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Sprich mit mir

Ostern 2022
von

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Vor Ostern -> Verlust

Kian

 

Adrian stand mit ungewöhnlich ernstem Gesicht vor mir. Sonst hatte er meist noch ein Lächeln für mich gehabt, egal wie schlecht es ihm ging. Er kam gerade von einem weiteren Termin bei seinem Arzt, wie immer hatte er mich nicht mitnehmen wollen. Auch wenn ich ihn gerne dabei unterstützen würde, ich hatte es ihm regelmäßig angeboten.

Nun legte er seine warme Hand an meine Wange und ich kuschelte mich aus einem Reflex heraus an sie. Meine Augen fielen automatisch zu, als ich diesen Kontakt zwischen uns genoss. Es tröstete mich, obwohl ich derjenige sein sollte, der ihm Trost spendete. Adrian konnte so unglaublich stark für andere sein und jetzt wollte ich stark für ihn sein, ich wusste nur nicht ob ich das auch schaffte. Ich fühlte mich unglaublich hilflos, weil ich nicht wusste, was ich für ihn tun konnte.

„Hör mir … jetzt gut zu, … Kian“, seine Worte rissen mich aus meinen Gedanken, meine Augen flogen auf, die Stimme war so rau und gequält. Ich hatte ihn schon seit Wochen nicht mehr so viel sprechen gehört. Auch wenn das hier nur ein Satz gewesen war und er wollte noch mehr sprechen, stellte ich überrascht fest.

„Der Doktor hat gesagt, … der Schaden ist … groß, sie werden operieren, … aber … wahrscheinlich wird … das nur die … Schmerzen beheben.“ Bei diesen Worten brach ich in Tränen aus, was er sagte, klang wie unser Horrorszenario, deswegen hatten wir nicht wirklich über die Folgen gesprochen. Ich hatte es mir nicht ausmalen wollen, aber natürlich hatten wir beide daran gedacht. Alles in mir wollte ihn in die Arme schließen, doch er hielt mich mit beiden Händen sanft auf Abstand. Die Tränen verschleierten meinen Blick, ich versuchte ihn irritiert anzuschauen um zu verstehen, warum er mich nicht näher heran ließ.

Als ich ihm halbwegs durch meine Tränen hindurch in die Augen sah, lächelte er mich an. „Ich liebe dich“, formte er mehr mit den Lippen, als das ich ihn hören konnte.

Wenn ich davor geweint hatte, dann vergoss ich nun Sturzbäche. Ich schluchzte laut, obwohl ich ihn gleichzeitig einen Idioten schimpfen wollte.

Jetzt gab er nach, wir lagen uns in den Armen. Eine seiner Hände fuhr mir durch die Haare, während ich weiter unrühmlich Rotz und Wasser vergoss.

 

Es verging eine gefühlte Ewigkeit in der wir so da standen, bis sich in meinem Kopf ein Gedanke formte, der mich ruhiger werden ließ. Ich wollte doch für ihn stark sein! So konnte ich das allerdings nicht.

Mit der linken Hand fuhr ich mir über das Gesicht um die letzten Tränen aufzuhalten. Wenn ich nicht stark sein konnte, dann durfte ich ihn zumindest nicht auch noch belasten. Vorsichtig löste ich mich aus unserer Umarmung, griff mir ein paar wichtige Sachen und verschwand mit einem „Mach‘s gut“ aus der Tür.

Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte, doch mir würde schon etwas einfallen.

Diese Heulsuse sollte er vorerst nicht mehr trösten müssen.



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