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Perfekt

Gregor x Conny
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Kapitel werden immer länger🙈 Aber ich bleibe dabei: alles, was an einem Tag passiert, kommt in ein Kapitel. Komplett anzeigen

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„Heeee, Connyyyyy! Wo bleibst du denn?“

Conny schlüpft schnell in ihre Schuhe und schließt hinter sich die Tür. Mit wenigen Schritten ist sie bei ihrem Bruder, der schon am Gartentor auf sie wartet. „DU wolltest doch, dass wir zusammen zur Schule laufen. Und dann lässt du mich warten.“ nörgelt er.

„Jaja, wir schaffen es schon noch rechtzeitig.“ versucht sie ihn zu besänftigen.

„Also, was hast du auf dem Herzen?“ fragt er als sie durch den morgendlichen Park laufen.

Conny wird kurz rot. „Wie kommst du darauf, dass ich was auf dem Herzen habe?“

Viktor lacht. „Schwesterchen, wann hast du mich das letzte Mal gebeten, dass wir gemeinsam zur Schule gehen? Sag mir nicht, du hast nichts, was du mir erzählen willst, sondern genießt einfach nur, mit mir durch den Park zu spazieren!“ Er bleibt stehen und zwinkert übertrieben mit den Augen. „Oder soll ich dich etwa vor dem bösen Wolf beschützen, der in diesem Dickicht auf dich lauert?“

„Viktor!!! Lass den Blödsinn!“ Conny hat beide Fäuste geballt und sieht ihn genervt an. Es war immer wieder erstaunlich, wie kindisch sich ihr Bruder benehmen konnte. Sie bereut es bereits ein bisschen ihn gefragt zu haben.

„Also, was ist los?“ fragt er abrupt mit ernster Miene.

„Ich…“ sie presst die Lippen aufeinander, „Hast du schon einmal… Hast du schon einmal daran gedacht, ein Spiel nicht zu spielen?“

„Was?“ verdattert sieht Viktor seine Schwester an.

„Angenommen, der Gegner wäre stärker als ihr und du würdest beim Training merken, dass ihr nicht gut genug seid, um zu gewinnen. Würdest du dann das Spiel absagen?“

„Welche Mannschaft sollte das sein?“ Viktor kneift die Augen zusammen. Seine Stimme klingt feindselig.

„Brüderchen! Nur mal angenommen…“

Er mustert sie noch einmal bevor er antwortet: „Also in diesem Fall hätte ich das Spiel gar nicht erst zugesagt. Ich hätte mir die Mannschaft genau angesehen, gegen die wir spielen sollen und wenn sie eindeutig zu stark wäre, hätte ich das Spiel zumindest verschoben bis wir einen gleichwertigen Trainingsstand erreicht hätten. Deshalb beobachte ich ja die anderen Mannschaften so genau, um stets zu wissen, gegen wen wir spielen können und gegen wen wir es besser bleiben lassen.“

Conny antwortet nicht, sie starrt auf den Kiesweg zu ihren Füßen.

„Wobei ich im Moment wirklich keine Mannschaft wüsste, gegen die wir nicht antreten würden.“ setzt ihr Bruder noch nach und lächelt stolz in sich hinein.

„Und wenn es dafür zu spät wäre?“ fragt sie zaghaft.

Viktor kratzt sich am Kopf. „Das wäre doof. Einen Rückzieher machen und sein Gesicht verlieren… das ist schon hart.“

Wieder hüllt Conny sich in Schweigen.

„Du denkst an den Wettbewerb?“ Er fragt es ohne Vorwurf.

„Hmmm“

„Aber warum glaubst du, dass du nicht gut genug bist?“

Sie antwortet nicht. Also fährt er fort: „Du bist doch die beste Klavierspielerin an unserer Schule. Du hast letztes Jahr zwei Wettbewerbe gewonnen. Alle sind überzeugt, dass du auch diesen gewinnst. Mach dir keine Sorgen, du schaffst das, du bist wirklich gut.“

Er ist beim Reden ein paar Schritte vorgelaufen und dreht sich nun zu ihr um. Auffordernd winkt er ihr zu.

„Und wenn ich es doch nicht bin?“ flüstert sie leise.
 

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Die Schulglocke läutet und mit einem erleichterten Seufzen schlägt Conny ihr Schulheft zu. Endlich war der Unterricht vorbei. Sie hatte den ganzen Tag sowieso nur an ihre Klavierstunde denken können, zu der sie jetzt gleich gehen würde. Zusammen mit Amy läuft sie die langen Flure des Schulgebäudes entlang.

„Hast du es eigentlich schon versucht?“ fragt sie ihre Freundin.

Amy zuckt zusammen als wäre Conny ihr auf den Fuß getreten. „Ähhm… nein… ich…“ Conny mustert sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Er schien mir immer so beschäftigt.“ murmelt Amy und zupft an ihrer Schultasche.

Conny kichert. „Wir gehen jetzt gleich zu unseren Spinden. Ich wette, wir werden ihm dort über den Weg laufen. Das ist deine Chance.“

Amy schluckt nur.

Im Erdgeschoss angekommen reckt Conny den Hals auf der Suche nach ihrem Bruder, während ihre Freundin neben ihr sich am liebsten unsichtbar machen würde. Und es dauert auch nicht lange bis eine wohlbekannte Stimme am anderen Ende des Flures ertönt.

„Ich sag dir, dieser Simon hat doch nur ne große Klappe. Die Verteidigung ist schwach. Da werden wir überhaupt keine Probleme mit haben.“ Eric läuft dem kleinen Dreiergrüppchen voraus, die Hände lässig hinter dem Kopf verschränkt. Hinter ihm folgen erst Gordon und dann Viktor, den Blick fest auf ein aufgeschlagenes Fußballmagazin geheftet.

„Mag sein. Trotzdem sollten wir uns nicht nur auf Simon konzentrieren. Die Mannschaft hat schließlich noch 10 weitere Spieler.“ gibt Gordon zu Bedenken und versucht das Selbstbewusstsein seines Mittelstürmers etwas einzudämmen. „Oder Käpt‘n?“ er wendet sich Viktor zu. Dieser nickt nur ohne aufzusehen.

Conny zwinkert Amy noch einmal zu und biegt in den schmalen Gang zu ihrem Spind ab. Zögerlich geht Amy weiter. Sie weiß, dass Viktors Spind ganz hinten in der letzten Reihe ist. Sie postiert sich an der Ecke. Dort musste er an ihr vorbeikommen. Sie holt tief Luft und umgreift ihre Tasche fester.

Auch Gordon und Eric biegen in ihre Gänge ab und lassen ihren Kapitän allein weitergehen.

„Hallo Viktor.“ haucht Amy schüchtern kurz bevor er sie erreicht.

Viktor sieht auf. Abrupt bleibt er stehen.

„Ich dachte, wir….“ Amy stockt. Viktor sieht sie jetzt mit weit aufgerissenen Augen an. Er wirkt blass um die Nase.

„… ob wir…“

Viktor macht einen Schritt rückwärts. „Gordon,“ ruft er in den Gang hinter sich. „mir fällt da noch was zu den Schwarzen Blitzen ein.“

Und bevor Amy noch etwas sagen kann, verschwindet er schnell zwischen den Spinden.
 

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„Ja sehr gut. Und jetzt konzentrieren.“ Herr Andos Taktstock schwebt durch die Luft. Connys Hände wandern sicher über die Tasten. „Sehr gut, sehr gut. Weiter, weiter.“ Sie hält die Luft an. >Noch drei Takte. Gleich geschafft.< „Ausgezeichnet!“ jubelt ihr Lehrer als sie den Abschlussakkord spielt. „Siehst, du, du kannst es doch! Der eine Tag Pause hat dir offensichtlich gut getan.“

Conny lächelt brav und starrt auf die Tasten vor sich.

„Wie fühlst du dich, wenn du an den Wettbewerb denkst, Conny?“

Sie zögert etwas, traut sich dann aber doch die Wahrheit zu sagen. „Um ehrlich zu sein, er macht mir etwas Angst.“ flüstert sie ohne den Blick von den Tasten zu nehmen.

„Die brauchst du nicht zu haben.“ Herr Ando schüttelt den Kopf, „Du wirst diesen Wettbewerb mit Leichtigkeit gewinnen. Ich habe mir gestern die anderen Kandidaten einmal genauer angesehen. Glaub mir, du kannst gar nicht anders als gewinnen.“

Conny presst die Lippen zusammen. >Genau das macht mir ja Angst.<
 

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Die Sonne schwebt nur noch drei Finger breit über dem bereits rosa verfärbten Horizont als Gregor sich mit seinem Fußball und Familienhund Maradona auf den Weg zum Strand macht.

Er lässt den Hund frei laufen und dribbelt den Ball gedankenversunken vor sich her. Philipp würde also in den kommenden Wochen nicht zum Training kommen und auch beim nächsten Spiel wird er fehlen. Bis dahin mussten sie Sasha als Ersatzmann fit machen und er als Stürmer musste sich noch mehr anstrengen und mehr Chancen rausspielen. Wer weiß, vielleicht bekam er ja diesen verdammten Fallrückzieher bis dahin hin.

Maradonas Bellen lässt ihn aufblicken. Über den Strand auf ihn zu läuft eine schlanke Gestalt, ebenfalls begleitet von einem Hund. Gregor lächelt. Obwohl er sie bisher nur ein paar mal getroffen hatte, erkannte er sie inzwischen doch sofort.

„Guten Abend Conny.“ strahlt er sie an.

„Hallo Gregor,“ sie muss schmunzeln. „Du gehst wirklich nirgendwo ohne den Ball hin, oder?“

Ertappt fährt Gregor sich durch die Haare. „Nein, immer im Training, immer bereit für das nächste Spiel.“ Da fällt ihm gleich noch etwas ein: „Ich habe von diesem Wettbewerb gehört, an dem du auch teilnimmst. Ich wünsche dir viel Glück. Du gehörst ja wohl zu den Favoriten.“

Connys Augen hatten zunächst glücklich gestrahlt, doch bei seinen letzten Worten huscht ein Schatten über ihr Gesicht.

„Hmmm“ macht sie leise. Die Wellen rollen sanft auf den Strand und gurgeln zu ihren Füßen.

„Gregor, darf ich dich etwas fragen?“

„Ja klar.“

„Stimmt es, dass die Kickers noch nie ein Spiel gewonnen haben?“

Gregor greift wieder nach seinem Haarschopf. „Ja, das ist wohl so.“

„Und als ihr die Mannschaft meines Bruders herausgefordert habt, habt ihr da wirklich gedacht, ihr könntet gewinnen?“

„Nein, das war uns klar.“ Er ist etwas verdutzt über die Frage, doch Conny fährt sogleich fort.

„Warum habt ihr sie dann herausgefordert, wenn ihr wusstet, dass ihr verliert?“

Gregor überlegt kurz. Sicher, für Außenstehende war das schwer nachvollziehbar. Wie sollte er ihr das erklären?

„Es ging uns nicht ums Gewinnen, Conny. Wir wollten Respekt. Wir wollten als Fußballmannschaft ernst genommen werden. Ja, wir sind nicht so gut wie die Teufel und wir machen noch viele Fehler, aber wir treten trotzdem an.“

Er ist ein bisschen Stolz auf seine Erklärung und setzt sich in den warmen Sand. Conny setzt sich neben ihn. Sie sagt nichts, aber er kann sehen, dass sie seine Worte noch nicht ganz versteht.

„Bei deinem Bruder ist alles perfekt:“ beginnt er erneut. „der Sturm ist uneinholbar und furchterregend. Im Mittelfeld landet jeder Pass beim richtigen Spieler. Die Verteidigung zögert nie und nimmt jedem Angreifer den Ball ab. Und von ihm selbst müssen wir ja nicht reden. Er ist wahrscheinlich der beste Torwart unserer Altersklasse.

Bei den Kickers läuft es längst nicht so. Unsere Verteidigung ist ängstlich, in unserem Mittelfeld geht schon mal vieles drunter und drüber, und ich bin der einzige Stürmer. Aber trotzdem haben wir auch unsere Stärken: Mario ist auch ein klasse Torwart, Charlie und Jeremy verstehen sich auf den Flügeln blind und ohne Kevin, wären wir im Mittelfeld komplett orientierungslos. Also nur weil wir ein paar Dinge nicht können, heißt das ja nicht, dass wir unfähig sind. Fußballspielen können wir auch.“

Conny hat ihm aufmerksam zugehört. In ihrem Kopf wiederholt sie seine Worte. >Respekt<

„Man kann also auch spielen, ohne gewinnen zu müssen?“ Es ist eher eine Feststellung als eine Frage.

Gregor nimmt Maradona, der gerade angelaufen kommt, in den Arm und krault ihm hinter den Ohren.

„Bei diesem Klavierwettbewerb gibt es doch sicherlich auch Kandidaten, die keine Aussicht darauf haben zu gewinnen, oder? Und trotzdem treten sie an.“

Gregor bemüht sich ganz fest, nicht an Philipp zu denken.

Conny schaut nachdenklich auf die Wellen.

„Ich wäre gerne eine von denen.“ flüstert sie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  MissAuditore
2021-10-04T10:39:11+00:00 04.10.2021 12:39
Ein tolles Kapitel!
Du machst es einem aber auch nicht leicht Viktor nicht zu mögen, selbst bei einer Story über Gregor und Conny schreibst du am meisten über ihn😅 Aber ich denke mal das Blatt wird sich bald wenden (oder wie man das sagt)

Btw: Pele' und Maradona als Hundenamen! Mega gut!!

Liebe Grüße und bis ganz bald
Antwort von:  Centranthusalba
04.10.2021 13:05
Danke für dein Kommi. Ha, ich kann wohl nicht so ganz aus meiner Haut 😅.
Die Hunde heißen tatsächlich so. Obwohl ich Pelé nie rausgehört habe sondern eher Pili, oder Piri… Aber ich wurde drauf aufmerksam gemacht, dass der so heißt. Im Japanischen übrigens „Victory“, was ich irrsinnig lustig finde…😂😂😂
Von:  Devilvegeta
2021-08-18T16:47:20+00:00 18.08.2021 18:47
Ich musste so lachen auch wenn es mir etwas für Amy leid tut, aber ich kann mir so gut vorstellen wie Viktor so auf Fussball konzentriert ist, dass er das liebe Mädchen vor sich nicht wahrgenommen hat😁😁😁
Könnte auch Geöregor sein 🤣🤣🤣
Und Conny die such immer soviele Gedanken macht... ich hoffe die sehr schöne Erklärung von Gregor hat ihr geholfen :)
Antwort von:  Centranthusalba
18.08.2021 21:55
Hallo,
Danke, dass du auch fleißig mitliest und kommentierst.☺️

Viktor hat sie durchaus gesehen und er hat wohl auch verstanden, worauf Amy hinaus wollte. Genau deshalb ist er ja wieder verschwunden. Hier ist er mal nicht der Mädchenheld.😉 Erklärung dazu folgt noch.
Die Erklärung von Gregor hat zumindest einen Denkprozess bei Conny angestoßen. Es wird noch ein paar mehr Treffen geben…
Von:  Tasha88
2021-08-17T19:21:55+00:00 17.08.2021 21:21
ich nutze noch die letzten Minuten an meinem Laptop, um das neue Kapi zu kommentieren - gleich vornedran - ich liebe das neue Titelbild ;) genau an so was dachte ich :D es passt "perfekt" ;)

und zum Kapi - ich gebe mal überall meinen Senf dazu ;)

ach Viktor ... jaaa, wir wissen, dass du total von dir selbst eingenommen bist ;p und wieder mal genauso dargestellt... aber auch schön, dass er zugeben kann - wenn wir es nicht schaffen können, verschieben wir das Spiel und trainieren so lange, bis wir ganz sicher siegen werden .

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Gordon, ich habe noch was zu den schwarzen Blitzen zu sagen - oh, ich musste lachen, als Viktor plötzlich den Rückwärtsgang einnimmt. Gerade er, der ja sonst vor Selbstbewusstsein trieft XD ich mochte diese Stelle sehr gerne ;)

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und endlich schafft Conny es fehlerfrei und schon schafft man es, sie mit wenigen Sätzen wieder zu demoralisieren :/

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und dann die Stelle mit Conny und Gregor - ich sehe die beiden im anime, wie Conny nur so "mhm" macht ...
das war wirklich eine gute Szene - also das von dir geschriebene. Und einfach das komplette Gegenteil zu Viktor (also Gregor jetzt) - wir spielen trotzdem, es geht nicht nur ums gewinnen. Hat er schön gesagt. Und es ist wichtig, dass Conny das hört und auch lernt, dass man eben nicht gewinnen muss. Aber das willst du ja in dieser GEschichte rüberbringen ;)


so, habe mich gerade schon sehr über das neue Kapi gefreut und warte jetzt erfreut auf das nächste ;)
LG
Tasha
Antwort von:  Centranthusalba
17.08.2021 21:44
Guten Abend Tasha,
Wir haben gerade Netzausfälle… ich hoffe diese Nachricht geht trotzdem durch.

Jaaa der Rückwärtsgang 😂 den mag ich auch. Hat schon was von Slapstick.
Naja, das ist ja gerade der Kontrast. Viktor ist im Fußball perfekt und das weiß er auch. Und in allem, worin er nicht perfekt ist, das meidet er lieber, als am Ende irgendwie blöd dazustehen. Und seine Baustelle sind in diesem Falle halt mal Mädchen.😆 In der Serie finde ich nichts, das dieser Theorie widersprechen würde.
Der Witz ist ja gerade, dass Er genau das tut, das er Conny versucht auszureden: nämlich aufgeben ohne es zu versuchen. 🤔Merkt er nur nicht.
Und Amy…. Tja im letzten Kapitel meinte sie doch noch: Komisch, jemanden um ein Spiel bitten, das man nicht gewinnen kann. Ersetze mal „Spiel“ durch „Date“ 😉
Ach ja Psychologie ist schon was.
Nächstes Kapitel steht schon zur Hälfte. Kommt bald.


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