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Loveless

von

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Rising storm

Eren stand im Bad und putze sich die Zähne. Levi war noch einmal nach Hause gefahren, um sich frische Kleidung für den nächsten Tag und seine Hygieneartikel zu holen. So ganz kam dieser halt doch nicht aus seiner Haut. Eren hatte ihm Haus- und Wohnungsschlüssel mitgegeben, damit dieser sich später selbst wieder hinein lassen könnte. Ihm gefiel dieser vertraute Umgang. Er konnte gar nicht glauben, was für Fortschritte er bei ihm innerhalb eines Tages erreicht hatte. Dann hörte er, wie sich die Wohnungstür öffnete.

„Levi?“, fragte er in den Raum herein.

„Eh, nein, Armin hier. Aber bitte erkläre mir mal, warum du damit rechnest, dass Levi hier einfach in die Wohnung spaziert. Hab ich was verpasst?“

Eren spuckte schnell die Zahnpasta aus und rannte dann seinem besten Freund entgegen.

„Armin! Es ist so viel passiert. Levi müsste gleich wieder da sein.“

„Wieder?“, unterbrach der Blonde ihn, „So wie in 'er war heute schon einmal hier'?“

„Ja! Ich kann es ja selbst kaum glauben. Dabei fing alles so beschissen an. Er hat mich bei der Arbeit abgefangen. Und dann erzählte er mir, dass er noch einmal mit mir vögeln will, aber nur um mich danach zu vergessen. Ich hab ihn stehen lassen und bin nach Hause. Und dann stand Jean plötzlich vor der Tür.“

„Der war auch hier? Was zur Hölle ist alles passiert, als ich weg war?“

„Eine ganze Menge. Das war ja noch nicht alles. Also, Jean hat mich geküsst und ich hab auch kurz mitgemacht, weil ich so sauer auf Levi war. Aber ich konnte dann doch nicht weiter machen. Ich hab Jean rausgeschmissen. Und dann stand Levi plötzlich vor der Wohnungstür. Eine Freundin von ihm hat mich wohl erkannt und ist mir gefolgt bis hierher. Und dann hat sie ihm Bescheid gegeben. Jedenfalls haben Levi und ich uns danach ausgesprochen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was das mit uns ist oder wird. Aber wir wollen uns kennen lernen. Und dann hat er mir noch so viel von sich erzählt. Armin, es ist so, wie ich es mir dachte. Er hat so viele furchtbare Dinge erlebt. Aber er ist auch so interessant. Ich will noch so viel mehr von ihm erfahren.“

Dass die beiden es vorhin auf seiner und Armins Couch getrieben hatten, ließ er wohlwissendlich aus.

„Okay, also entweder ist das der Beginn der größten Liebesgeschichte aller Zeiten oder aber du bist jetzt total übergeschnappt und halluzinierst.“, sagte Armin lachend und zog seinen besten Freund in die Arme, „Aber ich freu mich so für dich!“

Viel Zeit zur Freude hatten die beiden aber nicht, da trat Levi schon in die Wohnung ein. „Stör ich euch Bälger bei irgendetwas?“, fragte er in seinem üblichen, schnippischen Ton.

„Eren!“, flüsterte Armin ihm zu, „Ich kann ihn auch sehen. Also keine Halluzination.“

Die beiden grinsten sich an und lösten sich voneinander. „Ich bin dann mal in meinem Zimmer und lass euch Schnuckis alleine.“, verabschiedete sich Armin von den beiden.

„Was genau war das?“, wollte Levi wissen, doch Eren antwortete nur mit einem Schulterzucken.

„Mach dich fertig und komm ins Bett. Ich stell uns schon einmal einen Wecker.“, sagte Eren grinsend und musste sich dabei über sich selbst wundern, wie ungezwungen er sich inzwischen in Levis Gegenwart benehmen konnte.

Es war mitten in der Nacht, als Eren durch laute Schreie geweckt wurde. „Verschwinde! Lass sie in Ruhe! Nein!“, keuchte Levi, und schlug und trat dabei um sich.

„Levi! Levi, wach auf! Du hast einen Albtraum.“, sprach Eren ihm beruhigend zu und nahm diesen in die Arme.

„Eren? Was….?“

„Shhh, du hast schlecht geträumt. Beruhig dich.“

„Oh Gott, da war so viel Blut. Und ich konnte ihnen nicht helfen.“

„Du hast von Isabel und Farlan geträumt, oder?“

Levi nickte und presste seinen Kopf an Erens Brust. „Es ist immer derselbe Traum. Ich stelle mir vor, wie die beiden umgebracht wurden. Ich stehe daneben und kann nichts tun.“

„Es ist, weil du heute über sie geredet hast, oder? Das hat den Traum ausgelöst.“

„Ja, wahrscheinlich. Ich habe früher jede Nacht von ihnen geträumt. Inzwischen ist es besser, aber wenn ich tagsüber an die beiden denken musste…“

Levi musste den Satz nicht zu Ende sprechen, damit Eren verstand.

„Levi? Würde es dir helfen, wenn wir uns im Arm halten?“

„Im Arm halten? Du meinst kuscheln?“

„Ich wollte es nicht so nennen.“, sagte Eren verlegen, „Ich weiß ja, was du darüber denkst. Aber ich dachte, dass es dir vielleicht hilft, wieder einzuschlafen.“

Eine Weile war es still, dann antwortete Levi: „Nur heute, Eren.“

 

Das laute Piepen des Weckers riss die beiden Männer aus dem Schlaf.

„Was... wie spät ist es?“, fragte Levi, und schaute sich erschrocken im Raum um.

„7 Uhr. Ich muss um 8 an der Uni sein. Alles okay bei dir?“

„Ja, alles in Ordnung. Ich bin es nur nicht gewöhnt, mehr als 4 Stunden zu schlafen. Komm, steh auf. Ich bring dich zur Uni.“

Schnell sprangen die beiden aus dem Bett und zogen sich an. Nacheinander verschwanden sie ins Bad und nahmen danach noch ein kurzes Frühstück zusammen ein.

„Eren, gib mir mal dein Handy.“, sprach Levi, und Eren kam der Aufforderung sofort nach. „Entsperren, bitte.“, fügte Levi halb lächelnd, halb genervt hinzu. Eren nahm das Telefon wieder an sich, gab eine kurze Zahlenkombination auf dem Display ein, und reichte es dann wieder an Levi zurück. Dieser tippte etwas ein und gab ihm das Handy dann wieder zurück.

„Jetzt hast du meine Nummer. Damit wir uns so schnell nicht wieder aus den Augen verlieren.“

Die gelöste Stimmung gab Eren Hoffnung, dass es auch in Zukunft so weiter gehen würde. Sie würden sich treffen, viel reden, sich kennen lernen, miteinander schlafen und ganz vielleicht würde Levi seine Meinung über Beziehungen ändern. Es könnte alles so einfach sein.

„Mein Wagen steht in der Nähe. Lass uns los.“, unterbrach Levi Erens Gedanken. Er nickte und sogleich brachen beide Männer auf.

„Levi, in der Nähe der Uni ist ein Bäcker. Lass uns dort kurz halten, ich brauch noch dringend einen Kaffee, bevor es los geht. Und etwas zu Essen für die Pause kann ich mir da auch gleich holen.“

„Alles klar. Sag mir nur, wo ich halten muss.“

Eren lotste Levi durch Hamburgs Straßen und nach wenigen Minuten hatten beide den Bäcker erreicht. Zu Erens Verwunderung, stieg auch Levi aus. „Du kommst mit?“

„Hm, ich hol mir einen Tee. Das Zeug in der Firma ist ungenießbar. Aber Erwin will partout kein Geld für vernünftigen Tee ausgeben. Und wenn ich meinen eigenen mitbringe, machen sich meine Mitarbeiter drüber her. Alles schon gehabt.“

Beide standen an der Theke und überlegten ihre Auswahl, als eine schrille Stimme sie zusammenschrecken ließ.

„Leeeevi! Und Eren! Ihr beide! Oh, ich fass es nicht!“

Levi senkte den Kopf.

„Vierauge.“, murmelte er, „Das musste ja sein.“

Eren begriff gar nicht, was um ihn herum geschah. Er drehte sich um und erblickte dann eine Frau, die ihm merkwürdig bekannt vorkam. Das Gesicht, die Haare, die Brille, das alles hatte er schon einmal gesehen.

„Sie sind die Frau, die mich so an der Ampel angestarrt hat!“, rutschte es ihm raus.

Ehe er wusste, wie ihm geschah, legten sich zwei warme Arme und ihn und zogen ihn in eine kurze, feste Umarmung.

„Nenn mich Hanji. Oh Eren, du bist so ein süßer Schatz, das wollte ich dir schon lange sagen. Also, seitdem ich deine Bilder gesehen habe.“

„Shitface, es reicht! Halt dich mal zurück!“, zischte Levi sie böse an.

„Jetzt sei nicht so ein Miesepeter, Levi-Schatz. Guck dir den Jungen doch an. Die riesigen Augen, die hübschen Lippen, der athletische Körperbau. Dass du deine Finger nicht von ihm lassen kannst, kann ich mir denken.“

Eren war sprachlos. Diese Frau war das totale Kontrastprogramm zu Levi. Langsam begann er, seine Gedanken zu sortieren. Hanji war auch die Frau, die ihn ausfindig gemacht hatte, daher wusste sie, wie er aussah. Und sie war Levis beste Freundin. Wie auch immer das passieren konnte.

„Wie habt ihr beiden euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Eren daher neugierig.

„Hat dir Levi das gar nicht erzählt? Oh, ich versteh schon, ihr hatten andere Sachen zu klären.“, sagte sie mit einem Augenzwinkern, und fügte dann hinzu, „Ich arbeite in seiner Firma. Ich bin Leiterin der IT, seit... naja.“

„Vierauge, er weiß es.“, sagte Levi genervt.

„Du hast es ihm erzählt? Leeevi, ich kann es nicht glauben! Endlich öffnest du dich. Ich habe drei Jahre warten müssen, bis ich die Geschichte hören durfte. Oh, der Junge ist etwas Besonderes, ich wusste es gleich!“

Eren hörte sich das Gespräch der beiden an und wurde verlegen. Hatte er wirklich so einen großen Einfluss auf Levi? Aber dann dachte er über die Begegnungen der beiden nach. All die Prinzipien, die Levi an ihrem ersten Abend aufgelistet hatte, und wie viele er davon bei ihrer letzten gebrochen hat: Der Besuch in seiner Wohnung, die Übernachtung, das Kuscheln, die vielen Gefühle, die er vor ihm zugelassen hatte.

„Eren-Schatz, was hältst du davon, wenn ihr beiden mich am Wochenende besuchen kommt? Wir könnten zusammen etwas kochen. Oder einen Filmabend machen. Oder beides!“

Diese Frau war so herzlich, dass es Eren im ganzen Körper warm wurde.

„Liebend gerne, Hanji.“, erwiderte er sofort und erntete dafür von Levi einen vernichtenden Blick.

„Wir sollten dann mal bestellen.“, sagte dieser kühl.

Hanji verabschiedete sich von beiden mit langen Umarmungen und rief ihnen noch zu. „Levi, wir sehen uns gleich in der Firma. Und Eren-Schatz, bis zum Wochenende!“

Levi wartete kurz, bis seine Freundin außer Sichtweite war, dann rief er wütend zu Eren: „Wie konntest du da zusagen? Weißt du nicht, was sie jetzt denkt?“

Eren schaute ihn stumm und mit großen Augen an.

„Was meinst du? Ich dachte, ihr mögt euch.“, antwortete er schließlich.

„Das tun wir ja auch.“, sprach Levi seufzend aus, „Aber wenn sie uns zusammen zu ihr einlädt und du das auch noch annimmst, ohne zu zögern, dann denkt Vierauge noch, wie wären ein Paar!“

„Erstens: Wäre das denn so schlimm? Und zweitens: Du kannst sie ja immer noch aufklären.“

„Erstens, Eren: Ich führe keine Beziehungen. Punkt. Zweitens: Wenn Hanji glaubt, dass nur die kleinste Chance bestünde, dass sich das in Zukunft ändern könnte, dann werde ich die Frau gar nicht mehr los. Sie wird mir tagelang in den Ohren liegen wegen dir. Und sehe ich aus, als hätte ich darauf Lust?“

Eren blieb wie angewurzelt stehen. Wenn er eben noch geglaubt hatte, bei Levi Fortschritte erzielt zu haben, so wurden seine Hoffnungen gerade zerschmettert. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus.

„Levi, ich dachte nach allem, was gestern Abend und die Nacht passiert ist... naja, dass da vielleicht 'mehr' zwischen uns wäre.“

„Tch. Ich habe dir gesagt, dass ich keine Versprechungen mache. Ich wollte, dass wir uns kennen lernen und nicht eine romantische Beziehung miteinander führen.“

Das saß.

„Ich glaube, den restlichen Weg zur Uni schaffe ich alleine. Mach's gut, Levi.“, sprach Eren und wandte sich von diesem ab, bevor dieser die Tränen in seinen Augen sehen konnte.

 



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