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Als die Dunkelheit das Licht verschlang

Buch I: Hohepriester Chaths
von

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Kapitel X

Ausar zitterte am ganzen Körper, während er Osiris durch die dunklen Gänge folgte. Immer wieder blickte er sich ängstlich um, weil er meinte in den Schatten was gesehen zu haben.

Schließlich betraten beide einen großen Thronsaal. Sofort blickte der Hohepriester sich um und war erschlagen von der Macht und der überirdischen Präsenz, die jeder Millimeter der Wände, Fresken und Säulen ausstrahlte.

Unbewusst trat er neben Osiris, um sich weiter umzuschauen und sein Blick fiel auf den Thron und auf die vielen Schlangen, die den Thron zierten und sich zu bewegen schienen.

Ausar ließ seinen Blick weiter wandern und erstarrte. Chaths saß zu den Füßen des Thron, an diesen gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Er trug an den Handgelenken Eisenmanschetten und um den Hals einen Halsreif. Und an den Manschetten und dem Halsreif waren Ketten eingeschnallt, die fest am Sockel des Throns verankert waren.

„Chaths!“, keuchte Ausar auf und eilte direkt zu den Jüngling hin. Blieb aber abrupt stehen, als Chaths die Lider öffnete und ihn mit unmenschlichen, schwarzen Augen fixierte. Langsam erhob sich der Junge und Ausar konnte die Ma'at über Chaths Herzen und zwischen den Augen den Schakal des Anubis erkennen. Er schluckte, als er dann um den Augen wie eine Brille der Kobra erkennen konnte. Sofort wusste der Hohepriester, was das bedeutete. Apophis hatte Chaths das Augenlicht zurückgegeben.

„Was willst du?“, wollte Chaths wissen und er wirkte um viele Jahre gealtert.

Ausar blickte sich schnell um, Osiris war vergessen.

„Ich will dich hier rausholen. Du bist kein Sklave!“, sagte der Hohepriester und trat näher. Chaths Augen blitzten heimtückisch auf.

„So? Was bin ich denn da? Der Dreck unter euren Füßen?“, wollte er lauernd wissen. Ausar stockte erneut und runzelte die Stirn.

„Wie kommst du darauf?“, wollte der Hohepriester verwirrt wissen.

Da lachte Chaths bissig auf und sprang auf Ausar, um ihn zu würgen, doch die Ketten stoppten ihn und warfen ihn wieder zurück zu den Füßen des Throns. Gefrustet schrie der Junge auf und fing an zu toben und zu wüten und versuchte dabei die Ketten zu sprengen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich Chaths wieder beruhigt hatte und fixierte erneut Ausar.

„Was willst du?“, fragte er noch einmal.

Ausar hatte den Wutausbruch mit Entsetzen beobachtet und zweifelte die Prüfung des Herzens an. Dieser Junge da vor ihm KONNTE gar kein reines Herz haben.

„Ich bin hier, weil du zum Hohepriester ausgebildet werden sollst. Du sollst an Amsus Seite stehen“, begann er dann, doch bevor er weitersprechen konnte, warf sich Chaths wieder gegen die Ketten.

„Wieso sollte ich? Ich bin euch doch egal! KEINER von euch hat auch nur einen Gedanken an mich verschwendet. Wäre ich kein Anwärter, wäre ich elendig in der Wüste verreckt! Aber Hauptsache dem Prinzen geht es gut!“, fauchte er. Und ehe sich Chaths versah, hatte Ausar ihm eine schallende Ohrfeige gegeben.

„Mehr Respekt, wenn du von dem Prinzen sprichst! Ihm hast du es zu verdanken, dass du überhaupt noch lebst!“ brüllte der Hohepriester und hielt dann erschrocken inne. Mit Entsetzen musste er feststellen, dass Hanbals Abneigung Chaths gegenüber sich auf ihn abgefärbt hatte.

„Chaths... Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Es war nicht so gemeint.“ setzte Ausar leise an, als er in die Augen des Jungen blickte, die ihn geschockt und verletzt anschauten.

Chaths wich von Ausar zurück, als dieser ihm eine schallende Ohrfeige gegeben hatte und starrte den Hohepriester verstört an.

Chaths hatte Ausar vertraut und in ihm nicht nur einen Mentor, sondern auch sowas wie einen Vater gesehen. Darum war er ja so verletzt, dass keiner nach ihm suchte.

Er drängte sich gegen den Sockel des Thrones und starrte Ausar weiterhin fassungslos an. Der Hohepriester hatte nicht nur mit der Ohrfeige sondern auch mit seinen Gedanken über Chaths selber so eben das letzte Fünkchen Vertrauen zerstört. Der Jüngling fühlte sich verraten.

Nur langsam kamen die Worte von Ausar bei ihm an und sein Verstand und sein Blick klärten sich. Langsam erhob er sich und näherte sich dem Hohepriester bedächtig.

Und nun standen sich die beiden gegenüber.

„Ich werde Amsu weihen. Ich werde sein Hohepriester. Ich werde ihn mit Rat und Tat zur Seite stehen und dafür sorgen, dass er ein gerechter Herrscher wird, der das geringste Lebewesen ehrt und respektiert!“, begann er leise und seine Augen funkelten bedrohlich.

„Und ich gebe dir einen gutgemeinten Rat mit auf den Weg, Hohepriester. Weder du noch der amtierende Pharao sollten mir je alleine in einer dunklen Ecke begegnen...“, mahnte er und Ausars Augen weiteten sich bei dieser Drohung.

„Was, wenn...“, setzte er daher an und Chats lächelte diabolisch.

„Das Totenbuch wird euch nichts nützen, da ihr keine Chance haben werdet im Meer der Verdammnis zu schwimmen und eure Sünden zu bereuen. Ihr werdet noch nicht mal in die Nähe des hohen Gerichtes kommen!“

Ausar schluckt heftig bei der Ansage. Ihm war klar, was das zu bedeuten hatte. Und er würde alles dafür tun, dass Chaths nicht der Hohepriester von Amsu werden würde!

„Wir sehen uns...“, säuselte Chaths gefährlich und Ausar wandte sich abrupt um und ging zu Osiris, der mit ihm wieder verschwand.

Als der Hohepriester endlich gegangen war, sackte Chaths auf die Knie und vergrub bitterlich weinend das Gesicht in seine Hände. Immer und immer wieder fragte er sich, was er falsch gemacht hatte.

Seine ganze Welt, sein ganzes Leben hatte sich auf den Kopf gestellt, seit er Amsu über den Weg gelaufen war. Er war doch für seine Verhältnisse glücklich gewesen auf der Straße.

Er merkte nicht, wie Apophis zu ihm trat, ihn die Ketten löste und sanft auf die Arme nahm. Haltsuchend krallte Chaths sich an Apophis Brust fest, während er mittlerweile schrie.

Es dauerte lange bis der Junge sich beruhigt hatte und schließlich einschlief. Apophis legte ihn sanft in ein großes Bett und deckte ihn zu. Er wusste, Chaths hatte nicht viel Zeit und so würde die Ausbildung sehr hart werden. Und er hoffte, dass der Kleine daran nicht zerbrach.
 

Hanbal betrat den Tempel.

„Wolltest du nicht nach diesen Chaths suchen?“, fragte der Pharao ruhig, als er sich Ausar näherte. Dieser blickte auf und musterte Hanbal. Sehr lange und eindringlich.

„Ich habe ihn gefunden. Er lebt. Er hat die Weihe bekommen. Mein Pharao, wir müssen alles mögliche tun, damit wir verhindern, dass Amsu die Weihe von Chaths erhält!“ sagte der Hohepriester sehr ernst.

Hanbal blinzelte und starrte Ausar verwirrt an.

„Warum auf einmal diese Worte? Warst nicht du derjenige, der solch hohe Stücke auf ihn gehalten hat?“, wollte der Pharao wissen.

Ausar trat auf den Platz des Totengerichtes und musterte lange Osiris. Dieser hatte ihm nur gesagt, er würde schon das Richtige tun. Tief atmete er durch.

„Mal davon abgesehen, dass ich gesehen habe, dass er böse ist, hat er mir und dir gedroht. Sollte er einen von uns mal alleine antreffen, würde er uns töten.“ erklärte er ruhig und Hanbal zog sehr scharf die Luft ein.

„Er wird nicht mehr in die Nähe meines Sohnes kommen!“, versprach er feierlich und Ausar nickte.

„Das wäre wirklich das Beste für uns alle und das gesamte Reich!“
 

Amsu betrat den Garten. Er hatte gesehen wie sein Papa zum Tempel gelaufen war. Bestimmt würde der sich wieder bei Ausar ausheulen, was für ein missratener Sohn er war.

Leise seufzte er auf und blickte in den Himmel.

„Chaths... Hoffentlich geht es dir gut...“ murmelte er leise. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel.

„Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Bitte... komm bald wieder zurück.“

Er blieb noch eine Weile im Garten und genoss das Mondlicht. Als er sich schließlich abwenden wollte zum gehen, erstarrte er, denn vor ihm richtete sich eine Kobra auf und zischelte.

Amsu erschrak bis ins Mark und dann... Er erkannte das Zischeln.

„Apophis!“ rief er freudig aus und griff nach der Schlange um sie zu umarmen.

„Dir geht es gut! Bin ich froh. Dann geht es Chaths auch gut, ja?“, fragte er und legte die Schlange um seinen Hals. Diese züngelte ihn sanft an und erleichtert zog sich Amsu nun in seine Schlafgemächer zurück.



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