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Trick or Treat

Team 7
von

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Lilith


 

Hisoka hat gesagt, dass man die Zähne nicht verlieren darf! Das ist bestimmt ein schlechtes Zeichen!“

 

~~~

 

Die beiden Ninja waren sich unausgesprochen einig, dass ihre Fantasie nicht ausgereicht hätte, um das, was sie sahen, sich je selbst ausmalen zu können. Der Anblick dieser Kreatur war so schrecklich, dass Sasuke die Taschenlampe aus der Hand glitt und scheppernd zu Boden fiel.

Naruto hörte nicht mehr auf zu schreien, gleichzeitig schien es ihm unmöglich sich von der Stelle zu bewegen, während ein leibhaftiger, grenzenloser Albtraum auf die zwei zugelaufen kam.

Sasuke schrie mit ihm, was seine Lungen herzugeben vermochte. Diesen Anblick würde er nie mehr vergessen können!

Lauf, Sasuke! Lauf! Du musst! Mach schon! Seine innere Stimme tobte wie wild, während der Körper des Uchiha wie zu Eis erstarrt da stand. Nur mit allergrößter Mühe schaffte er es, den Blick von dieser Abscheulichkeit abzuwenden. Wie am Boden festgewachsen stand er noch kurz da, nach einer gefühlten Ewigkeit schob er sich vorwärts.

Der größte Schock brandete noch über Sasuke, als er sich zitternd nach der Lampe bückte, krumm umdrehte und mit aller Kraft Naruto hinter sich herzog. Sein Kamerad musste mitgeschleift werden, bis dieser am Fuße der Treppe endlich selbst zu laufen begann. Gemeinsam stürzten die zwei die laut ächzende Treppe hinunter. Sasuke vermochte es kaum die Taschenlampe gerade zu halten, der Lichtkegel schwankte, als rannten die beiden durch ein Schiff bei stürmischer See.

Der Uchiha zerrte seinen brüllenden Kameraden hinter sich her, bis zur Rumpelkammer. Erneut fiel die Lampe klappernd zu Boden, als Sasuke die Tür aufriss und Naruto hineinstieß, um dann nachzukommen.

Hisoka war bereits auf den Füßen und lief aufgescheucht hin und her. Die Entsetztensschreie konnten ihm gar nicht entgehen. Blass und voller Sorge drehte er sich zu den beiden Ninja um, als sie in die Kammer stürzten.

Augenblicklich rannte er zu Naruto und drückte ihm seine Hände auf den Mund. „Sssch! Beruhige dich! Du hetzt uns ja Himmel und Hölle auf den Hals mit deinem Geschrei!“, zischte der junge Mann ängstlich. Seine Anspannung war so groß, obwohl er, noch besser als alle anderen wusste, in was für einer furchtbaren Hölle sie steckten.

Sasuke fiel völlig erschöpft auf die Knie, sein Magen fühlte sich an, als würde er sich am liebsten allem entledigen. „Das da oben war eindeutig die Hölle, gerne den Himmel jetzt!“

Hisoka sah zwischen den beiden Genin hin und her. Naruto hatte endlich aufgehört zu brüllen und plumpste nun stumm wie ein Fisch neben seinen Kameraden zu Boden. Sasuke hatte die Arme um die Knie geschlungen und verbarg das Gesicht. Genau wie vor sechs Jahren, als er sich vor seinem Vater versteckte, weil er etwas ausgefressen hatte.

Müsste der Uchiha erzählen, wie die Szene oben vonstatten gegangen war, könnte er es kaum in die richtige Reihenfolge bringen. Hauptsächlich blieb ihm in Erinnerung, welche Kraft es gekostet hatte, die wie von Angst versteinerten Füße vom Boden zu bekommen. Dass er es überhaupt geschafft hatte Naruto mit sich zu ziehen grenzte für Sasuke an ein Wunder!

Hisoka gab den beiden ein paar Minuten, um zu Atem zu kommen und sich halbwegs zu beruhigen, ehe er sagte: „Das da oben muss einer von euch sein!“

„Dann geh du doch da hin“, flüsterte Naruto mit schwacher Stimme, sein Blick verklärt ins Nichts gerichtet. Er sah aus, als wäre er in schrecklichen Gedanken versunken.

Hisoka zögerte. „Was meint ihr … Wer könnte es sein? Die Rosahaarige? Itachi?“

„Die Ausgeburt der Hölle, wenn überhaupt! Ich weiß es ehrlich nicht, aber Naruto in Gestalt eines Werwolfs war geradezu flauschig dagegen“, murmelte Sasuke, rutschte nach hinten und lehnte sich gegen die Tür der Kammer. Sein Schädel pochte, als hätte ihm Kakashi beim Training einen Ziegel auf den Kopf gehauen. Alles in ihm wünschte sich aufwachen zu können, alles sollte nur ein böser Traum sein. Angst und Panik machten ihn matt und müde. Seine Gedanken drehten sich schwindelerregend im Kreis. Während sie alle schwiegen, sagte Sasuke sich in Gedanken immer wieder: „Nur eine Illusion, es ist nicht echt. Nur eine Illusion, es ist nicht echt …“ Aber so richtig beruhigend wollte das nicht wirken, dazu war das Genjutsu zu eindrucksvoll; die Illusionen, die sich in Sasukes Augen gebrannt hatten zu real, zu greifbar.

Hisoka lief wieder hin und her, seine Gesichtszüge hatten sich von ängstlich zu grimmig gewandelt. Er sah entschlossen aus, und ebenso entschlossen ballte er seine Fäuste, als er sich den beiden Ninja zuwandte. „Ich werde mich dem stellen, das dort oben lauert! Ich werde die Illusion brechen, versprochen! Ich hab euch das eingebrockt, ich helfe uns da auch wieder raus. Ich gehe nach oben und will sehen, wer es ist. Denkt immer daran, es kann nichts allzu Schlimmes passieren, es ist nur eine Illusion! Wir sehen uns gleich wieder“, erklärte er noch mal mit voller Überzeugung, straffte die Schulter – und bat Sasuke von der Tür wegzugehen.

Hisoka verschwand nach draußen, ohne die Taschenlampe. Er meinte, sie wäre bei den beiden Jungen besser aufgehoben. Als die Genin ihm nachblickten war es, als würde die Dunkelheit den jungen Mann verschlucken. Sie hörten Hisoka den Flur entlang gehen, das Parkett unter seinen Füßen knarzen. Es knirschten gut hörbar die Treppenstufen, eine nach der anderen. Bei jedem Geräusch zuckten die beiden Ninja zusammen. Hisoka ging sehr langsam nach oben, Schritt für Schritt. Als er oben angekommen war, hielten Sasuke und Naruto unwillkürlich die Luft an. Einige Sekunden der Stille dröhnten in den Ohren der beiden, dann hörten sie einen spitzen Schrei – voller Angst und Ekel. Die Genin schreckten heftig zusammen, Sasuke warf die Tür in die Angeln und sie verkrochen sich in der Kammer.

Das Etwas war also noch dort oben.

Und obwohl Sasuke sich die Hände auf die Ohren presste, hörte er Hisoka Worte schreien „Nein! Nicht!“.

Ganz plötzlich, als hätte jemand den Ton abgestellt, verstummte Hisoka. Sasuke konnte nichts mehr hören, außer den eigenen Atmen und das heftige Schlagen seines Herzens.

In dem Jungen regte sich eine leise und Zweifel säende Stimme: Was, wenn dieses Ding nicht Teil einer Illusion ist? Was, wenn es echt ist, und uns alle … Aber er verbat sich den Gedanken so fest er konnte. Doch es glich dem verzweifelten Versuch, nicht an einen rosa Elefanten denken zu dürfen.

Die Minuten verstrichen quälend langsam, schweigend saßen die beiden Teamkameraden sich gegenüber. Naruto hatte die Augen fest aufeinander gepresst, Sasuke klammerte sich an die Taschenlampe und fixierte die Tür. Er fürchtete, dass sie jeden Moment von dem Monster dort draußen aufgestoßen werden könnte.

Als immer mehr Zeit verstrich und noch immer nichts zu hören war, murmelte Naruto schließlich: „Hisoka hat es doch geschafft, oder? Er muss es einfach geschafft haben, er kennt sich doch aus damit! Ist bestimmt alles klar bei ihm …“

Sasuke brummte. „Er hat uns diesen Mist eingehandelt! Bei dem hat gefälligst alles klar zu sein, sonst dreh ich ihm den Hals um!“ Aber seine Worte klangen bei weitem nicht so kraftvoll und bösartig wie sie sollten. Dazu war seine Furcht viel zu deutlich herauszuhören. Naruto wrang sich ein mattes Lächeln ab und nickte.

Nach einer weiteren Weile zappelte der Blondschopf nervös herum und stand auf. „Er ist jetzt schon verdammt lange weg, meinst du nicht?“

„Keine zehn Pferde bringen mich da hoch!“, knurrte Sasuke verbissen und zog die Knie wieder an. Wenn das da oben tatsächlich töten konnte, wenn es keine Illusion war, was konnte er dann dagegen tun?! Gab es überhaupt etwas, das er tun konnte? Jetzt schien auch noch der Einzige wie vom Erdboden verschluckt, der das Jutsu kannte und aushebeln konnte. So eine verdammte Scheiße!

Naruto kratzte sich am Hinterkopf und biss sich auf die Unterlippe. „Tja, ehrlich gesagt will ich da auch nicht wieder hoch … Und was machen wir jetzt? Wir können Hisoka doch nicht einfach so sich selbst oder diesem Unding überlassen!“

Der Uchiha rappelte sich träge auf. Seine Muskeln schmerzten schrecklich, er war müde, gleichzeitig könnte er niemals einschlafen. „Ich weiß, ich weiß! Ich mach mir ja auch Sorgen um ihn.“

Ich kann da nicht hochgehen!, dachte Sasuke voller Angst, er spürte, wie sein Bauch rumorte. Ich kann da nicht hochgehen! Ich kann nicht

Schuldgefühle machten sich in ihm breit. Ließ er Hisoka tatsächlich im Stich? Überließ er ihn seinem Schicksal, wie auch immer das aussehen mochte?

Naruto sah ihn mit seinen meerblauen Augen eindringlich an. Der Glanz in Narutos Augen kehrte zurück, den der junge Uchiha nur allzu gut kannte. Im Blick des Blondschopf lag wieder diese Entschlossenheit und die Bereitschaft Dummes zu tun, weil es das Richtige war.

„Sasuke! Wir müssen Hisoka helfen!“

„Wie denn?!“, fauchte er angespannt. Er war wütend, nicht auf seinen Kameraden, aber auf alles andere um ihn herum. Auf die Dunkelheit, auf seine Unsicherheit – auf Hisoka, weil er so blöd war und sich hat fressen lassen, oder was auch immer.

Naruto zuckte die Schultern. „Wir sind Ninja. Wir wollen doch Chuunin werden! Uns fällt schon was ein!“

Schwach nickte Sasuke, Naruto hatte recht. Ein Chuunin verkroch sich bei einem Genjutsu nicht in einer Rumpelkammer und hoffte auf bessere Zeiten. Sie nickten einander zu, ehe Naruto mit spitzen Fingern nach der Tür griff und sie langsam aufzog. Leise knarrend schwang sie auf. Voller Anspannung lauschten die beiden, aber es blieb totenstill. Schließlich richtete Sasuke seine Taschenlampe nach draußen, das Licht durchschnitt scharf die Finsternis, welche sich wie ein schwarzes Meer um sie geschlossen hatte. Immer wieder schnappten die beiden nach Luft, wenn Schatten ihnen einen Streich spielten, aber nach mehreren Minuten des Leuchtens war klar, dass dort draußen nichts auf sie lauerte. Noch nicht.

Schweren Herzens wagten die beiden sich nach einer halben Ewigkeit des Wartens und Schauens aus der Kammer. Auf Zehenspitzen huschten sie zum Fuß der Treppe, dort standen sie erneut längere Zeit herum. Keiner von beiden schien sich so recht entschließen zu können nach oben zu gehen. Lediglich das Zuwerfen auffordernder Blicke brachten die Genin zustande. Am Ende schnaubte Naruto trotzig und setzte den ersten Fuß auf die Stufe. Langsam ging er nach oben, genau wie Hisoka – zögerlich, aber Schritt für Schritt. Sasuke wiederum blieb wo er war, die Lampe zitterte leise klappernd in seiner Hand.

Als Naruto fast das Ende der Treppe erreicht hatte, hörte Sasuke, wie er ein entsetztes Keuchen ausstieß und eilig mehrere Stufen nach unten eilte.

„Es ist noch da, Sasuke! Das Ding!“, zischte er kaum hörbar seinem Kameraden zu.

„Und Hisoka?!“, wollte Sasuke flüsternd wissen, während seine Muskeln sich für den längsten Sprint seinen Lebens bereit machten.

Naruto schüttelte kreidebleich den Kopf. „Keine Spur von ihm. Aber seine Haifischzähne liegen da oben auf dem Boden!“

„Oh nein!“ Der Uchiha fuhr sich nervös durch seine Haare. „Hisoka hat gesagt, dass man die Zähne nicht verlieren darf! Das ist bestimmt ein schlechtes Zeichen!“. Na ganz große Klasse! Der einzige, der sich mit diesem Mist hier auskennt hat sich vertschüsst! Das kann doch nicht wahr sein!

Naruto kam langsam die Treppe wieder hinunter, er fragte leise, was das zu bedeuten hätte.

Sasuke knurrte: „Woher zum Kuckuck soll ich das wissen?! Hisoka sagte nur, verlier die Zähne nicht. Mehr weiß ich auch nicht!“

Der Blondschopf rieb sich über die Arme als wäre ihm furchtbar kalt: „Oh Mann, das hat uns gerade noch gefehlt! Was machen wir denn jetzt?!“

Gute Frage, nächste Frage. Hisoka war wie vom Erdboden verschluckt, das Monstrum stand oben an der Treppe. Hier im Haus schien Sakura nicht zu sein, da war Sasuke sich ziemlich sicher. Er konnte sich auch kaum vorstellen, dass das da oben Sakura sein könnte – nein, daran mochte er auf keinen Fall glauben!

„Wir gehen nach draußen, Sakura suchen. Vielleicht ist sie in den Wald gelaufen“, entschied der Uchiha kurzerhand. Das war die einzig logische Konsequenz, und mit das Einzige, das sie noch tun konnten.

Naruto erwiderte unentschlossen: „Und du bist sicher, dass sie dort ist?“

Sasuke zuckte die Schultern. „Willst du noch Mal mit dem Albtraum da oben ein Schwätzchen halten?!“

„Der Wald klingt eigentlich ganz toll“, pflichtete der Blondschopf seinem Kameraden halbherzig bei.

Um sicherzugehen, dass Sakura wirklich nicht im Haus war, überprüften die beiden im Schneckentempo und auf alles gefasst das Erdgeschoss, aber von ihrer Kameradin oder Itachi war keine Spur zu sehen. Als sie hörten, wie das Monstrum sich wieder in Bewegung setzte und offenbar nach unten ging, sahen die zwei Ninja einander bestürzt an.

Es bedurfte keiner Absprache. Ohne zurückzublicken schossen sie panisch den Flur entlang. Sie erreichten die Garderobe, rissen die Haustür auf und flohen nach draußen.

Sasuke stellte fest, dass ihn trotz der allumfassenden Finsternis unter freiem Himmel dennoch Erleichterung durchflutete. Irgendwie glaubte er sich hier sicherer vor dem Unwesen als im Haus. Er konnte nicht sagen wieso, schließlich hielt nichts das Monstrum davon ab den beiden zu folgen. Trotzdem, hier konnten sie dem Ding besser aus dem Weg gehen; das verbuchte der Uchiha als Gewinn.

Der Lichtkegel seiner Taschenlampe legte nicht sehr viel frei, als er sie um sich schwenkte, um sich orientieren zu können. Sie erkannten lediglich die morsche Veranda und den überwucherten Boden direkt vor sich. In die Ferne konnte man nichts erkennen, der Himmel war tintenschwarz. Die Dunkelheit erinnerte Sasuke an das Weltall – unendliche Weiten, unbekannte Welten, unbekannte Gefahren. Ein Gedanke, der ihm nicht gerade Mut zusprach.

„Normal ist das nicht“, murmelte Naruto fröstelnd als er sich umsah. „Man kann überhaupt nix sehen! Die Sterne sind weg, deine Lampe leuchtet einem nur zwei Meter Weg … Total kacke ist das, echt jetzt!“

Sasuke nickte, er stimmte seinem Kameraden zur Abwechslung zu.

Die zwei drängten sich dich aneinander. Niemand hatte großes Interesse daran in dieser ewigen Nacht verloren zu gehen, schon gar nicht Naruto – denn Sasuke besaß die einzige Taschenlampe.

Aber warum eigentlich?, ging es Sasuke plötzlich durch den Kopf. Es ist ein Genjutsu, warum habe ich eine Taschenlampe? Weil ich sie schon davor hatte? Ist das Glück? Ich kapier's nicht

Der Uchiha erklärte mit zitternder Stimme seinen Masterplan, der weder Master, noch wirklich Plan war: „Okay, also … Wir überprüfen erst das Gehöft, dann gehen wir in den Wald, denke ich. Wir werden einfach … umherlaufen, aber so, dass wir das Haus wieder finden! Also nicht sehr weit!“

Naruto zweifelte. „Aber wir können so wenig sehen, echt jetzt! Wie wollen wir das machen?!“

„Na ja, wir haben doch ein Seil, oder nicht?“, überlegte Sasuke und griff sich an den Gürtel. Er hatte immer Ausrüstung dabei, immerhin war er ein Ninja. Sein großer Bruder hatte ihm schließlich beigebracht, für alle Eventualitäten stets vorbereitet zu sein. Sein großer Bruder …

Nii-san! Wo bist du?!, dachte Sasuke wehmütig und blickte traurig in die Dunkelheit. Er muss doch hier irgendwo sein! Wie kommt es, dass ich ihn noch nicht gefunden habe, oder er mich?!

„Sasuke, alles okay?“, fragte Naruto und sah seinen Kameraden besorgt an.

Er schnaubte. „Natürlich nicht! Ich werd das Seil hier an diesem Pfosten befestigen, dann binden wir es uns um, und dann überprüfen wir die Umgebung, kapiert?!“

Der Blondschopf nickte. Meist wären die bestimmenden Worte seines Kameraden ein Grund sich mit ihm in die Haare zu bekommen, aber selbst Naruto war bewusst, dass sie wichtigere Probleme hatten, als sich über Umgangsformen zu zanken. Sasukes Idee war so gut wie jede andere, die sie nicht hatten. Nachdem das getan war liefen die beiden unsicher los.

Kies, Laub und gefrorene Erde knirschte unter ihren Schuhen, aber kalt war es nicht. Genauso wenig war es warm. Es herrschte absolute Windstille, als befänden sie sich in einem Vakuum. Sasuke schwenkte die Lampe umher, aber weil das Licht nicht weit kam, gab es nicht viel zu sehen. Es war, als fräße die Finsternis jegliches Licht einfach auf. Sie liefen um das Haus herum, denn Sasuke nahm an, dass sich dahinter andere Gebäude verbergen mussten. Immerhin war das ein Gehöft, da musste mehr sein als nur ein Haus. Vielleicht befand Sakura sich irgendwo dort, warum auch immer.

Überrascht blieben die beiden stehen, als sie eine Scheune in etwas weiterer Entfernung sehen konnten – in ihrem Innern brannte Licht.

Narutos Augen glänzten. „Toll! Siehst du das auch?! Sakura ist bestimmt dort!“

Sasuke trat skeptisch von einem Fuß auf den anderen. „Vielleicht. Aber bestimmt ist es auch eine Falle!“, warnte er misstrauisch. Er dachte darüber nach, wie sie dieses Problem am besten angehen konnten, als Naruto sich schon in Bewegung setzte.

Sasuke packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. „Was machst du denn?! Ich sagte doch gerade, dass das eine Falle sein könnte, und du rennst geradewegs da rein!“

Sein Kamerad sah ihn zerknirscht an und befreite sich trotzig. „Und was ist mit Sakura?! Wenn sie da drinnen ist, müssen wir ihr unbedingt helfen! Wir haben keine Zeit zu verlieren, echt jetzt!“

Sasuke seufzte genervt. „Das ist mir schon klar! Aber wir helfen ihr nicht, wenn wir uns lachend ins Messer stürzen! Lass es uns taktisch angehen.“

Naruto runzelte die Stirn. „Aha, und wie sieht deine Taktik aus?“

„Etwas Bedenkzeit wäre nett.“

Naruto tippte sich nachdenklich an die Nase. „Es ist doch ein Genjutsu. Es … äh, wie war das? Es greift unseren Geist an. Es weiß, was wir denken, oder? Und weil das hier nicht von einem anderen Ninja ausgelöst wird, sondern sozusagen von uns selbst … Ich meine, um es auszutricksen müssten wir doch uns selbst austricksen“, dachte Naruto laut nach, während er mit dem Seil spielte, dass er sich um den Bauch gebunden hatte.

Sasuke sah seinen Kameraden an, als sähe er ihn zum ersten Mal in einem anderen Licht. „Weißt du, Naruto … Du machst mir gerade Angst.“

Er sah Sasuke verdutzt an. „Wieso denn das?“

„Weil du tatsächlich mal was Sinnvolles von dir gegeben hast. Also schön, lass uns die Scheune genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht können wir irgendwo hineinsehen und rausfinden, was da drinnen vor sich geht.“

Die zwei schlichen leicht geduckt, auf die erleuchtete Scheune zu, dessen Dach nach innen absackte. Sie bestand aus sehr altem Holz, das viele Risse, Löcher Witterung aufwies. An manchen Stellen fehlten ganze Latten an den Wänden, weshalb das Licht so gut von außen zu sehen war. Die Fensterscheiben waren überall kaputt, spitz glitzerten die Scherben, die noch in den Rahmen hingen im Schein. Das Tor der Scheune stand einen Spalt auf.

Sehr verdächtig, das ist zu einfach!, dachte Sasuke misstrauisch. Während die zwei Ninja dem Tor immer näher kamen und dabei einander Blicke zuwarfen, ob einer von ihnen etwas Verdächtiges sah, versuchte Sasuke sich seelisch auf das vorzubereiten, was sie dort drinnen erwarten könnte.

Schließlich waren sie am Tor angekommen, sie standen jeweils auf einer Seite des Eingangs und suchten sich ein Guckloch, um einen vorsichtigen Blick in die Scheune werfen zu können. Gefunden war ein solches schnell, immerhin glich die Scheune einem Schweizer Käse. Sasukes Augen mussten sich an das gleißende Licht erst mal gewöhnen. Im ersten Moment zuckte er zurück und unterdrückte ein Fluchen; es war, als hätte er versucht in die Sonne zu schauen. Nachdem seine Augen nicht mehr schmerzten konnte der Uchiha allmählich etwas erkennen.

Wirklich viel gab es in der Scheune nicht zu sehen, noch nicht einmal Heu, aber das war nicht sehr überraschend. Immerhin handelte es sich um einen stillgelegten Bauernhof. Grobe Stützbalken zogen sich links und rechts durch den Raum, ganz hinten war die Quelle des Lichts zu erkennen. Feuer. Ein großes, loderndes Feuer, bei dem Sasuke sich fragte wie es sein konnte, dass die Scheune noch nicht lichterloh brannte.

Vor dem Feuer war eine Gestalt zu erkennen, aber wie Sakura sah sie auf keinen Fall aus. Dazu war sie viel zu groß und breitschultrig. Allerdings konnte Sasuke ein Detail ausmachen, dass ihn wiederum doch an Sakura denken ließ. Auf dem Kopf desjenigen prangten zwei lange, gebogene Hörner wie von einem Stier. Das würde zu Sakuras Dämonen-Kostüm passen.

Je länger Sasuke die Gestalt, die sich in der Scheune unmotiviert hin und her bewegte, betrachtete, desto mehr erhärtete sich sein Verdacht, um was es sich hierbei handeln könnte. Er warf Naruto einen Blick zu, der noch an seinem Guckloch klebte und konzentriert nach Innen schaute.

„Naruto! Komm mal her!“

Der Blondschopf löste sich von dem Anblick und huschte zu seinem Kameraden hinüber.

„Hör zu, ich glaube, ich weiß, was das ist!“, flüsterte Sasuke ihm aufgeregt ins Ohr, Naruto nickte wissend.

„Ja, ich auch!“

„Echt?“

„Eine laufende Kuh, oder so.“

„Was?! Nein, du Idiot! Das sieht aus wie ein Oni, denkst du nicht auch?“

Naruto kratzte sich am Kopf. „Oni? Du meinst diese bösen Dämonen aus den Bergen?“

Sasuke nickte. „Genau. Sakura hat sich doch als Dämon verkleidet. Ich glaube, das ist es, was die Illusion aus ihr gemacht hat. Oder anders ausgedrückt, es ist das, was sie uns zeigt.“

Naruto nickte langsam, er dachte über Sasukes Einschätzung nach. „Hm, sie sieht uns bestimmt als Monster, so wie wir sie.“

„Richtig, und wie bei dir müssen wir das jetzt beenden“, erklärte Sasuke, atmete tief durch und streckte sich. „Wird schon schiefgehen, es ist ja nur Sakura.“

Als Sasuke seinen Kameraden angrinsen wollte, gefror ihm das Lächeln auf den Lippen. Naruto hatte wieder jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren, seine blauen Augen starrten entsetzt über Sasukes Schulter hinweg.

Der Uchiha hatte einen ganz schrecklichen Verdacht. So leise, dass Naruto es vermutlich gar nicht hören konnte, flüsterte er: „Es ist hinter mir, oder?“

Du bist dran!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was, glaubt ihr, hat Sasuke gesehen? Was könnte das unaussprechliche Grauen sein? Ich hab es nicht beschrieben, weil ich es eurer eigenen Fantasie überlassen möchte, aber ihr könnt mir gerne mitteilen, was ihr euch vorgestellt habt :]

Lilith = Eine Göttein aus der sumerischen Mythologie, welche in anderen Mythologien auch als Dämonin dargestellt wird. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2020-11-08T20:13:20+00:00 08.11.2020 21:13
Erst dachte ich ,es könnte ein missglückte Experiment von Oro sein ,dieses nicht sehr menschlich aussehendes Wesen ,aber ein Genjutsu ,also wer hat es denn angewendet ,eigentlich ist Itachi darin Profi .
Na dann lass ich mich mal überraschen ,sonst grübel ich noch weiter und kriege doch kein Ergebnis .
Antwort von:  Sas-_-
08.11.2020 23:20
^-^/

Das Genjutsu wird von niemanden angewendet, es wurde ausgelöst. Das wird in "Der Junge und das Biest" erklärt :3 Das Jutsu wurde durch einen Gegenstand ausgelöst – den Haifischzähnen. Itachi ist nicht der Auslöser, das ist bereits klar. Und warum sollte er das überhaupt den anderen antun, das macht keinen Sinn :D
Von:  Charly89
2020-11-08T08:18:21+00:00 08.11.2020 09:18
Zu erst: dass das Ding im Obergeschoss unbeschrieben bleibt finde ich persönlich gut :) eE gibt Spielraum und regt die eigene Fantasie an, was, finde ich zumindest, einen immer etwas mehr in die Story zieht.

Ohje, Hisoka hat die Zähne verloren ... was das wohl zu bedeuten hat? Man darf gespannt sein.

"Eine laufende Kuh, oder so" ja, unser lieber Naruto XD

Ich frage mich ja immer noch wo Itachi steckt ...

<3
Antwort von:  Sas-_-
08.11.2020 11:15
^-^/

Das, was du ansprichst, ist das marginale Element, von dem ich mal gesprochen hatte :D
Das "nicht beschreiben" ist ein Stilmittel, das ich von Kafka als auch von Lovecraft kenne. Beide Autoren sagen aus, dass nichts die Fantasie des Lesers übertreffen kann. Also überlässt man es dem Leser selbst.
Ich persönlich hab das aber auch gemacht, weil ich einfach das Gefühl hatte, es kaputt zu machen. Vor allem Sasuke sieht etwas, dass im mehr Angst macht als alles andere. Wenn ich es beschreibe, ist immer die Gefahr da, dass ein Leser das Beschriebene als nicht sonderlich schrecklich empfindet ^-^"
Ja, Naruto XD Ein bisschen Humor muss dann doch sein :3

Danke für deinen Kommentar *-*


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