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Das Ende, der Anfang und die Zeit dazwischen

von

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Tokyo

This is almost the end! After this one there is only one more chapter ;D

Thank you very much for your comments!!!
 

*********************** 2016 ***********************
 

Kai war aus der Puste. Er wusste, dass er einfach langsamer laufen sollte, aber das war nicht möglich. Schließlich war er an dem ganzen Unheil schuld. Naja, zumindest mitschuld.

Trotzdem machte es keinen Sinn im Stechschritt durch Tokyo zu rasen. Sie befanden sich bereits seit Helsinki in dieser Situation. Das war eine Woche her. Da machten diese paar Minuten wohl keinen Unterschied mehr. Abgesehen davon, dass der ganze Ursprung des Problems schon drei Jahre her war!
 

Trotzdem konnte Kai nicht anders als sogar noch ein bisschen schneller zu werden, als die Fußgänger-Ampel endlich auf grün sprang. Uruha und Ruki waren schließlich seine Freunde und er wollte, dass sie glücklich waren. Außerdem war es als Band-Leader seine Aufgabe für Harmonie zu sorgen. Und nach Harmonie sah das in der letzten Woche nicht aus…

Kai lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er daran dachte, wie sich die beiden die letzten Tage verhalten hatten. Ihm war direkt an dem Abend in Helsinki aufgefallen, dass etwas nicht stimmte, aber hatte es auf den Alkohol und die Müdigkeit geschoben. Am nächsten Morgen dachte er, die beiden hätten einen Kater und wären deshalb so still und mürrisch.

Nur wurde ihr Verhalten nicht besser.
 

Ruki und Uruha hatten selbst beim Tourfinale in Moskau kein Wort miteinander gewechselt und auch den anderen Bandmembern meistens die kalte Schulter gezeigt. Wenn einer der beiden dann doch mal das Wort ergriffen hatte, dann kam von dem anderen oft ein Augenrollen oder ein abfälliges Schnauben.

Und die Todesblicke! Kai wusste nicht, ob er einen solchen Blick überleben könnte. Zu allem Überfluss hatte er das Gefühl, dass die ganze Situation nur noch schlimmer wurde. Auf dem Rückflug nach Japan hatte Uruha so ausgesehen als ob er gleich explodieren würde und Ruki hatte Aoi fast den Kopf abgerissen, als er ihn gefragt hatte, was eigentlich los sei.

Seitdem hatte niemand das Thema noch einmal aufgegriffen, aber Kai konnte es nicht ruhen lassen. Ständig hatte er sich Gedanken darüber gemacht. Und letztendlich war der Geistesblitz gekommen. Er hatte ihn regelrecht zu Boden geworfen und seine Augen geöffnet. Höchstwahrscheinlich. 100 % sicher war er sich nicht, aber er musste es einfach wissen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er richtig lag, war sehr groß.
 

Das Haus, in dem sich auch Rukis Apartment befand, kam in Sicht und nach ein paar weiteren endlos langen Minuten öffnete er endlich die Eingangstür zum Apartmentkomplex. Es dauerte ihm viel zu lange, bis der Aufzug kam, also stieg er die paar Treppen zu Rukis Wohnungstür nach oben. Er hörte dumpfe Musik durch die Wohnungstür. Harte, aggressive Musik. Na toll, wahrscheinlich nicht gerade der beste Moment, um mit Ruki zu reden, aber wann war denn schon ein guter Moment für sowas? Er hatte es echt verkackt und musste es jetzt wieder geradebiegen. Das war doch auch irgendwie seine Aufgabe als Leader. Und als Bandkollege. Und als Freund.

Er hatte keine Ahnung, ob er das wieder gradebiegen konnte oder ob es dafür nicht schon längst zu spät war, aber es konnte nicht so weitergehen, wie es die letzten paar Tage ging. Das war nicht auszuhalten! Und auch nicht fair den beiden gegenüber.
 

Kai holte nochmal Luft, versuchte seine Atmung zumindest etwas zu beruhigen und klingelte dann. Zuerst passierte gar nichts, also klingelte er nochmal. Jetzt hörte er, wie die Musik leiser gestellt wurde und sich die Tür öffnete. Ruki stand in seinen Hausklamotten, einem langen Shirt und einer lockeren Hose, in der Tür. „Hey“, sagte er nur kurz und sah ihn dann wartend an.

„Kann ich kurz reinkommen? Ich muss was mit dir besprechen.“ Kai nickte Richtung Wohnung, zu der Ruki ihm den Zugang versperrte.

„Wenn wieder um Uruha geht…“

„Ruki, bitte!“ Er wollte das jetzt nicht hier im Flur besprechen.

„Nee, dann kannst du gleich wieder gehen. Ihr müsst euch da echt nicht einmischen. Das klären wir alleine.“

„Tut ihr ja scheinbar nicht!“, rutschte es ihm ein wenig ungeduldiger raus als er sich geben wollte. Okay, das klang vorwurfsvoll. Dabei konnten die beiden das ja gar nicht richtig klären. Schließlich wussten sie ja gar nicht, was passiert war!

Ruki hatte scheinbar wirklich keine Lust auf ein solches Gespräch, denn als Antwort wollte er gerade wieder die Tür schließen. Da machte Kai einen Schritt nach vorne und schaffte es, sie aufzuhalten. „Ruki, ich hab Scheiße gebaut.“
 

*********************** 2013 ***********************
 

Kai seufzte und starrte völlig verzweifelt auf das Blatt. Er konnte die Worte einfach nicht entziffern. Er trank einen weiteren Schluck Kaffee in der Hoffnung, das Koffein würde seine Sehstärke unterstützen. Natürlich war das nicht der Fall. Außerdem war das Problem nicht seine Augen, sondern die Schrift.

Er stöhnte und führte die Tasse wieder an den Mund. Er hatte sich eigentlich geschworen, dass er so spät am Abend keinen Kaffee mehr trinken würde. Das Versprechen hatte er sich allerdings vor dieser Welttour gegeben. Kai war bewusst, dass sie mit dieser Tour eine wunderbare Zeit und eine unglaubliche Gelegenheit hatten. Trotzdem würde er drei Kreuze und zehn Luftsprünge machen, wenn am nächsten Tag das Helsinki-Konzert vorüber war und sie sich danach wieder auf den Weg nach Japan befanden.

Und er hatte für den heutigen Abend nur noch eine Aufgabe und das war, die schreckliche Handschrift dieses Sängers zu lesen und dann konnte er endlich …
 

Kai ließ den Gedanken sofort fallen, als die besagte Person plötzlich in seinem Blickfeld auftauchte.

„Ruki!!“, rief Kai laut und ignorierte die Gäste des Hotelrestaurants, die sich alle zu ihm umdrehten. Was für ein Glück, dass er auf der Terrasse saß und von hier aus einen perfekten Blick auf den Hotelausgang hatte! Er winkte dem Sänger euphorisch zu, der sehr zögerlich dreinblickte und dann doch tatsächlich weitergehen wollte.

Das könnte ihm so passen…

„Hey! Ruki!!“

Der Angesprochene blieb sofort stehen und machte sich dann seufzend auf den Weg zu Kais Tisch. Dieser lächelte in sich hinein. Die Leader-Stimme funktionierte am Ende immer.
 

„Kannst du vielleicht noch lauter brüllen?“, war dann die genervte Begrüßung mit welcher der Drummer allerdings schon gerechnet hatte.

„Ja, kann ich und das weißt du auch. Setz dich kurz.“

„Kai, ich hab jetzt eigentlich keine Zeit. Ich muss los.“

„Dann hör auf zu nörgeln und setz dich hin. Ich brauch deine Hilfe.“

Der Sänger seufzte theatralisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Was is?“

„Ich kann beim besten Willen nicht entziffern, was du da als Setlist aufgeschrieben hast. Kannst du mir bitte das Encore vorlesen? Sind das überhaupt Songs von uns?“

Der Sänger nahm den Zettel entgegen und las vor: „Shiver, Ruder, Linda.“

Kai sah seinen Gegenüber verblüfft an. „Das hast du dir doch gerade ausgedacht.“

„Nein Kai, so heißen unsere Songs wirklich.“ Ruki verdrehte die Augen und gab dem Leader den Zettel wieder zurück. „Wie lange sind wir jetzt schon in einer Band? Mittlerweile müsstest du unsere Handschrift wirklich lesen können.“

„An deine werd ich mich nie gewöhnen. Und an Uruhas auch nicht. Besonders wenn er unter Epiphanie leidet.“

„Unter was?“

„Epiphanie. Das ist…“ Kai musste schmunzeln als er an sein und Uruhas Gespräch auf einer der Pyramiden in Mexiko zurückdachte. Er war sich immer noch nicht ganz sicher, was der andere eigentlich genau damit gemeint hatte, aber wirklich viel Zeit, um das rauszufinden, hatte er auch nicht gehabt. Außerdem war das Gespräch zu einem viel spannenderen Thema abgedriftet.

„Ach, vergiss es. Nur der Künstlername seines Lovers.“ Er nahm einen der anderen Zettel auf dem Tisch in die Hand, der den Zeitplan für ihr Konzert in Helsinki enthielt, nahm aber aus den Augenwinkeln wahr, dass Ruki sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Im Gegenteil. Es schien als wäre der Sänger zu Eis erstarrt, so unbewegt sah er ihn an. „Was?“, brachte er schließlich raus.

„Nein, Epiphanie hat eigentlich was mit einer Gottheit zu tun oder so. Ich hab das nur kurz gegooglet, als Uruha das neulich erwähnt hat. Keine Ahnung, was er damit meinte. Vielleicht ist es ja doch der Name seines Lovers.“

„Wie kommst du drauf, dass er nen Lover hat?“

Kai legte den Zeitplan zur Seite. Ruki klang anders als sonst. Normalerweise interessierten ihn Gerüchte und Geschichten über die anderen Bandkollegen eher weniger. Er war der Meinung, jeder sollte tun, was er wollte, solange er die Band nicht offensichtlich in Gefahr brachte. Jetzt schien er aber tatsächlich Interesse an dem Thema zu haben. Vielleicht fielen für ihn „Beziehungen“ ja in die Kategorie „Gefahr für die Band“?

„Hats mir gesagt.“ Kai zuckte kurz mit den Schultern, aber Ruki starrte ihn nur an ohne einen Laut von sich zu geben. „Wärst du mit zu den Pyramiden gekommen, hättest dus aus erster Hand hören können! Aber ihr wart ja alle zu faul.“

„Er hat dir also gesagt, dass er eine Beziehung hat?“, fragte der Sänger erneut. Kai war kurz davor die Augen zu verdrehen. Er hatte wirklich andere Dinge zu tun, als Gerüchteküche zu spielen. „Nich Beziehung, aber schon… irgendetwas. Frag ihn doch… Hey!!“ Der Drummer schreckte zusammen, als Ruki plötzlich von seinem Stuhl aufsprang.

„Ich geh auf mein Zimmer“, teilte der Sänger mit kalter Stimme mit. „Und ich möchte nicht gestört werden.“

„Wolltest du nicht …“ Kai vergaß den Rest seines Satzes als Ruki ihm die Setlist aus der Hand riss.

„Die überarbeite ich auch nochmal.“

Der Drummer konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Ruki dann plötzlich wieder im Hotel verschwunden war. Eigentlich sollte er nicht zulassen, dass der Sänger jetzt noch etwas an der Setlist änderte, doch bei diesem Stimmungsumschwung blieb Kai lieber aus der Schussbahn.

Außerdem war es nicht das erste Mal, dass der Sänger einen dramatischen Abgang hingelegt hatte. Am besten war es dann, ein paar Stunden abzuwarten bis alles vorbei war.

Und auch wenn die Situation nicht weiter ungewöhnlich gewesen war, beschlich Kai ein mulmiges Gefühl, dass er den ganzen Tag nicht mehr losbekam.

Irgendetwas war schiefgelaufen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  QueenLuna
2022-02-20T20:17:25+00:00 20.02.2022 21:17
Oh Mann... Darf man Kai kurz kräftig schütteln? Da war sein Mundwerk doch zu lose und er denk ich drüber nach was er sagte, aber gut man kann ihm auch keinen wirklichen Vorwurf machen, schließlich konnte er ja nicht ahnen, zu was das Ganze führen würde. Also so richtig böse kann man ihm ja nicht sein und gut, dass er es 3 Jahre später wieder gerade biegen will. Gleichzeitig könnte ich auch Ruki schütteln dass er 2013 so überreagiert hat. Er hätte ja auch einfach mal Uruha danach fragen können, aber gut... Verletzter Stolz und so ^^ da kann man nur hoffen dass die beiden das jetzt endlich gebacken bekommen. Wiederum ist es gut zu wissen, dass beide auf ihre Art und Weise ein recht dazu haben dem jeweils anderen die Schuld zugeben.

Ich warte dann mal aufs letzte Kapitel ^^
Liebe Grüße
Luna


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