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Loveless

von

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Progress

„Le-Levi... nisch so schnell!“, nuschelte Eren, nachdem Levi ihn aus der Haustür befördert hatte, „Wo willscht du misch überhaupt hinbringen?“

„Zu mir.“, war dessen knappe Antwort.

„Z-Zu dir? Meinscht das ernst? Wie weit isch'n das?

„Drei Häuser weiter. Und nun komm.“

„W-Was? Du wohnscht hier? Ah! Deschwegn warscht so schnell hier. Wo- woher wuschtest du eigentlich, wo isch bin?“, murmelte Eren mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Hanji.“

Wenige Augenblicke später standen beide Männer vor dem Haus, in dem Levi lebte.

„Woah, das is' ja 'n Palast!“, gab Eren staunend von sich.

„Mir gehört nur eine der Wohnungen in dem Haus, Eren. Und nun beweg deinen Hintern durch die Tür. Oder muss ich dich tragen?“, antwortete Levi in genervter Tonlage.

„D-Das würdschtu tun?“

„Tch. Schaffst du die Treppen oder müssen wir den Fahrstuhl nehmen?“

„Wo isch'n deine Wohnung?“

„Oberster Stock.“

„Dann Fa-Fahrstuhl. Hehe... weischt du noch, wie du misch damals im Fahrstuhl geküscht hascht?“

„Wie könnte ich das vergessen.“, antwortete Levi mit einem Augenrollen, „Das wird heute aber nicht passieren. Und nun komm, der Fahrstuhl ist dahinten.“

„Wieso denn nisch?“, wollte Eren wissen und folgte dabei Levis schnellen Schritten, so gut er in seiner Lage konnte.

„Weil du betrunken bist, Eren. Und, im Gegensatz zu deinem Exfreund, werde ich nicht versuchen, das auszunutzen.“

Kurz warteten sie auf die Ankunft des Fahrstuhls, bevor beide einstiegen.

„A-Aber vielleischt hab isch das ja gewollt... also mit Schean.“, provozierte Eren nun.

„Eren, wenn du das morgen, wenn du nüchtern bist, immer noch willst, wird er bestimmt auf dich warten. Aber jetzt gehst du erst einmal ins Bett und schläfst deinen Rausch aus.“

Der Fahrstuhl öffnete sich und beide Männer standen nun vor Levis Wohnungstür.

„In dein Bett, Le-levi?“, fragte Eren mit großen Augen.

„Ja, in meinem Gästebett. Und jetzt komm endlich rein.“

Levi zog die Wohnungsschlüssel aus seiner Jackentasche und öffnete die Tür. Vor Eren lag eine Wohnung, von der der Junge nur träumen konnte. Die Räume waren offen gestaltet, das Interieur war in weiß, grau und schwarz gehalten. Der Boden bestand aus dunklen Hochglanzfliesen und die Wände erstrahlten in hellem Weiß. Das große Wohnzimmer lag gegenüber dem Eingang und verfügte über eine große Glasfront, von der aus man eine wunderschöne Aussicht über ganz Hamburg hatte, ähnlich, wie in dem Hotelzimmer, dass sich beide einmal geteilt hatten. Vom Flur aus gingen mehrere Zimmer in beide Richtungen ab.

„Das zweite Zimmer auf der linken Seite ist deines. Die andere Tür in dem Zimmer führt dich ins Gästebad, falls du das brauchst. Geh schon rein, ich hole dir noch Wasser und Aspirin.“

Eren betrat seine Unterkunft für heute Nacht und war nicht minder erstaunt. Auch wenn es sich hier nur um ein Gästezimmer handelte, fand er nur hochwertige Möbel in edlen Farben wieder, die auf den Rest der Wohnung abgestimmt waren. Das große, weiße Boxspringbett sah einladend und gemütlich aus, die Laken darüber waren hell und sauber, die Kommode am Rand des Zimmers erglänzte in edlem Schwarz mit weißen Akzenten.

Staunend stand Eren immer noch mitten im Zimmer, als Levi den Raum betrat.

„Gefällt es dir?“, wollte dieser wissen.

„Boah, Levi, deine Wohnung isch'n Traum.“

„Freut mich. Ich hab dir noch ein T-Shirt von mir mitgebracht, dass du zum Schlafen tragen kannst. Ist dir wahrscheinlich zu klein, aber für eine Nacht wird es gehen. Wasser und Kopfschmerztabletten leg ich dir auf den Nachtschrank.“

„Le-Levi... wieso machst'n du dasch alles für misch?“

„Lass uns morgen darüber reden. So betrunken, wie du bist, weißt du später eh nichts mehr. Wenn du was brauchst: Ich bin nebenan.“, antwortete Levi überraschend freundlich und ließ Eren damit alleine.

Eren zog sich schnell Levis T-Shirt an, das den angenehmen Eigengeruch dessen an sich trug, legte sich ins Bett, und versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

 

Die Sonne blendete sein Gesicht, als Eren aufwachte. Erschrocken schaute er sich in dem ihm fremden Zimmer um. Er sah an sich runter und wunderte sich über das viel zu kleine T-Shirt, das er trug.

Wo war er und was war letzte Nacht passiert? Er schnappte sich seine Kleidung, die säuberlich gefaltet am unteren Ende des Bettes lag, und zog sich fix um. Ihm fielen auch seine Schuhe auf, die ordentlich am Eingang der Tür standen. Wurden die geputzt?

Erst da bemerkte er die Kopfschmerzen und das flaue Gefühl in seinem Körper. Auf dem Nachtschrank neben dem Bett entdeckte er eine Wasserflasche und eine Packung Aspirin.

Da hat wohl jemand mitgedacht.

Schnell warf er eine Tablette ein und hoffte, dass die gewünschte Wirkung schnell einsetzen würde. Er warf sich zurück auf das Bett und dachte über das nach, was er von der letzten Nacht noch wusste.

Er war auf der Feier von Ymir und Historia, dann war da die teuflische Cola-Rum-Mischung. Einzelne Erinnerungen schossen ihm. wie Blitze, in den Kopf. Wie er Levi anrief und wie Jean plötzlich im Zimmer stand. Oh Gott, war er bei Jean? War der inzwischen umgezogen? Er schaute sich noch einmal um. Nein, so eine Wohnungsausstattung konnte Jean sich nicht leisten.

Er beschloss, dass all sein Grübeln ihn nicht weiter bringen würde, und dass es nur eine Möglichkeit gab, wie er mehr über die letzte Nacht herausfinden würde, nämlich indem er das Zimmer verlassen würde, um nach dem Eigentümer der Wohnung zu suchen.

Er richtete sich auf und war gerade im Begriff, das Bett zu verlassen, als sich die Tür des Zimmers öffnete und Levi vor ihm erschien. Mit verschränkten Armen stand dieser nun im Türrahmen.

„Guten Morgen, Eren. Ich hoffe, du konntest gut schlafen?“, sagte dieser mit tonloser Stimme.

„Levi?“, fragte Eren entsetzt, „Was ist letzte Nacht passiert? Wie bin ich hierher gekommen?“

„Was letzte Nacht passiert ist, könnte ich dich auch fragen. Aber ich kann dir etwas zeigen, das deiner Erinnerung vielleicht wieder auf die Sprünge hilft.“, sprach Levi, und zog dann sein Smartphone aus der Hosentasche. Fix tippte er ein paar Zahlen ein und hielt es dann Eren ans Ohr. Diesem wurden nun all die Nachrichten vorgespielt, die er letzte Nacht auf der Mailbox des anderen hinterlassen hatte.

Eren wollte vor Scham im Boden versinken, als mit einem Schlag alle Erinnerungen der vergangenen Nacht auf ihn herein brachen. Levi nahm ihm das Telefon aus der Hand, als er sich sicher war, dass Eren auch alles gehört hatte, und wandte sich dann zum Gehen ab.

„Wenn du drüber reden willst, ich bin im Wohnzimmer.“, sagte er und schloss dann die Tür hinter sich.

Eren ließ sich zurück auf das Bett fallen und schlug die Hände vor das Gesicht. Er war tot, geliefert. So sehr hatte er sich noch nie in seinem Leben blamiert.

Am liebsten hätte er sich einfach aus der Wohnung geschlichen, aber er wusste, dass er Levi eine Erklärung schuldete, wenn dieser ihn schon mit zu sich genommen hatte. Warum hatte er das überhaupt getan? Hätte es ihm nicht völlig egal sein können, wenn er die Nacht mit Jean verbracht hätte? Was ging es ihn überhaupt noch an? Er wusste, dass er die Antworten nur bekommen würde, wenn er und Levi sich aussprechen würden. Und dass er pokern müsste, um wirklich alles herauszufinden.

Er nahm einen tiefen Atemzug und stand auf. Er merkte, wie seine Finger bei der Vorstellung des Gesprächs, was auf ihn zukommen würde, anfingen zu zittern. Langsam schlich er sich zur Tür und trat aus dem Zimmer. Links im Wohnzimmer konnte er bereits Levi an einem großen Esstisch sitzen sehen. An einem leeren Platz stand eine Tasse, aus der es heiß dampfte. Levi schien sich also sicher zu sein, dass Eren mit ihm sprechen wollen würde.

Mit zögerlichen Schritten betrat Eren das Wohnzimmer.

„Hast du dich wieder eingekriegt?“, wollte Levi wissen.

Eren nickte. Er setzte sich an den Platz, an dem die dampfende Tasse stand, deren Inhalt er nun als Kaffee identifizierte.

„Ist der für mich?“

„Siehst du noch andere Gäste?“

Eren nahm einen langen Schluck. Die Wärme des Getränks breitete sich angenehm in seinem Körper aus.

„Wir sollten reden.“, unterbrach Levi die Stille.

Eren schluckte hart und spürte, wie sich seine Wangen rot färbten.

„Levi, die Anrufe gestern, das alles tut mir wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es ist mir einfach nur unglaublich peinlich.“

Levi nahm Erens Worte nickend zur Kenntnis, doch dieser sprach noch weiter.

„Ich muss trotzdem von dir wissen, wieso du gestern zu der Party gekommen bist und mich mitgenommen hast. Und wieso du Jean verprügelt hast.“

„Ist das nicht offensichtlich? Ich wusste, dass du nicht mehr Herr deiner Sinne warst und dass du die Nacht mit ihm bereut hättest. Und verprügelt habe ich ihn, weil er deine Situation ausnutzen wollte.“

„Das ist alles?“, fragte Eren ernst, „Und was ist, wenn ich genau das gewollt habe? Wenn ich zu Jean zurück wollte?“

„Dann kannst du das jetzt immer noch tun.“, sagte Levi kühl.

„Gut. Danke für das Gespräch. Dann hoffe ich, dass er mich noch sehen will, nach deiner Aktion.“

Eren war im Begriff aufzustehen, als ihn eine Hand am Arm packte und zurück hielt.

„Warte, Eren!“, hörte er Levi sprechen, „Es gibt noch einen anderen Grund.“

Eren musste sich das Lächeln verkneifen. Sein Plan war aufgegangen, endlich würde Levi mit ihm reden. Er drehte sich um und nahm wieder Platz.

„Gut, Levi, dann erzähl mal. Welchen Grund gibt es noch für dein Verhalten?“, sagte er fast hämisch.

„Ich konnte es nicht ertragen. Den Gedanken, dass du die Nacht mit einem anderen verbringen würdest. Und dann auch noch mit der Pferdefresse.“

Während er das sagte, war Levis Blick zu Boden gerichtet. Eren sah ihm an, wie schwer es ihm gefallen sein musste, diese Worte auszusprechen.

„Und jetzt, Levi? Du willst nicht mit mir zusammen sein, aber ich darf auch keinen anderen haben?“ Auch Eren fielen diese Worte schwer, aber er wusste, dass er hart bleiben müsste, wenn er bei Levi irgendwelche Fortschritte erzielen wollen würde.

Levi schwieg. Eren fragte sich gerade, ob er doch zu weit gegangen war, da hörte er den anderen sprechen: „Gestern Abend, bevor ich deine Nachrichten abgehört hatte, war ich mit Erwin im 'The Wall'. Ich wollte jemanden kennen lernen.“ Eren spürte, wie ein Stich sein Herz durchzuckte, doch dann sprach Levi weiter: „Ich konnte es aber nicht. Keiner hatte mir gefallen. Keiner hat meinen Ansprüchen genügt.“

„Hast wohl einen schlechten Abend erwischt.“, war Erens spöttischer Kommentar.

„Nein, Eren. Der Grund dafür ist, dass es momentan nur einen gibt, der meinen Ansprüchen genügt, und das bist du.“

Erens Gesichtszüge entglitten ihm. Mit so einer Antwort hatte er von Levi nicht gerechnet. Er brauchte einen Moment, um sich zu fangen, dann fragte er vorsichtig: „Und was bedeutet das jetzt für uns?“

„Ich... ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich keinen anderen will und dass ich nicht will, dass du einen anderen hast.“ Levis Stimme wirkte gebrochen. Und doch war Eren noch nicht zufrieden mit dem, was er hörte.

„Du willst Exklusivität, aber keine Beziehung, ja? Levi, das reicht mir nicht! Ich sag dir jetzt mal was. Klar wäre es nicht einfach, über dich hinweg zu kommen. Aber es würde passieren. Vielleicht in ein paar Wochen, oder Monaten, vielleicht auch erst in einem Jahr. Aber irgendwann wäre ich über dich hinweg, würde jemanden kennen lernen, wir würden uns verlieben und glücklich werden, mit all dem Romantik-Kram, den du so verabscheust. Und weißt du, warum ich mir da so sicher bin? Weil es mir schon einmal passiert ist. Also kann es auch wieder passieren. Darum sag mir bitte, wieso ich mich auf dein halbärschiges Angebot einlassen sollte?“

Wie zu erwarten, kam von Levi keine Antwort.

„Dachte ich es mir doch.“, seufzte Eren resigniert.

Eren stand auf und ging zur Tür. Als er die Klinke schon in der Hand hielt, hörte er Levi sagen:

„Zwei Dates die Woche. Mit Romantik-Kram. Ist das ein Deal?“

 



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