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Believe

Thorfinn X Askeladd
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen,

Leute, das Askeladd-X-Thorfinn-Fieber hat mich einfach gepackt. Nachdem ich etliche Fanart und Fanfics schon gesuchtet habe, wollte ich jetzt selbst unbedingt etwas schreiben. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es bei diesem Oneshot bleibt oder ob ich die Ausdauer habe einen längeren Fic anzufangen. Ideen hätte ich nämlich genug XD

Jedenfalls wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen :3 Komplett anzeigen

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Believe

Thorfinn und Askeladd standen sich in etwas Abstand gegenüber. Sie waren umgeben von einer Horde laut grölender und schreiender Männer. Die einige riefen Thorfinns Namen, doch die Mehrheit war - wie immer - für Askeladd. Allerdings kümmerte es den Jungen mit den strohblonden Haaren und den braunen Augen nicht, wie viele Wetten auf sie abgeschlossen wurde. Er war nicht hier um andere zu amüsieren oder sich zu beweisen. Er war hier - und zwar das letzte Mal - um diesem Mann den Kopf abzuschlagen.
 

Mittlerweile war der Ablauf wie eine Routine. Askeladd gab Thorfinn einen Auftrag, den er nur widerwillig annahm und auch nur mit einer Gegenleistung. Wie jedesmal forderte er als Belohnung einen Kampf mit ihm. Und so standen sie sich nun abermals gegenüber. Während es Thorfinn - wie immer - todernst war, war es für den Anführer mit den weißblonden Haaren und dem Bart nichts weiter als ein Zeitvertreib, den seine Männer und auch den Junge bei Laune hielten.
 

Anfangs dauerten ihre Kämpfe nicht mehr als ein paar Sekunden. Thorfinn war damals erst sechs Jahre alt, als Askeladd seinen Vater getötet hatte und er Rache schwor. Sein Vater hatte ihn nicht zum Krieger erzogen und so konnte er weder mit dem Schwert umgehen, noch besaß er sonst irgendwelche kämpferischen Fähigkeiten. Doch er biss sich durch, übte jeden Tag alleine und konnte es nun zehn Jahre später mit seinem Erzfeind aufnehmen.
 

„Ich hoffe, du hast was dazu gelernt Bursche. Unsere Kämpfe werden nämlich langsam eintönig.“, spielte der Ältere belustigt auf die letzten Male an. Auch, wenn ihre Duelle mittlerweile nicht mehr nach ein paar Sekunden fertig waren, sondern nun schon mehrere Minuten anhielten, hatte er immer die Oberhand behalten. Es gab keinen einzigen Kampf, in dem Thorfinn ihn ansatzweise Schaden hinzugefügt hatte.
 

„Keine Sorge, heute wird deine Langeweile ein Ende haben.“, knurrte Thorfinn ihn an, zog seine Kurzschwerter und stürmte auf ihn los. Seine Klinge traf hart auf das Einhandschwert Askeladds. Doch Askeladd parierte geschickt und wich mit tanzenden Schritten gekonnt aus. Er musste zugeben, dass Thorfinn seit dem letzten Mal tatsächlich Fortschritte gemacht hatte und war sich auch nicht zu schade das offen zuzugeben: „Deine Technik ist besser geworden.
 

Amüsiert musterte Askeladd den Jungen. Er war wieder ein kleines Stück gewachsen, hatte aber immer noch dieselben zerzausten strohblonden Haare. Sein kleiner Körper, hatte einen niedrigen Schwerpunkt und bewegte sich federleicht, wenn auch manchmal etwas ungeschickt, auf ihn zu. Seine stechenden braunen Augen ließen ihn dabei nie aus Blick.
 

„Spar dir dein dreckiges Lob!!!“, schrie Thorfinn seinen Kontrahenten an. Er hasste es. Er hasste es so sehr nicht ernst genommen zu werden. Doch er musste zugeben, dass es Askeladds Sticheleien waren, die ihn jedes Mal zu neuen Höchstleistungen trieben. Jedes Mal, wenn ihre Schwerter aneinander gerieten, gab es einen metallenen Klang. Es klirrte schon fast wie Musik, zu der sie sich im Kreis drehten. Seinen Blick hatte er dabei auf den Älteren fokussiert, um seine Bewegungen zu analysieren und einen günstigen Moment abzuwarten. Doch Thorfinn war ungeduldig. Konnte dieser alte Mann nicht endlich aus der Puste sein?
 

„Meine Hochachtung, Söhnchen. Ich glaube, du hast einen neuen Rekord aufgestellt!“, gratulierte der Anführer seinem Zögling. Auch, wenn Askeladd es sich nicht anmerken ließ, machte ihm die Dauer des Kampfes zu schaffen. Thorfinn hatte einen entscheidenden Vorteil auf seiner Seite: seine Jugend. Egal, wie viele Jahre an Erfahrung Askeladd ihm voraus hatte, so waren diese Jahre auch ein Schwachpunkt je länger der Kampf dauerte. Er sollte es so langsam zu Ende bringen, auch, wenn er gerade anfing daran Spaß zu haben.
 

Und er besaß noch ein weiteres Talent. Während Thorfinn sich von seinen Gefühlen leiten ließ, behielt er einen kühlen Kopf, beobachtete seinen Gegner und plante seinen nächsten Schritt wie ein Schachspiel. Er verlangsamte seine Bewegungen, ließ Thorfinn gefährlich nahe an sich heran und gab ihm das Gefühl müde zu werden, wissentlich, dass dieser seinen Sieg kaum erwarten konnte und unvorsichtig werden würde.
 

Aber auch der Jüngere geriet langsam ins Schwitzen. Seine Körpertemperatur war extrem angestiegen und benebelte seine Sinne. Wie konnte das sein? Der Kampf hatte doch gerade erst angefangen. Auch, wenn Askeladd Recht hatte, dass es ihr bisher längster Kampf war, so hatte er doch deutlich anstrengendere mit seinen Auftragsgegnern gehabt.
 

Seine Glieder fühlten sich ungewohnt schwach an und seine Lunge fehlte ihn mit Sauerstoff zu versorgen. Angestrengt atmete er schwer tief ein und wieder aus. Askeladd, der gerade noch klar vor ihm stand, verschwamm vor seinen Augen. Plötzlich war es als wäre all seine Kraft aus seinem Körper gewichen. Keuchend startete er einen erneuten Angriff und rannte auf den Älteren los. Doch noch bevor er den Schwerthieb ausführen konnte, wurden seine Knie schwach. Er taumelte und brach vor Askeladds Füßen zusammen. Die Menge verstummte. Alle starrten auf Thorfinns am Boden liegenden Körper. Das hatte keiner erwartet.
 

Verwundert ging der Ältere auf den Jungen zu und stupste ihn mit seiner Fußspitze an: „Hey, war’s das schon?“ Ein paar Sekunden vergingen und nachdem sich Thorfinn wirklich nicht mehr regte, wurde er von der kreischenden Menge zum Sieger erklärt.
 

Er selbst war etwas unzufrieden über die Art des Sieges, ließ Thorfinn jedoch unbeachtet liegen. Dummer Junge. Sicher hatte er sich bei seinem letzten Auftrag zu sehr verausgabt. Askeladd war sich dessen bewusst gewesen, dass der Junge dem Hünen Thorkell nicht ansatzweise das Wasser reichen konnte und hatte ihm trotzdem den Auftrag gegeben ihm dessen Kopf zu bringen. Obwohl Thorfinn sich wacker schlug, musste er eine Niederlage kassieren. Schwer verletzt ließ er sich ins Wasser fallen und trat schwimmend seinen Rückzug an.
 

Askeladd und seine Männer zogen sich ebenfalls zurück ohne auf das jüngste Mitglied zu warten. Der Anführer war sich sicher, dass Thorfinn zu ihnen zurück finden würde und das tat er auch. Egal wie mächtig seine Gegner waren, Thorfinn war zuverlässig und führte seine Aufträge zu Ende oder scheiterte. Auch, wenn er schwere Verletzungen einstecken musste, hielt sein Wille Askeladd zu besiegen ihn am Leben. Vorher würde er diese Welt nicht verlassen und bis ans Äußerste gehen.
 

Der Ältere kannte ihn in diesem Punkt nur zu gut und so war er nicht verwundert den Jungen am Flussufer aus dem Wasser laufen zu sehen. Dummer Junge. Der Kampf mit Thorkell war kaum zwei Wochen her. Es war unmöglich sich in so kurzer Zeit von den schweren Verletzungen zu erholen und doch hatte Thorfinn ihn heraus gefordert. Dieses beschämende Ende war seiner nicht würdig. Askeladd bahnte sich den Weg durch seine Männer, die zu beiden Seiten ausgewichen waren um ihm Platz zu machen und rief als er den Ring verließ: „Nur ein Idiot kämpft, wenn er nicht hundert Prozent bei Kräften ist, merk dir das.“
 

Die Männer gingen alle in das Dorf zurück, das sie vor kurzem überfallen hatten und jeder ging den Aktivitäten nach, die er wegen des Kampfes unterbrochen hatte. Torgrim schliff sein Schwert. Atli schnitzte aus Langeweile an ein paar Holzstöcken herum. Ohr kümmerte sich um das Essen, wobei er von Björn Hilfe bekam. So ging es den ganzen Vormittag. Zu Mittag wurde die von Ohr und Björn zubereitete Suppe gegessen.
 

Alle waren da - nur Thorfinn nicht. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn der Junge hatte oft die Gewohnheit abseits zu speisen. Doch heute machte es Björn stutzig. Ein Blick aus dem Augenwinkel verriet ihm, dass Thorfinn immer noch an der selben Stelle in der selben Position lag.
 

„Er liegt immer noch dort. Ob alles in Ordnung ist?“, fragte Björn und zeigte mit seinem Finger in Richtung des reglosen Körpers.
 

„Keine Sorge, irgendwann wird er schon wieder zu Bewusstsein kommen.“, tat Askeladd seine Sorge ab. Da er keine Schuld an der Situation hatte, sah er auch nicht ein, die Verantwortung fpr den Bengel zu übernehmen. Außerdem war es vollkommen egal, welche Verletzungen Thorfinn erlitten hatte. Er war wie ein Stehaufmännchen, nicht kaputt zu kriegen. Das hatte er in seinen Aufträgen immer wieder bewiesen.
 

Am Nachmittag gab es einen gewaltigen Wolkenbruch. Es regnete so viel wie seit langer Zeit nicht mehr und hörte bis in den Abend hinein auch nicht mehr auf. Obwohl es tiefster Winter war, waren die Temperaturen nicht kalt genug, dass es schneite. Stattdessen hatten sie dieses nasskalte Wetter. Der blonde Anführer und seine Männer hatten sich im Haupthaus versammelt, wo sie alle vergnügt aßen und tranken. Einige Dorfbewohnerinnen hatten sie nicht getötet und die Männer vergnügten sich mit ihnen. Sie zwangen sie auf den Tischen zu stehen, sich aufreizend zu bewegen und dabei ihre Kleider auszuziehen, wenn sie nicht an Ort und Stelle den Kopf abgeschlagen bekommen wollten.
 

Askeladd saß an einer langen Tafel, zusammen mit dem Prinzen, dessen Aufpasser und Björn und ließ sich das zubereitete Fleisch auf der Zunge zergehen. Ein schweifender Blick, mit dem er den ganzen Raum absuchte, verriet ihm, dass Thorfinn nicht unter den Anwesenden war. Zunächst dachte sich Askeladd nichts dabei. Der Junge machte sich nichts aus den Orgien und Trinkgelagen, bevorzugte seine Ruhe und zog sich dann an seinen eigenen Ruheplatz zurück. Manchmal war der Ältere sogar neidisch auf ihn, denn als Anführer musste er vor allem bei solchen Veranstaltungen Präsenz zeigen. Thorfinn war sicher in irgendeinem Stall bei diesem Regen und versorgte seine Wunden, wobei er ihm eigentlich gar keinen Schaden zugefügt hatte.
 

Der Ältere erhob sich und ging um etwas frische Luft zu holen nach draußen. Er wünschte, er hätte es nicht getan, denn bereits vor der Tür musste er feststellen, dass es wie aus Eimern schüttete. Er kniff die Augen zusammen und versuchte so durch die Regenwand zu blicken und tatsächlich - Thorfinn lag immer noch dort, wo er ihn zurück gelassen hatte. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. Was für ein Weichei, dachte Askeladd genervt. Seit sich dieser Junge ihnen angeschlossen hatte, hatte er nichts als Ärger mit ihm.
 

Grummelnd in diesem strömenden Regen die sichere Trockenheit zu verlassen, watete der er mit seinen Stiefeln durch Pfützen und Matsch um an den Kampfplatz zu gelangen. Kurz vor dem auf dem Boden liegenden Jungen blieb er stehen und besah sich den Körper. Thorfinn hatte sich keinen Zentimeter bewegt und lag immer noch mit dem Oberkörper und dem Gesicht im Schlamm.
 

„Hör mal, so schlimm war es doch auch wieder…“, Askeladd sprach seinen Satz nicht zu Ende, denn als er Thorfinns Körper mit der Fußspitze umdrehte und nun endlich sein Gesicht zum Vorschein kam. Sein Gesicht, es war knallrot.
 

Als er sich zu ihm herunter kniete, merkte er, dass sein Körper förmlich dampfte in dem eiskalten Regen und aus dessen Mund ein leichtes Keuchen kam. Konnte es etwa sein? Askeladd hatte bereits eine leichte Vorahnung, die bestätigt wurde als er seine Hand und die Stirn des Jungen legte. Sie war ganz heiß.
 

„Eine Erkältung also.“, stellte der Ältere seufzend fest, hob Thorfinns federleichten Körper auf und trug ihn in das Haupthaus.
 

Die Männer, die sich schon gewundert hatten, wohin ihr Anführer verschwunden war, verstummten als er durch die Tür hinein trat, noch dazu mit Thorfinns Körper in seinen Armen und scharten sich um ihn.
 

„Ist er etwa doch tot?“, fragte Atli erschrocken.
 

„Nein, er atmet noch.“, konnte Ohr an seinem, wenn auch sehr schwachen, Atem feststellen.
 

Askeladd übergab Björn, der sich ebenfalls besorgt dazu gesellt hatte, den Körper und meinte, „Leg ihn für heute in mein Bett.“ Er konnte sich zwar nicht daran erinnern, dass Thorfinn jemals eine Erkältung hatte - wahrscheinlich deshalb seine heftige körperliche Reaktion darauf - allerdings war ja noch niemand an einer einfachen Erkältung gestorben. Und erst recht nicht dieser Satansbraten.
 

Björn tat wie ihm befohlen wurde, während der Anführer sich seines nassen Umhangs entledigte und sich auf einen mit Fell bespannten Stuhl am Feuer setzte. Der Prinz und sein Beschützer hatten sich anscheinend in seiner Abwesenheit in sein eigenes Zimmer zurück gezogen. Und auch das Trinkgelage hatte sich nun langsam gelegt. Da er ohnehin nicht vor hatte so schnell weiter zu ziehen, hatte Thorfinn Zeit sich zu erholen. Bei dem Regen würde er noch riskieren, dass seine anderen Männer auch noch krank wurden und das wollte er vermeiden.
 

Der nächste Morgen brach an und Askeladd hielt eine Ansprache vor den Männern, in der er ihnen den Plan der nächsten Tage verkündete. Da sie die nächsten Tag in diesem Dorf verblieben, konnten sich die Männer ihre Zeit frei einteilen. Doch für jeden war klar, was ihr Anführer damit meinte, denn er erwartete von ihnen, dass sie nach diesen Tagen abmarsch- und kampfbereit waren. Das sah voraus, dass sie alle ihre Waffen schliffen, das Leder pflegten und sich der Körperpflege betätigten.
 

Während der Blondhaarige mit dem markanten runden Bart um seinen Mund die Ansprache hielt, fiel ihm auf, dass das jüngste Mitglied seiner Bande fehlte. Dieser Bengel, er wusste doch, dass er bei den Morgenansprachen eine Anwesenheitspflicht hielt. Unentschuldigtes Fehlen bestrafte der Bärtige hart, denn nichts hasste er mehr als sich wiederholen zu müssen.
 

Ungehalten entließ er seine Männer und machte einen Abstecher in sein Zimmer das gestern von Thorfinn belegt wurde. Als er durch die Tür trat, stand Björn bereits schweigend vor dem Bett und wartete bis Askeladd neben ihn getreten war. Der Junge lag immer noch darin, sodass der Anführer von selbst darauf schließen konnte, dass es Thorfinn noch nicht wirklich besser ging - daher auch seine Abwesenheit bei der Morgenansprache.
 

„Tja, das wird wohl noch etwas dauern. Der hat sich ziemlich was weggeholt. Hat geschlafen wie ein Stein.“, berichtete sein stellvertretender Kommandant. Der braunhaarige Hüne mit seiner fürsorgliche Seite hatte sich gestern Nacht so gut es ging um den Jungen gekümmert, hatte ihm kühle Umschläge bereitet und heißes Wasser mit Tee hingestellt, den er nicht angerührt hatte.
 

„Danke für deine Mühe. Du kannst dich jetzt auch ausruhen gehen. Richte Torgrim aus, dass er tagsüber zuständig ist auf Thorfinn ein Auge zu haben.“, meinte Askeladd und legte ihm als Ablöse seine Hand auf die Schulter. Nicht, dass er sich um Sorgen machte, allerdings hasste der Junge nichts mehr sich in Gegenwart seiner Mannschaft zu befinden. Würde er erfahren, dass Askeladd dieses Zimmer eigentlich für sich beansprucht hatte, würde er über alle Berge flüchten wollen. Das wollte er vermeiden. Statt ihn ans Bett zu fesseln, musste er deshalb eine Wache abordnen. Als Torgrim nun aus dem Raum verschwunden war und der Ältere sich umgedreht hatte, fiel ihm auf, dass Thorfinn aufgewacht war und ihn mit bösem Blick anstarrte.
 

„Geht’s eigentlich noch lauter?“, knurrte das Häufchen Elend. Selbst jetzt noch, war er immer noch bissig wie eh und je.
 

„Oh, du bist aufgewacht.“, stellte Askeladd belustigt fest.
 

„Wer soll bei diesem Lärm auch schlafen können?“
 

„Sei ein braver Junge und trink den Tee, den Björn für dich zubereitet hat.“, zog der Ältere ihn auf. Der Satansbraten sprach wie ein Wasserfall, so schlecht konnte es ihm also gar nicht gehen.
 

Doch Thorfinn dachte gar nicht daran den Befehlen zu gehorchen. Er tat, was er wollte und wann er es wollte. Und augenblicklich würde er lieber sterben als dieses Gebräu zu trinken. Dieser alte Sack konnte ihm mal den Buckel herunter rutschen und so hisste er: „Ich bring dich um, alter Mann, wenn ich aus diesem Bett heraus komme, das schwör’ ich dir.“
 

„Na dann tu, was ich dir gesagt habe. Anders sehe ich keine Möglichkeit, wie du deine Drohung wahr machen kannst.“, sagte der Anführer als er dem Jungen den Rücken zudrehte und ebenfalls den Raum verließ, beruhigt darüber, dass es Thorfinns Temperament nach zu urteilen, das quicklebendig war.
 

„Verpiss dich, Alter!“, rief Thorfinn ihm noch hinterher und warf die Schale mit Wasser und Pfefferminzblättern gegen die Tür, die gerade zugefallen war, nur um dann wieder geschwächt auf der unter ihm liegenden Strohmatratze zusammen zu sacken.
 

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal eine Erkältung hatte. Wahrscheinlich irgendwann als kleiner Junge als er noch bei seinem Vater, seiner Mutter und seiner Schwester im Dorf lebte. Seit sein Vater von diesem Bastard ermordet wurde, hatte er dafür im wahrsten Sinne des Wortes keine Zeit mehr gehabt. Er war zu sehr beschäftigt gewesen seinen Körper zu stählen und stärker zu werden. Eine Erkältung - was für eine Zeitverschwendung.
 

Mittlerweile war er so stark geworden und doch musste er sich eingestehen, dass er sich in seinem Leben nie schwächer gefühlt hatte. Seine Glieder schmerzten, wie nach den schlimmsten Kämpfen und egal, wie sehr er es wollte, er konnte sich nicht bewegen, geschweige denn aufstehen. Wohl oder übel musste er doch tun, wozu Askeladd ihm geraten hatte und das Bett hüten. Zu etwas anderem war er auch nicht in der Lage. Doch sobald er sich besser fühlte, würde dieses Großmaul bereuen, wie er ihn behandelt hatte.
 

Askeladd zog sich in den Hauptraum zurück, wo an diesem Morgen nicht viel los war. Die Männer hatten alle gehörige Kopfschmerzen von dem Trinkgelage von gestern Nacht, sodass alles eher ruhig war. Nur der Prinz, sein Aufpasser und der Mönch befanden sich ebenfalls in dem Raum.
 

„Wie geht es deinem Untergebenen? Man sagte mir, er habe sich erkältet und hüte nun das Bett.“, erkundigte sich der junge Prinz Knut. Ihm war bereits aufgefallen, dass der Junge mit dem bösen Blick ihn nicht mehr beobachtete und war darüber zunächst erleichtert gewesen.
 

„Er ist krank, aber er wird schon wieder.“, versicherte der Ältere, setzte sich an einen Tisch und breitete ein paar Karten vor sich aus. Er wollte die Ruhe nutzen um die nächsten Dörfer ausfindig zu machen, die es lohnenswert waren, überfallen zu werden.
 

Der Mönch nagelte währenddessen ein Kreuz aus Holz an eine der Holzwände und erklärte: „Gott möge ihm Gesundheit schenken. Er allein gibt und er allein nimmt.“
 

Askeladd seufzte als er die gläubigen Worte des bärtigen Mannes hörte, der sich nun vor das Kreuz kniete und betete. An etwas zu glauben war ja schön und gut, doch er hatte oft das Gefühl, dass es vor allem die Christen mit ihrem Glauben etwas übertrieben.
 

Auch der Prinz stand nun auf und sah es als die Gelegenheit seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: „Ich werde eine Hühnersuppe kochen. Das wird ihn wieder zu Kräften kommen lassen. Ragnar, hilf mir.“ Sogleich machte er sich auf in einen anderen Raum des Hauses, wo er ans Werk gehen wollte.
 

Als alle den Raum verlassen hatten, fiel Askeladds Blick auf das an der Wand hängende Kreuz. Er hatte schon einige Geschichte über diesen Sohn des Christengottes gehört, den sie anbeteten. Angeblich konnte er Kranke heilen. Dieser Sohn, Jesus, selbst wäre nur ein Mensch gewesen, aber nach seinem Tod auferstanden. Was für ein Unsinn. Der Ältere hatte schon viele Menschen sterben sehen und noch nie war jemand, der an seinen Wunden erlegen war, wieder zum Leben erweckt worden. Doch Askeladd verwarf seine Gedanken über diesen Irrglaube und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu.
 

Der Tag verging ohne irgendwelche Vorkommnisse und er bekam keinen seiner Männer zu Gesicht. Am Abend versammelten sich wieder alle in dem Raum und aßen und tranken, wie die Nacht zuvor auch schon. Auch Torgrim gesellte sich nun erschöpft zu ihnen und ging direkt auf seinen Kommandanten zu um ihm Bericht zu erstatten und sein Leid zu klagen. Auf Thorfinn aufzupassen war schlimmer als ein Sack Flöhe zu hüten. Er war durch das Fieber geschwächt, ließ sich aber absolut nichts sagen, war kratzbürstig und ungehalten wie eh und je.
 

„So so, das Bürschchen, ist also immer noch aufgeweckt.“, stellte der Ältere fest und nippte an seinem Horn etwas Wein.
 

„Das würde ich so nicht sagen…“, erklärte Torgrim besorgt, „Er hat den ganzen Tag nichts gegessen und getrunken. Seine Körpertemperatur ist immer noch hoch. Ich kenne mich ja nicht so gut aus wie Björn, aber…“
 

„Wenn er nichts essen will, dann lass ihn. Soll der Bengel doch verhungern. Am Ende wird ihn nicht die Erkältung, sondern seine Sturheit noch umbringen, aber mir soll’s egal sein.“, Askeladd seufzte, bedankte sich aber für sein Durchhalten und entließ ihn. Dieser Bengel war reine Zeitverschwendung. Er konnte nützlich sein, wenn es darum ging Aufträge auszuführen, aber was die Integration in seine Mannschaft betraf, war es vergebliche Liebesmüh.
 

Da er heute konzentriert und produktiv gearbeitet hatte, war er eigentlich zufrieden gewesen, wie der Tag gelaufen war, doch diese Nachricht zog seine Laune nach unten. Nicht etwa, weil er sich Sorgen machte, sondern weil dieses Kind einem nur Ärger bereitete. Grummelnd leerte er sein Füllhorn und schenkte sich selbst nach. Nun waren schon so viele Jahre vergangen und der Junge weigerte sich nach wie vor jegliche Gefälligkeiten anzunehmen.
 

So ein komischer Kauz wie Thorfinn war ihm noch nie über den Weg gelaufen. Seit er sich ihnen angeschlossen hatte, wahrte er immer eine große Distanz zu ihnen. Er kampierte abseits der anderen Männer, jagte für sich selbst und bereitete seine Mahlzeit selbst zu, die er dann in irgendeiner Ecke, weit weg von den anderen einnahm. Und trotzdem hatte er noch nie nein zu etwas gesagt, was Askeladd ihm aufgetragen hatte. Er hörte und gehorchte ihm aufs Wort.
 

Askeladd besah sich das Fleisch auf seinem Teller und kam auf eine Idee. Er rief den braunhaarigen Hünen zu sich, reichte ihm den Teller mit dem Auftrag ihn Thorfinn zu bringen. Kurze Zeit später kam Björn zurück. Das Fleisch und die Soße waren über seinem Kopf verteilt.

„Thorfinn lässt ausrichten, dass du dir das sonst wo hin stecken kannst.“
 

Genervt verdrehte der Anführer die Augen. Unglaublich! Dieser Bengel konnte ihm mal den Buckel herunter rutschen. Wenn er wieder gesund war, würde er eine gehörige Abreibung bekommen. Björn jedoch war die Ruhe selbst, obwohl er Thorfinns Ärger abgekommen hatte. Er wusste, dass es nicht persönlich gemeint war.
 

Einerseits hatte er viel Bewunderung für den Jungen übrig. Andererseits war er kundig genug um zu wissen, dass mit einer Erkältung nicht zu Spaßen war. Sie konnte zu einer Lungenentzündung und diese spätestens zum Tod führen. Genau das Gleiche galt für hohes Fieber. Auch Askeladd wusste das. Und er kannte den Älteren gut genug, um zu wissen, dass seine Gleichgültigkeit nicht seine wahren Gefühle spiegelte. Das galt auch für Thorfinn, der mit seiner schroffen Seite allen vor den Kopf stieß, um selbst keine Schwäche bei sich zuzulassen. In dieser Hinsicht waren sich die beiden sehr ähnlich.
 

Wieso einfach, wenn es auch kompliziert ging, dachte der braunhaarige Hüne bei sich und wischte mit einer Hand das Fleisch von seinen Schultern weg.
 

„Wie auch immer, Askeladd, du solltest in der Früh einfach mal nach ihm schauen.“
 

„Werde ich. Danke noch mal.“
 

Am besagten Morgen hielt der Anführer sein Versprechen ein, betrat das Zimmer, das er eigentlich für sich selbst vorgesehen hatte, und stellte sich ans Bett. Der Junge mit den dunkelblonden Haaren darin schlief tief und fest und war anscheinend auch nicht aufgewacht, obwohl er sich nicht gerade die größte Mühe gegeben hatte leise zu sein. Ein unachtsamer Thorfinn war selten. Normalerweise befand er sich nur im Halbschlaf. Schon das kleinste Geräusch, die kleinste Präsenz einer weiteren Person in seiner Nähe würde ihn seine Augen aufschlagen lassen.
 

Sein Gesicht war kreidebleich, als wäre jegliches Blut aus ihm gewichen, und kalte Schweißperlen befanden sich darauf. Seine Haare waren ebenfalls durchnässt und klebten auf seiner Stirn. Er hatte über Nacht sicher viel geschwitzt und viel Flüssigkeit verloren. Auch die friedliche Stille, die Thorfinns tiefer Schlaf mit sich führte, war ungewöhnlich. Er mochte sie nicht. Stille bedeutete Tod. Wie die Stille nach dem Geschrei der Dorfleute, die sie alle umgebracht hatten, bevor sie sich in diesen vier Wänden niedergelassen hatten.
 

Doch in diesem Fall war sie vielleicht ein gutes Zeichen. Thorfinn sollte ruhig weiter schlafen um sich weiterhin auszukurieren. Außerdem konnte er so seinen Tieraden aus dem Weg gehen. Er machte auf der Stelle kehrt, verließ das Zimmer wieder unverrichteter Dinge und ging an seine Arbeit.
 

Mittlerweile war es kälter geworden. Der Regen hatte aufgehört und es hatte zu schneien begonnen. Auch der Schnee führte dazu alle Geräusche zu absorbieren. So war es an diesem Tag mucksmäuschenstill. Trotzdem konnte er sich einfach nicht auf seine Arbeit konzentrieren.
 

„Machst du dir Sorgen um Thorfinn?“, fragte ihn seine rechte Hand, der neben ihm saß.
 

„Wie kommst du denn darauf?“, antwortete Askeladd kurz und bündig.
 

„Du bist sehr abwesend und dir liegt sehr viel an dem Jungen, auch wenn du es nicht zugeben willst.“, zählte Björn eins und eins zusammen. Er war zwar kein so guter Menschenkenner wie Askeladd, allerdings waren sie nun schon lange genug zusammen auf Reisen, sodass auch ein Buch mit sieben Siegel, wie Askeladd, nichts vor ihm verbergen konnte.
 

„Sprichst du nicht eher von dir selbst?“, stellte der Blondhaarige die Gegenfrage, denn er wusste, dass Björn seit dem Tag als der Knirps ihnen nachgelaufen war, ein Auge auf ihn geworfen hatte und über ihn wachte. Besonders als er noch klein war, ging der einfühlsame Hüne häufig in den Wald um nach ihm zu sehen, sodass Askeladd eines klarstellte: „Meine Sympathie für ihn bemisst sich an seiner Nützlichkeit. In diesem Bett ist er nicht besonders nützlich.“
 

„Naja“, steif erhob sich Björn von seinem Stuhl am Kaminfeuer, auf dem er nun eine halbe Ewigkeit verbracht hatte und klopfte Askeladd auf die Schulter, „Vielleicht hast du es einfach selbst noch nicht gemerkt. Soll ja auch vorkommen.“

Dann warf Björn seinem Vorgesetzten noch einen letzten Blick zu und meinte: „Manchmal seid ihr beide euch gar nicht so unähnlich - du und Thorfinn.“ bevor er aus dem Raum verschwand.
 

Was sollte das schon wieder heißen, fragte sich der Blondhaarige als er seinem stellvertretenden Kommandant nachsah. Björn war der Einzige unter seinen Männern, der es wagte ihn aufzuziehen. Jeden anderen hätte er dafür wahrscheinlich einen Kopf kürzer gemacht, aber Björn war nicht umsonst seine rechte Hand. Er würde es zwar nie im Leben zugeben, aber tatsächlich hatte sein schlechter Charakter in der ganzen Zeit wohl etwas auf Thorfinn abgefärbt.
 

Er seufzte und ging hinaus beschloss etwas an die frische Luft zu gehen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und die Landschaft war ganz in weiß gehüllt. Er ging ein paar Schritte in den Wald hinein und kam an einem Baum vorbei, der ungewöhnlich viele Kerben hatte. Vor seinem inneren Auge konnte er förmlich sehen, wie Thorfinn mit seinen Dolchen daran trainiert hatte. Dieser Baum war ein Ersatz für ihn, denn der Junge mit den dunkelblonden Haaren wünschte sich nichts sehnlicher als ihm die gleichen Wunden hinzuzufügen.
 

Es war einfach unglaublich. So viel Zeit war vergangen und dennoch waren seine Rachegelüste nicht weniger geworden. Dieser Dummkopf. Was für eine Zeitverschwendung sein ganzes Leben dieser Sinnlosigkeit zu widmen. Doch es war allein dieses Gefühl, das den Jungen an ihn band. Das allein hielt ihn am Leben. In dieser Hinsicht sah Askeladd tatsächlich Parallelen zwischen seinem früheren Ich und dem Sohn des Thors.
 

Er zog sein Schwert und machte ein paar eigene Übungen an dem Baum, um die Zeit totzuschlagen. Doch das regungslose Stück Holz war einfach kein Ersatz für den Jungen, der mittlerweile gelernt hatte ihn wirklich in Schach zu halten. Wütend attackierte Askeladd den Baum mit einem gewaltigen Hieb um seinem Ärger Luft zu machen. Verdammt. Wieso ging ihm Thorfinn nicht aus dem Kopf? Immer wieder erwischte er sich selbst dabei, wie seine Gedanken abdrifteten. War es tatsächlich wie Björn sagte?
 

Musste er sich etwas eingestehen, dass er sich Sorgen machte? Die Erkältung dauerte nun schon zwei Tage an. Er aß nichts und hatte hohes Fieber. Askeladd wusste was das bedeutete und worin es enden konnte, obwohl er zugeben musste, dass er so einen Tod noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Schon früh hatte er sich dem Leben als Wikinger und Pirat verpflichtet. Die Männer, die er sterben sah, taten das auf dem Schlachtfeld.
 

Zurück im Haupthaus verging der Tag und Askeladd war ein Opfer seiner eigenen unaufhörlichen, inneren Unruhe. Männer, die ihn aufsuchten, vergraulte er wieder mit einem stechenden Blick. Seine Laune war im Keller und wenn den anderen ihr Leben lieb war, sollten sie sich bloß von ihm fern halten. Am Abend sah er sich im Schutz der vier Wände des Haupthauses zusammen mit seinen Männern. Auch der Prinz, sein Aufpasser und der Mönch, mit denen er an einer Tafel saß, hatten seine schlechte Laune bemerkt. Ungeduldig wartete er auf einen Bericht von Björn.
 

Wie man vom Teufel sprach, kam dieser mit einer vollen Schüssel Suppe zur Tür hinein. Askeladd musste kein Hellseher sein um zu wissen, dass sein Stellvertreter, der in seinem Auftrag Thorfinn zum Essen zu bringen sollte, und sei es, dass er ihn stopfen musste wie eine Gans, nicht erfolgreich war. Der Hüne ging auf den Älteren zu und beugte sich zu ihm herunter während er flüsterte: „Das Fieber ist schlimmer geworden. Egal, was ich ihm gebe, er will nichts essen.“
 

Verärgert schlug der Ältere mit seiner Faust auf den Tisch, was das darauf stehende Geschirr zum Klirren brachte und nicht nur den zart besaiteten Prinzen, sondern auch die anderen Männer aufschrecken ließ. Auch die auf seiner Stirn pochende Ader ließ verraten, dass Askeladds sonst eigentlich langer Geduldsfaden gerissen war. Wütend riss er Björn die Schüssel aus der Hand und stampfte mit schnellen Schritten aus dem Raum.
 

Thorfinn, der geschwächt im Bett lag, hörte die Schritte schon von Weitem. Sein Blick wanderte zur Tür, die jeden Moment eingetreten werden würde - und so war es auch. Askeladd stellte sich bedrohlich an das Bett und knallte die Schüssel auf den daneben stehenden kleine Beistelltisch.
 

„Iss die Suppe.“
 

„Nein.“
 

Askeladd glaubte sich verhört zu haben. Um seiner Geste Nachdruck zu verleihen, nahm er einen Stuhl und setzte sich ans Bett. Protestierend verschränkte er die Arme und versuchte nicht die Beherrschung zu verlieren. Seine Augen durchbohrten Thorfinn, der seinen Blick abwandte. Mit ruhiger, aber drohender Stimme knurrte er: „Du wirst das jetzt essen, hast du verstanden? Und ich gehe hier nicht eher weg bis ich diese Schüssel leer sehe.“
 

„Dann bleib von mir aus die ganze Nacht hier. Ich will nicht…“, flüsterte der Junge mit schwacher Stimme.
 

Plötzlich spürte Thorfinn wie er an seinem Kragen gepackt und hochgehoben wurde. In der nächsten Sekunde gab Askeladd ihm eine schallende Ohrfeige, nahm die Schüssel in die Hand, hielt ihm einen Löffel Suppe an den Mund und schrie ihn an: „Du kleiner Rotzlöffel, ich hab genug von deinen Allüren! Meine Geduld ist langsam am Ende! Das war keine Frage, sondern ein Befehl! Du isst das jetzt!“
 

Als hätte er davor nicht schon genug mit Halsschmerzen, Husten, einer verstopften Nase und dem Fieber zu kämpfen gehabt, dank Askeladd hatte er jetzt auch noch dröhnende Kopfschmerzen vom Feinsten. Und, wenn er diesem Mann am liebsten die Fresse poliert hätte, hatte er im Moment die Kraft nicht dazu. Tatsächlich hatte er Mühe nach der schallenden Ohrfeige den Kopf anzuheben.
 

„Egal, wie sehr du mich zwingst,“ erklärte Thofinn fast gleichgültig, „ich hab keinen Appetit.“ Verzweifelt biss der Anführer die Zähne zusammen. Er hatte es davor nicht ernst genommen und erkannte erst jetzt, wie kritisch es um den Jungen stand. Zwei, fast drei Tage hohes Fieber, Appetitlosigkeit. Dass der Junge ihn mit diesen leeren Augen ansah, ihn mit dieser leisen, zittrigen Stimme vor den Kopf stieß, ließ ihn den Ernst der Lage erkennen.
 

„Hör mal, wenn du nichts isst, dann war’s das! Kapierst du das? Was ist mit deiner Rache?! Hast du deinen Plan etwa aufgegeben?!“, schrie ihn der Ältere immer noch an und hoffte ihn mit seinem Ehrgefühl direkt an den Eiern zu packen. Schließlich gab es nur dieses eine Motiv, das sie beide miteinander verband. Würde Thorfinn dieses Gefühl verlieren, würde auch das Band zwischen ihnen reißen. Dann würde der Junge den Willen verlieren am Leben zu bleiben. Er konnte nicht anders, denn Thorfinn schien es nicht bewusst zu sein, dass sein Leben am seidenen Faden hing. Er wusste, dass er gerade von ihm niemals Essen oder andere Gefälligkeiten annehmen würde, doch er musste seinen Stolz dieses eine Mal über Bord werfen.
 

Thorfinn jedoch war stur wie eh und je. Er hatte die ganze Nacht um seinen Willen durchzusetzen. Statt zu kämpfen, würde er es einfach aussitzen. Allerdings war es diesmal weniger seine Sturheit, sondern vielmehr seine Kraftlosigkeit. Sein ganzer Körper fühlte sich schwer an. Er hatte nicht einmal die Kraft sich aufzusetzen und zu essen, wenn er es wollen würde. Abermals wandte er seinen leeren, kraftlosen Blick gegen die Wand um nicht in Askeladds eisblaue Augen sehen zu müssen.
 

Der Ältere ließ den schwachen Körper des Jungen wieder in das weiche Bett hinunter sinken. Ein paar Sekunden der Stille zwischen ihnen vergingen bis er wieder Askeladds Stimme hörte und dieses Mal, war sie ungewöhnlich weich, fast versöhnlich: „Tu es…für mich…“
 

Hatte Thorfinn sich etwa verhört? Es war das erste Mal, dass der Anführer ihn in dieser Form, mit dieser Stimme bat, ja fast anflehte. Ungläubig drehte er seinen Kopf und sah abermals den Löffel mit Suppe vor sich.
 

„Dann will ich eine Belohnung…“
 

„In Ordnung, sobald du wieder gesund bist, kämpfen wir.“
 

Schwer atmend setzte Thorfinn sich auf, sah angewidert die Suppe vor seinen Augen an und hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Dennoch wusste er, dass der Ältere Recht hatte. Wenn er sich nicht überwinden konnte, würde es wahrscheinlich wirklich seine letzte Nacht sein. Angewidert sah er die Suppe an, beugte sich ein Stück weit nach vorne und nahm den Löffel in den Mund.
 

Askeladds Herz machte einen leichten Freudensprung. Sogleich tauchte er den Löffel ein weiteres Mal in die Suppe und hielt sie dem Jungen hin, der ihn abermals abschlürfte. So ging es immer weiter, bis der Inhalt der Schüssel langsam aber sicher immer weniger wurde. Ab und an lobte der Ältere den Jungen mit einem „Gut so…“ und spürte wie das Gefühl der Erleichterung sich in ihm ausbreitete, je mehr der Junge von ihm aß.
 

Doch Thorfinn aß langsam und brauchte viel Zeit, was den Anführer ungeduldig werden ließ. Er erhöhte das Tempo und den Rhythmus, indem er den Jungen immer schneller einen neuen Löffel Suppe vor die Nase hielt, bis dieser sich an der Flüssigkeit verschluckte und ein „Nicht so schnell, oder willst du, dass ich ersticke?!“ hervor hustete. Als die Schüssel halb geleert war, gönnte er dem Jungen eine Pause und stellte das Gefäß zur Seite an den Nachttisch.
 

Abermals stellte er sich drohend vor den Jungen: „Und jetzt, heb dein Hemd hoch. Nein, noch besser: zieh das pitschnasse Ding aus.“ Thorfinn weitete seine Augen. Er glaubte sich verhört zu haben. Schlimm genug, dass er diese Suppe essen musste, aber noch weiter würde er sich nicht erniedrigen lassen.
 

Ungeduldig klopfte Askeladd mit seinem Fuß auf den Boden, während er wartete knurrend: „Na wird’s bald oder muss ich Hand anlegen?“ Er war stur und der Jüngere zu schwach um sich zu wehren, sodass Thorfinn letztendlich klein beigeben musste und tat, wie ihm befohlen wurde. Der Anführer nahm das von Schweiß voll gesogene Hemd, wrang es aus und hängte es dann auf eine Schnur über dem Kaminfeuer, um es zu trocknen.
 

Dann setzte er sich wieder ans Bett, nahm einen Lappen aus einem ebenfalls am Bett stehenden Eimer mit Wasser und wusch den verschwitzten Oberkörper des Jungen. Seine Brust war unglaublich heiß, so ein hohes Fieber hatte er noch nie bei jemandem gesehen. Außerdem hatte er an Gewicht verloren und war gefühlt nur noch Haut und Knochen. Die Krankheit hatte ihn abmagern lassen.
 

Wortlos mit zusammengebissenen Zähnen ließ Thorfinn alles über sich ergehen. Er könnte vor Scham im Boden versinken. Beschämt sah er gegen die Wand, während der Ältere konzentriert das Tuch über seine flache Brust und seinen Bauch gleiten ließ. Ein weiteres Mal wurde der Lappen in das Wasser getaucht und wusch über Thorfinns Gesicht und Nacken, um dann zu den Schultern, Armen und Achseln überzugehen.
 

„Askeladd…“, durchbrach Thorfinn als Erster die Stille, „Warum kümmert es dich eigentlich? Es kann dir egal sein, wenn ich hier draufgehe.“
 

„Eigentlich hast du Recht. Allerdings…“, erwiderte der Ältere, „…bist du einer meiner besten Männer.“
 

„Ich gehöre nicht zu ‚deinen Männern‘! Ich hasse dich und alle anderen hier!“
 

„Danke für die Erinnerung. War’s das jetzt? Spar dir deine Energie lieber um gesund zu werden.“, antwortete Askeladd ohne auf Thorfinns Provokationen einzugehen. Er verfluchte den Tag als er diesem Jungen über den Weg gelaufen war. Wenn er gewusst hätte, dass Flokis Auftrag Thors zu töten, beinhaltete, dass er für den Rest seines Lebens diesen undankbaren Bengel an der Backe hatte, hätte er nie angenommen. Im Nachhinein hatte er ihn mehr Nerven und graue Haare gekostet, als es Thors Kopf wert gewesen war. Sobald Thorfinn das Bett verließ, würde er diesen auf einen mit einem saftigen Kopfgeld ansetzen, damit er seinen Wert wieder einspielen konnte.
 

Nachdem Askeladd das erledigt hatte, kramte er aus dem an seinem Gürtel befestigten Beutel ein kleines Glasgefäß heraus. Es war eine aus ätherischen Ölen hergestellte Salbe, die Björn ihm vorhin noch zugesteckt hatte. Als er den Korken herauszog, verteilte sich der wohlige Kräuterduft sogleich im ganzen Raum. Kritisch besah er sich Thorfinns von Narben und Blutergüssen übersäten Oberkörper. Er wollte den Jungen dafür zuerst schelten, verkniff es sich jedoch. Einige Narben waren sauber und hatten einen geraden Strich hinterlassen, andere hatten sich infiziert, wucherndes Gewebe gebildet und dementsprechend nicht so gut verheilt. Seufzend nahm Askeladd einen Finger der Salbe und verrieb sie in kreisenden Bewegungen auf Thorfinns Brust.
 

„Scheiße!“, schreckte der Junge überrascht auf und wusste nicht, ob es von der kalten Salbe war oder davon Askeladds Hand auf seinem nackten Oberkörper zu spüren. Askeladd hielt kurz inne, fuhr aber fort, nachdem Thorfinn der erste Schreck aus den Knochen gewichen war. In kreisenden Bewegungen rieb er das schmierige, wohlduftende Öl ein, während der Junge unter ihm seinem Blick auswich. Scham und Schande einer Jungfrau, dass er sich so demütigen lassen musste. Doch aus irgendeinem Grund fühlte sich die große Hand des Älteren auf seiner Haut wahnsinnig warm und beruhigend an. Als würden das Fieber, die Schmerzen und die Schwäche mit jeder Bewegung etwas mehr verschwinden und sich mit den ätherischen Dämpfen in der Luft verflüchtigen. Ein leichter Pfefferminzgeruch stieg ihm in die Nase und ließ ihn nach langer Zeit durchatmen.
 

Auch Askeladd spürte wie sich Thorfinns Brust in rhythmischen Zyklen nun regelmäßiger auf und ab bewegte, wie seine Bauchplatte durch das tiefe Inhalieren sich immer tiefer in die Körpermitte hineinzog, während seine Lunge sich mit den ätherischen Dämpfen füllte und sich seine Muskeln merklich entspannten. Unter den vielen dicken Kleidungsschichten und dem Kapuzenumhang, den Thorfinn immer trug, wirkte der Junge viel kräftiger als er anscheinend eigentlich war. Das wurde dem Älteren nun das erste Mal richtig bewusst, nachdem er den nackten Körper des Jungen mit eigenen Augen sah. Sein von Narben übersäter Oberkörper war eher schmal und zierlich, auch wenn man den Ansatz von inneren Muskeln erkennen konnte. Doch Thorfinn befand sich noch in der Wachstumsphase. Sein Körper war weder der eines Kindes, noch der eines ausgewachsenen, reifen Mannes.
 

„Du kümmerst dich also nur aus reinem Eigennutz?“, durchbrach Thorfinn die Stille.
 

„Gut erkannt.“
 

„Tsch!“, schnallte der Junge mit der Zunge. Das hätte er sich ja denken können. Was hatte er denn auch anderes erwartet?
 

Askeladd tat das nur, weil dieser Junge einfach zu nützlich für ihn war. Weil er auf die Schnelligkeit und die Geschicklichkeit eines Thorfinn nicht verzichten konnte. Diese Eigenschaften waren es, die für seine eigenen Interessen, zur Umsetzung seiner Pläne wichtig waren und in diesem kranken Körper steckten. Genau es war reiner Eigennutz.
 

Nicht nur Askeladds Hände, sondern auch seine Augen wanderten über den unter ihm liegenden Körper. Der Hals so dünn, dass er unter der Haut die darunter liegenden, die Luftröhre umhüllenden Muskelstränge sehen konnte. Die feinen Schlüsselbeine, die rechts und links zu den runden Deltamuskeln seiner Schultern führten. Die leicht ausgeprägten Oberarmmuskeln und die weiter unten liegenden langen Unterarme. Und nicht zuletzt der noch unbehaarte Oberkörper des Jungen. Askeladds kräftige Finger strichen sanft über die helle Haut des knochigen Brustkorb, während er die Salbe von der Mitte aus auf die Brustflügel verteilte.
 

Auch wenn Thorfinn die Augen währenddessen geschlossen hielt, konnte er nicht anders als vor seinem geistigen Auge die Spurenkarte von Askeladds Fingern zu sehen. Seine Finger, die von seiner Brust langsam an den Rippen hinunter, zärtlich das Ende seines sich hebenden und senkenden Brustkorbs streichelten und schließlich die Linie zwischen seinen Bauchmuskeln zu seinem Bauchnabel weiter zeichneten. Dort wo der Ältere ihn berührte, kribbelte es und er spürte, wie sich an diesen Stellen die feinen Härchen einer Gänsehaut aufstellten. Es brannte wie Feuer. Ein Feuer, das verbrannte aber fruchtbare Erde hinterließ. Doch wenn er jetzt nicht aufpasste, würde sich - trotz seines schwachen Zustandes - weiter unten noch etwas ganz anderes aufstellen.
 

„Askeladd…“, durchbrach der Junge deshalb abermals die Stille.
 

„Hm?“
 

„Was sind Allüren?“
 

Der Ältere seufzte. Ihm war gerade noch rechtzeitig bewusst geworden, dass er es mit demselben unkultivierten Bengel, wie sonst auch immer zu tun hatte. Er verschloss das Flakon mit dem Korken und stand auf und dehnte seine Wirbelsäule, die nach dem langen Sitzen steif geworden war, als er schließlich „Ist nicht so wichtig, schlaf jetzt“ sagte, die Schüssel nahm und das Zimmer verließ.
 

Als die Tür ins Schloss fiel und der Anführer aus dem Zimmer verschwunden war, verkroch sich der Blondhaarige wieder grummelnd unter der Decke. Sein Herz pochte wie wild und seine Wangen glühten. Wieso? War es das Fieber? Würde er jetzt sterben? Es fühlte sich absolut unnormal an, aber nicht unbedingt unangenehm. Verdammt, so konnte er doch unmöglich schlafen. Tief atmete er ein und aus, um sein Herz zu beruhigen.
 

Was er nicht wusste, war, dass Askeladd vor der Tür auf dem Flur genau das gleiche tat. Langsam atmete er tief ein und aus, während er mit seinen Fingern versuchte die aufkommenden Kopfschmerzen an seine Schläfen weg zu massieren. Er musste sich unbedingt beruhigen. Der Duft des ätherischen Öles klebte immer noch an seinen Händen. In diesem Zustand konnte er unmöglich zurück zu seinen Männern. Oder vielleicht sollte er genau das tun. Etwas Ablenkung würde ihm gut tun.
 

Von weitem hörte er schon das schallende Gelächter seiner Männer, die sich prächtig zu amüsieren schienen. Beim öffnen der Tür schlug ihm die dumpfen Hitze und der Geruch von geschmortem Fleisch und warmen Alkohol entgegen. Unbemerkt ging er wieder an die lange Tafel zurück und setzte sich neben Björn, während er mit einem finsteren Blick und einem Schnauben die halbleere Schüssel darauf stellte und seinem Stellvertreter wortlos das Flakon zuschob.
 

Björns sah zuerst auf die Schüssel und dann auf den Blondhaarigen, der seinem Blick auswich und an einem Füllhorn nippte. Askeladd versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch der Braunhaarige war nicht umsonst seine rechte Hand, wenn er nicht hinter dessen Fassade blicken könnte. Irgendwas war zwischen dem Jungen und dem Älteren vorgefallen. Natürlich würde Askeladd das nie zugeben, auch wenn er ihn darauf ansprechen würde. Trotzdem konnte er nicht umhin seinen Vorgesetzten aus der Reserve zu locken.
 

„Und? Was macht unser verletztes Hündchen? Hat er dich mit eingezogenem Schwanz angeknurrt?“, fragte er und konnte sich das Grinsen in seinem Gesicht nicht verkneifen.
 

„Hündchen? Bissig wie eh und je, der Köter.“ Askeladds Antwort hätte nicht kürzer ausfallen können. Auch, wenn er so genervt tat, wusste er, dass der Blonde nicht zufriedener hätte sein können, denn er hatte es tatsächlich vollbracht wenigstens ein bisschen Nahrung in den Jungen zu bekommen - etwas an dem alle anderen, auch er, gescheitert waren.
 

Das Verhältnis zwischen den beiden konnte nicht schwieriger sein. Es basierter auf gegenseitiger Abneigung und dennoch konnten beide nicht leugnen, dass sie die letzten zehn Jahre Seite an Seite verbracht haben und der Junge unter Askeladds Hand aufgewachsen war. Und egal, wie sehr sich Thorfinn bei ihm und den anderen gegen jede Gefälligkeit wehrte, hatte der Anführer eine ganz andere Art mit ihm umzugehen. Er wusste genau, dass Thorfinn dem Mörder seines Vaters nicht das Wasser reichen konnte. Schmunzelnd meinte er deshalb „Aber wie erwartet, frisst er dir aus der Hand.“ bekam aber sogleich ein „Halt die Klappe, Björn.“ von seinem absolut nicht erfreuten Anführer zurück.
 

Zuversichtlich dass sich Thorfinn wieder erholen würde, ging Askeladd am nächsten Morgen seinen täglichen Geschäften nach. Wie gestern war es ein schöner, aber kalter Tag. Die Sonne schien und ließ die Temperatur deshalb gefühlt höher erscheinen, als sie eigentlich war. Und wie jeden Abend nahm er an der Tafel seinen üblichen Platz ein, die heute ungewohnt leer war. Außer ihm waren nur der blondhaarige Prinz und sein Beschützer anwesend. Erst jetzt vermisste er die Anwesenheit des Hünen und des Mönchs, der sich gewöhnlich unter seinen Männern voll laufen ließ. Misstrauisch ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, was Prinz Knut bemerkte.
 

„Ich habe gehört, es soll ihm sehr schlecht gehen.“, sagte der Prinz mit ungerührter Miene und bekundete ihm sein Beileid.
 

Mit weit aufgerissenen Augen schnellte Askeladd von seinem Stuhl hoch und marschierte mit stampfenden Schritten über den Flur zu dem Zimmer in dem Thorfinn lag. Dort hatte Björn die Tür hinter sich geschlossen und kam ihm zusammen mit dem Mönch entgegen, der ebenfalls den Kopf hängen ließ und die Hände vor sich andächtig gefaltet hatte. Was hatte das zu bedeuten?
 

Björn legte ihm traurig aber gefasst eine Hand auf die Schulter und beantwortete seine Frage noch bevor er Zeit hatte den Mund zu öffnen: „Ich habe alles versucht, aber das Fieber ist nach wie vor sehr hoch. Pater hat gerade ein Gebet für ihn gesprochen. Es ist der vierte Tag in Folge, Askeladd. Er schläft jetzt zwar, aber ich denke nicht, dass er die Nacht…“
 

„Ich verstehe.“ Es würde also seine letzte Nacht sein.
 

„Ich werde ihn in meine Gebete einschließen. Sein Leben ist nun in Gottes Händen.“, meinte der Mönch, der ebenfalls in sich gekehrt an ihm vorbei ging.
 

Mit unruhiger Hand öffnete der Blondhaarige die Tür und trat in den dunklen Raum ein, der nur von einer einzigen Kerze erleuchtet wurde. Es war still, zu still. Schon dachte er, dass der Junge tot im Bett lag, doch dem war nicht so. Sein Atem ging leicht, aber stetig. Leise ging er an das Bett heran und setzte sich auf den davor stehenden Stuhl. Thorfinn schlief tief und fest.
 

Der Mönch hatte ein Kreuz auf den Beistelltisch gestellt, das Askeladd nun skeptisch ansah. Er glaubte nicht an die Götter, weder an die nordischen noch an den christlichen Gott. Es hatte noch nie jemandem etwas gebracht, denn Götter erfüllten keine Wünsche. Doch man sagte auch, dass Menschen erst im Angesicht des eigenen Todes gottesfürchtig wurden. Dabei fiel ihm ein gehört zu haben, dass dieser christliche Gott - Jesus, wie sie ihn wohl nannten - die Gabe hatte Menschen das Leben zu schenken.
 

Zähneknirschend blieb sein Blick an dem Kreuz hängen. Wenn er an Gott glauben würde, dann würde er ihn jetzt wahrscheinlich bitten, Thorfinns Leben zu verschonen und ihn noch nicht mit zu sich zu nehmen. Doch das tat er nicht. Mehr noch, vielleicht hasste er Gott sogar. Menschen bestimmten ihr Schicksal selbst - davon war er fest überzeugt. Und dennoch musste er hier und jetzt seine Ohnmacht anerkennen. Es war wie dieser Mönch gesagt hatte, denn Thorfinns Leben lag nicht in seinen, sondern in den Händen eines übergeordneten Wesens. Würde ihm diese Macht heute Nacht den Jungen zu sich holen?
 

Nein, das konnte nicht sein! Dieser kleine Hosenscheißer hatte bisher noch alles überlebt. Jede Wunde, jede Verletzung, jeden Gegner. Sogar von diesem Riesen Thorkell, dem stärksten Mann dem er bisher begegnet war, hatte er sich nicht unterkriegen lassen. Das musste ein schlechter Witz sein, dass der Junge nun an einer einfachen Erkältung starb. Dann würde er seine Augen nie wieder öffnen, ihn nie wieder mit diesem stechenden Blick ansehen.
 

„Wag es ja nicht zu sterben, hörst du?“, flüsterte Askeladd wütend in die Stille hinein, „Sonst komme ich und prügel’ dich eigenhändig aus dem Totenreich raus.“
 

Als hätte Thorfinn ihn gehört, zog er mit zusammen gekniffenen Augen und einem Zischen schmerzverzerrt die Luft ein. „Heiß…“, wimmerte er mit zitternder Stimme und bewegte unruhig seinen Kopf hin und her. Es war weder ein Lappen noch ein Eimer Wasser da, sodass Askeladd ihm seine Hand auf die glühende Stirn legte. Erstaunt riss der Ältere die Augen auf. Seine Stirn, heiß wie Feuer. So hohes Fieber hatte er bisher noch nie gespürt. Doch es dauerte keine zehn Sekunden da entspannte sich Thorfinns Körper unter ihm merklich. Auch sein Atem ging nun ruhiger und regelmäßiger.
 

Nach ein paar Minuten wollte er seine Hand wegnehmen und merkte jedoch, wie sich Widerstand regte und der Junge sein Gesicht in seine Richtung, die Richtung der verschwindenden Hand, drehte und leicht stöhnte. Während er also seine Hand an Ort und Stelle ließ, wischte er Thorfinn ein paar störende Haarsträhnen aus dem Gesicht. Tatsächlich. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch der Junge reagierte auf den Körperkontakt. Askeladds Hand glitt von seiner Stirn weiter nach unten und wischte ihm eine herunter rollende Schweißperle von der Wange. Als er das tat, spürte er wie Thorfinn sein kleines Gesicht noch mehr in seine große Handfläche schmiegte und begierig den Duft seiner Haut einatmete und dabei fast lächelte.
 

Er wusste nicht wieso, aber in diesem Moment musste er an seine vor vielen Jahren sterbende Mutter denken. Genau wie jetzt, saß er damals in Wales an ihrem Sterbebett. Aufgrund ihrer schlechten Gesundheit hatte er sich schon seit seiner frühesten Kindheit um sie gekümmert und war mit ihr dann nach Wales geflüchtet, dem Ort ihrer Geburt und der Herkunft seiner Familie. Als er ganz klein war, hatte seine Mutter immer ein walisisches Wiegenlied für ihn gesungen. Irgendwann hatte er angefangen, es ihr gleich zu tun und hatte es für sie gesungen, wenn sie sich krank und unruhig im Bett wendete, in der Hoffnung das Lied könnte ihre Schmerzen lindern. Seit ihrem Tod hatte er es nie wieder gesungen. Auch Walisisch hatte er seitdem nicht mehr oft gesprochen.
 

In der Stille stimmte er mit seiner Stimme das Lied an. Zuerst summte er es nur, um dann doch mit seinen Lippen die Laute in Worte zu fassen und zu singen. Er wusste nicht, warum er das tat. War es wegen dieser entfernten Gewohnheit? Die Erinnerung an die Sterbenacht seiner Mutter? Oder wollte er vielleicht ihren Geist herauf beschwören, damit sie Thorfinn abholen würde? Wie auch immer. Thorfinn schien es zu beruhigen. Und wenn er ihm damit nur einen Bruchteil der Schmerzen nehmen konnte, wäre es wahrscheinlich das Mindeste, was er für den Jungen in diesem Augenblick tun konnte. Der Junge, dessen Vater er ihm geraubt hatte.
 

Dacw 'nghariad i lawr yn y berllan,

Tw rym di ro rym di radl didl dal

O na bawn i yno fy hunan,

Tw rym di ro rym di radl didl dal

Dacw'r tŷ, a dacw'r 'sgubor;

Dacw ddrws y beudy'n agor.

Ffaldi radl didl dal, ffaldi radl didl dal,

Tw rym di ro rym di radl didl dal.

 

Dacw’r dderwen wych ganghennog,

Tw rym di ro rym di radl didl dal

Golwg arni sydd dra serchog.

Tw rym di ro rym di radl didl dal

Mi arhosaf yn ei chysgod

Nes daw 'nghariad i 'ngyfarfod.

Ffaldi radl didl dal, ffaldi radl didl dal,

Tw rym di ro rym di radl didl dal.

 

Dacw'r delyn, dacw'r tannau;

Tw rym di ro rym di radl didl dal

Beth wyf gwell, heb neb i'w chwarae?

Tw rym di ro rym di radl didl dal

Dacw'r feinwen hoenus fanwl;

Beth wyf well heb gael ei meddwl?

Ffaldi radl didl dal, ffaldi radl didl dal,

Tw rym di ro rym di radl didl dal
 

There is my sweetheart down in the orchard,

Oh how I wish I were there myself,

There is the house and there is the barn;

There is the door of the cow house open.

 

There is the gallant, branching oak,

A vision, lovingly crowned.

I will wait in her shade

Until my love comes to meet me.

 

There is the harp, there are her strings;

What better am I, without anyone to play her for?

There’s the delicate fair one, exquisite and full of life;

What nearer am I, without having her attention?
 

Link: www.youtube.com/watch?v=Nrkgdj0bVAo&ab_channel=EveGoodman
 

Was der Anführer nicht wusste, war, dass der Junge sich gerade an einem wunderschönen Ort befand. Es stand auf einer weiten grünen Wiese voller Blumen und Bäume. Hinten am Horizont sah er seinen Vater, der ihm zuwinkte. Mit aufgeregt schlagendem Herzen lief er schnell dem großen Mann mit den langen dunklen Haaren, die zu einem Zopf zusammen gebunden waren, entgegen und warf sich ihm in die Arme.
 

„Vater, ich hab dich so vermisst! Ich will für immer bei dir bleiben!“, schluchzte Thorfinn und krallte sich in den Stoff der Tunika.
 

„Ich bin auch froh, dich zu sehen, mein Junge.“, sagte sein Vater zunächst mit sanfter Stimme, drückte ihn dann aber bestimmt von sich weg, „Aber du kannst nicht hier bleiben. Du musst wieder zurück. Deine Zeit ist noch nicht gekommen.“
 

Mit weit aufgerissenen Augen wollte der blondhaarige erst protestieren, sah dann aber die Silhouette seines Vater immer weiter von sich wegfliegen. Er rannte hinterher, konnte ihn aber nicht einholen und schrie verzweifelt: „Vater!!!“ Doch er wollte nicht aufgeben. Er rannte so schnell er konnte. Immer weiter. Immer länger. Bis er eine Stimme hinter sich hörte.
 

„Thorfinn.“, erklang die Stimme abermals, sodass er stehen blieb und sich umdrehte.
 

Vor ihm stand eine junge, hübsche Frau mit langen weißblonden Haaren und kristallblauen Augen.
 

„Du bist also Thorfinn. Endlich lernen wir uns kennen.“, mit kleinen Schritten kam die Frau auf ihn zu. Erst jetzt sah er, dass sie barfuss war.
 

„Woher kennst du mich? Und wer bist du?“, fragte er und musterte sie von oben bis unten. Sie trug ein braunes, zerrissenes Kleid. Es war weit geschnitten, doch Thorfinn konnte darunter ihren dünnen zerbrechlichen Körper erkennen. Sanft und freundlich lächelte sie ihn an. Er kannte diese Frau nicht und dennoch erinnerte sie ihn an jemanden. Diese eisblauen Augen, so blau wie die Gletscher in Island. Wo hatte er sie schon einmal gesehen?
 

„Ist nicht so wichtig. Komm, ich bringe dich zurück.“, kicherte sie geheimnisvoll, legte ihm die Hand auf die Schulter und ging mit ihm los. Seine Füße bewegten sich fast automatisch, ohne dass er es wollte, wie von alleine. Verwundert sah er nach oben. Was für eine komische Frau. Und trotzdem konnte er sich nicht gegen sie wehren. Alle Gedanken an seinen Vater waren verflogen. Ihre Hand auf seiner Schulter war warm und hüllte ihn in ein Gefühl von Geborgenheit. Zusammen gingen sie weiter in Richtung eines sehr hellen, strahlendes Lichts. Es war so hell und blendend, dass es die Augen zukniff.
 

Als Thorfinn im nächsten Moment die Augen aufschlug, wusste er zunächst nicht, wo er war, nur, dass er sich in einem hellen Zimmer befand. Verwirrt drehte er sich um, wo sich nichts weiter als eine Wand befand. Die Frau mit den weißblonden Haaren war verschwunden. Und tatsächlich stand er nicht, sonder lag in einem Bett. Er schluckte, blinzelte, atmete dann tief ein und aus, um seinem Körper wieder aktiv zu spüren. Einen Moment brauchte er um zu realisieren, dass er wohl geträumt hatte. Als er sich umdrehte, fiel ihm auf, dass seine Glieder höllisch weh taten. Nicht von einer Verletzung, sondern vom langen Liegen. Er musste sich unbedingt etwas bewegen.
 

Abermals drehte er seinen Körper um hundertachtzig Grad und erblickte plötzlich vor sich Askeladd, der mit verschränkten Armen vor dem Bett auf einem Stuhl saß und ruhig schlief. Überrascht, dass sich noch jemand außer ihm in dem Zimmer befand, hörte sein Herz eine Sekunde vor Schreck auf zu schlagen. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er war in dem Kampf mit dem Älteren zusammen gebrochen, hatte Fieber bekommen und mehrere Tage in diesem Bett gelegen.


Für einen Moment hielt er inne um über seinen nächsten Schritt nachzudenken. Was sollte er tun? Liegenbleiben oder aufstehen? Wenn er aufstand, würde es der Anführer sicher merken und wach werden. Während er nachdachte, beobachtete er das schlafende Gesicht des älteren Blonden. Es war das erste Mal, dass er das so aktiv aus der Nähe tat. Normalerweise mied er die Gesellschaft der anderen Männer und vor allem die Askeladds. Das galt für das Essen, den Badetag und natürlich auch das Schlafen. Freiwillig würde er sich sicher nicht in dessen Nähe aufhalten wollen, es sei denn die Umstände zwangen ihn dazu.
 

Objektiv betrachtet musste er zugeben, dass der Ältere relativ attraktiv war. Sein Bart und seine kurzen blonden Haare waren immer gepflegt. Sein Gesicht, trotz des langen Lebens als Wikingerpirat und der damit verbundenen Kämpfe makellos. Keine einzige sichtbare Narbe. Seine Brust ging gleichmäßig auf und ab. Normalerweise trug er immer einen schwarzen Brustpanzer, hatte diesen aber anscheinend abgelegt und trug nur eine Tunika. Was machte er hier? Hatte er etwa Wache gehalten? Aus Sorge? Nein, sicher um ihn zu überwachen und ihn ans Bett zu ketten.
 

Er musste wirklich mucksmäuschenstill sein. Leise schlug er die Decke zurück und glitt geräuschlos an dem Älteren vorbei. Geschafft. Jetzt musste er nur noch zur Tür gelangen. Das gestaltete sich aber als etwas schwieriger. Denn mit jedem Schritt knarrten die Holzdielen unter seinen Füßen heulend auf. Langsam versuchte er sich so leise es nur ging nach vorne zu bewegen. Doch das brachte ihm auch nichts.
 

Von den Geräuschen im Zimmer wach geworden, schlug Askeladd die Augen auf und merkte mit Entsetzen, dass der Junge nicht mehr im Bett lag. Vor ihm nur ein durchnässtes zerknittertes Bettlaken und eine achtlos auf den Boden geworfene Decke. Verdammt, wo war der Bengel hin verschwunden? Er konnte noch nicht weit sein. Plötzlich vernahm er ein Knarren, drehte sich um und erblickte den blondhaarigen Jüngeren. Thorfinn wusste, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte, doch noch bevor er entkommen konnte, ergriff der Ältere ihn mit einem brüllenden „Hier geblieben!“ am Handgelenk, sodass er sich nicht vom Acker machen konnte.
 

„Lass mich los!!!“, versuchte sich Thorfinn aus dem Griff zu befreien, doch es brachte nichts. Askeladd hatte die Hand fest um ihn geschlossen und er war in seinem jetzigen Zustand einfach zu schwach. Der Ältere zog ihn mit aller Kraft zu sich und legte - zu Thorfinns Widerwillen - eine Hand auf seine Stirn.
 

„Gut, das Fieber ist weg.“, stellte Askeladd trocken fest.
 

„Nimm deine dreckigen Finger von mir, alter Sack, sonst setzt es was!“ Gesagt, getan. Keine Sekunde später ließ der Ältere los, sodass Thorfinn knurrend ein paar Schritte zurück weichen konnte.
 

„Wo willst du hin?“, fragte Askeladd anklagend, ging wieder ein paar Schritte auf ihn zu und legte ihm belehrend den Zeigefinger auf die Brust, „Nur weil das Fieber zurück gegangen ist, heißt das noch lange nicht, dass du auf Wanderschaft gehen kannst.“
 

Der Junge glaubte sich verhört zu haben. Schlimm genug, dass er sich von Askeladd in seinem kranken Zustand hatte so demütigen lassen müssen, dass er sich jetzt aber diese Standpauke anhören musste, war die absolute Höhe. Er war kerngesund, würde sich nicht länger unterordnen und bellte: „Spinnst du?! Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich habe Hunger und wollte mir etwas zu essen holen.“
 

Askeladd ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Er wusste, dass er hier das Sagen hatte, ging an dem Jungen in seiner Nachthemdtunika vorbei und meinte: „Ich lasse dir etwas bringen und du gehst schön zurück ins Bett.“
 

Als Thorfinn das hörte, wollte er sich mit Gewalt an dem Älteren vorbei drängen. Keine weitere Minute würde er in diesem Zimmer verbringen, geschweige denn zurück ins Bett zu gehen. Askeladd würde das aber nicht zulassen, hielt ihn mit seinen Armen auf und warm seinen abgemagerten Körper mit Leichtigkeit aufs Bett.

Wütend stand Thorfinn auf und rief: „Hör auf hier immer alles selbst im Alleingang zu bestimmen! Ich entscheide selbst, wann und wohin ich gehen will, kapiert?!“
 

Doch der Ältere drehte ihm ignorierend den Rücken zu, ging aus dem Zimmer und verschloss hinter sich die Tür, damit der Jüngere nicht ausbrechen konnte. Zusätzlich stemmte er sich dagegen, da er wusste, dass der eingeschlossene Thorfinn sich das nicht gefallen lassen und versuchen würde die Tür einzutreten. Tatsächlich hörte er von draußen, wie Thorfinn mit seinen Fäusten wild gegen die Tür hämmerte und schrie: „Mach sofort die Tür auf! Duuuuu!!! Askeladd!!! Wie kannst du es wagen mich einzusperren!!! Wenn ich hier rauskomme, dann…“
 

Auf der anderen Seite der Tür bekam Askeladd Hasstiraden und Morddrohungen zu hören. Würde der Ältere nicht seine ganze Körperkraft einsetzen, wäre das Schloss schon längst aufgebrochen. Nach mehreren Minuten spürte er wie ein Gegenstand gegen die Tür geschmissen und mit einem lauten Scheppern daran zerschellte. Dann plötzlich Stille. Entweder Thorfinn war am Ende seiner Kräfte oder hatte tatsächlich aufgegeben.
 

Mit einem erleichterten Seufzen ließ der Anführer die Anspannung aus seinen Glieder weichen und lehnte nur noch leicht gegen die Tür. Körper zitterte. Vor Freude? Vor Erleichterung? Vor Erschöpfung? Er konnte es nicht zuordnen. Während Thorfinns Fäuste verstummt waren, war es nun sein Herz, das wild gegen seinen Brustkorb hämmerte. Er war so froh gewesen. Froh die Stimme des Jungen zu hören, seinen gewohnten stechenden hasserfüllten Blick zu sehen. Und wenn er sich nicht beherrschen würde, dann hätte er ihn vor Freude in seine Arme gezogen.
 

Ein letztes Mal atmete er tief ein und aus, versuchte sein Herz zu beruhigen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Mit festen aber langsamen Schritten ging er den Flur entlang und öffnete die Tür zu dem Hauptraum, was den braunhaarigen Hünen aufschrecken ließ, der mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen war.
 

„Björn, bring Thorfinn etwas zu essen.“, befahl der blondhaarige Anführer.
 

„Was?! Er lebt?! Er ist aufgewacht?! Klar, wird sofort erledigt.“, Björn riss die Augen weit auf und stand vor Überraschung so schnell auf, dass die Bank auf der er saß, mit einem lauten Knall nach hinten fiel. Natürlich machte er sich sofort ans Werk, nahm einen noch sauberen Teller und sammelte das übrig gebliebene unangerührte Essen zusammen.
 

Währenddessen trat Askeladd an den Mann mit der schwarzen Christenrobe heran, der gerade vor dem an der Wand hängenden Kreuz betete und zu aufsah: „Mönch, ich möchte deinem Gott ein Opfer bringen. Sag mir, was er am liebsten hat. Schaf, Schwein, Rind?“ Er wusste nicht, was über ihn gekommen war. Eigentlich hielt er Thorfinns Erwachen nicht unbedingt für Gottes Werk oder Geschenk, aber trotzdem hatte er das Bedürfnis sich ehrfürchtig und erkenntlich zu zeigen.
 

Der Mönch wiederum sah ihn nur gleichgültig an und wandte sich dann aber wieder mit gefalteten Händen seinem Gebet zu: „Verschone die Tiere, Jesus der Allmächtige fordert keine Blut. Er rettet Leben aus reiner Güte und Liebe.“
 

„Verschone uns mit deinen Lehren, Mönch.“, lachte Björn ebenfalls erleichtert und war gerade dabei mit dem Teller voller Brot und übrig gebliebener Fleischstücke den Raum zu verlassen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Dank, dass ihr bis zum Ende gelesen habt!
Ich hoffe, es hat euch gefallen. Lasst auch gerne ein Kommi da, damit ich weiß, ob es noch weitere Askefinn-Verrückte gibt :3

Eure Sweety Komplett anzeigen

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