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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

heute soll ja ein ganz besonders heißer Tag werden, dahe hoffe ich, dass ihr eine gute Methode habt, euch kühl zu halten. Passt bei diesen Temperaturen auf euch auf ;-)
So, und jetzt viel Spaß... es wird wild!

Bis nächste Woche^^ Komplett anzeigen

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Kapitel 41 - Abgott

Kapitel 41 – Abgott

 

-Zorro-

BOOM!

Die Erde erbebte! Im nächsten Moment erfüllte das ohrenbetäubende Krachen von berstendem Stein die Luft und es hörte sich an, als würde eine ganze Insel zusammenbrechen.

„Oh mein Gott!“ Jiroushin rannte das Geländer entlang, bis er an die andere Seite der Plattform kam. „Oh Gott! Der Hafen! Der unterirdische Hafen! Er hat den… er hat den Hafen zerstört!“

Noch einen Moment sah Zorro zum Gewitteramboss hinüber, dann eilte er Jiroushin hinterher. Was er sah, nahm auch ihm den Atem.

Er sah auf etwas hinab, was man wohl eine unvorstellbar breite Mauer nennen könnte, nur dass es keine Mauer war, es war ein Kontinent, die Red Line. Ihr Ende verschwamm irgendwo am Horizont, breiter als Zorro sehen konnte. Direkt vor ihm war der Vorhof des Schlosses, aber alles, worauf er achtete, war der riesige Riss, welcher gefühlt nur einen Steinwurf entfernt in der Red Line klaffte. Immer noch brachen vereinzelte Steinbrocken ab und kalt hallte ihr Sturz wider.

Jiroushin hatte Recht, irgendwo dort, ganz unten am Meer, war der Eingang zum unterirdischen Hafen, in einer riesigen Höhle innerhalb der Red Line, von wo aus eine schier unendliche Treppe und ein Lastenaufzug zu Mary Joa hinaufführten. Hatte Dulacre gerade etwa die komplette Red Line von unten bis oben eingeschnitten? Wie lächerlich abstrus stark war dieser Mistkerl eigentlich?

Auf die Entfernung war es unmöglich zu sagen, ob nur der Zugang zu dieser riesigen Höhle oder gleich der ganze Hafen zerstört worden war. Aber so oder so war die ganze Flotte der Marine, welche zur Sicherung der Weltkonferenz sich in den Untiefen der Red Line bereitgemacht hatte, mit nur einem einzigen Angriff handlungsunfähig gemacht worden.

Zorro fasste einen Entschluss und sprang über das Geländer in den Abgrund aus Nichts!

„Nein!“

„Argh!“ Beinahe renkte es ihm die Schulter aus, als plötzlich Jiroushin sein Handgelenk packte. „Lass mich los! Du hast doch gesehen, was er mit nur einem…“

Wasser tropfte auf seine Wangen, verwirrt sah er auf. Jiroushin hielt ihn fest, war ihm nachgesprungen, Tränen rannen sein Gesicht hinunter, hielt sich mit nur einer Hand am Geländer fest, sein weißer Mantel wehte im Wind wie eine Flagge der Kapitulation.

„Wenn du springst und er dich nicht rechtzeitig auffangen kann, wirst du sterben.“

„Du erwartest, dass ich hier warte und tatenlos zusehe, während er alles und jeden dem Erdboden gleichmacht?“

„Denk doch mal mit, Zorro. Wenn du jetzt sterben solltest, werden wir ihn auf keinen Fall mehr aufhalten können. Unsere einzige Chance ist, ihn zu erreichen, ehe er die Schlacht beginnt.“

„Was glaubst du, was ich hier gerade versuche?! Du hast doch selbst vorgeschlagen, dass ich…“

„Dulacre ist schon längst nicht mehr dort unten.“ Im nächsten Moment warf Jiroushin ihn zurück auf die Plattform und folgte ihm mit einem Sprung.

Zorro richtete sich auf. „Was? Wovon redest du?“

Jiroushin zeigte mit ausgestrecktem Arm in Richtung des oberirdischen Hafens, immer noch die Spuren versiegter Tränen auf seinem Gesicht.

„Dulacre hat nur gewartet, bis er nahe genug war, um eine Schnittwelle ausüben zu können, danach hat er das Sargboot verlassen, um den Red Port anzugreifen, und auch dafür wird er wohl kaum mehr als einen Atemzug brauchen. Vermutlich wird er in wenigen Minuten die Red Line erklommen haben.“

„Aber hast du nicht gesagt…?“

„Ich habe mich verschätzt“, murmelte Jiroushin mit bebender Stimme und zitternder Unterlippe. „Ich habe nicht erwartet, dass seine Geduld so am Ende sein würde. Verdammt!“

Der Vizeadmiral schlug das Geländer hinter sich.

„Verdammte Scheiße nochmal! Es ist meine Schuld! Weil ich ihn wieder einmal unterschätzt habe! Ich weiß doch, wie er tickt. Ich weiß doch genau, was für ein Monster er sein kann! Ich weiß doch genau, dass er es nicht noch einmal zulassen würde! Ich weiß doch, dass er…“

„Jiroushin!“ Zorro packte seinen Arm. „Hör auf!“

Der andere sah ihn an, während erneut die Tränen siegten. Er war offensichtlich verzweifelt: „Ich habe meine Kameraden sterben lassen.“

„Nein, Dulacre hat sie getötet. Du bist nicht für seine Taten verantwortlich, aber wir müssen jetzt handeln. Wo ist er und wann wird er hier sein?“

Die Spannung in der Luft erinnerte Zorro an Ruffy, wenn er sein Königshaki auslöste, aber es war nicht nur ein heftiger Windstoß, der durch ihn hindurchbebte, es war wie dicker, feuchtwarmer Dampf, der das Atmen erschwerte. So, wie Nebel die Sicht erschwerte, benebelte diese Spannung Zorros Sinne, machte es ihm unmöglich auszumachen, von wo diese unmenschliche Energie kam.

Zu seiner Rechten hört er plötzlich laute Rufe. Zorro folgte den Stimmen zurück an die Seite der Plattform und sah über das Geländer hinab. Vor ihm erstreckte sich der riesige Platz am Fuße des Schlosses. Türen wurden aufgerissen und unzählige Soldaten eilten nach draußen, viele von ihnen in ihrer Kadettenuniform, andere mit wehendem Marinemantel. Das musste der verbliebene Rest sein, der nicht unten im Hafen gewesen war.

„Was haben die denn vor?“

„Oh, nein“, flüsterte Jiroushin und eilte neben ihn, „sie werden sich doch wohl nicht formieren und einen Gegenschlag ausführen wollen.“

Zorro sah etwas verwundert zum anderen. „Naja, ist das nicht ihre Aufgabe als Marine, wenn die Weltregierung angegriffen wird?“

Jiroushin blitzte ihn aufgebracht an.

„Für solche Besserwisserkommentare ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt“, knurrte er. Für dass er normalerweise eher ein ruhiger und besonnener Stratege war, schien er ungewöhnlich emotional; das konnte Zorro gerade gar nicht gebrauchen.

Entschuldigend hob er beide Hände.

„Hör auf, mich anzuschnauzen, und sag mir lieber, was wir jetzt…?“

Er unterbrach sich, als der augenscheinliche Befehlshaber der Soldaten diese zur Ordnung rief und sie in Stellung brachte. Auf die Entfernung und unter dem Druck von Dulacres Aura war es Zorro unmöglich, auszumachen, wer diese Person war, oder ob der Soldat stark war, auf jeden Fall nicht stark genug.

„Hat es überhaupt einen Sinn, ihn mit einem Heer anzugreifen, jetzt, da er die Kontrolle aufgegeben hat?“, murmelte er.

„Nein“, bestätigte Jiroushin seine Befürchtung, schloss einen Moment seine Augen und holte tief Luft. „Keiner der Soldaten da unten wird seiner Aura standhalten können, sobald er ernst macht.“

Zorro starrte den anderen an.

„Warte mal, ernst macht? Du meinst…?“

Der Vizeadmiral sah ihn nüchtern an und nickte, nun etwas mehr kontrolliert, als würde er die Situation endlich akzeptieren.

„Dulacre hat seine Kontrolle noch nicht aufgegeben. Das, was du gerade spürst, ist nicht mehr als Energie, die durch die Risse seiner Kontrolle entflieht, wenn er wütend ist.“

„Verdammte Scheiße“, lachte Zorro heiser. „Warum muss dieser Mistkerl es denn immer übertreiben.“

Jiroushin schnaubte entnervt auf.

„Zorro, es ist jetzt wirklich nicht der richtige Moment für deine blöden…“

„Aber hey, Jiroushin, das bedeutet doch auch, dass wir ihn noch aufhalten können, oder?“ Sie sahen einander an. „Solange er noch bei Sinnen ist, können wir ihn doch noch problemlos…“

Eine erneute explosionsartige Erschütterung unterbrach sie und im nächsten Atemzug wusste Zorro ganz genau, wo Dulacre war.

„Er ist hier!“

„Das war die Treppe hinunter zum Hafen!“, entkam es Jiroushin.

Erneut sahen sie einander kurz an.

„Das heißt, er hat den Hafen nicht zerstört? Nur den Zugang?“

Die Frage blieb unbeantwortet, als die Soldaten unten zum Angriff brüllten.

„Diese Vollidioten“, murrte Zorro.

„Wir müssen sie aufhalten“, entgegnete Jiroushin, „bevor Dulacre… Argh!“

„Uff!“

Zorro taumelte ein paar Schritte zurück und seine Knie wurden weich, während Jiroushin sich am Geländer festhielt, als seine Beine unter ihm nachgaben und er zu Boden stürzte.

Es war anders als bei Ruffy. Das hier war ein ganz neues Level, das hier war das Königshaki eines der stärksten Menschen der Welt. Der Gewitteramboss hatte sie mittlerweile erreicht, und bedrohlich brodelte der Himmel über ihnen.

„Sieht so aus…, als würde er langsam ernst machen.“ Atemlos versuchte Jiroushin sich aufzurichten, doch seine zittrigen Knie wollten sein Gewicht nicht halten.

„Das heißt, wir sollten wohl das Gleiche tun“, murrte Zorro und zog den anderen auf die Beine. „Je länger wir warten, desto eher dreht er doch noch durch. Wie kommen wir am schnellsten da runter?“

Als er über das Geländer sah, musste er feststellen, dass bis auf genau vier taumelnde oder kniende Soldaten alle anderen bewegungslos am Boden lagen. Vielleicht war es besser so, besser jetzt bewusstlos als tot in einer Minute.

Und dann sah er ihn, dort, wo sich die Staubwolke legte, die Luft um ihn herum schien zu flackern, und obwohl er sich nicht bewegte, einfach nur ruhig dastand, schien seine Aura immer erdrückender zu werden.

Sie mussten handeln!

„Wenn wir die Treppe hinunternehmen, kommen wir an den Ausgang, durch den die Soldaten rausgekommen sind. Vom Platz aus müssten wir ihn schnell erreichen.“

Zorro wollte etwas entgegnen, doch schnelle Bewegungen vom Schlachtfeld lenkten ihn ab.

„Das ist doch Ryokugyu“, entkam es Jiroushin neben ihm atemlos.

„Einer der neuen Admiräle?“, fragte Zorro nach und Jiroushin nickte nur.

Ein zweiter Umhang wehte im Wind, und diesen erkannte Zorro sofort.

„Fujitora“, flüsterte er, „er ist schon von Dress Rosa zurück?“

Plötzlich bekam der Boden um Dulacre herum Risse und Zorro wusste ganz genau, welche Schwerkraft gerade auf ihn einwirken musste.

Beide Admiräle rasten auf Dulacre zu, schneller als Licht schienen sie zu sein, Zorro konnte ihnen kaum folgen. Doch sein ehemaliger Lehrmeister zog noch nicht mal sein Schwert.

Im nächsten Moment hatten sie ihn erreicht, doch er sprang einfach über sie hinweg, als wäre es das Leichteste der Welt, verlor noch nicht mal seinen bescheuerten Hut mit der bescheuerten Federboa. Noch in der Luft drehte er sich um die eigene Achse und schien einmal in die Luft zu treten. Für eine Sekunde passierte gar nichts, dann erfüllte ein schmerzerfülltes Grunzen die Luft und Ryokugyu verschwand wie ein Kanonengeschoss hinter der sich legenden Wolke aus Schutt und Staub.

Fast zeitgleich griff Fujitora an. Nein, andersherum, Dulacre hatte angegriffen, aber so schnell, dass Zorro es nicht gesehen hatte, und der Admiral hatte seinem Angriff nur durch eine eigene Schockwelle aufhalten können. Dieser Mistkerl hatte zwei Admiräle mit unterschiedlichen Techniken gleichzeitig attackiert, ohne auch nur sein Schwert zu ziehen, und schien eindeutig der Führende in diesem Kampf zu sein.

„Komm schon, Zorro!“, bellte Jiroushin ihm zu, zerrte an seinem Arm, ohne dass er es überhaupt bemerkt hatte. „Wir müssen los. Jetzt ist nicht die Zeit, ihn zu bewundern.“

Zorro warf noch einen Blick über seine Schulter, sah, wie Fujitora nun alleine Dulacre gegenüberstand, dann nickte er Jiroushin zu und folgte ihm.

Mihawk Falkenauge Dulacre, Samurai der Meere!” Zorro erstarrte mitten in der Bewegung, als eine laute Stimme durch die Luft hallte. Anders als Dulacres Stimme vor wenigen Minuten wirkte diese nicht künstlich verstärkt. Nein, wer auch immer es war, diese Person brüllte einfach nur laut genug, dass man ihn wohl selbst unten auf der Grand Line hören musste. „Was fällt dir ein, die Heilige Stadt Mary Joa anzugreifen?!“

„Der Generalkommandant“, flüsterte Jiroushin hinter ihm.

„Was denn so überrascht, Kong? Ich habe meine Intention doch deutlich genug zum Ausdruck gebracht.“ Obwohl er nicht brüllte, nicht mal laut sprach, konnte Zorro ihn hören, als würde Dulacre direkt vor ihm stehen. „Ich gab euch zehn Sekunden zur Reaktion, mehr als genug Zeit, doch jetzt ist meine Geduld erschöpft.“

Sie hatten keine Zeit mehr!

„Lady Loreen ist für Beihilfe an Eizens Verrat gegenüber der Weltregierung verhaftet worden. Natürlich wird sie nicht so einfach freigelassen, nur weil ein angeleinter Köter dies einfordert.“

„Jetzt komm schon, Zorro!“

„Zu schade, ich hatte mir doch so sehr vorgenommen, Vernunft und Besonnenheit an den Tag zu legen. Aber, du siehst, Generalkommandant Kong, die Regierung hat mich zu lange an einer zu kurzen Leine hungern lassen, und die alte Kette ist rostig. Was denkst du, wird passieren, wenn ihr mir jetzt vorenthaltet, was mein ist?“

Sie hatten keine Zeit mehr!

„Ich werde es dir sagen. Die Kette ist gebrochen und ein wildes Biest treibt nun in eurem Schlosshof sein Unwesen. Also gib mir, was ich begehre, oder ich werde dich zerfleischen.“

Zorro hechtete los.

„Die Weltregierung lässt sich nicht von Verbrechern erpressen!“

„Zorro, was tust du da!“

„Wie ihr wünscht, dann sterbt, wenn euch das lieber ist. Mary Joa wird heute fallen.“

„Du verdammter Kontrollfreak!“

„Zorro, nicht!“

Er packte das Geländer fest mit beiden Händen und sprang hinüber.

Auf dieser Seite mochte es nicht Kilometer in die Tiefe gehen, aber doch noch tief genug.

Er hörte Jiroushin über sich brüllen, aber dafür hatte er jetzt keine Zeit mehr. Er hatte keine Zeit, unzählige Treppenstufen nach unten zu laufen. Er musste jetzt handeln, jetzt!

Im freien Fall lag sein Blick kurz auf Dulacre und dessen Gegnern, Admiral und Generalkommandant, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den immer näherkommenden Steinboden.

Es war niemand da, der ihn hätte auffangen können, so wie Robin und Lysop es sonst getan hätten. Er war auf sich gestellt, aber er konnte seinen Sturz auch nicht mit einer Druckwelle abschwächen, nicht ohne wohl eine Vielzahl der bewusstlosen Soldaten auf dem Platz zu verletzen oder Schlimmeres. Sich mit voller Wucht mit den Beinen abzufangen, schien ihm auch nicht eine besonders kluge Idee, aber er hatte seine Zweifel, dass er sich elegant würde abrollen können. Das schien jedoch seine einzige Möglichkeit zu sein.

Im nächsten Moment konnte er nur noch gerade rechtzeitig seine Arme hochreißen, ehe eine Druckwelle ihn nach hinten riss.

„Urgh!“

Wie ein unfreiwilliger Propeller wirbelte er mehrmals um die eigene Achse, krachte dann mit voller Wucht kopfüber ins Schloss hinter sich.

„Oh, verdammt!“

Was tat er sich hier nur an?

Hustend drehte er seinen Kopf, schmeckte Mörtel und Staub, konnte nur sehen, wie die Gestalten irgendwo weit vor ihm verkehrtherum umhersprangen, während Kräfte aufeinanderprallten.

„Du Vollidiot“, murrte er und grub seine Arme aus dem Stein. Immerhin hatte die Schockwelle seinen Sturz abgefedert, ohne die Soldaten auf dem Boden unnötig zu gefährden.

Putz bröckelte auf ihn nieder und endlich konnte Zorro seine Beine aus der Mauer befreien und sprang die verbleibenden Meter hinunter.

Er hatte gerade beide Füße wieder fest auf dem Boden, da schoss ein lilaweißer Blitz an ihm vorbei und krachte hinter ihm in die Mauer des Schlosses. Stöhnend regte Fujitora sich im Stein, Blut rann ungehindert seine Schläfe hinab, dennoch kämpfte er sich aus der Mauer, nur um dann auf ein Knie zu sinken.

Zorro beobachtete für einen Moment, wie er schwer atmend versuchte, sich wieder aufzurichten.

„Wo ist Sakazuki, wenn man ihn mal braucht?“, murrte er leise zu sich selbst. „Wer hätte gedacht, dass Cipherpol sich selbst jetzt noch nicht rührt. Wie sollen alte Männer wie wir ihn aufhalten, wenn wir nicht richtig kämpfen können, während er…“

Er stockte und sah in Zorros Richtung, beziehungsweise, sein Kopf zuckte in Zorros Richtung und die blinden Augen weiteten sich.

„Ich kenne dich“, murmelte er. „Ich erkenne dich, wir haben auf Dress Rosa die Klingen gekreuzt.“

Fujitora machte zwei taumelnde Schritte auf ihn zu, sein rechtes Bein schien sein Gewicht kaum tragen zu können.

„Einen schönen guten Tag“, grüßte Zorro ihn mit einem Grinsen.

„Schön? Gut?“, wiederholte der Admiral, zeigte jedoch auch ein Schmunzeln. „Nur ein Monster würde so etwas wohl sagen, in Anbetracht der Gefahr, der wir ausgeliefert sind.“

Zorro hob nur eine Augenbraue an.

„Ich würde diese Runde aussetzen, Fujitora.“

„Und einem Verbrecher die Verteidigung Mary Joas überlassen?“

„Ich sag‘s ja, ein schöner Tag.“

Der Admiral lachte laut auf, doch Zorro wartete seine Antwort nicht mehr ab, sondern rannte los.

Er konnte Lysop in seinen Ohren hören, der ihm zubrüllte, ob er denn wahnsinnig wäre, während Zorro geradewegs auf einen Kampf zwischen Generalkommandant und Samurai zu rannte, über ihm lauter Donner und grelle Blitze, die immer wieder einen starken Kontrast zu dem seltsamen düsteren, gelben Licht des Tages setzen, welches mittlerweile über Mary Joa hereingebrochen war.

Was tat er hier überhaupt?

Warum auch immer musste er fast drei Jahre zurückdenken, an den Tag, als Ruffy ihn gefunden hatte. Hätte er damals geglaubt, dass er ein paar Jahre später über den Vorplatz Mary Joas hechten würde, um den Samurai Falkenauge – der zu diesem Zeitpunkt sich auf den offiziellen Titel als Zorros Sozius etwas einbildete – davon abzuhalten die Weltregierung zu stürzen? Wohl eher nicht. Nein, ganz bestimmt nicht.

Nun, da der Generalkommandant alleine gegen Dulacre kämpfte, zeigte sich sein Alter, oder vielleicht hatte es nichts mit dem Alter zu tun, Zorro wusste es nicht. Aber es war offensichtlich, dass dieser Kampf nicht mehr ewig dauern würde.

Aber konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich sein, dass es hier niemanden gab, der Dulacre gewachsen war? Hier im Heiligen Land?

Hier oben herrscht immer ein falsches Gefühl der Sicherheit.

Wer hätte gedacht, dass Cipherpol sich selbst jetzt noch nicht rührt.

Irgendetwas schien hier vor sich zu gehen. Auf der anderen Seite wusste er auch, dass das Auftreten einer einzigen Piratencrew, die des roten Shanks, ausgereicht hatte, um einen Krieg zu beenden. Vielleicht gab es also wirklich nur ein paar wenige Menschen, die da oben an der Spitze noch mithalten konnten. Vielleicht konnten diejenigen wenigen hier aber auch nicht so kämpfen, wie sie wollten, ohne dass die Heilige Stadt in Mitleidenschaft gezogen werden würde.

Mit einem Schnauben entschied Zorro, diese Gedanken zu ignorieren. So oder so würde er mit Dulacre noch nicht mithalten können, aber das hieß noch lange nicht, dass er es nicht versuchen…

„Oi!“

Im letzten Moment sprang er zur Seite, wäre beinahe vom Generalkommandanten abgeschossen worden, als dieser nun durch die Luft flog.

„Oh, Scheiße!“

Er hatte es doch gewollt, oder nicht? Deswegen war er doch hier, um Dulacre aufzuhalten, bevor dieser noch mehr Schaden anrichten konnte, warum also jagten diese Augen ihm nun einen kalten Schauer über den Rücken? Hatte er etwa… Angst?

Fast langsam glitten die scharfen Falkenaugen auf ihn und Dulacre neigte den Kopf zur Seite. Er hatte noch nicht mal sein Schwert gezogen. Ein Schwertkämpfer, der noch nicht mal sein Schwert gezogen hatte im Kampf gegen einen Admiral und den Generalkommandanten der Marine.

Nein, was Zorro spürte, war keine Angst, es war die pure Erregung. Er wollte so sehr gegen ihn kämpfen!

Nur noch wenige Meter trennten ihn von seinem ehemaligen Lehrmeister, als er stehen blieb. Auf den ersten Blick sah Dulacre nicht wirklich anders aus als sonst – wenn man davon absah, dass er sein Kampfoutfit trug, was Zorro in den vergangenen Jahren eher selten gesehen hatte – und doch hatte er etwas Unbekanntes an sich, was Zorro nicht ganz einschätzen konnte.

Er musste sich zügeln. Er war noch nicht bereit, mit diesem Dulacre mithalten zu können, ganz gleich wie sehr er wollte. Zorro musste seine eigene Gier unterdrücken, sonst würde er Dulacre nur noch anstacheln und er hatte absolut nicht vor, heute hier draufzugehen.

„Hey“, murrte er und rieb sich den Nacken, zwang seine Muskeln, sich zu entspannen, auch wenn die Luft vor Energie pulsierte, „wie besprochen habe ich durchgehalten, bis du gekommen bist. Also lass uns jetzt gehen, Dulacre.“

Einen unglaublich langen Moment sah der andere ihn an und kam dann auf ihn zu, über ihnen brodelten die Wolken, aber die waren Zorro ehrlicherweise gerade ziemlich egal.

„Nein“, entgegnete Dulacre gefährlich unterkühlt und schritt an Zorro vorbei, ehe er schließlich stehen blieb. „Ich habe sie gewarnt und sie wollten nicht hören. Jetzt muss ich mein Versprechen auch wahrmachen, sonst würde mein Wort seinen Wert verlieren; Mary Joa wird heute fallen.“

„Du hast den unterirdischen Hafen wenige Tage vor der Reverie zerstört, reicht das nicht als Botschaft?“ Er musste vorsichtig mit dem anderen umgehen. Etwas sagte Zorro, dass er ihn nicht einfach zurechtstutzen sollte, wie sonst auch. Er hatte das sichere Gefühl, dass Dulacre an einer Schwelle stand, über die Zorro ihn nur zu leicht schubsen konnte, wenn er nicht aufpasste. Und seine eigene Gier machte es ihm nicht wirklich leichter. „Aber du bist nur wegen mir hergekommen, oder nicht? Du wolltest meine Freilassung, oder nicht? Hier bin ich. Es gibt keinen Grund, weiterzukämpfen. Lass uns gehen.“

„Willst du mir etwa vorschreiben, was ich zu tun habe?“, warnte Dulacre, ohne ihn überhaupt anzusehen, und Zorro merkte, wie er langsam die Geduld verlor. Wie sollte er ruhig und besonnen mit diesem Mistkerl diskutieren, wenn dieser ihn so sehr aufregte?

„Ich versuche, dich an deine eigenen Prinzipien zu erinnern“, knurrte er. „Du hast, was du wolltest, ich bin hier. Ein weiterer Kampf wäre Zeitverschwendung, hier ist eh niemand mehr, der dich unterhalten könnte, oder nicht?“

„Mhm“, machte der andere zustimmend und die Luft wurde etwas leichter. Dulacre wirkte nachdenklich, als hätten Zorros Worte ihn tatsächlich erreicht. Dann starrten ihn diese gelben Augen an, wirkten fast noch greller als sonst in diesem gelben Licht. „Falsch!“

Oder auch nicht.

„Einen gibt es noch!“

„Argh!“ Hart schlug Zorro auf, Stein barst unter seinem Körper und sämtliche Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. Alles, was er sah, waren diese grellen, gelben Augen, viel zu nah an seinem Gesicht, als der andere ihn mit einer Hand am Hals in den Boden drückte.

Er hatte es nicht mal gesehen, hatte es weder gesehen noch schnell genug reagieren können. Dabei hatte er doch mit einem Angriff rechnen müssen.

„Verdammte… Scheiße!“, krächzte er. Für einen Moment war er nicht aufmerksam gewesen und gewohnheitsgemäß bestrafte sein ehemaliger Lehrmeister solche Fehler sofort.

„Wehr dich, Lorenor“, raunte Dulacre an seinem Ohr, „unterhalte mich.“

„Ach, leck mich doch!“, knurrte er, packte Dulacres Arm mit beiden Händen und trat zu!

„Urgh!“

„Das war zu offensichtlich. Ich dachte, ich hätte dich besser unterrichtet.“

„Ha… ah…“

„Keine Sorge, gebrochen ist es nicht, aber ich würde es in dieser Position nicht unbedingt bewegen, sonst geht noch was kaputt.“ Böse grinste er hinab, seine Augen weit aufgerissen. „Das wird das Kämpfen für dich etwas erschweren, nicht wahr? Aber du wirst mir doch trotzdem einen interessanten Kampf bieten, oder, Lorenor?“

Die Frage war also, war dies nur Falkenauge, nur Dulacres erwachte Blutgier, oder hatte er bereits die Kontrolle aufgegeben. Zorro konnte es nicht unterscheiden, während er eine Hand in seinen Oberschenkel grub.

„Du… du Mistkerl!“

Sein Knie brannte höllisch und er schien es nicht wie gewohnt bewegen zu können. Irgendetwas in seinem Körper hatte laut geknackt, nein, es war eher ein Knall gewesen. Aber warum tat es so weh, während der Samurai sein Knie mit dessen Bein in Position hielt? Zorro hatte das ungute Gefühl, dass der Schmerz zunehmen würde, sobald der Druck von seinem Knie genommen werden würde.

Wie sollte er nur mit Dulacre mithalten können?

Dieser stierte ihn immer noch so intensiv an.

„Ich mag deinen Blick, Lorenor, tut es weh? Bist du überrascht, wie weh es tut? Dabei bist du doch so hart im Nehmen.“

Natürlich, der perfekte Stratege, der nahezu perfekte Schwertkämpfer. Dulacre konnte Hakiströme und Energiefluss wahrnehmen, konnte jede Stärke und Schwäche einem Körper ansehen. Er wusste mit Sicherheit genau, wie er die größtmöglichen Schmerzen bei minimaler Schädigung zufügen konnte, gerade bei Zorro, den er fast täglich über zwei Jahre beobachtet hatte.

„Nun sag mir, Lorenor, was geht dir durch den Kopf?“, säuselte der andere und lehnte seine Stirn gegen Zorros. „Fragst du dich, wie du je zu mir aufholen kannst? Beeindruckt es dich, dass ich all deine Stärken und Schwächen kenne? Sag mir, mein lieber Sozius, hast du Angst? Fürchtest du dich vor mir?“

„Dulacre“, entgegnete er mit kratzender Stimme, da der andere ihm immer noch die Kehle zudrückte, „machst du gerade ernst?“

Offensichtlich überrascht zuckte der Samurai etwas zurück und neigte leicht den Kopf. Es war vergebens, Zorro konnte sich nicht zurückhalten.

„Wenn du mich beeindrucken willst, dann hör auf mit mir zu spielen und mach verdammt noch mal ernst!“ Breit grinsend sah er zu ihm auf, ließ das Handgelenk des anderen los und legte seine Hand gegen Dulacres Hals, direkt unter dessen Kiefer, konnte dessen Herzschlag pulsieren spüren. „Du magst mich besiegen können, töten können, aber du wirst mir keine Angst machen. Glaub mir, mein lieber Sozius, ganz gleich was du tust, du wirst mich nicht brechen. Also halte dich nicht zurück, denn ich halte dich aus.“

Dulacre sah ihn an, drückte seinen Kiefer etwas mehr gegen Zorros Daumen, sodass er ihm fast die Halsschlagader abdrückte, gleichzeitig kostete es Zorro fast all seine Kraft, diesem Druck standzuhalten.

„Große Worte, Lorenor. Dann lass uns sehen, was als erstes bricht, mein Kampfeswille oder dein Körper.“

Zorro hätte am liebsten irgendetwas Schlaues geantwortet, aber dafür fehlte ihm der Atem, als Dulacre ihn am Hals hochhob und dann durch die Gegend warf. Bevor er irgendwo gegen prallen konnte, riss der andere ihn an den Haaren zurück und warf ihn in die Luft, gab ihm keine Sekunde seine Gedanken zu sortieren.

Er verhärtete seine Arme und kreuzte sie schützend über sich.

„Falsche Entscheidung!“

„Urgh!“

Dulacres Knie grub sich in seinen Rücken, nur zwei-drei Zentimeter weiter nach rechts und er hätte Zorros Wirbelsäule zerbersten lassen, so merkte er nur, wie ein paar Rippen nachgaben.

„Na, komm schon. Wehr dich doch mal, ich habe noch nicht mal Yoru gezogen.“

„Ah!“

Mit voller Wucht schlug Dulacre von oben auf seine Arme, Zorros Haki brach und er knallte zurück auf den Boden.

Schwer atmend erhob er sich. Vor ihm stand der andere, die Arme verschränkt, die Augenbrauen spöttisch hochgezogen, hatte noch nicht mal seinen beschissenen Hut verloren. Wie konnte es sein, dass er jetzt noch so viel unbezwingbarer wirkte als während ihrer ersten Auseinandersetzung?

Zorro schmeckte Blut. Da hatte er sich ja was vorgenommen. Wie sollte er ihn nur aufhalten?

Bereits jetzt brannte sein ganzer Körper und er konnte sein linkes Knie nicht belasten, bei jeder kleinsten Bewegung jagte ein sengender Schmerz durch sein Bein. Vermutlich war was ausgerenkt, er wusste es nicht.

Dulacre beobachtete ihn aufmerksam.

„Na, worüber denkst du nach? Suchst du eine Strategie? Fragst du dich, wie viel dein Körper noch aushalten kann? Nun komm schon, unterhalte mich noch etwas. Solltest du mich langweilen, werde ich vielleicht doch die Heilige Stadt aufsuchen, das wolltest du doch verhindern.“

„Du Mistkerl.“ Zorro spuckte Blut zu Boden und rieb sich mit dem Ärmel über den Mund. „Kämpfe gegen mich, weil du es willst, nicht weil du mich für das kleinere Übel hältst.“

Nun grinste der Samurai und Zorro erkannte das Grinsen, er hatte es fast vergessen, erinnerte sich kaum an jenen Moment, hatte immer noch Erinnerungslücken durch die damalige Gehirnerschütterung. Aber gerade sah Dulacre ihn so an, wie während ihres ersten richtigen Kampfes vor wenigen Wochen. Also war das da vor ihm nur Falkenauge, nicht mehr als Dulacres Blutgier, und trotzdem hatte Zorro kaum eine Chance.

„Noch bist du aber nur ein kleineres Übel und noch ist das hier kein Kampf, sondern nur das Zurschaustellen meiner absoluten Überlegenheit.“ Langsam schritt Dulacre auf ihn zu. „Also gut, wie wäre es mit einer Abmachung? Biete mir einen interessanten Kampf und ganz gleich wer von uns zuerst bricht, ich verspreche, nach diesem Kampf Mary Joa nicht zu überfallen.“

Zorro hatte seine Zweifel, dass der andere in der Lage sein würde, sich an dieses Versprechen zu halten, aber immerhin gab es nun einen Weg, der machbar schien. Außerdem würde er nun endlich die Chance bekommen, herauszufinden, wie stark Dulacre wirklich war. Endlich würde er ihn mal richtig in Aktion erleben.

„Tze, meinetwegen“, murrte Zorro und zog sein Schwert, „ich nehme deinen Vorschlag an.“

„Sehr gut.“

„Aber Dulacre“, Zorro richtete Wado-Ichi-Monji auf ihn, „wenn du einen echten Kampf mit mir willst, brauchst du nicht mit solchen lächerlichen Spielchen zu kommen. Sag einfach Bitte.“

Dulacre nahm seinen Zahnstocher vom Hals. Es kratzte etwas an Zorros Stolz, aber gleichzeitig wusste er genau, dass er nur so überhaupt die kleinste Chance hatte, zu überleben.

„Bitte.“

„Arroganter Mistkerl!“

Stahl prallte auf Stahl.

„Nur ein Schwert, Lorenor?“

Er rutschte über den Boden, krallte eine Hand in den Stein, um sein Bein zu entlasten. Obwohl er all sein Haki auf Arme und Schwert konzentriert hatte, hatte er Dulacres Angriff mit voller Wucht abbekommen. Er musste aufpassen, hätte er eine Sekunde länger gegengehalten, wäre das übel für ihn ausgegangen. Sein Bein tat weh, verdammt, es brannte wie die Hölle.

Schnaufend richtete er sich auf.

„Naja, du hast doch auch nur den Zahnstocher genommen. Wir beide wissen, dass ich dich derzeit noch nicht besiegen kann, aber wenn alles, was du willst, ein interessanter Kampf ist, na, den kann ich dir bieten.“

„Ich bitte darum.“

Zorro griff an. Seine Bewegung war durch das angeknackste Bein eingeschränkt, aber davon ließ er sich nicht aufhalten. Er musste schneller sein, als er war, stärker sein, als er war, klüger sein, als er war. Wenn er auch nur die geringste Chance haben wollte, die nächsten Angriffe zu überleben, musste er auf der Stelle besser werden, als er jetzt noch war.

Er sprang zur Seite und schlug zu, doch Dulacre hielt problemlos mit. Zorro warf den Kopf nach hinten, spürte wie die Schnittwelle seine Wange und Nasenspitze aufriss. Mit einer Hand fing er sich ab, wagte nicht sein kaputtes Knie zu belasten. Griff wieder an.

„Du musst schneller werden“, lachte Dulacre, „deine Beine sind immer noch zu plump. Oh, Entschuldigung, natürlich meinte ich dein Bein.“

Hart schlug Metall auf Metall.

„Du“, knurrte Zorro, sprang zurück und setzt wieder nach vorne, „bist nicht mehr mein Lehrmeister. Also hör auf, dich so aufzuspielen!“

Er duckte sich unter Dulacres Arm hinweg, packte sein Handgelenk und warf ihn über seine Schulter. Zumindest war das sein Plan gewesen, aber so einfach machte es der andere ihm nicht.

„Zu! Langsam!“

„Uff!“

Dulacre trat ihm in den Bauch und Zorro krachte mehrere Meter entfernt auf den Boden. Er hatte keine Zeit, nach Atem zu ringen, sprang zur Seite, gerade rechtzeitig, um der kleinen Klinge zu entgehen.

Im nächsten Moment parierte Dulacre seinen Angriff und schleuderte ihn wieder hoch in die Luft. Doch dieses Mal war Zorro vorbereitet, ließ sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen, und nutzte die Schwerkraft zu seinen Gunsten, als er auf den anderen zuraste.

Dulacre wich zur Seite, doch Zorro hatte das erwartet, federte mit einem Schwertstreich seinen Sturz ab und nutzte den Schwung, um dem Samurai hinterherzueilen. Er holte zum Schlag aus, doch Dulacre blockte ihn problemlos.

„Ich sag’s ja, du bist zu… Hng!“

Er hatte es geschafft.

Beinahe überrascht sahen sie einander an, als sich Zorros verhärteter Stiefel fast schon zufällig in Dulacres Wange bohrte. Dann stolperte Dulacre ein paar Schritte zurück, kämpfte um sein Gleichgewicht, während Zorro zu Boden krachte. Sein ganzer Körper zitterte und bebte, bat ihn um einen Atemzug Pause.

Doch dafür hatte er keine Zeit. Mit beiden Händen katapultierte Zorro sich in die Höhe, wirbelte um die eigene Achse, zog seine Schwerter, musste diesen Moment nutzen.

Er wich Dulacres Schwerthieb aus und griff an!

Stahl prallte auf Stahl! Klinge um Klinge! Kitetsu wurde ihm aus der Hand gerissen, das einkalkulierte Opfer für den Dolch, Shuusui ließ er zur Verteidigung los, als er sich unter Yoru hinweg beugen musste, welches sich plötzlich einmischte. Sprang zurück, griff an. Wado-Ichi-Monji wehrte die stärkste Waffe der Welt ab und dann war sie da, die Lücke, nicht nur zufällig, nicht nur aus Versehen, sondern bewusst provoziert.

Er sah den erstaunten Blick des anderen und dann schlug Zorro zu.

Aufgrunzend schlugen sie gleichzeitig auf Stein auf.

Schnaufend und nach Atem ringend kämpfte er sich auf sein stabiles Bein. Wo waren seine Schwerter? Verdammt, sein ganzer Körper tat weh. Es war noch nicht so schlimm, wie damals auf Kuraigana, aber lange würde er nicht mehr durchhalten.

„Ahahahahaaaah…“

Ein kalter Schauer lief über Zorros Nacken. Vor ihm richtete sich Dulacre zur vollen Größe auf und lachte kehlig, seine Wange gerötet. Zu seinen Füßen lag der hässliche Hut mit der hässlichen Federboa.

„Darauf habe ich gewartet, endlich ein interessanter Gegner. Los komm, Lorenor, greif mich noch mal an, unterhalte mich. Kämpfe, genauso, aber dieses Mal leg noch etwas mehr Kraft in deinen Tritt und verhärte deine Rüstung so sehr du kannst, wenn du so freundlich wärest.“ Plötzlich verhallte sein Lachen und sein Blick wurde ernst, während er Zorro begutachtete und langsam Yoru wieder in seine Halterung steckte. „Oh, ich verstehe. Mein Vergehen, du hast dein Limit schon erreicht, nicht wahr, Lorenor?“

„Ist das… so offensichtlich?“, lachte Zorro und rieb sich erneut Blut vom Gesicht. „Aber ein Angriff sollte schon noch… ARGH!“

„Welch eine Enttäuschung, dabei hatte es gerade angefangen, mir Freude zu bereiten.“

Sein Magen! Seine Rippen!

Zorro wollte sich vor Schmerzen krümmen, aber er konnte sich nicht bewegen. Mit einem Fuß stand Dulacre auf seinem Brustkorb, drückte mit seinem anderen Bein Zorros zu Boden und kniete so auf ihm, zu ihm hinabgebeugt, sein Gesicht viel zu nah an Zorros.

Er versuchte, seine Hände zu bewegen, aber Dulacre hatte sie zu fest in den Stein hinter ihm gedrückt, mit nur einer Hand, erlaubte Zorro nicht, sich zu bewegen. Seine Schultern knacksten unter der Verrenkung. Zorro rang nach Atem, aber es war schwierig mit diesen kalten Fingern erneut um seinen Hals.

Nicht in der Lage, auch nur irgendetwas zu tun, starrte er in diese gelben Augen. Wenn Dulacre doch Haki verwenden würde, dann könnte Zorro ihm dringend benötigte Energie absaugen, aber natürlich tat dieser Mistkerl nichts dergleichen.

Nun seufzte er leise: „Schade, Lorenor. Es scheint, als hätte dein Körper doch zuerst nachgegeben. Dabei hat es gerade angefangen, mir Spaß zu machen.“

„Wirst du… dich zurückziehen?“, fragte Zorro atemlos, hielt diesem Blick stand, obwohl die Enttäuschung Dulacre ins Gesicht geschrieben stand.

„Das war unsere Vereinbarung, nicht wahr?“

Der Kampf war also interessant für dich?

„Dennoch tut es mir leid, schließlich werde ich dich jetzt töten müssen.“ Warum er das musste, erklärte er nicht, doch fast schon bedächtig nahm er seine Hand von Zorros Hals, erlaubte ihm, endlich zu atmen. „Eine Schande, dass du noch nicht so weit bist. Ich hätte dich gerne in voller Blüte erlebt.“

„Ich bin doch kein verdammter Baum“, lachte Zorro kehlig auf, ehe er ernst zu seinem ehemaligen Lehrmeister hinaufsah. „Tut mir ja leid, dass ich noch nicht stark genug bin. Aber hoffentlich war ich dennoch keine Zeitverschwendung.“

Beinahe zärtlich legte Dulacre seine Hand an Zorros Kinn, streichelte ihm mit seinem Daumen über die Wange, und lehnte seine Stirn gegen Zorros.

„Nein, das warst du nicht, mein Sozius.“

„Na immerhin etwas.“

„Ja, immerhin etwas“, flüsterte Dulacre, während er seine Hand hob und seine goldenen Augen ungewohnt schimmerten; über ihnen donnerte es. „Wir sehen uns im nächsten Leben, mein kleiner Wildfang.“

Ruffy!

„Tu’s nicht!“

Zorro konnte die Fingerspitzen des anderen in seiner Brust spüren, fühlte die Fingernägel in seinem Fleisch, aber es war nicht tief, noch nicht tief genug. Viel schockierender waren jedoch die weit aufgerissenen Augen kaum eine Nasenspitze über Zorro, die ihn anstarrten, aber nicht sahen.

„Bitte, Hawky, tu es nicht!“

Der Druck auf Zorros Stirn ließ nach, als Dulacre den Kopf hob. Irgendwo direkt hinter Zorro musste Jiroushin stehen, aber er selbst konnte nicht viel mehr sehen als Dulacres Oberkörper.

„Jiroushin“, murmelte dieser immer noch so unglaublich ruhig. „Was tust du hier?“

„Dich davon abhalten etwas zu tun, was du bereuen würdest.“ Er klang… verzweifelt, ja, Jiroushin klang so, als würde er weinen. „Das hier ist doch nicht mehr notwendig, Hawky. Sieh es doch ein, du hast alles, weshalb du hergekommen bist. Du hast deinen Worten Taten folgen lassen, hast Zorro zurück und du hast auch noch einen Kampf bekommen. Reicht es jetzt nicht? Sag mir, reicht es nicht? Was willst du noch?“

Dulacres Kopf nickte zur Seite.

„Willst du mir nun Befehle erteilen, Jiroushin?“

„Nein, wer könnte dir schon Befehle erteilen, mein Käpt’n? Aber sage mir, war ich nicht immer deine Stimme der Vernunft? Hast du nicht meinen Worten vertraut, wenn du deinen eigenen Gedanken nicht mehr vertrauen konntest? Und ich frage dich, ist es das, was du wirklich willst? Das Leben des einen Mannes auszulöschen, den du über alles liebst, hier und jetzt? Den zu töten, der dir vielleicht eines Tages den Kampf bietet kann, nachdem du dich schon Zeit deines Lebens sehnst? Du wirst nie wieder gegen ihn kämpfen können, ihn nie wieder lachen hören, nie wieder seine Stimme hören, willst du das wirklich?“

Langsam sah Dulacre zu Zorro hinab, er atmete schwer, als würde er einen unsichtbaren Kampf ausfechten, der ihn deutlich mehr forderte als Zorro bisher und Zorro wagte nicht, sich zu bewegen.

„Aber… aber…“

„Deine Blutgier ist erwacht.“ Jiroushin klang ruhig, gefasst. „Du hast gekämpft, aber das reicht dir nicht, nicht wahr?“

Immer noch sah Dulacre Zorro an, ehe er wieder zu Jiroushin aufschaute.

„Dann komm her, Hawky, hol dir dein Blut.“

„Warte, Nei… Urgh!“ Für einen Moment wurde der Druck auf Zorros Abdomen unglaublich stark und dann war er plötzlich weg. Ein lautes Donnergrollen hallte über den Platz. Zorro rollte sich auf den Bauch, als seine Beine ihn nicht tragen wollten, und griff nach dem anderen, aber natürlich war er zu spät. Nur wenige Meter vor ihm stand Dulacre und direkt vor ihm wohl Jiroushin, von dem Zorro kaum mehr als die Stiefel sehen konnte.

„Schon okay, Hawky. Ich nehme es dir nicht übel.“ Eine Hand griff Dulacres Hinterkopf. „Und wenn du wieder bei Sinnen bist, erinnere dich an meine Worte: Hasse dich nicht für das, was du bist und was du getan hast.“

„Dulacre, nicht!“

„Danke, dass du mein Freund warst. Danke, dass du einem Angsthasen wie mir die Welt gezeigt hast, und jetzt darf ich sogar durch die Hand des besten Schwertkämpfers der Welt sterben. Welche größere Ehre könnte es für einen Schwertkämpfer der Marine wie mich geben?“

Der Samurai packte grob Jiroushins Schulter, woraufhin der Vizeadmiral scharf Luft holte. Tränen tropften zu Boden.

„Verdammt nochmal, Dulacre! Jetzt reiß dich zusammen, du Mistkerl!“ Zorro versuchte, sich aufzurichten, doch sein Knie wollte sich nicht beugen. Er stürzte zurück zu Boden.

„Jiroushin…“

„Leb wohl, mein Freund.“

Dulacre hob seine andere Hand und dann fielen die ersten Regentropfen.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DoD
2022-07-08T19:58:54+00:00 08.07.2022 21:58
Was beim Lesen mit mehreren Kapiteln nicht mehr so ins Gewicht fällt sind die wirklich miesen Cliffhanger. Das ist wirklich eine Gabe, eine die ich bewundere, aber hier ist es einfach nur fies. Wirklich.
Antwort von:  Sharry
10.07.2022 20:10
Ja, das stimmt (das schlimme ist halt, dass ich die halt am Stück schreibe und manchmal vergesse, wie gemein das ist), wobei ich festhalten möchte, dass meine Beta-Leserin diesen Cliffhanger vorgeschlagen hat
Von: RuffysKreationen
2022-06-27T13:47:39+00:00 27.06.2022 15:47
Uff, erstmal springt Zorro einfach mal so in die Tiefe....danach ein ziemlich krasser Kampf, sehr cool!
Aber why?! D: Jirou? 😥
Antwort von:  Sharry
02.07.2022 10:17
Danke dir^^
Kampfszenen sind so ein bisschen mein Kryptonite (zusammen mit Kuss und Erotik und der Kram^^'), daher freut es mich total, dass es dir gefallen hat^^
Von:  dasy
2022-06-25T07:00:25+00:00 25.06.2022 09:00
Nein!!!!
Nicht Jiro killen!!!!!
Zorro, jetzt ist es Zeit für einen Ausbruch von irgendwas, tu etwas, rette Jiroshin, der hat schließlich Frau und Kind zuhause!!!
Wo sind eigentlich die Admiräle, wenn man sie mal wirklich braucht? So ein kleiner Felsbrocken auf Mihawks Kopf oder wenigstens zwischen ihn und sein Ziel... oder ein kleiner Meteoritenschauer, der das Monster etwas abkühlt...
Du machst es ganz schön spannend!
Tschüß, Dasy
Antwort von:  Sharry
25.06.2022 11:17
Hallo meine Liebe^^
Du hast auf jeden Fall alles richtig gemacht, bis heute mit dem Lesen zu warten ;-)
Tja, vielleicht kommt ja noch jemand zur Rettung... oder auch nicht...

Ganz liebe Grüße


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