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Mein Weg zu Dir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh oh oh Leue, es wird hitzig in diesem Kapitel. Und das nicht nur in einer Hinsicht... (wo ist der Affe, der sich die Augen zuhält?) Komplett anzeigen

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Tai

Ich gebe Mimi zwei Tage Zeit, dann halte ich es nicht mehr aus. Ich weiß, sie ist sicher noch immer verwirrt und versucht für sich einen Weg zu finden, mit der Situation fertig zu werden.

Aber ich kann nicht länger warten. Ich muss sie sehen.

Es ist nicht so, dass ich von ihr sofort eine Entscheidung erwarte. Das wäre zu viel verlangt. Aber ich muss sie einfach bei mir haben. Sie spüren und mich vergewissern, dass wir immer noch wir sind. Dass sich trotz allem nichts an ihren Gefühlen für mich geändert hat.

Deshalb warte ich gerade vor dem Café, um sie nach ihrer Schicht abzuholen. Es ist Nachmittag und das Wetter spielt mir in die Hände.

Durch die Scheibe kann ich sehen, wie sie gerade einen Kunden bedient. Sie bedankt sich freundlich und als sie den Kopf hebt und mich vor dem Fenster warten sieht, schleicht sich ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen. Ich habe ihr geschrieben, dass ich sie heute abhole, weil ich sie sehen muss, aber sie wirkt dennoch nicht erfreut.

Ja, sie lächelt zwar, aber sie wirkt auch angespannt. Als würde sie bereits auf die nächste Hiobsbotschaft von mir warten.

Aber heute nicht. Heute möchte ich einfach nur mit ihr zusammen sein. Wir hatten noch keine Gelegenheit, unsere neue Liebe richtig auszukosten. Wie auch, wenn sich nicht einmal 24 Stunden später, nachdem wir zusammen gekommen sind, ein Unwetter über uns zusammenbraut?

Mimi nickt mir zu, deutet dann erst auf ihre Armbanduhr und hebt dann die Hand, um mir zu signalisieren, dass sie in fünf Minuten bei mir ist. Ich nicke, während sie nach hinten in den Personalbereich verschwindet, um sich umzuziehen.

Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die Fensterscheibe und warte. Ich bin ein wenig nervös.

Mir ist durchaus bewusst, wie schwer das für sie ist. Wie schwer das für uns ist. Andere Paare genießen es, verliebt zu sein und der erste, große Konflikt schleicht sich erst nach Monaten in die Beziehung. Wir werden bereits jetzt auf eine harte Probe gestellt. Daher bin ich froh, dass Mimis und mein Band bereits dank unserer innigen Freundschaft so stark ist, dass uns nichts so schnell entzweien kann.

Zumindest hoffe ich das.

Als sie zu mir raus auf die Straße tritt, hat sie die eben noch offenen Haare zu einem geflochtenen Zopf nach hinten gebunden, der ihr nun locker über die Schultern fällt. Sie sieht müde und erschöpft aus und trotzdem schenkt sie mir das süßeste Lächeln, dass ich je gesehen habe.

Mein Herz beginnt zu schlagen.

Wenn sie so vor mir steht, habe ich das Gefühl, mich jedes Mal wieder ganz neu in sie zu verlieben.

»Hey Hübsche«, begrüße ich sie mit einem Grinsen im Gesicht, gehe auf sie zu und ziehe sie an mich, um ihr einen Kuss auf ihre weichen Lippen zu hauchen. Ihr Duft hüllt mich ein und ich frage mich gerade ernsthaft, wie ich es ausgehalten habe, sie zwei Tage nicht zu sehen.

Nach einem innigen Kuss, schaut Mimi mich überrascht, aber auch glücklich an.

»Was sollte das denn, Taichi Yagami? Ein Liebesbekenntnis auf offener Straße?«

Ich seufze, während ich sie immer noch festhalte. »Ich habe dich einfach nur vermisst.«

Sie lächelt. »Geht mir genauso.«

Ich bin froh, dass sie das sagt.

Plötzlich verändert sich ihre Miene wieder und sie wird ernst. »Bist du hergekommen, um zu reden?«

Ich schlucke schwer, da ich das Thema jetzt eigentlich noch nicht ansprechen wollte. Eigentlich hatte ich etwas ganz Anderes im Sinn, aber so wie es scheint, lässt es Mimi einfach keine Ruhe.

»Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht, Tai. Und ich weiß immer noch nicht so ganz, wie ich mich damit fühlen soll«, redet sie drauf los, doch ich lege ihr schnell einen Finger an die Lippen, damit sie still ist. Verwundert sieht sie mich an.

»Ja, ich bin hergekommen, um mit dir darüber zu reden. Das müssen wir zwangsläufig, es lässt sich nicht vermeiden.«

Mimi nickt und sieht dabei so traurig aus, dass es mir fast das Herz zerreißt.

»Aber nicht jetzt. Wir können gerne später darüber reden und ich beantworte dir alle deine Fragen, insofern du welche hast. Ich will versuchen, dass mit dir gemeinsam zu schaffen. Aber für den Moment will ich einfach nur mit dir zusammen sein«, sage ich aufrichtig. »Wir haben uns zwei Tage nicht gesehen und es war eine richtige Qual, dich nicht in die Arme nehmen oder dich küssen zu können. Das will ich erst mal nachholen und ein bisschen Zeit mit dir alleine verbringen, ohne irgendwelche schwerwiegenden Gespräche, die in Tränen enden. Ist das okay für dich?«

Mimi legt den Kopf schief und denkt einen quälend, langen Moment darüber nach, was ich gesagt habe. Doch schließlich nickt sie und lächelt sogar zaghaft.

»Das ist okay für mich. Ich verstehe, was du meinst. Wir müssen darüber reden. Aber ich habe dich auch sehr vermisst und hätte nichts gegen ein paar schöne Stunden zu zweit einzuwenden.«

Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich ziehe sie in eine feste Umarmung.

»Danke! Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Und alles andere dann später.«

Mimi löst sich von mir und strahlt mich mit großen Augen an, woraufhin ich mich gleich noch mehr in sie verliebe.

»Mein Wagen parkt da hinten. Wollen wir?« Ich deute mit dem Finger in die Seitenstraße hinter mir. Mimi kichert irritiert.

»Was hast du denn vor?«

Ich lege einen Arm um sie und führe sie zum Auto, dass bereits mit einem Picknickkorb und einer Decke auf der Rückbank auf uns wartet. »Lass dich überraschen.«
 

Als wir auf dem Parkplatz ankommen, staunt Mimi nicht schlecht, als wir aus dem Wagen steigen und sich vor uns ein wunderschöner See erstreckt. Wir sind zum Senzoku Pond Park gefahren und werden uns gleich ein Tretboot mieten, das wie ein Schwan aussieht, so wie alle verliebten Pärchen es hier tun.

Ich hoffe, sie findet es nicht zu kitschig, doch schon, als wir bei den übergroßen Schwänen ankommen, hält sie sich die Hand vor den Mund, um sich das Kichern zu verkneifen.

Ich stöhne gequält auf. »Nur zu, tu dir keinen Zwang an.«

Wie auf Kommando lacht Mimi los. »Tai, du bist wirklich goldig.«

»Goldig?«, erwidere ich angeekelt und verziehe das Gesicht. »Das war aber nicht gerade ein Kompliment. Ich bin doch kein Hamster.«

»Tut mir leid«, sagt sie zwar, aber ihr Kichern verrät mir was anderes. Dann greift sie nach meiner Hand. »Ich finde die Idee schön, ehrlich. Nur kannte ich diese Seite bisher nicht an dir.«

Ich grinse überheblich. »Tja, ich schätze mal, du wirst noch so einiges an mir kennenlernen.«

»Das befürchte ich auch.«

Empört sehe ich sie an. »Was soll das nun wieder heißen?« Aber sie stupst mich nur von der Seite an und grinst frech. »Nichts, ich ziehe dich doch nur auf.«

Wir leihen uns dieses kitschige Schwanenboot und steigen ein. Ist auch für mich eine Premiere. Ich habe mich noch nie für eine Frau so ins Zeug gelegt.

Außer uns sind noch viele weitere Paare auf dem See unterwegs, was dem Ganzen wirklich eine etwas romantische Stimmung verleiht. Und natürlich Mimi. Die Anspannung, die ihr vorhin noch ins Gesicht geschrieben stand, ist verschwunden und einem zufriedenem, ja beinahe unbeschwertem Lächeln gewichen.

»Wie geht es deinem Dad?«, frage ich sie, da ich ihn nicht mehr gesehen habe, seit wir ihn aus dem Krankenhaus abgeholt haben.

Mimi nickt. »Ganz okay, würde ich sagen. Ich schaue ein Mal in der Woche nach ihm und ich sehe, wie viel Mühe er sich gibt, alles wieder auf die Reihe zu kriegen. Aber es fällt ihm schwer.«

»Kann ich verstehen. So ein Schritt ist nie einfach. Es ist gut, dass du für ihn da bist.«

Mimi streicht sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr und schenkt mir ein unsicheres Lächeln. »Ich gebe mein Bestes.«

»Und was ist mit deiner Berufswahl? Hast du dich schon entschieden, was du zukünftig machen willst?«

Ein schweres Seufzen kommt aus ihrer Richtung und ich weiß, es liegt nicht daran, dass das Treten im Boot so anstrengend ist.

»Es ist schwieriger als ich dachte. Ich weiß nicht so wirklich, was mir liegt.«

»Das ist leicht«, entgegne ich. »Du bist sehr freundlich im Umgang mit Menschen, du bist ein Organisationstalent, du bist ehrgeizig und auch etwas dickköpfig, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast. Du bist selbstlos und kannst andere Menschen schnell um deinen Finger wickeln, weil du eine ziemlich bezaubernde Art an dir hast.«

Nach meinen Ausführungen muss Mimi kichern, obwohl ich das alles ernst gemeint habe.

»Danke, dass du alle meine Vorzüge aufzählst. Aber wie soll mir das bei meiner Berufswahl helfen?«

Grinsend zucke ich mit den Schultern. »Wahrscheinlich gar nicht. Ich wollte einfach nur mit dir flirten.«

»So? Ist dir ganz gut gelungen. Ich mag Komplimente.«

Sie beugt sich zu mir rüber und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Erst bin ich etwas überrascht, doch dann denke ich gar nicht weiter nach und drehe meinen Kopf in ihre Richtung, lege eine Hand an ihre Wange und beuge mich zu ihr, damit ich sie richtig küssen kann.

Mimi seufzt leise auf und auch ich fühle wieder, wie mein Herz sich weitet, wie immer, wenn ich ihr so nah bin. Wir küssen uns ziemlich lange, weil wir einfach nicht die Finger voneinander lassen können. Bis unser Boot einen Ruck macht und wir erschrocken auseinanderfahren.

»Hey! Passt doch auf!«, beschimpft mich ein Kerl, mit dessen Tretboot wir offensichtlich kollidiert sind.

»Oh, das tut uns leid«, entschuldige ich mich sofort, da wir alles um uns herum vergessen und gar nicht mehr auf die Richtung geachtet haben. Der Kerl wirft mir noch einen finsteren Blick zu und fährt dann weiter.

Genervt stöhne ich auf. »Man, der soll sich mal nicht so anstellen. Es ist doch gar nichts passiert.«

»Ich denke, er war nur neidisch«, meint Mimi zustimmend und ich lache.

»Kann gut sein.«

Wir fahren zurück ans Ufer und ich hole die Picknick Sachen aus dem Auto, die ich mitgenommen habe. Mimi sucht sich einen schattigen Platz unter einem Baum aus und ich breite die Decke für uns aus, während sie sich bereits über das Obst hermacht, dass ich eingepackt habe.

»Ich war heute etwas in Eile, deshalb hat es leider nicht für etwas Besseres gereicht«, entschuldige ich mich und lasse mich im Schneidersitz neben sie sinken.

»Keine Sorge, ich finde es perfekt«, grinst Mimi mich breit an und schiebt sich eine Erdbeere in den Mund.

»Gut zu wissen, dass du so einfach glücklich zu machen bist«, grinse ich zurück und sie streckt mir die Zunge raus. Dann lässt sie sich nach hinten auf die Decke fallen, schließt die Augen und seufzt zufrieden.

»Das ist wirklich ein schöner Tag. Danke, Tai.«

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, weil ihr Anblick so süß ist. Sie wirkt gerade wirklich unbeschwert und das freut mich für sie. Sie hatte in letzter Zeit viel durchzustehen und die Probleme reißen nicht ab. Das ist das Mindeste, dass ich für sie tun kann.

Ich lege mich neben sie auf die Seite, stütze meinen Kopf mit meinem Arm ab und betrachte sie eingehend.

Ihre Mundwinkel zucken, obwohl sie die Augen immer noch geschlossen hat.

»Was ist?«

Statt einer Antwort fahre ich mit dem Finger an ihrer Hand entlang, ihren Arm hinauf, bis hoch zu ihrer Schulter und verweile schließlich an ihrem Hals, ehe meine Finger in ihren Nacken greifen, ich mich zu ihr hinab beuge und sie küsse. Sie öffnet ihre weichen Lippen für mich und unsere Zungen spielen miteinander, während ich mich leicht über sie lehne, um meine andere Hand an ihre Taille zu legen. Mimi schlingt beide Arme um mich und zieht mich noch näher zu sich.

Gott, diese Frau macht mich süchtig!

Ich spüre, wie sie an meinen Lippen lächelt und sich dann von mir löst. Mit einem vielsagenden Grinsen im Gesicht sieht sie mich an.

»Wenn wir weiter so machen, müssen wir wohl oder übel nach Hause fahren.«

Mein Blick wandert nach unten auf die Beule in meiner Hose, die sich dort deutlich abzeichnet und die auch Mimi nicht entgangen ist.

»Ich denke nicht, dass wir es bis nach Hause schaffen werden«, sage ich wahrheitsgemäß, weil ich mich schon jetzt zusammenreißen muss, ihr nicht in aller Öffentlichkeit die Klamotten vom Leib zu reißen.

Mimi lacht wieder, doch ich ersticke ihr Lachen schnell mit einem innigen Kuss, der keine Zweifel mehr daran lässt, dass ich sie will. Ob hier oder im Auto oder von mir aus auch in diesem wackligen Boot, das ist mir total egal. Ich will sie einfach nur spüren und das Erlebte von neulich Nacht wiederholen.

Inzwischen frage ich mich, warum ich sie überhaupt auf diesen Ausflug und nicht gleich in mein Bett geschleppt habe. So genüsslich, wie sie unter mir aufstöhnt, jedes Mal, wenn meine Lippen ihren Mund oder ihren Hals berühren, hätte sie sicher nichts dagegen gehabt.

Meine Hand fährt unter ihr Shirt und streicht über ihre weiche Haut, was mir ein erwartungsvolles Seufzen entlockt. Ich weiß, dass wir es hier nicht tun können. Zu viele Zuschauer. Aber ich will uns die Zeit trotzdem schon mal ein wenig versüßen. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.

Mimi kommt mir entgegen und presst ihren Körper weiter an mich, so dass ich nun fast komplett auf ihr liege. Ihre Küsse sind wild und unnachgiebig, als wäre es ihr völlig egal, ob uns jemand sieht. Ihre Finger fahren ebenfalls unter mein Shirt und berühren meinen Bauch, was meine Haut bereits jetzt vor Erregung kribbeln lässt. Doch als sie tiefer geht und ihre zarten Finger in den Ansatz meiner Hose gleiten, werde ich noch härter und kann ein tiefes Stöhnen kaum noch unterdrücken.

Ich lasse von ihren Lippen ab und sehe sie ernst an. »Fuck! Du solltest das lieber lassen.«

Ihr Grinsen verrät mir, dass sie das definitiv anders sieht und ihre Hand rutscht ebenfalls weiter nach unten. Ich ziehe die Luft scharf ein und beiße mir auf die Unterlippe, als sie beginnt, ihre Hand um meine Härte zu schließen.

Oh mein Gott!

Schnell küsse ich sie wieder und drücke mich ihr noch näher entgegen, damit der Blick von außen auf das, was da unten gerade abgeht, verdeckt ist.

Ich stöhne leise und mein Atem geht immer schneller, als sie anfängt, ihre Hand zu bewegen und mich allein damit völlig um den Verstand bringt.

Doch gerade, als ich bereit bin, alle Zweifel über Bord zu werfen und sie von mir aus im nächsten Gebüsch zu vögeln, klingelt mein Handy in der Hosentasche und wir beide fahren erschrocken hoch.

Ein genervtes Stöhnen entfährt mir und ich lasse den Kopf sinken, während Mimi ihre Hand bereits viel zu schnell zurückgezogen hat.

»So ein Mist!«, fluche ich und krame nach dem elenden Teil in meiner Tasche, um es an den nächsten Baum zu werfen.

Aber als ich kurz einen Blick auf den Display werfe, gerät mein Herz ins Stocken.

Scheiße! Ausgerechnet jetzt? Was will sie denn?

Ich überlege, sie wegzudrücken, weil ich gerade echt Anderes im Kopf habe … oder eher in der Hose, doch dann denke ich daran, dass eventuell etwas nicht stimmen könnte. Warum sonst sollte Sora mich anrufen?

Meine Augen wandern zu Mimi, die mich bereits fragend ansieht.

»Ist es wichtig?«, fragt sie und ich zucke mit den Schultern.

»Könnte sein …«

»Dann solltest du besser rangehen.«

Ich drehe das Handy in meiner Hand um, so dass sie auf das Display sehen kann, das immer noch hell aufleuchtet.

Sie schluckt.

Im nächsten Moment drückt sie mich von sich runter und richtet sich auf. Sie fährt mit den Fingern über ihr zerknittertes Shirt, um es zu glätten, ehe sie sagt: »Du solltest da wirklich rangehen, Tai.«

Ich seufze, dann nicke ich jedoch und hebe ab.

»Sora. Was gibt’s?« Keine besonders nette Begrüßung, aber das ist nun mal der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, in dem sie anruft.

»Hallo Tai. Bist du beschäftigt?«, fragt sie überschwänglich.

Hä?

Sie klingt nicht so, als würde sie in Schwierigkeiten stecken. Gestresst fahre ich mir durchs Haar, während sich in meiner Hose bereits die Flaute ankündigt.

»Kann man so sagen.«

»Okay, ich brauche auch nicht lange. Ich wollte dich nur was fragen.«

Ich unterdrücke ein Stöhnen. Seit ihrem Geständnis, hatten wir keinen Kontakt mehr, weil ich ihr gesagt habe, dass ich erst einmal ein paar Dinge klären muss. Zum Beispiel die Sache mit Mimi. Deshalb hatte ich eigentlich erwartet, dass sie mir etwas mehr Zeit gibt.

»Schieß los«, sage ich ungeduldig, da ich dieses Gespräch so schnell wie möglich wieder beenden möchte und das nicht nur, weil gerade meine Freundin neben mir sitzt und es mir furchtbar unangenehm ist.

»Also, morgen ist der erste Ultraschalltermin beim Arzt und ich wollte dich fragen, ob du mitkommen möchtest. Dann könntest du das Baby sehen und hören, wie das Herz schlägt.«

Oh.

Gott.

Ich schlucke hart. Mit so einer Einladung habe ich nicht gerechnet.

»Tai? Bist du noch dran?«, fragt sie, als ich nichts darauf antworte, weil ich einfach noch zu geschockt bin. Ich meine, ja, sie hat mir gesagt, dass sie schwanger ist. Aber ich habe es noch nicht mit eigenen Augen gesehen. Das ist gerade eine völlig neue Stufe.

»Ähm, einen Moment«, sage ich und stehe auf, um ein Stück von der Decke wegzugehen. Obwohl ich Mimis irritierten Blick spüre, der mir folgt und sich an mich heftet, brauche ich gerade etwas Abstand, um dieses Gespräch zu führen.

»Ist das dein Ernst? Du willst, dass ich mitkomme?«, hake ich nun etwas leiser nach, als ich in sicherer Entfernung stehe.

»Klar, du bist schließlich der Vater des Kindes. Wieso solltest du nicht mitkommen?«

Da ist was dran.

Aber …

Es fühlt sich einfach so befremdlich an.

»Okay«, schlucke ich, gebe mir jedoch einen Ruck. Ich bin absolut noch nicht in dieser neuen Rolle angekommen und habe noch keinen blassen Schimmer, wie viel Verantwortung auf mich zukommt. Aber vielleicht hilft es mir ja dabei zu realisieren, was gerade passiert. »Ich komme mit.«

»Sehr schön. Dann morgen um 14.00 Uhr. Ich schicke dir die Adresse.«

»Ist gut.« Ohne mich zu verabschieden, lege ich auf. Ich bin völlig durch den Wind und meine Gedanken kreisen bereits jetzt um dieses Ereignis morgen. Wie es sich wohl anfühlen wird?

Ich verweile einen Moment zu lange an meinem Platz und starre auf mein Handy, während ich total vergessen habe, dass Mimi mich immer noch erwartungsvoll mustert.

Mit einem Räuspern kehre ich zu ihr zurück und setze mich neben sie.

»Was wollte Sora von dir?«, fragt sie mich ohne Umschweife, aber mit einer gewissen Kälte in der Stimme.

Ich wage einen Blick in Mimis Richtung und sehe sofort: der Zauber des Moments ist hinüber.

Scheiße!

Plötzlich ist da diese Distanz zwischen uns, die ich noch aus der Zeit kenne, in der ich mit Sora zusammen war.

»Sie, ähm …« Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll, dabei ist es total bescheuert. Es gibt einfach keine schonende Umschreibung für all das hier. »Sie will, dass ich morgen mit zum Ultraschalltermin komme und mir das Baby anschaue.«

Das Wort »Baby« ist für Mimi offenbar ein rotes Tuch, denn ich sehe deutlich, wie sie sich neben mir versteift. Ihr ganzer Körper spannt sich an und von der Leichtigkeit von eben, ist nichts mehr übrig.

»Und du hast ja gesagt?«

Ich nicke. »Ja, natürlich.«

Ein Schnauben kommt von Mimis Seite aus, gefolgt von einem Lachen und einem Kopfschütteln.

»Ja, natürlich«, wiederholt sie und steht auf.

»Was …?«, setze ich verwirrt an und stehe ebenfalls auf. »Hast du erwartet, dass ich nein zu ihr sage?«

Mimi wirft frustriert den Kopf in den Nacken. »Selbstverständlich nicht, Tai. Ich dachte nur … ach, keine Ahnung, was ich dachte. Dass du vorher mit mir darüber sprichst, wie das hier alles in Zukunft ablaufen wird. Ich meine, ich … ich habe überhaupt keine Ahnung, worauf ich mich hier einlasse.« Sie redet sich total in Rage und wirkt mit einem Mal so wütend. Oder eher verzweifelt.

»Denkst du, mir geht es anders?«, entgegne ich aufgebracht. »Ich habe selbst keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Ich weiß nur, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Aber ich habe auch eine Verantwortung dir gegenüber. Wie soll ich das unter einen Hut kriegen, wenn du immer noch permanent eifersüchtig auf Sora bist?«

Sofort möchte ich die Worte wieder zurück nehmen, als ich Mimis Gesicht sehe, wie sie mich ansieht. Aber zu spät.

»Oh, tut mir leid, wenn ich eifersüchtig bin. Es fällt mir nun mal nicht gerade leicht, dass du mit deiner Ex Freundin ein Kind bekommst. Mal ehrlich, Tai: wird es ab jetzt immer so laufen?«

»Wie denn?«

»Dass sie dich anruft, wenn wir beide zusammen sind? Dass sie immer im Hintergrund stehen wird und dich zu sich bestellt, wenn sie dich grad mal braucht? Wird sie immer die dritte Person in unserer Beziehung sein?«

Fassungslos starre ich sie an. Was hat sie erwartet? Ich kann Sora doch nicht einfach hängen lassen. Natürlich werde ich zukünftig immer und zu jeder Zeit für sie und das Baby da sein. Was soll ich denn sonst tun?

»Ich meine …«, macht Mimi weiter und greift sich dabei erhitzt an die Stirn. » … ist das Kind überhaupt von dir?«

Fast wäre mir bei dieser Frage ein Lachen entwichen, aber ich kann mich gerade noch so zurückhalten.

»Wie kommst du darauf, dass es nicht so ist? Wir waren zusammen!«

»Ja, na und?«

»Was, na und?«

»Und wenn sie mit einem anderen Kerl geschlafen hat? Du sagtest, ihr habt immer verhütet.«

Kopfschüttelnd wende ich mich von ihr ab, weil ich es nicht fassen kann, dass sie das wirklich denkt. Ich muss ein paar schwere Atemzüge nehmen, um mich wieder zu sammeln und um nicht völlig die Fassung zu verlieren. Ich kenne Sora, das würde sie nicht tun.

»Mimi, hör mal«, sage ich dann und mache einen versöhnlichen Schritt auf sie zu, doch sie verschränkt nur die Arme vor der Brust und sieht mich mit wütenden Augen an. »Ich wollte das eigentlich alles später mit dir besprechen, in Ruhe. Nicht so und nicht jetzt und ich will mich auch nicht mit dir streiten deswegen. Ich weiß ja, dass das alles nicht einfach für dich ist …«

Ein verächtliches Zischen kommt von ihr, aber das ignoriere ich an der Stelle einfach mal. Ich verstehe ja, dass sie aufgebracht ist.

» … aber würde es dir sehr schwer fallen, ein wenig mehr Verständnis für meine Situation zu zeigen und dich etwas zurückzunehmen? Wenn Sora mich anruft, geht es schließlich nicht um dich. Und glaub mir, ich habe genauso Schwierigkeiten wie du, mich mit der Situation abzufinden, aber ich kann es eben auch nicht mehr ändern. Ich kann dir nur versprechen, dass du mich nicht verlieren wirst. Das wird trotz allem niemals passieren, weil ich dich liebe!«

Mehrere Sekunden lang starrt sie mich einfach nur an und schluckt die Worte hinunter, die ich ihr eben so deutlich an den Kopf geworfen habe. Aber wie soll das zukünftig sonst ablaufen? Wird sie immer eifersüchtig sein, sobald mein Telefon klingelt? Sobald ich mich wegen des Babys mit Sora treffen muss? So langsam muss sie doch wissen, was ich für sie empfinde. Dafür kennt sie mich lange genug, um zu wissen, dass sie mir vertrauen kann.

Aber anscheinend tut sie es dennoch nicht und meine Worte dringen gerade auch nicht zu ihr durch, denn sie dreht sich um, schnappt ihre Tasche und geht.

»Hey, warte«, rufe ich ihr hinterher. »Was machst du da?«

Will sie jetzt einfach abhauen? Ohne auch nur einen Ton dazu zu sagen?

»Na, was wohl? Ich nehme mich zurück«, ruft sie mir entgegen. »Das wolltest du doch, oder? Es geht ja schließlich nicht um mich.«

Stöhnend werfe ich den Kopf in den Nacken. Scheiße, so war das doch gar nicht gemeint!

Ich möchte schreien.

War ja klar, dass sie wieder nur das gehört hat. Mein »Ich liebe dich« ist offenbar spurlos an ihr vorbei gegangen, genauso wie mein Versprechen an sie, dass sie mich nicht verlieren wird.

Na, super. Das war ja ein tolles Date.

Was soll ich denn jetzt nur mit ihr machen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KatSi
2022-08-27T16:28:30+00:00 27.08.2022 18:28
Die Geschichte ist wirklich sehr gut. Ich freue mich jedes Mal, wenn es ein neues Kapitel gibt.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich beim Lesen des letzten Kapitels denselben Gedanken wie Mimi hatte. Ich habe mich auch gefragt, ob das Kind überhaupt von Tai ist. Ich finde es auch eine berechtigte Frage, aber dass sieht Tai ja nicht so. Puh, das ist ja ganz schön eskaliert. Die richtigen Worte für diese Situation hat er definitiv nicht gefunden. Sie soll sich zurücknehmen und es geht nicht um sie? Was für unglückliche Formulierungen er da gefunden hat...und für Mimi ist das sicher ein Schlag in den Magen. Kein Wunder, dass sie abgedampft ist. Sicher ist es für ihn auch schwierig, aber so ganz dürfte Tai Mimis Situation doch nicht verstehen. Ich stelle mir das alles auch sehr kompliziert vor. Es ist ja nicht "nur" so, dass er ein Kind mit einer anderen bekommt, sondern dass Sora ja nach wie vor Gefühle für ihn hat und sie sich wahrscheinlich auch nicht zurückhalten wird. Das macht alles viel schwieriger. Da ist Mimis Eifersucht schon berechtigt. Mich hat ja irritert, dass Sora Tai angerufen hat und dann auch noch so überschwänglich und freudig mit ihm redet.

Bin auf jeden Fall gespannt und freue mich darauf, wie es weitergehen wird.
Antwort von:  Khaleesi26
28.08.2022 14:40
Hallo :)

Das freut mich ja total, dass du die Geschichte so magst und sie mit verfolgst.
Und wie ich sehe, habt ihr alle den gleichen Gedanken, was Tai/ Sora angeht. Das ist sehr interessant :D
Und wir sind uns anscheinend auch alle einig, was Tais Worte betrifft: wirklich total daneben! Das hätte er feinfühliger angehen sollen, so wie er es zu Anfang auch geplant hatte. Aber was gesagt ist, kann man nicht mehr zurücknehmen. Mimi kann da wohl jeder verstehen. Tai und Sora sind ja auch noch nicht lange getrennt und die Trennung ging definitiv nicht von Sora aus. Da hätte ich auch Angst, meinen Freund wieder an die Ex zu verlieren, spätestens wenn das Baby da ist und die beiden total vereinnahmen wird.

Nun gut, du darfst gespannt sein :D Es wird noch sooo viel passieren...

Liebe Grüße!
Von:  Hallostern2014
2022-08-25T19:42:27+00:00 25.08.2022 21:42
Huhu Liebes 😍

2 Tage ? 2 Tage hat Tai Mimi in Ruhe gelassen. Ich kann zwar verstehen warum. Aber 2 Tage finde für die beide echt viel 🙈

Das Mimi am Anfang so etwas abweisend zu ihn ist kann ich verstehen. Denn sie weiß ja nicht wie es nun weiter laufen soll..genau so wie Tai der wie man sieht auch keine Antwort darauf findet.

Ich finde es aber mega süß. Das Date war so schön. Und ich denke auch der Kerl war nur Neidisch. Weil Er nicht so eine wunderschöne Freundin hat wie Tai. Ich hätte es Tai wirklich zugetraut das er Mimi irgendwo hin schleppt wo er schön über Mimi erfallen kann. Aber bevor das wirklich passiert ruft der Fluch an..

Ich kann mir sehr gut vorstellen das sie die beide beobachtet hat oder irgendwas anderes. Dann ihn anrief als es heiß je ging..Ich meine warum gerade jetzt erst fragen ? Hätte ja schon längst passieren können als sie es erfahren hat.

Und ich an Tais stelle würde mir Mimis Frage durch den Kopf gehen lassen..ist er wirklich sicher der Vater zu sein ? Ich kann Mimi auch verstehen das sie nach dem Telefonat Tai nicht richtig zuhört. Und dann abhaut. Er nimmt die ja auch nicht für ernst als sie fragte ob er wirklich sicher ist der Vater zu sein..

Ich bin gespannt wie lange die beide nun den anderen erstmal in Ruhe lassen. Fest steht das beide richtig reden müssen..am besten Handy aus und wenn sie bei einen zuhause sind am besten die Klingel auch abstellen...nicht das der Fluch nochmal stört..

Ich bin gespannt wie es im nächsten Kapitel weiter geht 😭😭😭 auf jedenfall war der letzte Teil wieder schwer zu lesen. Dank des Fluches..


Antwort von:  Khaleesi26
28.08.2022 14:45
Hi Liebes :)

Haha, ich fand zwei Tage eher wenig :D Ich bräuchte locker Monate, um mit so einer Situation klarzukommen, wenn das überhaupt möglich wäre xD Mimi kann einem echt leid tun. Ich, an ihrer Stelle, wüsste auch nicht, was ich machen oder wie ich reagieren sollte. Aber an Tais Stelle wüsste ich es genauso wenig. Er scheint ja auch ratlos zu sein...

Sora hatte mal wieder das perfekte Timing. Wäre vielleicht doch besser gewesen, dieses wichtige Gespräch vorzuziehen. Dann hätten sie vielleicht schon mal einiges klären könne, bevor der Schrecken anruft. Aber nun kam es ja leider nicht mehr zu diesem Gespräch, was beide so dringend gebraucht hätten. Verständlicherweise - an Mimis Stelle wäre ich auch abgedampft, nach solch harten Worten. Totaler Griff ins Klo, Tai!!!

Puh, ich würde euch ja allen gerne Hoffnung machen. Aber ich sagte dir ja schon, dass die nächsten Kapitel nicht unbedingt besser werden :'D

Habt noch ein schönes Wochenende!


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