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Königsbürde

von

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Kapitel 20

Kapitel 20
 

Nach dem großen Festessen blieben Amalia und Killian zunächst auf ihren Plätzen, am Ende des Raumes und mit der Möglichkeit den gesamten Saal zu überblicken, sitzen, in der Erwartung noch einige weitere Glückwünsche zu ihrer Krönung entgegennehmen zu müssen. Ein großer Teil der geladenen Gäste hatte dies zwar bereits vor dem Essen getan, jedoch hatte die Zeit nicht ausgereicht, damit jeder die Gelegenheit dazu bekommen hatte.
 

Killian versuchte währenddessen seine freundliche Miene beizubehalten und somit zu verstecken, dass er im Grunde genervt und angespannt war. Angespannt war er nach wie vor aufgrund der Vorkommnisse am Morgen bei der Krönung, genervt hingegen war er von einigen Personen, die ihnen ihre Glückwünsche überbracht hatten.

Auch wenn ihm bei weitem nicht alle Personen bekannt waren, die vor sie traten, so war es ihm doch möglich gewesen, sich einige der Gesichter zu merken, welche ihnen bereits bei der Hochzeit gratuliert hatten. Auffällig war nun, dass viele dieser Menschen außerordentlich freundlich sowohl zu Amalia, als auch zu ihm waren. Selbst die ersten Bitten wurden bereits geäußert, während sie sich vor ihnen verbeugten. Nicht, dass ihn dieses Verhalten tatsächlich überraschte, doch wunderte es ihn, dass man erst damit angefangen hatte, nachdem die Krönungszeremonie vollzogen worden war. Immerhin stand bereits vorher schon fest, dass es dazu kommen sollte, doch schien es den Menschen nicht auszureichen nur mit einem künftigen Königspaar zu tun zu haben, sondern erst mit dem offiziell gekröntem.
 

Mit der Zeit spürte er den Blick seiner Gemahlin auf sich, bis er ihr schließlich das Gesicht zuwandte.

„Deine Laune ist nicht die beste“, stellte Amalia einfach nur fest und musterte ihn weiter.

„Ich kann es nur nicht verstehen, dass es noch nicht mehr Erkenntnisse über die Rebellen gibt“, antwortete Killian nach kurzem Überlegen und umging somit lieber das Verhalten ihrer Untertanen.

„Ich hatte auch mehr erwartet, als das, was du mir vorhin berichten konntest“, gestand sie leicht seufzend und ließ ihren Blick ein wenig gedankenverloren durch den Raum wandern, ohne dabei auf der Suche nach etwas bestimmten zu sein.

„Ich werde mich die nächsten Tage versuchen weitestgehend zu informieren. Vielleicht finde ich noch etwas heraus oder es kommen womöglich sogar neue Erkenntnisse zum Vorschein“, sagte Killian murmelnd.
 

Auch der junge König ließ nun seinen Blick durch den Saal wandern, blieb damit jedoch an dem einen oder anderen alten Berater hängen. Vor allem Travis beäugte er eine Zeit lang. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser keinen größeren Aufwand betrieben hatte, um herauszufinden, wer genau hinter den Rebellen stand, wer diese Anführte und vor allem, was genau ihr Ziel war. Immerhin richtete sich die Wut offenbar zum größten Teil gegen seinen nun verstorbenen Bruder. Hat er ihn nicht für Schützenswert gehalten oder hatte er die Rebellen einfach nur unterschätzt?

Allgemein hatte Killian den Eindruck, dass der Berater sich seine Arbeit recht einfach machte. Er war gebildet, gut informiert und wusste sich so auszudrücken, dass er nicht alles preisgeben musste, doch vielleicht hatte ihn letztendlich der Alltag und eine gewisse Gleichgültigkeit über all die Jahre ereilt? Denn an seiner Reaktion, dass auch er genaugenommen zur königlichen Familie gehörte, konnte man erkennen, dass er scheinbar gar nicht so weit gedacht hatte, wie er es hätte müssen. Vielleicht war er blind für seine eigenen Aufgaben geworden?

Killian musste dafür sorgen, dass ihm zumindest jemanden an die Seite gestellt wurde, damit auch ein neuer Blickwinkel hinzukam. Vielleicht würde es so zufriedenstellende Ergebnisse im Bezug auf die Rebellen geben. Doch bis er jemand passendes gefunden hatte, würde es hoffentlich reichen, dass er heute einen kleinen Schreck bekommen hatte.
 

Kurz wurde Killian bei seiner Betrachtung der anwesenden Personen unterbrochen, als weitere Gratulanten vor sie traten. Nach den respektvollen Worten und einer tiefen Verbeugung gingen diese auch gleich wieder zurück zu den anderen Gästen, was der junge König willkommen hieß.

„Ich möchte wissen, wann die Kritiker zu Rebellen wurden“, erklärte er seiner Frau schließlich leise und schloss damit an seine letzte Aussage an. „Was war der Auslöser? Ich frage mich, was man alles hätte verhindern können, wenn man nur die richtigen Informationen gehabt hätte.“

Er musste zugeben, dass ihn das ganze doch mehr beschäftigte, als er sich selbst eingestehen wollte. Dabei machte er sich jedoch viel weniger Sorgen um sich selbst, sondern eher um Amalia. Immerhin gehörte sie nicht nur der alten Königsfamilie an. Nun war sie selbst die Königin und sollte eine neue Gründen.
 

Schließlich unterbrach die junge Königin Killian in seinen Gedanken, als sie ihm sachte eine Hand auf den Unterarm legte. „Du bist viel zu angespannt“, sagte sie mit sanfter Stimme und lächelte ihn dabei beruhigend an.

„Aber wie könnte ich nicht angespannt sein?“, fragte er hingegen und zog seine Stirn dabei kraus. „Bist du völlig entspannt bei diesem Thema?“

Kurz lachte sie leise auf. „Nein, ganz gewiss nicht. Allerdings bin ich noch immer ruhiger als du. So ist es einfacher einen klaren Kopf zu bewahren.“

Gleich darauf wollte Killian etwas erwidern, doch noch bevor er auch nur ein Wort richtig sagen konnte, unterbrach Amalia ihn bereits erneut. „Du kannst hier und jetzt ohnehin nichts an der Situation ändern. Zerbrich dir heute nicht mehr den Kopf. Der morgige Tag bringt auch Zeit mit sich. Zeit, die du dann in aller Ruhe nutzen kannst.“
 

Killian ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen und musste Amalia letztendlich zustimmen. Natürlich konnte er sich auch jetzt schon kleinere Dinge überlegen, doch alleine wegen der Lautstärke und dem Trubel um sie herum fehlte ihm die nötige Konzentration, die er brauchen würde um sich etwas wirklich Sinnvolles zu überlegen. Diesen Gedanken behielt er jedoch für sich und fragte sie stattdessen etwas anderes, um die Situation wieder ein wenig aufzulockern. „Wieso glaubst du eigentlich, deinen König einfach so unterbrechen zu dürfen?“ Dabei zogen sich seine Mundwinkel ein wenig nach oben und er sah sie herausfordernd an.

„Nun“, fing sie an darauf einzugehen. „Ich hatte das Gefühl meinen König vor seinen eigenen Aussagen schützen zu müssen.“ Auch sie erwiderte sein Lächeln, bereit, ebenfalls auf andere Gedanken zu kommen.

„Denkst du, dass deine Aufgaben als Königin dich so wenig auslasten werden, dass du das auch noch übernehmen musst?“, fragte er, auch wenn er somit bereits wieder ein etwas ernsteres Thema ansprach. Doch immerhin war es nicht das Thema, welches sie zuvor hatten.
 

Amalia nickte aufgrund seiner Frage. „Ich fürchte tatsächlich früher oder später unter Langeweile zu leiden, immerhin war ein großer Teil der Ausbildung auf Kindererziehung ausgelegt gewesen.“ Mit diesen Worten wandte sie ihren Blick wieder in Richtung der Menge.

Damit hatte Killian es wohl erreicht, genau das Thema anzuschneiden, welches sie für gewöhnlich auch eher mieden.

„Würdest du dir jetzt schon welche wünschen?“, fragte er daher, denn plötzlich eine neue Richtung des Gespräches einzuschlagen wäre wohl auch nicht gerade die sensible Art gewesen.

„Nein, nicht sofort“, sagte Amalia gleich und lächelte ihn beruhigend an. „Aber ich habe mir schon immer welche gewünscht. Nur eben später.“

„Tut mir leid.“ Er wusste zwar, dass sie es nicht mochte, wenn er sich wegen seiner Beziehung zu Aidan entschuldigte, doch etwas anderes fiel ihm in diesem Moment nicht ein und auch Amalia schien es dieses Mal hinzunehmen, denn sie schwieg lediglich.
 

Nach einer Weile bekam Killian jedoch eine Idee, auch wenn sie vielleicht in ihren Augen taktlos erscheinen könnte. Doch wenn er ihr dies nicht vorschlug, dann konnte er es auch nicht wissen. „Was hältst du von Hunden?“

Ein wenig irritiert schaute sie ihn wieder an. „Worauf möchtest du hinaus?“, fragte sie und runzelte die Stirn dabei.

„Du könntest einen haben, wenn du sie magst. Das ist zwar fürs Erste nur ein schwacher Trost, aber zugleich auch ein Zeitvertreib. Außerdem haben viele Herrscherinnen einen solch treuen Gefährten an ihrer Seite“, erklärte er seinen Gedankengang und hoffte wirklich, dass sie das nicht falsch auffassen würde.
 

Amalia schien kurz zu überlegen, dann aber fing sie an zu lächeln. „Nur, wenn ich selbst einen aussuchen darf!“

„Dann sollst du einen bekommen“, sagte er lachend, da er das Strahlen in Amalias Augen sah.

„Außerdem möchte ich einen Tanz mit meinem großherzigen Gemahl“, fügte sie hinzu und sah ihn fordernd dabei an.

Gespielt entsetzt erwiderte Killian ihren Blick. „Da reiche ich dir einen kleinen Finger und auf einmal ist mein ganzer Arm mit weg! Was möchtest du denn noch alles haben?“

„Was hast du denn noch anzubieten?“
 

Nur kurz hatte Killian seinen Blick erneut durch den Saal gleiten lassen, doch dieses Mal blieb er wie von alleine an Aidan hängen und nahm daher die Frage seiner Frau nur am Rande wahr, ohne sie richtig zu beachten. Wahrscheinlich wäre er gar nicht so sehr von seinem Liebsten abgelenkt gewesen, wenn er ihn nicht aus so ausdruckslosen Augen angesehen hätte. Es verwunderte und irritierte Killian gleichermaßen, dass Aidan gerade nicht seine freundliche Fassade aufrechterhalten hatte. Sofort machte er sich Sorgen, dass etwas vorgefallen sein könnte, weshalb er ihm einen fragenden Blick zuwarf, doch reagierte sein Liebster gar nicht darauf, drehte sich nur zu seinem Sitznachbarn, der ihn gerade angesprochen hatte und schenkte diesem ein Lächeln. Danach kümmerte er sich nicht weiter um Killian und konzentrierte sich auf das entstandene Gespräch.
 

„Mein Bruder braucht nur einen einzigen Blick, um deine volle Aufmerksamkeit zu bekommen“, hörte Killian schließlich Amalia sagen, ohne die Fröhlichkeit, die zuvor noch in ihrer Stimme gewesen war.

Nur langsam konnte der junge König seinen Blick von Aidan losreißen und wandte diesen dann der Frau neben sich zu. „Entschuldige, was sagtest du?“

„Dafür werde ich auf jeden Fall gleich meinen Tanz bekommen, ebenso einen zweiten. Außerdem möchte ich mit Aidan tanzen und du wirst nichts dagegen sagen“, sagte Amalia und errichtet nun auch eine Fassade aus Freundlichkeit.

Ein wenig irritiert sah Killian sie an. „Warum sollte ich etwas dagegen haben? Ich freue mich, wenn du Zeit mit ihm verbringen kannst, nach so vielen Jahren, in denen ihr euch nicht gesehen habt.“
 

Kritisch begann sie ihn daraufhin zu mustern. Es dauerte eine Weile, bis Killian glaubte zu verstehen, worum es ihr hier ging. Nur hätte sie in dem Fall vielleicht nicht gerade ihren Bruder auswählen sollen. „Andere Männer hingegen wären ein anderes Thema“, sagte er daher vorsichtig, auch wenn die Aussage von seiner Seite aus nicht ganz stimmte. Sie sollte ruhig mit anderen Männern tanzen, solange ihr keiner davon zu nahe treten wollen würde, hätte er auch nichts dagegen. Er fand ohnehin, dass er durch seine Liebschaft mit Aidan, nicht das Recht dazu hatte, ihr den Kontakt zu anderen zu untersagen, auch wenn er es dürfte.

Als er nun sah, dass Amalias Gesichtsausdruck zufrieden wirkte, atmete er innerlich erleichtert auf. Offenbar hatte er richtig vermutet, dass sie sich wohl wünschte, dass sie ihm zumindest nicht ganz egal war. Doch zweifelte er nun daran, ob er ihr mit solchen Aussagen dann nicht doch in irgendeiner Weise Hoffnungen machte.

„Ich werde versuchen dich glücklich zu machen, soweit es mir möglich ist“, sagte er schließlich leise zu seiner Frau und hoffte, dass sie verstand, dass er nicht plante, Aidan dafür aufzugeben.
 

Eine Weile musterte sie ihn, bis sie schließlich von ihrem Stuhl aufstand und ihn auffordernd ansah. „Dann fang gerne gleich damit an. Geh mit mir auf die Tanzfläche.“

Er war froh, dass, auch wenn die Situation für sie nicht sonderlich angenehm war, sie trotzdem versuchte es von ihrer Seite möglichst einfach zu halten.

Lächelnd nickte er ihr zu, bevor auch er sich erhob und ihr seine Hand reichte, welche sie auch sogleich ergriff. So führte er sie um den großen Tisch herum zur Tanzfläche, während langsam die Menschen um sie herum ihnen mit ihren Blicken folgten, um den ersten Tanz des neuen Königspaares nach der Krönung zu bestaunen.
 

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Killian kam sich dieses Mal seltsam vor, als er sich in einem dunklen Schlafzimmer wiederfand und erneut das Bett, oder vielmehr die schlafende Person darin, beobachtete. Nun war es jedoch nicht Aidan, sondern Amalia, die unter der großen Decke friedlich schlief und nichts von seiner Anwesenheit bemerkte.
 

Das Fest zog sich bis spät in die Nacht. Bereits am Abend hatten Amalia und Killian sich von den Feiernden zurückgezogen, um in ihre privaten Räumlichkeiten zurückzukehren. Während Killian entschied noch auf Aidan zu warten, war Amalia schließlich ins Bett gegangen und hatte offensichtlich schnell in den Schlaf gefunden.
 

Mit der Zeit wurde es immer später und der junge König musste feststellen, dass sein Liebster scheinbar an diesem Abend nicht zu ihm kam. So hatte er genügend Zeit zum Nachdenken und wie von alleine kehrten seine Gedanken zu dem Zwischenfall am Morgen zurück. Leider kam er, obwohl er nun die nötige Ruhe hatte, zu keinem Lösungsansatz, sondern wurde stattdessen viel mehr nervös. Mit der Nacht kamen auch die Schatten und in diesen Schatten konnte man sich gut verstecken.
 

Letztendlich verließ er sein Schlafzimmer wieder, nur um stattdessen das von seiner Frau zu betreten und nach ihr zu sehen. Es hatte ihn schlicht nervös gemacht, sie alleine hier im Dunkeln zu wissen.

Erleichtert stellte er fest, dass ihr nichts fehlte und soweit er es im Dunkeln erkennen konnte, war in ihrem Zimmer alles unverändert. Eine Weile lang betrachtete er sie und stellte fest, dass sie trotz der Stärke, die sie zu jeder Zeit an den Tag legte, nun im Schlaf jünger und verletzlicher aussah. Als er sich jedoch seltsam dabei vorkam, sie anzusehen, ohne, dass sie etwas davon mitbekam, trat er von ihrem Bett zurück und im Zuge dessen an eines der Fenster heran. Noch immer ein wenig nervös blickte er sich im Garten um, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen, auch nicht, nachdem er diesen eine ganze Weile lang betrachtet hatte.
 

Nach einiger Zeit ging er schließlich wieder zurück in sein eigenes Schlafzimmer. Zu seiner Enttäuschung war Aidan noch immer nicht gekommen und wartete dementsprechend auch nicht auf ihn.

Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, ob nicht er selbst zu seinem Liebsten gehen sollte, doch verwarf er die Idee recht schnell wieder, bei dem Gedanken, dann Amalia alleine zurückzulassen. Zwar hatten sie nach wie vor Wachen, doch reichte dies nicht aus, ihm ein vollkommen sicheres Gefühl zu geben.
 

Schließlich ging er dann alleine ins Bett.
 

Ende Kapitel 20



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