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Paul

von

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08. (Ohne Adult)

Hey! ^^
 

Da heute Ostersonntag ist, dachte ich, ich lasse es mal ruhiger angehen. ... Dachte ich. Aber mit dem Denken ist das so eine Sache. Genau wie mit dem Wollen.

Tja. Und was Paul und Ole wollen geht eindeutig in eine andere Richtung als in die von mir geplante xD

Viel Spaß mit dem heutigen Ostersonntagskapitel.
 


 

08. (Ohne Adult)
 

Ein herrlicher Duft holt mich aus dem Schlaf. Eindeutig frisch gebrühter Kaffee. Aber noch etwas anderes micht sich dazwischen. Etwas, das ich kenne, aber mir will nicht einfallen, was genau das ist. Auf jeden Fall duftet es verdammt lecker, sodass ich die Augen öffne und mich umschaue.

Paul ist, wie vermutet, schon aus dem Bett. Warum sonst läge Kaffeeduft in der Luft?

Trotzdem irgendwie schade. Ich hätte gern noch ein wenig mit ihm im Bett herumgelümmelt, mit ihm gekuschelt und vielleicht noch ein bisschen mehr ...

Seufzend drehe ich mich auf die Seite und stecke die Nase in Pauls Kissen. Das duftet auch richtig lecker ...

Aber was ist das nur für ein anderer Geruch? Die Frage lässt mich einfach nicht los, weil mir die Antwort auf der Zunge liegt, doch ums Verderben nicht einfallen will. Außerdem knurrt mein Magen, der dieses Rätsel auch unbedingt lösen möchte.

Es hilft alles nichts. Um den auf den Grund gehen zu können, muss ich Wohl oder Übel aufstehen.
 

Ich schwinge mich aus dem Bett. Hm. Ich bin nackt und meine Kleidung liegt noch im Wohnzimmer. Nachdenklich schaue ich mich um. Dabei fällt mir ein zusammengelegter Stapel Kleidung auf, der am Fußende des Bettes liegt.

Paul hat mir schon frische Klamotten herausgelegt.

Grinsend begutachte ich den Stapel. Ein dünner Pullover, eine Jogginghose sowie eine Boxershorts. Socken liegen auch dabei. Paul ist und bleibt ein hervorragender Onkel, oder?
 

Ich schlüpfe in die herausgelegten Sachen, die mir zwar ein wenig zu groß sind, aber umso kuscheliger, und verlasse das Schlafzimmer.

Der Geruch muss aus der Küche kommen. Nur, wo ist die?

Gegenüber des Schlafzimmers ist das Bad. Das weiß ich schon mal. Da das Wohnzimmer links davon liegt, probiere ich es auf der rechten Seite. Tatsächlich höre ich es aus dieser Richtung klappern und finde daraufhin die Küche.
 

"Morgen", begrüße ich Paul und betrete die Küche.

Paul dreht den Kopf zu mir. "Morgen. Schon wach?"

"Wieso schon? Wie spät ist es denn?"

"Kurz nach zehn", sagt er nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr.

"Oh." So lange wollte ich gar nicht schlafen.

"Hast du noch etwas vor heute?"

"Nein. Erst später", gähne ich. "Hätte nur nicht gedacht, dass es schon so spät ist." Ich schlurfe rüber zu Paul, der neben dem Herd steht. Ein Gasherd. Nett. "Was hast du da?" Neugierig lehne mich an seinen Rücken und spähe an ihm vorbei um zu sehen, was er da hat. Ein Waffeleisen! "Du machst Waffeln?!" Danach hat es geduftet! Jetzt erinnere ich mich. "Die hast du früher immer gemacht."

"Du warst verrückt danach", schmunzelt Paul. "Ich hoffe, heute ist es noch genauso?"

"Klar! Mit Süßem kriegst du mich immer."

"Ah ja. Gut zu wissen." Paul lacht und lässt frischen Teig auf das Waffeleisen laufen. Gott, sieht das gut aus! "Setz dich ruhig schon mal. Ich bin gleich fertig."

"Okay." Immer noch ein wenig müde setze ich mich an den bereits gedeckten Tisch. Der Kaffee in der Kaffeekanne sieht verführerisch aus. Ich schenke mir etwas davon ein und trinke gierig ein paar Schluck.

Kaum dass ich die Tasse abgestellt habe, serviert mir Paul auch schon einen Turm Waffeln. "Wer soll die denn alle essen?", frage ich ihn.

"Na du."

"Soll ich platzen?"

"Besser nicht", lacht er, tupft mir einen Kuss auf den Hinterkopf und setzt sich dann mir gegenüber an den Tisch. "Wenn du mir ein paar Waffeln davon abgibst, wirst du schon nicht platzen."

"Hm … Dir ein paar von den Waffeln abgeben … Ich weiß ja nicht …" Ich grinse Paul frech an und zupfe mir eins der Waffelherzchen ab, das ich mir daraufhin genüsslich in den Mund stecke. "Hmmmm… Wie früher", schmatze ich. "Sehr lecker." Das weckt Erinnerungen! "Probieren?"

"Wenn du mich lässt." Ein weiteres Waffelherzchen muss dran glauben. Ich halte es Paul vor die Nase, der daraufhin hinein beißt. "Mehr nicht?", fragt er mich, als er es aufgegessen hat.

Gutmütig, wie ich nun mal bin, schiebe ich den Teller voller Waffeln in die Mitte des Tisches, damit Paul sich auch eine nehmen kann.
 

"Du hast also nichts vor heute, richtig?", fragt er mich nach einer Weile gefräßigem Schweigens.

"Fast richtig. Gegen Abend will ich wieder im Bistro sein. Sarah öffnet es nachher, aber wenn das Hauptgeschäft los geht, schafft sie das nicht allein." Unsere Hauptkundschaft kommt meist drüben vom Club. Und der öffnet erst später und ist an Ostern immer gut besucht. "Warum fragst du?" Er will mich doch nicht etwa los haben? Nein! Das kann ich mir nicht vorstellen! … Oder?

"Ich frage nur", antwortet Paul. "Ich habe heute frei. Wir könnten in die Stadt fahren."

"Hört sich gut an." Zeit mit Paul verbringen? Na logo bin ich mit dabei!

"Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten für meine Nichten und meinen Neffen zu Ostern besorgen."

"Ach so …" Und ich dachte, er will mit mir etwas unternehmen.

Ich höre, wie Paul leise lacht. "Du brauchst nicht schmollen. Die Besorgungen sind schnell erledigt und den Rest des Tages über gehöre ich dann ganz dir." Woher …? "Wenn du beleidigt bist, ziehst du immer so einen süßen Schmollmund."

"Du bist ein Idiot", brumme ich, was Paul allerdings wieder zum Lachen bringt.

"Ich wusste gar nicht, dass deine beiden Geschwister schon Kinder haben", sage ich zu ihm, nachdem er sich wieder eingekriegt hat.

Paul hat einen kleinen Bruder und eine große Schwester. Das weiß ich noch.

"Nur meine Schwester", erwidert Paul. "Zwei Töchter und einen Sohn." Wow. Da hat sich aber seine Schwester ins Zeug gelegt. Apropos Geschwister.

"Wie haben die beiden eigentlich auf dein Outing reagiert?"

"Relativ gut", antwortet Paul, was mich beruhigt. "Meine Schwester meinte, ihr wäre das schon länger klar gewesen. Nur mein Bruder hatte einige Wochen lang daran zu knabbern. Aber mit ihm verstehe ich mich wieder ganz gut."

"Das freut mich." Ich lächle Paul an, er lächelt zurück. Dabei schlägt mein Herz so schnell, das mir fast schwindelig wird.
 

Ich stelle meine Kaffeetasse ab und schiebe die Hand auf die Tischmitte. Paul versteht sofort und ergreift sie. Umgehend setzt ein warmes Kribbeln in meinem Körper ein und der Hunger auf Waffeln ist wie weggeblasen.

Paul dagegen stibitzt sich eine weitere Waffel vom Stapel und fummelt sie umständlich mit einer Hand auseinander.

"Soll ich dir helfen?", frage ich ihn lachend.

"Geht schon", sagt er und bekommt sie tatsächlich geteilt. Das scheint ihm zu reichen.

Genüsslich beißt er in die halbe Waffel.

Okay. Esse ich auch noch ein wenig. Hinterher ist Paul beleidigt, wenn ich zu wenig esse. Und mal ehrlich. Die Dinger schmecken echt sau lecker!
 

"Verbringst du Ostern mit deiner Mutter?", möchte Paul von mir wissen.

"Ja. Wir fahren morgen früh zu meiner Tante. Dort trifft sich unsere gesamte Familie."

"Schön."

"Eher stressig", lache ich.

"Glaube ich dir. Ist bei uns genauso." Bei wem nicht? "Bist du am Montag dann wieder da?"

"Nicht wirklich", seufze ich. "Ich bin bei Pa."

"Er ist hier?" Ich nicke. Paul sieht nicht begeistert aus.

"Du kannst ihn immer noch nicht leiden", schlussfolgere ich daraus.

"Nein." Darüber hat er noch nie einen Hehl gemacht. "Er hat euch damals im Stich gelassen. Vor allem deine Mutter", sagt er mit einem sehr bissigen Unterton.

Ich könnte ja jetzt behaupten, dass Paul ebenfalls einfach abgehauen ist, aber bei ihm war es was anderes. Er hatte uns gegenüber keinerlei Verpflichtungen. Anders als mein Vater.

"Ich schätze, ihm war damals die Verantwortung viel zu groß. Die Schwangerschaft meiner Mutter ist ein Unfall gewesen. Ein viel zu früher Unfall. Dann die Hochzeit, zu der die beiden sich quasi genötigt gefühlt haben. Es konnte nicht gut gehen. Pa ist davor geflüchtet und meine Mutter musste es ausbaden. Wobei sie es ganz gut geregelt bekommen hat. Sie hat sich durchgekämpft."

"Das stimmt. Sie hat wirklich gekämpft und hat durchgehalten", lächelt Paul. "Trotzdem war es falsch von deinem Vater, seine Familie im Stich zu lassen."

"Er bemüht sich, es wieder gut zu machen", beschwichtige ich ihn. "Ich bin nicht mehr böse auf ihn." Als ich ein Teenager war, war das noch anders. Zu dieser Zeit konnte er mir gestohlen bleiben. Das hat ihn ganz schön mitgenommen, glaube ich. Er konnte lange nicht damit umgehen. Weder damit, einen Sohn zu haben, noch, seine überstürzte Ehe nicht geregelt bekommen zu haben.

"Das freut mich für dich, obwohl er es nicht verdient hat." Paul ist immer noch grantig. Ich wechsle mal lieber das Thema.
 

"Und wie lange bleibst du bei deiner Familie?"

"Ich fahre heute Abend los und bleibe bis Sonntag Abend."

"Dann kann ich heute ja gar nicht bei dir übernachten", schmolle ich traurig.

"Sieht ganz danach aus." Pauls Griff um meine Hand wird fester. "Aber wenn du magst, komme ich Montagabend zu dir. Wenn du wieder von deinem Vater zurück bist."

"Du willst bei mir schlafen?"

"Wenn ich darf."

"Da fragst du noch?"

Glücklich lächle ich meinen Pauli an, was er erwidert, und streichle mit dem Daumen über seinen Handrücken.

Dass wir uns über die Feiertage nicht sehen können, macht mich natürlich traurig, aber die zwei Tage gehen schnell vorbei.

Ich sollte mir nachher wirklich wieder Whats App aufs Handy installieren. So können wir wenigstens ordentlich miteinander texten.
 

Nach dem Frühstück helfe ich Paul noch dabei den Tisch abzuräumen. "Wollen wir dann los?" Paul schaut auf die Uhr. "Hinterher ist so viel los in der Stadt."

"Kann ich noch duschen?", frage ich ihn grinsend.

"Wenn es unbedingt sein muss." Paul zieht mich lächelnd an sich. Ich schmiege mich dicht an ihn und schlinge die Arme um seine Schultern.

"Kommst du mit?" Sanft schmuse ich mit meinen Lippen über seine.

"Soll ich?"

"Wenn du magst …" Aus dem Schmusen wird ein Knutschen.

Das warme Kribbeln kehrt zurück, zusammen mit einem ungeduldigen Ziehen in meinem Unterleib.
 

Eng umschlungen torkeln wir aus der Küche Richtung Bad.

Dort angekommen fummeln wir uns hastig aus den Klamotten, die wir achtlos auf dem Badezimmerboden liegen lassen, bevor wir in die Duschkabine stolpern.

"Achtung", nuschelt Paul gegen meine Lippen. "Kalt." Er schaltet das Wasser ein, das tatsächlich arschkalt ist. Ich versuche dem Wasserstrahl zu entgehen, doch Paul hält mich weiterhin fest, lässt seine Hände über meinen Rücken kreisen und presst sich an mich.

Das kalte Wasser gerät in Vergessenheit und ich klammere mich fester an ihn.

Allmählich wird das Wasser wärmer. Doch nicht nur das …
 

Ich stöhne verlangend und schiebe ein Bein zwischen seine, um ihm noch näher kommen zu können. Doch Paul macht mir einen Strich durch die Rechnung.

Er löst sich von mir und dreht mich um. "Paul?"

"Gib mir mal das Duschgel." Hö? Okay …

Ich reiche es ihm über meine Schulter nach hinten und warte gespannt darauf, was Paul tun wird. Es klickt leise dann spüre ich Pauls Hände auf meinen Rücken, die mich sanft zu massieren beginnen. Das ist schön …

Seine Hände kreisen langsam über meine Schultern, meine Wirbelsäule entlang nach unten über meinen Hintern. Seufzend lehne ich mich seinen Händen entgegen.

Nach einer Weile bittet er mich, mich umzudrehen, was ich auch sofort tue. Nun beginnt die selbe Prozedur vorn, nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich wieder an Pauls Schultern festhalten kann. Und das ist auch gut so, denn als Pauls Hände tiefer wandern, brauche ich definitiv etwas zum festhalten …
 

Hauchzart streifen Pauls Finger meine Leisten, was mich abermals zum Stöhnen bringt.

Mir fallen die Augen zu und ich lehne die Stirn gegen Pauls Schulter vor mir.

Ich halte es jetzt schon kaum noch aus, will aber noch so viel mehr. Viel, viel mehr …
 

Blind taste ich nach der Armatur und stelle das Wasser ab. Paul stockt und ich hebe den Kopf, um ihn anschauen zu können.

"Nicht gut?", fragt er mich.

"Doch", erwidere ich. "Aber ich will mehr." Pauls Augen mustern mich weiterhin fragend, dann scheint er plötzlich zu verstehen.

Er führt mich aus der Duschkabine und reicht mir ein Handtuch. Wir trocknen uns notdürftig ab, ehe wir rüber ins Schlafzimmer gehen.

Paul hat in der Zeit kein einziges Wort zu mir gesagt. Er wirkt schon wieder angespannt.

"Hey." Ich nehme seine Hände in meine. "Willst du nicht?" Ich bin mir sicher, dass er will, aber vielleicht kann er sich nicht, noch nicht, dazu überwinden? Vielleicht hat er immer noch Gewissensbisse.

"Doch", antwortet er mir. "Und wie ich will ..."

"Aber?" Da kommt doch noch ein aber, oder?

Er überlegt und fängt an zu lächeln. "Kein aber", sagt er schließlich. "Aber wird abgeschafft."

"Ach wirklich?" Paul nickt und dirigiert mich zum Bett rüber wo er mich sachte auf die Matratze schubst. Sofort ist er über mir und legt sich auf mich.

Bedeutet das, er hat endlich keine Zweifel mehr? Scheint so, denn aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass er Kondom und Gleitgel aus der Schublade seines Nachttisches angelt und neben uns aufs Bett legt.

Aufgeregt und ungeduldig schlinge meine Beine um seinen Hintern und fange seinen Mund ein, während ich das Kommende kaum noch erwarten kann …
 

***
 

Dusche Nummer zwei fiel dieses Mal länger aus. Aber auch ruhiger.

Kein Wunder, wir haben uns im Bett auch schon genug ausgetobt. Für heute zumindest.

Dass wir das noch öfter wiederholen werden, steht außer Frage. Wie könnte man nicht? Bei dem, was Paul mit mir angestellt hat, wäre es reine Verschwendung, es nicht nochmal zu tun. Und nochmal, und nochmal, und nochmal … Sorry, ich schweife ab.

Was ich damit sagen will, es ist wahnsinnig schön mit Paul gewesen. Am liebsten würde ich die gesamten Feiertage mit ihm verbringen. Und zwar nur mit ihm, doch leider geht das nicht.

Eine menge Leute wären enttäuscht, wenn wir uns einfach aus dem Staub machen würden. Ach Mensch! Blöde Feiertage!
 

"Ich bin soweit", informiere ich Paul, dass ich fertig angezogen, und startklar bin.

"Okay. Dann können wir los." Paul gibt mir einen flüchtigen Kuss und schnappt sich anschließend seine Schlüssel. Ich ziehe mir noch schnell meine Jacke über und folge ihm nach unten.

"Wir können mit meinem Auto fahren. Es steht noch vorn an der Straße", sage ich zu ihm und ziehe meinen Autoschlüssel aus der Jackentasche.

Paul bleibt mitten auf der Treppe stehen. "Du hast dein Auto vorn an der Straße stehen lassen?" Er sieht überrascht aus.

"Ja." Wo liegt das Problem?

"Du hast schon gesehen, dass dort absolutes Halteverbot ist?", meint er.

"Äh … Nee." Paul seufzt und sieht mich beinahe tadelnd an. "Und wenn schon", blaffe ich ein wenig unsicher. "Es ist Feiertag. Da wird schon niemand herumfahren und Parksünder suchen." Um Pauls Blick zu entgehen, laufe ich an ihm vorbei und eile nach draußen.

Ich muss erst gar nicht das Gebäude verlassen, um zu sehen, dass mein Wagen nicht mehr dort steht, wo ich ihn gestern Abend abgestellt habe. "Scheiße!" Eigentlich ist es unnötig, aber ich laufe im Eilschritt vor zum Bürgersteig. Verärgert schaue ich mich um. Nichts. Mein Auto bleibt verschwunden.

"Abgeschleppt", erörtert Paul hinter mir überflüssiger weise.

"Toll! Was mache ich denn jetzt?" Ich brauche mein Auto!

"Keine Panik." Paul zückt sein Handy. "Wir rufen bei der Polizei an und fragen nach. Wenn wir Glück haben, steht es nur ein paar Straßen weiter."

Ich atme genervt aus. Hoffentlich steht es nicht im Autoknast. Sonst kann ich gleich blechen.

Während ich mich noch über mich selbst ärgere, hat Paul jemanden von der Polizei an der Leitung. "Dein Autokennzeichen", flüstert er mir nach ein paar Sekunden zu. Ich sage es ihm, er gibt es dem Beamten weiter.

Nervös tripple ich von einem Fuß auf den Anderen und warte, bis Paul auflegt. "Sie haben es auf einem Parkplatz nicht weit von hier abgestellt", sagt er. Mir fällt ein Stein vom Herzen!

"Kannst du mich hinfahren?"

"Nachher." Paul legt seinen Arm um mich und führt mich zurück zum Haus. "Wir fahren mit meinem Wagen in die Stadt, kaufen ein und holen zum Schluss dein Auto ab." Ich denke kurz darüber nach.

"Klingt nach einem Plan."
 

***
 

Mit Paul einzukaufen ist noch genauso wie damals.

Er hält sich nicht lange mit Herumbummeln auf, sondern arbeitet akribisch seine Einkaufsliste ab. Das bedeutet heute, Naschkram für seine Nichten und seinen Neffen organisieren. Selbst dabei geht er strategisch vor und scheint genau zu wissen, was er will.

Ich hätte bei dem ganzen Überangebot an süßen Ostergeschenken die totale Entscheidungsblockade. Lieber das Nest mit dem putzigen Plüschhasen, oder das große Schokoei mit der angeblich super lustigen Osterüberraschung drinnen? Keine Ahnung.

Paul allerdings scheint Ahnung davon zu haben, packt eine bunte Schokoüberraschung nach der anderen in den Einkaufswagen, bis er allem Anschein nach genug davon hat.

"Hattest du nicht gesagt, du hast zwei Nichten und einen Neffen?", frage ich ihn und beäuge die Masse an Schokolade.

"Ja, habe ich. Warum?"

"Willst du sie mit einem Zuckerschock umbringen?"

Paul lacht. "Nein. Die sind nicht alle für die drei. Meine Tante bringt ihre Tochter und dessen Kinder mit. Meine Mutter hat mich gebeten, was für sie mitzubringen."

"Ach so." Hätte er doch gleich sagen können.

Wir marschieren zur Kasse und stellen uns in die lange Schlange. Normalerweise würde ich jetzt von all den Leuten vor uns total genervt sein, aber heute macht es mir kaum etwas aus. Solange Paul neben mir steht, macht sogar Schlangestehen Spaß. Besonders wenn man ihm heimlich mit den Fingern über den Rücken streicheln kann ...

Als wir dann an der Reihe sind, bezahlt Paul und laden danach alles in den Wagen. "So!" Er schlägt die Kofferraumklappe zu. "Wohin jetzt?"

"Hm …" Ich überlege. "Heute ist so schönes Wetter. Lass uns einfach durch die Stadt laufen."

"Okay. Gehen wir."
 

Gemächlich laufen wir los Richtung Innenstadt.

Nicht nur im Supermarkt ist viel los. Auf den Straßen ebenso.

Überall Autos, Gehupe und gehetzt wirkende Menschen, die über die Bürgersteige eilen oder einem mit dem Fahrrad fast über den Haufen fahren. Sie tun mir leid. Rennen sich die Füße platt, nur wegen eines Feiertages. Man kann sich das Leben wirklich sinnlos schwer machen.

Dabei kann man mit seiner Freizeit so viel schöneres anstellen. Zum Beispiel mit einem geliebten Menschen durch die warme Frühlingssonne spazieren, die frische Luft genießen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören … Verdammt! Mich hat es ganz schön erwischt, oder?
 

"Ole? Warte mal." Paul bleibt plötzlich stehen.

"Was denn?"

"Wie wäre es mit einem Eis?" Er deutet mit dem Daumen schräg hinter sich, rüber auf die andere Straßenseite. Dort gibt es eine kleine Eisdiele.

"Bin dabei."

Ein paar Meter weiter vorn ist ein Zebrastreifen. Dort überqueren wir sicher die Straße und laufen wieder zurück zur Eisdiele.

Trotz des schönen Wetters ist die Schlage davor nicht groß. "Ich nehme drei Kugeln im Becher", bestelle ich, als wir an der Reihe sind.

"Keine Muschel?", fragt mich Paul grinsend.

"Nein", erwidere ich. "Die macht zu viel Sauerei. Außerdem bin ich keine fünf mehr." Nur, falls ihm das entfallen ist.

"Oh. Ich vergaß." Paul ist manchmal ganz schön frech.

Als wir unser Eis haben, laufen wir gemütlich weiter. Nach einer Weile schnappt sich Paul plötzlich meine Hand. "Komm mit!" Hä?

Er zerrt mich durch die Häuserreihen, hin und her, bis ich komplett die Orientierung verloren habe. "Wohin gehen wir?"

"Lass dich überraschen", amüsiert er sich bloß und lässt mich über unser Ziel im Unklaren.
 

Dann stehen wir auf einmal vor einem hohen, eisernen Tor, das von einer bemoosten Sandsteinmauer eingefasst wird. Dahinter sieht es aus, als wäre dort ein kleiner Park oder ein großer Garten.

"Was wollen wir hier?" Zwar lebe ich schon seit meiner Geburt in dieser Stadt, aber was sich hinter dem Tor verbirgt, weiß ich nicht.

"Wirst du schon sehen." Paul öffnet das Tor.

"Dürfen wir das?" Ich schaue mich unsicher um.

"Natürlich", lacht er und wir betreten das Gelände.

Leise quietschend schließt Paul das Tor wieder hinter uns. "Kannst du mir jetzt endlich mal verraten, wo wir hier sind?"

"Das weißt du wirklich nicht?" Paul wirkt ehrlich überrascht.

"Woher soll ich wissen, was das ist?"

"Du bist in dieser Stadt geboren."

"Und? Das heißt noch lange nicht, dass ich jeden Winkel dieser Stadt auswendig kenne." Paul lacht nur wieder sein Paul-Lachen und schiebt mich neben sich her.

"Das hier war damals ein kleines Kloster", erklärt er mir.

"Ein Kloster? Hier?" Der lügt doch!

"Ja." Er nickt und atmet tief ein. "Ist es nicht herrlich hier? Die Bäume, die Vögel, die frische Luft und die Ruhe." Zugegeben, Es ist wirklich wundervoll hier. Man merkt kaum noch, dass man in einer Stadt ist.

"Und man kann einfach hier rein?"

"Ja."

"Aber ein Kloster ist das hier nicht mehr, oder?"

"Nein", schmunzelt Paul. "Das Kloster ist jetzt Raum für Veranstaltungen. Und der kleine Park ist Tags über für jeden zugänglich. Komm. Ich zeig dir was." Wieder schnappt er sich meine Hand.
 

Meine Handfläche kribbelt.

Wir schlendern durch einen ehemaligen Klostergarten und Paul hält dabei meine Hand.

Mir seiner Homosexualität geht er inzwischen offensichtlich ziemlich offen um. Oder es liegt einfach daran, dass hier keine Menschenseele zu sein scheint. "Viele Leute sind hier aber nicht. Kennt wohl keiner, dein kleines Kloster", überlege ich laut.

"Meist gehen die Menschen unachtsam durch die Straßen. Dabei entgeht ihnen das Schöne, das sie direkt vor der Nase haben."

"So wie mir. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, hier einfach hinein zu spazieren." Paul lacht.

"Ab jetzt hast du ja mich. Ich kenne viele solcher ruhigen und schönen Orte. Das ist gut für die Seele"

"Gut gegen Burnout", ergänze ich.

"Das auch." Paul lächelt mich an. Dabei streichelt sein Daumen über meinen Handrücken.

Ich würde ihn jetzt so gerne küssen, aber ich weiß nicht, ob er damit einverstanden wäre. Deshalb lächle ich nur zurück und drücke seine Hand etwas fester.
 

"Wir sind da", verkündet er. Ich schaue mich um.

Wir stehen auf einer kleinen Anhöhe. Vor uns das Kloster, das aussieht, als hätte es schon ein paar Jährchen auf den Buckel, jedoch all die Zeit über gut gepflegt wurde.

Hohe Bäume säumen es ein und die Sonnenstrahlen tauchen es in ein warmes Licht.

"Das ist echt schön", flüstere ich ehrerbietig.

Normal habe ich es nicht so mit religiösem Kram, aber die Stimmung, das dass Gebäude ausstrahlt, gefällt mir.

"Nicht wahr?" Paul führt mich die Anhöhe hinunter. Wir umrunden das Kloster, bis wir an dessen Rückseite stehen. Von dort aus lotst mich Paul weiter über einen schmalen Pfad, wieder weg vom Kloster.

Die grünen Sträucher und Bäume werden dichter. "Hätte ich gewusst, dass du mit mir in einem Dschungel spazieren gehst, hätte ich meine Machete mitgenommen", brumme ich und schlage mir einen langen, dünnen Ast aus dem Gesicht.

"Du hast eine Machete?" Mehr fällt ihm dazu nicht ein? "Keine Sorge. Wir sind gleich da."

"Wenn du das sagst."
 

Vor uns tut sich eine kleine Lichtung auf. Und was steht dort? Direkt zwischen zwei alten, dicken Bäumen? "Eine Bank?"

Paul führt mich darauf zu und setzt sich. Perplex setze ich mich neben ihn. "Das war es, was du mir zeigen wolltest?"

"Ja." Paul streckt den Kopf gen Himmel. "Ist es nicht schön hier?"

"Doch. Schon." Klar ist es schön hier. Aber irgendwie …

Paul berührt mich am Kinn und zieht mich zu sich. Der folgende Kuss kommt etwas überraschend. "Zudem ist dieses kleine Fleckchen Erde hier fast ein kleines Geheimnis", flüstert er mir gegen die Lippen. "Hier sind wir ungestört." Ah! Daher weht der Wind.

"Alter Lüstling", grinse ich und küsse ihn zurück.
 

***
 

"Hey!" Abgehetzt stolpere ich ins Bistro. "Sorry, dass ich zu spät bin, aber ich war noch unterwegs", schnaufe ich Sarah, die hinter der Theke setzt, zu.

Sie hat alle Hände voll zu tun. Ganz schön was los hier. Shit!

"Es wird aber auch mal Zeit, dass du hier antanzt", ranzt sie mich sauer an. Zu recht.

"Tut mir wirklich leid. Ehrlich." Hektisch binde ich mir meine Schürze um während Sarah durch mein Bistro wirbelt und die Gäste bedient.
 

Paul und ich haben die Zeit total aus den Augen verloren. Der Tag mit ihm ist einfach zu schön gewesen.

Wir waren noch lange in dem Klostergarten. Saßen auf der kleinen Bank, ganz ungestört, unterhielten uns miteinander und tauschten kleine Zärtlichkeiten miteinander aus, ehe wir uns langsam auf den Rückweg machten.

Mein Bauch kribbelt immer noch warm und aufgeregt, wenn ich daran denke. Und noch mehr kribbelt er, wenn ich an Übermorgen denke, wo wir uns endlich wiedersehen.

Es bleibt dabei, dass Paul zu mir kommen will, wenn ich Montag Abend wieder zuhause bin.

Am liebsten hätte ich alle Osterfeierlichkeiten abgesagt. Paul und ich haben ernsthaft darüber nachgedacht, einfach krank zu spielen und uns in seiner Wohnung zu verschanzen, aber das wäre kindisch gewesen. Obwohl … Frisch verliebt kann man es sich ruhig mal leisten, sich kindisch zu verhalten.

Hach, egal. Wir sehen uns ja bald wieder und wie gesagt, wozu gibt es Handys?

Ich bin so glücklich!
 

Ich helfe Sarah die noch wartenden Kunden zu bedienen. Als erstmal jeder von ihnen versorgt ist, genehmige ich mir schnell einen Kaffee, um meine Lebensgeister zu wecken. Durst!

"Wo warst du? An dein Handy bist du auch nicht gegangen." Jetzt ist wohl Zeit für Sarahs Standpauke wegen meines Zuspätkommens.

"Der Akku ist leer", lüge ich. In Wahrheit hatte ich es ausgeschaltet, um mit Paul ungestört den schönen Tag genießen zu können, und dann schlicht vergessen, es wieder anzuschalten.

"Toll!" Sarah ist echt sauer. "Und wo warst du, wenn ich fragen darf? Zuhause ja wohl nicht." Sie stemmt ihre Hände in die Hüfte.

"Weg", antworte ich ihr und wische über die Spüle.

"Weg? Einen ganzen Tag lang?"

"Nein. Zwei Tage." Ich kann nicht verhindern, dass ich dümmlich vor mich hin grinse. Mein Pauli … Bald sehe ich ihn wieder. Ich kann es kaum noch erwarten!

Sarah verengt ihre Augen zu schmalen Schlitzen. "Wie heißt er und wie war er?" Anscheinend hat sie meinen glücklichen Gesichtsausdruck bemerkt.

"Edith. Und sie war wie immer", antworte ich ihr.

"Du hast bei deiner Mutter übernachtet?" Sie mustert mich skeptisch. Egal, was ich ihr jetzt sagen werde, sie wird es mir nicht glauben.

Deshalb: "Nein. Bei ihr war ich gestern. Die Nacht über war ich bei Paul. Wir haben miteinander geschlafen und haben heute den gesamten Tag miteinander verbracht."

Sie stutzt. "Nein", sagt sie gedehnt. "Das hast du nicht. … Oder?"

"Wer weiß." Grinsend zucke ich mit den Schultern und laufe hinter zum Kühlraum, weil vorn die Muffins fast aus sind.

"Ole? Sag jetzt! Stimmt das? … Ole?"

"Sorry Sarah. Aber wenn du mir nicht glaubst, ist das nicht mein Problem."

Ich schnappe mir einen Karton voll mit Muffins und trage sie vorn ins Lokal. Sarah gibt nicht auf.

"Wenn das stimmt, bist du jetzt mit deinem Paul zusammen?"

"Weiß nicht." Und das ist noch nicht mal gelogen.

"Wie kann man sowas nicht wissen?!"

"Weiß nicht." Ich kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Und je mehr Sarah sich aufregt, desto breiter wird es.

Ist das gemein? Ja, wahrscheinlich. Aber nehmt es mir nicht übel. Ich bin gerade einfach nur unheimlich glücklich.

So unfassbar glücklich …
 

Ende
 


 

Das wars. Ende.

Egal wie viele Geschichten ich schreibe, das Ende macht mich immer traurig. Selbst bei Kurzgeschichten.

Ob wir Paul und Ole nochmal wiedersehen werden? Wer weiß? ;D Das Ende bietet auf alle Fälle noch viel Spielraum für eine kleine Fortsetzung. Außerdem sind sie ja nicht weit weg. Gleich gegenüber des Velvets *lach*

Irgendwann ergibt sich bestimmt mal die Gelegenheit sie wiederzutreffen.

Und dann erfahren wir vielleicht auch, ob und wie sich die Beziehung der beiden entwickelt hat. Eine Garantie gibt es ja nie, selbst wenn der Altersunterschied nicht so groß ist. Wir werden sehen ;-) Aber ich bin ganz zuversichtlich.

Bis es soweit ist, überlasse ich die Zukunft der beiden eurer Fantasie ;-)
 

Ich düse jetzt erst einmal los zu unserem Familientreffen, wo wir uns von meinem lieben Omchen fürstlich bekochen lassen xD

Euch schöne Osterfeiertage und ruhige Tage nach dem Vor-Osterstress ^^
 

Bis zum nächsten Mal, Eure Fara



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