Augen ...oder: Vor der Weihe
Nein!
Nein...ich will das nicht...ich halte das nicht aus!!
Bitte...ich will doch nur..."
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Ich zittere.
Warum? Warum ich!? Warum muss ausgerechnet ich dieses Schicksal ertragen...
Draußen ist noch immer dieses Geräusch zu hören...das Geräusch, das entsteht, wenn Metall auf Metall schlägt, rhythmisch, wieder, immer wieder...
Ich fühle, wie sich mein Körper zusammenkrampft, wie er zu zittern beginnt, dieses Mal noch stärker als sonst. Bei den Göttern, warum muss mir denn so etwas passieren?!
Ich will doch einfach nur ein normales Leben, glücklich sein...
Ich verlange nicht viel, ich will doch nur...
Frei sein.
Ich habe nur diesen einen Wunsch...aber er ist so stark, dass er mich fast von innen auffrisst. Aber niemand versteht mich. Am wenigsten wohl mein eigener Vater...er sagt, es sei meine Aufgabe, eine Ehre und Bürde, die unsere Familie mit Stolz zu tragen habe...
Wie ich dieses Gerede hasse!!! Im Grunde besagt es nichts anderes als...eingesperrt zu sein. Sein Leben hinter den Stäben eines goldenen Käfigs zu verbringen...
Und es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte...
Die Tränen beginnen zu laufen, immer mehr rinnen über mein Gesicht. Ich fühle wieder diese unglaubliche Verzweiflung in mir aufsteigen. Ich habe Angst, solche Angst!
Verzweifelt schlage ich mit der Faust gegen mein Kissen, kralle meine Finger in den rauhen Stoff...warum ich?!
Odion hat es versucht- er hat versucht mich zu retten. Meine großen Geschwister sind die Einzigen in dieser widerlichen Grabkammer, die mich verstehen, und denen ich vertraue...aber wir haben hier sowieso kein richtiges Leben.
Leben? Was ist Leben? Ist es Leben, Tag für Tag, Nacht für Nacht in einem alten, unterirdischen Gemäuer ein gesperrt zu sein? Unerbittlich immer wieder alte Mythen und Schriften auswendig zu lernen, bloß um einer alten Sage willen, die sich sowieso nie erfüllen wird?
Wenn das Leben ist...
Dann kann der Tod nicht viel schlimmer sein...
Nein! Nein...was denke ich da? Ich schrecke zusammen. Diese Situation, nur noch ein paar Minuten von meiner Weihe zum Grabwächter entfernt zu sein, frisst mich langsam auf.
Aber...ich KANN das nicht! Warum versteht das denn keiner? Wieso muss ICH denn nur der erstgeborene Sohn dieser Grabwächterfamilie sein?
Wie ein gehetztes Tier springe ich von meinem Bett auf, renne zur Tür und rüttele verzweifelt an ihr...trommele mit den Fäusten dagegen. Helle Tränen springen mir aus den Augen...
Da! Mit einem Mal öffnet sie sich...
Vater.
Ich zucke heftig zusammen, wie jedes Mal, wenn ich in seine kalten grauen Augen schaue... (fragt mich net ob sein Papa echt graue Augen hat, ich habs mal so bestimmt! XDDD~)
Ich kann mich nicht erinnern,. jemals irgendeine Gefühlsregung, eine Emotion in ihnen gesehen zu haben, vielleicht abgesehen von ihrer unerbittlichen Strenge...
Ich trete einen Schritt zurück, klammere mich mit den Händen an dem nahestehenden Tischchen an, sehe meinen Vater aus weit aufgerissenen Augen an.
"Es ist Zeit."
Nein!
Nein...bitte...bitte nicht! Mein Atem geht schneller, die Muskeln in meinen Armen verkrampfen sich, so sehr klammere ich mich an das Tischchen fest...
"Bitte, Vater..."
"Halt den Mund!" Diese Augen...kein Mitgefühl, gar nichts. Wie...wie in Trance sehe ich zwei unserer Diener hinter seinem Rücken hervortreten.
Augen...ohne Mitleid, ohne Verständnis, nur voller Entrüstung über mich, das ungezogene Kind...
Arme, die mich mit einer fast schon stählernen Bewegung umgreifen, mich festhalten...
Mir mein Leben nehmen...meine Freiheit...
Verzweifelt stemme ich mich dagegen.
"Bitte Vater, bitte lass mich gehen! Ich will kein Grabwächter werden!"
Umsonst...es ist alles umsonst...
Aber obwohl ich das weiß kann ich nicht aufhören zu schreien...mein Vater wirft mir einen letzten kalten Blick zu, gibt unseren Dienern einen Wink.
Wir gehen zur Grabstätte, dem heiligen Raum...hier werden seit Jahrhunderten die Weihen vollzogen.
Ich bin der Nächste
Die letzten Meter...
Wie ein Tier winde ich mich, stemme mich mit den Füßen gegen den Boden.
Da! Odion...
"Odion, hilf mir! Ich will kein Grabwächter werden! Bitte hilf mir!!"
Er sieht mich nicht an...senkt den Blick, schaut zu Boden.
Er hilft mir nicht!
Er steht da...und hilft mir nicht!
Jetzt...ist alles aus...
