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Das Geheimnis der Kleeblattinsel

von

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Buch 1 - Kapitel 3

Buch 1 – Kapitel 3

Aus den Chroniken der Kleeblattinsel:

„Der große Feueropal ist ein heiliger Stein. Er ist der Garant für Frieden und Harmonie. Du darfst ihn ansehen, Du darfst ihn berühren. Aber eines darfst Du nicht… ihn mitnehmen. Ihn aus dem Allerheiligsten zu entfernen ist ein großer Frevel, für den es nur eine Strafe gibt: … DEN TOD!!!“

15. Mai 1712 der Raub des großen Feueropals

Ein Monat war seit Tosh Kamars Verbannung vergangen. Keoga hatte Amelias Reich verlassen und erkundete nun die Insel. Jardanka, die Hüterin allen Lebens auf der Kleeblattinsel begleitete ihn oft bei seinen Wanderungen. An einem schönen, warmen Frühlingstag wanderte er zusammen mit ihr durch ein Moorgebiet. Am Tag zuvor hatte ein Unwetter mit Starkregen die Insel heimgesucht. Amelias beste Freundin wusste um die Gefahren, die jetzt im Moor auf jeden lauerten, der es wagte die sicheren Wege zu verlassen. Vor allem wusste sie um die Moorgeister, die nun aktiv waren, und die gnadenlos Jagd auf jeden machten, der ungebeten ihr Reich betrat. Bei Keoga blieben sie friedlich, da sie den Krieger von Tangaroa bereits kannten.

Bei ihrer ersten Begegnung mit ihm hatten die Geister schmerzhaft feststellen müssen, dass sich Keoga nicht vor ihnen fürchtete. Sie hatten versucht, ihn vom Weg abzubringen, um ihn in ein Moorloch zu treiben. Doch das Resultat war erbärmlich. Ein Schlag auf den Hinterkopf und eine doppelte Ohrschelle in Kombination mit einem Schlag auf den Kopf waren das magere Ergebnis.

Seit dem begegneten die Moorgeister Keoga mit Respekt. Viel mehr noch. Sie trainierten mit ihm und halfen Walburs Rivalen, seine Fähigkeiten im Nahkampf zu verbessern. So brachte ein Geist, sein Name war Demiros, Keoga bei, wie man richtig mit dem Kampfstock umging. So kämpften sie unter anderem auf einem schmalen Mauerstück. Dort sollte Keoga lernen, das Gleichgewicht zu wahren. Doch der junge Mann kam immer wieder ins Straucheln. „Gleichgewicht, Keoga. Achte auf die Füße.“, mahnte Demiros. Ein anderer Geist lehrte den Krieger aus Tangaroa den Kriegstanz seines Stammes.

Während seiner vielen Aufenthalte im Moor hatte Keoga auch die Bekanntschaft eines weiblichen Geistes gemacht. Ihr Name war Elenia. Doch sie war kein Moorgeist wie die anderen. Sie war eine Banshee, ein Naturgeist. Es war an einem Abend nach dem Training mit Demiros, als Keoga Elenia auf einem Hügel unweit der Abteiruine, in der immer zu trainieren pflegte, erblickt hatte. Sie war ganz in weiß gekleidet und hatte weißes Haar. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen war ebenfalls hübsch anzusehen. Ihre Haare trug sie offen, sodass bis zu ihren Brüsten reichten. Ihre Haut war weiß, als wäre sie 34

aus allerfeinstem Marmor gefertigt.

Elenia machte zu Beginn mehr als deutlich, dass sie Keogas Anwesenheit verabscheute. Sie versuchte sogar, ihn zu sich zu locken, wohl wissend, dass zwischen ihr und Keoga ein Moorloch lag, in dem er versinken würde. Sie fing an, mit einer süßen und verführerischen Stimme Lieder zu singen. Doch der Krieger aus Tangaroa war zu diesem Zeitpunkt in tiefster Meditation versunken, dass er Elenias Gesang gar nicht hörte. Ohne es zu wissen, hatte Keoga ihren Verführungskünsten widerstanden.

Eines Abends, der junge Krieger hatte sich gerade zum meditieren auf den Boden gesetzt, stand Elenia plötzlich vor ihm. „Du bist hartnäckig, weißt Du das?“, sagte sie mit einer kalten Stimme. Keoga blickte auf und der Banshee direkt in die Augen. Und normalerweise wäre es jetzt aus mit ihm gewesen. Denn wer einer Banshee in die Augen sieht, stirbt auf der Stelle. Doch Elenia musste feststellen, dass Keoga sogar ihrem Blick ohne mit der Wimper zu zucken standhalten konnte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand sie wieder. Doch am nächsten Abend kam sie wieder. Dieses Mal setzte sich die Banshee gegenüber Keoga ans Feuer. Ihre Blicke trafen sich erneut. Doch an diesem Tag sah sie ihn mit ein sanften Lächeln auf ihren sinnlichen Lippen freundlich an.

„Wie heißt Du?“, fragte sie mit einer warmen und verführerischen Stimme. „Keoga. Und wer seid Ihr?“ „Ich bin Elenia, die große Banshee. Ich sehe Dinge, die anderen verborgen bleiben. Seit Du hier bist, habe ich dich beobachtet. Du scheinst keine Angst zu haben und Du scheinst ein absoluter Meister der Selbstbeherrschung zu sein.“, sagte Elenia. „Da wo ich herkomme, hat man nur davor Angst, dass der große Berg anfängt, Feuer zu spucken.“ „Woher kommst Du, Keoga?“ „Ich komme von der Insel Tangaroa. Und über meine Heimat regiert mein Erzrivale Walbur.“ „Ich weiß. Seit dem ich dich das erste Mal hier gesehen habe, habe ich die Zeichen gedeutet. Du wirst Walbur vernichten. Du wirst der neue Herrscher von Tangaroa sein, und Liasanya wird deine Frau werden.“

„Amelia, die Herrin des Reiches unter der magischen Quelle, sagte mir, dass ich nach Andelka suchen soll, sobald ich ihr Reich wieder verlassen habe.“ „Verstehe. Aber bevor Andelka sich dir anschließt, musst Du sie in einem Duell auf Augenhöhe bezwingen.“, sagte Elenia. „Wo finde ich sie?“ „Hier im Moor. Die alte Abtei, in der wir uns gerade befinden, dient ihr als Lager. Aber sie lebt in einem anderen Teil des Hauses.“

Während Keoga und Jardanka im Moor unterwegs waren, erzählte er der Hüterin von Elenia. „Wann bist Du ihr begegnet?“, fragte Jardanka. „Zuletzt gestern.“ „Und das erste Mal?“ „Vor fünf Tagen.“ „Hat sie auch versucht, dich zu sich zu locken?“ „Wenn sie es versucht hat, dann habe ich davon nichts bemerkt.“ „Dann bist Du der erste, dem es gelungen ist, Elenia zu widerstehen.“, sagte Jardanka. Keoga blieb stehen und sah ihr ins Gesicht. 35

„Wie muss ich das verstehen?“, fragte er. „Ganz einfach. Elenias Macht ist gebrochen. Denn es steht geschrieben, dass nur derjenige ihre Macht zu brechen vermag, dem es gelingt ihr zu widerstehen.

„Das heißt, dass Elenia mir nun bedingungslosen Gehorsam schuldig ist?“ „Nein, dass heißt es nicht. Es bedeutet, dass sie zumindest über dich keine Kontrolle ausüben kann. DIR kann sie nichts mehr anhaben.“, sagte Jardanka. Die beiden erreichten die alte Abteiruine. Dort wartete Elenia. Jardanka ahnte nichts Gutes. „Wo ist Andelka? Wir sollten uns hier mit ihr treffen?“, fragte sie. „Sie war auch hier. Aber eine Bande marodierender Halsabschneider hat sie angegriffen und zur Flucht gezwungen.“ „Kannst Du uns führen?“ Elenia nickte stumm. „Folgt mir.“, sagte sie.

Die Banshee führte Keoga und Jardanka über einen ausgetretenen Pfad ins Moor. An einem Moorloch blieb die Gruppe stehen. Elenia hob die Hand. Ein Zeichen dafür, dass ihre Begleiter schweigen sollten. Keoga hörte es als erster. Es war ein höhnisches Gelächter. „Ich seh mal nach.“, sagte er leise. „Keoga, das ist Selbstmord. Wenn diese Banditen dich entdecken, werden sie dir die Kehle durchschneiden.“ „Elenia hat Recht. Bleib hier.“

Wie aus dem Nichts erschien Demiros. „Ihr bleibt in Deckung. Ich seh nach.“, sagte er. Nach 5 Minuten kam er zurück. Keoga sah ihn fragend an. „Sieht nicht gut aus. Die Bande besteht aus mindestens 40 Mann. Die Hälfte davon sind Bogenschützen.“ „Und Andelka?“ „Ist umzingelt. Der Anführer scheint zu allem entschlossen.“ „Wie sieht er aus?“ „Viel hab ich nicht erkennen können. Aber der Bursche hatte lange schwarze Haare.“ Kaum hatte Demiros diese Worte ausgesprochen, da stellte Jardanka fest, dass Elenia verschwunden war. „Wo ist sie hin?“, fragte sie. „Ich seh nach.“ Demiros verschwand wieder. Doch schon nach 5 Minuten kehrte er zurück. „Elenia steht im Moorloch. Sie hat die Augen geschlossen und die Arme ausgebreitet. Die Handinnenflächen hat sie nach oben gedreht. Außerdem hat Elenia den Kopf in den Nacken gelegt.“ „Was bedeutet das?“ „Das bedeutet, dass es gleich laut wird. Hast du schon mal den Klagelaut einer Banshee gehört?“ „Ehrlich gesagt nein.“ „Glaub mir, Du willst ihn nicht hören. Und jetzt halt dir die Ohren zu. Denn der Klageschrei einer Banshee geht einem durch Mark und Bein.“

Und wie Recht Demiros haben sollte, konnte man bald hören. Ein lauter langgezogener Schrei ertönte, der gegen Ende in ein Kreischen überging. „Jetzt will ich aber wissen, was Elenia gemacht hat.“, sagte Keoga und schlich vorwärts. Als er einige Grasbüschel beiseite schob, sah er, dass die meisten der Banditen tot auf dem Boden lagen. Ihre Gesichter waren vor Entsetzen zu einer grotesken Fratze verzerrt. Ihr Anführer kniete auf dem Boden und schüttelte sich. Offenbar hatte ihn Elenias Schrei nicht zu Tode erschreckt. Auch ein paar der Bogenschützen standen noch, die nun ihre Pfeile auf die Banshee 36

schossen. Doch die Geschosse gingen einfach durch sie hindurch. Keoga wartete gespannt, was als nächstes passieren würde.

Eine Nebelwand bildete sich über dem Moorloch. Aus diesem Nebel schwebte eine Kreatur heran. Die Bogenschützen feuerten nun auf sie. Der Neuankömmling wendete seinen knochigen Kopf und sah einen Bogenschützen an. Ein diabolisches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Wesens. Dann streckte es eine seiner Klauenhände aus. Der Bogenschütze hatte gerade einen neuen Pfeil in seinen Bogen gespannt, als er einen lauten Schrei ausstieß und tot zu Boden sank. Dort wo normalerweise sein Herz sein sollte klaffte nun ein faustgroßes Loch. Keoga sah, dass die Kreatur das Herz des Bogenschützen in ihrer Hand hielt. Nun wandte sie sich einem weiteren Banditen zu. Es war ein Lanzenträger. Die unheimliche Kreatur schwebte auf den Mann zu und durch ihn hindurch. Auch er brach tot zusammen. An Stelle eines jungen Kriegers lag die Leiche eines Greises auf dem Boden.

Keoga hatte genug gesehen. Er erhob sich und trat aus dem Gras. „Lass die Frau in Ruhe!“, herrschte er den Anführer der Banditen an. Dieser drehte sich zu ihm um und starrte ihn mit einem bitterbösen Blick aus seinen kalten blauen Augen an. „Wer bist Du denn, dass du es wagst, so mit mir zu reden?“ „Keoga von Tangaroa. Und ich rede mit dir, wie es angebracht ist.“ „Das wirst Du noch bereuen, Du Grünschnabel. Meine Krieger werden dir eine Lektion erteilen, die Du nicht vergessen wirst.“ An seine Männer gewandt sagte er: „Schnappt euch diesen vorlauten Lümmel!“

Zwei der Soldaten stürmten auf Keoga zu. Der erste schwang seinen Säbel, doch der junge Krieger wich ihm aus und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. „Komm her, dir werde ich auch einen vorn Ständer kleistern.“, sagte Keoga und verpasste dem zweiten Soldat auch einen Schlag ins Gesicht. Ein weiterer Soldat griff mit seinem Säbel an, doch Keoga parierte den Hieb mit seinem Katana. Ein Schlag ins Gesicht folgte. Wieder versuchte der Mann einen Hieb, doch sein Gegner parierte auch diesen. Dieses Mal verpasste Keoga dem Banditen einen Schlag mit dem Handrücken und dann einen Schlag ins Gesicht. Zwei weitere Krieger stürzten sich mit gezückten Säbeln auf Keoga. Doch der duckte sich weg. Die Klingen der beiden trafen auf einander. Wieder versuchten die beiden einen Angriff, und wieder duckte sich ihr Gegner weg. Wieder prallten die Säble mit einem lauten Klirren auf einander. Als Antwort schlug Keoga beiden Kriegern ins Gesicht. Ein weiterer Krieger griff mit gezücktem Säbel an, während ein anderer einen dicken Ast aufgenommen hatte, mit dem er dem jungen Krieger eins überbügeln wollte. Doch Walburs Rivale fing den Schlag ab und der zweite Soldat hieb mit seinem Säbel in den Ast. Zu dessen Pech blieb die Klinge im Holz stecken.

Keoga gab dem Ast einen Stoß und der Säbel kam frei. Doch nun schlug 37

der junge Krieger den beiden Soldaten den Ast in den Unterleib und warf diesem einen dritten Soldaten, der gerade mit gezücktem Säbel angestürmt kam mitten ins Gesicht. Dann packte er die beiden Soldaten am Kragen ihrer Hemden und drehte sie um. „Komm her! Ab mit euch, gemischtes Doppel!“, sagte Keoga und warf die beiden Banditen gegen einen Baum an dem ein Wespennest hing. Das Nest ging kaputt und die wütenden Insekten fielen über die Männer her und stachen auf sie ein.

Dann wandte sich Keoga wieder dem Anführer der Bande zu. Dessen ovales Gesicht war von Hass und Wut verzerrt. Auffällig war auch sein schwarzer Schnurr- und Spitzbart. Keoga bemerkte, dass der Mann einen Teil seines Haares zu einem Zopf geflochten hatte. Bewaffnet war er mit einem Katana, wie der Krieger aus Tangaroa es führte. Seine Rüstung bestand aus einem weißen Leinenrock, über den ein lederner Brustpanzer mit silbernen Verzierungen gespannt war. Auf der oberen Brustplatte war ein silberner Adler eingearbeitet. Der Bandenführer trug blaue Stoffhosen und schwere dunkelbraune Reitstiefel.

„Du bist ja schlimmer als ne Schmeißfliege.“, sagte er zu Keoga. „Du kannst mich gern haben!“ Der Mann zog sein Katana. „Deine letzten Sekunden sind angebrochen. Gleich ist es aus mit dir!“ „Du stinkst ja geradezu vor Überheblichkeit, Du Pappnase!“ Keoga und der Anführer der Banditen umkreisten einander. Wie zwei Raubtiere, die zum alles entscheidenden Angriff ansetzten, bewegten sie sich im Kreis, ohne den anderen aus den Augen zu lassen, um den bestmöglichen Zeitpunkt zum Angriff zu finden. Elenia, Andelka, das Geisterwesen, Demiros, Jardanka und die übrigen Banditen beobachteten die Szenerie. „Verrätst Du mir noch deinen Namen, damit ich weiß, was ich auf deinen Grabstein meißeln lassen soll?“, fragte Keoga. „Zoltan. Ich heiße Zoltan. Aber das tut nichts zur Sache. Ich töte dich sowieso.“

Der Anführer der Banditen stürmte los um Keoga den Schädel zu spalten. Doch der Krieger aus Tangaroa war mit allen Wassern gewaschen. Kein Wunder hatte er doch oft mit Walbur trainiert, als sie noch Freunde waren. Walburs Rivale riss seine Klinge nach oben und wehrte Zoltans Hieb ab. Damit nahm er seinem Gegner den Angriffsschwung. Als Keoga selbst zum Schlag ausholte, drehte er die Klinge seines Katanas leicht nach unten, nur um sie dann von unten nach oben zu ziehen. Damit landete er einen Volltreffer. Keogas Klinge riss den linken Arm bis zur Armbeuge auf. Zoltan schrie laut auf, als er den Schmerz auf seinem Arm spürte. „Das wirst Du mir büßen! ICH BRING DICH UM!“, sagte er. „Ah ja? Dafür, dass ich schon einen Treffer landen konnte, während Du mir noch nicht einmal einen Kratzer beigebracht hast, schätze ich meine Chancen besser ein.“ „Anfängerglück und nichts weiter.“

Zoltan griff wieder an und täuschte einen Schlag auf der linken Seite. Fast hätte er Keoga erwischt. Doch dieser roch den Braten im letzten Moment und 38

riss seine Klinge nach oben. Zoltans Klinge traf die seines Gegners und brach. Denn Keogas Schwertklinge war aus dem wesentlich robusteren und flexibleren Damaststahl geschmiedet worden, was sie widerstandsfähiger gegen Risse und Brüche machte. Zoltan machte ein verblüfftes Gesicht, bis ihn ein Faustschlag Keogas ins Gesicht traf. Er taumelte rückwärts und achtete nicht darauf, wohin er ging.

In seiner Unachtsamkeit rempelte der Bandit die Amazone an und stieß sie in das Moorloch. Schon bald steckte sie bis zu den Hüften im Morast. Keoga fackelte nicht lange und befestigte ein Seil, das er aus seinem Trainingslager mitgenommen hatte, an einer Sumpfeiche und warf es Andelka zu. Sie fing es und Keoga und Demiros zogen sie heraus. Zoltan kreischte vor Zorn laut auf. „Was fällt dir ein? Erst machst Du mein Schwert unbrauchbar, dann rettest Du Andelka das Leben. Dafür werde ich mich an dir rächen.“ „Du redest mir entschieden zu viel, Du Armleuchter.“ „Werde bloß nicht frech. Aber eins sollst du wissen, bevor du stirbst. Während wir hier reden, ist ein Trupp Piraten auf der Kleeblattinsel gelandet. Es ist Captain Blackbeard. Sein Schiff die „Queen Anne’s Revenge“ liegt in der nordwestlichen Bucht vor Anker. Und genau in diesem Augenblick sind sie in den großen Tempel eingedrungen. Sie werden den großen Feueropal stehlen. Und dann wird Krieg ausbrechen. Die Insel wird im Meer versinken.“

Keoga sagte nichts sondern zog einen Dolch aus seinem Stiefel und warf ihn aus der Drehung heraus auf Zoltan. Die Waffe traf ihr Ziel. Dieser zog den Dolch aus seiner Brust und warf ihn auf den Boden, ehe er in das Moorloch fiel und sofort versank. Seine Gefolgsleute heulten vor Wut, als sie hilflos den Tod ihres Anführers mit ansehen mussten. Sie wollten sich gerade auf Keoga stürzen, als sich aus dem Nichts eine schwarze Wolke bildete. Aus dieser Wolke trat eine Frau. Sie war ganz in schwarz gekleidet und hielt in ihrer linken Hand einen Stab aus Eichenholz. Auf diesem saß ein Rabe. Die fremde Frau streckte den Arm aus und ein zweiter Rabe setzte zur Landung an. Sie wandte ihren Kopf nach rechts und sah einen Armbrustschützen aus ihren braunen Augen an. Keoga fragte sich, wer die Fremde war und welche Art von Magie sie verwendete. Der Armbrustschütze bekam ihre Magie am eignen Leib zu spüren, als aus seinem rechten Auge eine braune Flüssigkeit troff. Verdutzt tastete er die Stelle ab und erkanntem dass er Lehm an seinen Fingern hatte. Der Mann riss die Armbrust nach oben, doch es gelang ihm nicht mehr, auf die fremde Frau zu zielen. Denn nun quoll überall Lehm aus dem Körper. Dort, wo eben noch ein lebender Mensch gestanden hatte, stand nun eine Tonstatue.

Und während im Moor Keoga mit den Banditen kämpfte, hatte sich ein Landungstrupp vom Strand zum Tempel aufgemacht. Unter den Mitgliedern befand sich Iwan Grigorovitsch, ein 38jähriger Russe aus Sankt Petersburg. Ferner gehörten dem Trupp James Beatle, ein 45jähriger Engländer aus Plymouth, und Leif Ericsson, ein 47jähriger Schwede aus Helsingborg. Leif war der Steuermann auf der „Queen Anne’s Revenge“. Der letzte im Bunde war Hans Langsdorff, ein 35jähriger Deutscher aus Hamburg. 39

Der Landungstrupp bestand aus 15 Mann. Neben dem Kapitän und den vier befreundeten Offizieren waren noch 10 kampferprobte Piraten mitgekommen. An einem Bach machte die Gruppe Rast. „Hoffentlich stimmen die Informationen, die uns der alte Schamane gegeben hat.“, sagte der Schwede zu Blackbeard. „Wenn er gelogen haben sollte, dann wird diese miese Kröte dafür bezahlen.“ Das der alte Schamane in Wirklichkeit Tosh Kamar war, wusste keiner an Bord der „Queen Anne’s Revenge“. Blackbeard befahl seinen Männern, ihre Pistolen und Musketen zu laden. Dann setzte sich der Landungstrupp wieder in Bewegung.

Im Moor gab die Fremde erneut eine beeindruckende Demonstration ihrer Macht zum Besten. Sie ließ ihre beiden Raben fliegen, warf ihren Kopf in den Nacken und rief mit lauter, kräftiger Stimme eine Zauberformel in den Himmel. „SALMEI! DALMEI! ADOMEI!“, sagte sie. Im Nu vervielfältigten sich die Raben, sodass bald ein ganzer Schwarm über dem Moor kreiste. Auf ein Zeichen der Frau, deren offen getragene, dunkelbraune Haare im Wind flatterten, griffen die Vögel die restlichen Banditen an. Zoltans verbliebene Krieger ergriffen die Flucht. Einer stolperte über die Wurzel einer Sumpfzypresse. Die Raben stießen auf ihn herab und schon bald war der Mann nicht mehr zu sehen. Seine Schreie konnte man aber noch hören. Ein weiterer Bandit packte die unbekannte Frau unsanft am Arm. Und ebenso unsanft befreite sie sich. Ein lauter Donnerschlag ertönte. Schlagartig änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet. Als er seine linke Hand nach oben drehte, öffnete sich die Haut einen Spalt breit und eine Riesenschabe kam zum Vorschein. Er wollte schreien, doch er fiel mit dem Rücken auf den Boden und sein Torso öffnete sich.

Keoga hatte genug gesehen. So schnell er konnte, machte er, dass er fortkam. Normalerweise hatte Walburs Rivale vor nichts Angst, aber vor dieser Frau fürchtete er sich. In der alten Ruine brach er sein Trainingslager ab und floh zum nordöstlichen Strand, wo er einst mit Tosh Kamar gelandet war. Keoga wollte so schnell wie möglich weg von dieser Insel, egal ob sich Andelka ihm anschloss oder nicht. Unterdessen hatte Blackbeards Landungstrupp den Tempel entdeckt. Doch der Piratenkapitän ging kein Risiko ein. „Mr. Ericsson. Sehen Sie mal nach, wie das Gebäude beschaffen ist. Wir wollen keine bösen Überraschungen erleben.“, befahl der Kapitän seinem schwedischen Steuermann. „Aye, aye, Captain.“

Leif Ericsson verschwand. Er war ein Mann mit langen blonden Haaren und einem kräftigen Körperbau. Trotz seiner Größe von 1,80 Metern war der Schwede behändig wie eine Katze. Seine Haare hatte Leif Ericsson mit einem weißen Stoffband zusammengebunden. Außerdem trug er einen gelben dreieckigen Strohhut. Seine braunen Augen blickten wachsam. Das runde Gesicht des Schweden war um das Kinn von einem blonden Drei-Tage-Bart bedeckt. Als Kleidung trug er ein weißes Leinenhemd, eine weiße Leinenhose und schwarze Schuhe.

Leif schob einige Farnblätter beiseite, als er eine Lichtung erreicht hatte. Der Tempel bot einen beeindruckenden Anblick. Das Gebäude war 30 Meter hoch und besaß neun Stufen. Auf jeder der vier Seiten gab es eine Treppe. Drei dieser 40

Aufgänge besaßen 91 Stufen. Die vierte Treppe auf der Nordseite jedoch 92 Stufen. Die Grundkantenfläche des Gebäudes betrug 55 m. Auf der neunten und letzten Plattform befand sich das Allerheiligste. Der Tempel mit dem Feueropal. Auf der Nordseite waren am unteren Ende der Treppe zwei Schlangenköpfe aus dem Stein gehauen. Doch Leif Ericsson musste enttäuscht feststellen, dass die Pyramide bewacht war. Denn am Fuß der Treppenaufgänge standen zwei bewaffnete Wächter. Und an den Eingängen zum Tempel ebenfalls zwei. Das waren keine günstigen Voraussetzungen den Opal zu stehlen. Leif machte sich auf den Rückweg.

Am Strand hatte Keoga etwas Treibgut gefunden. Auch den Stamm einer umgestürzten Palme hatte er entdeckt. Sofort erkannte der junge Krieger die Möglichkeiten seines Fundes. Wenn er es geschickt anstellte, würde aus dem Stamm und dem restlichen Treibgut ein robustes und seetaugliches Kanu werden. Keoga fand noch ein Stück Rinde. So konnte er zumindest eine Skizze anfertigen, denn er hasste es, blind drauf los zu arbeiten. Für ihn war eine sorgfältige Planung das A und O. Keoga entschied sich für ein Kanu mit zwei Auslegern. Der Krieger aus Tangaroa nahm das Rindenstück und seinen Dolch und fing an, einen Entwurf in die Rinde einzuritzen. Mit dem Rumpf fing er an. Keogas Kanu sollte einen langen, schmalen Rumpf bekommen, doch Keoga entschied sich, den Rumpf etwas breiter zu gestalten. Die beiden Ausleger wollte er mit zwei Stangen am Rumpf festbinden, entschied sich dann aber doch dagegen. Stattdessen wurden die Ausleger über drei gebogene Streben direkt mit dem Rumpf verbunden.

Im Lager der Piraten erstattete Leif Ericsson Bericht. Blackbeard hörte aufmerksam zu. Er war ein Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren und einem kräftigen Körperbau. „Das passt mir gar nicht. Wir müssen den Opal noch vor Sonnenuntergang hier weggeschafft haben. Mister Hunt! Mister Gibbons! Ihr zwei schaltet die Wachposten an der Südseite aus!“, befahl der Kapitän und sah die beiden Männer aus seinen kalten, braunen Augen an. Seine linke Gesichtshälfte war durch eine Narbe entstellt. Dort hatte den Piratenkapitän die Klinge eines seiner erbittertsten Feinde, René Duguay-Trouin, einem französischen Korsaren aus Saint-Malo, in einem hitzigen Gefecht am Kopf getroffen. Um noch furchteinflößender zu wirken hatte Blackbeard seinen schwarzen Bart, der ihm seinen Spitznamen eingebracht hatte, an einigen Stellen mit Holzperlen zusammengebunden. Auf dem Kopf trug er einen dreieckigen schwarzen Hut aus Leder auf dessen rechter Seite ein Totenkopf angebunden war. Dazu trug er ein rotes Hemd, eine schwarze Hose und schwarze, schwere Lederstiefel.

Unterdessen hatten die beiden Piraten sich an die Wächter herangeschlichen und sie mit einem gezielten Dolchstoß in den Hals unschädlich gemacht. Aldrin Hunt gab mit seiner Pistole das verabredete Signal. Im Nu stürmten, angeführt von Blackbeard, die übrigen Mitglieder des Landungstrupps aus ihrem Versteck und schossen ohne Vorwarnung auf die ahnungslosen Verteidiger. Am Ende lebte nur noch einer. „Also Bürschchen. Jetzt hör mir mal gut zu. Ich hasse es nämlich mich zu wiederholen. Wenn dir dein Leben lieb ist, dann führst Du uns jetzt zum großen Feueropal. Andernfalls wäre ich dazu gezwungen, dich zu töten.“, sagte 41

Blackbeard. Der Indio nickte stumm. „Mr. Beatle! Nehmen Sie vier Mann und gehen Sie in den Tempel. Merken Sie sich alle markanten Punkte. Denn ich will nicht ohne Sie fahren.“ James Beatle, ein 1,85 m großer Mann mit blonden Haaren und einem athletischen Körperbau schritt die in Reih und Glied stehenden Piraten ab. Dabei sah er jeden aus seinen braunen Augen an. Seine Haare hatte er zu einem Zopf gebunden und an den Schläfen zu Locken gedreht. „Mr. Grigorovitsch, Mr. Langsdorff, Black Caesar und Mr. Marsdoke. Sie kommen mit mir.“, sagte er mit einer rauen Bassstimme. Sein rundes Gesicht mit der breiten Nase verriet Tatendrang. Auch James Beatle war daran gelegen, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Bekleidet war er mit einer blauen Uniformjacke, weißen Hosen, weißen Strümpfen und schwarzen Schuhen. Dazu trug er ein weißes Hemd und auf dem Kopf einen schwarzen Hut in Dreiecksform.

Während James Beatle mit den vier ausgesuchten Männern die Pyramidentreppe emporstieg, suchte Keoga am Strand nach etwas, womit er das Holz bearbeiten konnte. Er durchsuchte das Treibgut, doch er fand nichts. „Wie wärs damit?“, fragte eine Frauenstimme und hielt ihm eine Axt hin. Keoga drehte seinen Kopf. Vor ihm stand Andelka, die Amazone. Ihre langen dunkelbraunen Haare flatterten im Wind und gaben einen großzügigen Blick auf ihr ovales Gesicht frei. „Wie hast Du mich gefunden?“ „Amelia hat mich hergeführt. Du warst so schnell verschwunden, dass ich keine Gelegenheit hatte, mich bei dir für meine Rettung zu bedanken.“ „Ich will nur noch weg von hier. Ich hoffe, Du verstehst das.“ „Was veranlasst dich zu diesem Schritt?“ „Diese Frau in schwarz. Ich habe Angst vor ihr.“ „Das verstehe ich sehr gut. Zugegeben Keoga, ich habe auch Furcht vor ihr.“ Die Amazone sah den Krieger aus Tangaroa aus wunderschönen braunen Augen an, in denen Dankbarkeit zu sehen war. Keoga erhob sich. „Wollen wir es hinter uns bringen?“, fragte er. „Was?“ „Unser Duell auf Augenhöhe.“ „Wir werden uns nicht duellieren. Du hast mir das Leben gerettet, und laut dem Gesetz der Jägerinnen von Conacht stehe ich bis zum Rest meines Lebens in deiner Schuld. Ich gehe mit dir und kämpfe an deiner Seite. Außerdem bist Du mein Freund.“

Andelka hielt Keoga die ausgestreckte Hand hin. Er ergriff sie und fand sich gleich darauf in einer innigen Umarmung wieder. Ein Lächeln umspielte Andelkas sinnliche Lippen. Sie war mit 1,81 m etwas kleiner als Keoga, doch ihr kräftiger Körper glich diesen Makel aus. Keoga fielen die ganzen Stammesmerkmale am Körper der Amazone auf. „Haben die eine bestimmte Bedeutung?“, fragte er Andelka. „Was meinst Du?“ „Die ganzen Symbole auf deinem Körper.“ „Ach die. Sie spiegeln meinen Rang innerhalb der Schwesternschaft wieder. Ich gehöre zum innersten Zirkel der Jägerinnen. Wenn unsere Anführerin Afrodita erfährt, dass Du mir das Leben gerettet hast, wird sie dir ewig dankbar sein.“ Keoga bemerkte einen Armreif am linken Oberarm der Amazone, der mit einem Lederriemen befestigt war. Außerdem trug Andelka an jedem Arm eine Unterarmschiene. Ihre Scham war durch einen Lederschurz bedeckt, über den noch ein Lendenschutz aus Metall geknotet war. Ihre Brüste waren durch einen Oberkörperschutz aus Metall geschützt, unter den Andelka ein weißes Stofftuch geknotet hatte. Keoga sah ihr noch einmal ins Gesicht und bewunderte die breite Nase, die sich harmonisch in das Gesicht der 42

Amazone einfügte.

„Darf ich dich was fragen, Andelka?“ „Was immer Du wissen willst.“, beantwortete die Amazone Keogas Frage. „Was hat dich auf die Kleeblattinsel verschlagen?“ „Tosh Kamar hat mich aus meiner Heimat entführt.“, sagte Andelka. „Auch ich wurde von Tosh Kamar aus meiner Heimat fortgeholt. Allerdings muss man dazu sagen, dass ich ohne seine Hilfe jetzt nicht hier wäre. Ich würde wahrscheinlich tot am Strand von Tangaroa liegen.“ „Wer hätte ein Interesse daran, dich umzubringen und warum?“ „Walbur. Er hat sich selbst zum Großkönig gekrönt. Und der Grund ist eine Frau. Ihr Name ist Liasanya. Sie ist die schönste Frau in unserem Dorf.“ „Verstehe. Und Walbur beansprucht sie wohl für sich.“, sagte Andelka. „Das hast Du sehr richtig erkannt, Andelka. Aber jetzt sollten wir mit dem Bau des Kanus beginnen.“

Und während Keoga und Andelka miteinander sprachen, hatten James Beatle und seine Männer die 91 Stufen der Südtreppe des Tempels erklommen. Der Indio blieb stehen und drehte sich zu den Männern um. Zuerst blickt er dem Hamburger Hans Langsdorff ins Gesicht. Der Deutsche erwiderte den Blick aus seinen eiskalten blauen Augen. Hans Langsdorff entstammte einer Familie mit einer langen Seefahrertradition. Schon sein Vater und sein Großvater waren zur See gefahren. Aufgewachsen im Stadtteil St. Pauli war Hans bereits mit 13 Jahren zur See gefahren. Sein rundes, wettergegerbtes Gesicht verriet, dass der Deutsche schon viel von der Welt gesehen hatte. Hans Langsdorff hatte im Laufe seiner Jahre auf See viel gesehen und viel erlebt. Als 13jähriger Hänfling angefangen, hatte er im Laufe der Jahre ordentlich an Gewicht zugelegt und Muskelmasse aufgebaut. Seine blonden Haare hatte der Mann aus Hamburg kurz geschoren. Der Indio war zwar groß, doch der Deutsche war mit seinen 1,85 Metern einen Ticken größer. Seine Kleidung bestand aus einer weißen Uniformjacke, einer weißen Leinenhose und schweren, schwarzen Lederstiefeln. Dazu trug Hans Langsdorff ein weißes Hemd.

Der nächste im Bunde, dem der Wächter ins Gesicht sah, war der Russe Iwan Grigorovitsch. Der Mann aus Sankt Petersburg war 1,90 m groß und kräftig gebaut. Seine ganze Haltung und auch seine Ausstrahlung verrieten den Aristokraten in ihm. Dem Indio war klar, dass er gegen die Übermacht alleine nicht ausrichten konnte. Doch er hatte die Möglichkeit Alarm zu schlagen, sollten die Piraten mit dem heiligen Stein von der Insel fliehen. Er musterte den Russen weiter. Iwan Grigorovitsch hatte ein ovales Gesicht mit kalten, braunen Augen. In seiner linken Hand hielt der Russe einen langen Säbel und es bestand kein Zweifel, dass er nicht zögern würde davon auch Gebrauch zu machen. Der Indio sah dem Piraten weiter ins Gesicht. Sein dunkelbraunes Haar war Kinnlang und ab der Stirn dauergewellt. Unter seiner grazilen Nase trug der Russe einen Schnurrbart. Seine Kleidung bestand aus einer schwarzen Hose, schwarzen Schuhen mit Silberschnallen und einem weißen Hemd. Über dem Hemd trug Iwan Grigorovitsch eine grüne Uniformjacke.

„So, Briderchen. Du führst uns jetzt direkt zum Feueropal. Wenn nicht, mache ich dir Beine.“, sagte der Russe mit einer kalten und harten Stimme. Der Indio-Wächter sah ein, dass es keinen Sinn hatte, Widerstand zu leisten. 43

„Ich gehen voran! Ihr folgen!“, sagte er. Die Piraten entzündeten Fackeln um im Inneren des Tempels besser sehen zu können. Der Indio ging voran. Ihm folgte Iwan Grigorovitsch, dann kam James Beatle, während Hans Langsdorff die Nachhut bildete. Im Inneren des Tempels ging der Wächter einen langen Gang entlang. James Beatle, der Engländer, bestaunte die vielen Malereien an den Wänden zu beiden Seiten des Ganges. Eine davon zeigte einen Riesenkalmar, der ein Segelschiff in die Tiefe zog.

Der Gang endete in einem riesigen Raum. „Nun Ihr müsst lösen Rätsel.“, sagte der Indio. „Was für ein Rätsel?“ Der Indio-Wächter streckte den Arm aus. „Ihr sehen die Symbole an der Wand? Nur eines davon öffnet geheime Tür hinter der sich Raum befindet, in dem versteckt ist Feueropal. „Und wenn wir das Rätsel nicht lösen können?“, fragte Black Caesar. „Dann es ergeht euch wie jenem Unglückseligen, der verraten hat Hohepriester.“ Der Wächter betätigte einen geheimen Mechanismus und eine Tür öffnete sich. Zwei Uniformierte brachten einen jungen Mann in den Raum. Hans Langsdorff, der Seemann aus St. Pauli, erkannte, dass der Unglücksrabe ein Novizengewand trug. Der Indio, der ihn und die anderen geführt hatte, wandte sich nun an den Verurteilten. „Such Symbol aus und drücke darauf.“ Der junge Novize schritt durch den Raum und sah sich die Symbole an. Vor einem blieb er dann stehen. Es zeigte einen Skorpion. Der verurteilte Novize streckte seine Hand aus und drückte auf den Stein mit dem Symbol. Sofort glitt der Stein nach innen. Eine magische Barriere baute sich zwischen dem Verurteilten und den anderen auf. Ein großes, zweiteiliges Tor öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Im Raum dahinter sah man eine Nebelwand. In diesem Nebel konnten alle die Silhouette eines gigantischen Skorpions erkennen. Das Insekt war vorne etwas nach unten gegangen und hatte seinen Schwanz mit dem Giftstachel zur tödlichen Attacke erhoben. Dann griff der Skorpion an. Black Caesar erkannte, dass es sich um einen Kaiserskorpion handelte.

Das gewaltige Insekt stach zu und der Junge sank zu Boden. Danach verschwand der Kaiserskorpion wieder in dem Raum und das Tor schloss sich. Auch der Stein glitt wieder in seine alte Position zurück. Als letztes baute sich die magische Barriere ab. „In Ordnung, Männer. Seht euch die Symbole genau an. Ich will keine bösen Überraschungen erleben.“, sagte James Beatle.

Und während die Piraten im Tempel nach dem richtigen Symbol suchten, arbeiteten Keoga und Andelka am Strand fieberhaft an ihrem Kanu. Der Rumpf war schon fertig. Der Krieger aus Tangaroa hatte mit etwas getrocknetem See Gras die Sitzmulde den Palmenstamm gebrannt. Die Amazone hatte die Löcher in den Rumpf gebrannt, an denen die Ausleger montiert werden sollten. Nun waren die beiden dabei, die Ausleger zu bauen. Keoga hatte von einem umgestürzten Baum vom Stamm ein Stück abgetrennt und dieses noch mal halbiert. Von den beiden Hälften entfernte er die Rinde und schliff das Ganze noch einmal mit getrocknetem Seegras glatt. Aus den Ästen der Palme fertigten Keoga und Andelka die Streben, die die Ausleger mit dem Rumpf verbinden sollten.

Die beiden waren so mit dem Bau des Kanus beschäftigt, dass sie nicht 44

bemerkten, wie der Wald, der das Innere der Insel vom Uferbereich trennte, von einer schwarzen Wolke verschluckt wurde. Aus dieser Wolke erschien wieder die mysteriöse Frau in schwarz, vor der Sich Keoga seit ihrer ersten Begegnung im Moor fürchtete. Die Wolke löste sich auf und die Palmen wiegten sich nach ihrem Verschwinden wieder friedlich im Wind. Nur die Frau stand am Strand und starrte gedankenverloren auf die weite See.

Andelka entdeckte sie als erste. Sie beugte sich zu Keoga hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Dreh dich mal um. Aber langsam. Wir haben Gesellschaft.“ Keoga drehte langsam den Kopf und sah die mysteriöse Frau am Strand stehen und auf das Wasser blicken. Doch etwas fehlte. Ihr Stab und die Raben, denn die Unbekannte hatte ihre Hände vor ihrem Bauch gekreuzt. Keoga erhob sich. „Wer bist Du?“, fragte er gerade heraus. „Ich bin Tanet, die Tochter des Leird. Ich wurde geschickt, um dir zu helfen.“ „Deine magischen Fähigkeiten sind… beeindruckend.“ Tanet wandte Keoga ihren Kopf zu. „Furchteinflößend wolltest Du wohl sagen.“. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber nichts desto trotz habe ich Angst davor, dass Du mich vielleicht auch noch in die ewigen Jagdgründe schickst.“, sagte Keoga. Nun drehte sich Tanet vollständig zu ihm und Andelka um. Dem Krieger aus Tangaroa fiel auf, dass ihr Kleid ab dem Hüftbereich figurbetonter war und ihre Oberweite stärker zur Geltung brachte. Um ihren Hals trug Tanet ein Amulett in Form eines Totenkopfes.

Leirds Tochter ging mit anmutigen Schritten auf Keoga zu. Er bemerkte, dass auch sie es vorzog, barfuß zu gehen. Als sich beide gegenüberstanden, umspielte ein freundschaftliches Lächeln Tanets sinnliche Lippen. Die Tochter des Leird legte dem Krieger eine Hand auf die Schulter. „Vor mir brauchst Du dich nicht zu fürchten, Keoga. Ich bin auf deiner Seite.“, sagte Tanet. Dann entdeckte sie das Kanu. Auch wenn sie selbst von Bootsbau keine Ahnung hatte, erkannte sie dennoch, dass dies später einmal ein Auslegerkanu werden sollte. „Wann wollt Ihr in See stechen?“, fragte Tanet. „Wenn möglich vor den Piraten. Ich will nicht mehr hier sein, wenn sie absegeln.“ „Ich würde dich gerne begleiten. Vorausgesetzt, meine Gesellschaft ist dir willkommen.“ „Solange Du mir kein Haar krümmst, nehme ich dich überall hin mit.“ „Dann soll es so sein. Ich würde mich gerne nützlich machen und beim Bauen helfen.“, sagte Tanet. „Gern. Ich möchte aus den Palfasern Taue fertigen, die was aushalten.“ „Aber vorher muss ich noch meine Raben rufen.“ „Tu was Du nicht lassen kannst.“

Tanet blickte in den Himmel, breitete die Arme aus, drehte die Handinnenflächen nach oben und rief mit lauter, kräftiger Stimme: „ODIN! FRIGGA! Ich rufe euch! Kommt herbei! SALMEI! DALMEI! ADOMEI!“ Augenblicklich kamen die beiden Vögel angeflogen und landeten auf ihrem ausgestreckten Arm. Rasch gab sie den Tieren Anweisungen, was sie tun sollten, und setzte sie auf den Boden. Sofort begannen Odin und Frigga mit ihren Schnäbeln die Fasern aufzunehmen, die ihre Herrin von den Stämmen der abgestorbenen Palmen trennte, und sie geschickt zu einem kräftigen Tau zu weben. Keoga nahm ein kurzes Stück und versuchte es zu zerreißen. Doch so sehr er sich auch bemühte, das Tau, das Odin und Frigga geflochten hatten, hielt. Tanet sah sich unterdessen die Skizze an. „Wäre es nicht besser, wenn wir noch einen Mast anbringen? Dann könnten wir aus den Palmfasern ein Segel 45

weben.“, sagte sie zu Keoga.

Keoga ahnte, worauf die Tochter des Leird hinaus wollte. Auch Andelka war derselben Ansicht. „Die Idee ist gut. Dann wären wir in der Lage Windströme auszunutzen.“ Odin und Frigga hatten, während Keoga, Andelka und Tanet miteinander sprachen, einige dünnere Leinen geflochten und an den Enden der Streben befestigt. Das Männchen machte sich durch einen Krählaut bemerkbar. „Was will er?“, fragte Keoga. Tanet streckte ihren rechten Arm aus und Odin flog zu ihr. Mit einigen Krählauten erklärte er seiner Herrin was er wollte. „Odin schlägt vor, das harz der Bäume als Klebstoff zu benutzen, um die Ausleger mit den Streben zu verbinden.“ „Das ist ja ein richtiger Pfiffikus. Die Idee ist genial.“, sagte Andelka.

„Stellt sich nur noch die Frage, wie ihr das Harz auffangen wollt.“, sagte eine Frauenstimme. Diese Stimme kannte Keoga nur zu gut. Er drehte sich um. Am Rumpf des Kanus lehnte Elenia. Die Banshee lächelte, als Keoga sich zu ihr umdrehte. „Seit wann bist Du hier?“ „Bin gerade erst gekommen. Die Piraten suchen noch. Das sollte uns Zeit verschaffen.“ „Wollen wirs hoffen. Und dem Wort „UNS“ entnehme ich, dass Du mit uns gehen willst.“ „Wenn Du über Tangaroa herrschst, wirst Du einen Ratgeber brauchen.“, sagte Elenia. „Das ist wohl wahr. Aber Walburs Ratgeber wird sich ebenfalls Hoffnungen auf diesen Posten machen.“ „Letzten Endes triffst Du die Entscheidung, Keoga. Aber wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich für Elenia entscheiden.“, sagte Andelka. „Mich interessiert erst einmal etwas anderes.“ „Was?“ „Ob Demiros mit uns kommt.“ Elenia schüttelte den Kopf. „Nein, Keoga. Sein Geist ist nun endgültig in die Endwelt eingezogen.“

Im Tempel hatte Aldrin Hunt einen Stein mit einem ovalen Edelstein entdeckt, der über einer Flamme schwebte. „Mr. Beatle! Ich glaub, ich hab was gefunden!“, sagte er. James Beatle kam dazu. „Gut gemacht, Mr. Hunt. Aber wieso sind Sie eigentlich hier? Ich dachte, Sie sind draußen bei den anderen.“ „Der Captain hat mich hinterher geschickt.“ Der Engländer drehte sich zu einem der Gefängniswärter um. „DU! KOMM HER!“ Der Wärter weigerte sich, dem Befehl des Piraten Folge zu leisten. Bis er die Pistole von Iwan Grigorovitsch in seinem Rücken spürte. „An deiner Stelle würde ich spuren, Briderchen. Denn wenn nicht, wird die Luft ziemlich bleihaltig.“, sagte der Russe.

Der Gefängniswärter gehorchte. Wenn auch nur widerwillig. „Drück auf den Stein!“, befahl James Beatle. Iwan Grigorovitsch, der russische Adlige verstärkte den Druck mit seiner Pistole. Der Indio drückte auf den Stein, der sofort nach innen glitt. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf einen Gang frei. „Du gehst voran!“, sagte James Beatle zu dem Wärter. Dieser sah zu dem Tempelwächter hinüber. Der Wächter nickte. Widerstrebend führte der Mann die kleine Gruppe den Gang entlang. Am Ende zweigte der Gang nach links ab. James Beatle merkte sich diesen Punkt. Doch am Ende wurde der Weg durch eine Flammenwand versperrt. Natürlich weigerte sich der Indio den Piraten zu verraten, wie man an den Flammen vorbeikam. Es war Hans Langsdorff, der das Rätsel löste. Der Deutsche entdeckte einen geheimen Mechanismus, mit dem man die Feuerwand zum Erlöschen bringen konnte. Der Gang, der nun 46

Frei war, führte geradeaus in einen kleinen Raum.

In der Mitte befand sich eine Empore, auf der in einer goldenen Schale der Opal ruhte. James Beatle ging voran um nachzusehen. Als er den Opal sah, staunte der Engländer nicht schlecht. Der Edelstein war 17 cm lang, 10 cm breit und hatte einen Durchmesser von 16 cm. James Beatle versuchte, den Stein anzuheben, doch er verbrannte sich die Finger. Erst dem Russen gelang dies, nachdem er den Feueropal in ein Leinentuch eingewickelt hatte, das er immer mit sich führte. Iwan Grigorovitsch nahm den Edelstein in seine Hände und trug ihn nach draußen. Der Gefängniswärter heulte vor Wut und warf seinen Speer nach den Piraten. Er rannte ihnen sogar nach. Doch als er die Stelle erreichte, wo normalerweise die Flammenwand loderte, sah er in das ernste Gesicht von Hans Langsdorff. Der Deutsche hatte seine Pistole gezückt und schoss dem Indio ins rechte Knie. Dann betätigte er den geheimen Mechanismus und die Feuerwand erschien wieder.

Am Strand hatten Keoga und die anderen den Mast des Kanus aufgestellt und mit den Tauen, die Odin und Frigga, Tanets Raben geflochten hatten an den Wänden des Kanus mit Keogas Seemannsknoten befestigt. Die Raben hatten unterdessen damit begonnen, aus den Palmfasern ein Segel zu weben. Der Krieger aus Tangaroa hatte mit seinem Katana eine Kokosnuss halbiert und beide Hälften mit seinem Dolch ausgehöhlt. In die Schalen hatte er das harz aus den umgestürzten Bäumen laufen lassen und das untere Ende der Streben darin getaucht, ehe er Streben und Ausleger miteinander verband. Um sicher zu stellen, dass sich die Streben nicht auf dem offenen Meer lösten, hatte Tanet mit einem selbst gemachten Pinsel die Schnittstellen zwischen Strebe und Ausleger mit Harz verklebt. Andelka hatte sich Gedanken gemacht, wie man das Kanu verbessern konnte, ohne die Seetauglichkeit zu beeinträchtigen. Zusammen mit Keoga und den anderen beriet sie sich. „Ein Ruder?“, fragte Elenia. „Macht aber Sinn. So können wir leichter steuern um eine Windbö zu erwischen.

Mit seinem Dolch ritzte Keoga drei Markierungen in das Holz am Heck und entfernte mit Andelkas Axt das Holz dazwischen. Danach brannte er Löcher in das Holz. Aus dem Holz des Baumes, aus dem er die Ausleger gefertigt hatte, schnitt Walburs Rivale ein Ruderblatt aus und schliff es mit getrocknetem Seegras glatt, ehe er es in die Auskerbung einpasste. Sein nächster Schritt bestand darin, eine Ruderpinne zu bauen, die er mit dem Zapfen zuerst durch das Loch am Heck schob. Odin und Frigga hatten inzwischen das Segel fertig gestellt, das nun am Mast befestigt wurde.

Andelka hatte mit der Axt, die ihr Demiros geschenkt hatte, bevor in die Endwelt eingezogen war, ein paar Paddel gefertigt und mit getrocknetem Seegras glattgeschliffen. Keoga hatte das Ruder mit Palmöl eingerieben, damit es sich leichter bedienen ließ. „Ich denke, wir können los. Die Piraten werden noch eine Zeit brauchen, bis sie wieder an Bord der „Queen Anne’s Revenge“ sind.“, sagte Andelka. „Hauen wir ab.“ Zu viert schoben sie das Kanu ins Wasser. Tanet ließ ihre Raben fliegen. Doch bevor sie aufbrachen, erschien Iduna. „Habt Ihr nicht was vergessen?“, fragte sie tadelnd. „Nicht das ich wüsste.“ „Wie weit werdet Ihr wohl kommen, ohne Vorräte?“ „Wir haben ein bisschen Kokosfleisch.“ „Und 47

was glaubst Du, wie lange ihr damit auskommt, Keoga?“

Der Krieger aus Tangaroa sah ein, dass die oberste Göttin Recht hatte. „Aber Ihr habt Glück. Da kommt ein Beutetier.“, sagte Iduna. Keoga drehte sich um. Aus dem Palmenhain, der den Strand säumte brach ein gewaltiger Grizzlybär. Tanet hatte unauffällig einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen herbeigezaubert. Keoga nahm ihn und spannte einen Pfeil in die Sehne. Dann legte er an und zielte auf das mächtige Raubtier. Als der Bär sich auf seine Hinterbeine stellte, und sich so zu seiner vollen Größe aufrichtete, schickte der junge Krieger den Pfeil auf seine todbringende Reise. Das Geschoss verfehlte sein Ziel nicht. Der Grizzly brach zusammen. Rasch schoben Keoga und Andelka das Kanu wieder auf den Strand, damit es von der Strömung nicht fortgetrieben wurde. Danach häutete die Amazone den Bären und schnitt das Fleisch in Portionen. Keoga hatte inzwischen ein Feuer entzündet. „Na hoffentlich werden die Piraten nicht darauf aufmerksam.“ Hörte er eine Rabenstimme. Auf der Ruderpinne saßen Odin und Frigga. „Blackbeard und seine Männer sind im Nordwesten an Land gegangen. Wir sind im Nordosten. Ich wage es zu bezweifeln, dass die Piraten das Feuer sehen werden.“ „Und was ist mit der Rauchfahne? Die sehen die Piraten doch meilenweit.“, sagte Frigga. „Meine Frau hat Recht, Keoga. Durch das Feuer hast Du uns alle in Gefahr gebracht.“

Iduna schaltete sich ein. „Nicht unbedingt. Es gibt hier auf der Kleeblattinsel einen Vulkan, der immer noch aktiv ist. Man könnte die Rauchfahne auch als Zeichen eines bevorstehenden Ausbruchs deuten.“, sagte sie. Keoga hatte inzwischen das Fleisch auf einen zugespitzten Ast gespießt und hielt diesen ins Feuer. Frigga erhob sich in die Lüfte und war bald außer Sichtweite.

Als sie zurückkam hatte Keoga das Feuer mit Sand gelöscht und das Fleisch in mehrere Beutel gepackt. „So. Jetzt aber nichts wie weg.“, sagte Andelka. Erneut wurde das Kanu ins Wasser geschoben. Keoga nahm den Platz an der Ruderpinne ein. Vor ihm saß Elenia, vor ihr Tanet, vorne am Bug Andelka. Odin hatte sich in die Lüfte erhoben, während Frigga neben dem Krieger aus Tangaroa auf der Bordwand Platz genommen hatte. Die Strecke bis zum Riff wurde gepaddelt. Auch die Passage über das Riff verlief ohne Probleme.

Als die Freunde das offene Meer erreicht hatten, warf Andelka das Segel los und Elenia drehte es in den Wind. Keoga legte das Ruder entsprechend und sah, wie sich das Segel mit Luft füllte. Im Nu nahm das kleine Boot Fahrt auf. Elenia blickte noch einmal zurück und sah, wie die Kleeblattinsel immer kleiner wurde. Doch was sie dann sah, mochte so manchem gestandenen Seemann das Blut in den Adern gefrieren lassen. Denn ein gigantischer Riesenkalmar durchbrach die Wasseroberfläche. Auf seinem Rücken konnte die Banshee klar und deutlich einen roten Hummer erkennen. „Tosh Kamar ist zurück. Und er schickt sich an, Rache zu nehmen.“, sagte sie. „Dann sollten wir schleunigst machen, dass wir wegkommen.“ „Aber wohin?“ „Segeln wir nach Conacht.“, schlug Andelka vor. „Keine schlechte Idee.“ Der Wind frischte auf und drehte auf Nordnordwest. Keoga drehte die Pinne, bis sich das Segel wieder füllte.

Auf der Kleeblattinsel waren die Piraten wieder an Bord der 48

„Queen Anne’s Revenge“. „Lassen Sie den Anker lichten, Mr. Ericsson.“, sagte Blackbeard. „Aye, Captain. HIEVT ANKER!“ Die Matrosen drehten das Spill und der Anker kam frei. „Segel setzen.“ „SEGEL SETZEN!“ Sofort enterten die Matrosen auf und warfen die Segel des Schiffes los. „Kurs Nordost, Mr. Ericsson.“ „Aye, aye. KURS NORDOST!“ Der Rudergänger drehte das Steuerrad, bis das Schiff auf dem neuen Kurs lag. Sofort füllten sich die Segel des Dreimasters. Auch Blackbeards Schiff schaffte die Riffpassage, nahm aber einen anderen Kurs. Die Piraten segelten erst nach Südosten und anschließend nach Süden. 49



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