Zum Inhalt der Seite

Loveless

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

New Beginnings

Als Eren von Hanji geweckt wurde, wusste er nicht, wie lange er bereits geschlafen hatte. Draußen war es dunkel, doch das war es zu dieser Jahreszeit ja die meiste Zeit des Tages.

„Hanji, wie spät ist es?“

„Es ist 22 Uhr, du hast gerade knapp zwei Stunden geschlafen. Ich wollte nur noch mit dir reden, bevor ich nach Hause fahre.“, sprach sie sanft, „Ich habe vorhin mit Levi telefoniert.“

„Was meinst du? Worüber habt ihr gesprochen?“ Eren wurde schlagartig wach und sprang aus dem Bett auf.

„Ich... ich habe mich möglicherweise ein bisschen zu sehr eingemischt.“, gab Hanji schuldbewusst zu, „Ich habe ihm alles erzählt, worüber wir gesprochen haben.“

„Hanji!“, rief Eren entsetzt aus.

„Es tut mir leid, Eren. Aber ich kann mir das Hin und Her von euch nicht mehr länger mitansehen. Ich habe gehofft, dass wenn ich ihm etwas Druck mache, er sofort zu dir kommt. Aber es ist schon mehr als eine Stunde her, dass wir telefoniert haben und bis jetzt war er noch nicht hier.“

Das musste ja so kommen. Eren hatte noch die Worte von Armin im Kopf, wie dieser ihm seine Optionen auflistete. Die Konfrontation, vor der er sich so gefürchtet hatte und die er noch lange aufschieben wollte, war nun unvermeidlich. Und dass Levi noch nicht hier war, bedeutete offensichtlich, dass das eingetreten war, vor dem er schon so lange Angst hatte. Er hatte ihn womöglich endgültig verloren.

„Wie konntest du das nur tun? Ist doch klar, dass er mich jetzt nicht mehr sehen will.“ Eren ließ sich zurück ins Bett fallen und bedeckte sein Gesicht mit den Armen. Wie erbärmlich er jetzt aussehen musste. Nicht genug, dass er ohne ein Wort die Geburtstagsfeier verlassen hatte, was ihm im Nachhinein unheimlich peinlich war, nein, jetzt wirkte er auch noch wie ein unreifes Kind, das seine Freunde die eigenen Liebesangelegenheiten klären ließ.

„Eren, ich habe Mist gebaut und es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Aber wenn ich das nicht getan hätte, wie lange wäre die Sache mit euch noch so weiter gelaufen, ohne dass du von ihm eine klare Aussage bekommen hättest? Ich kenne Levi lange genug und ich weiß, dass er ohne Druck von außen nicht von seinen Wegen abweicht. Und er nimmt immer den Weg, von dem er erwartet, dass er am wenigsten zu verlieren hat. Verstehst du? So lange er dich nicht wirklich hat, kann er dich auch nicht verlieren. So denkt er.“

„Na, dann ist ja jetzt genau das eingetreten. Er hat nichts verloren. Es bin ja nur ich, der jetzt mit den Konsequenzen davon leben muss.“, sprach Eren mit einer Mischung aus Wut, Trotz und Verzweiflung, „Hanji, lässt du mich bitte alleine? Ich brauche jetzt meine Ruhe.“

Eren sah im Augenwinkel, wie Hanji mit hängenden Schultern sein Zimmer verließ. Am schlimmsten war es für ihn zu wissen, dass sie mit allem, was sie gesagt und getan hatte, Recht hatte.

Natürlich hätte er es selbst sein müssen, der Levi vor die Wahl stellt. Aber Eren wusste, dass, auch wenn er vor seinen Freunden behauptete, dass er so nicht mehr lange weiter machen könne, hätte er die Wahl dazwischen, ewig im Unklaren zu sein und Levi bei sich zu haben oder mit vollendeten Tatsachen konfrontiert zu werden und damit das Risiko einzugehen, Levi ganz zu verlieren, er sich immer für die erste Option entscheiden würde.

Er vergrub seinen Kopf unter der Bettdecke, um sich von der Außenwelt abzuschirmen. Das alles war ein verfluchter Albtraum. Wie konnte er schon wieder an diesen Punkt gekommen sein, wo die letzten Wochen doch zu den schönsten seines Lebens gehörten? Hatte das alles Levi denn überhaupt nichts bedeutet? Wieder wurde Eren bitter daran erinnert, dass dieser sich nie zu seinen Gefühlen ihm gegenüber geäußert hatte. Er war davon ausgegangen, dass Levi lediglich Probleme hatte, darüber zu sprechen, aber ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass er ihm möglicherweise egal war. Nicht, nach all den Dingen, die sie gemeinsam erlebt hatten. Lange Zeit kreisten Eren immer wieder dieselben Gedanken im Kopf herum, bis er schließlich, erschöpft von seinen eigenen Gefühlen, einschlief.

Als er am nächsten Morgen im Bad vor dem Spiegel stand, fielen ihm sofort die dunklen Augenringe und die geröteten Augen in seinem Gesicht auf. Immer wieder wurde er in der Nacht wach und weinte sich zurück in den Schlaf.

Eren spritze sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und trug Creme auf, in der Hoffnung, dass dies sein Erscheinungsbild frischer wirken lassen würde. Doch es war vergebens. Die Spuren der vergangenen Nacht, ließen sich nicht so einfach auslöschen. Genauso wenig, wie das taube Gefühl, dass sich vom Magen aus überall in ihm verbreitete.

Es war ein Empfinden, als hätten mit den Tränen auch jegliche Emotionen seinen Körper verlassen. Nachdem er seine Morgenroutine beendet hatte, schlenderte er missmutig in sein Zimmer, um frische Kleidung anzuziehen. Lange stand er vor seinem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden. Dann wählte er die erstbeste Jogginghose, die er greifen konnte, und zog dazu ein schlichtes Shirt aus dem Schrank heraus. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und wechselte seine Bekleidung.

Kraftlos erhob er sich wieder von seinem Bett und verließ sein Schlafzimmer.

In der Küche warteten bereits Armin und Mikasa auf ihn, die mit ihren Blicken an ihm zu haften schienen, aber scheinbar kein Wort in seiner Gegenwart heraus brachten.

„Ist irgendetwas?“, fragte Eren gereizt.

„Hat er sich bei dir gemeldet?“, wollte Mikasa vorsichtig wissen.

„Nein, ich...-“ Eren fiel auf, dass er sein Handy nach gestern noch nicht wieder eingeschaltet hatte. Schnell lief er zurück in sein Zimmer, zog es aus der Hose, die er am vorherigen Tag trug, und schaltete es ein. Während er in die Küche zurück ging, gingen lauter Nachrichten auf seinem Handy ein. Ein verpasster Anruf von Levi, danach noch mehrere von Armin, Mikasa und Hanji. Aber sonst nichts. Er hatte sich wirklich nicht mehr gemeldet. Ein dumpfes Gefühl durchzog ihn. Es war Levi wirklich egal, was aus ihnen wurde.

Armin und Mikasa bemerkten Erens traurigen Blick und erhoben sich, um ihn in die Arme zu schließen. Seine Adoptivschwester war die Erste, die sich äußerte. „Ich glaube nicht, dass es das mit euch war. Ich habe ihn gestern gesehen, wie panisch er wurde, als du plötzlich weg warst. Das war nicht gespielt. Vielleicht braucht Levi einfach noch etwas Zeit.“

„Mikasa hat Recht, Eren. Gib ihn noch nicht auf.“, sprach nun auch Armin tröstend.

„Was wisst ihr denn schon?“ Mit einem Mal brach all die Wut aus Eren heraus. „Wie oft hat er das jetzt schon mit mir gemacht? Immer wenn ich denke, dass alles gut ist, lässt er mich wieder fallen. Ich kann das nicht mehr! Immer wieder habe ich es ihm verziehen. Und wofür? Dass es mir nach jedem Mal noch schlechter geht?!“

Mikasa und Armin warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu, die Eren nicht zu deuten wusste. Er schaute beide skeptisch an. „Gibt es etwas, das ihr mir verschweigt?“

„Eren, wie kommst du darauf? Glaubst du, wir würden dich freiwillig so leiden lassen, wenn wir dir helfen könnten?“, fragte Armin ungläubig, „Du weißt, dass du unser Freund bist und wir nur dein Bestes wollen.“

„Ich habe übrigens beschlossen, dass ich noch bis zum neuen Jahr hier bleibe, wenn es dich nicht stört. Ich möchte dich zur Zeit nicht alleine lassen, Eren.“, äußerte sich nun auch Mikasa.

„Mikasa, das ist wirklich nicht nötig...-“, warf Eren ein, doch seine Schwester unterbrach ihn, bevor er aussprechen konnte.

„Doch, Eren, das ist es. Ich habe dich die letzte Zeit viel zu oft alleine gelassen, wenn es dir schlecht ging. Ich möchte für dich da sein, wie früher. Lass uns noch ein paar schöne Tage verbringen, so gut es eben geht. Armin und ich bringen dich schon auf andere Gedanken.“

Eren gab es auf, Widerstand zu leisten. Bei Mikasa war das eh nicht möglich. Wenn seine Schwester sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnten sie keine zehn Pferde davon abbringen.

„Und Apropos: Wir haben auch schon eine Idee für Silvester. Erinnerst du dich an den See, an den wir als Kinder immer gefahren sind? Was hältst du davon, wenn wir drei dort feiern? Nur wir, als kleine Runde?“

Bei der Erinnerung daran erhellte sich Erens Gesicht. Der besagte See war vielmehr ein größerer Teich, an dem die drei damals viele Sommer verbracht und schwimmen gelernt hatten. Er lag außerhalb Hamburgs und war nur über einen kleinen Feldweg zu erreichen. Normalerweise verirrte sich kaum ein Mensch dorthin, erst recht nicht an Silvester, wo die meisten Menschen es bevorzugten, in großen Massen innerhalb der Stadt zu feiern.

„Kann ich dein Lächeln als 'ja' deuten?“, fragte Armin freudig.

 

Die Tage bis zu ihrer Silvesterfeier kamen und gingen. Levi meldete sich weiterhin nicht und Eren hatte sich bereits gut damit abgefunden. Zu viele Tränen hatte er bereits vergossen, als dass er noch weiter in Trauer versinken wollte. Stattdessen wollte er die Zeit, die er mit seinen Freunden gemeinsam hatte, genießen, so lange er noch konnte. Sie unternahmen gemeinsame Spaziergänge, Stadtbummel und gemütliche Abende vor dem Fernseher. Mal bekochte er seine Freunde, mal ließen sie sich Pizza liefern. Es war fast wie früher, bevor die drei Freunde ihr Studium begonnen hatten.

 

Am Silvesterabend stand Eren zusammen mit Armin vor seinem Kleiderschrank.

„Ist es wirklich nötig, dass ich mich herausputze? Ich meine, es sind doch nur wir.“

„Nun komm schon, Eren. Es ist Silvester und wir machen und alle hübsch. Hast du Mikasas Kleid gesehen? Das ist eines von ihren selbstgenähten. Und ich ziehe auch einen Anzug an. Also lass uns nicht hängen.“, flehte Armin ihn an.

„Hm, na schön, wenn euch so viel daran liegt.“

Eren wühlte durch seine Kleidung und fand schließlich, was er gesucht hatte. Es war das blaue Jackett, was er beim ersten Date mit Levi getragen hatte. Die Erinnerung daran verbannte er schnell aus seinem Kopf.

Nach weiteren Minuten fand er das dazugehörige Hemd und die entsprechende Stoffhose.

„Ein Glück, dass das Wetter so mild ist dieses Jahr.“, murmelte er Armin zu, „Was macht Mikasa eigentlich gerade?“

„Oh, die bringt schon die Getränke ins Auto.“, antwortete Armin.

„Und es ist für dich wirklich in Ordnung, wenn du heute Abend nüchtern bleibst?“, wollte Eren wissen.

„Eren, du kennst mich. Ich kann eh nicht viel ab und verzichte dann lieber gleich auf Alkohol. Ein kleiner Schluck zum Anstoßen reicht mir völlig. Das ist schon okay so. Und nun zieh dich langsam um, wir wollen bald los.“

Die Fahrt zum See dauerte eine halbe Stunde. Das Auto mussten sie einige hundert Meter davon entfernt stehen lassen, da es in Nähe des Ufers keine Parkmöglichkeiten gab. Auf dem Weg tranken Eren und Mikasa bereits ihr erstes Bier, während Armin an seiner Coladose nippte und eine Decke für die drei unter dem anderen Arm trug. Alles hier sah so aus, wie Eren es in Erinnerung hatte. Nur waren die Bäume und Sträucher jetzt kahl, im Gegensatz zu den Malen, wo sie im Sommer hier waren und alles bunt blühte.

Als sie ankamen, breitete Armin zusammen mit Eren die Decke auf dem Boden aus und alle drei ließen sich darauf fallen. Kopf an Kopf lagen sie zusammen und beobachteten die Sterne über ihnen, wie sie es in manch lauer Sommernacht als Kinder getan hatten.

„Es war wirklich eine schöne Idee, hierher zu kommen.“, bemerkte Eren und fragte dann die anderen, „Wie lange haben wir noch bis Mitternacht?“

Mikasa warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. „Eine knappe halbe Stunde noch.“ Armin warf ihr einen eindringlichen Blick zu.

„Oh nein, wir haben den Sekt im Auto liegen lassen. Armin, kommst du eben mit und hilfst mir beim Tragen?“

„Ich kann doch auch...-“

„Nicht nötig, Eren. Mikasa und ich schaffen das schon. Wir sind ja gleich wieder hier. Mach du es dir so lange gemütlich.“ Mit diesen Worten erhoben sich Armin und Mikasa und gingen zurück zum Wagen.

Was sollte das denn jetzt?

Eren hob die Decke an und nahm diese mit, um sich näher ans Wasser zu setzen. Der See war still und in ihm spiegelte sich das Mondlicht. Er zog die Knie unter das Kinn und genoss die ruhigen Minuten. Sein Blick wurde von einem Licht in der Ferne abgelenkt. War das... Feuer? Eren schreckte hoch, doch dann sah er, wie sich mehr und mehr Lichter am Ufer des Sees entzündeten, die immer näher auf ihn zukamen. Langsam konnte er ausmachen, dass es sich dabei um Fackeln handeln musste.

Was passierte hier gerade? Hatten Armin und Mikasa das vorbereitet? Aber wieso?

Die Lichter waren nun ganz nahe und Eren sah, dass ihre Spur zu einem Punkt hinter ihm führte. Sein Herz klopfte wie wild, als er sich langsam erhob. Inzwischen war ihm klar, dass dieses Schauspiel etwas mit ihm zu tun haben müsste, so auffällig, wie sich Armin und Mikasa verhalten hatten, zumal diese immer noch nicht zurückgekehrt waren. Langsam drehte er sich um, um zu sehen, wohin ihn die Fackeln führen würden. Er musste nicht lange suchen, die letzten Feuer wurden nur etwa 50 Meter hinter ihm entzündet. In der Dunkelheit konnte er einen Schatten ausmachen, der daneben stand.

Das macht keinen Sinn. Wenn Armin und Mikasa etwas damit zu tun haben, müssten dann nicht zwei Schatten zu sehen sein?

Mit pochendem Herzen und zittrigen Fingern schritt er auf das Licht zu. In diesem Moment trat die Person neben der Fackel aus dem Schatten und ihr Gesicht wurde vom Schein getroffen. Eren konnte seinen Augen nicht trauen.

„Was...? Levi? Was machst du hier? Was soll das alles?“, rief er geschockt.

„Eren... Es tut mir so leid, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest. Aber wenn ich sie dir gebe, wollte ich es auch richtig machen.“

„Was meinst du?“ Eren konnte noch keinen klaren Gedanken fassen, so durcheinander brachte die ganze Situation ihn.

Levi schritt auf ihn zu und nahm Erens Hände in seine eigenen. Dann begann er zu sprechen:

„Ich liebe dich, Eren. Bitte verzeih mir, dass ich so lange gebraucht habe, um es dir zu sagen und vor allem, bitte verzeih mir den Kummer, den ich dir bis hierhin bereitet habe. Ich weiß, dass ich das nicht mehr ungeschehen machen kann, aber wenn du noch willst, dann würde ich gerne die Zukunft dafür nutzen, um dir viel mehr schöne Erinnerungen zu bereiten, als ich dir schlechte bereitet habe.“

Eren schluckte trocken, so surreal kam ihm das alles vor. „Levi... wie kann ich das verstehen?“

Levi nahm einen tiefen Atemzug und setzte dann wieder an: „Ich möchte eine Beziehung mit dir, Eren. Eine richtige. Insofern du auch dazu bereit bist, versteht sich.“

Da waren sie, all die Worte, nach denen sich Eren so lange gesehnt hatte, aus dem Mund des Mannes, den er liebte. Er konnte die Freudentränen nicht länger zurück halten, als er Levi in die Arme fiel und ihn immer wieder küsste. Er löste sich nur kurz, um Levi die Antwort zu geben, auf die dieser wartete: „Natürlich bin ich das!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SenseiSasuNaru
2018-08-22T23:26:01+00:00 23.08.2018 01:26
Oh ja endlich.😉 Hat ihn ja zappeln lassen. Hat mir gut gefallen.lg


Zurück