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Hasentage

von

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Tag der Suche

„Bitte schön! Hier sind deine Karte und dein Korb. Viel Spaß wie auch Erfolg beim Suchen!“, sagte Dogaressa, während sie Papyrus ein Stück Papier und einen der Körbe überreichte, die er am Tag zuvor noch mit Alphys gemeinsam gebastelt hatte. Er blickte zur Seite, Dogamy war gerade damit beschäftigt, Toriel und Frisk ebenfalls mit ihren Suchuntensilien auszustatten. Nun sah Papyrus die junge Hundedame vor sich an und lächelte sie ein wenig, was sie sofort erwiderte.

„VIELEN DANK, DAS WERDEN MEINE FREUNDE UND ICH SICHERLICH HABEN!“

Zusammen mit Toriel und Frisk verabschiedeten sie sich von dem Hundepaar und während diese weitere Ankömmlinge mit Gegenständen versorgten, ging das Dreierteam ein Stück auf die Seite und überlegte sich, wo sie am besten mit der Suche beginnen konnten.

„In Ordnung, wir sollten uns am besten gleich einig werden, wo wir mit dem Suchen anfangen … Frisk, mein Kleiner, wo möchtest du denn am liebsten beginnen? Ich richte mich da ganz nach dir“, sagte Toriel und tätschelte ihren kleinen Jungen ein wenig am Kopf. Dieser sah sich erst die Karte an, dann deutete er auf mehrere Gebüsche, nicht weit weg von ihnen.

„Ich will da anfangen!“, sagte er, vollkommen überzeugt und entschlossen. Toriel lächelte ein wenig und nahm Frisks Hand. Dann sah sie zu Papyrus.

„Gut, Frisk hat entschieden, wir fangen unsere Suche dort drüben bei den schönen Rhodondendronbüschen an, ich bin mir sicher, dass wir dort fündig werden. Und danach darfst du für uns einen Platz aussuchen“, schlug Toriel ihm vor.

Papyrus Augenhöhlen fingen zu leuchten an, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Eifrig begann er mit dem Kopf zu nicken.

„SEHR GERNE! AUCH WENN ICH AN FRISK KEINE ZWEIFEL HABE, SO BIN ICH MIR SICHER, DASS ICH EBEN SO GUTEN PLATZ AUSWÄHLEN WERDE; WENN NICHT SOGAR EINEN NOCH VIEL BESSEREN!“

Toriels Kichern wandelte sich zu einem kurzen Lachen um, als sie sich den Büschen näherten, auf welche Frisk gezeigt hatte.

„AUF DASS WIR GANZ VIELE EIER UND NOCH MEHR SÜSSIGKEITEN FINDEN! DEN GROSSARTIGEN PAPYRUS VERLANGT ES NACH SEHR; SEHR VIEL KÖSTLICHER SCHOKOLADE!“, begann Papyrus seine kleine Gruppe zu motivieren, was Frisk und Toriel ebenfalls ein wenig in ihren Vorhaben bestärkte. Dann teilten sie sich auf und durchsuchten die Büsche, welche in einer großen Anzahl dicht nebeneinander wuchsen. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sie fündig wurden.

„Mama Toriel, sieh mal, ein blaues Ei!“, rief Frisk aus und legte es in seinen kleinen Korb hinein.

„Das ist großartig, gut gemacht!“ Toriel lobte ihren kleinen Sohn mit viel Wärme in der Stimme, während sie sich selbst einen kleinen Schokohasen nahm. Papyrus dagegen sah sich um, wirkte aber nicht, als wäre er vollkommen bei der Sache. So übersah er zwei gelbe Eier mehrere Male, bis er sie schließlich richtig wahrnehmen konnte.

„OH; SEHT DOCH MAL, ICH HABE ZWEI WUNDERSCHÖNE GELBE EIER GEFUNDEN!“, sagte er und grinste glücklich vor sich hin. Dann setzte auch er seine Suche fort und bemerkte nicht, dass Toriel und Frisk sich mit einem fragendem Blick ansahen. Ihr Bauchgefühl hatte sich nun verstärkt. Besonders da es Frisk aufgefallen war, dass Papyrus die zwei Eier vor seinen Augenhöhlen nicht gesehen hatte. Toriel beobachtete ihren Sohn, dann nahm sie sich ein Herz und räusperte sich ein wenig.

„Schönes Wetter heute, nicht wahr, Papyrus?“, fragte sie unverfänglich, woraufhin sie Frisk ein wenig verwundert ansah. Doch er wusste, sie war älter als er und hatte mehr Erfahrung, daher überließ er das Reden ihr.

„DEFINITV, LADY ASGORE! HEUTE IST DER IDEALE TAG, UM DAS OSTERFEST SO GUT WIE MÖGLICH ZU FEIERN. EINE WIRKLICH SCHÖNE TRADITION, DIE DIE MENSCHEN DA HABEN“, sagte er und schob mehrere Zweige zur Seite.

Toriel tat ebenfalls so, als würde sie nach weiteren Süßigkeiten suchen, doch ihr Blick wanderte nur von einer Blüte zur nächsten.

„Ja, das ist es wirklich. Es ist schön zu sehen, wie viele Monster sich hier versammelt haben, es tut ihnen gut, etwas Neues kennenzulernen. Irgendwann fiel einem im Untergrund die Decke auf dem Kopf und man kannte bereits alles. Außerdem ist es die ideale Gelegenheit, etwas mit Freunden zu unternehmen und neue Freunde kennenzulernen. Apropos Freunde, weißt du zufällig, ob Sans heute auch noch mitmachen wird?“, fragte Toriel und versuchte ihre Frage so beiläufig wie möglich zu formulieren. Dabei blickte sie oberflächlich den Busch vor sich an, fand jedoch nicht mehr als ein rotes Osterei. Papyrus, der sich gerade nach einer kleinen Packung Gummibärchen ausstreckte, hielt in seiner Bewegung kurz inne. Dann griff er sich die Packung und legte sie in seinem Körbchen ab. Es war nur für einen kurzem Moment, doch dieser kleine Augenblick war für Toriel mehr als Aussage genug. Dennoch wartete sie ab, ob und was Papyrus auf ihre Frage antworten würde.

„NEIN, LADY ASGORE, DAS KANN ICH DIR LEIDER NICHT SAGEN. ABER SO WIE ICH MEINEN BRUDER KENNE, WIRD ER NICHT KOMMEN UND LIEBER DEN GANZEN TAG MIT SCHLAFEN VERBRINGEN. SO WIE IMMER… SO WIE IMMER.“

Wieder sahen Toriel und Frisk sich an, nun waren sie sich sicher, dass zwischen den beiden Skelettbrüdern etwas im Argen lag. Doch sie spürten auch, dass Papyrus nicht das Bedürfnis verspürte, mit ihnen darüber zu reden. Um die Stimmung zu retten, beschlossen sie wortlos, das Thema ruhen zu lassen und zu einem anderen überzugehen. Dass sie noch immer mit der Ostereisuche beschäftigt waren, war dabei mehr als hilfreich.

„Sieh mal, Mama Toriel, ich habe einen kleinen Osterhasen gefunden, der eine kleine Schleife trägt“, sagte Frisk stolzer und lauter als nötig, und er erntete zwei Paar Lächeln dafür.

„Der sieht ja fast genauso aus wie Mettaton auf der letzten Faschingsparty“, sagte Papyrus und konnte sich ein Grinsen dabei nicht verkneifen. Bis aus dem Grinsen ein Lachen wurde und seine Freunde sich ihm anschlossen. Mehrere Minuten vergingen, bis Toriel sich lachend den Bauch hielt und versuchte, zu einer normalen Atmung zurückzukehren.

„Wir sollten lieber zusehen, dass wir mit der Suche weitermachen, sonst bekommen wir unsere Körbe nie voll“, sagte Toriel und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge. Frisk und Papyrus, die sich ebenfalls erst von ihrem Lachanfall hatten erholen müssen, nickten ihr zu.

Sofort zückte Papyrus seine Karte und begann sie ein wenig zu studieren, dann ging er zu seinen Freunden hinüber. Mit einem Finger umkreiste er einen kleinen Bereich, der sich etwas weiter weg von ihrem jetzigen Standort befand. Toriel blickte von der Karte in die Richtung, in welcher Papyrus Ziel lag und legte ihm eine Pfote auf den Arm.

„Ich habe dir bereits versprochen, dass du den nächsten Platz aussuchen darfst“, sagte Toriel mit sanfter Stimme zu ihn. „Und ich muss sagen, dein Vorschlag sieht wirklich ziemlich versprechend aus, ich glaube, bisher sind noch nicht viele Suchende dorthin gegangen. Sicher kann ich es natürlich nicht sagen… aber einen Versuch ist es doch wert. Nicht wahr, mein Lieber?“, fragte sie und lächelte ihn an. Papyrus erwiderte ihr Lächeln, erst zaghaft, dann aus voller Überzeugung. Ob es ihm gelungen war, seine gute Laune wiederzufinden oder ob er die düsteren Gedanken einfach nur unter den Teppich gekehrt hatte, das konnte Toriel nicht sagen. Doch das wollte sie nicht ansprechen, nicht an diesem Tag, nicht in diesem Moment. Stattdessen nahm sie Frisk wieder an der Hand und wandte sich an Papyrus.

„Wir sind einverstanden, lass uns dorthin gehen!“

 

Papyrus’ Vorschlag, es unter den großen, schattigen Eichen zu versuchen, hatte sich als ein Glücksgriff herausgestellt. Sie alle hatten kleine Löcher und Höhlen, die irgendwann von Tieren errichtet und bereits wieder verlassen worden waren. Diese eigneten sich nun perfekt als Verstecke für Ostereier, Schokohasen und Gummibärchen, wie die drei zufrieden feststellen konnten.

„Frisk, in die Löcher hineinzusehen war eine gute Idee von dir. Ich wäre ehrlich gesagt nie darauf gekommen, dass es auch Tiere gibt, die sich auf diese Art und Weise ein Zuhause einrichten“, sagte Toriel verträumt, eine Pfote an der Wange. Weder sie noch Papyrus kannten dieses Verhalten, da es so gut wie keine Vögel im Untergrund gab, die keine Monster waren. Oder zumindest nicht so viele.

Dann drehte sie sich zu Papyrus um und sah auch ihn lobend an.

„Und dir haben wir die Idee zu verdanken, dass wir hier überhaupt nachgesehen haben. Dank euch beiden wurde dieser Tag etwas ganz Besonderes. Doch selbst wenn wir nichts gefunden hätten, so hätte ich alleine die Gesellschaft mit euch beiden mehr als genossen“, sagte sie, woraufhin Frisk ihre andere Pfote nahm und leicht drückte. 

„Du bist wirklich ein gutes Kind. Mein kleiner, süßer Engel“, sagte Toriel und nahm Frisk in ihre Arme, drückte ihn sanft, aber bestimmt an sich. Doch kaum hatte sie sich von ihm gelöst, ging sie auf Papyrus und ehe er etwas erwidern konnte, fand auch er sich in einer warmen, liebevollen Umarmung wieder. Überrascht, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht, erwiderte Papyrus sie.

„Du bist stark, stärker als du glaubst“, sagte sie und streichelte ihn ein wenig am Hinterkopf. „Und ich denke, das weißt du auch.“

Papyrus erwiderte nach wie vor nichts, stattdessen blickte er Frisk an, doch dieser sah ihn nur mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck an. Er selbst machte den Eindruck, als müsste er über Toriels Worte erst noch nachdenken. Es vergingen mehrere Minuten, dann ließ Toriel auch von ihm ab.

„DANKE. ICH WEISS DAS ZU SCHÄTZEN“, sagte Papyrus und ließ offen, was genau er damit meinte. Doch das war Toriel Antwort genug, stattdessen drehte sie sich wieder zu den Bäumen um und setzte ihre Suche wortlos fort. Nach einem kurzen, freundlichen Blickaustausch schlossen Frisk und Papyrus sich ihr an.

So verging eine ganze Weile, die sie mit dem erfolgreichen Suchen nach verschiedenen Süßigkeiten und bunten, gekochten Ostereiern verbrachten. Sie waren so konzentriert auf ihre Arbeit, dass sie alles andere ausblendeten. So fuhr ihnen, als sie die Lautsprecher hörten, der Schreck deutlich in die Glieder.

„Wir möchten unsere Besucher noch einmal auf unser Gewinnspiel hinweisen“, konnten sie Dogaressas Stimme hören, wie sie laut und deutlich in die Menge sprach.

„Unter den vielen versteckten Items befinden sich mehrere goldene Hasen, die wir gut versteckt haben. Sobald einer dieser Hasen gefunden wurden, bringt sie umgehend zu uns, um einen der Spezialpreise zu erhalten.“

Mit leuchtenden Augen sah Frisk abwechselnd Toriel und Papyrus an, doch auch die beiden waren neugierig darüber, was die Spezialpreise sein würden.

„Genauer gesagt gibt es drei Spezialpreise und der Gewinner kann sich einen davon aussuchen. Der Hase ist auch übertragbar, sollte der seltene Fall eintreten und jemand nichts mit den Preisen anfangen können“, fuhr nun eine andere Stimme fort, Papyrus erkannte sie sofort.

„Das ist Doggo!“, sprach er, ohne zu überlegen laut aus, bevor er sich selbst wieder zum Schweigen brachte. Schnell legte er seine Hände auf seinen Mund, um sich selbst am weiteren Reden zu hindern.

„Die Gewinner können sich zwischen folgenden Preisen entscheiden: Einen Tag mit König Asgore verbringen; einem großen Korb gefüllt mit gutem Obst und Gemüse von unseren lokalen Bauern oder ein Mettaton-Fan-Paket. Und wie gesagt, der Hase ist übertragbar… viel Glück!“, konnten sie Doggos leicht kratzige Stimme hören, bevor der Lautsprecher wieder verstummte. Ein kurzes Knarzen, gefolgt von Stille, signalisierte, dass die Hunde mit ihrer Ankündigung fertig waren.

Die drei sahen sich an, dass sie den Hasen finden wollten, stand außer Frage.

„DASS WIR EINEN DER BESONDEREN HASEN FINDEN WERDEN, DARAN HABE ICH ABSOLUT KEINE ZWEIFEL. NICHT MIT UNSEREN GROSSARTIGEN TALENTEN, ÖSTERLICHE ITEMS ZU FINDEN, WIE WIR BEREITS SEIT BEGINN DER VERANSTALTUNG BEWEISEN!“, sagte Papyrus und blickte stolz auf sein bereits halbgefülltes Körbchen.

„NUR AUS NEUGIERDE, WENN IHR DEN HASEN FINDEN UND ABGEBEN WÜRDET, FÜR WELCHEN PREIS WÜRDET IHR EUCH ENTSCHEIDEN?“

Toriel rollte ein wenig mit den Augen, bevor sie entschuldigend die Pfoten hob.

„Das war nicht gegen dich gerichtet“, sagte sie so freundlich sie konnte. „Es ist nur … allein die Vorstellung, mit Asgore auch nur eine Stunde in einem Raum verbringen zu müssen… nein danke“, dabei schüttele sie so energisch mit dem Kopf, dass ihre langen Ohren ihr um den Kopf flogen.

„Mit Mettaton kann ich nicht so viel anfangen, daher würde ich mich für den Korb mit Obst und Gemüse entscheiden. Frische Vitamine sind wichtig für ein gesundes Wachstum bei Kindern. Und ich würde auch mit meinen Freunden und Nachbarn teilen, je mehr damit ihre Freude haben können, desto besser.“

Allein bei der Vorstellung, ihre Freunde damit ebenfalls glücklich machen zu können, klatschte sie in die Hände. Dann sah sie Papyrus an.

„Und, was würdest du dir wünschen?“, fragte sie in einem Ton, als ob sie die Antwort bereits kannte. Papyrus dagegen musste nicht lange überlegen.

„NUN, DA ICH EIN SEHR GROSSER FAN VON METTATON UND SEINEN WERKEN BIN, UND ZWAR VON JEDEM EINZELNEM SEINER WERKE, KÄME FÜR MICH NATÜRLICH NUR DAS FANPAKET IN FRAGE… UND AUCH ICH WÜRDE TEILEN. DENN JE MEHR MONSTER ODER GAR MENSCHEN FAN VON METTATON WERDEN; DESTO BESSER!“

Toriel und Frisk begannen zu kichern, eine andere Antwort hatten sie von ihm gar nicht erwartet. Papyrus ließ sich davon nicht beirrten, stattdessen sah er Frisk fragend an.

„WAS WÜRDEST DU NEHMEN, FRISK?“

Dieser hörte zu kichern auf, spielte mit seinen Fingern und blickte nachdenklich in die Runde. Wippte von einem Bein aufs andere. Auch seine Pupillen wanderten hin und her. Erst, als er für sich eine Antwort gefunden hatte, sah er Papyrus wieder an.

„Ich weiß es nicht so genau“, sagte er offen und ehrlich. „Aber ich denke, ich würde den Hasen einfach dir oder Mama Toriel schenken. Damit ihr nehmen könnt, was ihr wollt… Mettaton schickt mir hin und wieder Fansachen, daher brauche ich da nichts. Und Zeit mit Asgore kann ich immer verbringen, wann ich will und so oft ich will“, dabei sah er kurz unsicher zu Toriel, doch diese nickte nur.

„Es macht mir nichts aus, dass du mit ihm befreundet bist. Immerhin hat er seine Lektion gelernt… hoffe ich zumindest für ihn“, sagte sie, räusperte sich ein wenig und beschloss, nichts weiter zum Thema Asgore zu sagen. Stattdessen tätschelte sie Frisk ein weiteres Mal am Kopf, was diesem sichtlich zu gefallen schien.

 

Es brauchte keine weitere Aufforderung für die drei, mit ihrer Suche weiterzumachen. Hier und da konnten sie Rufe hören, dass jemand etwas gefunden hatte, doch ein goldener Hase war bisher noch nicht dabei gewesen. Doch ganz leer gingen sie nicht aus, ihre Körbchen füllten sich immer mehr und mehr. Immer wieder zeigten sie sich ihre Funde gegenseitig und beglückwünschten sich dazu. So ging es eine ganze Weile lang, bis … bis Frisk etwas auffiel. Er hatte eher beiläufig zur Baumkrone hinaufgesehen, hatte über einen kleinen Witz von Toriel gelacht und den Blick dabei nach oben gerichtet, als er sich seinen Bauch halten musste. Er kniff seine Augen zusammen, um sie besser fokussieren zu können, dann ging er auf den Baum zu und begann, auf diesen hinaufzuklettern. Bis ihn ein Paar Hände festhielten. Ein Paar Hände in roten Handschuhen.

„VORSICHT, KLEINER FRISK, DAS KÖNNTE SEHR GEFÄHRLICH WERDEN UND LADY ASGORE WÜRDE UNGERN ZEUGIN DAVON WERDEN, WIE DU VOM BAUM FÄLLST UND DIR ERNSTHAFTEN SCHADEN ZUZIEHST“, sagte Papyrus und machte sich daran, Frisk auf den Boden abzusetzen. Doch dieser strampelte ein wenig und deutete auf die Baumkrone. Papyrus’ Blick folgte der Richtung, in welche der kleine Zeigefinger deutete; kaum hatten Frisks Beine den Boden berührt, ließ Papyrus ihn wieder los.

„VERSTEHE, DU HAST DORT OBEN ETWAS GEFUNDEN UND WOLLTEST ES HOLEN?“, fragte er und sah dann Frisk an. Dieser nickte eifrig vor sich hin.

„MACH DIR DA KEINE GEDANKEN! ICH BIN EIN GROSSARTIGER KLETTERER, EIN HOHER BAUM IST KEIN HINDERNIS FÜR JEMAND SO GROSSARTIGEN WIE ICH!“

Gesagt, getan, kletterte Papyrus den Baum so schnell und gleichzeitig so geschickt hoch, dass Toriel und Frisk ihn nur bewundernd dabei beobachten konnten. Und so schnell das Skelett den Baum hinaufgeklettert war, so rasch verließ er diesen auch wieder. Als er einen der unteren Äste erreicht hatte, sprang er in einem Satz herunter und landete wie ein Katze auf seinen Beinen. Stolz grinste er in die Runde.

„Wahnsinn, ich hätte nicht gedacht, dass du das so gut kannst“, sagte Toriel und legte ihm erstaunt eine Pfote auf die Schulter. Papyrus grinste dagegen weiterhin vor sich hin.

„NUN, MEIN BRUDER UND ICH HABEN SEHR LANGE IN SNOWDIN GELEBT UND VIEL ZEIT IM DANEBENLIEGENDEN WALD VERBRACHT, DA LERNT MAN DIE EINEN ODER ANDEREN DINGE. WIE DAS RASCHE KLETTERN AUF BÄUMEN! ICH HATTE UNDYNE DAMALS SOGAR VORSCHLAGEN, DASS WIR UNSERE WACHPOSTEN AUF EINEN DER BÄUME BEZIEHEN, DOCH LEIDER HAT IHR DIE IDEE NICHT ZUGESAGT. SIE MEINTE; DASS WÜRDE DIE HUNDEEINHEIT NUR AUF DUMME IDEEN BRINGEN. ABER ICH HABE IHR HEUTE, JAHRE SPÄTER, ERFOLGREICH DAS GEGENTEIL BEWIESEN. DENN SONST HÄTTEN SIE DAS HIER NICHT DORT OBEN VERSTECKT!“, sagte er und öffnete seine rechte Faust. Darin lag ein kleiner, goldener Osterhase, kaum größer als ein kleiner Tennisball.

„Glückwunsch, ihr beiden“, sagte Toriel und klatsche ein wenig in die Hände. „Frisk, du hast wirklich gute Augen, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dort oben nach einem der Hasen zu suchen.“

„JA, GLÜCKWUNSCH FRISK! DU BIST WIRKLICH EIN GLÜCKSPILZ. DAS MUSS WOHL MEIN EINFLUSS SEIN!“, sagte Papyrus, ließ allerdings offen, wie er das meinte. Stattdessen legte er Frisk den Hasen in die kleinen Hände, dieser betrachtete die Figur von allen Seiten. Seine Miene war nachdenklich und er schien über irgendetwas zu knappern. Schließlich sah er zu Toriel hinüber, diese schien zu verstehen, aber nickte nur. Ein kurzer, wortloser Austausch.

Dann drehte sich Frisk wieder zu Papyrus um, nahm dessen Hand und legte vorsichtig wieder den Hasen hinein.

„FRISK?“, fragte dieser verwirrt und sah den kleinen Jungen auch genauso verwirrt an. Doch dieser hatte sich bereits wieder ein paar Schritte von ihm entfernt.

„Ich schenk ihn dir. Du kannst dir damit die Mettaton-Sachen holen. Hab ich ja gesagt!“, sagte er fröhlich, während sich in Papyrus‘ Augenhöhlen Tränen ansammelten. Mit einer schnellen Wischbewegung trocknete er diese wieder.

„VIELEN DANK, FRISK, DAS IST WIRKLICH MEHR ALS GROSSARTIG VON DIR! VIELLEICHT IST JA DIESER NEUE BADEMANTEL DABEI, DEN METTATON NEULICH AUF DEN MARKT GEBRACHT HAT! ODER EINE SPECIAL EDITION EINER SEINER FILME… HACH; ICH BIN MEHR AUFGEREGT. DANKE DIR, FRISK!“, sagte Papyrus, ging auf Frisk zu, hob ihn zu sich hoch und umarmte ihn so heftig, dass Frisks Beine hin und her schwangen. Toriel dagegen beobachtete die Szene mit einem warmen Lächeln. Sie würde ihren Sohn dafür später belohnen, das stand für sie fest. Dafür, dass er einem Freund beistand, als es diesem nicht so gut ging. Frisk dagegen lächelte Papyrus an, soweit es sein Schwindel ihm zuließ.

 

„WOWIE, DAS SIEHT WIRKLICH ALLES SEHR LECKER AUS. UND DAS HAST DU ALLES GESTERN ABEND NOCH GEKOCHT?“, fragte Papyrus begeistert, als er sich am Buffett umsah. Er konnte die Augenhöhlen gar nicht von den vielen Gerichten nehmen, die ihm hier angeboten wurden. Überfordert hielt er seinen Teller und wusste nicht so recht, wo er als erstes zugreifen sollte.

„Nicht ganz, Frisk hat mir dabei geholfen. Und eine Freundin von ihm, die sich ebenfalls sehr gut in der Küche auskennt. Wie heißt die junge Dame nochmal, die uns mit ihrer halben Familie unterstützt hat?“, fragte Toriel in Frisks Richtung.

„Muffet, das war Muffet, Mama Toriel“, sagte Frisk, während er sich eine große Menge Rührei auf seinen Teller schaufelte. Toriel nickte.

„Richtig, Miss Muffet war das. Sie hat mit uns zusammen die ganzen Eiergerichte zubereitet…, wenn du nicht weißt, was du nehmen sollst, ich denke, die Omeletts sind uns am besten gelungen“, sagte Toriel, während sie sich zwei der eben erwähnten Omeletts nahm. Papyrus folgte ihrem Beispiel.

Kaum hatten sie sich für mehrere Gerichte entschieden, gingen sie zu einem der Sitzbänke, die dort extra aufgestellt worden waren. Eine Spende der Menschen aus der nahegelegenen Stadt, wie viele andere Dinge, die sie in ihrem Alltag nutzten. Dass sie seit ihrer neugewonnen Freiheit größtenteils so gut aufgenommen worden waren, und auch unterstützt, war eine große Hilfe für sie. Nur den Feiertag, den wollten sie dann doch lieber erst einmal unter sich feiern.

„Bitte schön, hier ist der Himbeertee, den ich für uns gekocht habe“, sagte Toriel und holte eine Thermosflasche, wie auch drei kleine Becher aus ihrem Inventar heraus. Diese verteilte sie an ihre beiden Freunde, bevor sie den Tee hineingoss.

„WIE AUFMERKSAM VON DIR, LADY ASGORE“, sagte Papyrus und nahm einen großen Schluck.

„Gerne doch“, erwiderte Toriel und begann mit ihrem Mittagessen. „Frisk trinkt diesen Tee sehr gerne und ich dachte mir, dass es eine gute Idee wäre, ein wenig davon mitzunehmen. Er schmeckt so herrlich fruchtig, aber auch nicht zu süß. Es soll ja auch schließlich genießbar sein!“, erklärte sie weiterhin.

Papyrus nickte nur und so setzten sie ihr gemeinsames Mahl fort. Zwar sprachen sie das eine oder andere Thema an, jedoch eher oberflächlich und ganz entspannt. Ein Thema jedoch umschifften Toriel und Frisk ganz bewusst und so vermieden sie für den Moment alles, was auch nur irgendwie mit Sans zu tun hatte. Zwar hatte Papyrus seine gute Laune längst wiedergefunden, dennoch wollten die beiden nichts daran ändern.

Erst, als sie ihr Mittagessen fast beendet hatten, nahm Frisk sich ein Herz und stellte eine Frage, die schon seit Stunden auf seiner Zunge kribbelte und kratzte.

„Papyrus, kann ich dich was fragen?“, wollte er von ihm wissen und Papyrus sah zu ihm herüber.

„NATÜRLICH, FRISK, DU KANNST MICH ALLES FRAGEN, WAS DU WISSEN MÖCHTEST“, sagte Papyrus und nahm einen letzten Schluck aus seinem Becher. Unsicher sah Frisk für einen kurzen Herzschlag zu Toriel, bevor er wieder den Mund aufmachte.

„Was ist eigentlich mit deinem Schal passiert? Den hast du doch sonst immer an, wenn du dein Kostüm trägst“, wollte Frisk nun von ihm wissen. Papyrus, der bis eben den Becher an seinen Mund gehalten hatte, setzte ihn nun langsam auf dem Tisch ab. Die Stimmung am Tisch fühlte sich nun deutlich kälter an und Frisk bereute es, die Frage gestellt zu haben.

„DARÜBER MÖCHTE ICH NICHT REDEN. ES HAT KEINE BEDEUTUNG“, sagte Papyrus monoton und blickte seinen Becher an. Doch bevor die beiden reagierten konnte, sah Papyrus sie abwechselnd an und lächelte, wenn auch nicht mehr so aufrichtig wie noch wenige Minuten zuvor.

„LASST UNS LIEBER MIT DER SUCHE WEITERMACHEN, BEVOR DIE VERANSTALTUNG ZUENDEGEHT UND WIR NICHTS MEHR FINDEN KÖNNEN!“, sagte er und stand ruckartig von seinem Platz auf. Mit schnellen Schritten ging er um den Tisch herum und sammelte die Teller ein.

„VIELEN DANK FÜR DIE LECKEREN KÖSTLICHKEITEN, SIE WAREN WIRKLICH AUSGEZEICHNET. GERADEZU VORZÜGLICH!“, lobte er Toriels Küche, bevor er sich daran machte, die Teller wegzubringen. Toriel dagegen steckte die Becher wie auch die Thermoskanne weg und warte, bis Papyrus zu ihnen zurückgekehrt war. Dann erhoben sie, wie auch Frisk sich von den Sitzbänken.

„Ich denke, das ist eine gute Idee“, sagte Toriel, während sie sich von den Sitzbänken fortbewegten, auf eine kleine Ansammlung aus Sonnenblumen unterschiedlichster Größen. Frisk wagte nichts zu sagen, sondern nickte ihnen nur zu.

„JA, DAS IST WIRKLICH EIN GUTER ORT; ZWISCHEN ALL DIESEN SONNENBLUMEN KÖNNTE NOCH DIE EINE ODER ANDERE SACHE VERSTECKT LIEGEN!“, sagte Papyrus voller positiver Überzeugung. Doch dann brach seine Stimme ein wenig ab.

„SCHADE, DASS SANS NICHT HIER IST, ER HÄTTE BESTIMMT AUCH VIEL SPASS BEI DER GANZEN SUCHE GEHABT UND DEN TEE GENOSSEN“, fügte er mit bedrückter Miene hinzu. Doch weiter kam er nicht. Kam keiner von ihnen. Denn bevor Papyrus oder seine Freunde noch etwas dazu sagen konnten, nahm er eine kleine, leise, wie auch müde Stimme hinter sich wahr. Hörte, wie diese Stimme ihn ansprach. Ein paar Worte zu ihm sagte, bevor sie abrupt abstarben. Gefolgt von einem stumpfen Geräusch, als wäre irgendetwas oder irgendjemand hinter ihm auf die Wiese gefallen.

 

~

 

Sans hatte absolut keinen Spaß bei dem, was er gerade tat. Aber er machte trotzdem weiter. Er musste weiter machen, eine Alternative dazu gab es schlicht nicht. Und dazu musste er alles ausblenden, was ihn am weiteren Vorgehen hindern würde. Er schob alles von sich.

Er blendete die Schmerzen aus, die sich in seiner linken Augenhöhle gebildet hatten und jedes Mal pulsierten, sobald er seine Teleportation benutzte.

Er blendete die Kopfschmerzen aus, die sich mittlerweile immer weiter ausbreiteten.

Er blendete das Schwindelgefühl aus, die Übelkeit und die Müdigkeit, die sich wie eine kalte Decke über seinen gesamten Körper ausgebreitet hatte. Und am meisten blendete er das Bedürfnis aus, seine Augenhöhlen auch nur für einen Moment zu verschließen. Denn dieser Moment wäre nur der Anfang vom Ende. Sans wusste, würde er auch nur für eine Sekunde nachgeben, würde er in einen tiefen Schlaf fallen.

Doch diesen Schlaf konnte er sich gerade nicht leisten. Er hatte viel wieder gutzumachen und wenn er dafür das eine oder andere einstecken musste, das nahm er hin. Mit den Folgen würde er sich später arrangieren müssen, das war ihm bewusst. Aber auch das war ihm im Augenblick egal.

Was jetzt zählte, war, seinen Bruder wieder glücklich zu machen. Dass er ihn am Vorabend so verletzt hatte, hatte ihn bis in seine tiefsten Albträume verfolgt. So lange, bis er sie nicht mehr hatte aushalten können.

Doch im Dunkeln konnte man selbst als Skelett nicht so viel erreichen und so hatte er bis zum Morgen gewartet. Gewartet, bis sein Bruder nach einem kurzen Frühstück das Haus verlassen und ihn allein gelassen hatte. Papyrus hatte ihm kein Wort des Abschieds gesagt, doch Sans konnte nicht sagen, ob er das getan hatte, weil Papyrus noch wütend auf ihn war. Oder weil dieser dachte, er würde noch schlafen.

Dennoch war es Sans nur recht. Ein kurzer, zufälliger Blick in sein Spiegelbild hatte ihm einen Schrecken eingejagt. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so dunkle Ringe unter seinen Augenhöhlen gehabt hatte. Doch er dachte nicht darüber nach. Nachzudenken verursachte zu viele Schmerzen und davon hatte er im Moment mehr als genug.

Schweigend beugte sich Sans über den Rand vor ihm, er hatte sich erst wenige Minuten zuvor auf das Dach des neuen Temmie Dorfes teleportiert, um eine bessere Übersicht zu haben. Nachdem er alle Orte genauestens unter die Lupe genommen hatte, von denen er wusste, dass Papyrus sich dort länger als fünf Minuten aufgehalten hatte, war er auf dem Dach des ehemaligen Supermarktes gelandet. Doch weder auf dem Parkplatz noch im Gebäude selbst war er fündig geworden.

Die Temmies, die ihm lieber das eine oder andere Item zum Kauf andrehen wollten, waren auch keine sonderlich große Hilfe.

Sans seufzte, langsam gingen ihm die Ideen aus; die Möglichkeiten und Orte, wo er sich noch umsehen konnte. Und dennoch, er wusste, er konnte nicht aufgeben. Dabei wäre es so einfach. Es einfach sein zu lassen, sich hier auf diesem Dach auf den Rücken zu legen und zu schlafen. Die ganze Sache zu vergessen. Doch er konnte es nicht. Er musste beenden, was er angefangen hatte, einzig und allein für seinen Bruder. So schwer es sich für Sans auch anfühlte und so sehr alles in ihm schrie, es sein zu lassen… er musste weitergehen.

Erschöpft rieb Sans sich an der Stirn, versuchte zu überlegen, was sein Bruder ihm noch erzählt hatte. Dabei fiel sein Blick in die Ferne, ohne etwas Bestimmtes im Fokus zu haben. Er sah die Bäume, die Straße, die zu diesem Gebäude führte und den Fluss. Selbst dort hatte Sans alles abgesucht, er hatte es dort als allererstes versucht, nachdem sein Bruder ihm von seiner Heldentat berichtet hatte. Davon, wie die Temmie von der starken Strömung davongerissen und beinahe darin ertrunken war. Sans konnte sich noch daran erinnern, wie erleichtert er gewesen war, dass sein Bruder ebenfalls wohlbehalten die Rettungsaktion überstanden hatte. Er hätte sich lieber nicht ausmalen wollen, was Papyrus alles dabei hätte passieren können…

Mit einem Ruck riss Sans die Augenhöhlen weit auf, die Schmerzen nahm er eher beiläufig wahr.

„die strömung… warum habe die nicht die ganze zeit beachtet? ich hätte sie mit einberechnen sollen… was, wenn der schal nicht an das ufer gespült, sondern weiter weggetrieben worden ist?“, murmelte er vor sich hin. Dann blickte er wieder zum Fluss und wusste, er durfte keine weitere Zeit vergehen lassen.

 

Es war bereits sehr viel Zeit vergangen, seit Sans die Erkenntnis bekommen und sich zurück an den Fluss teleportiert hatte. Seitdem wechselte er stetig von einer Flussseite zur anderen, dabei fiel ihm auf, dass sein Zielen dabei zunehmend ungenauer wurde. Auch musste er sich bereits mehrere Male vor dem Umkippen bewahren. Seine Beine wurden immer schwerer und sein Kopf drehte sich nach jeder Teleportation ein klein wenig. Doch Sans konnte und wollte sich davon nicht aufhalten lassen.

Er musste weitermachen. So lange, bis er ihn endlich gefunden hatte.

Doch es entpuppte sich als die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen und Sans hätte nicht gedacht, dass es so schwer werden würde, in einer eher farbarmen Umgebung einen orange-roten Schal wiederzufinden.

Und dennoch wurde ihm seit Stunden das Gegenteil bewiesen. Frustration machte sich in ihm bereit, und der Kampf wurde immer schwerer und schwerer. Sein Körper und auch die Zeit arbeitete gegen ihn… je länger die Suche dauern würde, desto weniger würde er diesen Kampf gewinnen können.

Seine rechte Augenhöhle reibend, in der Hoffnung, er würde sie danach ein paar Minuten länger auflassen können, blickte er den Fluss hinab. Und für einen Augenblick dachte er, er hätte was gesehen. Oder war es doch nur eine Einbildung?

Sans wusste keine andere Möglichkeit, also nahm er alles zusammen, was er noch an Kräften hatte und teleportierte sich zu dem auffälligen Farbfleck, den er in der Ferne hatte ausfindig machen können.

Er hatte ihn zwischen zwei Steinen gesehen, nur einen kleinen Fetzen, aber das hatte ausgereicht. Sans, der sich an einem der Steine stützte, weil es ihn beinahe von den Füßen gerissen hatte, versuchte das rote etwas zu identifizieren. Dann, als er sich einigermaßen sicher auf seinen Beinen fühlte, lehnte er sich nach vor und griff in die Spalte zwischen den beiden Steinen hinein. Bekam das seltsame Etwas zu fassen und zog es vorsichtig heraus.

Es war lang, hatte eine orange-rote Farbe und war vollgetränkt mit Flusswasser. Sans konnte nicht anders, als zu lächeln.

„da ist er. endlich, ich habe ihn!“, sagte er und hielt den orange-roten Schal vor sich. Durch das Wasser war er viel schwerer als üblich, doch das war Sans egal. Vorsichtig, um ihn nicht zu beschädigen, begann er das Fundstück auszuwringen, drückte jedes bisschen Wasser, das sich darin befand, heraus. Er lachte sogar ein wenig vor Erleichterung. Dass dabei seine Handschuhe nass wurden, störte bemerkte er nicht.

„pap wird sich freuen, wenn er den hier sieht“, sagte er, als er den Schal in seiner Jackentasche verstaute. Und er wollte ihn nicht auch nicht mehr so lange warten lassen.

Während Sans sich an dem größeren der beiden Steine anlehnte, überlegte er, wo sein Bruder nun sein könnte. Versuchte zusammenzureimen, was Papyrus ihm alles zum heutigen Tage erzählt hatte. Nur, dass Sans wie üblich nur mit einem halben Ohr zugehört hatte. Und sein schmerzender Kopf war auch keine sonderlich große Hilfe.

Doch er suchte weiter in seiner Erinnerung, so wie er es mit dem Schal getan hatte. Ging das Gespräch im Geiste noch einmal durch, so gut es ihm gelang. Versuchte, die Lücken durch Logik zu schließen.

Und dann fiel es ihm ein.

„richtig. der westpark. dort machen sie doch die eiersuche“, sagte er und er überlegte, sich in den Park zu teleportieren, als ihm auffiel, dass er absolut keine Ahnung hatte, wo der Park war. Und für eine größere Suche hatte er wieder die Nerven, noch die Energie. Sans seufzte erneut.

„gut, bro, dann werde ich eben dich suchen“, sagte er ganz leise vor sich hin, während er die Augen zusammenkniff und sich ein letztes Mal versuchte zu konzentrieren. Erst sah er es ganz schwach, doch dann wurde das Licht von Papyrus’ Seele immer stärker. Sans konnte sie immer besser erkennen. Er begann zu grinsen und sein linkes Auge begann, wie schon unzählige Male zuvor, hellblau aufzuleuchten. Dann, einen Herzschlag später, war er verschwunden.

Es fühlte sich an, als würde es vor Ort ein Erdbeben geben, doch Sans wusste es besser. Nicht die Erde bebte, nicht der Boden wackelte; es waren einzig und allein seine Beine, die versuchten einen Halt zu finden. Obwohl er nur die Seele seines Bruders als Orientierung hatte, so hatte er ihn sofort gefunden. Papyrus stand mit dem Rücken zu ihm, er schien irgendetwas zu irgendjemanden zu sagen, doch Sans konnte seine Worte nicht verstehen. Er dachte, er hätte kurz seinen eigenen Namen gehört, aber sicher war er sich dabei nicht. Überhaupt fühlte sich Sans gerade mit allem überfordert, selbst das Sprechen fiel ihm schwer.

„hey bro, ich hab da was für dich, das wird dir gefallen…“, sagte er, bevor er sah, dass der Boden sich ihm in einer rasenden Geschwindigkeit näherte. Er konnte sich noch kurz darüber wundern, bis alles schwarz wurde. Den Aufprall auf den Boden spürte er bereits nicht mehr.

Verwundert drehte Papyrus sich um, überlegte, was er gerade gehört hatte und ob es nur ein Kind war, das hingefallen war. Doch als er den Anblick sah, der sich ihm tatsächlich bot, drehte sich etwas schmerzhaftes in seiner Seele um. Ein kurzes Aufblitzen, eine kurze Erinnerung… Papyrus wurde schlecht.

„SANS!“, rief er aus und rannte zu seinem Bruder. Das Körbchen fiel ihm aus der Hand, doch Frisk reagierte schnell genug, um es noch während des Falles aufzufangen. Toriel hob erschrocken eine Pfote vor ihrem Mund. Papyrus dagegen hob seinen Bruder hoch, hielt in seinen Armen fest und drückte ihn so fest er konnte an sich. Doch davon bekam Sans nichts mehr mit.



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