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Mein Weg zu Dir

von

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Mimi

Ich habe nichts mehr von Kari gehört, seit ich sie gestern nach Hause gebracht habe. Ich weiß nicht, ob Tai inzwischen nach ihr gesehen hat und ob ihm was aufgefallen ist oder ob sie was gesagt hat, aber irgendwie mache ich mir ernsthafte Sorgen. Ich konnte Matt nicht entlocken, welches Problem Kari mit T.K. hat, aber es scheint sie zu beschäftigen. Oder zu verändern. Sicher könnte man es auch dem Umstand zuschreiben, dass sie allmählich erwachsen wird. Immerhin will sie nächstes Jahr in Deutschland studieren. Sie hat für ihr Alter ziemlich reife, verantwortungsbewusste Pläne für ihr Leben. Dass sie zur Zeit so derart ausklinkt, passt einfach nicht zu ihr. So ist sie nicht.

Weil ich mir viel zu viele Sorgen mache, was ich eigentlich nicht tun sollte, schreibe ich ihr eine Nachricht, während ich am Abend in einem kleinen Restaurant sitze und meine Ramen schlürfe. Ich tippe mit einer Hand und frage nach, ob alles gut ist und wie es ihr geht, mit der anderen halte ich die Stäbchen und ziehe genüsslich ein paar Nudeln in den Mund.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis Kari antwortet. Nicht mit einer Textnachricht, sondern mit einem Video. Stirnrunzelnd öffne ich es und mich trifft beinahe der Schlag. Ich beginne zu husten, weil ich mich an meinen Ramen verschlucke, als mir aus dem Video laute Musik entgegen knallt.

»Heeey«, grölt Kari in die Kamera, während sie das Handy vor ihr Gesicht hält. Anstatt die Musik im Hintergrund etwas leiser zu drehen, schreit sie stattdessen ins Telefon. »Ich habe beschlossen, heute eine Party zu machen. Komm doch auch, wenn du Lust hast. Wo wir wohnen, weißt du ja noch.« Sie verabschiedet sich mit einem Zwinkern von mir und das Video endet, aber ich habe eindeutig gesehen, dass sie zu Hause ist. Und ich habe die leeren Flaschen im Hintergrund gesehen.

Nein, bitte nicht schon wieder.

Ohne aufzuessen, springe ich von meinem Platz auf und laufe raus auf die Straße und Richtung U-Bahn. Kurz bin ich versucht, Tai eine Nachricht zu schicken, kann mich aber dann doch noch davon abhalten. Ich weiß nicht, ob das richtig ist, was ich tue. Aber was ich auf jeden Fall machen muss, ist zu Kari zu fahren und nach dem rechten zu sehen. In dem Video war sie eindeutig betrunken, oder zumindest angetrunken, das habe ich sofort gesehen. Beim letzten Mal konnte ich sie nicht vor Schlimmeren bewahren. Ich habe sie machen lassen. Und mich danach um sie gekümmert. Heute bin ich schlauer. Ich will mich vorher um sie kümmern, bevor sie schon wieder völlig übers Ziel hinausschießt.
 

Es dauert eine halbe Stunde, dann bin ich am Haus der Yagamis angekommen. Schon von der Einfahrt aus höre ich, wie Musik aus dem Inneren des Hauses dröhnt.

Oh, Gott. Ich ahne bereits, was mich erwartet.

Zunächst ein mal, macht mir keiner auf, auch nicht, nachdem ich mehrmals geklingelt habe. Das war mir irgendwie klar. Es ist viel zu laut, um die Klingel überhaupt zu hören. Hat sich denn noch kein Nachbar über diesen Lärm beschwert?

Zum Glück weiß ich, wo der Ersatzschlüssel der Familie Yagami liegt. Ich bücke mich und hole ihn unter einem Blumentopf hervor, bevor ich aufschließe.

Die Musik vibriert in meinen Ohren, als ich eintrete und die Tür schnell wieder hinter mir schließe. Entgegen meiner Erwartung ist die Wohnung wie leer gefegt. Wo sind die Gäste? Ich hatte erwartet, dass Kari mindestens ihre halbe Klasse eingeladen hat. Aber hier ist niemand.

Als ich das Wohnzimmer betrete, komme ich mir jedoch vor, wie in einem super schlechten Teenie-Film.

Kari springt wie eine Verrückte auf dem Sofa herum, während die Musik bis zum Anschlag aufgedreht ist. Das Licht ist gedämmt und auf dem Tisch stehen etliche Flaschen. Sogar ziemlich hartes Zeug ist dabei, aber zum Glück ist keine davon ausgetrunken - noch nicht.

»Kari«, rufe ich, aber sie hört mich nicht. Sie springt weiter umher, wie auf einer Hüpfburg und wirkt total weggetreten.

»Hey, Kari«, rufe ich noch ein mal lauter und diesmal hört sie auf zu springen. Verwundert sieht sie sich im Raum um, auf der Suche nach der unbekannten Stimme. Dann entdeckt sie mich.

»Mimi!« Ein Ausdruck von Freude legt sich auf ihr Gesicht und sie hüpft in einer eleganten Bewegung vom Sofa. Dann stolpert sie direkt in meine Arme.

»Oh, sorry«, sagt sie, nachdem ich sie wieder aufgerichtet habe. Ich gehe zur Stereoanlage und drehe die Musik ein wenig runter.

»Was ist hier los?«

Sie legt den Kopf schief und breitet die Arme aus. »Das siehst du doch. Wer würde es in meiner Situation nicht ausnutzen, dass meine Eltern nicht zu Hause sind?«

Ich ziehe die Augenbrauen hoch und mein Blick wandert zu den vielen Flaschen auf dem Tisch.

»Hast du das alles getrunken? Wo hast du das überhaupt her?«

Sie kommt auf mich zugetanzt. »Hab ich aus Daddys Geheimversteck, aber psst! Er darf das nicht wissen«, flüstert sie so leise, als könnte man uns belauschen. Dabei ist gar niemand hier.

»Wo sind all die Leute? Ich dachte, du wolltest eine Party feiern.«

»Oh, wie gut, dass du mich daran erinnerst«, erwidert sie plötzlich, als wäre ihr gerade wieder etwas ganz Wichtiges eingefallen. Sie zieht ihr Handy aus ihrer Hosentasche und tippt wie wild darauf herum. »Du bist ein bisschen früh dran, Mimi. Eine richtige Party steigt niemals vor 22 Uhr. Ich wollte gerade eine Einladung via Facebook rausschicken. An die … ganze … Schule.«

Was?

Ich ziehe ihr das Ding aus der Hand, noch ehe sie auf Senden drücken kann.

»Hey, was soll das?«, beschwert sie sich prompt und schnappt nach dem Teil, aber sie verfehlt es um mindestens 30 Zentimeter. Sie ist wirklich schon ziemlich angetrunken.

»Ach, Kari«, sage ich und lege das Handy auf eine Kommode. »Warum betrinkst du dich denn alleine?« Sorgenvoll sehe ich sie an, aber sie verschränkt nur die Arme vor der Brust, wie ein bockiges Kind.

»Ich wäre ja nicht alleine, wenn du mir mein Handy zurück geben würdest. Ich dachte, du hättest auch Lust zu feiern. Es war so lustig mit dir und plötzlich bist du die totale Spaßbremse. Das ist echt ätzend. Ich dachte, du wärst lockerer.«

Sie zieht einen Schmollmund und ist anscheinend wirklich enttäuscht von mir. Aber das macht mir im Moment nicht das Geringste aus. Ich weiß, dass ich mich gerade wie ihre große Schwester aufspiele, obwohl ich es nicht bin. Aber irgendjemand muss sie vor sich selbst schützen.

»Ich will nur nicht, dass es dir wieder so schlecht geht. Ich habe dich vor Tai gedeckt, weil ich nicht wollte, dass du Ärger mit ihm hast. Aber inzwischen weiß ich nicht mehr, ob das so eine gute Idee war.«

Völlig entrüstet schnellt ihr Kopf in meine Richtung. »Was? Ist das dein Ernst? Du willst es meinem Bruder petzen?«

Ratlos zucke ich mit den Schultern. »Nein, will ich nicht, aber was bleibt mir denn anderes übrig? Du hast neulich auf die Straße vor einer Bar gekotzt. Willst du euer Haus nun komplett verwüsten?«

»Oh mein Gott«, stöhnt Kari genervt auf und wirft den Kopf in den Nacken. Wieso komme ich mir gerade nicht vor wie ihre Freundin, sondern wie eine Mutter, die ihrem dickköpfigen Kind auf die Nerven geht?

»Du übertreibst total. Wir wollen einfach nur ein bisschen Spaß haben. Kannst du das nicht verstehen?«

»Doch, ich verstehe das sogar sehr gut«, sage ich nun etwas lauter und mit mehr Nachdruck in der Stimme. »Aber wenn Tai das hier sieht, dann …«

»Wird er nicht«, winkt Kari zischend ab. »Er hat gesagt, er kommt heute nicht vorbei.«

Gerade, als sie die Worte ausspricht, hören wir das Knacken eines Türschlosses. Unsere Köpfe rasen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist und ich bete zu Gott, dass wir es uns nur eingebildet haben. Da Karis Eltern vereist sind, gibt es nur noch eine Person in der ganzen Stadt, die einen Schlüssel für das Haus besitzt.

Mein Herz rutscht in den Keller, während Kari sich in Bewegung setzt und über ihre eigenen Füße stolpert. Sie versucht zu retten, was zu retten ist und fängt an, sämtliche Flaschen vom Tisch zu verstecken - unter dem Tisch. Als würde das was bringen. Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie es gut sein lassen soll, weil das keinen Sinn macht, aber da steht auch schon Tai in der Tür.

Mist!

»Was zum …«, sagt er und ich sehe genau, wie er in seinem Kopf in Windeseile eins und eins zusammenzählt. Sein Blick verändert sich von der einen auf die andere Sekunde, von Verwirrung, zu Überraschung, zu Verärgerung. Er sieht seine Schwester an, die neben dem Tisch vor den halbleeren Flaschen kniet und dann mich.

»Was, zur Hölle, ist hier los?«, fragt er in den Raum, sieht jedoch mich dabei an. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken, doch dann lenkt er seinen Blick und seine Wut auf Kari.

»Kari!«, donnert er los und wir zucken gleich beide zusammen.

Wow. Allein, wie er ihren Namen ausspricht … das habe ich so noch nicht erlebt.

»Was denkst du, was du da tust?«

»Ich … äh … räume gerade auf?«

Schwache Lüge. Außerdem verrät sie ihr unsicheres Grinsen. Sie sieht mich an, als würde ich ihr irgendwie helfen können, aber ich schüttle nur den Kopf. Am besten ist, wir halten einfach beide die Klappe. Tai ist nicht bescheuert und alles, was wir jetzt sagen, kann und wird er gegen uns verwenden.

Leider kann Kari keine Gedanken lesen und sie ist viel zu angetrunken, um noch klar denken zu können. Und dann, knickt sie auch schon ein. Wie ein kleines Kind.

»Es sollte nur eine kleine Party werden, mehr nicht.« Sie zieht die Schultern hoch und schaut ehrfürchtig zu Tai auf, der inzwischen die Arme vor der Brust verschränkt hat und sie mit seinen Blicken durchbohrt.

Man, ich wusste ja gar nicht, wie dominant Tai sein kann. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ihn selten so wütend erlebt habe. Aber als seine beste Freundin sehe ich natürlich, wie es in ihm kocht und wie er all seine Selbstbeherrschung zusammennehmen muss, um Kari nicht den Hals umzudrehen.

»Eine Party? Hast du mit Mama und Papa darüber gesprochen?«

Oh, bitte, sag einfach ja.

»Nein.«

Sie ist verloren. So was von verloren.

Aus Tais Kehle dringt ein tiefes Brummen. »Und meinst du, sie finden es gut, wenn du irgendwelche fremden Leute zu uns nach Hause einlädst und ihr Papas ganzen Whiskey Vorrat leer trinkt?«

Eine Fangfrage, definitiv eine Fangfrage.

»Wieso fremd?«, entgegnet Kari ernsthaft verblüfft und zeigt mit dem Finger auf mich. »Seit wann ist Mimi eine Fremde für dich?«

Tais Blick trifft mich hart und ich zucke erneut zusammen.

Super. Genauso würde eine Komplizin sich verhalten.

Meine Hände beginnen zu schwitzen und ich werde nervös. Wie soll ich ihm das erklären?

»Äh … ich habe damit nichts zu tun, ich schwöre«, sage ich und hebe beschwichtigend die Hände in die Höhe. Doch Tais Blick nach zu urteilen, glaubt er mir kein Wort. Und Karis nächster Satz untermauert seinen Verdacht auch noch.

»Wegen Mimi musst du dir keine Sorgen machen. Sie hat sich neulich echt gut um mich gekümmert, als wir in der Bar waren. Sie hat mir sogar die Haare beim Kotzen gehalten.«

Nun sehen wir sie beide an und so, wie sie schaut, hat sie absolut keinen Schimmer, was sie gerade getan hat.

»Du hast was?« Tai kommt schnellen Schrittes auf mich zu und ich weiche ein paar Zentimeter vor ihm zurück. In seinen Augen spiegeln sich Enttäuschung und Ärger wider, als hätte ich ihn verraten. Als wäre ich ihm in den Rücken gefallen.

»Ihr wart zusammen in einer Bar?«

»Tai, jetzt mach keine große Sache draus«, versucht Kari das Ganze runter zu spielen, doch Tai fährt ihr über den Mund. »Halt du dich da raus!«

Sie verstummt sofort und richtet sich langsam auf.

Ich stemme die Hände in die Hüfte. »Warum bist du so sauer? Kari ist kein Baby mehr! Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie du in ihrem Alter warst. Und oh, Überraschung - das ist gar nicht so lange her?«

»Das war was anderes.«

»Ach ja?«

»Ja!«

»Wieso?«

»Ich kannte meine Grenzen. Sie nicht!«

Ich schnaube. »Und wie soll sie wissen, wo ihre Grenzen sind, wenn du sie ständig daran hinderst, es herauszufinden?«

Tai baut sich vor mir auf, doch diesmal weiche ich nicht zurück. Ich weiß selbst, dass es nicht ganz okay war, was Kari getan hat, aber … er übertreibt maßlos.

»Es ist jedenfalls besser als sie zum Trinken zu animieren. Woher kommt das, Mimi? Reicht es nicht, dass dein Vater ein Alkoholproblem hat? Musst du jetzt auch noch Kari mit da rein ziehen?«

Seine Worte treffen mich so hart und unvorbereitet, dass ich getroffen einen Schritt zurück mache. Das war hart. Viel zu hart. Aber Tais Blick sagt etwas anderes. Als würde er mir noch viel mehr an den Kopf werfen wollen.

»Wow, Tai … das war echt fies«, merkt Kari an und sieht ihren großen Bruder fassungslos an.

»Halt dich da raus, Kari«, platzt es erneut aus Tai raus, bevor er den Arm ausstreckt und mit dem Finger zur Treppe deutet. »Geh in dein Zimmer. Wir reden nachher weiter.«

Kari sieht unsicher zu mir rüber, so als würde sie mir viel lieber Beistand leisten wollen, weil ich gerade ihren Kampf ausfechte, den sie angezettelt hat. Aber dann wirft sie mir einen entschuldigenden Blick zu und tut, was Tai gesagt hat.

Dieser steht immer noch vor mir, so eiskalt wie ein Felsbrocken, der erneut droht, mich zu vernichten.

Ich versuche, tief durchzuatmen, um nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Das macht mich fertig. Erst sehe ich ihn wochenlang nicht, obwohl er meine große Liebe, mein bester Freund ist … und dann treffen wir so aufeinander? Voller Wut?

»Ich weiß, dass du momentan nicht besonders gut drauf bist, Tai«, sage ich mit ruhiger Stimme und klopfendem Herzen, als Kari außer Hörweite ist. Tai schnaubt verächtlich, als hätte ich keine Ahnung, wovon ich da rede.

»Aber das war selbst für deine Verhältnisse unter der Gürtellinie.«

Er verschränkt die Arme vor der Brust und weicht meinem Blick aus.

»Was, zum Henker, erwartest du von mir?«, erwidert er immer noch aufgebracht. Dann geht er rüber zu dem Chaos auf dem Tisch und beginnt in Windeseile, die halbleeren Flaschen einzusammeln.

»Du kannst sie nicht immer wie ein kleines Kind behandeln«, rede ich weiter auf ihn ein, weil mich sein Verhalten so aufwühlt. »Ich verstehe, dass du dich sorgst. Aber du machst alles nur noch schlimmer.«

Unbeirrt sammelt Tai weiter die Flaschen ein, klemmt sie sich alle unter den Arm und geht an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

»Ich denke nicht, dass ich dich in der Angelegenheit um Rat fragen sollte«, sagt er tonlos und verschwindet in der Küche.

Für den Bruchteil einer Sekunde klappt mir die Kinnlade nach unten. Dann gehe ich ihm hinterher.

»Was soll das bitteschön wieder heißen?«

Tai gibt mir keine Antwort. Er ignoriert mich, während er mit dem Rücken zu mir steht und sämtliche Flaschen ganz hinten in den Schränken verstaut.

»Tai!«, rufe ich aufgebracht, damit er sich endlich zu mir umdreht.

Er seufzt laut auf und wirbelt zu mir herum. Sein Blick trifft mich ziemlich hart und versetzt mir einen Stich.

»Du willst wissen, was das bedeutet?«

Er kommt zu mir rüber und deutet mit dem Kopf in meine Richtung. »Was ist das?«

Stirnrunzelnd sehe ich zu ihm auf, weil ich zunächst nicht weiß, was er meint. Doch als ich seinen Augen folge, die auf meinem Dekolleté haften, verstehe ich, was er meint.

Ich sehe nach unten, auf die Stelle, wo mein Sternen Tattoo hinter meinem Top zur Hälfte rausschaut. Ich habe nicht mal bemerkt, dass es ihm aufgefallen ist. Irritiert lege ich meine Finger auf mein Schlüsselbein.

»Ein Tattoo, Mimi? Ernsthaft?« Er sieht mich an, als wäre ich diejenige, die den Verstand verloren hat.

»Was ist daran so schlimm?«

»Wer hat dich zu diesem Quatsch überredet?«, meint Tai wissend. Innerlich zucke ich zusammen, versuche jedoch, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Wieso macht ihn dieses Tattoo so wütend?

»Das war ganz allein meine Entscheidung«, entgegne ich. »Es … es war eher eine spontane Idee, als ich neulich mit Matt unterwegs war. Es ist also nur aus einer Laune heraus entstanden, nichts weiter.«

Tai schüttelt den Kopf und drückt sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. »Matt. Na klar. Hätte ich mir denken können.«

Okay. Das reicht. Was soll dieses Getue?

»Was ist dein Problem, Tai?«, werde ich nun laut und sehe ihn herausfordernd an. Ich habe langsam genug von seiner Art. Er gibt mir das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Dabei geht es ihn nichts an, was ich tue. Nicht mehr.

»Was mein Problem ist?«, erwidert Tai fassungslos und deutet mit dem Finger in die Richtung, wo Kari eben verschwunden ist. »Du hast offenbar einen schlechten Einfluss auf meine Schwester.«

Ich falle aus allen Wolken.

»Was? Ich?«

»Oh, willst du etwa behaupten, das Gegenteil ist der Fall?«, entgegnet er ernst, während ich noch versuche, zu verdauen, was er gesagt hat. »Du gehst mit ihr in eine Bar, wo sie offenbar ziemlich viel getrunken hat. Dann finde ich euch beide hier bei uns zu Hause und wieder ist sie betrunken. Und das Schlimmste von allem ist: du hältst es nicht mal für nötig, mir das zu sagen.«

Noch ein Schlag in mein Gesicht. Übelkeit, gepaart mit Schuld kriecht meiner Kehle hinauf und ich lasse meine Hand sinken.

»Du hast ja keine Ahnung, wie Kari in letzter Zeit drauf ist«, wirft Tai mir vor. »Hast du eine Ahnung, wie viele Sorgen ich mir um sie mache?«

Nein, das habe ich nicht. Weil du mich nicht mehr an deinem Leben teilhaben lässt.

Aber das sage ich nicht. Stattdessen schlucke ich die Worte hinunter, wie eine bittere Pille.

»Du hättest mich anrufen sollen oder mir zumindest schreiben sollen, was vorgefallen ist. Das hättest du sonst auch getan. Keine Ahnung, was mit dir los ist«, meint Tai und der Vorwurf, der in seiner Stimme mit schwingt, ist kaum zu überhören. Seine Augen gleiten kurz hinab auf mein Tattoo, dann sieht er mir wieder fest in die Augen, während ich unter seinem Blick zu zerbrechen drohe. »Ich weiß auch nicht, ob Matt gerade einen schlechten Einfluss auf dich hat. Aber was ich auf keinen Fall will, ist, dass sich dieser Einfluss auf Kari überträgt. Also … tu was du willst, Mimi. Aber tu es mit jemand anderen.«

Ich schlucke hart.

»Keine Sorge«, erwidere ich und versuche krampfhaft, das Zittern meiner Stimme zu verbergen. »Ich werde dir nicht mehr im Weg stehen. Das hier …« Ich mustere ihn mit einem bedauernden und zugleich enttäuschten Blick. » … muss ich mir nicht geben.«

Dann drehe ich mich um und gehe, weil ich es nicht mehr ertragen kann. Ich knalle die Tür hinter mir zu und kehre Tai und diesem Haus den Rücken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2022-10-30T06:27:29+00:00 30.10.2022 07:27
Uff oh man,

Ganz schön übel. Kari stürzt ab und sie sollte ganz schnell mit jemanden über all das reden, was sie so belastet...

Was ist denn da nur ausgefallen, dass sie sich die ganze Zeit so betäubt?

Und dann kommt Tai... Mimi war zu falschen Zeit am falschen Ort und all der Ärger der sich bei Tai aufgetaut hat, projiziert er auf Mimi. Kari macht es natürlich nicht besser und schon ist das Chaos perfekt. Nur weil Taibso unglücklich mit seinem Leben ist, ist das kein Grund Mimi so anzugreifen, denn sie kann nichts dafür, dass Tai bei Sora wohnt und sie so ne Bitch ist...

Na ja, mal sehen wie das alles weitergeht:/
Von:  Hallostern2014
2022-10-24T20:37:14+00:00 24.10.2022 22:37
Huhu Liebes ❤

Oje, was ist da nur mit Kari los ? Irgendetwas ist doch wieder vorgefallen..vielleicht T.K. ? Überhaupt gläubige auch langsam immer mehr das ihre ganze Abstürzte mit T.K. zu tun hat. Und Tai es ahnt. Seine Sorge ist zwar berechtig, aber ich gebe Mimi recht.. Kari muss daraus lernen. Und er kann froh sein das sie es nicht geschafft hat damit Mimi noch mehr einzuladen.

Ich musste dennoch lachen als Kari einfach ausgeplaudert hatte das sie schon mal mit Mimi feiern war. Zum Glück hat sie nicht gesagt das sie bei Matt waren.

Das was Tai alles zu Mimi gesagt hat geht gar nicht. Er hat ihr nicht mal zugehört. Ich glaube das Sora dahinter steckt das er so ausgetickt ist. Dann die Sorge um Kari. Die angebliche Schwangerschaft, die Trennung von Mimi. Da kommt vieles auf einmal. Dennoch keinen Grund sie so zu verletzen. Ich hoffe er sieht es ein und geht zu ihr hin und entschuldigt sich bei ihr. Das mit dem Tattoo fand ich irgendwie lustig. Ich dachte erst er würde ein Knutschfleck gesehen zu haben. Naja, aber Matt steck genau so hinter dem Tattoo. Zwar ist die Bedeutung was anderes aber es war wieder Matt der mehr immoent mit Mimi macht als er. Die letzten Worte von ihn hätte er sich echt sparen können und da bin ich mir sicher. Er ist wegen dem Tattoo und Matt.

Das Mimi so avegdampft ist kann ich verstehen. Tai sollte eilig hinter her..Nicht das sie wieder zu Matt geht 🙁🙈😂

Na ich bin sehr gespannt aufs nächste Kapitel 😂❤


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