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In another life the sea is in the sky (Teil 1)

Searching for the smile of the moon
von

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Es stellte sich heraus, dass die Reinigungsprozedur tatsächlich funktioniert hatte.
 

Auf Yi Ling´s großspurigen Kommentar, das er eben ein Genie sei, rollte Wen Qing nur mit den Augen, doch hatte er das seichte Lächeln auf ihren Lippen gesehen, als sie endlich wieder zurück in das Dorf kehren konnten.
 

A-Yuan hatte die gesamte Situation wirklich wie ein Großer gemeistert und das ließ er diesen auch gerne wissen, als er ihn in eine feste Umarmung nahm und sich ein paar Mal mit ihm im Kreis drehte, dass es diesen freudig quieken ließ.
 

Kleiner Apfel hatte sich ebenso eine Belohnung verdient gehabt und steckte seinen gesamten Kopf übereifrig in die Schale mit süßem Apfelbrei, die Großmutter Wen extra für ihn zubereitet hatte.
 

Yi Ling gab ein zufriedenes Raunen von sich, während er im Gras auf einem der Hügel nahe des Dorfes lag und im Schatten der Bäume döste.
 

Lan Zhan hatte sich angeboten den Sonnenbrüter zu untersuchen, was dessen Yin-Infektion anbelangte, und die Waldseelen schienen nun Vertrauen genug in sie zu haben, das sie es zuließen.
 

Es waren erst zwei Tage, von denen er vor Erschöpfung eineinhalb verschlafen hatte, doch gab der See schon eine wesentlich gesündere Aura von sich und er war guter Hoffnung, das sich das Leben darin wieder ausbalancieren würde.
 

Allerdings war die Ursache für die Verseuchung damit nicht abgestellt.
 

Sein Siegel war nur eine Gegenmaßnahme.
 

Um wirklich sicher zu gehen, sollten sie versuchen den Ursprung dafür zu finden und wenn möglich ihn auch beheben.
 

Es sollte nicht so schwierig sein.
 

Wenn sie herausfinden konnten, wo der Fluss an der Oberfläche entlangfloß, bräuchten sie ihm nur weiter Stromaufwärts folgen.
 

Lan Zhan konnte sicherlich bei den Waldseelen erfragen, ob sie ihnen den richtigen Weg weisen könnten.
 

Seine Finger streiften gedankenverloren über die Drachenblut-Perlen, die ihm Lan Zhan umgelegt hatte.
 

Ihre Wirkung war nicht zu leugnen und es ihm klar, dass diese Kette einen ungemeinen spirituellen Wert besaß.
 

So etwas kaufte man nicht an einem Straßenstand, noch gab man es einfach so weg.
 

Das Emblem das die Mala-Münze zierte ließ ebenso darauf schließen, dass es ein Clan Wertstück war.
 

Es war amüsant sich vorzustellen, das Lan Zhan es, wie ein rebellischer Quertreiber, klangheimlich entwendet haben könnte.
 

Aber Lan Zhan hatte darauf bestanden, dass er sie behalten solle, als er angesetzt hatte sie ihm zurückgeben zu wollen.
 

Vielleicht fühlte er sich damit auch etwas entspannter, wenn es um seine yuàn qì Kontrolle ging.
 

Es war ein Bonus, das die Perlen in seiner Lieblingsfarbe waren.
 

***
 

A-Yuan und Kleiner Apfel schauten gleichwertig unglücklich, als sie sich wenige Tage später, nun wieder auf den Weg machten, um dem Fluss zu folgen.
 

Besser sie kümmerten sich bei Zeiten um dieses Problem, bevor es noch anderweitig zu einem unkontrollierbaren Ärgernis werden würde.
 

Sie ließen Kleiner Apfel im Dorf, war nicht abzusehen, was für Gefahren ihnen auf ihrer Mission bevorstanden.
 

Hier wäre es sicher und ein guter Spielkamerad für A-Yuan, waren die beiden nur noch unzertrennlicher geworden.
 

Yi Ling wuschelte A-Yuan zum Abschied liebevoll durch die dunklen Haare und tätschelte den Kopf von Kleiner Apfel in derselben sanften Geste.
 

Dann straffte sich seine Haltung und er legte seine Hände auf den Rücken, während er wie ein General vor seiner Armee auf und ab schritt.
 

„Ihr zwei habt die Aufgabe auf das Dorf Acht zu geben, verstanden?“, wies er in einem ernsten Ton an, der anzeigen sollte, wie wichtig dieser Auftrag war und es war schon allerliebst zu sehen, das sich A-Yuan nun ebenso etwas grader hinstellte und eifrig auf seine Worte nickte.
 

„Ihr zwei habt großen Mut bewiesen; Lan Zhan und ich sind gewiss, das wir uns auf euch verlassen können. Also haltet die Stellung, bis wir wieder zurückkommen.“ A-Yuan gab ein seriöses „Verstanden, Yi gē ge!“, von sich und es ließ Yi Ling innerlich hingerissen jauchzen.
 

„Wir verlassen uns auf euch.“, meinte Lan Zhan darauf ebenso gewichtig, das es Yi Ling ein leichtes Lächeln auf die Lippen trieb, das dieser in seine kleine Ansprache mit einstieg.
 

Dann wandte sich Yi Ling an Wen Qing und Wen Ning, die sie ebenso bis an die Grenze des Dorfes gebracht hatten.
 

„Passt auf euch auf.“ Wen Qing knuffte ihn darauf etwas derb gegen den Oberarm. „Das solltest du dir selbst zu Herzen nehmen.“, meinte sie bedeutungsschwer und mit einem kritischen Blick, dem er mit einem überspielenden Räuspern auswich.
 

„Wenigstens brauchen wir uns nun keine allzu großen Sorgen mehr machen, mit Lan lǎo ye (respektvolle Anrede; Lord oder Meister) in deiner Nähe.“ Yi Ling grinste albern darüber.
 

„Was nicht heißt, dass du seine Geduld überstrapazieren sollst!“, wies sie ihn sogleich wieder zurecht und kniff ihn in die Seite, dass es ihn leidlich japsen ließ.
 

„Ich doch nicht.“ Ihr ergebenes Raunen sprach für sich, doch zog sie ihn dennoch in eine kurze Umarmung.
 

„Wen Ning, nun schau nicht so. Ich bin schneller wieder zurück, als dir lieb sein wird.“, richtete er sich schließlich an ihn und umarmte diesen fest und mit einem freundschaftlichen Klopfen auf den Rücken.
 

„Ich freue mich auf eure Rückkehr Meister Yi.“ Yi Ling raunte begrüßend über diese Worte. „Wenigstens einer, der es ehrlich ausspricht.“, meinte er mit einem verstohlenen Blick zu Wen Qing.
 

Diese schnalzte genervt mit der Zunge und gab ihm einen Schubs.
 

„Nun geh schon, du wirst schließlich auch nicht jünger.“
 

„Aber dafür attraktiver, stimmt´s nicht Lan Zhan?“ Wen Qing raunte erneut.
 

Lan Zhan wandte sich mit einer verabschiedenden Verbeugung an die Geschwister und ließ ihn ohne einen Kommentar stehen.
 

„Āi, Lan Zhan! Ich weiß du bist nur zu schüchtern um mir zuzustimmen.“, rief er, bevor er ihm nachsetzte, sich aber noch einmal umdrehte um zurückzuwinken.
 

„Bist du sicher, dass du schon wieder gehen solltest? Ich könnte allein nach dem Fluss suchen.“, hörte er Lan Zhan sich bei ihm erkundigen, als das Dorf außer Sichtweite geriet.
 

„Sie kommen klar. Wen Qing und Wen Ning können kleineren Ärger gut allein regeln.“
 

„Wēn Qiónglín. Du vertraust ihm uneingeschränkt?“ Yi Ling schwieg einen Moment, hatte er sich denken können, das Lan Zhan dieses Thema trotz allem nicht einfach zur Seite geschoben hatte.
 

„Er ist ein guter Kerl. Ich denke, das hast du selbst erkennen können.“ Yi Ling scheute sich nicht, sich verteidigend zu zeigen. „Auch bevor…bevor er zu dem wurde. Er war der liebenswerteste und schüchternste junge Mann der mir je begegnete. Das komplette Gegenteil von seiner dominanten Schwester. Aber sag ihr nicht, das ich das gesagt habe, ok?“ Lan Zhan erwiderte nichts darauf, doch war klar, dass er noch immer eine erklärende Antwort erwartete.
 

„Das Dorf der Wens, bevor sie hierhergekommen sind, wurde geplündert und niedergebrannt. Es passierte über Nacht, und kostete viele Leben. Darunter auch das der Eltern von A-Yuan. Ich kannte das Dorf. Besuchte es, wenn ich wieder einmal in der Gegend war, da man einen stets willkommen hieß. Es war der Morgen, nach dem Angriff, als ich es in Schutt und Asche vorfand.
 

Ich suchte nach Überlebenden, fand aber nur noch die verbrannten Überreste einiger Bewohner.
 

Doch ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben und suchte in den umliegenden Wäldern weiter.
 

Ich fand Wen Qing und die anderen, in einer Höhle.
 

Sie waren alle in schlechter Verfassung, körperlich wie auch mental. Wen Ning war zu jener Zeit kaum noch am Leben. Er hatte versucht seinen Leuten, die Flucht zu ermöglichen, und dafür wurde er übel zugerichtet.
 

Ich habe Wen Qing keine große Hoffnung gemacht, ihm noch helfen zu können, egal wie sehr sie mich auch anflehte etwas zu tun.“ Yi Ling schaute einen Moment stumm in den azurblauen Himmel.
 

„Sie ist eine clevere Frau. Sie wusste, dass ich nicht der simple Wanderer war, der ich immer vor gab zu sein. Spätestens, als sie eine Verletzung von mir hatte behandeln wollen. Es war dasselbe wie mit Lìn Pòsuǒ.
 

Ihr konnte ich auch nichts vormachen.
 

Am Ende versuchte ich was ich konnte, selbst nicht sicher, was das Ergebnis sein würde, doch es war besser als ihn einfach nur sterben zu lassen.
 

Wen Ning erzählte mir später, das die Plünderer auf der Suche nach etwas gewesen waren. Gingen sie davon aus, das ein Dorf mit Wen Familien, wenigstens eines von Wen Mao´s oder Wen Ruohan´s Artefakten versteckt halten könnte.
 

Eine völlig widersinnige Annahme, doch gingen sie gnadenlos mit den Bewohnern vor.
 

Es hat Monde gedauert, doch es hat sich ausgezahlt.
 

Wen Ning hat selbst meine Erwartungen übertroffen. Er ist der erste seiner Art, etwas das für ihn gefährlich werden kann, sollte herauskommen was er ist. Ich zweifle nicht daran, dass es genug machtgierige Finger gibt, die ihn nur zu gern, ihr Eigen nennen möchten. Nichts weiter in ihm sehen würden, als eine emotionslose Waffe.
 

Wen Ning ist viel zu gutmütig, doch wird er nicht zögern die, die ihm wichtig sind, mit allem zu verteidigen, was er hat.
 

Und wie ich schon erwähnte; sollte etwas mit ihm passieren, merke ich es sofort. Sein Yin, ist das meine und somit steht er auch unter meiner Obhut.“ Er hoffte seine Worte reichten aus, um Lan Zhan soweit zu beruhigen, das er nicht dennoch darauf bestand, Wen Ning unter Verschluss stellen zu müssen.
 

„Ich werde dir damit vertrauen.“, hörte er ihn nach einer Weile des Schweigens sagen und es machte Yi Ling das Herz überraschend leicht, hatte er zuvor gar nicht gemerkt, wie wichtig ihm dessen Zuspruch wirklich war.
 

***
 

Qīngshuǐ Tāodài (Clear water silk ribbon) war eine beschauliche kleine Stadt, nicht unweit vom Fuß des Berges den sie herabgekommen waren und die ihren Namen zurecht trug.
 

Ein schmaler Wasserlauf, wie ein seidenes Band, zog sich durch die Mitte des Ortes, über welchen sich halbrunde hölzerne Brücken bogen, die mit bunten Bändern geschmückt waren und Qīngshuǐ Tāodài damit einen eigenen Charme verliehen.
 

Es ging keine Yin Präsenz vom Wasser hier aus, dass dessen Quelle nicht mit dem unterirdischen Fluss in Verbindung gebracht werden konnte.
 

Die Seiten des Wassers waren mit weißem Stein befestigt worden, welche einen angenehmen Kontrast zu den dunkel gehaltenen Häuserfronten bot.
 

Lotus-Mond war in den Orchideen-Mond (1) übergegangen, ohne das es Wangji wirklich für sich wahrgenommen hatte, doch war die ansteigende Hitze und Schwüle Zeichen dafür, das der Sommer sich voll entfaltet hatte.
 

Man schöpfte Wasser auf die trockenen Straßen, um den Staub zu bändigen, der sich sonst über Waren und Kleidung legte, ging es um diese Tageszeit recht rege zu.
 

Yi Ling gab ein weiteres Jammern über seine zerrissenen Hanfu (chin. Gewandung) von sich und zupfte unglücklich an diesem herum.
 

„Er war mein liebstes Stück, wo finde ich einen Ersatz, der so gekonnt meine Figur betont und trotzdem robust genug ist, für all die wilden Abenteuer die uns noch bevorstehen?“ Yi Ling seufzte theatralisch über sein Schicksal.
 

Dabei war er selbst daran schuld, dass ihn dieses Malheur passiert war.
 

Kurz bevor sie Qīngshuǐ Tāodài erreichten, hatte dieser einen Baum mit wildwachsenden Pfirsichen ausgespäht und war entschlossen, ihnen welche als Reiseproviant zu pflücken.
 

„Sie mögen nicht besonders schön aussehen, aber ich garantiere dir, dass sie ausgezeichnet schmecken.“ Mit diesen Worten war er auch schon auf seiner Mission, den Stamm hinaufzuklettern, als er ihm sagte, dass es einfacher wäre, würde er auf seinem Schwert dieses Hindernis übergehen.
 

„Wo liegt denn da der Spaß drin?!“, hatte dieser regelrecht empört gemeint und er ihn schließlich seinen Trotz ausleben lassen.
 

Der Baum war hoch genug, das es etwas Geschick bedurfte sich durch das Geäst zu bewegen, um an die vollsten Früchte heranzukommen.
 

Yi Ling ignorierte seinen Einwand, dass sie nicht so viele würden mitnehmen können, wie dieser einsammelte, schien ihn aber in seinen nahezu kindlichen Eifer komplett zu ignorieren.
 

Am Ende waren dessen Ärmel voll und schwer genug, das der Ast der ihn trug aufgab und dieser sich nicht mehr rechtzeitig hatte irgendwo festhalten können, mit all den Früchten die seine Arme ebenso nach unten zogen.
 

Einzig ein, „Lan Zhan! Fang mich!“, war zu hören gewesen.
 

Und als er diesen dann gefangen hatte, war dessen erheitertes Lachen etwas, das den gesamten Wald um sie herum ausgefüllt hatte.
 

Erst als er den Schaden an seinem Gewand mitbekam, wechselte seine überschwängliche Stimmung in Weinerlichkeit.
 

So gesehen war dessen Hanfu schon recht abgetragen gewesen, was den Stoff dünn und anfällig gemacht hatte und es wohl nur eine Frage der Zeit darstellte, bis er ihm zerrissen wäre, das auch das Flicken nicht mehr viel ausrichten würde.
 

Abermals hörte er ihn seufzen, bevor dieser mit einem mürrischen Gesicht in einen der Pfirsiche biss, die er aus seinem Beutel gefischt hatte.
 

Sein Ausdruck nahm darauf etwas Zufriedenes an, bevor dieser ihm den Pfirsich vor die Nase hielt.
 

„Hier probiere, der ist wirklich gut. Selbst eure Götter-Pfirsiche werden da nicht mithalten können.“, gab dieser überzeugt von sich und schob ihm die angefangene Frucht etwas näher ins Gesicht.
 

Es war eine flegelhafte Geste etwas bereits Angebissenes weiterzureichen, wenn es nach den Sitten seines Clans ginge, was ihn weiter unwillig auf die Frucht schauen ließ, ohne dass er sie entgegennahm.
 

„Lan Zhan, nun stell dich nicht so an, oder hast du Angst das man uns für ein Liebespaar halten könnte? (2)“ Dieser wippte albern mit den Augenbrauen und grinste süffisant.
 

Wangji schenkte ihm einen Blick der ausdrücken sollte, dass er sein Gerede für Nonsens hielt.
 

„Warum sollte man das tun?“, hakte er mit irritierter Stimme nach, was Yi Ling mit einem leicht überraschten Ausdruck quittierte, er aber schnell wieder zu seinem breiten Feixen zurückfand.
 

„Ach Lan Zhan, so rein und unverdorben.“ Er lachte folglich in dieser aufziehenden Art.
 

„Nun? Immerhin habe ich dafür mein Leben riskiert.“ Wangji seufzte innerlich über dessen nervige Beharrlichkeit.
 

„Einen anderen.“, forderte er und hielt Yi Ling eine offene Hand vor.
 

„Der Herr ist sich nur zu fein, huh?“, moserte dieser, aber reichte ihn schließlich eine neue Frucht.
 

Yi Ling hatte Recht. Der Pfirsich war süß und aromatisch, etwas das ihr blasses und etwas fleckiges Äußeres nicht vermuten ließ.
 

„Akzeptabel.“, war seine Antwort auf dessen erwartungsvollen Ausdruck, doch schien Yi Ling sein Zuspruch nicht der richtige zu sein, schnaufte dieser ungläubig.
 

„Genussblinder Schnösel.“, murrte dieser und stapfte voran.
 


 

(1)In China gab es versch. Möglichkeiten wie man die Monate benannte. Neben den Namen der 12 chin. Sternzeichen, gab es auch die Variante sich an der Natur zu orientieren. Hier zum Beispiel, ist der Zeitraum vom 21 Juni bis 23 Juli der Lotus-Monat. Das Schriftzeichen für Monat und Mond ist das gleiche, deswegen habe ich mich für den Begriff Lotus-Mond entschieden, da ich es für meine Story schöner fand.
 

(2)“the bitten peach” oder “the pleasure of the bitten peach” war im alten China eine Umschreibung für Homosexualität. Genau wie „Cute sleeve“ zu einem Begriff für eine homosexuelle Person wurde.

 
 

Wangji entging nicht, das sich Yi Ling eingehender umschaute, als sie die lebhafte Hauptstraße mit den Geschäften und Verkaufsständen durchquerten, sein Blick zu scharfsinnig, als das ihn einfach nur die angebotenen Waren locken würden.
 

Ein Junge, nicht älter als 12 lief an ihnen vorbei, und schaute begeistert auf etwas das er in seiner Hand hielt, wobei er fast in sie hineinstolperte. Wangji erkannte es als die kristallartige Silhouette eines Hasen an einem dünnen Holzstäbchen.
 

„Du siehst aus, als wolltest du auch einen.“, vernahm er Yi Ling´s heiteren Hinweis der seinem unbewussten Blick, dem Jungen nach, gefolgt war.
 

Wangji schüttelte seinen Kopf abtuend, während er sich wieder umwandte.
 

„Unnötig.“, unterstrich er dies noch, doch durfte er feststellen, das Yi Ling nicht mehr an seiner Seite war, was ihn suchend über die Menge schauen ließ.
 

Er fand ihn, nicht unweit an einem der Straßenstände, nahe am anderen Ufer vor, ein flirtendes Lächeln auf den Lippen, das er an die junge Frau dahinter gerichtet hielt. Sie schien etwas verschämt. Yi Ling sagte etwas zu ihr in der gleichen flirtenden Manier und Wangji fühlte sich unerklärlich stehengelassen.
 

Es war nicht das erste Mal, das Yi Ling einfach auf und davon war, noch dessen Liebäugeln mit den Frauen.
 

Eine solche Gefühlsregung sollte nicht das Resultat darauf sein.
 

Verwirrt wendete er sich von dem Schauspiel ab.
 

Seine Aufmerksamkeit erfasste ein Schild, das auf ein Geschäft für Schriften und Bücher hinwies und ihm eine willkommene Ablenkung bot, sobald er es betrat.
 

Es war ruhig und roch nach Pergament und dem lackiertem Holz der Regale.
 

Wangji fühlte sich sofort ausgeglichener.
 

Eine weitere Sache, die er neben dem guten Tee seiner Heimat, auf dieser Reise vermisste, war der Pavillon der Schriften. Es war für ihn stets ein meditativer Ort gewesen. Ein Ort der ihn mit Wissen und beständiger Neugier auf die Welt angefüllt hatte.
 

Deswegen war es auch kein Mühsal gewesen sich auf Wanderschaft zu begeben.
 

Im Gegenteil, es hatte ihn mit Erwartung versehen.
 

Wangji schaute sich interessiert um, in der Hoffnung etwas zu finden, das sein Interesse wecken würde können.
 

Er war fast allein hier. Einzig ein junger Mann, in vornehmerer Kleidung und einem faltbarem Fächer, den ein Landschaftsmotiv in Tusche zierte, und mit welchem dieser sich über seiner eigenen Suche hier Luft zufächelte, war zu sehen.
 

Wangji war gerade dabei nach einem Gedichtband in einer der obersten Ablagen des vor ihm befindlichen Regals zu greifen, als man die Tür des Shops schwungvoll aufschob, dass diese in ihrem Rahmen wackelte.
 

„Lan Zhan!“, drang es darauf empört durch die Stille, gefolgt von lauten Schritten.
 

„Es ist wirklich anstrengend dich zu befriedigen!“, zog sich Yi Ling´s viel zu laute Stimme durch den Raum. Etwas ging mit einem dumpfen Klatschen im Hintergrund zu Boden, dem er allerdings nicht weiter Beachtung schenkte, tauchte Yi Ling nun vor ihm auf, einen tadelnden Zeigefinger in der Luft.
 

„Erst verweigerst du meinen Pfirsich und dann läufst du mir davon, wenn ich versuche dir etwas Gutes tun zu wollen!“, wetterte dieser nicht ungleich einer aufgebrachten Ehefrau.
 

Erneut rumorte es hinter dem Regal, als würde man eilig etwas zusammenräumen, als Yi Ling ihm mit besagten Zeigefinger trotzig gegen die Brust stippte.
 

„Was hast du dazu zu sagen?“, forderte dieser unsinnigerweise zu wissen, als wäre es nicht er gewesen, der in der Menge verschwunden war.
 

„Bezieht sich das; mir etwas Gutes tun zu wollen, darauf, mit jungen Frauen zu flirten?“ Es mochte kühler klingen als berechtigt erschien, immerhin hatte sich Yi Ling nicht vor ihm für seine Vorlieben zu rechtfertigen.
 

Schließlich war er es der beschlossen hatte ihm weiterhin zu folgen, in seinem Anliegen die Quelle für die Verunreinigung des Sees zu finden.
 

Yi Ling sagte zuerst nichts, sondern schaute ihn nur mit einem abmessenden Ausdruck an, bevor er wieder ein Grinsen aufsetzte.
 

„Eifersüchtig, das ich so gute Chancen mit den Frauen habe?“ Wangji war nach einem schnippischen Schnaufen.
 

„Es gibt Wichtigeres. Oder nicht?“ Yi Ling raunte mit einem Augenrollen.
 

„Ich sehe schon. Dann willst du das hier dann wohl nicht haben, da es nicht unter Lebensnotwendig fällt, hm?“
 

Dieser hielt ihm eines dieser Stäbchen vor, das er vorhin bei dem Jungen hatte sehen können.
 

Darauf befand sich ebenso eine dieser filigranen Hasenform.
 

Yi Ling schmunzelte, hatte er seinen interessierten aber unentschlossenen Gesichtsausdruck offensichtlich nicht übersehen.
 

„Es nennt sich táng huà (Sugar Painting).“, erklärte dieser ihm, und hielt ihm das Stäbchen, trotz seiner vorangegangenen Entscheidung, es ihn nicht geben zu wollen, etwas nachdrücklich entgegen.
 

Wangji nahm es ohne weiteres Zögern in seine Finger und beschaute sich das Gebilde eingehender.
 

„Du kannst es ruhig probieren.“ Wangji verengte seine Augenbrauen über diese Aufforderung, fand er es schon schade darum.
 

„Ich nehme es mit mir.“, meinte er knapp, zog ein Tuch aus seinem Ärmel in das er es wickelte und dann dort wieder vorsichtig verstaute. Yi Ling´s Schmunzeln wechselte in ein Schmollen.
 

„Was, und keinen Kuss auf die Wange für meine Mühe? Ich musste meine besten Komplimente herausholen, um es günstiger zu bekommen.“
 

Ah, das war es also, wobei er Yi Ling vorhin hatte beobachten dürfen.
 

Wangji sagte zu beidem nichts, nahm das Buch das er herausgesucht hatte jedoch mit und schritt stumm an diesem vorbei, um es bezahlen zu gehen.
 

„Lan Zhan!“ Es war schwer das Lächeln, das an seinem Mundwinkel zupfte wieder zu schulen, als Yi Ling zu ihm aufschloss und weiter über seine Undankbarkeit vor sich hin lamentierte.
 

„Okay, ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Also sagen wir, das wir uns in diesem Gasthaus…“ Yi Ling deutete auf das Gebäude in Wangji´s Rücken, „…wiedertreffen.“ Wangji schenkte ihm einen skeptischen Blick.
 

„Nun schau nicht so. Ich brauche ein neues Gewand und ein paar andere Kleinigkeiten.“, versuchte er sein Anliegen zu begründen, doch wusste Wangji, das das nicht alles war, was dieser vorhatte.
 

„Wie gedenkst du diese Dinge bezahlen zu wollen?“ Yi Ling hatte gerade noch gejammert seine letzten Münzen für das táng huà gegeben zu haben, was seine Besorgungen zweifelhaft erscheinen ließen.
 

Das ertappte Schnalzen mit der Zunge, verriet Yi Ling´s Unmut erwischt worden zu sein.
 

„Es gibt immer irgendwo etwas zu verdienen.“, meinte dieser mit Trotz in der Stimme und es dämmerte Wangji, was dieser damit anspielen mochte. Wahrscheinlich hatte er sich deswegen auch vorhin so intensiv umgesehen, ob er hier einen Platz finden konnte, wo es leichtes Geld zu verdienen gäbe. Er erinnerte sich noch gut an das letzte Mal und griff nach dem Seiden-Säckchen in seinem Robenärmel.
 

„Ist dies ausreichend?“ Er gab es an Yi Ling weiter, der es mit Argwohn öffnete und darauf einen lauten, ungläubigen Laut von sich gab, der kurz Blicke auf sie lenkte.
 

„Wo…woher hast du das?“ Dieser lehnte sich so nahe zu ihm, das er dessen Atem an seinem Ohr wahrnehmen konnte und ein Kribbeln spürte, als dieser zu flüstern begann. „Du hast doch nicht etwa wen bestohlen? Lan Zhan, das würde mir ehrlich das Herz brechen.“ Im Gegensatz zu seinen Worten, klang er keineswegs betroffen.
 

„Unsinn!“, wies er diesen zurecht.
 

„Mein Bruder überließ es mir bei meinem letzten Besuch.“ Wangji war nicht wirklich überrascht gewesen, als er in dem Beutel, den sein Bruder für ihn zurechtgelegt hatte, auch dieses Säckchen mit Münzen darin vorfand.
 

Yi Ling raunte verstehend. „Ich würde deinen Bruder eines Tages wirklich gern einmal persönlich treffen wollen.“ Man stieß ihn in einer rauen, doch unter Menschen wohl freundschaftlich gemeinten Geste, mit dem Ellenbogen etwas in die Seite. „Er kann mir bestimmt auch ein paar peinliche Geschichten zu seinem kleinen, störrischen Bruder erzählen.“ Unlauteres Gerede war verboten in ihren Kreisen, doch konnte er sich vorstellen das Xichen einen Weg finden würde, es als etwas anderes auszulegen. Nicht aus Böswillen, sondern weil es ihn erfreuen würde solche Geschichten mit Wangji´s einzigem Freund teilen zu können.
 

Und es verstörte ihn, sich vorzustellen, dass dieser solche Dinge ausgerechnet Yi Ling erzählen mochte.
 

„Bruder ist viel beschäftigt. Solch eine Gelegenheit mag sich daher nicht einrichten lassen.“, versuchte er Yi Ling den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch verriet ihm dessen spitzbübischer Gesichtsausdruck, das er sich so leicht nicht würde entmutigen lassen.
 

Am Ende war die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden sich persönlich begegnen würden, tatsächlich recht gering. Xichen verließ Gusu seltener, nun wo er Clanführer werden würde, was hieß das ein Treffen der beiden nur möglich erschien, würde Yi Ling die Wolkenschlucht besuchen.
 

Wangji glaubte nicht, dass dieser dafür gewappnet sei, noch dass Onkel und die Ältesten es begrüßen würden, sollte Wangji einen Außenseiter mit sich bringen.
 

Und doch, so stellte Wangji für sich fest, würde er Yi Ling seine Heimat gern einmal zeigen wollen.
 

Warum war ihm nicht wirklich bewusst, hatte so etwas weder Zweck noch Nutzen.
 

Aber vielleicht war es etwas das Freundschaft in einem bewirkte?
 

Yi Ling hatte ihn ohne Zaudern zu seinem zu Hause mitgenommen und man hatte ihn wirklich umstandslos dort aufgenommen.
 

Womöglich war es der Gedanke, dass er es ihm gleich tuen wollte, um zu zeigen, dass er es wertschätzte, dass dieser ihm in dieser Hinsicht ohne weiteres vertraut hatte.
 

Er sagte nichts weiter dazu, wusste er in jenem Moment auch nicht was er noch hätte dazu erwidern sollen.
 

Stattdessen entdeckte er einen Händler der Stoffe und Kleidung anbot.
 

Er nahm das Säckchen aus Yi Ling´s Hand, der dies mit einem unglücklichen Laut auffasste, als habe er ihn schlicht vorgeführt mit der Aussicht ihm Geld überlassen zu wollen.
 

Dennoch schritt er unverzagt voran. Warf einzig einen auffordernden Blick über seine Schulter auf Yi Ling, der ihm schließlich mit trotzig aufgeblasenen Backen folgte.
 


 

Es war eine ungewöhnliche Erfahrung jemandem beim Einkauf neuer Kleidung zu begleiten.
 

Yi Ling zupfte an Stoffrollen herum, um sich von der Qualität ein Bild zu machen, oder sich eine Bahn davon anzuhalten, ob die Farbe oder das Muster seinem Geschmack entsprechen würden.
 

„Auf den kritischen Blick des Verkäufers, hatte Yi Ling nur auf Wangji gedeutet und gemeint das er den schweren Geldbeutel besitze und das er nicht knauserig sein würde, sollte er etwas finden was ihm gefiel.
 

Wangji hatte das Abmessen des Händlers seiner Person, mit einem kühlen Blick erwidert, bis dieser das Geldsäckchen in seiner Hand erblickt hatte und sich wohl damit zufrieden gab, das er womöglich doch ein gutes Geschäft mit ihnen machen könnte.
 

„Lan Zhan, was sagst du dazu?“ Wangji mochte gern behaupten wollen, das er nicht damit vertraut war, das Yi Ling ihn fragte, wie ihm etwas stand, doch war der Unterschied diesmal, dass es keine Frauenkleider waren.
 

Dieser trat in einem Dashang, (äußere, offene Robe mit weiten Ärmeln) der die Farbe von reifen Pflaumen trug und durchweg mit einem Lotusmuster verziert war, vor ihn. Yichang (Oberteil mit Kreuzkragen und Rock) in einem etwas milderen, doch harmonischen Fliederton. Die Schärpe um seine Taille aus schwarzem Leder mit silbernen Ringornamenten.
 

Yi Ling breitete seine Arme aus und drehte sich für eine Gesamtansicht vor ihm.
 

Es war keine unansehnliche Gewandung, doch konnte er die Farbe nicht mit Yi Ling in Harmonie bringen und schüttelte schlicht den Kopf.
 

Yi Ling spitzte wenig erfreut die Lippen.
 

Das nächste Ensemble war in Sturmgrau, mit weißer Blüten-Stickerei am Saum des Chang (Rock). Der Banbi (kurzärmlige Jacke) war ebenso mit filigraner Handarbeit versehen die zwei Phönixe zeigte die sich über die Schultern legten. Das Yi (Oberteil mit Kreuzkragen) wie auch der seidene Bindegürtel war in ebenso in einfachem Weiß gehalten.
 

Wangji schaute überlegend, was hieß das seine Brauen zusammengezogen und seine Augen etwas verengt waren. Es schien schon auszureichen, um Yi Ling ein ergebenes Seufzen zu entlocken und er sich, ohne eine Antwort abzuwarten, wieder abwandte.
 

Er versuchte sich noch an einem Ensemble in tiefen Grüntönen und goldenen Akzenten, aber auch das schien an ihm nicht richtig.
 

Wangji schaute sich selbst etwas um.
 

In einer der hintersten Ecken des Ladens fiel ihm ein nachtschwarzer Dashang aus kräftigem Material ins Auge, der schlicht ausfiel, bis auf die mondlichtsilbernen Schwaden, die in dessen weite Ärmel gestickt waren, und sich um den filigranen Blütenkopf einer roten Spinnenlilie woben.
 

Wangji griff nach einer kirschroten Yichang-Kombination über dessen komplette rechte Seite des Chang sich die imposante Stickerei eines silbernen Drachen zog. Einzelne Elemente des gewundenen Leibes mit schwarzem Faden hervorgehoben, dass es ihm eine gewisse Art von Lebendigkeit verlieh.
 

Er schüttelte kurz den Kopf.
 

Zu auftragend.
 

Ein Zhiju (äußere lange Robe mit Kreuzkragen und weiten Ärmeln) im selben tiefen Farbton, über dessen Kragen sich Stickereien von schwarzen Federn befanden, erfassten sein Interesse.
 

Eine schwarze Schärpe aus Seide, und darüber einen Pendant-Gürtel mit silbernen Akzenten und aus robusten Leder, vervollständigte seine Auswahl und er nickte zufrieden darüber.
 

Der Ledergürtel war praktisch um diverse Dinge in den zugehörigen Taschen zu verstauen oder anderes daran zu befestigen, wie dessen Flöte oder gar ein Schwert.
 

Als er sich damit umwandte, fand er Yi Ling mit vor der Brust verschränken Armen und einem kokettem Lächeln auf den Lippen vor, hatte dieser ihn wahrscheinlich die gesamte Zeit über bei seiner Suche beobachtet, das Wangji sich plötzlich ziemlich albern vorkam, sich überhaupt daran beteiligt zu haben.
 

„Zeig her.“, unterbrach ihn Yi Lings interessierte Aufforderung, in seinem Anflug, die Sachen einfach wieder zurücklegen zu wollen und trat auf ihn zu.
 

„Hm, du hast Geschmack, Lan Zhan.“, meinte er nach eigener Inspizierung und verschwand kurzum, um sie anzuprobieren.

 
 

***
 

Hier ein Link auf Englisch, sollte jemand die Story mit dem Pfirsich interessieren;
 

https://www.niwdenapolis.com/2007/03/bitten-peach.html



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