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Croniken der Engel - Und der Rest ist Schweigen...

Die Tage der verlorenen Schar (RPG)
von

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Der 3. Tag

Schon seit dem späten Nachmittag hielten Gaviel und er abwechselnd Ausschau nach Nathaniel. Der Urielit war eindeutig überfällig, und er hatte sich auch nicht bei Alex gemeldet um Bericht zu erstatten, und als ihr Michaelit vor wenigen Minuten zum vielleicht sechsten mal versucht hat Kontakt mit ihm Aufzunehmen war auch diesmal Schweigen die Antwort.

Gaviel knurrte unwirsch vor sich hin, und ihre schlanken Finger spielten nervös mit dem Griff des Flammenschwertes und nestelten an den Votivbändern die umden Griff herrum angebracht waren. "Ich bin immer noch dafür das wir ihn suchen sollten...." Und diesen Satz wiederholte sie nun alle 10 Minuten seit sie hier draußen standen und den Himmel beobachteten. "Und wo willst du suchen Gaviel?"

"Das ist doch egal...überall wenn nötig....ihm könnte Gott weiß was passiert sein...!"

Im Grunde hasste Gaviel es nur untätig rum zu sitzen und zu warten wie sich die Dinge entwickelten. Sie war lieber dabei um zu wissen was vor sich ging. Diese ungewissheit nagte an der muskulösen Gabrielitin, und auch an ihrer Stimmung, die die letzten Stunden merklich abgekühlt war und gereizter wurde.

"Alexandriel hieß uns aber warten...." Gab ruhig, und etwas tonlos Ydriel zurück, der Nacken schon steif von dem ständigen in den Himmel starren.

"Alexandriel! Alexandriel kann die Lage doch gar nicht einschätzen! Der ist doch vollkommen neben sich! Ich sage dir wir suchen unseren Bruder!" an dem fauchenden Unterton welcher Gaviels Stimme angenommen hatte, merkte man deutlich wie nahe ihr das Thema ging.

Ydriel warf ihr einen mitleidigen Seitenblick zu, während er sich mit einer Hand den steifen Nacken massierte.

Gaviel war nicht unbedingt als Schönheit zu beschreiben, doch hatte sie etwas fremdartiges an sich das faszinierte und in ihren Bann zog. Etwas wie sie sich bewegte und einen Ansah, etwas in ihrem Auftreten und ihrer ganzen Präsenz das die fehlende Schönheit bei weitem überspielte und überlagerte. Sie war voller Narben, am ganzen Leib. Sie kämpfte mit einer Aufopferung und mit einer Rücksichtslosigkeit auf den eigenen Körper, die eigenen Gesundheit, das es Ydriel bei diesem Anblick erschaudern ließ und ihm eiskalt über den Rücken lief. Ja es machte ihm Angst, das konnte er ruhig zugeben, die Gabrielitin kämpfen zu sehen, denn sie schien in diesem Rausch weder Freund noch Feind zu unterscheiden können. Und dutzende dieser Kämpfe hatte sie schon hinter sich, denn ihr von der Sonne gebräunter Leib weiß dutzende und aberdutzende weißer Narbenwülste auf.

Doch so erschreckend ihr Äußeres war, so sehr war man überrascht wenn man sie näher kennen lernte.

Noch so in seine Betrachtung von Gaviels Profil vertief breitete diese ihre Schwingen weit auf und wand den Blick ihrer harten, grünen Augen auf Ydriel.

"Tu was du willst Raphaelit...ich geh jetzt Nathaniel suchen..." und mit diesen Worten stie sie sich vom Boden ab und gewann mit einigen Kräftigen Flügelschlägen rasant an höhe.

"Hey Gaviel....Gaviel warte!"

Aber sie hörte ihn nicht mehr. Sie steuerte den Waldrand an über dessen Wipfel sie am frühen Morgen den Urieliten hatten verschwinden sehen.

"Oh Mädchen...mach doch keine Dummheiten..." er fuhr sich resignierend mit der Hand übers Gesicht, die Augen, ehe er mit einem leisen Aufschrei die Hand wieder zurück zog.

Verdammt!

Konnte er Alex hier zurücklassen mit Jeremiel und ihr folgen? Brauchte sie Hilfe? Oder war Nathaniel gar verletzt?

In seinem Geist jagten alle möglichen Arten von Gedanken durcheinander, während in der Ferne die Siluette der Gabrielitin immer kleiner wurde.

Er würde es bereuen. Er wusste das er es würde.
 

Ydriel faltete ebenfalls seine Schwingen auseinander und folgte dem Todesengel so schnell er vermochte. Vielleicht konnte er sie ja zur Umkehr bewegen.
 

Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, und tauchte die Welt, Himmel und Wolken in ein magisches rotes Dämmerlicht. Die Wipfel der Bäume warfen lange, verzerrte dunkelblaue Schatten, und grelle Lichtstrahlen umrissen die Ränder der Wolken in gleißenden Gelbtönen. Um diese Tageszeit, während das Tagesgestirn wie ein glühender Feuerball hinter dem Rande der Welt versank, um diese Tageszeit war es Ydriel als würde alles was Lebt den Atem anhalten, nur um die Pracht der Schöpfung zu bewundern.

Und normalerweise würde der Raphaelit jetzt auch am Rande des Sees stehen und den Sonnenuntergang bewundern, doch nicht so heute.
 

Gaviel dachte nicht daran zurückzukehren. Nicht ohne Nathaniel!

Doch ein Flug im Dunkeln barg gewisse Risiken mit sich. Besonders da nun bekannt war das Traumsaat, welcher Gestalt auch immer, sich dieses Unterholz zum Unterschlupf erkoren hatte. Und langsam beschlich Ydriel nun das ganz ungute Gefühl das genau das dem ,Bewahrer der Wege' zum Verhängnis geworden war. Doch jetzt...bei den länger werdenden Schatten...wie konnten sie da etwas finden?
 

Die Gabrielitin stieg höher hinauf. Fluchend folgte ihr Ydriel.

"Hey Gaviel...komm lass uns zurückkehren...das bringt doch jetzt nichts! Es ist zu gefährlich im dunkeln...."

"Nein! Erst wenn wir einen Hinweis gefunden haben..." sie flog weite Kreise über das Blätterdach, das durch das Rauschen des Windes in den Zweigen wie ein schieferfarbenes Meer aussah. Es wurde kühl.

Ydriel schlang seine Arme um sich, stieg weiter hinauf um mit Gaviel auf einer Höhe zu fliegen, während seine Augen die graue, bewegte Fläche unter sich beobachtete.
 

Die Sonne war schon seit einiger Zeit gänzlich untergegangen. Wie eine samtige Decke hatte sich die Nacht über das Land gelegt und hüllte alles in Finsternis ein, nur noch das rauschen der Blätter und Zweige im immergrünen Gehölz unter ihm störte die fast vollkommenen Stille. Es klang lauter als noch vor wenigen Stunden, und wurde immer präsenter in seinem Geist, je länger er es hörte.

Gaviel hin dessen setzte immer noch ihre unermüdliche Suche fort. Bisher noch ohne Ergebnis.
 

"Da!" Ydriel war fast im fliegen eingeschlafen, wenigstens war er nicht mehr geistig so ganz bei der Sache, als Gaviel plötzlich gen Boden fuchtelte und abrupt tiefer glitt.

"Wo?" kam die etwas verwirrte Antwort des Raphaeliten, der Gaviels Flugbahn mit den Blicken folgte. Er sah nichts.

"Na da...!" Sie deutete wieder nach unten auf die sich bewegenden Wipfel und kreiste über einer Stelle. Und wirklich. Jetzt sah Ydriel es auch, und glitt ebenfalls tiefer. Das Blätterdach wies an besagter Stelle eine dunkle, unregelmäßige Öffnung auf. Zweige waren abgeknickt und gen Boden hin gedrückt und gebrochen. Doch der Boden lag im Finstern. Nichts war zu sehen außer ein ab und an unregelmäßiges Schimmern an der morastigen Wasseroberfläche des Sumpfbodens.

Doch kein Anzeichen darauf was das Loch gerissen hatte, noch ob Nathaniel abgestürzt war.

Das Blätterdach bot keine Möglichkeit zur Landung, es war zu dicht, die oberen Zweige zum stehen zu dünn.

"Wir kommen nicht hinunter..." der Raphaelit blickte auf zu Gaviel, die immer noch wie ein Raubvogel die Durchbruchstelle umkreiste.

"Ja...es gibt keine Möglichkeit zu landen... vielleicht kann ich mich fallen lassen..."

"Bist du verrückt! Das lässt du mal schön bleiben...wie soll ich dich denn da raus bekommen wenn du dich verletzt"

"Ich weiß was ich tue Ydriel..." knurrte sie zurück.

"Lass das...wäre es nicht Klüger Alex bescheid zu sagen...wir können doch nicht so über seinen Kopf hinweg entscheiden."

"Was glaubst du sollte er tun wenn er es weiß..."

"Herr im Himmel Gaviel..er ist Michaelit....ihm wird schon etwas einfallen...."

"Dein Gottvertrauen möchte ich haben Bruder....er ist nicht mehr und nicht weniger als wir...."

"Aber zu dritt haben wir mehr Chancen...."

Verzweifelt versuchte Ydriel ein Argument zu finden die Gabrielitin von ihrem Vorhaben abzubringen.

"Glaubst du denn er wird mitkommen...mitkommen und Jeremiel alleine lassen?"

"Wir sind immer noch eine Schar,...für Jeremiel können wir nichts tun...aber vielleicht wird das hier Aufschluss geben wo Nathaniel ist...ich bin sicher das er mitkommen wird..."

doch innerlich zweifelte er. Würde sich der Michaelit wirklich von Jeremiels Krankenlager entfernen? Würde er sie alleine lassen in ihren letzten Stunden?

Und noch war nicht sicher das das hier wirklich etwas mit ihrem verschollenen Urieliten zu tun hatte.

Kein Indiz. Keine Feder, oder eine dunkle Haarsträhne.

Nichts.

Das Loch im Laubdach konnte ganz andere Ursachen haben.

Flehend sah er zu Gaviel auf, die langsam wohl auf seine Argumentation einging. Wenigstens schlichen sich Zweifel in ihren sonst so entschlossenen Blick.

"Ja...du...du hast wahrscheinlich Recht..." Gab sie zögerlich und etwas kleinlaut zurück. "Wir können jetzt und hier sowieso nichts tun...." Dennoch lösten sich ihre Augen nicht von dem gähnenden, dunklen Abgrund im Blätterdach.

"Gaviel...lass uns zurückfliegen..."

"W...was?" abrupt hob sei den Kopf und sah auf, Abwesenheit in den Augen.

"Lass uns zurückfliegen..."

"Oh...oh ja..." sie nickte leicht und entfernte sich zögerlich erst, mit Ydriel an ihrer Seite, von der Fundstelle, und flog zurück nach Hause.

Oder dahin was wohl für die nächsten Tage ihr Zuhause werden würde. Solange bis Jeremiel wieder fit war...oder...ja...daran wollte er erst gar nicht denken.
 

"Wo wart ihr!" kaum hatten sie die Tür geöffnet und waren in das innere der Hütte getreten, da war Alex auch schon auf die Beine gesprungen und funkelte sie an. Das wirre blonde Haar umspielte sein Gesicht als wäre es die Mähne eines Löwen, eines gerade sehr gereizten Löwen.

"Was glaubt ihr wer ihr seid? Und was das soll! Nicht genug das Nathaniel verschwunden ist, da macht ihr euch auch noch auf und davon..." der Zorn des Michaeliten rollte über sie hinweg, und Ydriel ertappte sich dabei wie er leicht beschämt und zerknirscht dastand, als wäre es das erste mal das Alexandriel ihn anschnauzte. Und im laufe seines bisherigen Lebens mit Alex zusammen ist das noch einige male geschehen. Der Michaelit war gerecht, wenigstens bemühte er sich es zu sein, doch er hasste es wenn man etwas hinter seinem Rücken tat, oder nicht nachdachte bevor man handelte.

"Das war unverantwortlich! Euch hätte Gott weiß was passiert sein können! Und was dann? Dann wären wir hier alleine!...aber ein Engel alleine kann nicht funktionieren!"

Er schnaubte.

"Glaubt ja nicht ihr wäret die einzigen die sich Sorgen um Nathaniel machen! Aber ich kann euch folgendes sagen...er lebt noch! Ich würde spüren wenn er tot wäre! Also besteht nich Hoffnung! Aber nicht wenn ihr blind in irgendwelche Aktionen rennt, in irgendwelche Gefahren."

Abrupt drehte er ihnen den Rücken zu, und trat zurück an Jeremiels Lager. Die Ramielitin gab ein leises stöhnen von sich, und die Augäpfel unter den geschlossenen Liedern bewegten sich hektisch.

"Ich will so etwas nie wieder von euch sehn..." war das letzte was er sagte, ehe er sich neben dem Krankenlager niederließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  HorusDraconis
2006-01-27T09:24:41+00:00 27.01.2006 10:24
Hm... hab ich das richtig verstanden? Engel kämpfte gegen Engel? Oder hat der Gabrielit zu weit ausgeholt?


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