Zum Inhalt der Seite

Wrecked

Soukoku
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Everything reminds me

Der Wind peitscht den Regen gegen meine Wangen als wir dem letzten Feind am Hafen gegenüber stehen. Eines unserer besetzen Schiffe wurde angegriffen und der Boss hat uns beide hergeschickt, um das zu klären. Mein Blick schweift zu dir rüber. Während ich auf einem der Container hocke und alles von oben beobachte, stehst du am Pier, die Hände in den Hosentaschen. Du hast deinen Hut tief nach vorn gezogen, was zumindest dein Gesicht eine wenig vor dem forschen kühlen Nass von oben schützt. Du hast ihn auch nicht abgesetzt oder gar verloren, als du du die knapp 20 Mann, die wir hier angetroffen haben, in den Boden gestampft hast. Ich habe dich dabei beobachtet, wie du ohne große Anstrengung durch die Luft gesaust bist und Einen nach dem Anderen, schön der Reihe nach, außer Gefecht gesetzt hast. Wie immer, war ich vollkommen überflüssig an deiner Seite, stelle ich lächelnd fest.

„Du weißt, warum du noch stehst?“, zischst du und der dunkelhaarige Kerl vor uns zuckt zusammen. Er steht knapp 30 Meter vor uns, mit dem Rücken zu einer Lagerhalle. „Sag deinem Boss, er soll sich nicht in die Geschäfte der Hafenmafia einmischen. Beim nächsten Mal schicken wir keinen Boten mehr nach Hause.“ Deine Stimme ist von Wut erfüllt. Auch wenn du sicher Spaß am Kämpfen hast, so kannst du es gar nicht leiden, wenn sich jemand mit der Hafenmafia anlegt. Für dich ist diese Organisation etwas wie eine Familie und wer sich mit der Familie anlegt, wird Blut spucken.

„J-Ja.. Das mache ich.“, kommt es mit wackliger Stimme aus seinem Mund und hebt zögerlich die Hände. In seiner rechten Hand entdecke ich einen Gegenstand.

„Pass auf!“, rufe ich und du gehst sofort in Verteidigungshaltung. „Das ist ein Zünder...“, stelle ich fest. Eine Bombe? Aber wo... Noch ehe ich mich umsehen kann, bemerke ich wie ihn dein rotes Licht umgibt. Dennoch, auch wenn der Wind wütet, kann ich das verheerende Piepsen hören.

Die Erde erzittert und der Kran zu meiner linken beginnt sich zu bewegen. Ich wende den Kopf, stelle fest, dass sein Fundament von Rissen durchzogen ist. Schon jetzt ist zu erkennen, dass der Boden unter ihm so sehr beschädigt ist, dass er ins Meer stürzen wird. Knackende Geräusche bestätigen meine Schussfolgerung und er beginnt sich Richtung Wasser zu neigen. Ich verstehe nicht ganz, was das soll. Was haben sie davon den Kran zu versenken? Eine weitere Explosion reißt mich aus den Gedanken und ich sehe schnell in die Richtung der Detonation. Das Gebäude neben uns beginnt zusammen zu brechen, erste Trümmer stürzen bereits herab, auf dich zu.

„Chu...!“, will ich deinen Namen rufen, da spüre ich, wie es mir den Boden unter den Füßen wegreißt. Ich schlage unsanft auf den Container unter mir auf, werde mit hoher Geschwindigkeit am Bein in Richtung Wasser gezogen. Was zum...? Alles geht verdammt schnell. Noch während ich vom Container stürze, erkenne ich, dass ein Seil um meinen linken Knöchel gewickelt ist. Ich folge ihm mit den Augen, bis ich erkenne, dass das andere Ende am Kran befestigt ist. Mit lautem Getöse und einer riesigen Welle schlägt der Kran einen tiefen Krater ins Wasser und beginnt augenblicklich zu versinken. Ich versuche meinen Fuß zu erreichen, doch mein Sturz lässt mich gegen einen weiteren Container knallen, dass mir kurz die Luft wegbleibt. So kann ich nichts dagegen tun, dass mich der riesige Stahlkoloss hinter sich her ins Wasser reißt. Kurz bevor ich versinke, sehe ich einen Mann am Ufer, dicht an den Container auf dem ich gestanden hatte gelehnt, der mir mit großen Augen nachsieht. Ein weiterer Feind? Zumindest trug er die gleichen Klamotten wie die anderen. Ob er es war, der mich in diese Falle gelockt hat...? Die Explosion war eine Ablenkung. Ich beiße fest die Zähne zusammen. So ein Mist, sie haben mich ausgetrickst! Wütend versuche ich nach meinem Bein zu greifen, doch der Wasserdruck ist zu hoch. Ich werde zu schnell nach unten gezogen als dass ich mich dem entgegen stellen könnte. Meine Ohren schmerzen und ich merke, wie das Wasser beginnt auf meinen Körper zu drücken. Ich halte mir Mund und Nase zu, um nicht ungewollt auszuatmen. Es dauert einen Moment, da merke ich, dass der Kran auf den Grund schlägt. Das ist meine Chance! Ich neige mich runter, befreie meinen Fuß mit wenigen Handgriffen und sehe auf, in Richtung Oberfläche. Ich... bin verdammt tief gesunken. Ein mulmiges Gefühl macht sich in deiner Brust breit als mich die Erkenntnis trifft. Ich werde es nicht schaffen die Oberfläche zu erreichen. Selbst wenn ich mich beeile, so reicht die schon fast vollständig verbrauchte Luft in meiner Lunge nicht für diesen Weg aus. Was soll ich tun? Eine Druckwelle trifft mich, lässt mich im Wasser hin und her schwanken. Das warst du, ich bin mir sicher. Du kämpfst da oben. Waren es etwa doch nicht alle Feinde, die wir ausgeschaltet haben?! Ich beginne nach oben zu schwimmen, auch wenn ich es besser weiß. Ich will nicht, dass es so endet. Ich will nicht aufgeben. Das würdest du auch nicht. Und ich will dich erreichen. Ich will nicht hier sterben! Meine Lunge zieht sich zusammen. Ich bin schon ein ganzes Stück aufgestiegen, doch es scheint noch endlos weiter zu gehen, ehe ich dich erreiche. Wieder schiebt mich Druck zur Seite und wieder motivierst du mich weiter zu kämpfen. Ich schiebe mich durch die Wassermassen, strecke die Hand dem Licht entgegen, doch die Oberfläche scheint unerreichbar. Mein Blick beginnt sich zu trüben, die Ohren rauschen etwas leiser. Du wirst kommen, um mich zu holen oder? Doch selbst, wenn du jetzt ins Wasser springen würdest, wäre es wohl zu spät für mich, denn der Sauerstoff in meiner Brust ist aufgebraucht. Trotzdem wünsche ich mir dich herbei. Wenn ich schon sterben muss, dann wäre es schön, wenn du an meiner Seite wärest. Chuya... Gerade als ich die Augen schließen möchte, sehe ich das mir so vertraute rote Licht, welches mit einem riesigen Schlag ins Wasser schießt. Chuya. Ich strecke mich dir entgegen, doch kann ich nicht aufhalten, dass die Dunkelheit mich überkommt.

Ich spüre einen Druck an meinen Wangen, dann auf den Lippen und plötzlich kann ich einatmen. Ich reiße die Augen auf und erkenne dich, wie du vor mir im Wasser schwebst. Deine Hände sind fest an meinen Kopf gedrückt und dein Mund liegt auf meinem. Durch deine geöffneten Lippen strömt die so verzweifelt ersehnte Luft in meine Lunge und mein Blick klärt sich augenblicklich. Ich sehe dich überrascht an als du dich von mir entfernst, da packst du mich am Kragen und ziehst mich mit dir hinauf. Dein Körper leuchtet rot, du hast dich mit deiner Fähigkeit leichter als das Wasser gemacht, was uns starken Auftrieb verschafft. Es knackt in meinen Ohren und ich schlucke unwillkürlich. Die Oberfläche nähert sich uns stetig doch ich spüre bereits, dass mich meine Kräfte wieder verlassen. Ich versuche meine Sinne beisammen zu halten, doch mein Geist driftet davon...
 

Ein Dröhnen liegt über meinen Ohren, doch dringt eine stark gedämpfte Stimme an sie heran. Zwei Silben, die sich immer wiederholen. Deine Stimme. Du... rufst meinen Namen. Ein Druck auf meiner Brust bewegt meinen regungslosen Körper hin und her. Ich höre dich... Ich spüre dich... doch ich kann mich nicht bemerkbar machen. Jetzt fühle ich sogar den Regen auf meinem Gesicht. Dann verwindet er. Stattdessen spüre ich deinen zärtlichen Kuss. Ein Reflex lässt mich ausatmen, was mich sofort in einen unkontrollierten Hustenanfall überleitet. Keuchend schnappe ich nach Luft, spüre wie das Leben zurück in meinen Körper schießt. Du fasst meine Schultern, hebst meinen Oberkörper in deine Arme. Als ich die Augen öffne, sehe ich in dein besorgtes Gesicht. Du hältst meinen Kopf in der Armbeuge und tätschelst mit der anderen Hand meine Wange, während Wassertropfen deine roten Haare hinunterlaufen und auf mich nieder fallen. Erleichterung schießt in deine Gesichtszüge als ich dich schwach anlächle. Dann schenkst du mir einen Blick, der tief in mein Herz fährt. Deine sanften Augen, ein winziges, doch warmes Lächeln. Du siehst mich an, wie etwas sehr kostbares, als wäre ich wertvoll. So hat mich noch nie jemand angesehen. Ein wohliges Kribbeln breitet sich in mir aus. Dieses Gefühl ist mir neu. Du hebst mich an, schmiegst deinen Kopf gegen meinen während du mich fest an dich drückst. Ein tiefes Seufzen dringt an mein Ohr.

„Du hast mir nen riesen Schreck eingejagt, Idiot.“, murmelst du in mein Haar und ich lache leicht auf, erfreut über deine Sorge.

„Tut mir leid.“ Meine Stimme ist kratzig.

„Schon gut.“, konterst du sofort, atmest durch. „Alles ist gut.“

Ich lächle, fühle mich sicher in deinen Armen. Geborgen. „Du hast die platt gemacht oder?“

Du zuckst. „Natürlich, was denkst du denn?“, grummelt du, lässt mich nicht los. „Alle drei.“

Drei waren es also noch, die dich aufgehalten haben. Dann hast du mich gerettet. „Danke.“

„Halt die Klappe, Idiot.“, knurrst du und festigst deinen Griff.

Ich lasse mich von dir halten, genieße einfach deine Nähe, während der Regen auf die Container prasselt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück