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Loveless

von

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Enjoy tonight, because you don't know what tomorrow brings

„Eren, ich habe dir gesagt, ich werde mich dir nicht in den Weg stellen, wenn du jemanden finden solltest. Ich verstehe nur nicht, wieso ausgerechnet dieser alte Griesgram. Er sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre er froh, dich in seiner Nähe zu haben.“ Mikasa seufzte.

Eren fiel dies auch schon auf. Levi schien nie zu lächeln, auch wenn er es war, der Eren zu dem Gespräch eingeladen hatte und sich nun geduldig dessen Geschichte anhörte.

„Ich weiß ja nicht mal, ob er überhaupt an so etwas oder mir Interesse hat. Wir haben bisher nur über mich und Jean geredet und wieso ich so aufgebracht war. Es tut mir gerade gut, das alles jemandem zu erzählen, der nicht so nah an der ganzen Sache dran ist. Gebt mir noch etwas Zeit um herauszufinden, wozu das alles mit ihm führt. Okay?“, wisperte Eren seiner Adoptivschwester zu.

Diese nickte, packte Armin am Arm, und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Eren nicht mehr verstehen konnte. Kurz darauf wandten sich die beiden ab, winkten ihm mit einem halbherzigen Lächeln zu und zogen sich auf die Tanzfläche zurück.

„Wer waren die beiden?“, wollte Levi wissen.

„Mein bester Freund und meine... Schwester.“, gab Eren mit gesenktem Kopf wieder, „Die beiden waren besorgt um mich, wie immer. Levi, darf ich dich etwas fragen?“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute dieser Eren an. „Natürlich. Was möchtest du wissen?“

„Warum hörst du dir meine Geschichte an? Warum interessiert es dich? Wir kennen uns gerade ein paar Minuten, ich erzähle dir meine ganze Lebensgeschichte und du sitzt hier und verziehst keine Miene. Wenn ich dir damit auf die Nerven gehe, würdest du es mir sagen?“

„Eren, hör zu. Wenn ich jemanden sehe, der Hilfe benötigt, dann kann ich nicht einfach daneben stehen und nichts tun. Und du sahst aus, wie jemand, der kurz davor war, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Wenn es dir hilft, mit jemandem zu reden, dann biete ich mich an. Und wenn du dich ablenken möchtest, kann ich dir helfen.“

Eren schluckte. Hatte Levi das gerade so gemeint, wie er es verstanden hat?

„Was genau meinst du?“, fragte er daher.

„Ich glaube, du weißt ganz genau, was ich meine. Ich bin ein direkter Typ, Eren. Daher sage ich dir auch gleich, dass ich nicht jemand für Gefühle oder Beziehungen bin. Ich bin heute aus wahrscheinlich dem selben Grund, wie du, hier. Eine Nacht zum Spaß, zur Ablenkung, ohne Verpflichtungen. Wenn man sich danach sieht, kann man sich begrüßen. Und wenn die Nacht ganz besonders war, trifft man sich vielleicht auch noch ein zweites oder drittes Mal. Aber mehr nicht. Ist das in Ordnung für dich?“

Erneut schluckte Eren. Mit so einer direkten Antwort hatte er nicht gerechnet. Er nahm einen tiefen Atemzug und nickte dann. Denn schließlich war er wirklich für genau das hierher gekommen, oder?

„Gut, dann sind wir uns einig. Eine Regel noch: Ich nehme niemanden mit in meine Wohnung und andere Wohnungen sind mir meist zuwider. Es gibt ein Hotel in der Nähe, in das ich spontan einbuchen kann. Ist das okay?“

Dieses Mal nickte Eren entschlossener. „Das ist okay für mich. Sag, machst du das öfters so? Den Erstbesten aus einem Club mitnehmen, der dir in die Arme stolpert?“

„Nein, so oft kommt das nicht vor. Aber hin und wieder hab auch ich Bedürfnisse, die gestillt werden wollen. Außerdem, wer sagt, dass du der Erstbeste warst? Ich hab schließlich auch Ansprüche.“

Mit leicht geöffnetem Mund schaute Eren Levi an. Wie konnte er das alles nur sagen, ohne mit der Wimper zu zucken? Eren hatte schon oft direkte Menschen getroffen, aber diese beinahe kalte, analytische Denkweise war zu hoch für ihn. Und der letzte Satz? Hieß das, dass er Levi gefiel? Trotz seines jämmerlichen Auftrittes?

„Nun krieg dich wieder ein und trink dein Bier aus, damit wir los können. Deinen Freunden solltest du besser auch Bescheid geben, nicht dass die kleine Zicke, die du dabei hattest, mir noch den Hals umdreht. Ich rufe derweil im Hotel an.“

Eren nahm einen letzten Schluck aus seinem  Bier und stand dann auf. „Wir treffen uns am Ausgang!“, rief er Levi noch zu, bevor er sich auf die Suche nach seinen Freunden machte. Kurze Zeit später entdeckte er beide auf einer der Lederbänke wieder. „Leute, ich wollte mich verabschieden. Ich verbringe die Nacht mit Levi.“

„Der Typ von eben?“, krächzte Armin, „Ist das dein Ernst?“

„Ja, ist es. Es war doch dein Vorschlag, dass ich mir jemanden für die Nacht suche. Also, dein Plan ist aufgegangen.“, erwiderte Eren.

„Bist du dir sicher?“, fragte Mikasa, „Der Typ ist gruselig. Was, wenn er dir was antut oder auf perversen Kram steht?“

„Ich kann mich gut selbst verteidigen, Mikasa. Ich bin alt genug. Außerdem glaube ich nicht, dass er so jemand ist. Er ist direkt und ehrlich und weiß anscheinend genau, was er will. Aber er ist nicht jemand, der mir etwas antun würde. Nicht so, jedenfalls.“

„Gut. Tu, was du tun musst. Aber melde dich später bitte bei uns, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist.“, entgegnete Mikasa mit tonloser Stimme.

„Das mache ich, aber hört bitte auf, euch Sorgen zu machen. Ich werde jetzt gehen. Kommt sicher nach Hause!“

„Mach es gut, Eren, und pass auf dich auf.“, rief ihm sein bester Freund hinterher.
 

Am Ausgang angekommen, sah er bereits Levi, wie er sein Smartphone in der Jackentasche verschwinden ließ.

„Alles geklärt.“, rief er ihm zu.

„Ich ebenfalls.“, erwiderte Eren.

„Kommst du?“, fragte Levi und bot ihm seine Hand an.

Dieser ergriff sie, aber nicht, ohne vorher noch einen Blick zurück in den Club zu werfen, wo er einen Blick auf Jean mitsamt Begleitung erhaschen konnte, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Schnell drehte sich Eren um und begleitete Levi zu dessen Auto. Wobei es Traumauto viel besser traf. Denn vor ihm stand ein dunkelblauer Ford Mustang Shelby GT 500, ein Wagen, in dem Eren sich nie hätte träumen lassen, einmal sitzen zu dürfen.

„Das ist deiner?“

„Problem damit?“

„Nein, im Gegenteil. Das ist mein Traumauto! Aber darfst du denn noch fahren?“

„Ich hatte nur zwei Schlücke von meinem ersten Getränk, bevor du es verschüttet hast, und danach den, den du mir ausgegeben hast. Also ja. Es erfordert schon mehr als das, um mich aus den Latschen zu hauen. Und nun steig ein.“

Eren tat, wie ihm gesagt wurde. Das Auto war innen makellos. Nicht ein einzelnes Staubkorn zu entdecken.

„Levi, ist das der Grund, warum du niemanden in deine Wohnung nimmst? Ekelst du dich vor Schmutz? Bist du deswegen so schnell aus der Toilette gegangen?“

„Ja, das ist einer meiner Gründe. Können wir das Thema bitte wechseln? Ich möchte nicht weiter darüber reden.“

Eren merkte, dass Levi damit irgendein Problem hatte, wollte aber auch von sich aus nicht genauer nachfragen. Es wird seine Gründe haben, die Eren aller Wahrscheinlichkeit nach eh nie erfahren würde und ihn daher nicht interessieren sollten.

„Gut, hab verstanden. Wie alt bist du eigentlich?“

„30. Ist das ein Problem für dich? Ich nehme an, du bist einige Jahre jünger?“

„Ich bin 21. Und nein, so lange es für dich kein Problem ist, ist es das für mich auch nicht.“

„Dann wäre das geklärt. Wir sind gleich da. Ich schlage vor, du nimmst erst einmal eine Dusche, wenn wir auf dem Zimmer sind. Die Cola klebt bestimmt immer noch an deinem Körper.“

Eren nickte. Er selbst spürte das klebrige Getränk an sich und der Kleidung. Kleidung!

„Ähm, Levi, ich hab gar keine Wechselkleidung dabei.“

„Kein Problem. Nach der Dusche musst du dich nicht wieder komplett anziehen. Und wenn wir fertig sind, kann ich dich gleich nach Hause fahren. Da kannst du deine Kleidung wechseln, wenn du möchtest.

„Wie romantisch...“, gab Eren zischend von sich.

„Ich habe dir gesagt, wie ich bin und was ich will. Du weißt, worauf du dich einlässt.“, gab Levi mit ausdrucksloser Miene von sich.

„Entschuldige, ist mir so raus gerutscht. Es ist nur... ehrlich gesagt, ich hab so etwas noch nicht gemacht.“

„Sex?“

„Nein, das meine ich nicht. Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand. Bisher war Jean der einzige Mann, mit dem ich es getan habe.“

„Verstehe.“, gab Levi von sich, „Bist du dir sicher, dass du es überhaupt willst?“

„Danke, dass du dir Sorgen machst, aber ja, das bin ich. Erst recht, nachdem ich die beiden heute gesehen habe. Bitte denk nicht, dass ich dich ausnutzen möchte, aber ich muss das Bild irgendwie wieder aus meinem Kopf bekommen.“

„Und ich sagte, ich helfe dir gerne, dich abzulenken. Wir sind übrigens da.“

Eren blickte aus dem Fenster des Wagens. Sie standen vor einem riesigen Gebäude mit Glasfront und am Schriftzug konnte er erkennen, dass es sich dabei um ein Hotel der gehobeneren Klasse handelte.

„Ist das nicht ein bisschen zu viel?“, fragte Eren eingeschüchtert.

„Du weißt doch von meinem Problem. Ich möchte nur sicher gehen, dass ich mich auch wohlfühle.“, entgegnete Levi ihm kühl.

„Aber das? Eine Nacht hier geht doch bestimmt in die Hunderte.“

„Mach dir deswegen keine Sorgen. Ist nicht so, als ob ich es nicht hätte.“

„Levi, was genau machst du beruflich?“

„Ein früherer Kommilitone und ich haben eine Firma gegründet, als wir beide unseren Uni-Abschluss hatten. Diese läuft mehr als profitabel und deswegen kann ich mir das hier auch leisten. Stört es dich?“

„Nein.“, sagte Eren kleinlaut, „Ich bin so etwas nur nicht gewöhnt.“

„Also, wollen wir uns hier fest quatschen oder endlich rein?“

Als er die Worte hörte, ergriff Eren die Autotür, steig aus und machte sich mit Levi zusammen auf den Weg zur Rezeption des Hotels.

„Ah, Herr Ackerman! Wir haben Sie schon erwartet. Die Suite wurde gerade nach Ihrem Standard zurecht gemacht. Haben Sie Gepäck dabei?“

Eren stutze. Man kannte Levi hier mit Namen? Wie oft genau schleppte er irgendwelche Kerle ab und landete dann mit ihnen hier? Und die Suite? Für eine Nacht mit ihm?

„Nein, nur ich und meine Begleitung.“, unterbrach Levis Stimme Erens Gedanken.

„Gut. Der Weg ist Ihnen noch bekannt oder soll ein Page Sie zum Zimmer begleiten?“

„Nein, vielen Dank, den Weg finde ich auch so. Die Abrechnung, wie immer, über das Firmenkonto.“, gab er mit seiner üblichen, kühlen Stimme von sich.

„Ist das überhaupt erlaubt?“, flüsterte Eren ihm zu.

„Mach dir keine Gedanken, Balg. Am Ende ist es auch nur mein Geld. Und ob nun ich oder irgendein protziger Firmenkunde unter meinem Namen und von dem Geld hier unter kommt, spielt nun wirklich keine Rolle.“

So ist das also. Man kennt Levi hier, weil er das Hotel regelmäßig für seine Kunden bucht.

„Wollen wir?“, fragte Levi mit gesenktem Blick. Kaum sprach er das aus, wurde Eren von ihm an der Hand gepackt und zu den Fahrstühlen gezogen. Levi drückte eine Taste und kurz später öffneten sich die Türen mit einem leisen 'Pling'. Eren wurde von Levi hinter diesem her in den Fahrstuhl gezogen. Er sah nach, wie Levi die Taste für den 10. Stock betätigte, dann wurde er von diesem unsanft gegen die Wand des Fahrstuhls gedrückt. Levi zog ihn am Shirt zu sich herunter, schaute ihm tief in die Augen und flüsterte dann in sein Ohr: „Hier drauf habe ich schon den ganzen Abend gewartet.“

Nur einen Augenblick später, legten sich brennend heiße Lippen auf Erens eigene, was ihm ein leises Keuchen entrang. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, zog er Levi näher an sich. Dessen heiße Zunge fuhr verführerisch über Erens Lippen und bat so stumm um Einlass, den Eren ihr ohne zu zögern gewährte. Die Zungen der beiden prallten immer wieder aufeinander, verflochten sich und lösten sich wieder, während die Hände der beiden über der Kleidung des jeweils anderen auf Wanderschaft gingen.

Dann ruckelte es plötzlich und der Fahrstuhl kam zum Stehen.

„Wir sind da. Komm!“, sprach Levi. Eren war noch immer außer Atem. Was war da gerade passiert? Und wieso hatte dieser Kuss ihn so heiß gemacht? Er hatte sich doch sonst besser unter Kontrolle. Aber eine kurze Berührung über seiner eigenen Hose machte ihm unmissverständlich klar, dass er bereits bretthart war.

„Willst du Wurzeln schlagen?“, riss Levi ihn aus seinen Gedanken. Kopfschüttelnd folgte Eren ihm.

Levi öffnete nun die Tür zur Suite, und als Eren eintrat, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Suite war riesig. Nachdem man einen elegant eingerichteten Flur entlang kam, betrat man durch Flügeltüren den eigentlichen Wohn- und Schlafbereich. An der rechten Seite stand ein gewaltiges Himmelbett, bezogen mit weißer Seidenwäsche. Zur Rechten war eine große Wohnlandschaft aufgebaut, dessen Mittelpunkt das große anthrazitfarbene Sofa zusammen mit dem Kamin bildete. Es gab sogar eine kleine Kochnische im hinteren Teil des Zimmers.

„Fühl dich, wie zu Hause.“, sagte Levi an ihn gerichtet, „Die Tür zum Badezimmer findest du neben dem Bett. Ich schau so lange, was die Minibar zu bieten hat.“

„In Ordnung.“, sagte Eren und machte sich auf den Weg zum Bad. Auch in diesem Zimmer kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Badezimmer war groß. Das Highlight war die Eckbadewanne, die auch als Whirlpool genutzt werden konnte. Gegenüber war eine große, ebenerdige Dusche, unter der Eren sofort, nachdem er sich seiner Kleidung entledigt hatte, verschwand. Wie war er eigentlich von 'Heute kriegt mich niemand aus meinem Zimmer heraus' zu dem hier gekommen? Am Morgen noch wollte er niemanden sehen, jetzt würde er die Nacht mit einem wahnsinnig gutaussehenden Mann verbringen, der es alleine mit seinen Küssen schaffte, ihn in andere Sphären zu versetzen. Wenn er im Bett genauso talentiert ist, würde Eren keine fünf Minuten durchhalten. Schnell wusch er sich seinen Körper und die Haare aus. Er entdeckte einen Bademantel, der neben der Dusche angebracht war. Nachdem er aus dieser ausstieg und sich abgetrocknet hatte, zog er genau diesen an.

Okay, Jäger, dieses könnte jetzt die beste oder schlimmste Nacht deines bisherigen Lebens werden. Reiß dich zusammen, und vielleicht hast du dann die Chance, dass dies nicht die letzte Nacht mit Levi wird.

Denn bereits nach dem ersten Kuss mit diesem war ihm klar, dass er alles dafür tun würde, dass dieses nicht das letzte Treffen der beiden bleiben würde.



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