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Der Überfall

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohes, neues Jahr, allerseits.
Wie kann man besser ins Jahr starten, als mit etwas zu Lachen?
In diesem Sinne: Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Es ist früh am Morgen. Die Sonne ist gerade aufgegangen, als sich drei Mädchen auf den Weg über den Schulhof der Kitahara zum kleinen Clubhaus der Kickers machen.

„Oh, ich bin ja so aufgeregt!“, juchzt Wane und klatscht die Hände zusammen, „Was Mario wohl für ein Gesicht machen wird?“

„Ja, so geht es mir auch. Ich konnte fast die ganze Nacht nicht schlafen“, stimmt Ann ihr zu, während sie eine prall gefüllte Tasche über ihrer Schulter trägt.

„Ihr nervösen Küken“, beschwert sich Ellen, „wenn wir uns nicht beeilen, sind die Jungs zum Morgentraining vor uns da. Und dann war‘s das mit der Überraschung.“

„Glaubst du wirklich, dass sie heute früh gleich wieder trainieren? Gestern haben sie doch zum ersten Mal ein Spiel gewonnen. Meinst du nicht, dass man da zur Feier des Tages das Morgentraining ausfallen lassen kann?“

„So wie ich die Kickers kenne, denken sie wahrscheinlich nicht einmal daran, das Training ausfallen zu lassen“, erklärt Ann, „und genau für diese Einstellung werden wir sie belohnen und ihnen mit unserem selbstgemachten Transparent zu ihrem hart erkämpften Sieg gratulieren.“

Inzwischen sind sie am Clubhaus angekommen. Vorsichtig öffnet Wane die Schiebetür. Niemand ist da. Glück gehabt. Sofort verteilen sich die Mädchen im Raum auf der Suche nach dem besten Platz, um ihr Glückwunsch-Transparent aufzuhängen.

Ellen geht am großen Tisch in der Mitte vorbei zu jener Wand, an der auch Mario seinen Spind hat. Unauffällig beäugt sie von dort aus ihre Freundinnen. Sie musste einen unbeobachteten Moment abpassen, dann konnte sie ganz schnell den Liebesbrief aus ihrer Hosentasche in seinem Spind verstecken. Diesen Brief hatte sie gestern Abend geschrieben und die ganze Nacht unter ihrem Kopfkissen verwahrt. Mario sollte endlich wissen, dass sie, Ellen, ihn viel mehr liebte als die beiden anderen zusammen. Nein, dass Ann und Wane nur oberflächliche Gefühle für ihn hätten, wohingegen sie ihn wahrlich und bedingungslos liebte.

„Oh schaut mal, hier ist ein Zettel mit Spielergebnissen anderer Mannschaften. Den hat bestimmt Mario geschrieben“, quiekt Wane gerade an der gegenüberliegenden Wand.

Sofort ist Ann bei ihr. „Zeig her! Oh ja, das ist seine Schrift. Die erkenne ich sofort. Es ist die schönste und sauberste Schrift, die ich kenne.“

Ellen wendet sich schnell dem Spind zu. Das ist der Moment, auf sie gewartet hat. Sie hat die metallene Tür bereits einen Zentimeter geöffnet, da fällt ihr Blick auf etwas, das unter dem Schrank hervorlugt.
 

„Also hängen wir das Transparent an dieser Wand auf?“, überlegt Wane. „Hier ist am meisten Platz.“

Doch Ann schüttelt entschieden den Kopf. „Aber nein, dort sieht es Mario… äh ich meine die Jungs doch gar nicht, wenn sie hereinkommen. Wir müssen es dort drüben anbringen. Was meinst du Ellen?“

„Ellen?“

Doch Ellen antwortet nicht. Stock und steif steht sie vor Marios Spind und schaut auf ihre Füße. Ann und Wane sehen einander fragend an. Ellen hat die Schultern eigenartig hoch gezogen und ihre Hände krampfhaft vom Körper abgespreizt. Wane könnte schwören, dass selbst einige Haare ihrer Freundin zu Berge stehen.

Vorsichtig kommt Ann um den großen Tisch herumgelaufen und stellt sich neben die stumme Ellen.

„Was ist denn los mit dir?“, fragt sie.

Ohne sich weiter zu rühren, dreht Ellen die Augen in Anns Richtung. In ihnen liegt ein Ausdruck purer Panik.

„Mhhh“, bringt sie hervor.

„Was?“ Ann versteht kein Wort.

„Mhhmhh“, macht Ellen noch einmal und deutet mit einem Finger auf den Boden.

Langsam folgen Anns Augen in die angedeutete Richtung.

Für eine Sekunde ist es totenstill im Clubhaus.
 

„WAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!!!!“
 

Mario zuckt erschrocken zusammen. Das kam aus ihrem Clubhaus! Ohne zu zögern sprintet er los, überwindet die letzten Meter in einem Atemzug und reißt die Tür auf. Ungläubig starrt er auf das Bild, das sich ihm bietet:

Mitten auf dem Tisch sitzen die drei Mädchen des Kickers-Fanclubs, die Füße panisch angezogen, die Hände verängstigt vor die Münder gehoben und starren ihn mit schreckgeweiteten Augen an.

„Ma…Ma…Mario!“

„Gott sei Dank!“

„Unser Retter!“

Für einen Moment erwidert fragend er ihren entsetzten Blick, dann hebt Wane eine zittrige Hand und deutet auf den Boden vor sich.

„Ei…ein…ein… Monster“, quiekt sie.

„Mario, tu was!“, ruft Ann und bricht sogleich in Tränen aus.

In Marios Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ein Monster? In ihrem Clubhaus? Was ging hier vor?

„IEEEEEEEEEKKKK!!!“, schreit es erneut vom Tisch herunter. „Da kommt sie wieder!“

Marios Augen huschen über den Boden. Dann muss er schlucken: Hinter dem Korb mit den Bällen, der eine Ecke des Häuschens einnimmt, erscheinen mehrere, schwarze dünne Beine. Er spürt, wie sich seine Nackenhaare aufstellen. Mit schnellen, abgehackten Bewegungen läuft eine handtellergroße Spinne in den Raum hinein, wartet kurz und setzt dann im Zickzack ihren Weg Richtung Tisch fort.

„Da ist sie, da ist sie!“

„Sie kommt!“

Kreischend zappeln die Mädchen auf dem Tisch. In Marios Ohren klingelt es. Er kann gerade nicht sagen, vor wem er mehr Angst hat.

„Jetzt hört aber auf! Das ist doch nur eine Spinne!“, sagt er laut, doch insgeheim ist diese Aussage auch an ihn selbst gerichtet. Hätte es nicht eine Schlange oder wenigstens ein Skorpion sein können, der sich in ihr Clubhaus verirrte? Warum musste es ausgerechnet solch ein achtbeiniger Albtraum sein? Seit er klein war, hatte Mario Angst vor Spinnen. Und dieses Exemplar hier war der Inbegriff aller Albträume: Riesig, und wenn sich seine abgespreizten Beine über den Holzboden bewegten, konnte man sogar ein deutliches Klackern hören. Er nimmt all seinen Mut zusammen und tritt dem Monster entgegen.

Die Spinne hält inne. Als würde sie die neue Gefahr erkennen, hebt sie die beiden vorderen Beine und bewegt sie drohend nach links und rechts.

Über Marios Rücken läuft ein kalter Schauer.

„UAAAAAAA! Rette uns Mario!“

Bevor er begreift, wie ihm geschieht, fällt ihm Wane schreiend von hinten um den Hals. Hatte ihn eben nur die Spinne paralysiert, so war er nun gänzlich vor Schock gelähmt.

„Heee“, beschwert sich sogleich Ellen von Tisch herunter, „Du willst hier nicht als einzige gerettet werden!“ Die Gefahr vom Boden völlig ignorierend, klettert sie vom Tisch und zerrt entschlossen an ihrer Freundin.

„Habt ihr den Verstand verloren?“, übertönt Anns Stimme das Zetern der anderen Mädchen, „Achtet lieber auf die Spinne. Wo ist sie jetzt?“

Auch Mario erwacht sofort wieder zum Leben. Hektisch sucht er mit den Augen über den Boden. Er wird fündig, als er den Kopf zur Gänze gesenkt hat und geradewegs an sich nach unten schaut. Das Monster sitzt direkt zwischen seinen Schuhspitzen und betastet interessiert das Leder. Mario hält kurz die Luft an. Was sollten die Mädchen von ihm denken, wenn er jetzt…..

„WAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!“

Wieder erzittert die kleine Hütte unter einem -diesmal vierfachen- Schrei.

Mario hat sich mit einem beherzten Sprung zur Seite sowohl von der klammernden Wane als auch von der neugierigen Spinne befreit. Unter dem Geschrei der Mädchen umrundet er einmal schwer atmend den Tisch. Seine Augen sind unablässig auf den Boden geheftet. Er wollte nicht noch einmal von diesem Monster überrascht werden. Doch das Tier sitzt immer noch an der gleichen Stelle, an der Marios Füße bis eben gestanden hatten. Suchend tastet es wieder mit den langen, schwarzen Vorderbeinen vor sich her. Probehalber stapft Mario fest mit einem Fuß auf.

„Verärgere sie nicht, biiiitteeeee.“, wimmert es vom Tisch.

Er rollt genervt mit den Augen.

„Ihr bleibt schön dort oben sitzen, dann passiert euch auch nichts“, befiehlt er im Kapitänston.

Die Mädchen nicken unisono. Mit glänzenden Augen und pochenden Herzen sehen sie ihrem Retter nach, wie er sich nun dem wilden Tier entgegen stellt.

Doch die Spinne denkt gar nicht daran, Angst zu haben. Erneut hebt sie bedrohlich die Beinchen.

PAFF! Mario tritt laut auf den Boden. Ruckartig springt die Spinne vor. Wieder landet sie kurz vor seinen Zehenspitzen. Darauf war er nicht vorbereitet.

„UAHHHH“ Mario taumelt zurück, bis er an den Tisch stößt. Mit ausgebreiteten Armen sucht er Halt hinter sich.

„Mariooooo“, tönt der Chor hinter ihm. Rasch fasst er sich, dreht die Handflächen schützend vor die Mädchen und versucht möglichst selbstsicher auszusehen.

„Keine Angst. Euch passiert nichts.“

Er erntet verängstigtes Nicken.

Mit zusammen gebissenen Zähnen prüft Mario seine Optionen. Was für ein tückischer Gegner.

Langsam schleicht er sich seitlich an dem Tier vorbei, weiter ins Innere der Hütte. Die Spinne rührt sich nicht. Als er sicheren Abstand gewonnen hat, beginnt er wieder zu stampfen. Er will sie zur Tür hinausscheuchen. Um keinen Preis der Welt würde er sie anfassen. Die Spinne zuckt, läuft 30 Zentimeter vor, dann wieder zurück. Ihre ruckartigen Bewegungen lassen Mario das Blut in den Adern gefrieren. Doch er macht weiter, schon allein um die Mädchen zu retten.

„Ich helfe dir!“, ruft Ann plötzlich und klettert todesmutig vom Tisch.

Unter Marios entsetztem Blick baut sich das kleine Mädchen unmittelbar vor der Spinne auf und stampft ebenfalls hart mit dem Fuß auf. Er hatte sofort gewusst, dass das keine gute Idee war. Wie eben, dreht sich das Tier zu seinem neuen Gegner um und springt mit einem großen Satz auf Ann zu. Das Mädchen stößt einen panischen Schrei aus und hebt schützend die Hände vors Gesicht. Da packen sie zwei kräftige Arme und bringen sie mit einem schnellen Sprung zur Seite in Sicherheit. Zaghaft öffnet Ann wieder die Augen. Scheu blickt sie auf in das Gesicht ihres Retters.

„Alles in Ordnung?“, keucht Mario nah an ihrem Ohr. Besorgt mustert er sie. Anns Wangen sind von einer leichten Röte überzogen und ihre Augen blicken ihn glasig an. Unter seiner Hand kann er ihren heftig pochenden Herzschlag spüren.

„Mario“, haucht sie.

Plötzlich ist er wie erstarrt.

Ihr Herzschlag. Unter seiner Hand.

Sein Blick wandert ungläubig hinab zu seinen Fingern. Sie liegen breit gespreizt um Anns beginnenden Brustansatz herum.

Was das Monster auf dem Boden nicht geschafft hat, schafft nun diese Situation: Ihm bricht der kalte Schweiß aus.

„Mario!“, kreischt es empört hinter ihm und bevor er Ann loslassen kann, landet Ellens ausgebreitete Handfläche auf seiner Wange. „Wie kannst du nur?“

Auf der anderen Seite zerrt Wane die überraschte Ann von Mario weg. „Wie schamlos, von dir Ann! Dich mit so miesen Tricks einfach in Marios Arme zu werfen!“

Marios Herz schlägt ihm immer noch bis zum Hals und das Gezeter der Mädchen lässt es in seinen Ohren klingeln. Da zieht eine Bewegung auf dem Boden wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Spinne krabbelt seelenruhig an ihnen vorbei Richtung Tür.

Angespannt hält er den Atem an. Würde sie von selbst hinauslaufen oder es sich im letzten Moment doch anders überlegen und zurückkommen?
 

Da greift eine Hand in den Türrahmen.

„Guten Morgen“, gähnt Gregor und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Er tritt ins Clubhaus und hebt verwundert den Blick. „Was ist denn hier los?“

Auf und um den Tisch stehen die drei Mädchen vom Fanclub, jede von ihnen umfässt entweder eine ihrer Freundinnen oder Mario, der mit ausgebreiteten Armen vor dem Grüppchen steht und anscheinend vor etwas beschützen will. Alle vier starren mit großen Augen auf Gregors Füße.

Fragend folgt er ihren Blicken und spürt plötzlich etwas seltsames unter seinem rechten Schuh.

„Oh“, entfährt es ihm, als er Fuß hebt und eine platte, tote Spinne von der Sohle herabsegelt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Moorleiche
2022-07-24T11:57:17+00:00 24.07.2022 13:57
Du hast da wunderbar witzig meinen Lebensgefährten beschrieben. XD Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen.
Von:  Mayachan_
2022-04-30T18:12:47+00:00 30.04.2022 20:12
😂😂 Einfach super 👍👍👍👍
Antwort von:  Centranthusalba
30.04.2022 21:43
Danke ☺️
Von:  Devilvegeta
2022-01-02T10:42:45+00:00 02.01.2022 11:42
🤣🤣🤣🤣
Na wie kam es denn zu der Idee für diese Geschichte ? Wirklich sehr gut geschrieben ^^ ich muss immer noch Lächeln. :)
Der arme Mario der stark sein muss und selbst Angst hat. Und dann noch diese mutige Spinne, die sich den vier Teenager entgegenstellt😂😂😂😂

Gregor aus Retter in der Not der nicht mal weiss, dass er ein Held ist :)))
Super Geschichte :*
Antwort von:  Centranthusalba
02.01.2022 19:55
Jaaaa, das entsprang tatsächlich einer wahren Begebenheit.😆
Zu Weihnachten öffnete ich nichtsahnend die Tür zu unserer Speisekammer und mein eigener Schreckensschrei (hey, sie war wirklich groß!) hat mich an die drei Mädels erinnert. Der Rest kam dann quasi von selbst.😄😄😄
Gregor ist so verpeilt, dass er noch nicht einmal merkt, dass er der Held ist.🤪

Danke dir *___*
LG
Rike
Von:  Tasha88
2022-01-01T16:23:17+00:00 01.01.2022 17:23
Und der tatsächlich Retter ist:
GREGOR

Oh Rike, ich kann nicht mehr - ich muss seit gestern schon ständig lachen, wenn ich diese Bilder vor meinem inneren Auge sehe. Mario, der laut schreit, weil er auch Angst vor der Spinne hat - und trotzdem versucht die Mädels zu retten - der Retter in der Not -- sorry, ist trotzdem Gregor ...

aber ganz ehrlich, bei einer Handteller großen Spinne wäre ich auch raus - und tatsächlich habe ich mit so einem Exemplar mal geduscht ... nicht hier, irgendwo in der Südsee ... und da war ich wirklich raus ... wirklich ... ihhh, jetzt graut es mich wieder >.<
vermutlich war die Spinne gar nicht so groß, oder? das hat sich Mario nur eingebildet :D

und das Ende mit Gregor ... irgendwie fehlt mir am Schluss noch ein Spruch von Gregor ... so was wie, wolltet ihr die gerade raustragen? oder so XD


trotzdem, sooo herrlich :D
danke, dass du die Idee zu Papier gebracht hast ;)

tatsächlich habe ich von Beginn bis Ende die Stimmen aus dem Anime gehört (die Küken ;) )
und natürlich fehlte mir Elsa, die von Mario gerettet wird ...aber da kommt mir doch die eine Idee - denn ich gehe davon aus, dass es in Zukunft Elsa ist, die Mario vor Spinnen retten wird ;)

so, und jetzt bis bald ^^

LIebe Grüße
Antwort von:  Centranthusalba
01.01.2022 17:24
Elsa, die Mario vor der Spinne rettet 😆😆😆 was für ein Bild!!!
Antwort von:  Tasha88
01.01.2022 17:29
hab dir gerade was geschickt :D
Antwort von:  Centranthusalba
01.01.2022 20:52
Übrigens bin ich auf die Idee, dass Mario wirklich Angst vor der Spinne hat, erst durch dich gekommen 😉. Ursprünglich wollte ich ihn nur Ekel empfinden lassen (meine Beziehung zu Spinnen), aber so ist’s natürlich noch besser. 😆
Antwort von:  Tasha88
01.01.2022 22:21
😂😂😂 Also ich bringe dich auch gerne auf Ideen 😂
So ne ganz dumme Idee.... Wie wäre es mit Elsa x Mario? 😜


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