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Die Sprache der Blumen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Hauch von Frühling zum ersten Advent x)
Tatsächlich war ein Erlebnis in einem Blumenladen der Auslöser für diese Geschichte. Weil es einfach schön ist, dass es noch Menschen gibt die einfach so nett sind =) Komplett anzeigen

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Kornblumen

"Ich kann es einfach nicht glauben!"

Bewundernd betrachtete ich den funkelnden Diamanten an meinem Ringfinger. Der Stein schimmerte in den verschiedensten Blautönen, je nach Lichteinfall.

Er war wirklich atemberaubend, eigentlich perfekt, nur...

Ich nahm den Ring ab und wandte mich lächelnd an den Verkäufer.

"Wirklich hübsch…aber..gibt's den vielleicht auch noch mit einem größeren Stein?"

"Aber natürlich!" Fröhlich lächelnd zog der Mann, Sugiyama stand auf seinem Namensschild, eine weitere samtbezogene Schachtel unter dem Tresen hervor. "Bitteschön."

Verzückt betrachtete ich den Ring von allen Seiten.

"Wow!"

"Ein einzigartiges Stück, ja." Herr Sugiyama nickte.

"Darf ich Ihnen zu den exquisiten Geschmack Ihrer Verlobten gratulieren?" Er wandte sich an den gutaussehenden blonden Mann neben mir.

"Danke. Aber sie ist nicht meine Verlobte", erwiderte Yamato trocken.

"Oh." Der Verkäufer schluckte beschämt. Sicher sah er gerade seine Provision schwinden. "Bitte verzeihen Sie es…"

Lächelnd winkte ich ab. "Keine Sorge." Ich senkte verschwörerisch die Stimme. "Als Geliebte sahnt man heutzutage eh viel besser ab als die Ehefrau."

"Mimi!"

"Ja Schatz?", flötete ich unschuldig.

Yamato packte mich unsanft am Arm. "Sie entschuldigen uns kurz?"

Der Verkäufer, kurz vorm Herzinfarkt so wie es schien, nickte nur schwach.
 

"Was sollte das denn?", fragte mein Verlobter sichtlich genervt.

Ich kicherte. "Nun komm schon. Ich wollte den Schleimer nur etwas ärgern. Er wirds überleben."

"Es wäre schön, wenn du das Ganze hier etwas ernster nehmen würdest…"

"Tu ich doch!" Empört stemmte ich die Hände in die Hüfte.

"Ich nehme das sogar verdammt ernst. Schließlich geht es hier um die Zukunft meiner besten Freundin! Und außerdem…", verlegen biss ich mir auf die Lippe. "Außerdem fühle ich mich geehrt, dass du ausgerechnet mich um Hilfe gebeten hast."

Es war die Wahrheit.

Klar, Yamato und ich kannten uns nun schon lange, aber Sora war definitiv das Bindeglied unserer Freundschaft. Ohne sie hätte ich mich nie mit dem distanzierten Musiker anfreunden können. Deshalb war ich doch einigermaßen überrascht gewesen, als er mich letzte Woche wie aus dem Nichts angerufen hatte.

Und als er mir dann auch noch erklärt hatte, dass er vorhatte Sora einen Heiratsantrag zu machen, war ich komplett von den Socken.

"Naja", antwortete er. "Ist ja nicht so als hätte ich eine große Auswahl gehabt."

"Bitte? Ich höre wohl nicht Recht!"

Er lächelte amüsiert über meine Reaktion.

"Du weißt, dass ich nicht so viele Freunde habe."

"Überleg mal warum!"

Yamato ignorierte meine freche Bemerkung.

"Tai wäre zwar bestimmt gerne mitgekommen, aber der hätte es sicher wieder geschafft mich irgendwie zu blamieren."

Er hielt einen Moment inne. "Also noch mehr als du. "

"Tai..", wiederholte ich langsam.

Der Name kam mir vage bekannt vor. "Moment!" Anklagend drückte ich ihm meinen Zeigefinger in die Brust.

"Ist das nicht der Freund, mit dem du mich ständig verkuppeln willst?"

"Ähm.."

"Ich glaub's nicht."

Yamato zuckte unbekümmert die Schultern.

"So schlimm ist er auch wieder nicht. Was du wüsstest, wenn du endlich einmal eine von unseren Einladungen zum Essen annehmen würdest! Außerdem sieht er für nen Typen echt gut aus."

"Na toll. Denkst du das sind meine einzigen Ansprüche? Gutes Aussehen?"

"Ach komm." Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen.

"Du weißt, dass das nur ein Scherz war."

Gekränkt sah ich zur Seite.

Yamato griff nach meinem Handgelenk.

"Hey. Sei nicht gleich eingeschnappt. Sora und ich machen uns nur langsam Sorgen. Du hattest schon lange kein Date mehr. Nicht seit…"

Nein…nein nein nein.

Ich spürte einen ziehenden Schmerz in meinem Brustkorb.

Sag es nicht!

Es tut so weh.

Nach so langer Zeit, tut es trotzdem noch so weh….

"Kaito."
 

Wütend riss ich mich von Yamato los.

"Okay, ja vielleicht habe ich mich seitdem mit niemandem mehr getroffen. Na und?!"

Noch während ich die Worte aussprach war mir klar, dass ich mich selbst belog.

Natürlich hatte Yamato Recht.

Eigentlich hätte ich mich schon längst wieder voller Freude in mein Single-Leben stürzen müssen, Männer treffen, ja vielleicht sogar ein Date mit seinem komischen Kumpel zustimmen sollen. Aber ich konnte es nicht. Stattdessen erfand ich immer neue Ausreden, mied jegliche Art von Feiern, traf mich eigentlich nur mit Sora -und Yamato- wenn dieser gerade mal nicht mit seiner Band unterwegs war.

Klar war das nicht normal!

Aber alleine der Gedanke daran einen Menschen wieder so nah an mich heranzulassen, so nah, dass er mir nochmal das Herz brechen konnte…nein.

"Mimi…" Yamatos Stimme holte mich in die Realität zurück.

Ich schüttelte den Kopf. "Es ist ja nicht so als würde ich ihn vermissen… So toll war er auch nicht. Ist dir nie seine riesige Nase aufgefallen?"

"Mimi..."

"Noch schlimmer waren allerdings seine Füße, allein beim Gedanken an seine Zehennägel…"
 

"Mimi?"

Diesmal war es eine andere Stimme die mich unterbrach.

Einen Moment, einen kurzen, hoffnungsvollen Moment lang, gab ich mich der Illusion hin, mich geirrt zu haben. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit ihm hier zu begegnen? Eben, minimal, nein, nahezu unmöglich, war ich ihm doch seit unserer Trennung erfolgreich aus dem Weg gegangen.

Aber natürlich wusste ich schon, bevor ich mich langsam umdrehte und in sein überraschtes Gesicht sah, dass ich mich nicht geirrt hatte .

"Kaito."

Ich erschrak, wie heiser meine Stimme plötzlich klang.Unglaublich welche Wirkung er jetzt, nach all der Zeit, immer noch auf mich hatte. Mein Herz begann wie wild zu schlagen, meine Hände wurden feucht…

"Mimi! Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen!" Er lächelte und trat einen Schritt nach vorne.

Moment, wollte er mich wirklich umarmen?!

Instinktiv wich ich zurück.

Er hielt inne, musterte mich verwirrt. Oder verletzt?

"Hallo Kaito." Yamato trat dicht neben mich.

Seine Stimme war so ruhig und höflich wie immer, trotzdem glaubte ich, einen warnenden Unterton herauszuhören.
 

"Hey, Yamato wie geht's?"

Und tatsächlich begann er sofort ein Gespräch mit meinem Begleiter, so als wäre nichts gewesen.

Als hätte er mir nicht vier Jahre meines Lebens geraubt.

Und plötzlich flammte ein neues Gefühl in mir auf.

Das war kein Schmerz, nein, das war Wut, eine Wut, die alle anderen Gefühle des letzten Jahres rücksichtslos verschlang.

Ich sollte es ihm sagen, nein, es ihm ins Gesicht schreien und…
 

"...oder Mimi?"

"Äh..was?"

Ertappt sah ich auf, direkt in Yamatos eisblaue Augen.

Die mich aufmerksam musterten.

"Er macht sich Sorgen…" schoss mir durch den Kopf. Wie süß! Und augenblicklich war meine Wut wieder verschwunden.

"Ich sagte gerade, dass es toll war Kaito wieder zu sehen, wir jetzt aber leider gehen müssen."

"Oh." Anscheinend war auch meinem Ex die ironische Betonung des Wortes "leider" nicht entgangen.

"Ja okay ich .."

"Entschuldigung, es hat einen Moment gedauert."

Wie aus dem Nichts war ein Verkäufer neben Kaito aufgetaucht und überreichte ihm feierlich eine schlichte cremefarbene Tüte mit roten Kordel Griffen.

"Und keine Sorge, sollte der Ring Ihrer Verlobten nicht passen…" Den Rest des Satzes konnte ich nicht mehr hören.
 

…..

Verlobte.
 

Der Verkäufer hatte ganz klar Verlobte gesagt.

Okay, Mimi, ganz ruhig, sicher gibt es eine Erklärung dafür, mach jetzt nur keine Szene…

"Du willst heiraten?"

Eh ich mich versah hatten die Worte meinen Mund verlassen. Vorwurfsvoll.

"Äh…" Kaito fuhr sich verlegen durch die Haare. "Irgendwie schon…"

"Irgendwie?", wiederholte ich mit schriller Stimme. "Aber du…du sagtest du willst nicht heiraten. Niemals. Nie!"

Er zuckte schuldbewusst zusammen. "Naja…ich weiß, aber .."

Hilfesuchenden wandte er sich an Yamato.

Doch dieser hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und musterte ihn als wäre er ein Insekt, welches er gleich zertreten würde.

"Es ist nur…wir dachten es ist besser zu heiraten..wegen dem Baby.."

"Dem WAS?!"

Vor meinem Augen begann es zu flimmern und in meinen Ohren rauschte das Blut. Fühlte sich so ein Herzinfarkt an?

"Mimi." Yamato griff besorgt nach meinem Arm. "Komm, wir gehen…."

Wahrscheinlich hatte er Recht.

Ich sollte gehen, Kaito und ich waren kein Paar mehr, sein Leben ging mich absolut nichts an, aber…ich meine Himmel wir hatten uns erst vor etwas über einem Jahr getrennt! Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen.

"Du wirst Vater."

Meine Stimme war ganz ruhig und leise, ich hielt den Kopf gesenkt.

"Ja."

"Und du wirst heiraten."

"Ja "

"Dann sag mir…"

Als ich aufblickte merkte ich wie mir die ersten Tränen über die Wange liefen. "Wolltest du dann nur mich nicht heiraten? Nur mit mir keine Familie gründen?"

Er schluckte. "Mimi…bitte..das war doch eine ganz andere Situation."

Ich ballte meine Hände so fest zusammen, dass sich meine Nägel schmerzhaft in die Handflächen bohrten.

"Für mich nicht! Ich wollte dich heiraten, ich wollte mit dir eine Familie! Und deswegen hast du mich verlassen, schon vergessen?"

Inzwischen schrie ich so laut, dass die anderen Kunden uns neugierige Blicke zuwarfen.

Kaito seufzte. "Menschen können sich ändern Mimi."

Seine Worte bohrten sich wie Messerstiche in mein Herz.
 

Er hatte mir nicht widersprochen.
 

Ich schüttelte den Kopf.

"Anscheinend können sie das Kaito."

Und dann tat ich das einzig Vernünftige. Ich rannte ohne mich umzusehen aus dem Geschäft. Ignorierte Yamatos Stimme die mich zurückhalten wollte.

Ich wollte weg einfach nur weit weit weg.
 

Ich irrte eine ganze Zeit ziellos durch die Straßen, bis mir irgendwann schließlich die Puste ausging. Erschöpft lehnte ich mich gegen eine Hausmauer. War das gerade wirklich passiert?

Nach der Trennung von Kaito hatte ich mir immer eingeredet, dass es so besser war. Schließlich wollte ich unbedingt heiraten und Kinder. Und Kaito eben nicht.

Unsere Trennung war vernünftig gewesen. Erwachsen.

Aber jetzt…jetzt bekam irgendeine Frau all das, was ich mir immer gewünscht hatte. Mit dem Mann, der mir erzählt hatte, dass er genau das niemals wollte. Aber gut, anscheinend hatte er sich geirrt.

Er wollte es sehr wohl.

Nur mich hatte er eben nicht gewollt.
 

"Dieser Idiot!" Wütend trat ich mit meinem Fuß gegen die Mauer. "Verdammt!" Ein stechender Schmerz durchfuhr mich.

Na toll, jetzt hatte ich mir wahrscheinlich auch noch den Zeh gebrochen! Ein junger Mann warf mir im Vorbeigehen einen neugierigen Blick zu. In den Händen hielt er einen bunten, in Folie verpackten Blumenstrauß. Neidisch sah ich ihm nach. Bestimmt war der Strauß für seine Freundin.

Und ich?

Wer schenkte mir Blumen?

Wenn heute jemand Blumen verdient hätte, dann ja wohl ich! Frustriert blickte ich mich um, eigentlich auf der Suche nach dem Heimweg.

Da sah ich es.

Ganz unscheinbar, zwischen den ganzen Wohnhäusern, war ein Blumengeschäft. Ganz sicher ein Zeichen!

Klar, ich hatte niemanden, der mir einen Verlobungsring oder gar Kinder schenken wollte.

Aber Blumen, die konnte ich mir zumindest selbst kaufen! Entschlossen drückte ich die Eingangstüre auf.
 

Kaum hatte ich den Raum betreten, strömte der wunderbare Duft verschiedenster Blumen auf mich ein.

Ich entspannte mich augenblicklich.

Einen Moment lang blieb ich regungslos stehen und genoss die angenehme Atmosphäre des Raumes, bevor ich mich neugierig umsah. Der Laden war, wie sein Äußeres schon vermuten ließ, relativ klein. Trotzdem schien es ein schier unendliche Auswahl an Pflanzen in allen Formen und Farben zu geben.

Außer mir war nur ein einziger anderer Kunde anwesend. Die ältere Frau ließ sich von einem jungen Verkäufer gerade die verschiedenen Schnittblumen zeigen. Er hob kurz den Kopf und begrüßte mich höflich, ehe er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

Langsam schlenderte ich durch den Laden, blieb hin und wieder stehen, um die ein oder andere Blume näher zu betrachten. Gerade als ich einen atemberaubenden Blumenstrauß aus blauen und rosa Hortensien bewunderte, hörte ich eine Stimme neben mir: "Ich hätte gerne diese hier als Strauß gebunden."

Aus den Augenwinkeln warf ich einen Blick zu der Frau, neugierig, für welche Blumen sie sich schlussendlich entschieden hatte.

Und zuckte zusammen.

Das ältere Mütterchen hielt ein paar mickrige Margeriten hoch.

Ihr Ernst?!

Meine Augen huschten zu dem Verkäufer, der ihr die Blümchen schon aus der Hand genommen hatte und mir den Rücken zudrehte. "Natürlich. Soll ich sie kürzen? Wir könnten auch noch ein paar andere Blumen mit dazu…"

"Nein." Eine kurze Pause, die Frau biss sich auf die Lippen.

"Ich habe nur 1000 Yen…"

Sie flüsterte die Worte so leise, dass ich sie kaum verstand. Mein Magen schnürte sich zusammen und eine Welle des Mitleids überrollte mich förmlich.
 

War der Tag nicht schon schlimm genug gewesen?

Erst dieser Albtraum beim Juwelier und jetzt..das!

Ich betrachte die wartende Frau das erste Mal etwas genauer, ihren abgetragenen schwarzen Mantel, die nicht gut sitzende beige Stoffhose, die Turnschuhe, die so gar nicht zu ihr passen wollten und vorne schon ziemlich abgenutzt waren.

Als sie meinen Blick bemerkte, färbten sich ihre Wangen rot und sie sah verlegen zu Boden.

Na super, Mimi!

Jetzt schämte sie sich auch noch wegen mir!

Sollte ich etwas sagen? Vielleicht. Ich könnte….
 

Zum Glück kam genau in diesem Moment der Verkäufer wieder aus dem hinteren Teil des Ladens zurück. In der Hand hielt er… Moment!

Ich blinzelte ein paar Mal. Wie hatte er das hinbekommen?

Die Margeriten waren von Gräsern, Blättern und kleinen Zweigen umringt, modern, ausgefallen und… wunderschön.

"So", der junge Mann begleitete seine Kundin zur Kasse. "Das macht dann bitte 950 Yen."

Bitte?

Niemals, alleine die paar Äste kosteten schon mehr, ich hatte den Preis zufällig auf meiner Erkundungstour gesehen.

Also warum...?

Die Frau bezahlte, verabschiedete sich und verließ den Laden. Mit großen Augen sah ich den Verkäufer an, der das Geld achtlos in die Kasse warf und sich danach mir zuwandte.

"Wie kann ich Ihnen helfen?"

"Ich…das..also das gerade.."

Er lächelte, während er auf mich zuging, hob amüsiert eine Augenbraue und sagte herausfordern: "Ich weiß nicht, was Sie meinen."
 

Oho.
 

Ich musterte ihn genauer.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er ungefähr in meinem Alter sein musste. Wuschelige braune Haare, haselnussfarbene Augen und eine ziemlich sportliche Figur.

Verdammt, er war heiß!

Aber hey, das war ich schließlich auch!

"Ich brauche einen Blumenstrauß…für…für eine Freundin."

Den Teufel würde ich tun und zugeben, dass der Strauß für mich selbst war.

"Eine Freundin", wiederholte der junge Mann langsam.

Oh Gott, wusste er etwa, dass ich log? Ach, so ein Quatsch, beruhigte ich mich selbst. Woher sollte er das denn wissen?

Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass seine Augen direkt durch mich hindurch in mein Innerstes blickten, Gedanken lesen konnte er bestimmt nicht!

"Ja, eine Freundin", wiederholte ich. "Ist das ein Problem?", fügte ich provozierend hinzu.

Sein Lächeln wurde nur breiter. "Natürlich nicht. Ich überlegte nur gerade…soll es für einen bestimmten Anlass sein? Zum Beispiel zum Geburtstag oder…"

"Nein. Nein kein Geburtstag…es…sie macht gerade eine ziemlich schwere Zeit durch und…" Ich brach ab, als ich spürte, wie mir erneut die Tränen in die Augen stiegen.

"Alles in Ordnung?"

"Klar", schniefte ich und wandte beschämt meinen Kopf zur Seite. "Ich…hab nur was im Auge."

Wow, super Mimi! Eine noch lahmerer Ausrede ist dir nicht eingefallen?
 

"Bitte."

Überrascht sah ich auf das Taschentuch, das mir entgegen gehalten wurde.

"Danke .." Ich tupfte vorsichtig meine Wangen ab. Mein Make Up war nun vollständig ruiniert, soviel stand fest.

"Blumen sind definitiv die richtige Wahl", erklärte der Verkäufer, als wäre nichts gewesen. "Natürlich sind sie schön und alles, aber sie sprechen auch eine ganz eigene Sprache. Jede Blume steht für etwas anderes, Trauer, Liebe, Stärke. Auch die Farben drücken verschiedene Emotionen aus."

"Wow. Ich habe mir noch nie Gedanken über die Bedeutung von Blumen gemacht", gestand ich.

"Mh." Er sah mir direkt in die Augen.

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus.

Was war das?

Er schien zum Glück nichts zu merken und redete einfach unbekümmert weiter. "Die wenigsten Menschen wissen, was für Blumen sie da eigentlich verschenken. Und wenn die Pflanzen dem anderen Freude bereiten, spielt es ja auch keine Rolle."

"Ja…"

Ich konnte nicht aufhören ihn anzuschauen.

Da war etwas, irgendwas war da zwischen uns, etwas, das ich in dieser Form noch nie zuvor gespürt hatte. Ob es ihm genauso ging? Es war ein besonderer Moment, ein Moment, der von dem plötzlichen Klingel des Telefons unterbrochen wurde.

"Ich bin sofort wieder da."
 

Ich starrte ihm nach als er zurück zum Tresen ging.

"Yagamis Blumen Laden was kann ich…" Er brach ab.

"Ach du bist es….ja ich komme heute Abend.. ja..nein. Hör mal Matt, ich habe gerade Kundschaft, also wenn du nichts kaufen möchtest.." Er lachte. "Klar, ich bringe dir einen Strauß mit. Bis später."

Er kam zu mir zurück. "Entschuldigung, das war nur .."

"Ein Freund?"

Er lachte erneut. "Der Beste, um genau zu sein. Aber jetzt kümmern wir uns um Ihre Blumen. Ich würde diese hier empfehlen, die halten sich relativ lange und…"

Als er nach besagten Blumen griff, bemerkte ich die Hornhaut an seinen Händen. Sofort kam mir der Gedanke, wie es sich wohl anfühlen würde, von diesen Händen berührt zu werden, wie es wohl wäre wenn...

Verdammt!
 

"....oder?"

Oh Gott, ich hatte die letzten Minuten überhaupt kein Wort von dem, was er gesagt hatte, mitbekommen.

Ich konnte mir auf keinen Fall die Blöße geben zuzugeben, dass ich nicht zugehört hatte, weil ich in meinem Kopf …ach, sagen wir einfach, in meiner Vorstellung tat ich definitiv andere Dinge als Blumen von ihm zu kaufen.

Also sagte ich einfach: "Ich vertraue Ihrer Erfahrung, suchen Sie die Blumen aus."

"Oh. Okay." Er schien überrascht.

Während er durch den Laden lief um meinem Strauß zusammenzustellen fragte ich mich was mit mir los war. Seit wann brachte ein gutaussehender Mann mich so durcheinander? Nicht mal bei Kaito, den ich wirklich geliebt hatte, hatte mein Herz so verrückt gespielt. Sicher lag es an dem Schock, den ich beim Juwelier erlitten hatte.

Welche andere Erklärung sollte es sonst geben?
 

"So, hier bitte. Ich hoffe die Blumen gefallen Ihrer...Freundin."

Ich wusste nicht, was ich von der kleinen Pause vor dem Wort Freundin halten sollte. Aber ich wusste, was ich von dem Strauß hielt. "Das ist perfekt", sagte ich ehrlich.

Der junge Mann fuhr sich verlegen durch seine Haare. "Naja perfekt…"

"Das ist er!" beharrte ich und folgte ihm zur Kasse. Nachdem ich bezahlt hatte, stand ich einen Moment lang unsicher da.

Das war's also…

"Hier." Er drückte mir plötzlich einen weiteren, um einiges kleineren Strauß in die Hand.

"Was ist das?"

Er zuckte die Schultern. "Für Sie. Und keine Angst ",fügte er hinzu. "Der ist geschenkt."

"Warum?"

Er verdrehte die Augen. "Warum nicht? Sie sehen ehrlich gesagt nicht sehr fröhlich aus. Aber jetzt", er sah mir direkt in die Augen. "Jetzt lächeln Sie."

Er hatte Recht.

Kaum hatten meine Hände den Strauß umschlossen, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.

"Das steht Ihnen auch um einiges besser als dieser melancholische Gesichtsausdruck. Nichts für ungut."

Empört schnappte ich nach Luft.

"Verschenken Sie Ihre Blumen eigentlich immer statt sie zu verkaufen?"

Natürlich spielte ich auf den Strauß der alten Dame an.

Und er wusste es.

"Tja, wenn ich die Menschen so glücklich machen kann."

"Und ihr Chef? Findet der das okay?"

Er sah mich verwirrt an.

Und erst in diesem Moment bemerkte ich das Namensschild auf seiner Brust.
 

Yagami.
 

Oh.

Oh!

Yagamis Blumenladen.

Ich wurde rot. "Ich wusste nicht…"

Er winkte ab. "Schon gut. Aber jetzt, da Sie wissen, dass ich keine Schwierigkeiten bekomme, würden Sie bitte diese Blumen annehmen?"

"Ich kann doch nicht…"

"Natürlich." Er legte seine Hand auf meine Schulter und bugsierte mich langsam Richtung Ausgang. Meine Haut begann unter seiner Berührung zu kribbeln.

"Ich hoffe Sie beehren mich wieder."

Ein letztes Lächeln bevor ich aus dem Laden trat.

"Und keine Sorge wegen der Blumen. Das sind Kornblumen, die halten nicht lange. Heute Abend hätte ich sie eh wegwerfen müssen."

Und mit diesen Worten knallte er mir die Türe vor der Nase zu. "Was?!"
 

Ungläubig starrte ich auf die geschlossene Türe, ehe ich den Kopf schüttelte und mich auf den Weg nach Hause machte.

Ich warf einen Blick auf den Strauß in meiner linken Hand. Kornblumen.

Und plötzlich fasste ich einen Entschluss.

Ich blieb stehen, nahm beide Sträuße in die rechte Hand, um mit der linken mein Handy aus der Tasche zu ziehen.

Kurzwahl 1.

Mailbox.
 

"Hey ich bin's.

Ich hab's mir überlegt und..ich würde heute Abend gerne kommen wenn die Einladung noch steht.

Also…bis später Sora."
 

Ich atmete tief durch.

Der erste Schritt. Irgendwie fühlte ich mich befreit.

Jetzt gab es nur noch eine Sache zu tun.

Ich öffnete den Internet-Browser auf meinem Handy.
 

"Geben Sie Ihren Suchbegriff ein", forderte die Suchmaschine mich auf.
 

Kornblume Bedeutung
 

Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

[…]Motiv der Romantik wie Sehnsucht, Verbundenheit und Liebe



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2023-09-11T17:14:22+00:00 11.09.2023 19:14
Sehr, sehr schön :)

Irgendwie die ganze Zeit versäumt hier zu lesen, dabei liebe ich deinen Schreibstil und auch hier wieder :)

Blöder Kairo, aber soll er Mal und Matt, du nimmt echt Mimi mit? Krass...
Tai als Florist auch :) und die alte Dame, eine wirklich liebe tat, davon braucht es wirklich mehr. Na hoffentlich treffen sich sich dann bald Mal auf ein Date ;)
Antwort von:  RinRainbow
22.10.2023 13:00
Danke x) Aber mit Michi konnte ich hier ja auch gar nicht soviel falsch machen, oder? :p (verzeih mir Izzy!)
Warum nicht, Mimi hat doch einen guten Geschmack ^^
Von:  Tasha88
2022-11-27T19:58:08+00:00 27.11.2022 20:58
Hallo regenbögchen,

oh, diese Geschichte ist wirklich sehr, sehr schön *-*
zu Beginn so traurig, aber dann kommt diese wunderschöne Szene.
das mit der alten Frau hat mich so traurig gemacht - aber da bin ich auch so wirklich leicht zu treffen mit solchen Szenen.

danke dir für die Blumen ^^
Antwort von:  RinRainbow
27.11.2022 21:48
Danke, ich hätte ja gerne ne Koumi draus gemacht...aber das hätte nicht wirklich gepasst xD
Ja, ich zerfließ bei sowas auch immer vor Mitleid =\
Bitte :p


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