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Jägerpfade

Ein Horizon Zero Dawn MSP
von
Koautor:  Ixana

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Überraschungen

Nun ringt der Ausgestoßen mit sich, sieht hin und her und gibt schließlich nach. „Nun gut, du kannst mit mir kommen. Aber nur für eine Nacht.“

„Danke“, sage ich aufrichtig.

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Keine Ahnung, was aus mir geworden wäre, wenn er jetzt nein gesagt hätte. Wahrscheinlich hätte ich die Nacht unter freiem Himmel bei einem Lagerfeuer verbringen müssen.

„Aber wir müssen uns sputen, der Weg ist weit.“

Und schon ist er wieder losgelaufen und hat ordentlich Abstand zwischen uns gebracht. Das dürfte eine ziemliche Hetzerei werden, aber ich will mich nicht beschweren. Außerdem hat er Recht, wenn ich mich nicht gerade völlig irre. Wir müssen um den Gebirgskamm herum zurück ins Becken, Richtung Mutter … Herz? Und dann hoch ins Gebirge.

Habe ich mir das wirklich überlegt? So eine Nacht am Lagerfeuer klingt plötzlich doch verlockend.

Nein, ich will nicht bei einem Haufen Menschen sein, die mich offensichtlich nicht bei sich haben wollen. Womöglich wache ich gar nicht wieder auf, und wer weiß was dann wird … Also mit mir, Anja. Ob ich dann zurückkehre? Ich weiß nicht.

Und während ich hier stehe und vor mich hin sinniere, wird der Abstand zu Rost größer. Ich beeile mich also ihm zu folgen und wir starten einen Wettlauf gegen die Sonne.
 

Ich bin gut in Form muss ich feststellen. Also nein, nicht ich, sondern Sanya. Sie ist echt in Topform. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben so fit wie sie. Natürlich ist das dem harten Leben hier geschuldet, aber trotzdem bin ich vielleicht ein wenig neidisch.

Aber in erster Linie bin ich heilfroh über den Umstand. Die gute Anja hätte wahrscheinlich schon nach einem Drittel das Handtuch geschmissen und versucht sich in Mutterberg einen Platz am Feuer zu suchen. Die Siedlung ist so winzig, dass ich mich dort in Ermangelung an der Masse an bösen oder ignorierenden Blicken, vielleicht sogar okay hätte fühlen können.

Allerdings wäre mir dann der Anblick von Teufelsdurst entgangen. Ich erinnere mich, wie ich im Spiel zum allerersten Mal hier war und mich der Anblick einfach überwältigt hat; jetzt in „echt“, ist das nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Die Straßen sind so überwuchert, dass sie gar nicht mehr als solche zu erkennen sind. Die Vegetation geht nahtlos in Ruinen über, und die Ruinen nahtlos in die Vegetation. Mauern ragen gespenstisch in die Höhe, dazwischen überwachsene Erdhügel, in denen vielleicht noch ein Auto steckt. Und überall das blaue Leuchten von Maschinen, die Patrouille laufen oder ihrer Gaia-Gegebenen Aufgaben nachgehen. Der Anblick ist ebenso beängstigend wie ehrfurchtgebietend.

Ich gaffe also wie ein Kind, dass zu ersten Mal einen Rummel sieht, bis ich plötzlich etwas höre. Ich drehe mich um ich erstarre: wegen meiner Träumerei wäre ich beinahe in einen Wächter gelaufen. Plötzlich ist es nicht mehr toll, sondern nur noch beängstigend; was mach ich jetzt? Noch steht die Maschine mit dem Rücken zu mir, aber wenn sie sich umdreht …

Rost hat es zum Glück rechtzeitig mitbekommen. Mit einem Steinwurf sorgt er für Ablenkung und zerrt mich danach schnellstmöglich weg von den Ruinen. „Ich weiß es sind erst ein paar Monate, aber stell dich nicht so an!“, geht er mich genervt an.

Ein paar Monate? Wovon redet er da? Ich will ihn nicht noch mehr verärgern, also frage ich nicht, sondern entschuldige mich leise.

Wir erreichen kurz darauf das Haupttor; das selbe Szenario wie in Mutterkrone: wir werden ignoriert.

Während wir unter den abwertenden Blicken der Wachen durch das Tor schreiten, setzt hinter uns leises Getuschel ein, von dem ich leider, oder zum Glück, nur Bruchstücke mitbekomme: „… diese Ausgestoßenen …“ „Wusstest du schon …?“ „… Verschwendung …“ „Hast du gehört, dass …“ „Dieser Graik …“ „… fernbleiben …“

Oookay. Keine Ahnung was passiert ist, aber ich denke, ich darf mich in meiner Annahme bestätigt fühlen, dass ich offenbar auch eine Ausgestoßene bin. Plötzlich dämmert mir etwas. Seit ein paar Monaten, das hat Rost bestimmt damit gemeint vorhin, dass ich erst seit ein paar Monaten eine Ausgestoßene bin; fragt sich aber immer noch warum.
 

Die Sonne steht schon recht tief, als wir in der Nähe von Mutterherz kurz Rast machen.

Ich bin froh, dass ich mein Trink-Fell aufgefüllt hatte, denn mir geht trotz aller Fitness nicht nur langsam die Puste aus, sondern auch meine Kehle trocknet spürbar immer schlimmer aus. Ich sitze also in der Wiese trinke und esse ein wenig. Das Fleisch ist tatsächlich nur getrocknet, furchtbar schlecht zu kauen und geschmacklich fad; aber es füllt meinen leeren Magen und das reicht mir.

Beim Verschließen meiner Flasche, fällt mein Blick wieder auf meine Hand. Auf den Ringfinger um genau zu sein. Natürlich habe ich den Vorteil, dass ich mir spontan erstmal keine Gedanken darum machen muss, dass sich meine Familie womöglich fragt wo ich bin. Aber trotzdem fällt mir die Akzeptanz der Tatsache, dass ich nicht zu Hause bin schwer. Und ich stelle mir Fragen. Bin ich einfach weg? Was passiert jetzt gerade in meiner Welt? Bin ich vielleicht doch einfach umgekippt? Tot? Ist das hier wirklich echt? Ich habe keine Antworten, und das schlägt mir zunehmend aufs Gemüt.

Ich möchte übrigens noch erwähnen, dass sowohl Rost und als auch ich uns hauptsächlich in Schweigen üben während der ganzen Zeit. Wahrscheinlich aber aus unterschiedlichen Gründen. Er vermutlich, weil es nichts zu sagen hat und ich, weil ich nicht wüsste, was ich sagen könnte.

Wir beenden unsere Rast und gehen weiter. Wir kommen an dem Gebirge an, in welchem Rosts zu Hause liegt. Der Aufstieg verlangt ziemlich viel Aufmerksamkeit, wie eigentlich der gesamte Weg schon, worüber ich indirekt ganz froh bin. Während ich mich auf meine Füße konzentriere, kann ich nicht so viel über meine Situation nachdenken.

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen und es wird schlagartig kühl und dunkel. Es ist so kalt, dass ich meinen Atem sehen kann. Ich wundere mich kurz, warum ich trotz meiner dürftigen Bekleidung gar nicht so extrem friere, bis mir bewusstwird, dass ich durch das viele Laufen wahrscheinlich so warm bin, dass ich es einfach nur nicht spüre.

Ich halte kurz inne und sehe den Weg hinauf und entdecke in einiger Entfernung Licht. Nein, eigentlich eher Feuer, ein Lagerfeuer. Wir haben es also gleich geschafft. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder nach unten.

„Rost! Sanya!“, ruft es plötzlich und zucke erschrocken zusammen.

Als ich aufsehe, steht am Rand der Umzäunung des Hauses eine junge Aloy. Müsste ich schätzen, dürfte sie um die 10 bis 12 Jahre sein.

Dieser Umstand bringt mich mental ein wenig ins Schleudern. Das hier ist vor den Ereignissen des Spiels?! Irgendwie hatte ich gehofft, dass ich wenigsten ein bisschen Vorstellung von den nächsten Geschehnissen bekomme, aber so bin ich komplett aufgeschmissen. Also noch aufgeschmissener wie ohne hin schon.

Als wir näher kommen setze ich ein Lächeln auf. „Aloy“, begrüße ich sie freundlich.

„Ich freue mich, dass du uns besuchen kommst!“, tönt die Teenagerin.

Wir lächeln uns an, was Rost ein Brummen entlockt bevor weiterläuft. Kaum das er hinter ihr ist, verdreht Aloy die Augen und ich muss leise lachen.

„Bleibst du über Nacht?“, fragt sie mich während wir zum Haus laufen.

„Ja, Rost ist so nett mich heute Nacht bei euch schlafen zu lassen“, erkläre ich.

„Das ist toll“, freut sie sich und strahlt.

Ich verstehe es. Als von Geburt an Ausgestoßene besteht ihr Alltag aus Rost, Ablehnung durch den Rest der Welt und die Vorbereitung für die Erprobung – alles dürfte da eine willkommene Abwechslung sein.

Wir gehen ins Haus. Es ist warm drinnen, was ich gar nicht erwartet hatte.

„Ich habe Essen gemacht“, erklärt Aloy stolz.

Öhm. Ich weiß ja nicht. Erfahrungsgemäß ist das Essen was Kinder machen meist eher abenteuerlich, um es höflich auszudrücken.

Ich werfe Rost einen fragenden Blick zu, den er mit einem anerkennenden Nicken beantwortet, was mir wohl sagen soll, das die Teenagerin kochen kann.

Wir essen einen Eintopf aus irgendwelchem Wurzelgemüse und Wildschwein. Es ist okay und schmeckt definitiv besser wie das Trockenfleisch.

Aloy redet und redet. Ich fühle mich bestätigt, dass Besuch nichts ist, was sie oft erlebt und sie dementsprechend so viel wie möglich mitteilen möchte. Oder wir sind tatsächlich irgendwie befreundet, wer weiß. Rost hält sich raus und sitzt schweigend beim Feuer.

„Das klingt doch alles sehr gut“, sage ich, nachdem sie ausführlich vom heutigen Training berichtet hat. „Du wirst die Erprobung bestimmt schaffen.“

„Setzt ihr nicht solche Flöhe ins Ohr“, brummt es unvermittelt von der Seite.

Aloy ist sofort sauer und wirft ihrem Ziehvater einen finsteren Blick zu bevor sie wortlos aufsteht und im Nebenraum verschwindet.

„Hast du dich je in ihre Lage versetzt?“, zische ich ihn aus einem Impuls heraus an.

Ich ernte einen sehr, sehr finsteren Blick. Wir sehen uns einige Momente an und ich werde mir plötzlich bewusst, dass ich zu weit gegangen bin. Ich kratze mich an der Nasenspitze und breche den Blickkontakt ab. „Verzeih, es steht mir nicht zu, dazu etwas zu sagen“, entschuldige ich.

Seit wann rede ich so geschwollen? Egal, ich verliere mich in der Betrachtung meiner Hand, der Stelle wo mein Ring sitzen sollte. Meine Gedanken schweifen zu meinem Sohn. Er ist einige Jahre jünger wie Aloy jetzt und wahrscheinlich der Grund, warum ich den guten Rost so angegangen bin. Ich verstehe seinen Wunsch, das Kind zu beschützen, gleichzeitig muss man sie aber auch groß werden lassen. Das ist in unserer Welt schon schwierig genug, hier reden wir von zusätzlicher Lebensgefahr durch alles und jeden; das man da noch vorsichtiger ist, ist nur logisch. Und für Rost dürfte es noch schlimmer sein, weil er weiß wie sehr Verlust schmerzt und wie er einen zerreißt. Ein Gefühl das ich ebenfalls kenne, wenn auch nicht in der Form wie er.

Meine Emotionen spielen verrückt. Die Gedanken an meine Familie mischen sich mit dem, was ich beim Spielen von Horizon Zero Dawn gedacht habe und den aktuellen Ereignissen. Das ist alles schwer zu differenzieren und zu verarbeiten.

Ich stehe auf und gehe wortlos zur Tür hinaus. Draußen bleibe ich auf dem terrassenähnlichem Vorbau und sehe hinauf in den Nachthimmel. Er ist unfassbar fremd mit alle den vielen Sternen, die man bei uns gar nicht mehr sieht wegen der Dauerbeleuchtung.

Ich atme die kalte Luft ein und beruhige mich langsam. Ich warte einige Minuten und gehe dann wieder hinein.

Rost überlässt mir seine Pritsche und zieht sich in eine Ecke mit Fellen und Decken zurück. Ich lege mich hin und versuche den Kopf frei zu bekommen um zu schlafen. Es dauert eine Weile, aber irgendwann dämmere ich schließlich weg und hoffe insgeheim, dass ich einfach zu Hause wieder aufwache.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
4. Finde selbst ein Nachtlager oder überzeuge Rost, dich für die Nacht zu beherbergen.
Wenn du das schaffen solltest, triffst du bei seinem Haus auf eine junge Aloy (ca. 12 Jahre alt) und ihr verbringt den Abend zusammen. Wie, ist dir überlassen.
Folgender zusätzlicher Hinweis:
du kannst, wenn du willst, Gesprächsfetzen davon aufschnappen, dass du tatsächlich ausgestoßen wurdest (ala: "Was wollen die Ausgestoßenen hier?" und Konsorten), sowie einen Namen: Graik. Des weiteren war von Verschwendung die Rede. Ob irgendetwas davon stimmt oder nicht, oder wie lange du ausgestoßen bist, lässt sich aktuell nicht herausfinden.
Fest steht aber, dass es noch nicht allzu lange her zu sein scheint, vielleicht ein paar Monate. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sas-_-
2023-06-12T10:17:20+00:00 12.06.2023 12:17
(/u.u)/

Da mir ein betrunkener 🐦 gezwitschert hat, dass das Kapitel auf magische Weise länger geworden ist, hab ich es nochmal gelesen 😁
Da ich das erste Spiel nicht wirklich kenne, kenne ich auch sie Jugendliche Aloy nicht, aber sie kommt gut rüber. Rost kenne ich auch nicht, aber der klingt auch gut 😂
Du weißt ja, deine Gefühlswelt hast du schön dargelegt, plus geschwollenem Gerede 😆

LG
🐉
Von:  Sas-_-
2023-06-02T16:39:10+00:00 02.06.2023 18:39
🏃‍♀️

Ich mochte das Kapitel, aber ich hab einfach nix dazu zu sagen außer schön, weitermachen, schneller weitermachen 😂
Ich könnte noch meine Lieblingsstellen zeigen. Z.B. die, wo du froh bist, dass Sanya fit ist 😁

LG
🥥
Antwort von:  Charly89
02.06.2023 20:46
Ja, hier passiert auch nicht viel, also was will man dazu sagen XD


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