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Evolition

Hoenn und Tiefen
von
Koautor:  Sas-_-

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Wasser

Da sitzen wir nun: ich in der Mitte und Schnuff und Scharte je auf einer Seite von mir und wirken etwas verloren.

Wir sehen uns an - Schnuff zuckt mit den Schultern, ich muss leider doof Grinsen und Scharte kichert ein wenig. Die gelöste und entspannte Atmosphäre fühlt sich einfach nur gut an.

„Dir geht es wirklich gut?“, fragt Schnuff mich schließlich und legt den Kopf leicht schief.

Mir stockt kurz der Atem. Diese großen besorgten Kulleraugen sorgen dafür, dass ich dieses Loch in mir wieder besonders stark merke. „Klar“, sage ich, nicht wirklich überzeugend, und ringe mir ein Lächeln ab. Mein Blick geht an Schnuff vorbei Richtung Fluss. Ich beobachte die leichten Wellen und fühle mich plötzlich alles andere als Wohl. Eine Welle die mich von den Füßen reißt und mich in die Tiefe zieht. Mich schaudert es kurz und mein Fell bauscht sich auf.

„Pff. Hast du jetzt auch Angst vor dem Wasser, wie die Flamara?“, fragt mich Scharte herausfordernd.

Ich funkle ich ihn garstig an. Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er keine Ahnung hat, wie machtvoll Wasser sein kann, weil er nie die Flut wirklich erlebt hat, aber ich lasse es. Ich will mich nicht streiten.

Scharte dreht sich herum und sieht ebenfalls zum Fluss. Sein Blick schweift über das Wasser. „Ähm …“

Fragend ziehe ich die Augenbraue hoch, was hat er denn …? Oh! Irgendetwas ist da im Wasser. Also, irgendwie. Man sieht zwar, dass sich die Wellen dort anders bewegen, aber man sieht nicht wirklich, was es ist. Fasziniert betrachten wir, was auch immer da ist. Schnuff steht neben mir, ihm ist auch aufgefallen, dass da etwas zu sein scheint.

Verschwörerisch sieht Scharte sich um. „Los kommt.“ Er schleicht in Richtung Wasser. Schnuff folgt ihm direkt, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Ihn scheint zu sehr zu interessieren, was da Unsichtbares im Wasser ist.

Tja, ich hocke einen Moment dort und weiß nicht so recht. Eine Mischung aus Sorge, Neugier und Angst überkommt mich. Ich habe a) eigentlich genug Ärger gemacht b) dürfte Chiefs Geduld mit mir langsam ihr Ende erreicht haben c) ist das echt gefährlich ABER d) es ist wahnsinnig spannend.

„Komm schon, Quietschie! Oder hast du etwa doch Angst?“, fragt Scharte mit einem herausfordernden Blick und grinst hämisch.

Blöder Penner! Ja, ich lasse mich von ihm aus der Reserve locken und nach einem Blick in Richtung Gras, schleiche ich meinen Brüdern hinterher.

Es ist schwierig zu beschrieben, was ich, wir, da sehen. Da ist eindeutig etwas im Wasser, man erkennt es deutlich. Gleichzeitig hat es keine Kontur und Farbe – ist komplett durchsichtig.

Je näher wir dem Wasser kommen, umso deutlicher hören wir Fluss. Ich muss mich revidieren, er scheint nicht so friedlich zu sein, wie er aus der Ferne gewirkt hat. Das Gurgeln ist lauter und man sieht wie die Wellen gegen das Ufer branden und aufschäumen. Die Luft ist feucht von der Gischt und riecht nach Wasser, aber nicht wie das bei uns zu Hause. Das hier riecht irgendwie anders. Weil es Süßwasser ist, fällt mir ein.

Ha, jetzt machen auch andere Sachen plötzlich Sinn. Ich wusste, was Gras ist, kannte die Sonne bereits, bevor ich sie gesehen habe … weil ich diese Dinge aus meinem eigentlichen, oder früheren Leben kenne, oder kannte … oder wie auch immer … mir schwirrt direkt wieder der Kopf.

„Da ist etwas“, flüstert Schnuff und deutet mit dem Kopf auf … Hm. Zwei Flossen? Ich glaube es sind zwei Flossen und schwarze mandelförmige Augen. Der Rest scheint immer noch mit dem Wasser zu verschmelzen.

Uns trennt nur noch etwa ein halber Meter vom Fluss und irgendetwas meldet sich in mir. „Wir sollten nicht so nah ran.“

„Angsthase“, macht sich Scharte über mich lustig und geht demonstrativ weiter.

„Musst du gerade sagen“, gifte ich zurück, trotz der Unruhe, die ich fühle.

Scharte kommt am Ufer an und beugt sich leicht nach vorn um das Etwas, was sich eher in der Flussmitte befindet besser zu sehen. Die Erde unter seinen Pfoten ist weich, weil sie feucht ist und ich sehe wie er leicht einsinkt. Unsicher verkrampfe ich und öffne gerade den Mund …

Wasser platscht, ein Schrei ertönt und verstummt gurgelnd.

„Scharte!“, rufen Schnuff und ich lauthals.

Nackte Angst ergreift mich. Mein Herz rast und scheint jeden Moment stehen zu bleiben. Meine Augen huschen hektisch über die Wasseroberfläche; bitte, bitte!

Plötzlich taucht der braune Kopf von Scharte wieder auf, er hustet und schlägt mit den Vorderpfoten um sich.

Ich bin erleichtert für den Augenblick, bis er wieder fast untergeht. Wir brauchen dringend Hilfe!

Wie aufs Stichwort tauchen die Flamara auf, in ihren Gesichtern das blanke Entsetzen. Erst da begreife ich, dass sie ihm nicht helfen können.

Scharte treibt Flussabwärts und Chief und Chilli rennen am Ufer entlang, Schnuff und ich folgen ihnen. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe; ich hätte ihn davon abhalten sollen! Wenn ihm jetzt etwas passiert … wenn er stirbt …

Ich remple unsanft in Chilli die vor mir stehen geblieben ist. Perplex stehe ich da, Schnuff kommt hinter mir angerannt und ist genauso abgelenkt wie ich vorhin und rempelt mich dadurch über den Haufen. Fast schön wütend boxe ich ihn von mir herunter.

„Ein Glück“, höre ich Chief sagen. Ich springe auf und folge seinem Blick.

Scharte hustet und paddelt kraftlos mit den Pfoten, trotzdem bewegt er sich in unsere Richtung und geht nicht dauernd unter. Es macht den Eindruck, als würde das Wasser ihn halten und tragen. Was geht hier vor?

Scharte wird am Ufer abgesetzt und Schnuff und ich rennen zu ihm.  Mich überwältigt ein Glücksgefühl, gleichzeitig löst sich die Angst und mir kommen plötzlich die Tränen. „Geht es dir gut?“, schluchze ich aufgelöst und tue etwas, was ich noch nie getan habe: ich lecke Scharte über den Kopf. Im Trubel geht das zum Glück ein bisschen unter und ich besinne mich, bevor jemand es doch bemerkt. Was ist da in mich gefahren?!

Das Wasser macht plötzlich merkwürdige Geräusche und ich wende mich ab. Da sind wieder die Flossen und die schwarzen Augen.

Eine Welle schwappt an Land, aber sie versiegt nicht. Sie scheint sich zu erheben und das Wasser perlt von dem unsichtbaren Wesen ab.

Wow.

Die Tropfen glitzern wie kleine Diamanten in der Sonne und ziehen mich völlig in ihren Bann. Langsam gewinnt, das Wesen an Farbe und die Konturen werden deutlicher. Der Anblick ist faszinierend und lässt mich kurz vergessen, was zuvor passiert ist. Es ist ein Pokémon, was mir eigentlich hätte klar sein sollen, aber in der Hektik und Angst einfach keinen Platz hatte.

Ein blaues Pokémon, mit vier Beinen und ein Delphinähnlichen Schwanz.

Ein Aquana. Ich erinnere mich.

Es steht da und sieht mich direkt an und ich sinke in mich zusammen. Ohne, das ich erklären könnte warum, erinnert es mich gerade an meine Mutter – meine Pokémon-Mutter.

Meine Lippen formen ein stummes „Danke“. Das Aquana nickt kurz und wendet sich dann den Flamara zu.

„Ich danke vielmals, Snow“, spricht Chief das Pokémon an.

Er klingt gequetscht, als müsste er sich zusammennehmen. Ich befürchte, seine Geduld hat ihr Ende gefunden und uns wird eine ziemliche Standpauke blühen, wenn nicht sogar Schlimmeres.

Das Aquana und die Flamara unterhalten sich leise, sie scheinen sich zu kennen.

Ich wende mich ab, eigentlich interessiert es mich gerade nicht, was da vor sich geht. Mitfühlend sehe ich Scharte an, der zitternd und zusammengerollt dahockt.

Das Wasser aus seinem Fell hat inzwischen eine Pfütze unter ihm gebildet und fängt an den Boden zu durchweichen.

„Hey, Brüderchen“, spreche ich ihn vorsichtig an. Seine Augen sind angsterfüllt und ich spüre, wie mir das fast die Luft zum Atmen nimmt. Ich schlucke trocken und versuche mir nichts anmerken zu lassen. „Wir sollten etwas weitergehen, zu einem trockenen Platz, okay?“, sage ich vorsichtig und stupse ihn gleichzeitig mit dem Kopf um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Schnuff hilft mir in dem er sich von der anderen Seite gegen Scharte drückt.

Wackelig erhebt er sich und geht einige Schritte mit uns und lässt sich dann wieder in das Gras plumpsen. Schnuff und ich legen uns zu ihm und beginnen sein Fell trocken zu lecken so gut es geht.

Ich bekomme mit, wie sich das Aquana verabschiedet. Besorgt hebe ich den Kopf und beobachte das Ganze. Kaum ist Snow wieder im Fluss verschwunden wendet sich Chilli an Chief. Ich höre nicht, was sie sagt, aber ihr Blick hat etwas Flehendes und ich ahne, dass sie ihn milde stimmen möchte.

„Lass das!“, faucht Scharte, der sich scheinbar langsam wieder gefangen hat, Schnuff an, der ihm gerade über den Kopf leckt.

„Ich sage es nur ungern, aber du solltest das wirklich lassen“, sage ich tonlos und füge dann noch an, „Wir haben jetzt andere Probleme.“ Ich spüre, wie sich Scharte sich verkrampft. Schnuffs „Oh oh“ sagt mir, dass er unsere Lage ebenfalls erfasst hat.

Chiefs Gesicht und Körperhaltung sprechen Bände, als er mit gesenktem Kopf, verengten Augen, aufgestelltem Kragen und zuckender Lefze auf uns zukommt. Er kocht vor Wut und das, so habe ich das Gefühl, tatsächlich und nicht nur sprichwörtlich. Eine ungeheure Hitze geht von ihm aus. Ich erinnere mich an

etwas in die Richtung. Flamara haben in ihrem Inneren einen Flammensack, in dem ein Feuer brennt. Sie stellen den Kragen auf um ihre Körpertemperatur zu regulieren, oder so.

„Was fällt euch eigentlich ein?!“, donnert Chief los, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Seine eher tiefe Stimme und der Bass lassen es wirklich wie ein Gewittergrollen klingen und wirken. Reflexartig zucken meine Brüder und ich zusammen und machen uns klein. Sogar Chilli, die ohnehin schon Abstand gehalten hat, zuckt und geht einige Schritte rückwärts.

„Haltet ihr das hier für Spaß?! Glaubt ihr, das ist ein Spiel?!“, knurrt das Flamara außer sich. „Du hättest sterben können!“, faucht er Scharte an, der verschämt nach unten sieht. „Und ihr zwei?!“, knurrt er Schnuff und mich an, wobei sein Blick einen Moment länger auf mir haftet. „Er ist eurer Bruder! Ihr seid Familie! Ihr solltet aufeinander aufpassen und euch nicht gegenseitig in Gefahr bringen!“

Das Bild, des tobenden, leicht über uns gebeugten Chief triggert ganz plötzlich etwas und eine völlig andere Szene spielt sich vor meinen Augen an.

Ich stehe vor meinem Sohn und bin fürchterlich sauer. Ich weiß zwar nicht wirklich warum, aber ich fühle es genau - er hat mich wütend gemacht.

Gleichzeitig spüre ich aber auch etwas Anderes, ich spüre Enttäuschung. Dennoch schimpfe ich hauptsächlich mit ihm, anstatt ihm zu sagen, dass ich auch enttäuscht bin.

Mein Sohn fängt an zu weinen und plötzlich fällt mir auf, dass er kleiner und jünger ist, wie bei den anderen Erinnerungen.

Das schlechte Gewissen überkommt mich; ich entschuldige mich, dass ich ihn angeschrien habe und nehme ihn fest in den Arm.

Mein Sohn erwidert die Geste und sagt, dass es ihm auch leid tut.

„… habt ihr das verstanden?!“, grollt Chiefs Stimme über mich hinweg und ich nicke hastig und gedankenverloren. Das Flamara wendet sich ab und atmet tief durch. „Wir müssen weiter …“, sagt er schließlich und hört sich müde an und … enttäuscht.

Wir trotten los und laufen Flussaufwärts. Chilli erklärt uns, dass hier ein Aquana-Clan lebt. „Sie gehören auch zu den Evoli-Entwicklungen und haben, wie ihr gesehen habt, eine besondere Verbindung zum Wasser.“ Sie gibt sich alle Mühe, die gedrückte Stimmung aufzulockern, mit mäßigem Erflog.

„Weiter oben ist eine Brücke, über die gelangen wir auf die andere Seite“, mischt sich Chief ein und bleibt kurz stehen. Er und Chilli wechseln einen kurzen Blick und sie geht vor.

Meine Brüder laufen vor mir, ich habe mich wieder nach hinten abgeseilt. Krampfhaft versuche ich nicht in Tränen auszubrechen und meine Gedanken zu sortieren. Ich fühle mich, als wäre ich zwei Personen gleichzeitig – zerrissen und verwirrt.

Neben mir räuspert es sich leise und ich drehe den Kopf zur Seite. Chief ist da und verlangsamt seine Schritte merklich, gleichzeitig sieht er mich aus dem Augenwinkel an und scheint mich aufzufordern es ihm gleich zu tun.

Ich leiste seinem Wunsch folge, obwohl mich ein ungutes Gefühl überkommt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Aufgabe:
Du siehst derweil, dass sich im Wasser etwas bewegt, das unsichtbar zu sein scheint. Auch deine Brüder bemerken das, und während Chief und Chili die Lage sondieren, sind deine Bruder so neugierig, dass sie zum Fluss laufen.
Kommst du mit? Oder bleibst du wo du bist? Würdest du den Flamara vielleicht sagen, was deine Brüder vorhaben? Oder siehst du lieber zu, dass die zwei nicht merken, was ihr euch da genauer anschaut.
Du hast dich dazu entschieden deinen Brüdern zu folgen. Ihr seht euch um, ob die beiden Flamara gerade abgelenkt sind und huscht zum Fluss. Ihr könnt eindeutig etwas im Wasser sehen, dass hin und wieder zu sehen ist, aber außer einer Flosse und zwei schwarzen, mandelförmigen Augen könnt vorerst nichts erkennen.
Einer deiner Brüder kommt dem Fluss, der zwar nicht reißend ist, aber trotzdem schnell fließt, zu nahe und fällt ins Wasser. Panik bricht los, dein Bruder kann sich zwar über Wasser halten, treibt aber immer weiter fort.
Chief und Chili kommen angelaufen und rennen entsetzt am Ufer entlang, können aber nicht ins Wasser, um euren Bruder zu helfen. Plötzlich scheint es so, als würde etwas euren Bruder ans Ufer tragen und setzt ihn sicher dort ab. Wieder können deine Brüder und die mandelförmige schwarze Augen erkennen, nach und nach wird der Körper es Pokémon sichtbar.
Du erkennst es wieder, es ist ein Aquana. Chief und Chili sind sehr erleichtert und bedanken sich beim dem Aquana, das sie offenbar sehr gut kennen.
Wie dein Bruder, der ins Wasser gefallen ist, mit dem Schrecken zurechtkommt ist dir überlassen.
Nachdem alle wieder beruhigt sind folgt ein riesiges Donnerwetter, weil ihr nicht auf Chief und Chili gehört habt, Chief sieht dich besonders scharf an. Ihr folgt dem Fluss wieder nach oben, denn die kürzeste Brücke befindest sich im oberen Bereich der Route. Unterwegs erklärt Chili euch, dass hier ein Aquana-Clan lebt, der sich gut zu tarnen weiß, um von den Menschen unentdeckt zu bleiben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sas-_-
2023-04-27T00:05:51+00:00 27.04.2023 02:05
🐬

Charly: "Muss ... Blödsinn ... Machen ..." 😂
Das Aquana hast du richtig toll beschrieben, sowohl wie es im Wasser war als auch wie es an Land dann sichtbar wurde 👍

Die Angst, die dich überkommt als Scharte ins Wasser stürzt ist sehr gut geschrieben, liest sich echt und nimmt einen mit. Und ich hätte mir denken können, dass es Scharte sein darf, den es erwischt 😂

Und das ⛈️ geht los 🙈 Chiefs Wut kommt sehr greifbar rüber. Dass das auch eine Erinnerung bei dir auslöst hab ich offenbar damals nicht in die Aufgabe gepackt, macht aber einfach Sinn.
Kinder können einen sehr wütend machen ... 😂
Gut gemacht, Azurill 💕

LG
🍭
Antwort von:  Charly89
27.04.2023 07:21
Ja, da habe ich ordentlich dran gewerkelt, also an dem Aquana.

Natürlich Scharte XD Schnuff ist nicht der Typ für solche Aktionen, und das ist der einzige Grund dafür X'D

Nichts macht einen wütender wie Kinder. Vor allem die eigenen. :U XD

Danke ... Candy? Lollipop? ... ach ich bleibe einfach Kevin XD


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