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Trust is everything

Wichtel Geschichte für Ral
von

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Chapter Five

 

Es war unmöglich, dass Eddie Gluskin überlebt hatte.

 

Dennoch war sich Waylon sicher, dass er den Gesang hörte, genauso wie Schreie, die darum bettelten, dass der Bräutigam sie doch gehen ließ. Dabei hatte er doch gesehen, wie Metallstangen sich durch den Körper gebohrt hatten.

 

Es war unmöglich, dass Eddie Gluskin überlebt hatte. Aber er hatte das Unmögliche offensichtlich überlebt.

 

Waylon lebte nur in den Lüftungsschächten, manchmal kam er nach draußen, aber nur um etwas Essbares oder Trinkbares zu finden. Nachdem Söldner-Team von Murkoff war das alles andere als einfach, er knabberte an harten Brotkanten, trank sicherlich dreckiges Wasser und wusste nicht, wie sein Körper das überlebte. Er fühlte sich nicht gesund, eher schwach. Die Verletzung an seinem Bein schmerzte den einen oder anderen Tag, manchmal fühlte er es gar nicht mehr. Die Schreie hörten auf, nicht so der Gesang.

 

Es gab scheinbar niemanden mehr, der sich hierher verlief, vielleicht waren sie auch alle tot.

 

Als er auf seinen bekannten Routen kein Essen mehr fand und noch weniger etwas zu trinken, musste er sich neue Wege suchen. Der Gesang vom Bräutigam hallte irgendwann nicht mehr durch die Gänge, also traute er sich, die bisher vermiedenen Wege zu nutzen.

Deutlich geschwächt kletterte er aus dem Lüftungsschacht in die Halle voller Leichen, die von der Decke hingen. Wo er beinahe auch gelandet wäre.

 

Waylon hatte das Zeitgefühl komplett verloren. Sein Körper wurde nicht mehr vom Adrenalin am Leben gehalten, vielleicht war auch der Hunger und der Durst zu groß.

Er zog sein verletztes Bein hinter sich her, fuhr mit einer Hand stützend über die Wände und versuchte auf alles zu achten, was er hören könnte. Es gab keine Schritte, kein Gesang, nicht einmal der Plattenspieler, den er damals gehört hatte. Vielleicht nahm er es auch einfach nicht mehr wahr?

 

Natürlich spürte er den Schwindel, der ihn langsam überkam. Aber er hatte gelernt, mit solchen Dingen umzugehen, immerhin wurde ihm mittlerweile sehr oft übel oder schwindelig

Er hörte keine Schritte und er hörte auch keine Stimme. Seine Sicht verschwamm leicht, aber dennoch... erkannte er etwas.

 

Mit halb geschlossenen Lidern betrachtete er schwarze Schuhe, sein Blick hob sich langsam über die langen Beine, hinauf zum breiten Oberkörper und dem Gesicht. Er sollte panisch davon rennen, schreien und um sich herum schlagen. Waylon erkannte das Gesicht vor ihm.

 

Oh, Darling“, hörte er die Stimme leise. „Du siehst sehr schwach aus.“

 

Er fühlte eine große, kühle Hand an seiner Wange, die sein Gesicht hochhielt.

 

Eigentlich müsste ich dich für die Vergangenheit... bestrafen. Aber...“ Die Stimme dröhnte förmlich in seinem Kopf, Waylon musste die Augen schließen, um nicht komplett verrückt zu werden. „Du machst mich schwach“, ein Seufzen drang aus der Stimme des Mannes vor ihm. „Komm her, Darling. Ich werde dir helfen.“

 

Waylon verlor den Boden unter seinen Fußen, er machte ein gequältes Geräusch, während seine Finger sich in Kleidung krallten.

 

Es wird alles gut, Darling“, hörte er die leise Stimme. „Ich kümmere mich um dich.“

 

 

~

 

 

Als Waylon aufwachte, tat ihm der Rücken vom Waldboden weh und sein linker Arm war eingeschlafen. Das Sonnenlicht, welches durch die Baumwipfel drang, tat in seinen Augen weh. Unwillig wirklich zu erwachen, drückte er sein Gesicht an Eddies Oberkörper. Er spürte die ruhige Atmung und genoss diesen... ja, friedlichen Moment. Die frische Luft um sie herum, das leise Rauschen des Flusses, die Wärme um ihn herum.

 

Nach einem Moment, löste er sich jedoch aus den Armen und setzte sich auf. Er richtete das Kleid wieder ordentlich. Durch die Nacht war einiges verschoben, vor allem dank der gierigen Hände von Eddie. Auch bei Eddie sah die Kleidung nicht so geordnet aus wie normalerweise.

 

Ihr Lagerfeuer war aus, nur noch schwarzes Holz war zu erkennen. Natürlich nicht zu vergessen, ihre Taschen mit allerhand Zeug, was Eddie gepackt hatte. Waylon legte das Laken über Eddie, nachdem er sich gelöst hatte, damit der Mann weiterschlafen konnte, währenddessen kramte er durch die Taschen, suchte nach einer weiteren Dose und einer Flasche mit Wasser. Er nahm sich den Topf vom Vorabend sowie die Schüsseln und Löffel, um diese im Fluss abzuwaschen. Waylon nahm sich einen Moment Zeit, um sich selbst zu erblicken – sein verschwommenes Spiegelbild. Es war schwer zu erkennen, ob er sich verändert hatte oder nicht.

 

Während er alles zum Trocknen hin stellte, suchte er in der näheren Umgebung nach etwas neuem Holz für ein Feuer. Von der Seite aus erkannte er schließlich, wie Eddie aufwachte. Der große Mann richtete sich auf und schien seine Kleidung zu ordnen, Waylon hatte ihn nie mit so schiefer Kleidung gesehen.

 

„...Hallo... Eddie“, es war nach wie vor seltsam, so aufzuwachen.

 

„Oh guten Morgen Darling!“, bekam er euphorisch zurück. „Brauchst du Hilfe, beim Feuer machen?“

 

Eddie kümmerte sich um das Feuer, auf welchem sie die Suppe wieder kochten und aufeinander verteilten. Das Essen war nicht lecker, aber es war seit Langem das Beste und... Waylon hatte nicht mehr so ein starkes Hungergefühl, seitdem er halbwegs regelmäßig Essen bekam.

Sie packten alles recht schnell wieder zusammen und mit Eddies Hand in seiner ließ er sich aus dem Wald hinaus führen, an den Rand der Straße, die Waylon gut kannte. Er war hier viele Male lang gefahren, er kannte noch die strengen Kontrollen am Eingang und die wiederholten Kontrollen, wenn er richtig ins Innere von Mount Massive gekommen war.

 

„Was willst du eigentlich machen, sobald wir in der Stadt sind, Darling?“

 

„Oh ich... weiß nicht genau“, antwortete Waylon nervös. Er hatte einen Gedanken im Kopf, aber den auszusprechen, wirkte jetzt gerade noch nicht richtig. „Wir könnten... schön Essen gehen, zum Beispiel.“

 

„Das ist eine großartige Idee“, meinte Eddie begeistert. „Wir suchen uns ein schönes Restaurant und werden dinieren, danach gehen wir in ein wunderschönes Hotel, mieten uns eine Suite und verbringen ganz viel Zeit nur miteinander!“

 

Wenn Eddie nicht ein Serien-Frauen-Mörder wäre, würde sich das alles wundervoll anhören, aber Waylon hatte andere Pläne, er wusste nur nicht, wie er diese umsetzen sollte. Er musste herausfinden, wie er die Polizei kontaktierte oder den Geheimdienst. So etwas stand sicher nicht in der Zeitung, aber er hatte auch nichts Technisches mehr bei sich. Außerdem war da noch Eddie, der an ihm hing.

 

„Das wird viel Geld kosten“, erwähnte Waylon, um das Gespräch aufrecht zu erhalten.

 

„Darum musst du dich nicht sorgen, Darling!“, verkündete der Bräutigam direkt. „Ich habe genug bei mir.“

 

Waylon wusste nicht, ob das die Wahrheit war, aber er sagte nichts dagegen. Vielleicht hatte Eddie ja wirklich Geld, immerhin hatte er viele Menschen getötet und einige davon hatten für Murkoff gearbeitet – Waylon wusste, wie viel man da verdient hatte. Es war mehr als genug, um ein Hotelzimmer zu mieten und hübsch zu essen, immerhin musste Murkoff einen Weg finden, um seine Mitarbeiter dazu zu bringen, dass sie nichts sagten und dennoch zur Arbeit kamen.

 

Sie verbrachten viel Zeit schweigend miteinander, Eddie ging immer sicher, zumindest eine Hand von Waylon zu halten, dass sie keiner Gefahr liefen, von einem Auto erfasst zu werden. Wobei hier wohl niemand mehr herum fuhr. Dieses Gebiet war geheim gewesen, man kam nicht so einfach auf diese Straßen. Waylon hoffte auch, dass keine Söldner mehr unterwegs waren.

Zwischendurch besah Waylon die Kette um seinen Hals. Er kam immer noch nicht darüber hinweg, dass sein Name darin eingraviert worden war. Es zeigte nur wieder, wie wichtig und ernst das alles für Eddie war.

 

Waylon sollte sich nicht schlecht fühlen, aber er tat es dennoch. Um sich davon abzulenken, suchte er nach lockeren Themen, die er ansprechen konnte. Er landete bei Themen, die er allesamt nicht ernst meinte, aber von denen er wusste, dass Eddie gerne darüber sprechen würde. Vielleicht könnte er auch etwas mehr von ihm in Erfahrung bringen?

 

„Also“, fing er langsam an und sah lächelnd zum anderen Mann. „Wie viele... Kinder möchtest du eigentlich haben?“

 

Eddie blieb plötzlich stehen und drückte Waylons Hand etwas fester. Der Software-Entwickler zweifelte kurz an dem, was er gesagt hatte – war das... doch etwas zu viel des Guten? Er leckte sich nervös über die Lippen, ehe er zurück zu Eddie sah.

 

„Alles okay, Eddie?“, fragte er vorsichtig nach.

 

„Du... du willst“ Eddie hörte auf zu sprechen, Waylon sah ihn verwirrt ihn. „Du willst wissen... wie viele Kinder ich haben möchte?“

 

„Nunja... Ja. So etwas sollte man immerhin besprechen als... Ehepaar.“

 

Der Bräutigam nickte hastig: „Da hast du natürlich Recht, Darling!“

 

Lächelnd strich er mit dem Daumen zaghaft über die Hand von Eddie und zog ihn sanft voran, damit sie weiter laufen konnten. Eddie folgte ihm glücklicherweise wieder.

 

„Ich weiß es nicht genau“, fing Eddie an zu reden. „Ich dachte immer, zwei Kinder wären perfekt, aber manchmal wünsche ich mir eine ganze Fußball-Mannschaft. Wie viele Kinder möchtest du denn haben, Darling? Immerhin... musst du sie austragen. Das wird nicht einfach für dich.“

 

Waylon konnte keine Kinder austragen, aber er würde mitspielen. „Zwei Kinder sind für mich ein Minimum. Ich liebe Kinder.“ Natürlich dachte er dabei, an seine zwei Söhne.

 

„Du wirst eine großartige Mutter“, hauchte Eddie ehrlich und blieb erneut stehen, dieses Mal allerdings nur, um seine freie Hand an die Wange von Waylon zu legen und ihn zu küssen. Sie hatten sich – vor allem letzte Nacht – schon so oft geküsst, dass es für Waylon komplett normal geworden war.

„Zwei Kinder. Und danach werden wir weitersehen.“ Schmunzelnd nickte er Eddie zu, ehe dieser ihn weiter zog. „Ich denke, ein Junge und ein Mädchen wären großartig, aber ich freue mich über alles, solange es gesund ist. Ich hoffe, die Kinder werden nach dir kommen, dann werden sie zu großartigen Menschen.“

 

„Eddie“, unterbrach Waylon den Mann. „Sie würden auch großartig werden, wenn sie nach dir kommen würden“, wandte er ein, wie ehrlich er das meinte, wusste er selbst nicht, aber er konnte das nicht hören. Mittlerweile war es auch nicht mehr so schwierig – weder sich mit Eddie zu unterhalten, ihn zu berühren, noch positive Dinge anzuerkennen. „Ohne dich, wäre ich sicherlich schon lange gestorben. Du bist so fürsorglich und liebevoll und so viele Dinge machen dich glücklich.“

 

„Oh, Darling“, lachte Eddie herzlich auf. „Du hebst mich in den Himmel, dabei gibt es dafür keinen richtigen Grund. Du bist das Licht in meinem Leben.“

 

Waylon hoffte wirklich, dass Eddie darüber hinwegkommen würde, wenn das Licht seines Lebens verschwand. Auch wenn er sich schon jetzt wirklich schlecht fühlte. Er lächelte dem Bräutigam einfach zu: „Okay, was für Namen schweben dir vor?“

 

„Oh, ich mag es klassisch!“, verkündete der Größere direkt. „Ich weiß, früher hat man auch die Namen der Eltern für die eigenen Kinder genutzt aber... das würde ich nicht machen.“ Waylon konnte sich denken wieso. „Aber... Ich mag Namen wie William, Charles, Robert“, zählte Eddie auf. „Und es gibt so schöne Mädchennamen! Elisabeth, Mary, Margret.“

 

Eddie blühte bei dem Thema auf, Waylon musste an seine zwei Söhne denken, der Ältere hatte sogar einen genannten Namen erhalten – William.

 

„Welche Namen magst du, Darling?“

 

„William und Mary klingen wunderschön.“

 

~

 

Sie waren fast den ganzen Tag schon unterwegs, bis sie von weiten eine Stadt erahnen konnten. Noch schien die Sonne am Himmel, aber bald schon, würde sie sich wohl wieder neigen und dem Mond Platz machen. Die Entscheidung zwischen rasten oder weitergehen war für Waylon einfach getroffen. Er wollte so schnell wie möglich, in die Stadt kommen. Wenn Eddie wirklich Geld hatte, könnten sie sich etwas zu essen kaufen – etwas Richtiges zu essen.

 

Allerdings fiel ihm etwas Wichtiges auf, als sie weiter liefen.

 

So, wie sie jetzt gerade unterwegs waren, würden sie haufenweise Blicke auf sich ziehen. Nicht unbedingt, weil Waylon ein Kleid trug – selbst wenn das auch eher ungewöhnlich sein mochte, – sondern weil vor allem Eddies Kleidung ein paar blutige Flecken aufwies.

 

„Eddie“, sprach er also an, betrachtete den Mann und beäugte besonders die roten Flecken auf dem weißen... eher grauen Hemd.

 

„Ja, Darling?“

 

„Wir sollten... uns nochmal waschen und umziehen“, sagte Waylon und blieb schließlich auch stehen. „Ich möchte nicht... dass andere Menschen glauben, wir wären ungepflegt oder dergleichen. Vielleicht würden sie uns auch nicht in ein Restaurant lassen oder in ein schönes Hotel!“

 

„Du hast recht!“, nickte Eddie. „Ein Glück denkst du mit, Darling. Ich kann so froh sein, dass du so intelligent und hübsch gleichzeitig bist!“ Mit einem Daumen rieb er über Waylons Wange. „Lass uns zum Fluss gehen, ich habe natürlich Wechselkleidung für uns beide dabei und im Fluss können wir uns etwas waschen.“

 

Waylon stimmte diesem Plan zu. Den Fluss zu finden, war keine schwierige Angelegenheit, genauso einfach wie es war, ein ruhiges Örtchen zu suchen. Man konnte die Straße nicht mehr erkennen und um sie herum, waren nur Bäume, Büsche und vielleicht ein paar Tiere. Waylon hatte in den Wipfeln schon Eichhörnchen herum springen sehen, das war immer sehr interessant. Seine Aufmerksamkeit wurde von Eddie angezogen, als dieser anfing, sich die blutige Kleidung auszuziehen. Bedauernd sah er die Kleidungsstücke an.

 

„Wir können sie einpacken und waschen. Ich kenne ein paar Tricks, solche Flecken rauszubekommen“, meinte Waylon aufmunternd mit einer Hand auf der nackten Schulter. Eddies Körper war übersät von Narben, der Software-Entwickler wollte lieber nicht wissen, woher sie alle stammten.

 

Fein säuberlich nahm er Eddie die Kleidungsstücke aus den Händen, um sie dann genauso sanftmütig zusammen zu legen, damit sie in einen der Rucksäcke passte, wo sie die – mehr oder weniger – frische Kleidung herausgeholt hatten, für später. Waylon war beeindruckt davon, an was Eddie alles gedacht hatte, sogar Lappen hatte er eingepackt, was helfen würde, sich im Wasser zu waschen. Waylon wollte wirklich nicht ganz hinein steigen.

 

Eddie saß bereits am Flussufer und wusch sich mit einem der Lappen. Waylon hatte ihn nie als... normal angesehen. Aber jetzt? Eddie wirkte, ohne der blutigen Kleidung, dem Messer und dem verrückten Blick, völlig normal. Ein großer, breitschultriger Mann, mit schwarzen Haar und stechenden blauen Augen.

 

„Kommst du, Darling?“

 

„Oh ähm... ja, natürlich!“

 

Waylon errötete. Nicht weil er sich entkleiden musste, sondern weil er Eddie angestarrt hatte. Er öffnete die Knöpfe an seinem Brustkorb, von denen das Kleid gehalten wurde, wie bei einer Bluse. Schließlich konnte er dort heraussteigen. Er legte es genauso zusammen, wie die Kleidung von Eddie. Es war für ihn immer noch etwas verwunderlich, dass Eddie nichts zu seiner sehr flachen Brust gesagt hatte. Aber schon am Vorabend, als sie beieinander eingeschlafen waren... und sich vorher mehrere Male geküsst und einfach berührt hatten. Waylon wusste nicht mehr, was real war, was hatte er verpasst? War es wie in seinem Traum gewesen?

 

War er in Eddies Arme gefallen, bewusstlos vor Hunger, Schlafmangel und der Verletzung am Bein?

 

Seine Gedanken wurden ausgelöscht, als sich kalte Finger um seine Unterarme schlangen. „Darling“, sprach die tiefe Stimme ihn an. „Komm, wir wollen doch heute noch in der Stadt ankommen.“

 

„Ja... Du hast recht“ Waylon folgte dem Ziehen und kam an den Rand des Flusses.

 

Mit zwei Lappen bewaffnet, reinigte er sich von Dreck und allem, was es sonst noch gab. Er half Eddie an Stellen, an die er nicht ran kam und dieser half ihm dafür auch äußerst gerne. Waylon fühlte sich nicht mehr so unwohl, wenn Eddie ihn an den Schultern oder dem Nacken küsste wie zu Beginn. So viele Dinge waren normal geworden. Dinge, die ihm unangenehm wären, aber im Kampf ums Überlebe, war man zu so viel bereit...

 

Waylon wusste nicht, ob das Flusswasser ausreichte, um sie zu säubern und... auch von etwaigen Gestank zu befreien. Sie hatten immerhin tagelang in der Nähe von Leichen gelebt. Aber zumindest Waylon fühlte sich deutlich besser, wenn er sich gewaschen hatte. Eddie hatte bereits die frische Kleidung für sie beide herausgesucht.

 

Auch dieses frisch war Ansichtssache.

 

Eddie trug etwas Ähnliches wie vorher. Nur die schwarze Weste fehlte und ohne diese sah Eddie einfach nicht so aus... wie Eddie.

 

„Wir sollten auch neue Kleider kaufen, wenn wir in der Stadt sind“, schlug Waylon vor.

 

„Mir würden Stoffe reichen, dann könnte ich selbst etwas für uns machen.“

 

„Ja... Gerne, ich weiß ja, dass du ein Talent dafür hast“, erwiderte Waylon. Ihm war es egal, er hätte einfach gerne ein paar Kleidungsstücke, die nicht aus Mount Massive stammten. Ganz egal, ob Eddie sie herstellte oder sie einfach fertige Klamotten kauften.

 

Der Bräutigam reichte ihm eines der Kleider und auch wenn sich Waylon, in einem Hemd und einer Hose wohler fühlen würde, akzeptierte er das Kleid einfach, um unnötigen Stress zu vermeiden.

Es war ein geradliniges Kleid, ein helles Blau, was vielleicht mal weiß war, ehe es mehrere Male gewaschen wurde. Eddie hatte es schulterfrei geschneidert. Waylon wusste, dass er solche Kleider an Lisa geliebt hatte – es war manchmal etwas erschreckend, dass Eddie sich von ihm gar nicht so sehr unterschied. Immerhin war er doch... ein Serienmörder.

 

Eddie half ihm dabei, das Kleid zu schließen, denn dieses wurde hinten verschlossen. Es passte so perfekt, wie auch das Brautkleid gepasst hatte.

 

„Nun, jetzt sind wir bereit!“, kündigte Eddie beinahe feierlich an, legte seine Hände auf die nackten Schulterblätter von Waylon. „Und du siehst großartig aus, Darling. Also bleib an meiner Seite, nicht das Jemand glaubt, dich anfassen zu dürfen!“

 

„Ich werde immer bei dir sein, Eddie“, versprach Waylon und zog eine Hand von seiner Schulter, um sie stattdessen ineinander zu verschränken. „Gehen wir weiter.“

 

Es war nicht mehr ganz so weit, Waylon spürte Freude und Angst zur selben Zeit – er würde endlich wieder unter normale Menschen kommen. Er würde vielleicht Hilfe finden, Hilfe für sich, für seine Familie, für all die gequälten Menschen.

 

Vielleicht auch Hilfe für Eddie?



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