BeyBaes
BeyBaes™
Mittwoch, 20:32
[Giulia schickt ein Foto von einem Glas Wein und einem Weinglas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit mit einer Scheibe Zitrone darin, zwischen den Gläsern ein Teller voller Häppchen.]
Giulia: Aperitivo ist beste, Baes. <3
[Hiromi und Mao haben mit einem Herz reagiert.]
Freitag, 12:32
Hiromi: Ich hab eben Mariam im Gang getroffen, von den Saint Shields!
Mathilda: Eine Bladerin?! Bring sie heut Abend mit!!
Hiromi: ich frage sie, Moment…
Hiromi: Sie kommt!
[Mao hat mit einem Daumen hoch reagiert. Giulia hat mit einem Herz reagiert.]
Freitag, 19:55
[Mathilda hat ein Foto geteilt: Darin sieht man die Rückseite eines Busses, der gerade die Haltestelle verlassen hat.]
Mathilda: Das war mein Bus. -.-
Mathilda: Der nächste braucht nicht so lange, aber ich komme definitiv zu spät.
Hiromi: Ich komme auch etwas später, die Jungs haben sooo lange gebraucht, bis das Bad frei war…!
Mao: Lasst mich nicht mit Ming allein!!
„Mao!“
Mao ist kaum bei der offenen Tür herein, da ruft Ming Ming schon ihren Namen vom anderen Ende des Raums. Sie hat eine Nische am hinteren Ende des Lokals erobert und bereits ein Glas mit einer orangefarbenen Flüssigkeit und einer Scheibe Orange darin vor sich.
Mao schickt noch hastig ein „Beeilt euch wenigstens!” in den Gruppenchat mit Hiromi, Mathilda und Giulia, verbeißt sich ein Seufzen und steckt das Handy in die Tasche ihrer Jeansjacke als sie Ming Ming erreicht. Der Popstar erhebt sich elegant, um sie mit zwei Luftküssen an den Wangen vorbei zu begrüßen.
„Ming!”, grüßt Mao steif, während sie sich ihr gegenüber niederlässt. „Du siehst wie immer fabelhaft aus!“
„Danke, meine Liebe, es ist Teil der Brand“, winkt Ming Ming leichtfertig ab. Mao meint das Kompliment ernst; Ming Ming trägt ein schwarzes, hochgeschlossenes Bodycon-Kleid, dessen Rock kurz über dem Knie endet, und eine rote Lederjacke zu eleganten Stiefeletten, die ihr gemeinsam mit ihrem perfekten Lidstrich einen Touch von lässig-gefährlich geben. Die Tage der süßen, harmlosen Ming Ming liegen hinter ihr – es könnte kaum deutlicher sein. Mao fühlt sich im Vergleich dazu in ihrem dunklen Faltenrock mit den Kniestrümpfen und der weißen Bluse deutlich underdressed und sehr unangenehm wie ein dummes Schulmädchen.
Als würde sie ihre Unsicherheit spüren, richtet sich Ming Mings Laserblick auf Mao und sie mustert sie einmal von oben bis unten. Dann hebt sie ihre Hand, um auf Maos Halsbeuge zu zeigen. „Dieser Knopf muss auf“, bestimmt sie.
Mao starrt sie irritiert an. „Was-?“
„Kein Aber“, erwidert Ming Ming, so selbstbewusst, dass Mao keinen Widerstand leistet und der Aufforderung Folge leistet. „Der da auch noch. Du kannst mir später danken.“
Ehe Mao empört zurückschießen kann, dass sie nicht hier ist, um wen aufzureißen, taucht ein Kellner vor ihnen auf, um ihre Bestellung aufzunehmen, und mit ihm Mathilda. Sie bestellen Aperol Spritz und Crodino, ehe Mathilda sie begrüßt. Sie tauscht Luftküsse mit Ming Ming und umarmt Mao fest auf die Art, die die Welt wieder heile macht, ehe sie sich zu Mao auf die gepolsterte Sitzbank sinken lässt und dem Kellner einen Dank zunickt, als er ihnen wenig später ihre Getränke bringt.
„Ich war eben noch mit Giulia und Raoul im Stadium, um den Auftritt morgen zu proben”, erklärt Mathilda mit einem entschuldigenden Lächeln. “Die beiden sind immer noch dort, aber Giulia hat versprochen, nachzukommen, sobald sie kann.”
„Der Auftritt wird sicher ein Spektakel”, ermutigt Mao sie.
Mathilda seufzt. “Genau das ist das Problem, glaube ich. Es ist einiges an Aufwand, aber Giancarlo zahlt die beste Gage des Jahres…!”
„Wirklich”, Ming Ming nickt nachdenklich. “Der PR-Deal mit Tornatore ist extrem lukrativ.”
“Das muss er doch sein”, wirft Mathilda ein. “Die neuen Beyblade-Modelle, die wir diese Woche vorstellen, müssen in der Herstellung ein Vermögen gekostet haben.”
“Ja, das ist ja alles gut und recht, aber es ginge auch ohne den organisatorischen Albtraum in allem.” Mao verzieht das Gesicht.
Sie seufzen kollektiv bei der Erinnerung an die Unstimmigkeiten bei der Flug- und Hotelbuchung, die über Giancarlo Tornatores persönlichen Assistenten gelaufen ist (oder eben nicht, weil der arme Junge namens Valt mit den Aufgaben für drei Eventmanager eingedeckt war) – nun, Hiromi nennt die Rundum-Organisation des Turniers nicht ohne Grund einen organisatorischen Clusterfuck.
„Lassen wir das”, entscheidet Ming Ming. „Es ist wirklich schön, mit euch allen am gleichen Ort zu sein und mit euch zu bladen.“
Mathilda lächelt warm, und sie heben ihre Gläser, um darauf anzustoßen. „Cheers to that!"
„Ich hoffe, ihr stoßt gerade nicht auf diesen Clusterfuck von Turnier an“, unterbricht sie Hiromi trocken, was eine Runde Gelächter auslöst.
"Das würden wir nie ohne dich tun!“, verkündet Mao.
„Wir stoßen nicht auf den Clusterfuck an, sondern auf das Turnier", stellt Mathilda zeitgleich richtig und rutscht in Richtung Wand, um für Hiromi und ihre Begleitung Platz zu machen.
Hinter Hiromi kommt eine Person zum Vorschein, die Mao bislang nur von Weitem gesehen hat, und –
Wow.
Von Nahem sieht sie einfach nur – wow aus (mit Pause und Staunen und allem).
Hiromis Begleitung ist heiß auf eine Weise, die einen Kurzschluss in ihrem bisexuellen Hirn auslöst, wie es lange nicht mehr geschehen ist.
“Mariam”, stellt sie sich vor und wirkt dabei fast linkisch, wie sie die Hand hebt und unbeholfen winkt. Dabei ist nichts linkisch an ihr. “Hiromi hat gesagt, das sei der Bladerinnen-Stammtisch, das musste ich mir ansehen.”
Mao registriert das Gesagte nur mit halbem Ohr, genauso dass Hiromi sie alle mit Namen und Team vorstellt; sie ist noch gefangen von den langen Beinen in der gerade geschnittenen, schwarzen Hose und dem senffarbenen Oberteil, das ihre Arme freilässt. Fuck, sie ist schwach für wohlgeformte Oberarme.
Ming Ming lehnt sich leicht an Mao vorbei und mustert den Neuankömmling schamlos. „Du hast den Dresscode des Abends verstanden“, kommentiert sie dann wohlwollend, was Mariam milde irritiert eine Augenbraue hochziehen lässt. “Komm, setz dich zu uns!”
„Freut mich? Ich dachte nicht, dass man für einen Aperitivo so fancy angezogen sein sollte“, Mariam blickt an sich hinunter und sich dann im Lokal um, in dem leger gekleidete Menschen ab Anfang zwanzig sich munter ums Buffet aus Häppchen scharen, langstilige Gläser mit Wein oder Aperol Spritz in der Hand.
„There is no reason not to be fashionable at all times“, erklärt Ming Ming weise.
Mariam zuckt mit den Schultern und wirft Mao einen verschwörerischen Blick zu, als sie sich neben ihr niederlässt und ihre endlos langen Beine übereinander schlägt.
Mao antwortet mit einem scheuen Lächeln.
Dann wendet sich Mariam an die Gruppe, das Kinn auf die Hand gestützt. “Und, was sind so die Themen beim Bladerinnen-Stammtisch?”
Dies lässt Hiromis Augen aufleuchten. “Ihr werdet nie glauben wen ich nach dem Empfang Hand in Hand habe zusammen heimgehen sehen!”
“Sind Kai und Yuriy wieder auffällig unauffällig ewig lange ‘gemeinsam eine rauchen’ gegangen?”, Mao lacht prustend los.
“Warte, das mit denen ist ernst?”, hakt Ming Ming nach, sichtlich ein wenig sprachlos. Als Hiromi nickt, schüttelt sie entgeistert den Kopf. “Und ich dachte, das wäre nur ein PR-Gag für die Fans…”
“Glaub mir, die beiden haben sich gesucht und gefunden.”, Mao grinst schief bei der Erinnerung an letzten Sommer, den sie mit Team G-Revolution verbracht hat. “Und die beiden sind so wenig straight wie ich.”
Mao registriert den überraschten Blick, den Mariam ihr zuwirft, zufrieden, und tut so, als würde sie ihn nicht bemerken, auch wenn sie das zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht fühlt.
“Lai und Raoul!”, triumphiert Hiromi, und die drei anderen Frauen schauen sie einen Moment lang verwirrt an.
“Sprichst du noch über gestern Abend?”, hakt Ming Ming nach.
“Ja, wovon denn sonst?”, gibt Hiromi zurück.
Mathilda und Mao brechen in Gelächter aus. “Hiromi”, erklärt Mathilda dann ernst. “Die beiden sind schon seit letztem Herbst ganz offiziell ein Paar! Ist es dir nicht minimal verdächtig vorgekommen, dass wir bei unserer Südostasienreise den Umweg zu Maos Dorf gemacht haben?”
“Mein armes Herz! Dabei dachte ich ihr wärt wegen mir bis zu uns gereist! Aber nein!”, wirft Mao theatralisch ein, was eine Lachsalve erntet.
Hiromi vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen und gibt ein gequältes Geräusch von sich. “Und ich dachte, ich hätte endlich mal den neuesten Klatsch vor euch!”
“Hey, du bekommst einen Gummipunkt für den Versuch", tröstet Ming Ming sie gönnerhaft.
“Das macht es nicht besser!”
Das Gespräch fließt locker weiter und selbst Ming Ming ist erträglicher als sonst; vielleicht macht es die lange Zeit, die sie einander nicht mehr gesehen haben, vielleicht ist sie wirklich etwas weniger speziell als sonst – oder Mao hat sich einfach an sie gewöhnt.
Sie unterhalten sich gut, erzählen von den letzten Monaten, während denen sie sich auf das Turnier vorbereitet haben, von den neuen Beyblade-Modellen und den Problemen damit und ihren Teams. Mariam ist eine überraschend angenehme Gesprächspartnerin und fügt sich schnell in ihr Gespräch ein, auch wenn sie eher Nachfragen stellt und sich generell nicht so sehr für den Klatsch in der Blader-Community zu interessieren scheint. Ihre trockenen Kommentare bringen Mao mehrmals zum Lachen. Sie fühlt ihre Magengegend warm kribbeln, wenn sie Mariams Blick einfängt, und ihre Wangen heiß werden.
Inzwischen sitzen sie so nahe, dass ihre Beine einander berühren. Mao und Mariam tun so, als wäre es das Normalste der Welt; einzig kurze Seitenblicke und das unsichere Lächeln, das ab und an aufblitzt, straft sie Lügen. (Vielleicht legt Mao ihre Hand unauffällig so auf ihrem Schenkel ab, dass ihre Fingerspitzen Mariams Bein streifen.) (Vielleicht tut Mariam es ihr gleich und ihre Fingerspitzen treffen sich. Sie sehen einander überrascht an, doch keine zieht ihre Hand zurück.)
Der Abend endet damit, dass sie getrennte Wege gehen – der Clusterfuck an Organisation hat ihnen Unterkünfte in unterschiedlichen Teilen Roms beschert. Es grenzt an ein Wunder, dass Mao und Mariam zur selben Bushaltestelle müssen. Ihre Hände streifen aneinander, während sie über Kopfsteinpflaster und an alten Palazzi vorbei laufen.
Sie setzen sich nebeneinander auf die Bank der Bushaltestelle, Schulter an Schulter. Sie lächeln einander an, und ehe Mao es sich versieht, hat Mariam sich nach vorne gelehnt, ihre Lippen auf Maos gepresst und sich wieder zurückgezogen, ehe sie so richtig realisiert, was passiert.
Mao schmeckt Orange auf ihren Lippen und schluckt trocken. Sie blinzelt überrascht. “Was–”
In der Pause, die entsteht, wirkt Mariam plötzlich unsicher. Sie räuspert sich umständlich. “Fuck, wenn ich jetzt was falsch verstanden habe”, beginnt sie, doch Mao legt ihr einen Finger auf die Lippen und schüttelt den Kopf, ein warmes Lächeln auf den Lippen.
“Nein, das hast du schon richtig verstanden”, erklärt sie sanft und lehnt sich nach vorne, um Mariam noch einmal zu küssen, diesmal aber richtig.
Ming Ming
Samstag, 01:32
Mao: Danke, Ming Ming
Samstag, 09:53
Ming Ming: ?
