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die Hölle steht Kopf

Ausschnitte aus dem Leben der Lia Kim
von

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02|der Teufel

Wenn man an den Teufel denkt, oder an den Namen Satan hat in der Regel Jeder ein klares Bild vor Augen. Groß, gruselig, der Inbegriff von Boshaftigkeit und Grausamkeit. Gern auch als Monster mit glühenden Augen, flammender Haut und Hörnern oder schlichtweg als unsagbar gutaussehenden Hauptcharakter einer Parodie geladenen TV-Serie. Um genau zu sein, Hörner hat er, zumindest in der Unterwelt. Gut aussehend sei mal so dahin gestellt. Vielleicht mal vor tausenden von Jahren, als er das Amt des Teufels angetreten hat. Der Teufel erinnert in Wirklichkeit eher an einen alten Mafioso. Zigarre rauchend mit seinem stets gefüllten Gläschen Whiskey in der Hand, drauf und dran alles bei einem Pokerspiel zwischen Himmel und Hölle zu verzocken. Und so kam es das Teufel Senior, wie ich ihn gerne nenne, sein Amt abgeben musste und der Mensch Damien Dark an seine Stelle trat.
 

Damien Dark, der neue Herrscher über Hölle, Dämonen und Tod. In etwa so geeignet für diesen Job wie ein Lämmchen kurz nach seiner Geburt. Er wusste nicht wie ihm in der Kneipe seines Onkels Geschah, als er zu einem Pokerspiel zweier dubioser Kerle genötigt wurde. Diese zwei Gestalten waren so stark mit unseren irdischen Spirituosen alkoholisiert, dass ihnen wohl keine klaren Gedankengänge mehr möglich waren. Wie sonst sollte man sich diese fixe Idee erklären ausgerechnet den unbeholfensten Menschen in der ganzen Bar aus reinem Nervenkitzel zu einem Spiel zu drängen bei dem es heißt ALLES oder NICHTS. Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass ausgerechnet das Glück auf der Seite des jungen Mannes sein würde, der noch nie zuvor ein Kartenspiel von Nahem zu Gesicht bekommen hatte. Oder vielleicht sollte man es eher als Pech bezeichnen. Darüber ließe sich wohl streiten. Wie dem auch sei. Man kann sich das Entsetzen vorstellen, das daraufhin ausbrach. Aber Wettschulden sind nun mal Ehrenschulden und Teufel Senior ist ein gefallener Engeln der ganz alten Schule. Eher würde er sich kopfüber im rosa Hasenkostüm vom Dach des Vatikans baumeln, als sich als Betrüger bezeichnen zu lassen. Und so kam es, dass die Hölle innerhalb weniger Minuten Kopf stand als etwas geschah, was es noch nie zuvor gegeben hat.
 

Damien Dark. Auf den ersten Blick könnte man ihn als durchschnittlich bezeichnen. Bei genaueren betrachten hätte er wohl Potential zu mehr, würde er etwas an seinem Erscheinungsbild arbeiten. Seine haselnussbraunen Haare hängen stets wie ein Vorhang vor seinen Augen, die hässlichste, nach Nerd schreiende Brille prangt auf seiner Nase und seine Haltung gleicht die meiste Zeit der eines geschlagenen Hundes oder der Trägheit eines Faultiers kurz bevor es vor Müdigkeit zusammenbricht. Die weibliche Bevölkerung der Unterwelt ist sich dennoch einig. In ihm schlummert ein heißer, durchtrainierter Feger, der nur darauf wartet wie eine dämonische Version eines Phönixes aus seiner eigenen Asche herauszubrechen. Eine Theorie die ich bislang nicht bestätigen konnte, da ich ihn seit unserer ersten Begegnung eben nur als den trägen, völlig mit der Welt überforderten Trauerklos wahrnehme, den er nach wie vor präsentiert. Angeblich soll er Fußball spielen. Und zwar richtig gut. Nicht gut genug für die Bundesliga, aber gut genug um zum Geschwätz der Hölle zu werden. Denn eines muss man über die Hölle wissen. Sie ist der Inbegriff von Klatsch und Tratsch. Als ich das erste Mal davon hörte versuchte ich mir Damien auf dem Platz vorzustellen. Ein sinnloses Unterfangen, da mein Kopf immer wieder die gleiche Abfolge von Bildern abspielte. Der Trauerklos steht einfach nur da, weil er den Anpfiff verpennt hat. Plötzlich kommt der Ball mit voller Wucht angeschossen und knallt ihm mitten ins Gesicht. Er landet auf dem Hintern, sieht sich verwirrt um, steht auf und entschuldigt sich bei dem armen Ball und seinen Mitspielern dafür, dass sein Kopf scheinbar im Weg gewesen ist und er das Spiel nicht mehr weiter stören wird. Ungefähr das ist mein Bild von ihm. Er ist ein höflicher und blöderwiese auch liebenswerter Kerl. In der Regel möchte er niemanden etwas Böses, was uns seinen neu gewonnenen Job nicht unbedingt erleichtert. Oft führen wir in Besprechungen stundenlang Streitereien darüber ob er seinen Pflichten als Teufel nachkommt oder nicht. Also seine Belegschaft versucht sich zumindest mit ihm zu streiten. Ich sitze die Meiste Zeit gelangweilt daneben und beobachte das Geschehen. Es ist stets sehr einseitig, da Damiens Strategie immer auf zwei Vorgehensweisen beruht. Verzweifelt rumzudrucksen oder wortlos die Arme zu verschränken. Und das Tagelang, wenn ich nicht schlussendlich die Geduld verliere und den Streit mit der Drohung Beenden würde, alle seine Spielekonsolen mit samt den Spielen ins Fegefeuer zu werfen. Eine eher fragwürdige Drohung, da ich keine Ahnung habe wo Damien überhaupt wohnt. Aber solange es funktioniert soll es mir Recht sein. Denn ich verbringe meine Freizeit lieber zu Hause als mir das stundenlange Rumgewüte einer Hand voll Dämonen anzutun die kurz davor stehen innerlich zu implodieren, weil ihr Chef ein inkompetenter Vollidiot ist, wie mir der Buschfunk zugetragen hat. Wenn wir nicht gerade in nervigen Sitzungen hocken, hängen wir die meiste Zeit in Damiens Arbeitszimmer ab und stellen uns eher schlecht als Recht dem gigantischen Maß an Bürokratie. Formulare, Anträge, Passierscheine und Anordnungen stapeln in mehreren Papierstapeln und Kisten bis unter die Decke und so viel Mühe man sich auch zu geben scheint, es wird einfach niemals weniger. Die scheiß Hölle ist ein beschissenes Amt und nun bin ausgerechnet ICH darin gefangen! Unsere Zusammenarbeit gleicht ungefähr der eines von Lehrern zusammengestellten Teams zweier Schüler. Man arbeitet stillschweigend nebeneinander her, gleicht seine Gedanken kurz ab oder stellt dem hoffentlich klügeren Partner eine Frage nur um festzustellen, dass dieser dummerweise die Aufgabenstellung genauso wenig verstanden hat wie man selbst und wartet schlussendlich einfach darauf, dass die Schulglocke einen von dieser stillen Qual erlöst. Nur das sie in unserem Fall wohl einfach niemals enden wird.



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