Zum Inhalt der Seite

Das Spiel ist aus

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 6

Als Hikari in dem kleinen Behandlungszimmer wartete, wurde sie immer nervöser. Der Arzt hatte nach der Blutentnahme darauf bestanden, sie über Nacht zur Beobachtung hier zu behalten. Erst protestierte sie dagegen, schließlich ging es ihr gut. Doch auch Taichi hielt es für eine gute Idee, wenn ihr Gesundheitszustand eine Weile überwacht wurde. Als sie seinen Blick sah, gab sie ihre Einwände auf.

Nun war sie allein, der Arzt wollte noch schnell die Station verständigen, ihr Bruder telefonierte grade mit ihren Eltern. Er versprach ihr, es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Und eigentlich war es das ja auch. Sie hatte nie vor, sich das Leben zu nehmen. Das war ihr im Nachhinein bewusst geworden. Dennoch musste sie Taichi versprechen, dass sie Hilfe in Anspruch nehmen würde, wenn es ihr körperlich wieder besser ging. Er hatte Recht, alleine würde sie durch diese schwere Zeit sicher nicht kommen.

Als sich langsam die Tür öffnete, lies sie ihren Blick dorthin gleiten. Leise betrat Taichi den Raum und ging zu der Liege, auf der Hikari saß. „Und? Was sagen sie?“, fragte das Mädchen und spürte, wie die Nervosität sie überkam. „Sie machen sich große Sorgen.“, begann er. Sofort senkte die Braunhaarige den Kopf und starrte auf ihre Hände. Sie hatte nie jemanden mit ihrer Tat in Sorge versetzen wollen. „Aber ich habe ihnen gesagt, dass du jetzt Ruhe brauchst. Sie kommen heute nicht mehr hier her, sondern holen dich morgen ab.“, fügte Taichi hinzu.

Hikari nickte nur. Sie war dankbar, dass sie noch ein wenig Zeit hatte, bevor sie ihren Eltern würde gegenüber treten. „Und… was ist mit Keru? Darf ich ihn anrufen?“, als sie die Frage formulierte, war ihre Stimme leise und brüchig. Taichi bedachte sie mit einem vielsagenden Blick. Doch als sie ihren Kopf hob, um ihm in die Augen zu sehen, da bemerkte er die Eindringlichkeit, die hinter ihrer Bitte steckte. Seufzend zuckte er mit den Schultern. „Mir wäre es zwar lieber, du würdest damit noch warten, bis du zuhause bist. Aber ich kann es dir ja auch schlecht verbieten.“, gab er zu.

Hikaris Mundwinkel hoben sich. Dann sagte Taichi: „Ich schaue mal, was der Arzt macht.“ Und mit diesen Worten, verließ er erneut das Zimmer. Sofort griff Hikari in ihre Hosentasche und zog ihr Handy hervor. Auf dem Display erschien das Symbol, für einen Anruf in Abwesenheit. Sie drückte darauf, um Takeru zurück zu rufen.

Ein paar Mal klingelte es, dann hob er bereits ab. „Hika!“, erklang seine Stimme und ließ ihr Herz sofort höher schlagen. „Hallo Keru.“, erwiderte sie. „Wie geht es dir? Taichi sagte, du bist im Krankenhaus.“ Hikari nickte, was Takeru natürlich nicht sehen konnte. Daher sagte sie: „Ja genau. Er wollte zur Sicherheit, dass ich untersucht werde und ich soll noch eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben.“ Ein Seufzen erklang am anderen Ende der Leitung. „Ich würde dich jetzt gerne sehen. Aber dein Bruder hat gesagt, dass du Ruhe brauchst.“ In Takerus Stimme klang Frust mit.

„Ich würde dich auch gerne sehen. Und dich endlich berühren.“, gab das Mädchen zu. Sofort stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie hatte nicht wirklich über ihre Worte nachgedacht, doch sie entsprachen der Wahrheit. Sie hörte, wie Takeru leise lachte. Dann sagte er: „Du ahnst gar nicht, wie oft ich mir gewünscht habe, dass du so was zu mir sagst.“ Nun war es Hikari, die über seine Worte schmunzeln musste.

„Das habe ich ja gar nicht gewusst. Warum hast du nicht eher was gesagt?“, fragte sie. „Naja, vielleicht hatte ich Angst?“, mutmaßte Takeru. „Also mussten wir erst sterben, um endlich den Mut aufzubringen uns zu sagen, was wir füreinander empfinden?" Hikari wollte die Frage wie einen Scherz formulieren, doch wie sie es sagte, klang es doch eher makaber. Takeru schnaubte. „So sieht es wohl aus. Wir waren ziemlich blind.“

Einen Moment schwiegen die beiden. Es war Hikari, die die Stille durchbrach. „Wie lange wusstest du es schon? Ich meine, dass du mich magst.“, fragte sie. Es dauerte einen Augenblick, ehe Takeru antwortete: „Also… wenn ich ganz ehrlich bin, dann weiß ich gar nicht mehr genau, wann es mir so richtig bewusst geworden ist. Aber es ist auf jeden Fall ein paar Jahre her, seit es mir dann klar war. Du warst und bist meine erste große Liebe.“ Hikaris Augen weiteten sich ein wenig. „Ein paar Jahre schon?“, murmelte sie ungläubig. „Und bei dir? Ich meine, seit wann ist es dir klar?“, fragte Takeru.

Das Herz des Mädchens schlug nun schneller. „Naja, so richtig gemerkt habe ich es erst vor einer Weile. Ich glaube aber, dass ich schon länger Gefühle für dich habe. Ich wollte es mir nur nie eingestehen.“ „Oh…“, war Takerus einzige Antwort darauf. Hikari nutze dies, um schnell weiter zu sprechen. „Und weil ich unsere Freundschaft nicht gefährden wollte, habe ich es verdrängt. Ich habe alles verdrängt. Und das hat mich dann, glaube ich, irgendwie krank gemacht. Die Gedanken wollten einfach nicht mehr verschwinden. Mein Lächeln wirkte falsch. Alles war anders.“ Es war das erste Mal, dass sie offen darüber sprach. Aber sie merkte, wie dringend sie Takeru alles erzählen wollte, damit er sie verstand.

„Hika, wenn ich gewusst hätte…“, setzte Takeru an, doch seine Stimme wirkte brüchig. „Wenn ich früher mit dir oder jemand anderem gesprochen hätte, dann hätte mir vielleicht jemand helfen können. Aber es fiel mir so schwer. Andererseits, würden wir jetzt dieses Gespräch führen, wenn all die Ereignisse niemals geschehen wären?“ Sie sprach ihre Gedanken einfach laut aus, ohne groß darüber nachzudenken. Das tat wirklich gut.

„Wahrscheinlich würden wir uns weiterhin heimlich anschmachten, ohne je den Mut aufzubringen, über unsere Gefühle zu sprechen.“, mutmaßte Takeru. Auf Hikaris Lippen erschien ein leichtes Lächeln. „Ja, vermutlich.“, erwiderte sie. „Oh man, jetzt möchte ich noch dringender zu ihr, um dich in meine Arme zu schließen.“, seufzte der Junge. „Das wäre wirklich schön.“, bemerkte Hikari. „Ich werde morgen als aller Erstes zu dir kommen. Ob zu dir ins Krankenhaus, oder nach Hause. Das ist mir egal.“ Auf Takerus Worte hin, hoben sich erneut ihre Mundwinkel und sie antwortete: „Ich freue mich darauf.“

Sie hatten das Telefonat grade beendet, als der Arzt, gefolgt von Taichi, den Raum betraten. „Wir werden Sie jetzt auf die Station verlegen. Am besten, Sie verabschieden sich noch von ihrem Bruder. Ich habe bereist alles mit ihm geklärt, aber sollten Sie Fragen haben, dann stellen sie diese ruhig und das Personal auf der Station wird sie Ihnen beantworten.“, erklärte der Arzt. Hikari nickte, ehe sie sich ihrem Bruder zuwandt. „Vielen Dank nochmal für alles. Und es tut mir so leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“, sagte sie und sah dabei zu Boden. Taichi trat in ihr Sichtfeld, was sie dazu bewegte, ihn anzuschauen. Im nächsten Moment, zog er sie bereits in seine Arme. „Versprich mir nur, dass du so was nie wieder machst!“, bat er. Mit Tränen in den Augen, nickte das Mädchen und klammerte sich dabei an ihren Bruder.

Nach einer Weile, räusperte sich der Arzt und sagte: „Es ist jetzt jemand da, um Sie auf die Station zu bringen.“ „Vielen Dank!“, erwiderte Hikari und im nächsten Moment verließ der Arzt bereits das Zimmer. „Also, ich komme dann morgen mit, wenn Mama und Papa dich abholen. Ich hab dich lieb.“, sagte Taichi und gab seiner Schwester einen Kuss auf ihren Haarschopf. „Ich hab dich auch lieb.“ Sie hoffte, dass er spürte, wie ernst ihr ihre Worte waren. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, wandt sich Taichi schließlich zum Gehen. Und Hikari blieb allein zurück.

In dieser Nacht schlief das Mädchen sehr schlecht. Immer wieder träumte sie von Pierre und Eve. Die Worte, die sie als letztes an Hikari und Takeru gerichtet hatten, verwoben sich mit den Geschehnissen der letzten Stunden. Und immer wieder, erschienen vor ihr blonde Haare und blaue Augen. Als sie schließlich davon träumte, wie jemand Takeru vor einen Zug stieß, wachte sie schwer atmend auf. Der Überwachungsmonitor, an den das Pflegepersonal Hikari angeschlossen hatte, piepte wie wild.

Sie sah sich um und nun fiel ihr wieder ein, dass sie im Krankenhaus war. Als sich ihre Atmung etwas beruhigte, wurde auch das Geräusch des Monitors wieder ruhiger und eintöniger. Das war nur ein Traum, redete sich das Mädchen in Gedanken gut zu. Aber auch wenn sie nun wach war, die Gewissheit, dass nicht alles nur geträumt war, blieb dennoch bestehen und nagte an ihr. Takeru war von einem Zug erwischt worden. Er war gestorben. Genau, wie sie selbst. Und auch die Worte von Pierre und Eve, waren nicht ihrer Fantasie entsprungen.

Ein Gefühl der Angst breitete sich in Hikari aus. Was, wenn sie es nicht rechtzeitig schafften. Wenn sie sich morgen nicht sehen konnten. Würden sie dann wieder ins Totenreich zurückmüssen? Das wollte sie nicht. Dort konnte sie Takeru nicht berühren. Lieber wäre sie auf ewig alleine, als dieses Gefühl noch einmal ertragen zu müssen.

Hikari drückte sich noch weiter in ihre Kissen. Mit einer Hand, verdeckte sie ihre Augen und lauschte auf das regelmäßige Geräusch, das der Monitor neben ihr von sich gab. Wie um alles in der Welt, hatte es nur so weit kommen können? Während sie ihren eigenen Gedanken nach hing, bemerkte sie nicht, dass sie immer schläfriger wurde. Das Piepen wurde weiter in den Hintergrund gedrängt. Und ohne, dass Hikari es beabsichtige, fiel sie erneut in einen unruhigen und traumreichen Schlaf.

Sie erwachte erst wieder, als jemand an ihr Bett trat und leise mit ihr zu sprechen begann. Verschlafen öffnete sie die Augen und erkannte eine junge Frau, die die gleiche Arbeitskleidung trug, wie die Schwestern und Pfleger gestern. Ihr Gegenüber schenkte ihr ein Lächeln, als sie fragte: „Hast du gut geschlafen? Möchtest du dich vielleicht fertig machen? Deine Eltern wollen dich direkt nach dem Frühstück abholen.“

Hikari nickte und bedankte sich bei der Schwester, die ihr ihre Hilfe anbot. Doch das Mädchen wollte sich alleine anziehen. Sehnsucht überkam sie bei dem Gedanken, bald wieder zuhause sein zu können. Und daran, dass sie dort endlich Takeru sehen konnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tasha88
2022-09-14T11:33:28+00:00 14.09.2022 13:33
Mein Puls steigt an.
ich befürchte, dass es sehr, sehr schwierig werden wird, dass sie sich treffen ...
das wird sicherlich noch ein Hindernis lauf >.< zumindest würde ich es so schreiben ;p

Liebe Grüße ^^
Antwort von:  PanicAndSoul
15.09.2022 07:35
Ein Bisschen Spannung muss ja sein 😄 klar wird es schwierig und ob sie es dann am Ende schaffen… verrat ich noch nicht 🙈

Liebe Grüße 😘
Antwort von:  Tasha88
15.09.2022 08:56
Ich wüsste nicht,, ob du bei einem fehlenden happy end von takari noch Vorstand von takari Fanclub sein kannst... Nur mal so eingeworfen 😜😜😜🤫. Und warst es nicht du, die einen epischen epilog angekündigt hat? Wie könnte der episch sein, wenn die zwei nicht zusammen finden?

😜😜😜😜😜😜😜😜😜😜😜😜😜😜
Lies das mit ganz viel Humor 😂
Antwort von:  PanicAndSoul
16.09.2022 16:20
😂😂😂 okay das ist ein Argument 🙈


Zurück