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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstag euch allen,

es ist schon wieder Wochenende und daher ist es Zeit für ein neues Kapitel ;-)

Ich wünsche euch viel Spaß und bis nächste Woche^^ Komplett anzeigen

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Kapitel 16 - Arztbesuch

Kapitel 16 – Arztbesuch

 

-Mihawk-

„Wirklich erstaunlich“, wiederholte Doktor Chopper nun zum bereits siebten Male, während er sein Endoskop reinigte, ohne Dulacre aus seinem Blickfeld zu lassen, „solch schnelle Regenation habe ich sonst nur bei Zorro gesehen. Es ist wirklich erstaunlich“ – acht Mal – „die Wundränder sehen aus, als hätten sie bereits eine Woche Zeit zum Heilen gehabt und das angegriffene Gewebe scheint schon viel weniger gereizt.“

Dulacre entgegnete nichts, während der junge Arzt weiter vor sich hin murmelte. Er musste gestehen, dass er den Schiffsarzt der Strohhutcrew als recht amüsant empfand. Trotz seines jungen Alters schien er eine ausgezeichnete Ausbildung genossen zu haben – soweit Dulacre das beurteilen konnte, aber natürlich ließ er sich nicht nehmen über alles und jeden ein Urteil zu fällen – und gleichzeitig strahlte er die Naivität eines kleinen Kindes aus, wann immer er die Rolle des seriösen Arztes nicht erfüllen brauchte.

Nun jedoch legte das Rentier sein Werkzeug zur Seite und schenkte Dulacre wieder seine volle Aufmerksamkeit.

„Wie dem auch sei. Ganz gleich, wie gut der Heilungsprozess schon fortgeschritten ist, Sie haben noch einen langen Weg vor sich“, erklärte er mit ernstem Unterton. „Außerdem werden Sie Ihre Ernährung umstellen müssen, vermutlich sogar langfristig, wenn Sie verhindern wollen, dass so etwas nochmal geschieht.“

Langsam nickte Dulacre. Es missfiel ihm, dass seine Möglichkeit, Einwand zu erheben, derzeit sehr eingeschränkt war und es missfiel ihm, sich Dinge von jemandem vorschreiben zu lassen. Auf der anderen Seite war er kein Dummkopf wie ein gewisser anderer jemand und würde den Worten seines Arztes Folge leisten, da er sich sehr wohl bewusst war, was auf dem Spiel stand.

Der Doktor nickte ebenfalls und senkte seinen Blick auf das Klemmbrett, welches er während der Untersuchung akribisch beschrieben hatte.

„Okay, fangen wir in kleinen Schritten an, ehe wir zu weit in die Zukunft sehen. Denn wie diese aussehen wird, hängt sehr von den nächsten Tagen ab und davon, wie sich Ihr Zustand verändern wird.“

Dann sah der andere ihn wieder an und wieder einmal überraschte es Dulacre, wie scheinbar unbeeindruckt dieser Arzt, der doch noch ein Kind war, seinem Blick standhalten konnte. Diese Crew hatte wirklich das ein oder andere interessante Mitglied.

„Aufgrund Ihres fortgeschrittenen Genesungsprozesses ist es meiner Einschätzung nach relativ ungefährlich, wenn Sie versuchen wollen zu reden. Aber…“, sprach der junge Arzt direkt weiter, als Dulacre nur zu gewillt den Mund öffnete, „… aber ich möchte, dass Sie sehr achtsam sind. Sollte es zu anstrengend sein, Sie ein leichtes Ziepen oder gar Schmerzen verspüren, machen Sie nicht weiter. Versuchen Sie nicht laut zu sprechen; Dinge wie Singen oder Schreien sind natürlich tabu. In einem solchen Fall werde ich Sie sofort auf erneute Blutungen untersuchen müssen und – auch wenn Ihnen das nicht gefallen wird – es wäre deutlich sinnvoller, wenn Trafalgar Law mir dabei behilflich sein würde, weil wir dann deutlich schneller reagieren könnten.“

„Nein.“

Für einen Moment sahen sie einander nur schweigend an.

„Natürlich ist es Ihre Entscheidung. Aber sollte ich nicht da sein und so ein Fall eintreten, lassen Sie sich von ihm untersuchen, andererseits könnten Sie sterben, verstehen Sie?“

Dulacre entschied, dies unbeantwortet zu lassen. Teils weil er sich nicht durch sein Wort verpflichten lassen wollte – nicht, dass er das tatsächlich tun würde – aber zum Teil auch, weil er seiner kratzigen, brüchigen Stimme nicht traute. Er mochte nicht, wie heiser und kraftlos er klang, als wäre er bettlägerig, fast wie sein Vater damals auf der G2, als er ihn besucht hatte.

„Ich werde Sie heute Abend erneut untersuchen, nur um sicherzustellen, dass sich nicht noch nachträglich eine Blutung zeigt. Für die nächsten Tage werden Sie auch Entzündungshemmer und Schmerzmittel bekommen.“ Der junge Arzt zögerte, als würde er mit Widerspruch rechnen, doch Dulacre schwieg und so sprach er weiter. „Natürlich werden Sie die nächsten Tage sich nicht so ernähren können wie bisher. Wir müssen sehr vorsichtig sein und Speiseröhre und Magen nur behutsam wieder belasten. Sollten die weiteren Untersuchungen heute gut aussehen, steht simplen Wasser nichts entgegen und ich werden mit Sanji Ihren Ernährungsplan für die nächsten Tage aufstellen.“

Zweifelnd zog Dulacre eine Augenbraue nach oben. Dem jungen Doktor mochte er zutrauen, dass er etwas von seinem Handwerk verstand, aber das sah ganz anders aus bei dem Smutje und er mochte bereits nicht, dass Trafalgar Law sich eingemischt hatte, auf den Smutje konnte er nur zu gerne verzichten.

„Bis dahin dürfen Sie aber nichts zu sich nehmen, Eischips ausgenommen, aber diese müssen Sie vollständig im Mund zergehen lassen. Wir wollen verhindern, dass irgendetwas spitzes oder scharfes – und sei es nur Eis – die wunden Schleimhäute noch mehr beschädigt, verstehen Sie?“

Erneut nickte Dulacre.

„Gut, dann werde ich Sie jetzt noch neu einstellen und dann sollten Sie noch etwas schlafen, um sich so gut wie möglich zu erholen. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?“

Für einen Moment beobachtete er den anderen dabei, wie er von seinem Drehstuhl herunterhopste wie ein lebendiges Kuscheltier und sich dann beflissen um Dulacres Tropf kümmerte. Ja, er fand dieses Crewmitglied äußerst amüsant und interessant, das musste Dulacre schon zugestehen.

„Doktor Chopper“, sprach er dann, immer noch verstimmt darüber, wie schwach er sich anhörte, aber selbst dies konnte ihn nicht davon abhalten, sich Gehör zu verschaffen, um das zu erfahren, was er erfahren wollte, „ich muss Ihnen danken. Sie haben mir mit Ihrer Expertise wohl mein Leben gerettet.“

Er neigte leicht den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen, und lehnte sich dann zurück gegen den Berg von Kissen, den der Arzt ihn in den Rücken gestopft hatte, damit er in einer aufrechteren Position liegen konnte.

Dann passierte etwas noch Interessanteres. Es schien, als würde ein Elektroschock durch den kleinen Körper des Arztes gehen, als sich sein gesamtes Fell von oben bis unten einmal aufplusterte und er sich dann am ganzen Körper schüttelte, ehe er seltsame Bewegungen fortführte, die ein Unwissender vielleicht mit einem Tanz verwechseln würde.

„Denken Sie ja nicht, dass ich mich von ein paar netten Worten umgarnen lasse! Sie sind mein Patient und ich habe Sie gerettet, wie jeden Patienten, das ist nichts Besonderes!“

Äußerst amüsant.

Doch dann hatte der junge Arzt seine Arbeit erledigt, kam zum Bett hinüber und legte einen kleinen Huf auf die Matratze, sah Dulacre äußerst ernst an.

„Nein, ich habe wirklich nur meine Arbeit gemacht. Derjenige, der Ihr Leben gerettet hat, war Zorro. Hätte er die Situation nicht so schnell erfasst und sofort gehandelt, hätten weder Law noch ich Sie retten können.“

Langsam nickte Dulacre und erwiderte den ernsthaften Blick des Rentiers. Er war sich sehr wohl bewusst, was der andere getan hatte und Doktor Chopper hatte dies auch bereits mehrfach erwähnt, daher war er gespannt, herauszufinden, warum genau er nun Dulacres Einladung zu diesem Gespräch so einfach folgte.

„Ich möchte ehrlich sein mit Ihnen, Herr Mihawk. Am Anfang hat mich Ihr Ruf sehr eingeschüchtert und ich wusste nicht, ob Sie ein… kooperierender Patient sein würden“, murmelte das Rentier nun beinahe schüchtern und wandte den Blick kurz ab. „Ich hatte etwas Angst davor, allein mit Ihnen in einem Raum zu sein, denn ich wusste ja nicht, wie Sie auf ärztliche Anordnungen reagieren würden.“

Interessant wie ehrlich dieser Junge war, wahrlich interessant.

„Dennoch bin ich sehr froh, dass es Ihnen nun schon so viel besser geht, und ich bin auch dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, meine Schuld bei Ihnen zu begleichen. Daher bitte ich Sie auch weiterhin um gute Zusammenarbeit, damit Sie schnell wieder gesund werden.“

Er war sich wirklich nicht sicher, ob er diesen Jungen, der bereits Doktor war, aber sogleich noch Kind, Pirat aber noch so naiv und unschuldig, eher amüsant oder interessant fand, aber gerade stellte er fest, dass dieses Gespräch ganz nach seinem Geschmack war.

„Doktor Chopper?“, fragte er mit seiner erbärmlichen, nicht nach ihm klingenden, Stimme nach. „Sie sind mir nichts schuldig, wovon reden Sie?“

Nun würde sich zeigen, ob der andere Sarue meinte oder…

„Weil Sie Zorro gerettet haben!“

… oder das.

Mit großen Knopfaugen sah der junge Arzt ihn nun an, erneut so unpassend ernsthaft und entschieden, wie es absolut nicht zu seinen kuscheltierartigen Gesichtszügen passen wollte.

„Ich meine, das haben Sie doch, oder? Alle dachten, er wäre auf den Senichi-Inseln umgekommen. Aber er hat überlebt und alle seine Wunden sind verheilt – fast schon spurlos verheilt, würde ich behaupten und ich habe ihn untersucht, mehrfach, das kann ich Ihnen versichern – und er ist zurückgekommen. Also muss ihn jemand versorgt haben, ihn gerettet haben, auf ihn aufgepasst haben. Und Sie waren vor zwei Jahren da und haben uns bei diesem Hinterhalt der Marine geholfen und seine Schwerter geholt.“ Nun war er eindeutig nicht mehr der seriöse Arzt, sondern nur noch ein naiver Junge, der gedacht hatte, seinen großen Bruder verloren zu haben. „Und zwar weil er selber noch nicht konnte, nicht wahr? Natürlich, nach nur einem Monat konnte sich selbst Zorro noch nicht von solchen Wunden erholt haben, und vermutlich wollte er nicht zurückkommen, ehe er wieder bei alter Stärke war, denn er ist ein Sturkopf und verdammt stolz. Er wollte uns mit Sicherheit keine Last sein und konnte sich vermutlich noch gar nicht bewegen, daher sind Sie gekommen, in seinem Namen.“

Tränen spiegelten sich in diesen kindlichen Knopfaugen und Dulacre schwieg. Es war weder sein Recht noch sein Platz diesem Jungen die Wahrheit zu sagen und so amüsant und interessant er den anderen auch fand, so empfand er weder zwischenmenschliche Sympathie noch fühlte er sich irgendwie emotional verpflichtet.

Auf der anderen Seite konnte Dulacre sich nur zu gut vorstellen, wie solche Worte sich auf seinen ehemaligen Schützling auswirken konnten. Wusste genau, wie verbunden und verantwortlich dieser sich mit und für diesen jungen Arzt fühlte. Was für Kämpfe der andere durch die reine Anwesenheit seiner Crew wohl mit sich selbst hatte ausfechten müssen?

„Ich weiß, dass ich Ihnen das alles wahrscheinlich gar nicht hätte sagen sollen“, sprach der junge Arzt nun weiter, ehe er sich tief verbeugte, „aber ich danke Ihnen, dass Sie für Zorro da waren, als ich als sein Arzt und als sein Freund versagt habe!“

Seine Stimme klang so brüchig und zittrig wie Dulacres eigene. Doch wiederum zeigte dieses Kind sich absolut resolut, als Doktor Chopper sich wieder aufrichtete und ihn herausfordernd ansah.

„Und das ist die Schuld, die ich heute beglichen habe, und das ist der Grund warum ich entschieden habe Ihnen ärztliche Anordnungen zu erteilen und diese, wenn nötig, auch mit Gewalt durchzusetzen.“

„Damit ich genauso vollumfänglich genese wie Ihr Crewmitglied?“, fragte er nach, da der andere ihm nur zu bereitwillig Informationen mitteilte, ganz anders als ein gewisser Jemand, über den sie sprachen.

„Nein!“, widersprach der andere. „Sondern weil ich damals erlebt habe, was es bedeutet jemanden zu verlieren, der einem unglaublich wichtig ist, und ich werde nicht zulassen, dass Zorro dieses Gefühl je erleben muss, selbst wenn ich dafür einen Feind retten müsste! Sie sind doch kein Feind, oder?“, setzte er überraschend kleinlaut hinterher.

Doch auch Dulacre war überrascht, verfluchte für einen Moment die Schmerzmittel, die wohl seinen sonst so scharfen Verstand vernebelten und seine Gedankengänge viel langsamer als sonst erscheinen ließen.

„Ich glaube Sie missverstehen etwas, Doktor Chopper“, entgegnete er und seine Stimme war noch dünner als zuvor. „Es geht nicht um mich, sondern darum, dass er mich besiegen muss, um seinen Traum erreichen zu können.“

„Sie sollten sich etwas ausruhen und nicht mehr so viel reden“, wechselte der andere das Thema, ganz der Arzt, und ging zur Tür. Dort blieb er jedoch stehen und Dulacre konnte die dunklen Knopfaugen auf sich fühlen.

„Ich habe auch einen Traum, wissen Sie. Ich möchte ein Allheilmittel finden, um alle Krankheiten auf der Welt besiegen zu können.“ Was ein naiver, kindlicher Traum, so äußerst passend und oh so schmerzlich zum Scheitern verurteilt. „Dieser Traum bedeutet mir alles und erlaubt mir das Unmögliche möglich zu machen und dennoch, wenn sich mir die Wahl stellen würde ein einzelnes Leben zu retten oder meinen Traum zu verwirklichen, ich würde immer das Leben wählen. Selbst wenn dies bedeuten würde, dass ich meinen Traum für immer aufgeben müsste. Und vertrauen Sie mir, Sie kennen Zorro wirklich nicht gut, wenn Sie glauben, dass er anders denken würde.“

Amüsant und interessant, die wichtigsten Voraussetzungen, die jemand haben konnte, damit Dulacre überhaupt gewillt war, seine Zeit zu opfern. Aber es war wahrlich amüsant, welch weise Worte dieses Kind von sich gab und es wahrlich interessant zu sehen, wie Doktor Chopper ihn beschrieb, diesen Wildfang eines Schwertkämpfers.

 

-Zorro-

Kurz streckte er sich, ehe er die Holzdecke über sich begutachtete. Früher hatte er seine Nickerchen am liebsten an Deck abgehalten, aber dafür waren derzeit viel zu viele fremde Gestalten an Bord, denen er nicht traute und er war den ganzen Trubel nicht mehr gewohnt, sodass es ihm sinnvoller erschienen war, sich auf dem Sofa im Schlafsaal der Männer für ein paar Minuten aufs Ohr zu hauen.

Vor kaum zwei Sekunden war nun Lysop hereingekommen und hatte ihn ermahnt zum Mittagessen zu kommen, da der Koch wohl sehr verstimmt darüber war, dass Zorro die letzten Mahlzeiten verpasst hatte. Nicht, dass Zorro sich darum scherte.

Mühselig richtete er sich auf. Aber das bedeutete wohl auch, dass Chopper mittlerweile vermutlich Dulacres Untersuchung abgeschlossen hatte und eine vage Prognose abgeben konnte. Also würde sich das Mittagessen anbieten, um mit Chopper zu sprechen. Auch wenn Zorro wusste, dass dieser ihm vielleicht nicht alles sagen würde; Verschwiegenheitspflicht oder so hieß dieser Schwachsinn, auf den der Schiffsarzt sich nur zu gerne berief.

Erneut streckte er sich und verließ die Kajüte, beobachtete für einen Moment, wie schnelle Wolken am Horizont hinüberzogen, wurde sich erneut bewusst, wo sie gerade unterwegs waren, in der Neuen Welt, endlich in der Neuen Welt, ehe er zum Speisesaal hinüberschlenderte.

„Zorro!“ Wie aufs Stichwort kam Chopper heraus, seinen ernsten Arztblick aufgesetzt. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“

Er hatte wohl wirklich gerade Dulacres Untersuchung abgeschlossen und Zorro fragte sich, ob es ein schlechtes Zeichen war, dass er mit ihm sprechen wollte, aber was es auch war, er bevorzugte es zu wissen, bevorzugte zu wissen, wie es um den Samurai stand.

Nickend ließ er sich auf der obersten Treppenstufe zur Kombüse nieder und sah zu, wie Chopper zu ihm herübertabste, ehe dieser sich ebenfalls mit einem leisen Plumps hinsetze.

„Ich habe gerade Falkenauges Untersuchung abgeschlossen und ich war mir sicher, dass du wissen willst, wie es um ihn steht. Daher ist es mir lieber, wir besprechen das hier, unter uns, und nicht beim Essen, weil eigentlich dürfte ich dir das alles gar nicht sagen. Du weißt ja, die Schweigepflicht, aber ich denke ich könnte ausnahmsweise mal eine…“

„Chopper“, unterbrach er den anderen mit einem leisen Seufzen, „komm zum Punkt. Wie geht es ihm?“

„Gut“, entgegnete der andere mit zuckender Nase, vermutlich unzufrieden darüber seine ausschweifenden Erklärungen nicht zu Ende führen zu können, „den Umständen entsprechend gut. Es ist wirklich erstaunlich, seine Wundheilung ist fast so gut wie deine würde ich behaupten. Seine Selbstheilungskräfte müssen enorm sein, wirklich erstaunlich, fast so enorm wie deine. Seid ihr irgendwie verwandt? Ist er etwa dein Vater?“

„Vom Alter her könnte das schon passen“, murmelte Zorro mit einem leisen Schmunzeln bei dem Gedanken, wie der Samurai wohl auf diese Aussage reagieren würde, während er beobachtete, wie Chopper sich wieder einmal darüber aufregte, genauso wie er es immer tat, wann immer Zorro verletzt war. Es hatte etwas Lustiges, ihn dabei zu beobachten, ohne dass er ihn dieses Mal gleichzeitig ermahnen konnte, da Zorro ausnahmsweise mal nicht der Verletzte war. „Aber nein, er ist nicht mein Vater, zum Glück.“

„Das war eine rhetorische Frage, Zorro“, murrte Chopper nun und rollte mit den Augen, „natürlich weiß ich, dass ihr nicht verwandt seid. Eure Blutgruppen sind absolut nicht kompatibel.“

„Du hast sein Blut getestet?“

„Natürlich! Er ist jetzt mein Patient! Ich habe ihm eine ganze Krankenakte angelegt und sobald es ihm besser geht und er unbeschwerter sprechen kann, werden wir seine Krankengeschichte aufarbeiten.“

Glucksend neigte Zorro seinen Kopf zur Seite. Er hatte ganz vergessen, wie ernst Chopper so etwas nehmen konnte.

„Chopper, du kannst nicht alle Menschen als deine Patienten adoptieren, nur weil du sie einmal behandelt hast. Er hat einen Hausarzt.“

„Und wer betreut ihn gerade? Sein Hausarzt oder ich? Außerdem werde ich ihn ja irgendwann wieder auf dem Tisch liegen haben, spätestens nachdem du gegen ihn gekämpft hast, nicht wahr? Vielleicht hat die schnelle Regenerationsphase etwas mit der Schwertkampfausbildung zu tun, ich muss mir auf jeden Fall eine Notiz machen und das später nachschlagen… und ich muss Franky bitten mir noch ein Krankenzimmer einzurichten, sonst wird es schwer euch beide gleichzeitig zu betreuen und…“

„Chopper!“, stöhnte Zorro gespielt – und ein kleines bisschen nicht gespielt – genervt auf, als der andere wieder einmal abschweifte. Allerdings hatte er die wichtigste Information dieser Aussage nicht verpasst. „Das heißt, er wird wieder gesund?“

Offensichtlich verwirrt hielt Chopper einen Moment inne, ehe er sich wohl wieder daran erinnerte, warum er dieses Gespräch überhaupt gesucht hatte. Dann nickte er.

„Also, natürlich ist es noch viel zu früh, um langfristige Prognosen abzugeben, es ist noch ein langer Weg und er wird seinen Lebensstil ändern müssen; gesunde Ernährung, kein Alkohol, keine heißen oder scharfen Speisen, zumindest für eine ganze Weile. Aber es ist schon erstaunlich, wie gut sein Zustand ist, nachdem wir ihn gestern erst operiert haben, wirklich erstaunlich. Daher denke ich, ist es nicht vermessen, sich Hoffnungen zu machen, dass er mit Zeit und der richtigen Rehabilitation wieder ganz gesund wird und keine langfristigen Schäden davontragen wird. Aber es ist noch ein langer Weg und der Erfolg hängt in großen Maßen von ihm ab.“

Zorro konnte nicht anders, als tief Luft zu holen, als er merkte, wie sich dieser Kloß in der Magengegend löste und er zum ersten Mal seit dem vergangenen Tag aufatmen konnte. Für einen Moment betrachtete er das strahlendblaue Meer der Neuen Welt.

„Mach dir keine Sorgen, Chopper“, murmelte er dann und war dankbar, dass seine Stimme nicht anders klang als sonst auch, „im Gegensatz zu mir, wird er nichts tun, was seine Gesundheit unnötig gefährden könnte und er hört auf Ärzte, zumindest, wenn er sie respektiert.“

„Du denkst, er respektiert mich?“

Er konnte die großen Augen auf sich fühlen, während er den glitzernden Wellen zusah.

„Nun ja, hat er dich oder Law rausgeschickt? Wenn er dich als Arzt nicht respektieren würde, hättest du ihn nicht anfassen dürfen, glaub mir. Dieser arrogante Mistkerl würde sich eher selbst versorgen, als sich in die Hände eines zweitklassigen Arztes zu geben.“

„Immerhin ist er bereit, ärztlichen Anordnungen folgen und wehrt sich nicht gegen sinnvolle Medikation.“

Für einen kurzen Moment sahen sie einander an. Es war ungewohnt für Zorro auf dieser Seite des Gespräches zu stehen. Normalerweise war er der Patient, für den Chopper einen beinahe schon besorgniserregenden Beschützerinstinkt wie den einer Glucke entwickelte, und über den niemand anderes auch nur ein schlechtes Wort fallen lassen durfte. Es war seltsam, dass Chopper nun genauso über Dulacre wachte, als wäre dieser ein kleiner Welpe, dessen Muttertier die Zähne fletschte, ein lustiges Bild.

Zorro entschied, diesen Kampf nicht zu riskieren, zu gut war für diesen Moment seine Laune. Das erste Mal seit Tagen hatte er endlich eine gute Nachricht erhalten und dieser Moment hier mit Chopper war gefühlt das erste Gespräch, seit sie alle wieder zusammen waren, welches sich genauso anfühlte, wie sich die Unterhaltungen innerhalb dieser verrückten Crew anfühlen sollten.

„Naja, ich hab’s dir doch gesagt. Im Gegensatz zu mir, hört er auf ärztlichen Rat.“

„Und das solltest du auch tun!“

Er zuckte nur mit den Schultern.

„Lass gut sein, Chopper. Erzähl mir lieber, was jetzt ansteht. Ist er wach? Wann kann er das Bett verlassen? Wann kann er wieder kämpfen?“

„Zorro!“ Er hatte die Kopfnuss erwartet und wich ihr noch nicht mal aus; Chopper war wirklich deutlich stärker geworden, bemerkte er erneut mit leisem Stolz. „Was hast du nicht daran verstanden, dass er noch einen langen Weg vor sich hat?“

„Aber du hast auch gesagt, dass er sich so schnell erholen würde wie ich und ich wäre jetzt bereits wieder am Trainieren. Also?“

Chopper sah ihn einen Moment schwer atmend an. Er war aufgesprungen und bebte am ganzen Körper. Zorro konnte ihm ganz genau ansehen, dass er nicht wusste, was von Zorros Aussage ihn gerade am meisten aufregen sollte und irgendwie fiel es Zorro schwer, ein erneutes Schmunzeln zu unterdrücken, bis auf einmal Chopper tief einatmete und ihn ernst ansah, ernster als normalerweise, wenn er Zorros Wunden versorgte, so ernst wie er ihn damals nach Thriller Bark angesehen hatte und nicht gefragt hatte, nicht gefragt hatte, woher Zorro Wunden hatte, die er nicht hätte haben dürfen. Verdammt, er mochte nicht, wenn Chopper ihn so ansah, fast so schlimm wie Ruffys Kapitäns-Stimme.

„Wehe du überredest ihn zu irgendetwas dummen, Zorro! Er muss sich die nächsten Tage schonen und Entzündungshemmer nehmen. Er darf keinen Alkohol trinken und wir müssen ganz behutsam vorgehen, verstanden? Er hat gerade eine schwierige Operation hinter sich, das heißt, er darf sich wirklich nicht überanstrengen oder sich zu sehr aufregen. Zorro, du darfst ihn auf keinen Fall zu sehr aufregen!“

Überrascht erhob Zorro sich, genau in dem Moment, als Franky die Tür zur Kombüse öffnete und sie zum Essen rief.

„Sag das ihm, Chopper, und nicht mir. Ich kann doch nichts dafür, wenn dieser Mistkerl sich aufregt.“

„Ich sage es aber dir.“ Zorro blieb stehen, als Chopper an seinem Hosenbein zupfte. „Du musst gut aufpassen, dass ihr euch nicht streitet, Zorro. Ich weiß, er ist Falkenauge und ein Samurai und unglaublich stark. Aber so erstaunlich seine derzeitige Entwicklung auch ist, er ist immer noch im kritischen Zustand, er könnte jederzeit wieder innere Blutungen haben. Egal wer er für dich ist, Zorro, zurzeit ist er mein Patient, und wenn du seine Gesundheit nicht riskieren willst, dann verhalte dich dementsprechend.“

Und wieder einmal war es das jüngste Crewmitglied, das in der Lage war, Zorro in seine Schranken zu weisen. Chopper mochte in vielen Dingen naiv sein und vieles zwischen den Zeilen Gesagte nicht verstehen, aber als Arzt ließ er sich nichts gefallen und gerade war es seine wichtigste Aufgabe, seinen Patienten zu beschützen, und nicht mal Zorro, der sich am ehesten in der Crew mal einen kleinen Fehltritt beim jungen Schiffsarzt erlauben durfte, würde dies wohl riskieren. Es war wirklich seltsam auf dieser Seite des Gesprächs zu sein.

„Warum glaubst du eigentlich, dass ich mich mit ihm streiten würde?“, murrte Zorro unzufrieden. Anders als der verdammte Koch war er niemand, der aus Lust an der Freud einfach stritt. Warum also dachte Chopper überhaupt daran, ihn zu ermahnen? Woher sollte er bitte wissen, dass Zorro sich mit Dulacre genau in dem Moment gestritten hatte, als dieser zusammengebrochen war? Ach ja, der Streit, für einen Moment hatte er ihn fast vergessen...

Überrascht sah Chopper zu ihm auf, als hätte er selbst darüber noch gar nicht nachgedacht, ehe er dann mit den Schultern zuckte und zur Tür tabste.

„Er erinnert mich an Sanji, deshalb wohl.“

„An den Koch?“, wiederholte Zorro ungläubig. Die beiden hatten wohl überhaupt nichts gemein, wenn man mal ihre Vorlieben für Weine, affektiertes Gehabe und teure Klamotten ignorierte.

„Ja, sie sind sich sehr ähnlich. Genau wie Sanji lässt er sich nicht wirklich was anmerken und würde es vermutlich auch sofort abstreiten.“ Kurz sah Chopper ihn über seine Schulter hinweg an, ehe er unschuldig und unwissend weitersprach. „Aber er macht sich ganz viele Gedanken um dich, genau wie Sanji.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-02-23T07:15:42+00:00 23.02.2022 08:15
Süß, wie pragmatisch Chopper ist: " ich muss Franky bitten mir noch ein Krankenzimmer einzurichten" So gelassen sollte Sanji da mal rangehen...
Und dann der letzte Satz. Vielleicht ist ja wirklich Chopper derjenige, der den Frieden in der Crew wieder herstellen kann. Das wäre auch schon ein kleiner Kirschblütenmoment, ein kleiner Anfang für das Allheilmittel.

Liebe Grüße, Dasy

Antwort von:  Sharry
26.02.2022 20:54
Hallo^^
Danke für deinen Kommentar!
Ja, Chopper ist mein geheimer MVP und das aus Gründen, aber am meisten einfach, weil er auf seine Art schafft, zu jedem durchzudringen, ohne es überhaupt zu bemerken. Außerdem liebe ich seine kleine/große Bruderbeziehung zu Zorro.

Ich finde dein Bild wunderschön. Ein kleiner Kirchblütenmoment, das hätte was...

Ganz liebe Grüße^^
Von: RuffysKreationen
2021-12-11T13:19:31+00:00 11.12.2021 14:19
Ich kann mir wirklich gut vorstellen, wie faszinierend Chopper auf andere wirken muss :'D und er ist auch so süß beschrieben! ♥
Gut, dass Mihawk auf ihn hört, aber das kleine Rentier kann wirklich alles durchschauen :3
Ich mag auch die Beziehung zwischen Zorro und Chopper :D
Antwort von:  Sharry
18.12.2021 17:03
Freut mich, dass es dir gefällt^^ (und noch mehr gefällt mir, wenn Mihawk von Chopper gemaßregelt wird, verdient würde ich sagen ;-P)
Danke für deinen Kommi und viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
LG


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