ging.
 

Paul stand gerade, nur mit einer leichten Hose, in seinem Zimmer. Das Kopfende seines Bettes war herab geglitten und hatte einen etwa fünf Zentimeter langen, torpedoförmigen Jäger-Sucher zum Vorschein gebracht.

Die schwebende Waffe eines Attentäters. Doch durch das Suspensorenfeld, das ihn in der Luft hing, war auch die Sicht der eingebauten Kamera beschränkt. Außerdem musste jemand in der Nähe sein, der ihn steuerte.

Und der müsste sich in der Dunkelheit hier im Raum nur auf Bewegungen verlassen.

Plötzlich jedoch wurde der ganze Raum finster. Nicht einfach dunkler. Sondern es schien, als würde jegliches Licht einfach verschluckt. " Nun? Von einem Jäger-Sucher lässt du dich so beeindrucken?" Dann war nur das feine Summen des Geräts hörbar. An der Tür in Pauls Rücken klopfte es, dann ging sie leise knarrend auf.

Blitzschnell, als der Jäger-Sucher an ihm vorbeiraste, packte Paul ihn mit seiner Rechten und zerschmetterte ihn am Türrahmen. " Ja, Mapes. Es sind Hawat's Männer, die unten auf Paul warten. Lauf schnell und sag ihnen, dass hier ein Jäger-Sucher aus dem Bett des Jungen gekommen ist."

Die Frau erkannte das sofort. Obwohl sie ein Gerät wie dieses noch nicht gesehen hatte. Doch sie folgerte. Der junge Herzog hatte es zerstört. Sie hatte bemerkt, wie es auf sie zugeflogen war. " Er hat auf Bewegungen reagiert.", gab der Junge von sich. " Ihr habt mir eine Wasserschuld auferlegt, junger Herr. Ich weiß nicht, ob ich sie erfüllen kann. Aber wir Fremen begleichen immer unsere Schulden."

Kurz sah sie Cielago an. " Wir wissen, dass in Ihrer Mitte ein Verräter lebt. Aber nicht, wer es ist. Doch es gibt ihn." Und schon war die Alte weg. Erstaunlich schnell für ihr Alter. " Der Attentäter war nicht der Verräter. Um letzteren habe ich mich schon gekümmert. Und jetzt lauf schnell zu deiner Mutter bevor du zu den Männern deines Vaters stößt. Ich werde bei ihnen auf dich warten."
 

Der ganze Palast war fast am Durchdrehen.

" Los, los, los! Findet den Attentäter!"

" Da! Halt!" Schüsse.

" Da hinten! Schnappt ihn euch!"

Der Attentäter huschte um eine Ecke. " Falscher Weg.", knurrte eine Stimme. Finsternis umfing ihn.

Gleich darauf fanden die Wachleute nur einen derangierten und in Fötusstellung zitternd auf dem Boden liegenden Attentäter. Kreidebleich sah der aus. Als wäre er dem Shaitan persönlich begegnet.

Einer der Lieutenants meldete es Jessica.

Sehr schön. " So, Paul. Jetzt sehen wir nach deinem Vater." Der Schatten löste sich von der Wand, an die er eben noch gelehnt war, als Paul die große Halle betrat.

Natürlich sahen die Leute Cielago eher aus den Augenwinkeln an, suspekt wie er ihnen erschien.

" Er ist mein neuster Lehrer.", teilte Paul dann doch mit.
 

" Zeit und Raum, wir besuchen die Sterne.

Hand in Hand reisen wir mit dem Licht.

Alles, was sich je ein Mensch nur erträumt hat, ist hier in der Zukunft.

Sie wartet auf mich und auf dich.
 

Die Welt zerfiel und das Lachen starb.

Und die Herzen vergaßen in Liebe zu schlagen.

Grau war der Tag und kalt war die Nacht.

Kein Sonnenstrahl brachte uns Hoffnung.

Doch es geschehen Wunder.

Glaub an die Kraft.

Im Königreich der Freundschaft wollen wir leben.

Das ist unser Ziel!
 

Zeit und Raum, wir besuchen die Sterne.

Hand in Hand reisen wir mit dem Licht.

Alles, was sich je ein Mensch nur erträumt hat, ist hier in der Zukunft.

Sie wartet auf mich und auf dich."
 

Das summte Cielago leise auf dem Flug zum Landeplatz vor sich hin.

" Wir sollten uns auf das Klima des Planeten einstellen. Ich empfehle, nur nachts aktiv zu sein. Das ist besser.", meinte er mit einem Mal. " Dann verbrauchen die Männer weniger Wasser und sie können leichter ihren Aufgaben nachgehen.", schloss Paul. Bestätigendes Nicken. " Und das gesparte Wasser können wir regelmäßig an die Leute verteilen."

" Gut nachgedacht.", lobte Cielago.
 

Während Paul kurz mit seinem Vater sprach, wartete Cielago vor der Türe zum Besprechungsraum im zweiten Stock. Thufir Hawat kam an.

War klar, was er wollte. Bestraft werden, weil er versagt hatte.

Um ihn herum waren noch andere wichtige Leute, der Atreides. " Das muss auch erst mal passieren. Einen Gegner zu überschätzen.", wandte Cielago sich dem alten Hawat zu. " Der Plan kam nur von Rabban."

Begriff Hawat, auf was Cielago anspielen wollte? Musste er eigentlich als Mentat.

Rabban war der dumme fette Arsch, der einer der Neffen des Barons war. Überheblich, bösartig etc.

Der Baron hätte es viel feiner gehandhabt. Was man an dem Verräter sehen konnte.

Hawat war auch ein wichtiger Berater des Herzogs. Wie auch schon des Herzogs davor. Er war ein Mentat, ein menschlicher Computer, und er war der Befehlshaber der Assassinen des Hauses Atreides.

Vornehmlich war er hier für die Sicherheit verantwortlich.

" Nichts ist Idiotensicher." In der Tat. Hatte das Hawat auch beruhigt? Ja. Er hatte den Ärger überwunden, versagt zu haben. " Ihr habt nicht versagt, Hawat. Es war dein Training, das Paul das Leben gerettet hat. Ohne deinen Anteil wäre er gescheitert." Der Schatten lächelte. Konnte man jedoch nicht sehen.

" Und dein Anteil an seiner Ausbildung wird auch noch zu größeren Erfolgen beitragen. Jetzt sage mir: Könnten die Atreides jemals auf ihre besten Leute verzichten? Könnten, nicht , müssten'."

Kopfschütteln.

" Dann gehen wir hinein. Es wird noch ein langer Tag." Obwohl er den Geruch von Rachag wahrnahm. Stimulans. Die hatten schon einen langen Tag hinter sich. Würde wohl ihr längster werden.

Der ganze Stab füllte sich in den Besprechungsraum.

" Wer Kaffee will, soll sich melden.", meinte der Herzog als erstes. Fast sofort kam ein Wagen mit Kaffee aus einem anderen Zimmer.

" Nun, meine Herren, unsere Zivilisation scheint sich dermaßen an Invasionen gewöhnt zu haben, dass wir nicht einmal einem einfachen Befehl des Imperators Folge leisten können, ohne gleich in die alten Unsitten zu verfallen." Volltreffer. Die Männer grinsten trocken. Obwohl der Herzog eine Maske absoluter Ruhe aufgelegt hatte.

Cielago hörte sich ruhig an, was Hawat über die Fremen berichtete. Auch, dass Duncan Idaho sie für bewundernswert hielt. Er stand an der Tür hinter Paul, durch die sie gekommen waren. Direkt gegenüber dem breiten Tisch mit den alten Dreibeinstühlen und der Projektorfläche auf dem Tisch.

Dann kam Thufir an die Stelle, dass Liet über alle Fremen herrsche. " Liet ist keine Gottheit." Jetzt ging Cielago langsam auf den Tisch zu. " Liet ist ein einfacher Mensch. Die Fremen folgen ihm, weil sie in ihm den Weg zur Erfüllung ihres Traums sehen."

" Und der wäre?", fragte einer der Adjutanten. " Arrakis in eine Welt zu verwandeln, die Caladan ähnelt. Eine Welt mit großen, fruchtbaren Gebieten, Polargebieten. Eine Welt mit großen Ozeanen, Seen, offenen Flüssen. Eine Welt mit ausgedehnten Wiesen, Steppen, Wäldern, Stränden, Savannen. Eine Welt wie... die Erde."

Gemurmel füllte den Raum.

Cielago beendete das mit einem Kommentar zu den Schmugglern. " Die Schmuggler und die Fremen sind gewissermaßen Partner."

Aha. Leto keimte eine Idee.

Aber jetzt zur Ausrüstung. Nur ein gutes Drittel einsatzbereit, das etwa sechs Monate halten würde.

930 Erntemaschinen für die Spice-Förderung.

Knapp unter 1000 Carryalls um die Erntemaschinen zu transportieren.

6200 Ornithopter für die Erkundung aus der Luft.

Jetzt kam man zu einer Arbeitsprojektion. Schließlich wusste hier niemand so genau, wie Spice-Ernte ablief.

Der Sandkriecher, der Ernter, war etwa 120 Meter lang und 40 breit. Gemessen an dem winzigen Menschlein, das daneben stand.

Wieder hörte Cielago sich einen Teil der Besprechung an.

Keine Schilde, da sie die Sandwürmer geradezu zu berserkerhaften Monstern machten.

Gewinnspanne von maximal 7% bis die Geräte und Maschinen alle ersetzt waren.

" Das Haus Atreides könnte sich die Suche nach Spice-Feldern sparen, wenn man mich bitten würde, sie aufzuzeigen.", entgegnete Cielago plötzlich mit einem amüsierten Lächeln. " Außerdem wäre es möglicherweise nicht schlecht, wenn man Fremen auf jeder Maschine einsetzen würde. Fragen kostet nichts."

" Fremen auf jeder Maschine? Das würde eine Sabotage durch Harkonnen-Agenten ausschließen.", schloss Hawat daraus. " Wenn es dem Herzog gelänge, auch nur ein Bataillon von Fremen aufzustellen, könnte er damit ganz Arrakeen verteidigen. Nehmen wir an, dass drei bis vier Thopter voller Sardaukar ein Sietch überfallen, das nur von Frauen und kleinen Kindern bewohnt wird, würden höchstens drei Sardaukar überhaupt mit dem Leben davon kommen."

Wieder ging ein Raunen durch die Menge.
 

Kurz darauf stürmte Duncan Idaho in den Besprechungsraum. Eine schlimme Nachricht.

" Wir haben eine Gruppe von Harkonnen-Schlägern hochgenommen, die sich als Fremen verkleidet hatten.

Die Fremen selbst schickten uns einen Boten, der uns vor ihnen warnen sollte. Doch während eines Kampfes gelang es den Schlägern, den Boten tödlich zu verwunden. Wir brachten ihn noch hierher, aber es war schon zu spät."

" Lass das Messer in der Scheide stecken, Duncan Idaho." Cielago schien alarmiert. " Würdest du es aus der Scheide ziehen, würdest du damit einige der heiligsten Gesetze der Fremen brechen."

" Das stimmt.", kam eine eindringliche Stimme von der Tür. Eine hoch gewachsene Gestalt in einer sandfarbenen Robe, dass man nur die völlig blauen Augen sehen konnte.

" Stilgar, Naib von Sietch Tabr.", äußerte Cielago laut. Der Naib war der Anführer einer Sietch-Gemeinschaft.

Jeder Naib hatte geschworen niemals lebend in die Hände seiner Feinde zu fallen.

Idaho flüsterte dem Herzog etwas Ähnliches zu. Worauf Leto Stilgar herein treten ließ.

Paul sah fast die Aura einer Führerpersönlichkeit um Stilgar herum.

" Seien Sie mir willkommen, Sir.", begrüßte Leto den Fremen.

Gleich die Frage, wieso die Männer die Klinge des Crysmessers nicht sehen durften.

" Ein Crysmesser ist ein heiliges Zeichen der Gemeinschaft der Fremen. Ein Zeichen einer gewissen Reinheit.

Nur andere Fremen oder jemand, der wenigstens ein Bekannter des Besitzers ist, darf die Klinge sehen.

Diejenigen, die ein Crysmesser sehen, gehören zu uns Fremen. Auf sie fällt eine besondere Verantwortung. Sie werden ohne unsere Erlaubnis Arrakis niemals mehr verlassen.", erklärte Cielago.

" Man sagt doch, dass Herzog Leto Atreides immer mit dem Einverständnis der Beherrschten regiert.", fügte er hinzu.

" So sei es. Wenn es der Wille der Fremen ist, dass die Klinge in der Scheide bleibt, so ist es mir ein Befehl.

Sagt, was wir noch tun können um das Andenken des Mannes zu bewahren, der sein Leben gab um uns zu warnen, zögert nicht es uns zu nennen. Ein Atreides begleicht immer seine Schulden."

Stilgar zog den Schleier von seinem Gesicht und entblößte den Bart dahinter. Er beugte sich etwas vor...

und spuckte auf die polierte Oberfläche des Tisches.

Paul sprang auf. " Wir danken dir für dieses großzügige Geschenk deines Körpers, Stilgar, und nehmen es dankbar an. Wir akzeptieren sie in dem Geist, in dem sie uns gegeben wurde.", sprach er. Und spuckte ebenfalls auf den Tisch. " Ein Crysmesser wird immer aus dem Zahn eines Bringers hergestellt. Die Harkonnen haben natürlich eine sehr hohe Belohnung auf eines der Messer ausgesetzt."

Jetzt sollte Idaho auch noch zu den Fremen gehören, praktisch zwei Herren dienen. Wie Liet.

" Ich habe noch eine Bitte.", brachte Paul plötzlich ein.

Wirklich fast alle waren erstaunt. Bis auf Cielago.

" Sowohl die Atreides als auch die Fremen wollen die Harkonnen für immer von Arrakis vertreiben."

Eine Tatsache.

" Ich möchte die Fremen im Namen des Hauses Atreides um Hilfe im Kampf gegen die Harkonnen bitten."

Er begann merklich fies zu grinsen. " Beispielsweise beim Gewürzabbau als Eskorte für unsere Mannschaften und Geräte. Oder bei einem direkten Überfall auf die Lagerhäuser des Barons auf Giedi Primus.

Schließlich sind die Fremen Kinder der Wüste. Und wer als ihre Kinder würde sich besser mit ihr auskennen und in ihr zu Recht finden? Möglicherweise können wir auch einen Handel eingehen. Ich glaube, ich kann den Fremen zumindest mein Wasser anbieten."

Man sah Stilgar die Überraschung direkt an.

" Meine Ehre erfordert nun meine Anwesenheit an einem anderen Ort." Damit schloss Stilgar den Schleier wieder.

Paul bemerkte, wie der Fremen unter dem Schleier einen kleinen Schlauch zu Recht rückte.

" Wie Ihr wünscht.", gab Leto sich damit zufrieden. Aber die Ahnung des Erfolges schwebte schon im Raum.
 

Als Stilgar wieder gegangen und die Konferenz beendet war, besprach Leto mit Hawat noch die Vorschläge seines Sohnes. Besonders das mit dem Überfall durch Fremen auf Giedi Primus.

Derweil schlief Paul wirklich etwas. Wieder geplagt von visionenhaften Träumen.

" Das Problem mit Visionen ist immer dasselbe.", hörte er in seinem Traum die Stimme von Cielago.

" Nimm deinen Vater. Nehmen wir an, du würdest träumen, er würde auf einem Flug mit einem Ornithopter abstürzen. Woher willst du wissen, ob er nicht gerade abstürzt, WEIL du es ihm erzählst? Solange du nicht wirklich JEDEN Pfad der Möglichkeiten kennst, nicht ALLES von diesen Pfaden weißt und nicht IMMER weißt, welcher Pfad der Ereignisse wirklich beschritten wird, solltest du dich mit Prophezeiungen zurückhalten.

Eine Vision ist wie eine Waffe, ist nur ein Werkzeug; Und wie ein Schwert muss sie scharf und sicher sein,

wenn sie irgendwelchen Nutzen haben soll."
 

Leto stand nach der Besprechung mit Hawat draußen am Geländer und sah über sein neues Lehen.

" Ist das die Morgendämmerung oder das Blitzen eines Speers, der in tödlicher Absicht geschwungen wird?

Warum sich sorgen? In beiden Fällen wird es die Zeit erweisen.", drang die Stimme von Cielago an sein Ohr.

" Kostbare Steine in ziseliertem Gold, Throne und Burgen, die Festungen liebloser Macht, Armeen von Menschen mit Schwertern ohne Seelen- dass sind die Dinge, die vergehen wie die Sonne in einer Winternacht."

" Ihr habt Recht. Vielleicht wäre es besser, wenn die Atreides Renegaten werden würden. Dann müsste ich mir keine Sorgen mehr um meine Familie machen.", äußerte er den Gedanken nach einem Seufzer.

" Wenn es so sein soll, wird es noch früh genug geschehen. Es gibt vielleicht Möglichkeiten, bei einem Angriff der Harkonnen zu fliehen und es dennoch aussehen zu lassen, als wärt Ihr tot."

" Die Harkonnen werden Arrakis nicht ohne einen Kampf aufgeben."

" Natürlich. Es sind Harkonnen."
 

Vor Mittag des nächsten Tages traf der kaiserlicher Planetologe Kynes ein.

Zwei Fremen-Leibwächter blieben an dem unmarkierten Ornithopter zurück. Ein Wächter der Atreides stand mit gezücktem Schwert und aktivem Schild neben dem Eingang, der wie ein dunkler Schlund in einem Felsen wirkte.

Den Schild konnte man an der leichten Verzerrung um den Wächter erkennen.

Da gingen die Flügel der Eingangstür auf und mehrere schwer bewaffnete Gestalten kamen heraus. Lämer, Schwerter, Lasguns, Schilde. Zwischen ihnen drei mit einem Djubba-Umhang. Einer dunkelhäutig und schwarzhaarig mit einem Raubvogelgesicht. Neben ihm ein etwas klein geratener Junge mit einem rundlicheren Gesicht. Von dem Jungen schien es, als habe er sein Leben lang einen Djubba getragen. Hinter ihnen kam ein weiterer Mann. Gurney Hallek.

Kynes sah weiter den Jungen an. Der Mahdi würde erkennen, was andere nicht sehen. So hieß es.

Seltsam. Von einem Fremden würde man erwarten, schwere Wüstenstiefel zu tragen. Doch diese gehörten definitiv zu guten Destillanzügen. Die hatten sie aber nur mit schweren Stiefeln bekommen. Der Planetologe war groß, mager, hatte Sandfarbenes Haar und einen schütternen Bart.

" Mylord.", grüßte er den Herzog förmlich. Leto nickte. " Dies, mein Sohn, ist Kynes. Kaiserlicher Planetologe und Schiedsmann hier auf Arrakis." Gleich: " Und dies ist mein Sohn."

Paul lächelte leicht. " Ihr seid ein Fremen." Eine Feststellung.

Und doch wirkte Kynes wie ein Mann von königlichem Geblüt. Mit einer Ausstrahlung von Macht und Befehlsgewalt. Paul lächelte weiter. " Auf Arrakis rechnet man eher mit Möglichkeiten denn mit Wahrscheinlichkeiten, nicht? Wir haben gehört, die Fremen wären nachtaktiv. Das wollen wir uns auch aneignen."

" Wir stehen in Ihrer Schuld, Kynes. Und wir werden uns an Ihre Freundlichkeit zu erinnern wissen.", meinte Leto. Was Paul nur eines sagen ließ: " Die Gabe ist ein Segen für den Gebenden."

Die beiden Fremen-Leibwächter tuschelten plötzlich. " Lisan al-Gaib!" Für sie war Paul schon die Stimme der Außenwelt.

Nun, die Fremen waren eben ungeheuer abergläubisch. Spätestens gleich war für Leto die Erkenntnis kristallklar.

Kynes war in der Tat ein Fremen.

" Wollen Sie nicht unsere Anzüge überprüfen? Für unsere wie auch Ihre Sicherheit.", meinte Paul weiter.

" Meine Mutter würde Sie umbringen, wenn meinem Vater oder mir etwas geschieht."

Während der Überprüfung von Leto's Anzug erklärte Kynes das Prinzip. Der Schweiß durchdrang die innerste Schicht und wurde durch Wärmeaustauscher und Salzentzieher geleitet. Urin und Exkremente wurden in den Wadentaschen gespeichert. Er musste genau anliegen. An den Knöcheln und am Hals musste er am engsten geschnürt sein. Beim Herzog verstellte Kynes einiges. Doch bei Paul stand er verblüfft wieder auf.

" Er hat ihn ganz alleine angelegt. So wie es richtig ist." Kynes wäre fast vor Schreck aus der Haut gefahren.

Dieser schwarze Schatten war plötzlich aus dem Eingang aufgetaucht.

Wieder etwas für den Mahdi. Er würde die Sitten erkennen, als wären es seine eigenen.
 

Der Thopter war ein Standartmodell. Leise stieg er in die Luft, während die Schwingen weiter und weiter ausholten und die Rückendüsen ihr Übriges taten. " Richtung Südost über den Schildwall. Dorthin habe ich Ihre Sandmeister gewiesen.", wies Kynes die Richtung. Er saß vorne neben dem Herzog und Paul direkt hinter ihm.

Cielago stand sicher wie ein Fels in der Brandung.

" Mit einem Qualitäts-Destillanzug aus Fremenherstellung kann ein Mensch maximal, wenn alles richtig sitzt, einen Fingerhut Wasser am Tag verlieren. Um es weiter zu minimieren sollte man die Hände und das Gesicht mit dem Harz des Kreosotenbusches einreiben.", erklärte er. " Ich bin sicher, Dr. Kynes wird kein Problem damit haben, den Herzog über seine Erkenntnisse im Bezug auf das Spice und den Rest von Arrakis zu informieren.

Schließlich sind die Atreides die andere Seite der Münze."

Kynes sah ihn dafür mehr als verwundert an. Was man an der erhobenen Augenbraue erkennen konnte.

" Die Lebewesen auf Arrakis haben sich alle dem Planeten angepasst. Die meisten sind nachtaktiv. Viele gewinnen Wasser zum größten Teil durch die Atmung. Muad'dib beispielsweise. Andere sind vampiristisch bis kannibalistisch veranlagt. Es ist wie bei den Menschen. Die größte Gefahr kommt aus den eigenen Reihen.", erklärte Cielago weiter. " In unserem Fall Harkonnen-Agenten.", kommentierte Paul. " Wobei ich die Harkonnen nicht unbedingt in die Gattung Mensch einordnen würde.", lachte Gurney.

" Ich würde zu gerne einen Wurm sehen.", meinte Paul. " Oh, das werden Sie. Wo Gewürz ist, da ist auch immer ein Wurm.", kam es von Kynes.

" Kein Fremen, kein Stadtbewohner wäre dämlich genug in der Wüste einen Schild zu aktivieren unter dem er sich befindet. Die Würmer ignorieren dann sogar ihre Territoriumsgrenzen um den Schild zu vernichten.", machte Cielago weiter. " Man kann die Würmer nur äußerst schwer töten. Jedes einzelne Segment müsste mit einem wirklich harten Elektroschock traktiert werden. Denn jedes einzelne Segment kann alleine weiter leben.

Selbst große Explosivwaffen betäuben sie nur. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie sogar eine Atomexplosion überleben."

" Doch jede Art müsste gegen die Gefahr mit der kleinsten Wahrscheinlichkeit empfindlich sein.", murmelte Paul vermutend. " Kann man sie ertränken?", fragte er dann Kynes unverblümt.

Also, DAS saß. Merkte man deutlich. " Wir sind gleich da. Dort unten sehen Sie schon die Fabrik.", wechselte Kynes schnell das Thema.

Eine Staubwolke bewegte sich langsam über den Sand. Der vom Spice getrennte Rest des Wüstenbodens, der nach oben ausgeblasen wurde. Würmer kündigten sich immer mit einer Sandwelle an.

" Ist das ein Wurmzeichen?" Östlich vom Ernter hatte Leto das erkannt.

" Fabrik bei Delta Ajax Neun. Wurmzeichen auf Kollisionskurs in östlicher Richtung, etwa fünfundzwanzig Minuten.", rief Cielago gleich in das Mikrofon vom Armaturenbrett.

" Derjenige, der die Warnung rausschickt bekommt einen großzügigen Bonus. So ist es Brauch." Für den Herzog.

" Bestätigen Wurmzeichen auf Kollisionskurs in sechsundzwanzig Minuten.", kam es aus dem Lautsprecher.

" Der Carryall wird nicht kommen. Zwei Harkonnen-Agenten haben ihn abstürzen lassen.", murmelte Cielago leise. Kurz zögerte Leto, doch als Paul die Hand auf seine Schulter legte und flüsterte: " Ich vertraue ihm.", nahm er sich das Mikrofon. " Hier spricht Herzog Leto Atreides. Der Bonus wird unter den Arbeitern aufgeteilt. An alle Thopter: Landen und die Sandarbeiter aufnehmen. Der Carryall kommt nicht. Ich wiederhole: An alle Thopter: Landen und die Sandarbeiter aufnehmen. Der Carryall kommt nicht!"

" Aber wir haben eine volle Ladung!", meldete der Kriecher. " Wir können doch nicht wegen einem einzigen Wurm..."

" Scheißt auf das Spice!", brüllte der Herzog ins Mikro. " Ihr werdet da sofort raus kommen oder ich ziehe jeden einzelnen von euch an den Haaren raus!"

Späher östlich und Eskorte westlich. " An alle Thopter. Werft überzählige Sitze und die Schildgeneratoren raus. Das Leben dieser Leute ist wichtiger als das verdammte Spice."

" Oh, Scheiße.", keuchte Cielago. " Das ist der größte Wurm, den ich je gesehen habe. Für den dürfte der Ernter nur was für den hohlen Zahn sein."

" Los! Vier von euch hier rüber! In die anderen Maschinen drei!", schrie der Herzog draußen. Von den Eskort-Thoptern konnte man sehen, wie die ihre Schildgeneratoren hinaus warfen.

" Los, ihr Sandflöhe! Lauft!", brüllte Halleck den anderen Leuten zu.

Wie ein Rudel aufgeschreckter Aasfresser stieben die Thopter in die Luft.

" Ich kann ihn hören.", flüsterte Paul. Ein leises unterirdisches Rumpeln. " Noch drei Minuten, nicht?", fragte Leto ruhig. " Alles klar hier hinten.", meldete Gurney und der Herzog startete die Maschine.

Dann sahen sie es. Der Ernter kippte etwas zur Seite als der Sand begann eine Mulde zu formen. Das Sonnenlicht spiegelte sich auf vielen weißlichen Flächen, die plötzlich aufgetaucht waren. Und schon sah man das gewaltige Maul. Es war mindestens viermal so groß wie der Ernter. Es schloss sich und verschwand unter dem Sand. Zusammen mit der Maschine.

" Gesegnet sei der Bringer und sein Wasser. Man segne seine Ankunft und sein Gehen. Sein Besuch möge die Welt reinigen und erhalten für sein Volk.", murmelte Kynes leise. " Bi-La Kaifa.", gab Paul ebenso leise von sich. " Das da unten sind Fremen." Wo eben noch der Wurm und der Sandkriecher gewesen waren, schienen jetzt zwei Gestalten geradezu über den Sand zu schweben. " Nur Fremen bewegen sich so leichtfüßig durch die Wüste, dass sie keine Spuren hinterlassen. Und vor allem in einem Wurmgebiet so tief.", meinte er weiter.

" Wenn ich den erwische, der diese Leute derart in Gefahr gebracht hat...", knurrte Leto hörbar.

" Ich bin ein netter Mann. Aber wenn jemand meine Leute in Gefahr bringt..."

" Mein Vater hat eine gewisse Eigenart seine Leute zu beschützen.", kam es leise von Paul.

" In diesen Fällen kann der Herzog gefährlicher werden als ein Wurm.", kommentierte Cielago mit einem breiten Lächeln.

" Was ist der Tod? Der Tod ist, was du daraus machst. Denn nur die Art deines Todes ist wichtig."
 

Am frühen Abend betrachtete Herzog Leto Atreides den Speisesaal. Das kostbare Familiensilber war in Reih und Glied verteilt. Wie auch das Kristallglas und das Porzellan. Alles wirkte wie helle Insel in dem dunklen Meer des Tisches. Über allem hing der uralte Kandelaber. Von einer Wand spähte der Stierkopf mit seinen blutbefleckten Hörnern über die Szenerie. Schwere hölzerne Stühle umsäumten den Tisch. Neben jedem Teller stand ein kleines Fläschchen Wasser. Genug, um eine arme Familie in Arrakeen ein Jahr am Leben zu erhalten. Eine Erklärung von Cielago hatte heute schon in einem wahren Aufkeuchen in der Menge der Stadt geführt.

Neben der Eingangstüre standen nämlich breite Bassins, in denen sich die Gäste waschen sollten. Die Handtücher würden später verkauft werden wenn sie feucht waren. Doch dem hatte der Herzog etwas entgegenzustellen gehabt. " Jeder, der während unserer Mahlzeiten hier erscheint, soll eine Flasche Wasser umsonst bekommen." Klar und deutlich.
 

Das Fest war voller hoher Leute der Gegend. Praktisch alle Oberhäupter der kleineren Häuser des Planeten.

Wasserhändler, Händler für Destillanzüge...

Paul fühlte sich mehr als unwohl hier. Aber er war stolz auf seine Mutter. Ohne jeglichen Schnickschnack, nur mit erdbraunem Kleid, thronte sie praktisch über der Menge der Gäste.

" Mein Herzog und ich haben andere Pläne, was unser Treibhaus angeht.", erklärte sie gerade. " Wir werden es als Fanal erhalten, wie Arrakis einmal aussehen soll."

" Und jeder der es wünscht kann es besuchen.", rief Paul etwas laut über die Menge. Für Kynes ein weiteres Zeichen. Sie würden die Träume der Fremen teilen.

" Sie bringen uns die Abkürzung des Weges?", fragte er deshalb Lady Jessica.

" Sie ist hier.", flüsterte Cielago Paul leise ins Ohr. Wie aus dem Nichts war er gerade neben dem Jungen aufgetaucht. " Deine Frau."

Tatsächlich. Das Mädchen, das Paul fast jede Nacht in seinen Träumen sah. Ein elfenhaftes Antlitz mit der Anmut einer Gazelle. Offenbar hatte sie sich wirklich rausgeputzt. Auch, wenn sie nur eine einfache Robe trug und einige Ringe in den Haaren. Aber sie war es und wie seine Mutter schien sie jegliche Konkurrenz in den Schatten zu stellen. Bei weitem.

" Heute wird dein Vater dir ein gutes Beispiel abgeben." Mit diesen Worten schupste Cielago Paul etwas in Richtung des Mädchens. Das war wahrscheinlich der einzige Lichtblick für ihn an diesem Abend. Die restlichen jungen , Damen' konnte er getrost abschreiben. Alle waren eher Dekoration und Lockvögel. Doch dieses Mädchen. Sie war sein Schicksal. Nur für einen Schritt schloss er die Augen. Ja. Das war sie.

" Du willst sie.", hörte er Cielago's leise Stimme. Ja. Er wollte sie.

Und momentan war es ihm so etwas von völlig egal, ob es jemanden störte.

Besonders seiner Mutter, Halleck, Kynes und seinem Vater fiel es auf. Dem Mädchen natürlich.

Ihre völlig blauen Augen waren deutlich auf Paul gerichtet. Wobei sie gerade noch die Menge analysiert hatte.

" Ich nehme an, Ihr seid die junge Lady Kynes." Paul verbeugte sich merklich. Wie ein altertümlicher Kavalier.

Wie ihr Vater ihr eingebläut hatte, ging sie leicht in die Knie. " Ich bin seine Tochter, ja."

" Euer Name ist Chani, nicht? Eine Stimme hat es mir zugeflüstert." Sie war sichtlich überrascht. Nickte dann aber doch. " Erzählt mir doch etwas über das Leben in der Wüste." Mit jedem Wort war er leiser geworden.

Gerade als der Herzog verlauten ließ, dass das Essen aufgetragen sei. Also bot er dem Mädchen Chani den Arm an. Kurz sah sie zu ihrem Vater, der nur leicht nickte. Unmerklich für die meisten Leute hier. Damit bildeten Paul und sie die vorletzte Reihe vor dem Herzog und seiner Lady. So war es Sitte auf Arrakis.

Bemerkenswert war die schwarze schattenhafte Gestalt hinter dem Stuhl des Herzogs.

Nach einer kurzen Ansprache begann Gurney Halleck auf seinem Baliset zu spielen. Oben in einem Alkoven.

Ziemlich früh kam die Frage auf, wer denn dieser Fremde sei.

" Sein Name ist Cielago. Er ist der Schatten meines Sohnes."

Kurz darauf brachten der Bänker und eine junge Dame, die zwischen Paul und seinem Vater saß, das Gespräch auf die einheimische Vogelwelt.

" Die meisten einheimischen Vögel sind Aasfresser. Aufgrund des Wassermangels sind sie gezwungen, Blut zu trinken."

" Heißt das, dass sie Kannibalen sind?", fragte Paul gleich. Kynes begann leicht zu lächeln.

" Nein, nein. Das heißt es natürlich nicht.", wollte der Bänker abtun. Seiner Sprache und seinem Ausdruck nach war er eindeutig ein Bewohner von Giedi Primus.

" Auf Arrakis ist nichts natürlich. Das habe ich schon gelernt.", widersprach Paul.

" Jeder halbwegs gebildete Mensch müsste wissen, dass in Zeiten der Not die gefährlichste potentielle Konkurrenz für einen möglicherweise noch jungen Organismus mit höchster Wahrscheinlichkeit aus den eigenen Reihen kommt." Ziemlich schnell hatte er seine Gabel in ein Stück Fleisch auf dem Teller der jungen Dame neben ihm gerammt und es in seinen Mund gestopft. " Denn sie essen aus der gleichen Schale. Sie haben dieselben Grundbedürfnisse."

Kynes regelte schnell das Problem mit einem aufgebrachten Bankmann.

Plötzlich stand der Herzog auf. " Ich möchte etwas bekannt geben." Alle wurden still.

" Und zwar meine Verlobung mit Lady Jessica." Selbst für Jessica kam das völlig überraschend.

Auf jeden Fall erhob hier jeder einen Toast auf diese Meldung.

" Wissen Sie, das ist sogar noch um einiges besser als die Tatsache, dass wir jeden Agenten der Harkonnen auf dieser Welt kennen. Unsere Informationen sind da äußerst zuverlässig.", musste Paul es einfach sagen.

" Egal ob sie unsere Carryalls in der Wüste abstürzen lassen oder Lasguns auf den Planeten schmuggeln."

Einige Leute hier am Tisch wurden merklich bleich.

" Die Träume kommen zu uns, wenn wir es ihnen erlauben. Doch will man sie verwirklicht sehen, muss man auch fest an sie glauben.", gab Cielago lauter von sich.
 

" So, Paul. Heute beginnen wir mit deinem weiteren Training."

Paul und Cielago saßen mitten in der großen Halle mit verschränkten Beinen auf dem Boden.

Um sie herum blieben oft genug Bedienstete oder Truppen stehen, doch Cielago scheuchte sie mit Handbewegungen davon, sie sollten normal weiterarbeiten, während Paul mit geschlossenen Augen lauschte und seinen Geist schweifen ließ.

< Erstaunlich, wie begabt er ist. Das liegt an der Zucht der Bene Gesserit. Kein Zweifel. Soll nur recht sein.>

" Ich muss dir etwas gestehen, Paul. Weit zurückliegend in der Vergangenheit, noch auf der Erde. Da gab es ein Wesen, das nicht von der Erde kam, dort aber lebte. Ich kenne die Spezies nicht, aber ich kann es in dir fühlen. Und durch einige Umstände ist das Blut dieses Wesens noch relativ stark in dir vertreten, denn die Faktoren sind dominant. Wesen dieser Art bleiben bis ins hohe Alter jugendlich und kampffähig. Ihre Kraft ist fast unendlich steigerbar. Wenn sie dem Tode nahe sind, werden Potential als auch vorhandene Kräfte potenziert. Sei still und konzentriere dich wieder."

Mehrere Stunden saß Paul dort, fast regungslos.

" So. Und jetzt greifst du mich an. Mit all deiner Kraft. Setz' alles ein, was du hast. Alle Waffen sind erlaubt. Alle Fähigkeiten. Vielleicht schaffst du es ja, sogar mich zu treffen."

Cielago verschwamm von einem Moment auf den anderen regelrecht zu einer schwarzen Wolke während Paul begann eine dichte, mehrphasige Spur hinter sich her zu ziehen.

Die ganzen Leute begriffen nicht, was hier geschah. Nur wenige konnten das überhaupt erfassen. Und nur ein geringer Teil von diesen Leuten kam heran um sich das anzusehen.

Einige Waffen verschwanden von den Wachen. Aus ihren Händen oder Haltern.
 

Paul konnte das nicht begreifen. Egal was er auch versuchte, der Cielago schien nicht da zu sein. Es schien wie eine pechschwarze Wolke, die sich völlig ausgefranst in der großen Halle verbreitet hatte. Nur für Momente gelang es ihm, ein Stück der Wolke aufzureißen bevor es gleich hinter seiner Attacke wieder schloss.

Gut eine Stunde ging das so. " Es reicht."

Ehe Paul sich versah, lag er ziemlich übel zugerichtet am Boden.

" Steh auf." Unter der Robe kam eine schwarz behandschuhte Hand hervor, die etwas Linsenförmiges schnippte.

Direkt in Pauls Mund.

" Was habt Ihr da...?", kam Dr. Yueh an. " Es war eine magische Bohne. Sie stammt von der uralten heiligen Bohnenranke auf der Erde.", erklärte Cielago ruhig.

Dr. Yueh. Ein Arzt der Suk-Schule und kaiserlich konditioniert. Er könnte normalerweise niemandem, dem er dient, Schaden zufügen. Aber es gibt ja immer Ausnahmen. Außerdem war Yueh ein Lehrer für Paul. So viel hatte er ihm beigebracht.
 

Gegen Morgen stand Lady Jessica am Fenster innerhalb des Gartentreibhauses im Palast.

" Eine Gefahr ist beseitigt. Doch die Harkonnen wissen noch nichts darüber. Wir haben einen entscheidenden Vorteil.", trat Cielago zu ihr.

" Dr. Yueh hat mir erzählt, dass du seine Frau Wanna aus den Fängen der Harkonnen gerettet hast. Haben sie das nicht bemerkt?", fragte Jessica nachdenklich.

" Ich habe meine Mittel und Wege. Höchstens Paul, du oder deine Tochter würden es merken. Aber ganz sicher nicht die Harkonnen." Eine gewisse Portion Schadenfreude klang in Cielago's Stimme mit.

Während Jessica erschrocken herumfuhr. " Was weißt du von meiner...", entfuhr es ihr.

" Tochter? Einfach. In erstaunlich vielen der möglichen Zukünfte befindet sich eine Tochter von dir und Leto. Und meistens heißt sie Alia, die Fremde."

Darauf wusste selbst Jessica Momente lang nichts zu antworten.

" Lass es auf sie zu kommen. Sie wird so gebraucht, wie sie sein wird."

" Du sagst uns nicht, was hinter dir steckt." Eine Feststellung Jessica's.

" Ich bin Cielago."
 

Es war in der nächsten Nacht, da Cielago die drei Meister des Hauses Atreides aufforderte, sich an Paul's Training wieder zu beteiligen. Es sollte auch für sie Training sein. " Was hast du vor?", fragte Lady Jessica direkt, als sie auf die Trainees in der Haupthalle traf.

" Mit den ältesten Techniken eurer Spezies euch alle retten." So leise, dass nur Paul und Lady Jessica die Antwort hören konnten.

" So. Jetzt beginnen wir mit einer uralten Technik, die weit über dreitausend Jahre lang in einem isolierten Dorf auf der Erde gelehrt wurde. Nur müssen wir sie etwas modifizieren, da wir nicht über Kastanien verfügen."

Huh? Was meinte er? Was hatte er vor? " Es ist eine Technik, um die Schnelligkeit der Arme und Beine zu und die Koordinationsfähigkeit zu verbessern. Ganz einfach. Man balanciert etwas- in unserem Fall diese Schalen mit Sand- auf den Handrücken und zieht die Arme schnell zurück um möglichst schnell wieder die Schalen aufzufangen bevor sie auf dem Boden auftreffen. So geht es jedenfalls mit der modifizierten Version. Dazu habe ich noch spezielle Trainingsgewichte anfertigen lassen. Ich weiß, am Anfang mögen sie schwer erscheinen. Aber bald wird man sich so daran gewöhnt haben, dass man sie gar nicht mehr wahrnimmt. Ihr werdet schnell werden. Schnell und stark. Ihr werdet eine fantastische Kondition bekommen und euer Metabolismus wird gestärkt werden. In euch werden die alten Kämpfer neues Leben finden."

" Willst du damit andeuten, wir könnten dem Schuss einer Lasgun ausweichen?", fragte Hawat.

" Wenn wir mit euch soweit sind, wird es gar nicht mehr nötig sein, auszuweichen."

Die Gerüchte verbreiteten sich schneller als Würmer zu einem aktiven Schild kamen.

Darunter auch die abwegigsten Gerüchte.

Was den Herzog nur zu einem Lachen veranlasste. Er wusste, diese Gerüchte nur als Missverständnisse abzutun.

Mehr als einmal jedoch fragte er sich, ob er nicht auch dieses Training auf sich nehmen sollte.
 

Andererseits hatte der Herzog sehr viel zu tun.

" Hier, hier, hier, hier." Cielago zeigte dem Führungsstab gerade neue Spice-Felder. Zwei Wochen nach dem Fest. " Dieses Feld ist besonders groß. Allerdings ist die Wurmkonzentration auch bemerkenswert groß. Eher kleinere aber dafür viele. Ich würde drei Ernter mit Carryalls empfehlen, die das Feld möglichst schnell abarbeiten und dann verschwinden."

" Wie die Fremen auf Giedi Primus?", lachte jemand. " Die Fremen sind nur gegangen, weil sie alles an Spice eingesackt hatten.", lachte Paul. " Die hätten noch locker den Planeten übernehmen können.", kommentierte Cialgo. Paul keimte eine Idee. Nur Hawat und Cielago bemerkten das jedoch. Nicht einmal der Herzog.

" Ich überlege mir gerade, was wäre, wenn wir den Fremen diese Techniken beibringen könnten und sie dann nach Salusa Secundus verfrachten würden." Einige hier erschauderten. Jeder konnte sich das irgendwie vorstellen. " Die armen Sardaukar.", meinte Leto. Mit einem breiten Grinsen. " Aber das hat Zeit, nicht?"

Ja, ja. Der Überall auf die Harkonnen auf ihrer Heimatwelt hatte einen ziemlichen Gewinn abgeworfen. Auch, nachdem der Herzog 50:50 mit den Fremen geteilt hatte.
 

Eines Abends, kurz nach dem Aufstehen, kam Paul zu seinem Vater.

" Vater, ich würde gerne heute in die Wüste gehen. Cielago möchte mir etwas zeigen."

Kurz sah der Vater den Sohn an. Dann nickte er. " Du musst wissen, was du tun willst."

Ja, das musste Paul langsam selbst wissen. Nachdem, was Cielago ihm erzählt hatte.

Außerdem wurde der Junge langsam endlich erwachsen. Er musste einfach mal lernen, selbst zurecht zu kommen. Die meisten Adeligen lernten das nie. Wenn Paul wirklich so viel bevorstand sollte er wirklich schon vorher etwas dafür lernen.
 

Mit einem Thopter starteten Paul und Cielago in die Wüste. Tief wo sonst niemand außer Fremen hin kam.

" Es gab einst eine Schlacht. Das war in Japan, auf der Erde. Dabei ging es um den Fortbestand der Kriegerkaste der Samurai. Es war eine Schlacht wie bei den Thermopylen. Die Samurai hatten keine Chance, aber sie kämpften tapfer bis zum letzten Mann. Weil sie an ihre Sache glaubten. Wir Fremen sind genauso. Es gab einmal einen Anführer, der sagte etwas Wichtiges. Der Mann, der im Kampf gemeinsam mit mir sein Blut vergießt, wird von diesem Tage an und für alle Zeit mein Bruder sein."
 

" Fühlst du es? Fühlst du die Kraft?"

Cielago stand hinter Paul. Mitten in der Wüste. Und Paul stand da nur, wie die Natur ihn geschaffen hatte.

" Fühlst du, wie sie uns umgibt? Uns durchdringt? Die kosmische Lebenskraft. Sie hält das Universum zusammen. Sie ist wir und wir sind sie. Sie ist das, was alle Kulturen im Universum als ihre Götter ansehen. Sie gibt uns die Mächte des Körpers, des Geistes und des Herzens. Wobei keine oder die anderen beiden existieren kann. Nur in guter Balance entwickeln sie ihr volles Potential. Aber hüte dich vor der Finsternis. Sie mag schneller erscheinen, einfacher. Doch sie wird am Ende nur ihre Opfer verzehren. Jeder von uns besitzt dasselbe Grundpotential. Nur meistens wird es nicht einmal angekratzt. Aber du, du kannst dein ganzes Potential ausschöpfen. Einen verloschenen Stern neu entzünden, das Leben in einem ganzen Sonnensystem mit einem Hauch auslöschen. Diese Kräfte stünden dir zur Verfügung. Doch wenn du dich der Finsternis hingibst, wirst du nie besser sein, als die Harkonnen."

Nicken von Paul. Er würde niemals eine Bestie wie die Harkonnens werden.
 

Ein geheimes Treffen der Führungsspitze der Atreides. Inklusive Paul, Jessica und Yueh.

Auf Bitten von Cielago.

" Es ist soweit. Der gemeine Angriff der Harkonnen steht kurz bevor.", brachte Cielago es auf den Punkt.

Nur mit Mühe konnten die Berater und Freunde sich auf den Stühlen halten.

" Ich bitte euch alle, hört mir jetzt genau zu. Vertraut mir. Nur so können wir möglichst viele Leute retten."

Möglichst viele Leute retten? Immer gut.

" Allerdings wird das nicht leicht werden. Ihr werdet einiges durchmachen müssen. Inklusive Unsicherheit. Aber das muss sein. Nur so kann man wirklich idiotensicher überzeugend wirken. Deshalb werde ich mich mit jedem von euch getrennt besprechen. Nur eine einzige Sache kann ich versprechen. Paul und Jessica werden überleben."

Ein Nicken plus Lächeln zu Leto. Der nickte ebenfalls. " Ich vertraue dir. Beginnen wir."
 

Mitten in der Nacht ging es los. Durch den geheimsten aller Gänge, nur temporär geschaffen, wurden fast sämtliche Leute der Atreides so gut wie unbemerkt in Sicherheit gebracht.

" Wo ist Mapes?", fragte Jessica. " Sie ist bei ihren Leuten und überbringt eine Nachricht.", war die einfache Antwort. " Aber jetzt solltest du dich wieder schlafen legen.", grinste Cielago sie an. " Lassen wir das Schauspiel beginnen."
 

Die Harkonnen-Soldaten brachen durch die Verteidigungslinien der Atreides wie ein alles vernichtender Sturm.

Wie geplant- jedenfalls schien es für die Harkonnens so- hatte der Verräter Yueh die Schutzschilde des Palastkomplexes deaktiviert und ihnen so einen einfachen Zugang ermöglicht.

Yueh stand neben einem leblosen Körper Leto's als ein Soldat in der Uniform der Harkonnens an ihn heran trat.

" Ist er das?", fragte der Soldat mit einer ziemlich mürrisch-rauhen und gereizten Stimme, auf den scheinbar leblosen Körper deutend. " Ja, das ist er. Das ist der Herzog.", erwiderte Yueh. Als Arzt der Suk-Schule hatte er sofort gemerkt, dass da etwas nicht stimmte. Dann erkannte er es.

Der Soldat trat Leto gegen die Flanke. " Wo ist sein Ring?"

" Ich weiß es nicht. Er trug ihn nicht, als ich ihn betäubte.", verteidigte Yueh schnell.

Dieser Mann, das war kein Harkonnen. Es war einer von der imperialen Armee. Es war ein Sardaukar.

" Also das ist der große Rote Herzog." Alles klar. Nur jemand im Dienst des Imperators konnte diese Bezeichnung kennen.
 

Jessica erinnerte sich daran, wie sie Schritte in ihrem Schlafzimmer gehört hatte. Ein feuchter Lappen war ihr vor den Mund gedrückt worden. Jetzt bemerkte sie einen Streifen Licht, wie er bei Türspalten vorkam. Sie lag auf dem Boden und vor der Tür unterhielten sich vier Leute.

" Es hat keinen Sinn sich zu verstellen. Wir wussten genau, wann Sie wieder aufwachen würden, Lady Jessica."

Der Baron. Mit seinen spinnenartigen Augen und feisten Wangen stand er vor ihr, in einen gelben Umhang gehüllt um seine nötigen Suspensoren zu verhüllen ohne die er sich nicht von der Stelle hätte bewegen können.

" Komm her, Piter." Eine zweite Person. Piter deVries, der Mentat-Assasine des Barons. Ein Killer von einem Tier. " Wissen Sie, Piter denkt eigentlich, er wäre hier her gekommen um seinen Preis abzuholen. Sie, Lady Jessica. Nein, ich werde Ihnen nicht den Knebel entfernen."

Er hatte sie knebeln lassen, damit sie nicht mit der Macht ihrer Stimme hier heraus kam.

" Gedenken Sie, mit Piter zu spielen, Mylord?", wollte der Mentat wissen. " Ich weiß genau, wie gefährlich Sie sind.", ignorierte der Baron ihn. " Ich bin nicht Narr genug, um es Piter zu zeigen. Aber er will ja sowieso nur eines: Macht. Und das werde ich ihm jetzt beweisen."
 

Nur wenige Minuten später sah ein Schatten über den Gebäuden, wie drei Männer die beiden Gefangenen hinaus brachten. Jessica und Paul, beide auf eine Trage gefesselt. Zu einem kleineren Thopter.

Der war nur gerade groß genug, um zwei Harkonnen neben Jessica und Paul aufzunehmen. Yueh hatte ihn vorbereitet. Also dachten die Harkonnens nicht im Traum daran, dass er für das ÜBERLEBEN der Atreides präpariert war und nicht, um sie zu entsorgen.

Gerade den Tauben, der eigentlich die Harkonnen-Geheimwaffe gegen die Bene-Gesserit-Hexe und ihren Sohn sein sollte, ließen sie zurück, als sie los flogen. Ein weiterer Thopter hinter ihnen.

Die Regel bei Attentaten: Tötet die Attentäter.

Ganz klar. Auch die wurden überwacht.
 

Mittlerweile traf der Baron sich langsam mit dem Herzog.

Der arme Herzog war an einen Stuhl gefesselt und halb bewusstlos, als Wladimir ihn begrüßte.

Er hatte eben noch beobachtet, wie seine Kanonen an den Höhlenverstecken der letzten Soldaten der Atreides nagten und sie töteten. Auf die eine oder andere Weise.

" Das ist also der Herzog. Mein verehrter Verwandter." Ja, klar. Über tausend Ecken.

" Ich hörte, Sie haben ihn uns verschafft.", wandte der Baron sich kurz an Yueh, als er sich auf die andere Seite des Tisches in diesem kleinen Besprechungsraum setzte. Leto ihm gegenüber gefesselt.

" Ja. Ich habe meinen Teil des Handels eingehalten. Nun würde ich es als gerecht empfinden, wenn Sie den Ihren einhalten.", formulierte Yueh es höflich.

" Handel?", fragte der Baron gespielt. " Den Handel, dass Sie mich zu meiner Frau bringen, wenn ich Ihnen den Herzog ausliefere.", meinte Yueh eindringlicher.

" Ach, ja. DIESEN Handel. Piter, würdest du das übernehmen?" In dem Augenblick, als Piter von hinten an Yueh herantrat, wachte der Herzog auf. Er erinnerte sich an den Plan und zerbiss den falschen Zahn, der ihm eingesetzt worden war. Das Gift entwich und Leto blies es mit aller ihm verbleibenden Kraft in Richtung seines Hauptwidersachers.

Zur gleichen Zeit wurde es für knapp zwei Sekunden still in dem Raum. Und völlig dunkel.

" Ihr solltet noch wissen, dass Lady Jessica Eure Tochter war, Baron.", keuchte Yueh.

" Piter!", schrie der Baron. Er hatte gerade noch seinen Schild auf volle Stärke schalten können und nur deshalb überlebt. Piter hatte keine Zeit mehr gehabt, Yueh zu töten. Bis auf den Baron waren jetzt alle in diesem Raum tot.
 

Der Schatten beobachtete alles genau. Kleinste Geräte überall im Palast zeichneten in dieser kurzen Periode alles auf, was geschah. Worte und Taten.

Auch das kleine Gespräch zwischen einem Sardaukar-Offizier und dem Baron. Wonach der Imperator befohlen hatte, dass der Herzog schnell sterbe, ohne Folter.

Erst nach Minuten der Unterhaltung gestand der Baron, dass der Herzog schon tot war. Sein neuer Sicherheitschef hatte ihm das berichtet. Der alte war ja dabei auch drauf gegangen.

Und jetzt wollte der Sardaukar auch noch den Leichnam des Herzogs sehen. Was für eine Blamage für den Baron. Das würde sich in der ganzen Galaxis verbreiten. Nur durch einen Zufall diesem Anschlag entkommen.

Endlich konnten die beiden Leichen auch weggeschafft werden. Der Herzog sollte untersucht werden, wie er das Gift hatte dort hinein schmuggeln können. Während der Baron sich genüsslich mit einem Sklavenjungen vergnügen konnte.
 

Es war nur eine kleine Gruppe, die Yueh und Leto entsorgen sollte. Nur sieben Leute. Aber die mussten einen gewissen Weg zum Labor des Palastes zurücklegen. " Noch ein Sardaukar.", murmelte einer von ihnen leise. Dort, in einer Nische, stand noch einer in der Uniform der Harkonnens. Dem Anschein nach jedoch definitiv ein Sardaukar. Die echten Harkonnens gingen leise an ihm vorbei. Doch nur fünf Sekunden, nachdem sie in seine direkte Reichweite gekommen waren, lagen sie tot am Boden. Schnell und leise im Sardaukar-Style exekutiert.

Dann nahm der Soldat Leto und Yueh auf die Schultern und trug sie still und heimlich hinaus.
 

Nach gut zwei Nächten in der Wüste saßen. Jessica und Paul mit Duncan Idaho und Liet Kynes. Es war ein Stützpunkts-Sietch. Auf dem Weg hatten sie lauter Rohre und Leitungen gesehen. Käfige mit Fledermäusen. Offiziell war das hier jedoch eine der ökologischen Teststationen des Imperators.

Im Moment saßen sie in Liet's Arbeitszimmer und unterhielten sich etwas. " Sie spüren also auch, dass man aus Arrakis ein Paradies machen könnte." Wie sorgfältig er es vermied, Paul mit seinem neuen Titel als Herzog anzureden.

" Ich spüre es nicht nur. Ich werde dabei helfen. Ich werde helfen, Arrakis wieder zu dem zu machen, was es einst war. Vor den Würmern und dem Spice.", entgegnete Paul dem Planetologen.

" Die Sardaukar sind der Beweis, wie sehr der Imperator meinen Vater gefürchtet hat. Aber ich werde dem Imperator beweisen, dass ich gefährlicher als mein Vater bin. Denn ich lebe noch und ich habe mächtige Freunde." Jessica erschrak bei dem beinahe bösartigen Grinsen, das ihr Sohn aufgelegt hatte.

" Ich habe Beweise, dass der Imperator an der ganzen Sache beteiligt ist. Aber erst soll der Baron sich selbst per Rabban und sonstiger Schergen selbst ans Messer liefern. Dann werde ich eine offizielle Beschwerde beim Landsraad vorbringen. Was entweder zum völligen Krieg und unbeschreiblichen Chaos führen wird, oder ich mache dem Imperator ein Angebot, das er nicht ablehnen kann." Wenige Minuten nach diesen Sätzen betrat Cielago den Raum. " Die Fremen sind fort. Und wir sollten das auch bald sein. Die Harkonnen landen gerade vor dem Stützpunkt." Er verriegelte gerade die Tür. " Wir müssen uns beeilen."

Kynes agierte schnell. Er griff in das Regal an der rechten Seite, das etwas zur Seite schwang.

" Du und deine Mutter ihr flieht den Gang entlang. Folgt den Pfeilen." Sagte Cielago eindringlich. " Die Richtung des Sturms ist bekannt. Wir werden uns bald wieder sehen. Diese Sardaukar haben doch keine Chance." Cielago verschmolz mit der Finsternis dieses Ganges während Idaho und Kynes in eine andere Richtung flohen als Paul und Jessica. So konnte keine der beiden Gruppen später sagen, wohin die andere geflohen war.

Die Sardaukar bekamen nur einen Ruf mit, bevor 99% der Angreifer regelrecht zerfleischt wurden.

" Ya Hya Chouhada!" Lang leben die Kämpfer.
 

Der Sturm hatte sich recht spät am Abend aufgelöst und den Thopter wieder frei gegeben, mit dem Paul und Jessica entkommen waren. Mit der Vermutung, dass niemand einen dieser Stürme im Inneren überleben konnte, sollte sich die Welt dort draußen sicher fühlen. Bis Muad'dib auftauchen würde.
 

Recht gegen Mitternacht des darauf folgenden Tages erreichten die beiden halbwegs verlorenen Flüchtlinge eine große Felsformation. Hier hatte er einige Gewächse bemerkt. In der vorigen Nacht von der anderen Felsformation aus.

" Das sind Leitpfähle.", registrierte Paul. Jemand hatte in unregelmäßigen Abständen Pfähle aufgestellt. Die waren in den Stein getrieben worden. Nach einer hohen und langen Felsspalte erreichten sie eine kleine Plattform von etwa zwanzig Meter und sahen auf ein herrliches, pflanzenbewachsenes Tal hinab.

Büsche, Kakteen und kleinere Gewächse. Alles direkt vor ihnen. Links war der das alles hier umgebende Wal wie eine dunkle hohe Mauer zu erkennen. Rechts schien das Mondlicht hell.

Hopp, hopp, hopp. Das war ein hörbares Geräusch. Hin und her. Springmäuse. Ein geisterhafter grauer Vogel schoss herab und stieg mit einer kleinen undeutlichen Gestalt wieder empor. Gut, dass er daran erinnerte, dass hier kein Paradies war. Noch nicht. Das fügte Paul in Gedanken hinzu.

" Jetzt müssen wir uns ausruhen. Dann haben wir immer noch genug Zeit, mit den Fremen Kontakt aufzunehmen." Der junge Mann hatte kurz die Augen geschlossen. Sie war hier.

" Die meisten Eindringlinge vermeiden es allerdings, den Fremen zu begegnen!", kam ein Ruf aus der Nacht.

Eine tiefe Männerstimme. Von rechts aus den Felsen. Eine andere Stimme von links. " Mach schnell, Stil Nimm ihr Wasser und dann gehen wir weiter. Bis zum Tagesanbruch haben wir nicht mehr viel Zeit." Der erste Mann rief etwas in Chakobsa, einer der alten Jagdsprachen, über das Tal hinweg. Paul hatte die Augen immer noch leicht geschlossen. Zur Hälfte. Plötzlich stand der erste Mann auch vor ihnen, in einen weiten Burnus-Umhang gekleidet. Er hatte den Mundschutz vom Gesicht gezogen und zeigte damit einen vollen rauen Bart.

" Was haben wir hier? Djinn oder Mensch?", fragte er. " Mensch, nehme ich an.", beantwortete er selbst.

" Könnt ihr auch sprechen?"

Eine sonst unmerkliche Geste Pauls ließ Jessica die Ruhe bewahren. Sonst wäre sie jetzt bereits kampfbereit gewesen. " Du erkennst mich, Stilgar, Naib von Sietch Tabr." Paul lächelte. Natürlich hatte Stilgar ihn erkannt. Sonst wären sie schon längst tot. " Es ist der Junge, den Liet uns auftrug zu suchen!", rief Stilgar hinauf zu seinen Leuten. " Aber ein Kind?", rief die zweite Stimme.

" Er ist der Sohn des Herzogs! Und er könnte ES sein!"

" Wir haben keine Zeit für den Test!"

" Aber er könnte ES dennoch sein!"

Sie warteten auf ein Omen. Ganz klar.

" Und die Frau?", fragte eine dritte Stimme.

" Nimm ihr Wasser, Stil!", die zweite Stimme wieder. " Es ist deine Pflicht...!"

" Ich weiß, was meine Pflicht ist, Jamis!" Sowohl Stilgar als auch dieser Jamis schienen langsam aber sicher die Nerven zu verlieren.

" Wie steht es mit dir, Frau?", wandte Stilgar sich mit der Frage an Jessica.

Jetzt war es an Jessica zu lächeln. " Ich dachte, Mapes hätte dir von dem Unterricht des Schattens meines Sohnes erzählt."

An seinem Gesichtsausdruck erkannte man, dass sie das getan hatte.

" Mutter, ich denke, es ist Zeit, das hier zu klären.", entgegnete Paul. " In der Tat, mein Sohn."

Im nächsten Augenblick hatte Jessica die Hand Stilgars gepackt, ihm das Messer abgenommen, den Arm umgedreht, ihn von hinten umfasst und hielt ihm das Messer an die Kehle, in der Lage, ihm jederzeit mit dem Ellbogen das Genick zu brechen. Alles in weniger als fünf Sekunden. Fünf Sekunden, die Paul genügten um sich zu verstecken. Er konnte beobachten, wie seine Mutter mit Stilgar über den Lisan-al-Gaib sprach und einen entdeckte, der hinter einer Felsenreihe den Platz wechselte um besser auf sie anlegen zu können. Sie kamen auch kurz auf Jessica's , Zauberkräfte' zu sprechen. Was Paul noch zusätzliche Zeit versprach. Er legte sich an einer kleinen Felsformation auf die Lauer.

Der letzte Teil des Test-Mashads. Wenn Jessica jetzt umkam, wusste Paul wenigstens um die Ehrlichkeit der Fremen. " Gut." Sie ließ Stilgar los, nachdem sie eigentlich sicher war, dass ihrem Sohn nichts geschehen sollte. Und ihr auch nicht. " Du da oben! Du brauchst nicht mehr nach dem Jungen zu suchen!"

" Aber, Stilgar! Er ist..."

" Sei still, Chani, du Echsenbrut!"

" Junge, du kannst herunter kommen!", rief Stilgar hinaus. Er hatte noch kurz etwas mit Jessica zu besprechen.

Aber Paul dachte gar nicht daran. Er fuhr herum und packte die Gestalt hinter sich. Fest umschlossen hielt er das Mädchen Rücken an Brust vor sich. " Ich wusste doch, dass du es bist.", flüsterte er leise. Ganz leise in ihr Ohr.

So fest wie er sie hielt, spürte er jede Zuckung ihrer Muskeln. Er konnte ganz deutlich fühlen, wie sie atmete.

" Paul, du kannst runter kommen!", hörte er die Stimme seiner Mutter. " Dann lasse ich dich jetzt los, Chani.", hauchte Paul.

Glücklicherweise war es dunkel dort oben. So konnte keiner von beiden die Röte im Gesicht des anderen entdecken.

" Jemand sollte sich um Jamis kümmern. Mein Sohn hat ihm die Waffe abgenommen. Er dürfte jetzt dort hinten liegen.", sagte Jessica.

Sie und ihr Sohn bekamen jeweils ein Rechteck aus Gaze an der Kapuze befestigt.

" Chani, du nimmst den Kindmann unter deine Fittiche."

" Komm mit, Kindmann.", zog Chani ihn etwas barsch mit sich. Paul lächelte nur. Für ihn war eines klar: Er würde sein Leben mit ihr verbringen.

Er liebte sie. So konnte er nicht anders. Als sie auf dem Weg durch die Wüste fast die ganze Zeit zu betrachten.
 

Gegen Morgengrauen erreichten sie die Grathöhlen.

Um sie zu betreten, musste man sich zur einen zwischen aufragenden Felswänden ziehenden Spalt zwängen. Stilgar stellte einige seiner Leute als Wachen ab. Hinter dem letzten Fremen brachten zwei ein Wassersiegel an, damit man sich entspannen konnte ohne großartig Wasser zu verlieren. Chani drückte ihm noch zwei mit Blätter umwickelte Gewürzhappen in die Hand und verschwand kurz.

" Ich möchte dir etwas zeigen, Zauberfrau." Damit zog Stilgar Jessica auch fort.

Um ihn herum entledigten die Fremen sich ihrer Destilanzüge und saßen nur mit Lendenschurzen bekleidet herum. Paul setzte sich und schloss die Augen. Er erinnerte sich an einige Worte von Cielago. Das mit dem Problem von Visionen.

Er spürte, wie Chani sich näherte.
 

" Ich träume, ja ich träume. Ich träume und sehe die Zukunft. Ich weiß von zwei Wegen und auch von dem auserwählten Wesen. Von zwei Auserwählten.

Wo komme ich her? Warum kann ich die Zukunft sehen? Und wozu soll das gut sein? Aber das ist mir jetzt alles gleichgültig. Weil alles verloren ist... seit diesem Tag. Mit dem Verlust der wichtigsten Person in meinem Leben.

Ich sah deinen Tod in meinem Traum voraus. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nicht einmal die Person beschützen, die mir so wichtig war.

In diesem Augenblick ist mein Herz gestorben. Ich habe nichts mehr, absolut nichts.

Ich fühle nichts mehr. Ich schlafe nur noch. Ich schlafe Tag ein Tag aus und sehe dabei die Zukunft in meinen Träumen. Immer nur diesen Traum von der Zukunft. Von einer schrecklichen Zukunft. Von einer bevorstehenden Tragödie.
 

Der Tag der erneuten Tragödie naht unwiderruflich.

Vom Schicksal getrieben werden die Krieger sich sammeln, die Fremen, wie sich selbst nennen.

Und auf der anderen Seite sammeln sich die Angreifer, die Harkonnen.

Und er wird kommen. Er hält den Schlüssel für die Zukunft der Welt in seiner Hand...

Der Auserwählte.
 

Und wenn dieser Junge dann hier auftaucht wird alles in Bewegung geraten.

Und alles wird sich auf das eine Ziel hin bewegen. Denn es gibt immer nur eine Zukunft.

Eine einzige.

Und niemand auf der Welt kann sie ändern.

Und mir bleibt nichts weiter übrig als die Zukunft in meinen Träumen zu betrachten und tatenlos zuzusehen.

Ich habe keine Chance. Keine der unzähligen Seelen die beim letzten Kampf verloren gehen kann gerettet werden.

Keine einzige.

Das Schicksal der Menschen ist bereits festgelegt.

Ohne Ausnahme.

Bis ins letzte Detail.

Dass man sich begegnet. Sich verletzt. Und auch, dass man sich liebt.
 

Die Tragödien, die ich in meinem Traum sehe, wiederholen sich ständig.

Das ist unser Schicksal.

Alle müssen sich dieser Strömung hingeben und mit ihr treiben.

Es gibt nur eine Zukunft. Nur die eine.
 

Immer noch sehe ich in meinen Träumen die Zukunft.

Und immer noch glaube ich, dass ich nichts gegen all die Dinge tun kann.

Trotzdem habe ich noch Hoffnung. Ich hoffe, dass ihre Prophezeiung richtig ist. Dass es doch einen anderen, einen zweiten Weg in die Zukunft gibt. Und ich hoffe, dass ich den Mut, den mir die wichtigste Person in meinem Leben gegeben hat, wieder finden kann."
 

Es war Paul, als würden ihm diese Worte in den Mund gelegt.

" Wer ist diese Person, die dir so wichtig ist?", fragte Chani leise. So leise wie Paul gesprochen hatte.

" Die Person, die meine Frau sein wird.", gab Paul zu.

Das brachte Chani dann doch aus der Fassung.

" Wenn man jeden Tag mit Herz, Verstand und Geist lebt. Wenn man jeden Tag in diese Richtung tut was man kann. Wenn man jeden Tag mit reinem Gewissen beendet, dann kann man auch zufrieden sein. Denn so schafft man die Zukunft." Wie aus dem Nichts war Cielago hinter Paul und Chani in einer kleinen Felsfalte aufgetaucht.

" Wenn du so lebst, brauchst du dir keine Sorgen über die Zukunft zu machen. Dann hast du das getan, was du konntest." Paul nickte. Das wäre eine Möglichkeit.

" Und jetzt schlaf. Schlaf und träume von deiner geliebten Frau und einer glücklichen Zukunft."

Cielago zog sich zurück, während Paul seinen Kopf auf seinen Destilanzug bettete.

" So ein Mädchen ist nichts für einen Herzog.", meinte Jessica leise.

" Wer sagt denn, dass es den Herzog noch gibt? Wenn Paul ein Atreides bleibt wird er die Fremen nur in einen heiligen Krieg führen, dem kein Planet entkommen kann. Zahllose Welten werden im Blut ihrer Bewohner ertränkt werden. Wenn der Imperator und die Häuser abgeschafft werden, dann kann die Menschheit sich friedlich weiter entwickeln. Es wird an Paul liegen, ihnen den Frieden zu bringen. Denn er ist ihr Mahdi."
 

Als Paul erwachte bemerkte er sofort, wie aufgeregt Stilgar war. Kein Wunder. Jetzt kam auch gleich die Amtal-Regel, die von Jamis gefordert werden würde.

" Du kennst die Regeln, Stilgar.", machte der noch mal auf sich aufmerksam. " Ich habe den Kampf gewählt."

" Was bedeutet das?", wollte Jessica wissen. Jamis bestand mit der Amtal-Regel auf sein Recht, Jessica's Platz in der Legende zu testen. " Laut der Legende braucht jedoch niemand von uns für sie zu kämpfen."

Bedeutete, dass sie ihren eigenen Kämpfer mitbrachte. Er war wütend auf Paul und die Tatsache, dass er als Fremen von diesem verweichlichten Aristokratenjungen so einfach besiegt worden war.

" Du kannst nicht gegen mich gewinnen, Jamis. Willst du hier wirklich wegen eines Augenblicks des Zorn dein Leben aushauchen?", versuchte Paul das abzuwenden.

" Du Kind! Du wirst mich nicht besiegen!", fuhr Jamis ihn an.

" Dieses Kind hat die Prüfung durch das Gom Jabbar bestanden. Und das Wasser im Gepäck seiner Mutter wird eure Freunde befähigen, Tabr zu erreichen." Cielago war neben Paul getreten.

An Jessica gewandt: " Einige von ihnen haben durch einen Unfall Wasser aus ihren Fangtaschen verloren und schaffen es vielleicht nicht bis Sietch Tabr."

" Ist doch selbstverständlich, dass wir unser Wasser teilen.", erwiderte sie.

" Nehmt euch aus den Literjons, was ihr braucht."

" Du willst mich töten? Dann musst du mich zuerst treffen.", sagte Paul plötzlich mit einiger Determination.

Gerade eben hatte Chani ihm noch zugeflüstert, dass Jamis mit beiden Händen kämpfen konnte.

Erinnerte ihn auch an Lektionen seiner Lehrmeister damals auf Caladan.

Caladan.

Es schien aus einem anderen Leben zu sein.

" Möge deine Klinge zerbrechen!", rief Jamis. Er und Paul standen auf einer freien Fläche in der Höhle, die anderen Fremen hatten respektvoll einen freien Ring gebildet. Beide Kämpfer nur in einem Lendenschurz. Jetzt begann es.
 

Den ersten Angriff vollführte Jamis mit einem einfachen Stich. Paul wich mit einem Schritt des linken Fußes hinter den rechten und einer daraus folgenden 90° Wende aus. Auf den Millimeter genau. Nach einem kurzen Moment der Überraschung wandte Jamis sein Crysmesser in der Hand um und wollte damit Paul in die Flanke treffen. Doch der wich dem Schwinger aus, indem er einfach seinen Oberkörper nach hinten wegfallen ließ. Als nächsten Move bewegte er seinen Oberkörper entgegen des Schwingers von Jamis, richtete sich auf und verdrehte dem Fremen die Arme hinter dem Rücken.

" Gibst du auf?", fragte Paul eindringlich. " Ich will dich nicht verletzen." War aber klar, worauf das hinauslaufen musste.

" Paul hat noch nie getötet.", meinte Cielago, der neben Jamis stand. " Er will alles versuchen um Jamis zu retten. Aber Jamis macht es ihm nicht leicht."

Es war genau erkennbar für die Zuschauer, wie gut Paul Jamis im Griff hatte. " Du bist genau wie dein Vater. Jämmerlich und ein Feigling.", knirschte Jamis. " Ich wette, er hat vor Harkonnen um sein Leben gewinselt..."

Zuviel für Paul. Er stieß Jamis stark von sich. Stark genug, dass sein Gegner fast an der Wand aufgeprallt wäre. Doch Jamis fing sich und griff beinahe rasend wieder an. Mit leicht gesenktem Kopf und ziemlich saurem Blick sah Paul ihn auf sich zu kommen. Als Jamis' Hand nah genug war, griff er das Handgelenk fest und fing die andere Hand direkt ab. " Mein Vater...", knurrte Paul leise. Um ihn herum begann es ganz leicht gelblich zu schimmern. Guter Kontrast zu den grünlich leuchtenden Leuchtgloben. " Oh, oh. Jamis macht ihn richtig wütend. Nicht gut, gar nicht gut.", murmelte Cielago.

" Was meinst du?", wollte Stilgar wissen. " In Paul schlummert etwas aus längst vergangener Zeit. Ein Erbe, das seine Familie einst auf der Erde erlangt hat. Und wenn Jamis Paul noch wütender macht, könnte es gewaltsam ausbrechen. Was für uns hier alles andere als angenehm wäre."

In dem Moment verpasste Paul Jamis einen Kinnhaken mit dem Knie und trat ihm in den Brustkorb, dass er vom Boden weg hart gegen die Felswand flog.

Kurz fiel er auf die Knie und spie Blut. Dann rappelte Jamis sich wieder auf. " Du bist jämmerlich. Egoistisch, ängstlich, schwach. Genau wie dein Vater."

Um Paul loderte es inzwischen sichtbar. Seine Haare bewegten sich leicht wie von einem unsichtbaren Wind gehoben.

" Paul!", rief Cielago mit eindringlicher Stimme zu dem jungen Mann hinüber. Kurz wandte Paul sich um. Richtig erschrocken. Die Fremen hielten den Atem an. Jamis kam wild auf Paul von hinten zugestürmt. Doch der handelte instinktiv. Eine einzige Bewegung. Seine Faust schnellte nach oben und traf Jamis' Nase. Während Jamis' Körper sich aufgrund der Trägheit noch weiter bewegte, blieb der Kopf auf der Stelle.

Was bedeutete, dass Jamis mit dem Kopf zu Paul vor ihm auf dem Rücken landete. Aus Nase, Augenhöhlen, Mund und Ohren rannen dünne Fäden von Blut. Fassungslos und erschrocken blickte Paul direkt in diese toten Augen. " Jamis ist tot.", verkündete Cielago. Damit trat er an Paul heran. " Wie fühlt man sich als Killer?" Eiskalt. Erreichte auch den gewünschten Schockeffekt.

Einige Fremen hatten Jamis' Körper in eine Stoffbahn gewickelt gehabt und fort getragen.

" Jetzt sollten wir dich nicht mehr einen Jungen nennen.", stand Stilgar vor Paul. " Er braucht einen Namen, Stil!", rief jemand.

" Ich sehe Stärke in die... ähnlich einer Säule.", begann Stilgar. " Wir werden dich Usul nennen. Wie das Fundament, ohne das keine Säule existieren kann. Usul soll dein geheimer Name sein. Unter ihm wirst du in unserer Truppe bekannt sein. Nur die Leute unseres Sietchs dürfen ihn benutzen."

" Usul... ein guter Name.", wurde es zugestimmt. " ... voller Kraft... er wird uns Glück bringen."

" Und welchen Mannesnamen, mit dem du in der Öffentlichkeit angesprochen werden willst, wählst du?"

Paul hatte den Kopf gesenkt gehabt.

< Wenn du sie anführst, kannst du sie in die richtigen Bahnen lenken. Sei ihr Mahdi. Sie werden dir folgen.>

Er hob den Kopf.

" Muad'dib."
 

" Eine gute Wahl. Muad'dib beherrscht die Kunst, in der Wüste zu überleben. Er versteckt sich vor der Sonne und bewegt sich in der kühlen Nacht. Er erzeugt sein Wasser selbst. Er ist fruchtbar und bevölkert das Land. Muad'dib, der Lehrer der Jungen. Deine Wahl ehrt die Fremen.", waren es Cielago's Worte.
 

Stilgar umarmte ihn fest. " Wir heißen dich willkommen. Du bist jetzt einer der Ichwanbeduinen- unser Bruder."

Kaum hatte er ihn losgelassen, drückten sich alle Fremen der Reihe nach an ihn. Auch Chani. Ganz deutlich konnte er ihren Körper an seinen gepresst fühlen. Ihre warme Haut. Seine Wange an ihrer. " Du bist es.", drängte es ihn plötzlich, es leise in ihr Ohr zu hauchen.

Schließlich stand wieder Stilgar vor ihm.

" Hier, Shimoom. Die Mitgift der Sayyadina Jessica. Verschwende aber keinen Tropfen." Cielago händigte diesem Fremen die beiden Literjons aus. " Und für dich und deine Mutter jeweils ein passender Satz Nasenfilter. Schließlich soll niemand sagen, dass die Fremen von Sietch Tabr lausige Vagabunden sind." Paul zog sich in den Schatten zurück und niemand fand ihn bis zum Morgen.
 

Es war gegen Morgen. Hastig zogen alle ihre Destilanzüge an und verschlossen sie gut.

Tief im Inneren der Höhle rezitierte jemand.

"Ima trava okolo!

I korenja okolo!"

, Dies ist die Asche! Und dies sind die Wurzeln!'

Die Zeremonie für Jamis nahm ihren Anfang.

Paul stand mit Chani neben seiner Mutter. " Aus dem Wasser kommt alles Leben.", rezitierte er.

" So steht es geschrieben. Giudichar Matene. Es steht geschrieben in der Shah-Nama, dass das Wasser zuerst erschaffen wurde.", stimmte Chani mit ein.

" Es ist Zeit." Stilgar.

Ein Tuch war jetzt vor dem Höhleneingang. Stilgar saß im Schein eines einzigen Leuchtglobus auf dem Boden. Vor ihm lag- unter einer Robe- ein kleiner Haufen.

" Jamis' Waffe ist umgekommen. Der Shai-Hulud hat Jamis zu sich gerufen, so wie er die Mondphasen bestimmt und Zweige verdorren und brechen lässt."

Eine gewaltige Energie schwirrte in der Luft, als einige Fremen sich vor Stilgar in einen Habkreis setzten.

" Genauso ist es auch mit Jamis."

Seine Freunde mochten vortreten. Das leise Rascheln ihrer Roben war zu hören.

Paul erkannte da den Griff eines Balisets.

" Der Geist verlässt die Wasser des Körpers, sobald der erste Mond sich erhebt.", intonierte Stilgar. " So wird es gesagt. Und wenn wir den ersten Mond sich erheben sehen in dieser Nacht, wen ruft er dann zu sich?"

" Jamis.", chorierten die Männer.

Stilgar drehte sich auf einem Bein und sah alle Männer der Reihe nach an. " Ich war einer von Jamis' Freunden. Als das Harkonnen-Flugzeug beim Loch-im-Felsen auf uns herabstieß, war es Jamis, der mich rechtzeitig in Deckung riss."

Er beugte sich über das links neben ihm liegende Bündel und zerrte die Robe beiseite. " Ich nehme diese Robe an mich, weil ich sein Freund war- mir dem Recht des Fürhers." Warf sie sich mit einem Ruck über die Schulter.

Der Haufen bestand aus einem mattgrünen Destilanzug, ein eingebeulter Literjon, ein Tuch in das ein kleines Buch gewickelt war, der klingenlose Griff eines Crysmessers, eine leere Messerscheide, ein gefalteter Beutel, ein Parakompass, ein Distrans, ein Plumpser, ein Häufchen faustgroßer metallner Haken, eine Ansammlung von Kieselsteinen in einem Tuch, ein Federbündel und das Baliset.

" Für Jamis' Frau und die Wachen.", machte Stilgar weiter. Das Buch und die Steine verschwanden in den Falten seiner Robe.

" Mit dem Recht des Führers.", intonierten die anderen Fremen.

" Das Kennzeichen für Jamis' Kaffeegeschirr." Stilgar hob die kleine Metallscheibe in grüner Farbe hoch. " Es wird Usul mit entsprechendem Zeremoniell übergeben werden, wenn wir in unseren Sietch zurückgekehrt sind."

" Mit dem Recht des Führers."

Griff des Crysmessers: " Für das Begräbnis."

" Für das Begräbnis."

Jeder nach dem anderen standen die Fremen kurz auf, erklärten sich zu Jamis' Freund und jeder nahm etwas.

Schließlich war Paul dran. Doch zuerst sprach Cielago.

" Ich war einer von Jamis' Freunden. Als der Geist der Geister in ihm erkannte, was die Wahrheit war, zog er sich zurück und rettete den Auserwählten." Er nahm das Tuch an sich.

Er atmete kurz tief ein.

" Ich war einer... von Jamis' Freunden." Tränen standen ihm in den Augen. " Jamis... brachte mir bei... dass, wenn man einen Menschen tötet,... man dafür bezahlen muss." Tränenblind nahm er das Baliset und stolperte zu seinem Platz zurück. " Usul gibt den Toten Wasser!", flüsterten die anderen Fremen, von Emotionen erschüttert.

Eine leise Melodie ertönte.

" Der Vollmond ruft dich-

Du wirst den Shai-hulud schauen;

Rote Nacht, staubiger Himmel,

Einen blutigen Tod starbst du.

Wir beten zu einem Mond-

Das Glück wird mit uns sein,

Wonach wir suchen, wird gefunden

Im Land mit festem Boden.", sangen die Fremen leise dazu.

Nur noch ein bauchiger Sack war zurückgeblieben.

Eine verhüllte Gestalt tauchte auf. Paul erkannte sofort Chani.

An ihr war es, das Wasser von Jamis zu segnen.

Er musste alles davon trinken. Den ganzen Sack. Allerdings war das nur ein Bruchteil von Jamis' Wasser. Konnte doch kein Mensch dreiunddreißig Liter auf einmal trinken.

Schließlich zeigte Stilgar ihm kleine, metallne Ringe. Verschiedene Größen. Chani nahm den größten und zog ihn sich über einen Finger. " Dreißig Liter.", erklärte sie. Zwei kleinere plus noch ein kleinerer und noch kleinere. Alles insgesamt dreiunddreißigsechzehntel Liter.

Dann hob sie die Hand hoch, damit alle sie sehen konnten. " Du nimmst sie an?", fragte Stilgar. Paul nickte.

" Ja."

" Später werde ich dir zeigen, wie man sie in ein Tuch wickelt, ohne dass es klimpern kann und dich verraten, wenn du in einer Situation bist, in der es still sein muss." Damit schloss sie die Hand wieder.

Aber sie lächelte Paul leicht an. Es war Zeit, dass er die frage stellte. " Willst du sie so lange für mich tragen?"

Okay, die erwartete Reaktion trat ein. Leichte Amüsiertheit. " Muad'dib, der Usul ist, kennt unsere Regeln noch nicht so genau. So trage denn seine Wasserringe ohne weitere Verpflichtung, bis es Zeit ist, ihm die richtige Tragweite zu erklären.", erklärte Stilgar. Chani zog die Ringe wie Perlen über ein Stofftuch. Wasserrnge an eine Frau abzugeben. Das konnte nur eine Art Liebeswerbung sein.

Stilgar öffnete mit einem geheimen Mechanismus eine versteckte Türe.

Alle Fremen, inklusive Paul und Jessica, wurden von Stilgar einen langen Gang entlang geführt, wobei nur Stilgar den Weg mit einem kleinen Leuchtglobus beleuchtete.

Durch eine weitere Türe gelangen sie in eine große Kaverne, die mit einem stark gekrümmten Felsendom abgeschlossen war. Leises Tröpfeln war hörbar. Wucht und Triebkraft, die ihn auf diesen schrecklichen Pfad zerren wollte. In einer Linie stellten die Fremen sich vor einer Felsbarriere auf. Das war ein gewaltiges Becken voller Wasser! Und über ihnen hing ein Gestell. Die hatten hier eine Windfalle augestellt!

" Wir werden jetzt gehen und darauf warten, dass der erste Mond aufgeht. Wenn Jamis sicher auf dem Weg ist, gehen auch wir nach Hause.", erklärte Jamis. Sie kehrten in die Haupthöhle zurück.

Etwas würde es noch dauern, bis sie aufbrechen würden.

Deshalb saß Paul dann in der großen Höhle und stimmte das Baliset.

" Erzähl mir von den Wassern deines Heimatplaneten, Usul.", bat Chani, die neben ihm saß.

" Ein andermal, ganz sicher.", flüsterte Paul. Er spielte jetzt lieber auf dem Baliset.

Jetzt sang er lieber leise. Es war ein Liebeslied. Uralt, von der Erde.
 

" Es wird Zeit.", kam schließlich die Stimme von Stilgar.

Cielago stand neben Jessica. " Vertrau' ihm. Er weiß, was er tut. Paul hat fast sein ganzes Leben als verzogener Bengel eines Aristokraten verbracht. Jetzt lass Usul einfach mal er selbst sein."

" Er ist mein Sohn."

" Und momentan ist er ein hormongetriebener Jugendlicher. Jetzt ist seine schwerste Zeit. Wird er zu einem mehr oder weniger freiwilligen Anführer eines blutigen Jihad oder der Mahdi, der einst der Menschheit den Frieden bringt?" Das würde die Zeit zeigen.
 

Mit dem Licht des ersten Mondes kehrten die Fremen unter Stilgar in ihren Sietch zurück.

Die anderen Fremen wurden merklich schneller, je näher sie der Heimat kamen. Merkte jedenfalls Paul.

Vogelgezwitscher und Klopfen löste sich ab. Wie Paul es auch spürte. Die Disziplin ließ ein wenig nach, man konnte Robenrascheln hören.

Stufen, eine Biegung, wieder Stufen. Dann ein Tunnel. Zwei versiegelte Türen.

Eine große Kaverne. Alles im Schein gelblicher Leuchtgloben. Kapuzen wurde zurückgezogen.

Paul zog seine ebenfalls zurück und nahm die Nasenfilter heraus. Der Geruch, der ihm entgegenschlug, war einfach umwerfend. Ungewaschene Körper, wieder verwendete Fäkalien und Urin. Plus das allgegenwärtige Gewürz. Alles in einer hohen Konzentration.

Konzentration.

Ja.

Paul analysierte es. Plastikerzeugnisse, Papier, chemische Sprengstoffe. Er wusste, dass seine Mutter das auch erkannte und es für ihn laut äußern würde.

" Hier riecht es endlich wieder wie zuhause.", kommentierte Farok. Er stand neben Paul.

" Liet ist tot." Auf diese Nachricht ballte Paul die Hände.

" Du darfst wütend sein. Aber du darfst dieses Gefühl nicht schüren. Furcht führt zu Angst. Angst führt zu Zorn. Zorn führt zu Hass. Hass führt zur Finsternis.", meinte Cielago, er hätte die Hand auf Paul's Schulter.

Liet starb durch einen Verrat der Harkonnens. Es hieß, er sei bei einem Thopter-Absturz umgekommen.

Ein leiser Ruf war das Zeichen für die Truppe, sich langsam weiter zu bewegen.

Schließlich stand Paul vor einer fremden Frau in einem bunten, ärmellosen Wickelkleid.

Haut von der Farbe von Oliven und dunkle Haare. Hervorstehende Wangenknochen und tiefblaue Augen. Während die Frau sich ihn ganz genau musterte, baumelten hörbar klimpernd Wasserringe in ihren Haaren mit.

" Du bist Harah. Die Mutter von Kaleff und Orlop.", registrierte Paul. Die Frau wich erschrocken zurück. Dann sah sie leicht bis mittelschwer verärgert aus. " Wieso hast du ihm davon erzählt, Stilgar?" Gehörte sich doch nicht. " Niemand hat ihm etwas von dir oder den Kindern erzählt." Aber seine Mutter war eine Sayyadina nicht von dieser Welt. Und das bedeutete....

" Lisan al-Gaib.", keuchte Harah. " Das wird die Zeit zeigen.", meinte Paul mit einem Lächeln.

" Als was willst du sie annehmen?", fragte Stilgar ihn jetzt. Als was? Frau oder Dienerin.

" Ich akzeptiere sie als Dienerin.", antwortete Paul mit einem Lächeln.

Was Harah sichtlich Unbehagen bereitete. Immerhin war sie eine stolze Fremen-Frau.

" Du hättest sehen sollen, wie er Jamis besiegt hat.", stand plötzlich Cielago hinter ihr und flüsterte in ihr Ohr.

" Aus einem Reflex heraus, mit einem Schlag auf die Nase."

Natürlich erschrak Harah. " Ich bin Cielago. Ich bin der Lehrmeister von Usul. Und sein Schatten."

" Bring mich bitte in meine Unterkunft."

Sein Yali.
 

" Das ist dein Yali.", erklärte Harah, nach einem kurzen Weg durch einen der großen Gänge. Sie waren an einigen interessanten Seitengängen vorbei gekommen.

Doch jetzt hob Usul den schweren Vorhang beiseite und spürte, dass darin Metallfäden eingewebt waren.

Zuerst ein kleinerer Vorraum, dann ein etwa 30 qm großer Raum. Blaue Teppiche auf dem Boden, blaugrüne Wandbehänge und an der Decke hingen neben roten Stoffen auch zwei Leuchtgloben. In einem weiteren Raum gab es zahlreiche Kissen und in einem anderen eine Rückgewinnungsanlage, falls man sich ohne Destilanzug entspannen mochte. Ein leichter Luftzug aus einer versteckten Öffnung zeugte von Belüftung.

" Wünschst du, dass ich dir beim Ablegen helfe?", fragte Harah.

Sie legte es immer noch darauf an. " Nein, danke. Ich hätte lieber etwas zu essen.", sagte Usul freundlich aber bestimmt. Sie sah ihm noch tief in die Augen. " Du hast nicht die Augen des Ibad. Es sieht seltsam aus, dieses Weiß in deinen Augen. Aber nicht unattraktiv."

" Geh jetzt bitte das Essen holen."
 

Blieben also nur Usul und Cielago zurück. " Es ist immer wieder dasselbe. Die Menschen verändern sich in so vielen Jahren so wenig.", lachte er leise. Usul hatte sich den Destilanzug abgestreift und saß mit verschränkten Beinen so ziemlich mitten im Zimmer, die Augen halb geschlossen.

" Heute wirst du sie besser kennen lernen.", flüsterte die Stimme Cielago's in seinem Ohr.

Usul wusste genau, wer gemeint war. Chani, Liet's Tochter. Seine Sihaya. Für ihn selbst der einzige Frühling in der Wüste. Das einzige Mädchen, die einzige Frau, die er jemals wirklich lieben würde. " Was wäre, wenn du das Spice vernichtest?", fragte eine Stimme in seinem Kopf. Wenn der Mahdi die Würmer vernichten würde, gäbe es kein Spice mehr. Alle Welten der Menschheit würden wieder isolierte Gebiete werden.

Aus Arrakis würde eine richtige Wüste werden. Für alle Zeit.

Oder nicht?

Da gab es noch eine andere Vision. Undeutlich und verschwommen. " Das ist es, Muad'dib."

Dort wollte er hin.

Dort MUSSTE er hin.
 

Ein Rascheln des Vorhangs im Hauptraum ließ ihn aufmerken.

Dort standen zwei Jungen im Bogen zum Vorraum.

Der eine zehn Jahre und der andere acht. Muad'dib bemerkte, dass der Raum ungewöhnlich dunkel war. Das Licht der Leuchtgloben schien erst einen dicken schwarzen Schatten durchdringen zu müssen.

Dort vorne standen die beiden Söhne Jamis', die jetzt die Söhne Usul's sein würden.

Minuten lang war es äußerst still in diesem Yali. Dann fragten Kaleff und Orlop endlich.

" Bist du der Lisan al-Gaib?"

" Vielleicht, vielleicht auch nicht." Paul stand auf. " Das wird die Zeit zeigen."
 

Die beiden jüngeren Jungen setzten sich Usul gegenüber.

" Ich wollte euren Vater nicht töten.", gab der leise zu.

" Du hast es versucht, Muad'dib." Hinter ihm war Cielago wieder aufgetaucht. Sofort wirkte der Raum wieder heller. " Ja, wirklich versucht.", murmelte Usul.

" Aber er hat dich unbedingt so wütend machen wollen. Doch konnte er nicht anders. Das weißt du. Er konnte nicht anders, weil er so war wie er war.", erklärte Cielago. Usul nickte. Das war einfach zu erkennen. Ein Mensch konnte nur schwer aus dem voreingestellten Pool von Veranlagungen und Umfeld ausbrechen.

Und Jamis war nicht in der Lage gewesen, sich selbst zu retten.

Für ihn hatte Paul es versucht, war jedoch gescheitert.

" Dafür können andere gerettet werden.", flüsterte Cielago. Ja, andere konnten gerettet werden. Wenn er es schaffte, dass die Fremen nicht wie berserkerhafte Monster über die Galaxis hereinbrachen.

" Ja."
 

Muad'dib hob den Kopf. " Es ist Zeit."

Stunden später war das. Kaleff und Orlopp saßen immer noch da. Während Usul sich gerade wieder angezogen hatte. " Gehen wir."

Die beiden gebürtigen Fremen guckten ihn an. Cielago lächelte. " Seine Mutter wird gleich zur ehrwürdigen Mutter.", meinte er leise. Also verließ diese Vierergruppe das Yali.

Usul wusste ganz genau, wo es hin ging. So oft hatte er diese Szenerie auch gesehen seit er Cielago kannte.

Konnte es immer noch dieselbe sein? So viel hatte sich noch nicht geändert, oder?

" Nein.", sagte er zu sich selbst.

Unterwegs kam ihm ein Fremen entgegen. Farok.

" Es ist Zeit für die Teilung des Wassers, Usul."

Nicken.
 

Eine große, weitläufige Höhle. Phosphorröhren erhellten sie. Platz für mehr als zwanzigtausend Leute dicht nebeneinander. Auf einem Podium stand Jessica neben Stilgar. Männer näherten sich dem Podium mit aufgerollten Teppichen. Schweren Teppichen, die sie keuchen ließen. Vor dem Podium wurden sie ausgerollt während Jessica zu dem großen Schalltrichter im Hintergrund des Podiums ging. Dort gab es einen steinernen Sessel für die ehrwürdige Mutter. Durch die Menschen zu ihrer Rechten bildete sich eine Gasse und Jessica konnte Paul erkennen, der von zwei Jungen flankiert, auf sie zu kam. Cielago stand hinten an der Wand und beobachtete alles.

Die ganze Zeremonie.

Wie Chani kam, in ein grünes Wickelkleid ohne Ärmel gehüllt, ein grünes Trauerband an einem Oberarm.

Vier Frauen brachten eine fünfte auf einer Sänfte in die Höhle, als endlich alle da zu sein schienen.

Als die fünfte Frau, die scheinbar steinalte ehrwürdige Mutter dieser Fremen war, endlich auf dieses Podest gelangt war, stand Chani mit einem großen Beutel da. Das eigentliche Ritual würde beginnen.

Noch einige zeremonielle Worte gesprochen und dann schluckte Jessica schon diese Flüssigkeit, das so genannte Wasser des Lebens.

Von einem jungen Wurm im Augenblick seines Ertrinkens ausgeschieden. Höchst giftig und nur von speziellen Frauen umwandelbar in eine sinneserweiternde Droge, welche besonders die latenten seherischen Fähigkeiten der Fremen verstärkte.

Jessica sank weggetreten in den Sessel der ehrwürdigen Mutter. " Die ehrwürdige Mutter Ramallo ist von uns gegangen...", hauchte sie. " Aber sie wird nie vergessen werden."

Nun war es Zeit für Paul, von dem von seiner Mutter umgewandelten Wasser zu trinken.

Chani stand direkt vor ihm und er seufzte innerlich. Andererseits freute er sich auch, denn ihm war ganz klar, was gleich kommen würde. Er würde trinken und seine Visionen mit dem Stamm teilen.

Wenn er es richtig machte, würden sie es sehen...
 

Cielago war auch angehalten worden, von dem Wasser zu trinken und an der Zeremonie seinen Anteil zu haben.

Das war DIE Gelegenheit, um ihnen zu zeigen, was der Djihad anrichten würde.

Sie sahen, wie sie selbst, das Volk der Fremen, über andere Welten hereinbrachen. Unter dem Banner der Atreides. Gleich blutdürstigen Bestien, die vor nichts haltmachten. Alte, Frauen und sogar Kinder fielen ihren Waffen zum Opfer und Welt nach Welt versank in einem unendlichen Meer aus Blut. Während der Imperator Atreides auf Arrakis auf seinem Thorn saß und vor Gram fast zugrunde ging.

Sie sahen auch, wie ein Steinbrenner, eine der verbotenen Waffen, eingesetzt wurde. Mitten in Arrakeen und dadurch viele ihre Augen verloren. Unter ihnen auch der, den sie Usul nannten- der Imperator Atreides.

Nach der alten Sitte der Fremen verließ er die Stadt und zog in die Wüste um dort zu sterben.

Doch auch, wie er Jahre später- das Imperium inzwischen unter der Gewaltherrschaft seiner Schwester- als blinder Prophet zurückkehrte und auf dem großen Platz der Stadt predigte. Häscher der herrschenden Hohepriesterin ermordeten ihn auf offener Straße und er stellte sich als der heraus, der er war.

Ihre Visionen dauerten einige Stunden.
 

Am nächsten Abend, nach einem Tag des heftigen Packens, stand Muad'dib vor Chani's Yali. Von ihm und seiner Mutter war mit der starken Hilfe Cielago's, Hara's und der beiden Kinder schon alles abreisefertig. Chani trat gerade hinter dem schweren Vorhang in dem Durchgang hervor. Sichtlich überrascht blieb sie stehen.

" Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht..." Weiter kam Usul gar nicht. Eine andere Frau, ihm unbekannt, kam ebenfalls hervor. Nicht Chani's Mutter, das war unmöglich. Ihre Tante. Stilgar's Frau. Eine davon.

" Du bist also Usul.", meinte sie. War das Ärger in ihrer Stimme? Der junge Mann nickte auf jeden Fall.

" Wir sind hier fertig." Chani nickte nun ebenfalls.

" Usul." Cielago war hinter dem jungen Mann aus dem Schatten getreten.

" Wir sollten wieder zurück. Gleich geht die Sonne unter." Das bedeutete, dass sie sich bereit machen mussten. Wenn es richtig dunkel wäre, würden sie in Abständen Bringer rufen um nach Süden zu reisen. So weit konnten sie mit dem ganzen Gepäck nicht zu Fuß.

Stilgar rief den Bringer. Steckte einen Plumpser in den Sand, der jene nötigen gleichmäßigen Geräusche erzeugen würde, welche immer einen Wurm anlockten.

Genau im richtigen Abstand davon stand Stilgar dann wartend. Für jeden Meter vom Durchmesser des Wurms zwei Schritte. Man hatte Usul zwei Wurmhaken gegeben. Etwa armlange Stäbe mit peitschenartigen Haken daran. Damit würde man die Schuppen des Wurms etwas lösen und er wurde immer versuchen, dieses Segment vor Sand zu schützen. So lenkte man einen Wurm.

Und was für einen Wurm Stilgar rief. Den größten, den diese Fremen je gesehen hatten.

Er selbst rannte hin, kaum dass der Wurm sein Maul gezeigt hatte, und rammte ihm die Haken hinein.

Sofort drehte der Wurm sich und die restlichen Fremen kamen an.

Wobei auch Usul sich völlig professionell verhielt. Auch, wenn ihm doch das Herz etwas weiter unten saß als sonst.
 

Was Usul im Süden sah, konnte er nicht glauben. In seinen Träumen war das nur marginal vorgekommen.

Grün. Auf dieser Welt!

In einer großen Senke, dort im Süden. Hier lag der Sietch, den sie von nun an bewohnen würden.

" Das ist unsere Aufgabe, Usul. Eines Tages wird ganz Arrakis grünen und blühen.", meinte Stilgar ehrfürchtig, als beide auf einer der Klippen standen, welche diese Senke umgaben.

" Bis hierhin wagen die Harkonnen sich nicht vor. Nicht durch die große Bled.", tauchte Cielago hinter ihnen auf.

" Wenn wir unser Heim fertig aufgeschlagen haben, möchte ich gerne...", Usul brach ab.

" Was hast du, Bruder?"

" Er will zeigen, dass er in der Lage ist, einen Bringer zu fangen. Dass er ein Sandreiter ist.", erklärte Cielago ruhig.

Eigentlich hatte Stilgar mit seinem Sietch ja gar nicht so weit hinunter wollen. Fast zwanzig Plumpser.

Doch irgendetwas hatte ihn und seine Leute hier her geführt.

Cielago wusste genau, was es gewesen war.

Usul dachte auf dem Weg in die verwinkelten Gänge des Sietchs über Chani nach. Wenn er jetzt seine Prüfung als Sandreiter nicht überlebte, was würde dann aus ihr? Was würde aus seiner Mutter und seiner Schwester?

All den anderen Menschen?

Plötzlich spürte er Hände von hinten auf seinen Schultern. Er hob den Kopf und sagte zu sich und der Welt mit fester, selbstsicherer Stimme: " Ich werde nicht versagen."

Ja, das war sie. Ganz deutlich konnte er ihre Anwesenheit spüren. Chani. Seine Sihaya.
 

Jessica beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie dieses Fremenmädchen das Yali ihres Sohnes betrat.

" Einst waren die Menschen eine bewundernswerte Art. Doch sie brachten ihren eigenen Untergang über ihr Volk. Butlers Djihad riss die Menschheit über den Abgrund. Sie fallen noch immer und brauchen ein Leuchtfeuer. Eine helfende Hand, die ihnen aus dem Abgrund heraus hilft. Danach suchen die Bene Gesserit schon seit so vielen Jahren. Doch ihr Weg ist falsch und der Mensch ist noch nicht bereit für das, was ihr als Alam al-Mithal bezeichnet. Noch braucht ihr Grenzen. Um sie immer wieder zu sprengen. Momentan seid ihr aber nichts weiter als ein Witz.

In höher stehenden Galaxien hält man euch bestenfalls für eine ansteckende Krankheit.

Was soll aus euch werden, wenn ihr nicht einmal mehr eure Ursprungswelt besitzt?

Vergessen lassen habt ihr sie in den Schatten der Vergangenheit. Erkennt sie nicht mehr als das, was sie ist.

Doch sei frohen Mutes. Dein Volk hat sein Leuchtfeuer gefunden."
 

Cielago stand Jessica jetzt direkt gegenüber in diesem Seitengang, nachdem sie sich zu ihm umgewandt hatte.

" Wer bist du, dass du so etwas sagen kannst? Was bist du?", hauchte Jessica entsetzt die Frage.

Was Cielago seinen Umhang lüften ließ.

Jessica sank auf die Knie.

" Oh, mein Gott...."
 

" Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Dieser Planet hieß früher... Erde...."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-11-19T19:04:57+00:00 19.11.2005 20:04
Kommentar: Sehr gut! Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.


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