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Boody Memories

Die Geschichte eines Auftragsmörders
von

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Kapitel 2

In den Erinnerungen schwelgend musste ich feststellen, dass die Zeit extrem voran geschritten war. Ein Auftrag sollte jedoch noch erledigt werden musste also war nun Eile gefragt. Immerhin sollte es in einer halben Stunde losgehen. Also rannte ich aus meiner kleinen, tristen Dreiraumwohnung, schloss die Tür hinter mir, sprang in meinen Wagen und fuhr los.

Hier in Tokio war es immer sehr anstrengend. Viele Autos, noch mehr Verkehr und umso mehr Menschen. Das alles war extrem nervig. Aus dem Grund hatte ich Bedenken, es nicht pünktlich zu meinem Auftraggeber zu schaffen, weil dieser von der harten Sorte war. Sobald man sich nur eine Minute verspätete, wartete eine sehr harte Strafe. Ich war einmal Zeuge, als einer von uns Auftragsmördern zu spät kam. Er hatte diesen armen Jungen, der vielleicht gerade mal fünfzehn Jahre jung war, einfach auf der Streckbank gefesselt und ihn ausgequetscht, warum er zu spät kam. Der Junge hatte keine passende Antwort für ihn parat. Deshalb wurde er so lange gestreckt, bis schließlich seine Knochen brachen. Das war kein schöner Anblick.

Ja, ich war dabei, als dieser Bastard den Jungen quälte. Normalerweise störte mich so etwas nicht die Bohne, aber der Gedanke, eine vielleicht schlimmere Strafe zu bekommen, verpasste mir einen kalten Schauer, der über meinen Rücken lief. Also hupte, pfiff und schrie ich aus meinem Auto heraus, dass diese Idioten den Weg frei machen sollten, weil ich zu meiner hochschwangeren Frau musste. Das hörten sie alle. Es war jetzt viel leichter, durch den Verkehr zu kommen, und für mich ein leichteres Spiel, rechtzeitig bei meinem Auftraggeber anzukommen. Ich öffnete die Tür seines riesigen, und gleichermaßen brüchigen Anwesens, und sah ihn, welcher eine extrem böse Miene aufsetzte. „Warum hat das so lange gedauert?!“, fragte er mich. Meine Muskeln verkrampften kurz, bevor sie sich wieder aufzulockern. „Verzeihung, draußen war sehr viel Verkehr und wie Sie sicher wissen, ist es sehr schwer, um diese Uhrzeit durch die Stadt zu kommen.“ Der Mann grübelte kurz, dann sagte er mit einem leichten Kopfnicken „Da hast du wohl Recht, Haoshi. Okay, pass' auf. Ich lasse das heute noch durchgehen, aber kein zweites Mal, verstanden?“. Diesmal antwortete mein Kopf mit einem ebenso leichten Kopfnicken. „Ja, Sir.“ Er gab mir meinen Auftrag in die Hand, welchen ich mir erst einmal durchlas. Diesmal sollte ich einen Mann töten, der zwar kein Kriegsführer, aber meinem Auftraggeber trotzdem ein Dorn im Auge war, und das war für ihn fast dasselbe. Diese Idioten dachten immer, dass sie etwas Besseres waren. Ähnlich wie Königen. Das nervte mich immer. Dass es ausgerechnet dieser Auftrag war, ging mir ziemlich gegen den Strich. Aber ich nahm ihn an und machte mich an die Arbeit.
 

So, wie damals der Kriegsführer den Tod fand, konnte es kein zweites Mal ablaufen. Denn diesmal war mein Opfer allein. Das war sein Fehler, aber umso leichter für mich. Ich musste also nicht an irgendwelchen Handlangern vorbei, sondern einfach nur die Tür öffnen und ihn um die Ecke bringen. So passierte es auch. Ich fuhr hin und erledigte den Kerl mit einem glatten Schuss durch seinen Schädel, sodass der Mann sofort tot war. Er fiel langsam nach vorn und sein Kopf landete auf der Tischplatte vor seinem sterbenden Körper. Hinter mir befand sich ein Fenster, welches sich durch meine Handbewegung öffnete. Aus diesem hinaus geklettert, kroch ich durch das grüne Dickicht seines Gartens und fand schließlich einen Ausgang, der sich mir als Fluchtweg bot, stieg wieder in mein Auto und fuhr zurück zum Auftraggeber. Dort angekommen, wartete er bereits am Tisch sitzend auf mich. Ich setzte mich dazu, legte den Auftrag auf die Platte und unterschrieb diesen. Das bedeutete, dass der Fall erledigt war. Er sah mich überrascht an und sagte mir, dass es bisher keiner geschaffte, den Job zu erledigen. Das wunderte mich. Ich war seit vier Jahren dabei und gerade siebzehn Jahre alt geworden. Es war eigenartig, dass es bisher niemand auf die Reihe bekam, einen einzelnen Kerl zu töten, dessen Sicherheitsvorkehrungen für die Tonne waren. Es brachte nichts, weiter darüber nachzudenken. Auch dieser Auftrag war nun erledigt. Das unterschriebene Dokument wechselte den Besitzer, und auf dem Gesicht des grimmigen Mannes zeigte sich ein kurzes Grinsen. Er sah mich an und reichte mir schließlich seine rechte Hand. Ein Händeschütteln konnte nur bedeuten, dass über kurz oder lang ein neuer Auftrag von ihm auf meinem Tisch landete. Nach dieser Begegnung mit ihm lief ich zu meinem Wagen und fuhr nach Hause.
 

Es war schon eigenartig, wenn man bedachte, wie alles begann. Ich spürte jedes Mal, wenn wieder jemand auf der 'schwarzen Liste' stand, Erleichterung. Bei jedem, der durch meine Hand starb, kam die Erinnerung an meinen Vater, und jedes Mal die Vorstellung, dass er derjenige war, der starb. Was mich bis jetzt immer noch wunderte war seine plötzliche Arbeitslosigkeit. Zu Hause angekommen setzte ich mich in mein Büro, schaltete den PC an und recherchierte ein wenig, um herauszufinden, was damals geschah. Wie schon erwähnt waren meine Eltern sehr hoch angesehene Menschen, die ziemlich viel Einfluss hatten. Es war also nicht schwer herauszufinden, was bei ihnen beruflich passierte. Dann stolperte ich über einen sehr verwunderlichen Artikel. Die Firma, in der meine Eltern tätig waren, ging zum damaligen Zeitpunkt Pleite. Das war aber unmöglich, denn meine Kindheit war alles andere als ärmlich gestaltet. Wie konnte es also sein, dass meine Eltern kein Geld mehr hatten, weil das Unternehmen bankrottging? Meine Augen überflogen den Artikel weiter. Mein Vater, Takuyo Haoshi, wurde aufgrund des Verdachts der Steuerhinterziehung fristlos gefeuert, spielte aber immer noch den schwer Beschäftigten. Das erklärte einiges. Ich ließ mich in den Bürostuhl fallen und grübelte. Wahrscheinlich war es keine schlechte Idee, ihn deswegen und aufgrund von Kindesmisshandlung hinter Gittern zu bringen. Es musste schließlich jemanden geben, der sein Leben genauso zerstörte, wie er es auch mit meinem getan hatte. Eine andere Möglichkeit war, ihn zu erpressen. Ich wusste, dass er alles daran setzte, seine Vergehen zu vertuschen, um nicht aufzufliegen. Das war zwar hinfällig, dass er mal aufs Maul bekam, aber ein quälender Aufschub war auch eine Möglichkeit. Während meine Gedanken kreisten, verstrichen Stunden. Ein einziger Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit war, schlafen zu gehen.
 

Zu meinem Job gehörten auch kleinere Aufträge, die mir eigentlich gar nichts brachten, weil ich dafür nur ein paar Münzen bekam. Nicht besonders lukrativ, aber besser als gar keine Kohle. Außerdem war alles besser, als sinnlos zu Hause zu sitzen. Nach einem gesunden und langen Schlaf, der jedoch mit Albträumen getränkt war, stand ich auf und ging sofort ins Büro, um meinen Papierkram zu erledigen. Die Recherche von gestern Abend beschäftigte mich immer noch, doch jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt, sich damit den Tag zu versauen. Im Büro angekommen sortierte ich die zukünftigen Aufträge nach Fälligkeit und legte weg, was erledigt war. Mir fiel auf, dass es für diesen Monat gar nicht mehr so viel zu tun gab. Zwei oder drei Jobs waren noch offen, dabei war es mitten im März! Ehrgeiz zahlte sich eben aus.
 

Der nächste Auftrag, der auf meiner Liste stand, war ein Junkie, gegen den die Polizei nichts unternahm. Dieser hatte eine Tochter im Alter von sechzehn Jahren, die er regelrecht versklavte. Häusliche Gewalt war wohl auch im Spiel, aber sie sagte aus Angst vor ihrem Vater nie aus. Die Situation kam mir sehr bekannt vor, nur dass mich damals niemand befragte. Die Polizei konnte wohl nichts machen, weil die Beweise letzten Endes nicht ausreichten, obwohl es auf der Hand lag. Ein Junkie konnte seine Sucht nur stillen, wenn er Drogen hatte. Diese mussten allerdings erst einmal besorgt werden. Ich nahm an, dass er seine Tochter los schickte, um die Drogen für ihn zu holen. Wenn sie aber mit leeren Händen wieder kam, erhob dieser Typ seine Hand gegen sie. So hatten wir also zwei oder drei Tatbestände, nämlich Hehlerei, häusliche Gewalt beziehungsweise Körperverletzung und schlussendlich auch Drogenbesitz, wenn er welche hatte. Das Problem: Ohne Zeugen gab es keine Täter und ohne die auch kein Verfahren. Ohne das gab es schließlich keine Strafe für seine Vergehen. Plötzlich fühlte ich mich in die Vergangenheit zurück versetzt. Eines war klar: dieses Mal musste etwas unternommen werden, bevor noch Schlimmeres geschah.

Dieser Job war in zwei Tagen fällig. Es gab also genug Zeit, sich darauf vorzubereiten. Die verschiedenen Berichte durchforstet war der Name des Mannes polizeilich bereits bekannt. Sein Kosename war Joe und seine Tochter trug den Namen Sophie. Beide lebten in St. Louis, Missouri, genau an der Grenze zu Illinois. Sie ging noch nicht auf das Collage, wurde jedoch bereits für eines angenommen. Im Anhang der Auftragsakte waren Fotos angeheftet mittels einer Büroklammer. Darauf waren das Mädchen und dessen Vater abgebildet. Sie war sehr hübsch. Ihre Haare waren nussbraun und lockig, die Augenfarbe blau, und ihre Hautfarbe war blass. Das Mädchen hatte eine schlanke Figur und trug ein trägerloses Pünktchenkleid. Einige Blessuren waren ebenso zu erkennen. Die Trottel von der Fahndung hätten wenigstens ein Bild nehmen können, auf dem die Kleine noch unversehrt erschien. Ihr Vater hingegen hatte ein eingefallenes Gesicht, graue, fettige Haare und zerschlissene Klamotten. Sophie sah auf dem Foto alles andere als glücklich aus. Während ich mir die Akte mit dem Bildern weiter ansah, überkam mich plötzlich die Unsicherheit, ob ich diesen Auftrag tatsächlich annehmen sollte. Dieses Gefühl stand auf der sogenannten Tabu-Liste eines jeden Auftragsmörders, denn es machte unkonzentriert, leichtsinnig und schwach. Und Schwäche führte schließlich zu einem bösen Ende.

Es war Zeit, mir Klarheit darüber zu verschaffen, ob ich den Auftrag annahm oder nicht. Also ging ich zu meinem besten Freund, Elias, der mir schon immer mit Rat und Tat zur Seite stand.



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