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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Upps, jetzt hätte ich beinahe das falsche Kapitel hochgeladen^^'

aber naja, hier ist es nun (das richtige Kapitel!) und ich wünsche euch ganz viel Spaß damit ;-)

bis nächste Woche Komplett anzeigen

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Kapitel 23 - Freunde

Kapitel 23 - Freunde

 

-Mihawk-

Sie hielten alle inne, als Lorenor endlich die Bühne betrat. Für einen Moment schien der Neuankömmling einen jeden Einzelnen von ihnen zu begutachten, ohne überhaupt groß aufzusehen, dann ließ er sich auf den freigewordenen Stuhl Nico Robins gegenüber der Navigatorin fallen und tat es seinem Kapitän gleich, der immer noch Essen in sich hineinschlang.

Hinter ihm kam der Scharfschütze hinein, der wiederum mit großen Augen im Türrahmen stehen blieb und sie alle anstarrte, sich der Anspannung offensichtlich bewusst.

Man könnte wohl meinen, dass Lorenor sie im Gegenzug nicht bemerkte, so unbeeindruckt, wie er sich seiner Mahlzeit zuwandte, aber Dulacre hatte den Blick gesehen, den er ihm zugeworfen hatte.

Beschwichtigend hob Dulacre beide Hände. Er hatte gesagt, was er zu sagen hatte. Nico Robin hatte zu lange mit ihrem Einwand gewartet, hatte vielleicht darauf gehofft, dass Lorenor früher eintreffen würde, hatte vielleicht auch auf den richtigen Moment gehofft oder darauf, dass Dulacre etwas ganz Bestimmtes sagte, doch sie hatte zu lange gewartet und er sah es ihrem Blick an, dass ihr dies auch bewusst war. Nun wollte sie nur Schlimmeres vermeiden und es sollte ihm recht sein. Er hielt von den einzelnen Crewmitgliedern nicht sonderlich viel, aber er hatte keinerlei Interesse an einer handgreiflichen Auseinandersetzung, und zwar weniger um Lorenors Willen, sondern einfach nur daher, dass er sie als ermüdend langweilig einstufte.

„Sehr weise gesprochen, Nico Robin“, pries er sie und ging auf ihre dargebotene Waffenruhe ein. Lächelnd ließ er sich wieder auf seinem Stuhl nieder. „So wie ich es von einem Kapitän erwartet hätte.“

„So, jetzt reicht‘s!“ Cutty Fram, der bis gerade wie eine skurrile Skulptur am Tresen gestanden hatte, stampfte auf ihn zu. „Genug ist genug! Mir egal, ob du ein beschissener Samurai bist, Choppers Patient oder Zorros Guru! Ich lass mich doch hier nicht den lieben langen Tag von einem…“

PAM!

Alle sahen sie zum Tisch, wo Lorenor seine Faust samt Gabel auf den Tisch geschlagen hatte und nun weiter aß, als wäre nichts geschehen, genau wie sein Kapitän.

Im nächsten Moment schniefte Doktor Chopper neben Dulacre laut auf, erhob sich und verließ fluchtartig den Raum.

„Chopper!“, rief die Navigatorin ihm nach.

„Das habt ihr ja toll hinbekommen, ihr Vollidioten“, zischte sie dann einmal in die Runde, ehe sie ebenfalls aufsprang und dem Rentier nacheilte.

„Nicht meine verdammte Schuld, wenn dieser beschissene…“

PAM!

Wieder unterbrach Lorenor die aufkommende Beschwerde diesmal des Smutjes.

„Hör mit diesem Scheiß auf, Marimo! Das ist alles deine Schuld! Du schleppst hier einen verdammten Samurai an, der nichts Besseres zu tun hat, als tagein tagaus…“

Polternd fiel der Stuhl um, als Lorenor sich erhob, und wieder wurden alle mucksmäuschenstill, während er erst ausgiebig den Smutje ansah und dann Dulacre.

„Bist du jetzt zufrieden?“, fragte er gefährlich ruhig. „Konntest du sagen, was du zu sagen hattest?“

Dulacre hielt seinem Blick unbeeindruckt stand. Anders als diese Gören hatte er keine Angst vor Lorenors Zorn und war nur zu gerne bereit, ihm auch in solchen Situationen die Stirn zu bieten.

„Irgendwer muss es ja mal tun, Lorenor. Dir mag es einerlei sein, aber ich bin nicht gewillt hinzunehmen, wie respektlos sie dich behandeln.“

„Ich kann meine eigenen Schlachten schlagen. Ich brauche dich nicht, um für mich zu sprechen.“

Sie beide klangen sachlich und gelassen, wurden nicht laut, ganz anders als seine Crewmitglieder zuvor.

„Na dann tu es, Lorenor. Du weißt genau wie ich, dass ich dies nicht tun müsste, wenn du den Mund aufmachen würdest. Ich bin wütend auf sie, weil sie dich nicht kennen und dennoch glauben deine Freunde zu sein, und sie sind wütend auf mich, weil ich mir anmaße für dich zu sprechen. Alles beginnt und endet damit, dass du schweigst, also vielleicht sprichst du endlich.“

„Aber das muss er nicht.“ Zum allerersten Mal brachte sich nun der Kapitän der Strohhüte ein, der noch eine Sekunde seinen kleinen Finger ableckte und dann Dulacre angrinste. „Wenn Zorro nicht reden will, dann brauch er das auch nicht.“

„Tze, was für eine lächerliche Antwort. Ist dir überhaupt bewusst in welcher Krise deine Crew steckt, Strohhut, oder interessiert es dich gar nicht?“

Lachend zuckte der Strohhut mit den Schultern.

„Ist doch völlig normal, dass man sich mal streitet“, lachte er und sein Grinsen wuchs noch eine Spur, „aber nur weil man sich mal streitet, heißt das noch lange nicht, dass man sich nicht vertraut.“

Dulacre hob über solch einen lächerlichen Kommentar nur eine Augenbraue an, während er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie der Smutje den Blick senkte.

„Gerade Zorro und Sanji streiten sich total viel, manchmal richtig heftig – und meistens über irgendwelchen Unsinn - aber das machen sie nur, weil sie so gute Freunde sind, und auch wenn sie sich wirklich gerne streiten, im Kampf verlassen sie sich aufeinander, selbst, wenn sie anderer Meinung sind.“ Der Strohhut grinste immer noch breit. „Und daran wird sich auch nichts ändern, weil wir Freunde sind. Ganz gleich, ob Zorro uns alle seine Geheimnisse anvertrauen möchte oder eben nicht, das ist mir egal; das ändert nichts daran, dass er mein Crewmitglied ist und wir alle Freunde sind.“

Beinahe fassungslos starrte Dulacre den Strohhut an, während der Lockenkopf und der Musikant zustimmend nickten. Er konnte kaum glauben, was er da hörte, was für einen naiven Unsinn der Kapitän einer Crew sagen konnte. Kopfschüttelnd schnaubte er auf. Vielleicht war das der Grund, warum er nie hatte verstehen können, warum Lorenor diesem Mann folgte, diesem Jungen, der kaum ein Mann war. Vielleicht war das der Grund, warum Dulacre ihn nicht ausstehen konnte.

„Es scheint mir, wir sind gänzlich gegensätzlich, Strohhut“, bemerkte er beinahe belustigt, „in unseren Ansichten und unseren Prinzipien. Dementsprechend werden wir natürlich nur schwerlich einer Meinung sein, aber erkläre mir, ist dieses unerschütterliche Vertrauen in deine Crewmitglieder schlichte Naivität oder Ignoranz gegenüber ihren Gefühlen und Gedanken?“

„Das reicht jetzt!“, knurrte der Cyborg. „Du hast doch den Kapitän gehört, Falkenauge. Wir alle sind eine Crew und wir vertrauen einander.“

„Ist das so?“, entgegnete er unbeeindruckt. „Was sagst du denn dazu, Smutje?“

Der Blondschopf zuckte zusammen, als Dulacre ihn ansprach, beinahe so, als hätte er mit einer Peitsche auf ihn eingeschlagen.

„Was soll denn der Scheiß?!“, sprach erneut der Cyborg.

„Gar nichts“, schmunzelte Dulacre. „Aber ich frage mich nur, ob der Smutje seinem Kapitän zustimmt, oder ob er vielleicht…“ – „Dulacre“, murrte Lorenor warnend, aber nicht warnend genug – „… anderer Meinung ist. Vielleicht irre ich mich ja und habe euch alle komplett falsch eingeschätzt.“

Er neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte so falsch, wie er nur konnte.

„Um ehrlich zu sein, würde es mich am meisten freuen, wenn ich einfach nur die Dynamik dieser Crew missverstanden hätte. Also Smutje, du könntest meine ganzen Zweifel nun aus dem Weg räumen. Sag mir, vertraust du Lorenor? Siehst du in ihm einen Freund oder war da vielleicht doch manchmal der Gedanke, dass du ihn gar nicht kennst?“ Plötzlich starrte der Smutje ihn verzweifelt an und Dulacre wusste, dass er gewonnen hatte. „Kann es sein, dass du vielleicht gar nicht weißt, wer er ist? Du hast sechs Monate mit ihm an Bord verbracht, aber kann es sein, dass er dir wie ein Fremder scheint?“

Und dann glitten plötzlich alle Augen auf den Smutje und man konnte regelrecht sehen, wie die Angst in sein Gesicht kroch. Man konnte sagen, was man wollte, er schien kein Verräter sein zu wollen, gleichzeitig schien er zu wissen, dass Dulacre die Wahrheit gesagt hatte. Wie musste es sich wohl anfühlen, wenn jemand die intimsten Zweifel, die man haben konnte, laut aussprach, hörbar für alle, die einem wichtig waren?

„Also…“, murmelte der Smutje fahrig, während selbst die Gäste ihn aufmerksam beobachteten, selbst der Kapitän, „also ich… ich…“

„Also Mund zu, Koch“, unterbrach Lorenor den Smutje grob, aber sein Blick lag auf Dulacre und er verschränkte die Arme. Dulacre konnte es sehen, er konnte die Unzufriedenheit des anderen deutlich sehen, aber davon ließ Dulacre sich absolut nicht aufhalten. Anders als diese Crew war er nur zu gerne gewillt, Lorenors Zorn auf sich zu ziehen, wenn es sein musste.

„Was soll das, Dulacre?“, murrte er und zuckte mit den Schultern. „Was erwartest du von diesem Drama hier? Mal ganz ehrlich? Du weißt genauso gut wie ich, dass egal, was der Koch sagen wird, egal, was du sagen wirst, es wird nichts an meinen Entscheidungen ändern. Das hier ist meine Crew und ich werde jeden einzelnen von ihnen mit meinem Leben beschützen.“

„Zorro…“, flüsterte der Lockenkopf mit glasigen Augen.

„Das ist mir sehr wohl bewusst, Lorenor“, lenkte er ein und nickte, „du missverstehst meine Motive. Natürlich weiß ich, dass nichts, was ich sage, dich aufhalten wird. Unterschätz mich nicht, im Gegensatz zu diesen Leuten hier, kenne ich dich, ich weiß, was für einen starken Willen du hast und wo deine Prioritäten liegen.“

„Warum dann?“, entgegnete der andere. „Warum streitest du die ganze Zeit mit meinen Freunden, obwohl du doch auch genau weißt, wie sehr mir dieser Mist hier gegen den Strich geht?“

„Weil es mir ausnahmsweise mal nicht um dich geht, Lorenor, sondern um sie, um deine Freunde.“ Er sah seinem ehemaligen Schützling genau an, dass dieser nicht verstand, was er meinte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie selbst Nico Robin eine Augenbraue anhob, als würde sie seine Motive anzweifeln. „Wie du zurecht gesagt hast, wird kein Wort, das in diesem Raum gesprochen wird, etwas an deinen Entscheidungen ändern, weder an deiner Loyalität diesem Einfaltspinsel gegenüber noch an deiner Hingebung für diese Traumtänzer.“

„Und wie du weißt, bin ich ebenfalls einer dieser Traumtänzer“, warf Lorenor unbeeindruckt ein.

„Der Grund, warum ich deine Crew immer und immer wieder reize und anzweifle, ist ein ganz einfacher: Es geht mir um sie. Ich mache das hier alles ihretwegen.“

„Was?“, entkam es dem Cyborg erwartungsgemäß ungläubig, doch Dulacre würdigte ihn keines Blickes.

„Sie haben dich bereits einmal verloren und selbst ein Einfaltspinsel wie dein Kapitän kann erkennen, wie schwer die Schuld auf den Schultern eines jeden einzelnen Crewmitglieds lastet. Aber dennoch haben sie nicht dazugelernt und, da ich deinen Sturkopf kenne, ist mir sehr wohl bewusst, dass, wenn ich deine Meinung nicht ändern kann, dann muss ich ihre ändern.“ Er schritt am Smutje vorbei und blieb direkt vor Lorenor stehen, der wie sonst auch seinem Blick regungslos standhielt. „Denn wenn sich in dieser Crew nichts ändert, Lorenor, dann werden die Dinge der Vergangenheit sich wiederholen und dann werden sie und ich dich erneut verlieren, und das ist wohl die eine Sache, die uns verbindet, deine Crew und mich, und auch, wenn das dein Dickschädel nicht begreifen will, so ist es doch die Wahrheit. Weder sie noch ich könnten es wohl ertragen, dich noch einmal zu verlieren.“

Nun herrschte im Raum wieder eine unangenehme Stille. Der Junge aus Wa No Kuni schien was sagen zu wollen, schwieg jedoch auf ein Kopfschütteln des Samurai. Selbst Trafalgar Law hatte einen fast schon nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während er die einzelnen Crewmitglieder begutachtete. Diese wiederum schienen alle zumindest für einen Moment nicht ganz anwesend, als würden Bilder der Vergangenheit noch einmal für eine Sekunde Realität.

Dulacre hingegen war sich im Klaren darüber, was für ein gefährliches Spiel er gerade spielte, während Lorenor ihn einfach nur ansah, ohne auch nur irgendetwas zu erwidern, sein Gesicht unleserlich wie so oft, sein Verstand eine uneinnehmbare Festung. Er wusste, was er in diesem Moment riskierte. Erst ein Crewmitglied angreifen, dann die gesamte Crew gegen sich aufbringen und nun fast ausdrücklich seine eigenen Gefühle für den Jüngeren in aller Öffentlichkeit zu gestehen und dabei beinahe dessen Geheimnis preisgeben.

Aber er hatte keine Wahl. Lorenor hatte diese Truppe von Ausgestoßenen als seine Familie erwählt und wenn Dulacre ihn nicht verlieren wollte, ihn nicht unglücklich sehen wollte, dann musste er ihnen helfen, dann musste er ihnen allen helfen, aus purem Egoismus, um seinen Wildfang zu beschützen.

„Ach, da bin ich aber froh!“

Erstaunt nahm Dulacre den Blick von Lorenor, der ihn immer noch unleserlich ansah, und beäugte den Strohhut, der laut auflachte und ihn dann angrinste.

„Weißt du, Falki, du hast wirklich Recht. Ich glaube, ich kenne Zorro nicht ansatzweise so gut, wie du es tust.“ Erneut lachte er und kratzte sich am Ohr. „Ich weiß weder, welches Bier er mag, wer dieser Bao war – auch wenn der sich cool anhört - noch worüber Zorro manchmal stundenlang grübelt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich im Zweifel gar nicht kapieren würde, worüber er nachdenkt. Die Hälfte dieses ganzen Gesprächs hier habe ich um ehrlich zu sein, nicht wirklich kapiert, aber ich hab auch nicht wirklich zugehört - jeder weiß, dass man isst, wenn Essen vor einem steht – und daher macht es mich wirklich froh, dass du Zorro so gut kennst und ihm so sehr helfen möchtest, dass du dich sogar mit uns, seiner Crew, anlegst.“

Immer noch grinste er dieses unmenschlich breite Grinsen.

„Ich meine, man muss schon wirklich dumm sein, um sich mit einer ganzen Crew anzulegen, weil man helfen will, oder? Selbst Zorro würde nicht auf eine so blöde Idee kommen und der kann manchmal schon echt verpeilt sein.“

„Und das kommt ausgerechnet von dir?“, murrte der Cyborg.

„Also danke, Falki, dass du so gut auf Zorro aufpasst. Es macht mich wirklich glücklich, dass wir alle so gute Freunde sind.“

„Wie bitte?“, bemerkte Dulacre und hielt den Strohhut im Blick, während er aus dem Augenwinkel sah, wie Lorenor den Kopf langsam senkte; diese zurückhaltende Reaktion war etwas unerwartet, hatte er doch mit lautstarkem Protest oder höhnischem Unglauben gerechnet. „Nur damit wir uns verstehen, Strohhut, wir sind keine Freunde. Meine Beziehung zu Lorenor hat mit euch nichts zu tun. Wenn es nicht für ihn wäre, könntet ihr alle meinetwegen tot umfallen.“

„Wusst ich’s doch“, kam es erneut von Cutty Fram.

„Ahaha“, hakte der Strohhut kopfschüttelnd und mit erhobenem Zeigefinger ein, als wäre Dulacre ein ignoranter Bursche, den man tadeln musste. „So geht das aber nicht. Du kannst nicht nur mit einem von uns befreundet sein.“

„Wa… was?“

Beflissen nickte der Strohhut, während Nico Robin Dulacre ein überlegenes Schmunzeln schenkte, doch ihr Blick blieb eiskalt.

„Natürlich nicht. Wir sind eine Crew. Wenn du mit einem von uns befreundet bist, dann bist du der Freund von uns allen, ob es dir passt oder nicht, so läuft das hier.“

Perplex starrte er den Bengel an.

„Aber ich kann weder dich noch die meisten deiner Crew ausstehen, Strohhut“, wandte er fassungslos ein, sprachlos darüber, was für eine stumpfsinnige Diskussion er gerade zu führen schien, „und falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, bei einigen aus deiner Crew beruht das auf Gegenseitigkeit.“

„Na und?“ Nun sah ihn der andere beinahe unschuldig an. „Ich muss auch sagen, du bist jetzt nicht gerade ein Sonnenschein, weißt du? Du redest ziemlich viel und klingst ganz schön abgehoben meiner Meinung nach. Aber wenn du Zorros Freund bist, dann bist du auch unser aller Freund.“

„Und was ist, wenn ich das nicht will?“, knurrte er, etwas überfordert mit dieser unerwarteten Dreistigkeit, und beobachtete aus dem Augenwinkel Lorenor, der sich nicht einbrachte, wie Dulacre es erwartet hätte, sondern weiterhin den Blick gesenkt hielt. Der Lockenkopf auf der anderen Seite versuchte, ein leises Kichern hinter seiner Hand zu verstecken, erfolglos.

„Das ist mir egal. Wir sind Freunde und damit Basta, Falki!“, entschied der andere einfach resolut.

„Wenn du mich noch einmal so nennst, werde ich dieses Schiff versenken.“

„Na, ich…“

„Das wird mir jetzt echt zu blöd“, unterbrach Lorenor seinen Kapitän und stöhnte etwas zu entnervt auf, ehe er einfach auf dem Absatz kehrtmachte und den Speiseraum durch die offene Türe verließ.

Für einen Moment schwiegen die Verbliebenen, dann lachte der Strohhut laut auf und verlangte Nachschlag vom Smutje. Innerhalb von Sekunden schienen die anderen aus ihrer Starre zu erwachen, warfen sich vielsagende Blicke zu, murmelten leise etwas, während der Smutje grummelte, dass sein Kapitän bereits das komplette Mittagessen aufgegessen hatte, und auf einmal schien sich die Stimmung deutlich zu entspannen.

Aber Dulacre war das gleich. Entschieden folgte er Lorenor.

„Mihawk.“ Im Türrahmen blieb er stehen, als Nico Robin ihn ansprach, ohne ihm nachzugehen. „Denkst du wirklich, es ist klug, Zorro jetzt aufzusuchen? Ich denke, er möchte seine Ruhe haben.“

Eine Sekunde betrachtete er diese eigenwillige Crew, welche die vorherrschende Anspannung zwar noch nicht gänzlich abgelegt hatte, sich aber nach Kräften bemühte, dies bald zu tun.

„Tze“, schmunzelte er kopfschüttelnd. „Das ist der Unterschied zwischen euch und mir. Anders als ihr, bin ich jederzeit bereit, mich an seinem Willen zu messen.“

„Dann ist ja gut“, sprach sie sachlich und schenkte ihm ein unnötig freundliches Lächeln, „er wartet mit Sicherheit schon darauf, dass du ihm nachgehst.“

Er betrachtete sie für einen Augenblick, dann ging er und zog die Tür hinter sich zu.

„Als wüsste ich das nicht selbst.“

Augenrollend ließ er diese Crew an Chaoten hinter sich. Er brauche nicht lange, um herauszufinden, wo sein Wildfang sich hin verzogen hatte.

„Hier steckst du“, grüßte er den anderen, der am Heck des Schiffes die Arme auf die Reling gelehnt hatte und dem Meer nachschaute.

„Was willst du? Lass mich in Ruhe“, murrte Lorenor, ohne aufzusehen.

„Dieses Mal nicht“, entgegnete er und setzte sich auf die Reling, den gebührenden Abstand zu seinem, wohl immer noch leicht angespannten, ehemaligen Schützling einhaltend. Geduldig betrachtete er die schlichte Holzwand vor sich.

„Tze“, war die einzige Antwort, die er erhielt.

Für ein paar ruhige Minuten genoss er die Sonne, ein auf Kuraigana seltenes Gut, und wartete darauf, dass Lorenor das Wort ergreifen würde, wohl wissend, dass er es nicht tun würde.

„Warum streitest du eigentlich immer so gerne?“, grummelte Lorenor dann doch ganz zu seiner Überraschung und legte seinen Kopf auf den Unterarmen ab, als wäre er zu schwer geworden. „Du bist schlimmer als der Koch.“

Schmunzelnd faltete Dulacre die Arme.

„Ich streite nicht wirklich gerne, Lorenor, ich habe nur gerne Recht und möchte, dass die Dinge so laufen, wie ich es mir vorstelle.“

Der andere schnaubte auf, sagte jedoch nichts.

„Und für jemanden, der nicht gerne streitet, bist du hingegen recht gut darin. Nun ja, bis du dann zum Ende hin immer wegläufst, natürlich.“

„Was?“, knurrte Lorenor nun und stierte ihn an. „Ich laufe nie weg!“

„Ist es dir etwa noch nicht aufgefallen?“, widersprach er und hielt diesem harten Blick liebend gerne stand. „Die Art wie du und ich streiten? Die Art, wie nur du und ich miteinander streiten können?“

Sein Wildfang entgegnete nichts, sondern neigte nur leicht fragend den Kopf, jedoch mit hochgezogener Augenbraue und genervtem Blick.

„Natürlich, es ist ganz offensichtlich. Wenn ich emotional in einem Streit werde, dann werde ich meist handgreiflich. Wie wir beide wissen, fällt es mir schwer, in solchen Situationen meine Kontrolle aufrecht zu erhalten. Die meisten Menschen können damit nicht umgehen, entweder reagieren sie ebenso aggressiv oder – wahrscheinlicher – sie kriegen es mit der Angst zu tun.“ Ganz unverhohlen sah er Lorenor an. „Du hingegen hast nie Angst vor mir, ganz gleich was ich tue. Du hast dich mir bereits in unserem allerersten Streit gestellt, hast dich nicht von meiner Wut provozieren lassen und bist doch keinen Schritt zurückgewichen.“

Leise schnaubte Lorenor auf. „Nicht das ich gekonnt hätte. Du hattest doch das Sofa umgerissen, wie hätte ich da zurückweichen können?“

„Es war metaphorisch gemeint.“

Nun sah Lorenor wieder aufs Meer hinaus.

„Wenn du hingegen emotional in einem Streit wirst, dann fliehst du.“ Er reagierte nicht. „Du streitest nicht gerne – ich rede nicht von diesen kleinen Plänkeleien mit dem Smutje, sondern von richtigen Auseinandersetzungen - aber grundsätzlich führst du sie immer zu Ende, wie jeden Kampf, den du führst. Aber manchmal gehst du dann doch, meistens wenn du zweifelst oder verletzt bist.“

Erneut schnaubte der andere auf, sagte jedoch weiterhin nichts.

„Und dann komme ich dir nach, um dir die Möglichkeit zu geben, zu sagen, was du vorher nicht sagen konntest, um dich davon abzuhalten, etwas zu tun, was du bereuen könntest. Deswegen bin ich auch jetzt hier, weil ich deinen Blick gesehen habe. Weshalb bist du aus der Kombüse geflohen, Lorenor? Was hat dich zweifeln lassen? Du hattest doch gesagt, dass, ganz gleich was in diesem Raum geschehen würde, deine Entscheidungen bereits gefallen wären.“

Es überraschte ihn nicht, dass Lorenor nun schwieg, für lange Zeit. Er hatte Lorenors Blick gesehen, als Dulacre ihm die Motivation hinter dem von ihm geschürten Konflikt erläutert hatte; irgendetwas hatte in Lorenor in diesem Moment klick gemacht und es musste wichtig sein, denn daraufhin war er wie so oft aus dem Konflikt geflohen. Er war sich ziemlich sicher, dass es in Lorenor gerade arbeitete, und Dulacre wünschte sich so sehr, die Gedanken des Jüngeren lesen zu können, aber er würde es wohl merken, wenn Dulacre sich gewaltsam Zugang verschaffen würde. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu fragen, wenn er wissen wollte, was Lorenor so beschäftigte.

Aber anstatt eine Erläuterung nun einzufordern, wie Dulacre es sonst für gewöhnlich tun würde, entschied er, zu warten, um zu zeigen, dass zumindest er aus seinen Fehlern lernte. Also schwiegen sie in harmonischer Stille. Vom Bug des Schiffes hörten sie kurz Stimmen, aber keiner der Strohhüte war dumm genug, sie zu stören. Dulacre genoss die sanfte Brise des Meeres und setzte sich etwas bequemer hin, als er merkte, dass sein doch noch angeschlagener Körper angespannte Muskeln nicht als angenehm empfand.

Irgendwann wandte Lorenor sich um und ließ sich an der Reling entlang zu Boden gleiten, faltete die Hände zwischen aufgerichteten Knien und begutachtete seine Finger.

„Wie geht es dir?“, fragte er leise. „Chopper ist mit Sicherheit nicht glücklich, wenn du dich so viel bewegst.“

„Ich bitte dich. Als ob Doktor Chopper sich jetzt noch um mich sorgen würde, nachdem ich mir eben seine Crew und seinen Kapitän zum Feind erklärt habe.“

„So tickt Chopper nicht“, meinte Lorenor nur kopfschüttelnd, „er ist vermutlich sehr traurig über was auch immer für einen Scheiß du gesagt hast, aber das ändert nichts daran, dass er sich um dich sorgen wird. Er ist sehr gutmütig.“

„Dann werde ich mich wohl bei ihm entschuldigen müssen. Ich wollte deine Crew wachrütteln und vielleicht ein bisschen zu sehr provozieren, aber es lag nicht innerhalb meiner Absicht ihn zu brechen.“

„Ja, du solltest dich bei ihm entschuldigen. Er verdient es nicht, so behandelt zu werden, nicht er.“ Der Jüngere betrachtete immer noch seine Hände. „Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, wie es dir geht.“

„So hartnäckig“, bemerkte Dulacre mit einem Schmunzeln, konnte jedoch nicht verhindern, dass die Sorge seines Wildfangs ihn mit einer Wärme erfreute und besserem Wissen zum Trotz falsche Hoffnungen weckte. „Auch ich sollte nicht unterschätzt werden, Lorenor. Es wird mich zwar noch ein paar Tage kosten, aber sei unbesorgt, dass ich dich selbst in meinem jetzigen Zustand problemlos besiegen könnte.“

„Angeber“, murrte Lorenor, doch als Dulacre hinabsah, konnte er sehen, dass der Jüngere sein Auge geschlossen und seinen Kopf gegen die Reling gelehnt hatte, die Sorgenfalten ein bisschen sanfter als zuvor.

Dulacre entschied, diesen friedlichen Moment nicht direkt zu zerstören. Er wollte es genießen, wenn Lorenor sich um ihn sorgte, so egoistisch wie er nun mal war.

 

-Sanji-

„Wie viel willst du denn noch futtern, Ruffy?“, schnaubte Nami auf, während sie Sanji die frische Kanne Kaffee aus der Hand nahm und zurück zum Tisch eilte. „Willst du etwa bis zum Abendessen durchfressen?“

„Gute Idee!“, lachte der Angesprochene, woraufhin Nami ihn direkt tadelte.

Doch Sanji bekam von diesem und den anderen Gesprächen nicht wirklich etwas mit. Er stand in seiner Kochnische und bereitete Gerichte vor oder spülte sauber abgelecktes Geschirr ab.

Sie alle unterhielten sich über das, was vor wenigen Minuten geschehen war – nun ja, alle bis auf Nami und Ruffy, die gerade wohl über Vorräte und Essensrationen stritten – und sie alle waren dabei mehr oder weniger aufgebracht.

Wenige Sekunden nachdem Falkenauge die Kombüse verlassen hatte, waren Nami und Chopper zurückgekommen. Dieser saß nun schweigend auf dem Sofa neben Law, der ebenso schweigsam war, wie die ganze Diskussion schon über. Kein Wunder, so beschissen die Situation für die Crewmitglieder gewesen war, so unangenehm musste es für die unbeteiligten Gäste gewesen sein. Aber, wenn Sanji ganz ehrlich war, so war ihm das gerade ziemlich egal.

Siehst du in ihm einen Freund oder war da vielleicht doch manchmal der Gedanke, dass du ihn gar nicht kennst?

Eine Gänsehaut kroch über seine Unterarme und schnell trocknete er seine Hände ab, um sich eine dringend benötigte Zigarette anzuzünden.

Von allen Dingen, die der Samurai ihm an den Kopf geworfen hatte, von all den Dingen, über die er sich aufgeregt und ereifert hatte, so hatte er damit doch genau ins Schwarze getroffen. Aber am schlimmsten war, dass er es vor ihnen allen gesagt hatte. Warum hatte er es in Anwesenheit der gesamten Crew sagen müssen? Sanji so vorführen müssen?

Sanji wollte wütend sein, so wie Franky, der laut vor sich hin fluchte und Robin dafür anging, dass sie trotz allem gegenüber dem Samurai noch so verdammt höflich gewesen war. Aber er war es nicht. Er konnte noch nicht mal Franky für seine absolut unnötige und unhöfliche Wortwahl anfauchen.

Sanji stand unter Schock.

Er erinnerte sich zu gut daran, wie wissend diese kühlen Falkenaugen ihn angesehen hatten. Ausnahmsweise mal weder herablassend noch verachtend. Falkenauge hatte ihn angesehen und Sanji hatte gewusst, dass dieser Fremde genau wusste, was er fühlte und dachte, und dann hatte er es laut gesagt, für alle zu hören, für Zorro zu hören.

Du hast sechs Monate mit ihm an Bord verbracht, aber kann es sein, dass er dir wie ein Fremder scheint?

Ja, das stimmte, genau das war Sanjis Gefühl gewesen, genauso hatte er gedacht, und das war noch gewesen, bevor der Marimo den Blut spuckenden Samurai an Bord gebracht hatte, noch bevor Sanji gesehen hatte, wie anders Zorro sich in Gegenwart des Samurais benahm.

Wenn eine Sache deutlich zeigte, wie unterschiedlich Zorro sich benahm, dann wie er die Situation gehändelt hatte. Franky und Sanji hatte er mit einem Schlag auf den Küchentisch unterbrochen, aber mit Falkenauge hatte er gesprochen, in ganzen Sätzen! Sanji hätte noch nicht mal sagen können, ob Zorro genervt oder gar wütend gewesen war oder nicht, wenn Zorro selbst es nicht so deutlich gesagt hätte.

Nein, diesen Kerl kannte Sanji ganz gewiss nicht und Falkenauge wusste das. Dieser Kerl, der sich verdreschen ließ, um an Informationen zu kommen und diese dann auch zu verwerten. Dieser Kerl, der sich als Marinesoldat ausgab und log und stahl, um seine Crew zu retten. Dieser Kerl, der mit einem Samurai auf einem eloquenten Niveau sprach, welches beinahe schon Robins glich. Dieser Kerl, der nichts mit dem Zorro zu tun hatte, den Sanji kannte - gedacht hatte zu kennen - und er fragte sich, ob Zorro sie nicht alle getäuscht hatte, so wie er den Marinesoldaten der G6 getäuscht hatte.

Es war genau, wie Falkenauge gesagt hatte. Zorro war ein Crewmitglied, aber keiner von ihnen kannte ihn wirklich. Sanji wusste nicht, ob er lieber Bier oder Rum mochte, Reis oder Brot, oder ob er überhaupt Vorlieben und Abneigungen gegenüber gewissen Speisen hatte. Er meinte sich zu erinnern, dass Zorro keine Süßigkeiten mochte, aber das hatte Chopper ihm erzählt, nicht der Marimo selbst.

Nein, den anderen hatte Zorro vielleicht die ein oder andere Kleinigkeit verraten – Chopper hatte gewusst, wann er Geburtstag hatte, und Robin wusste mit Sicherheit die eine oder andere Sache, selbst wenn Zorro es ihr nicht wissentlich gesagt hatte – aber von allen Crewmitgliedern wusste Sanji über ihn am wenigsten, weniger als über Brook, der als letztes dazugestoßen war, weniger als über Vivi, die sie nur kurz begleitet hatte, ja sogar weniger als über Law, der noch nicht mal ein Crewmitglied war, nur durch Zufall eine Allianz mit ihnen gegründet hatte und auch nicht gerade zur redseligen Sorte Mensch gehörte.

Für eine Sekunde lag Sanjis Blick auf seiner Zigarette, dann sah er hinüber zu Ruffy, der halb lachend, halb essend Nami irgendetwas erzählte, die daraufhin nur mit den Augen rollte.

Ich glaube, ich kenne Zorro nicht ansatzweise so gut, wie du es tust.

Wie hatte er das einfach so leichtfertig sagen können, während Sanji sich fühlte, als hätte er nicht nur Zorro, sondern auch Ruffy, die gesamte Crew, ja sogar sich selbst verraten? Wie konnte es Ruffy nicht stören, dass ein dahergelaufener Samurai behauptete, eines ihrer Crewmitglieder besser zu kennen als sie selbst, und dabei noch Recht behalten sollte? Wie konnte es ihm egal sein, was Falkenauge ihnen vorgeworfen hatte und dass Zorro ihm anscheinend noch nicht mal widersprach?

Wenn Zorro nicht reden will, dann brauch er das auch nicht.

Nein, Sanji verstand nicht, wie Ruffy das sagen konnte, wie es für ihn völlig in Ordnung sein konnte, dass Zorro sie alle außen vor ließ, wie er nicht wissen wollte, was Zorro vor zwei Jahren wiederfahren war. Nein, Sanji konnte ihn wirklich nicht verstehen, konnte wirklich nicht verstehen, wie er Zorro einfach so vertrauen konnte, ohne im Mindesten zu wissen, was in ihm vorging.

Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm noch etwas anderes bewusst: Er stimmte dem Samurai zu. Sanji war wütend, dass der Samurai meinte, sich einmischen zu müssen und ihn und seine Crew angriff, aber es stimmte auch, dass Sanji kaum erfassen konnte, wie der Marimo tickte.

Natürlich, spätestens nach Thriller Bark hatte Sanji gewusst, dass Zorro jederzeit für die Crew sterben würde – wenn er ehrlich war, hatte er es schon immer geahnt – und dass er auf der G6 auch so gehandelt hatte, war für ihn nicht wirklich überraschend gewesen. Aber er verstand immer noch nicht, warum Zorro ihn damals nicht eingeweiht hatte, warum er ihnen nicht das kleinste bisschen Mitspracherecht in seinen Entscheidungen gab, die immer so absolut bedingungslos waren. Er verstand einfach nicht, warum Zorro sich noch nicht mal in solch ausweglosen Situationen an ihn oder irgendwen anders wandte. Sanji, verstand einfach nicht, warum Zorro damals so gehandelt hatte, wie er nun mal hatte.

Er wusste nicht, warum Zorro wütend wurde, wann immer Sanji irgendeiner bezaubernden Schönheit den Hof machte. Er wusste nicht, warum Zorro Narben auf dem Rücken als Schande empfand, auf der Brust aber als Ehre. Er wusste nicht, warum Zorro bei den Feiern zwar immer dabei war, aber in sein Bierglas stierte, als ob sie ihn alle stören würden. Er wusste nicht, warum der Marimo mit entnervender Regelmäßigkeit das Essen vergaß oder sich notwendiger medizinischer Versorgung entzog. Er wusste noch nicht mal, warum er wütend wurde, wenn einer von ihnen sich erdreistete, seine Schwerter ungefragt anzufassen, selbst, wenn man sie einfach nur aus dem Weg räumen wollte.

Er wusste nichts davon, wusste nicht, was Zorro passiert war und warum er jetzt noch abweisender war als früher. Wusste nicht, was in den letzten zwei Jahren geschehen war und was Falkenauge und die bezaubernde Lady Loreen damit zu tun hatten, und während das für Ruffy kein Problem zu sein schien, so war es doch ein Problem für Sanji.

Sanji wusste nicht, wer Zorro in Wirklichkeit war. War er der schlichte Schwertkämpfer, der immer eher mit dem Kopf durch die Wand ging und den sie alle die ganze Zeit gekannt und dem sie vertraut hatten? Oder war er vielleicht doch ein genialer Stratege, der sich nur dumm stellte, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer? Früher hätte Sanji über jeden gelacht, der so etwas fragen würde, nun fragte er sich selbst, ob Zorro sich nicht vielleicht die ganze Zeit nur verstellt hatte, sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt hatte. Und während er sich solche zermürbenden Fragen stellte, hinterfragte Ruffy überhaupt nichts, weder Zorro noch Sanjis Zweifel, obwohl er es doch merken musste, obwohl er doch mit eigenen Augen gesehen hatte, wie sie miteinander stritten.

Und genauso, wie Falkenauge es gesagt hatte, unternahm Ruffy deswegen nichts. Warum unternahm Ruffy nichts?

Sanji glaubte nicht, dass Zorro oder er seinem Kapitän so egal waren, dass Ruffy es nicht störte, wenn sie so arg miteinander im Klinsch lagen, aber konnte er es wirklich nicht bemerkt haben?

Nein, er musste es bemerkt haben. Jeder in der Crew hatte es bemerkt, jeder in der Crew hatte darunter gelitten, aber Ruffy schien sich nicht zu stören. Wieso störte es ihn nicht, wenn zwei aus der Crew sich so sehr stritten, dass sie danach den Tränen nahe waren? Wieso störte es ihn nicht, wenn innerhalb der Crew das Vertrauen bröckelte? Wieso störte es ihn nicht, dass…?

Du weißt genauso gut wie ich, dass egal was der Koch sagen wird, egal was du sagen wirst, es wird nichts an meinen Entscheidungen ändern. Das hier ist meine Crew und ich werde jeden Einzelnen von ihnen mit meinem Leben beschützen.

Aber das klang so sehr nach dem Zorro, den Sanji kannte, glaubte zu kennen.

Ist doch völlig normal, dass man sich mal streitet. Gerade Zorro und Sanji streiten sich total viel, manchmal richtig böse, aber sobald sie Feinden gegenüberstehen, decken sie einander stets den Rücken, selbst wenn sie anderer Meinung sind.

Ja, das stimmte auch, ja genau so hatte ihre Freundschaft immer funktioniert, ohne, dass Sanji die Motive des anderen auch nur ein einziges Mal hinterfragt hatte. Warum also tat er es jetzt? Warum benahm Zorro sich in Gegenwart des Samurais so anders, ohne, dass es Ruffy zu stören schien?

Aber das heißt nicht, dass er sich niemandem anvertraut hat, vielleicht Ruffy, schließlich ist er der Kapitän und wenn, dann ist Zorro ihm die Erklärung schuldig.

Oh, konnte es sein…?

Sein Blick glitt zur Tür, durch die der Marimo vor wenigen Minuten verschwunden war, und zum ersten Mal, seit sie alle wieder beisammen waren, vielleicht zum ersten Mal, seit er den anderen überhaupt kannte, glaubte Sanji, ihn ein bisschen zu verstehen, glaubte, ein bisschen zu verstehen, wie er tickte oder vielleicht bildete er sich das auch nur ein, während er seine Zigarette ausdrückte und mit der Arbeit fortfuhr.

Was auch immer es war, es nahm etwas von der Last von seinen Schultern und von der Wut in seinem Herzen. Seufzend nahm er sich fest vor, sich nicht mehr vom Samurai provozieren zu lassen, sondern direkt mit Zorro zu reden.

Dann entschied er, wieder am Alltag teilzunehmen, und forderte Franky dazu auf, Caeser ein Butterbrot zu bringen. Er mochte ihn nicht leiden, aber wenn er schon für Falkenauge eine extra Brühe auftischte, dann würde er auch nicht zulassen, dass dieser verrückte Wissenschaftler am Hungertuch nagte. Schließlich war Sanji immer noch der Smutje dieser Crew.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2022-01-30T09:33:56+00:00 30.01.2022 10:33
Ohne ein Wort zu sagen, bringt Zorro sie zum Schweigen. Ich finde, du hast die Situation super aufgelöst :'D
Ruffys Naivität hat ja sogar Mihawk aus dem Konzept gebracht XD mit solchen Antworten kann man aber auch nicht rechnen *hust* und die Sunny schwimmt noch :D
Auch Sanjis Reflexionen sind sehr gut beschrieben. Ich bin gespannt, ob er tatsächlich einen kühlen Kopf bewahren wird :o
Antwort von:  Sharry
05.02.2022 09:29
Ja, die Sunny schwimmt (noch), aber Ruffy bringt Mihawk wirklich an den Rand seiner geisitgen Belastbarkeit (wobei man denken sollte, dass er mit Shanks eigentlich daran gewöhnt sein müsste^^' aber Ruffy ist halt doch noch mal ein ganz neues Kaliber...).
Aber naja, jetzt muss er sich erstmal mit Zorro rumschlagen und was Sanji angeht... ja sagen wir mal so, er wird es zumindest versuchen^^'
Von:  DoD
2022-01-29T13:25:42+00:00 29.01.2022 14:25

„Das ist mir egal. Wir sind Freunde und damit Basta, Falki!“, entschied der andere einfach resolut.
„Wenn du mich noch einmal so nennst, werde ich dieses Schiff versenken.“


Gold
Antwort von:  Sharry
05.02.2022 09:23
;-)
Ich gebe zu, dass es mir verboten viel Spaß gemacht hat, diese zwei zusammen zu schreiben und ich würde am liebsten noch viel mehr Szenen schreiben, wo die beiden sich einfach nur unterhalten, aber ich hatte dann doch etwas Sorge um Mihawks mentale Gesundheit^^'


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