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Paul

von

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03. (Ohne Adult)

03. (Ohne Adult)
 

"Du willst ausgehen?" Paul macht ein überrascht-belustigtes Gesicht. "Mit mir?"

"Klar. Warum denn nicht? So alt und klapprig bist du doch noch gar nicht." Ich grinse ihn frech an und bete, dass er es als Herausforderung ansieht und nicht als Beleidigung.

Er legt den Kopf schief und verengt seine Augen zu schmalen Schlitzen. "Alt und klapprig bin ich zwar noch nicht gänzlich, aber willst du wirklich mit mir um die Häuser ziehen?"

"Nö. Nur um eins. Und zwar um deines." Ich nicke mit dem Kinn zum Fenster hinter ihm. Von hier aus sieht man das Logo des gegenüberliegenden Clubs Velvet bläulich-lila blinken. Der wummernde Bass verrät, dass es da drüben schon ordentlich zur Sache geht.

Paul dreht sich um, blickt einen Moment lang stumm aus dem Fenster und dreht sich danach wieder zu mir. "Dort willst du mit mir hin?"

"Jepp. Schiss?" Ich kann nicht aufhören zu grinsen.

"Sicher nicht."

"Dann kann es ja los gehen!", freue ich mich und stehe auf. "Ich ziehe mir nur schnell ein sauberes Oberteil an!" Ich warte gar nicht, ob Paul ablehnt oder zustimmt.
 

Eigentlich finde ich die Idee selbst total hirnrissig. Ich will nicht wirklich Paul, einen ehemaligen Freund/eventuellen Expartner meiner Mutter, mit ins schwule Nachtleben schleifen, oder?

'Doch, ich will!', denke ich verbissen und schmeiße mich in meinem Schlafzimmer in Schale. 'Ich will, dass er mich so sieht, wie ich jetzt bin.' Und zwar schwul und verdammt stolz darauf!
 

Zu meiner Überraschung steht Paul schon vor der Wohnungstür, als ich fertig umgezogen das Schlafzimmer verlasse. Nur, ob er tatsächlich mit rüber will?

Als er mich bemerkt und mich ansieht, weiten sich kurz seine Augen. "Das ist aber etwas mehr als bloß ein neues Oberteil", meint er.

"Schlimm?", frage ich ihn und kann es mir nicht nehmen, ein klein wenig vor ihm zu posen, während ich meine Jacke schnappe.

Ich weiß, meine Jeans sind eng und das Oberteil nicht weniger, aber so bin ich eben wenn ich ausgehe. Mann will ja schließlich gesehen und beachtet werden. Dumm nur, wenn Mann sich den falschen zum beachtet werden aussucht ...

Aber was denke ich da? Ich will Paul nicht verführen! Es zu versuchen würde nichts als Ärger bedeuten. Hinterher fliege ich noch aus meiner Wohnung.

Oh Scheiße! Warum habe ich das hier nur angefangen? Ich sollte zurückrudern! Und zwar schnell!
 

"Ganz und gar nicht", meint er und räuspert sich. Verflucht! Es ist ihm peinlich! Er kann nicht damit umgehen.

Ich setze ein leichtes Lächeln auf, dass hoffentlich meine Unsicherheit verbirgt. "Wenn du nicht magst, müssen wir nicht in den Club. War nur ein Vorschlag. Ich kann auch runter und die Flasche Rotwein holen, falls dir das lieber ist."

Pauls Augenbrauen ziehen sich zusammen. "Hatte ich nicht gesagt, das ich keinen Alkohol mag?" Er greift nach meiner Hand und zieht mich leicht zu sich. "Gehen wir, oder willst du noch länger dumm in der Gegend herumstehen?" What?!
 

Unsicheren Schrittes laufe ich neben Paul die Treppe runter. Er lässt meine Hand nicht los, nachdem er mich aus meiner Wohnung gezerrt hat.

"Wie kannst du eigentlich schlafen, wenn die halbe Nacht lang diese Musik dröhnt?", fragt er mich.

"Das geht", antworte ich. "Die Schlafzimmer liegen auf der gegenüberliegenden Seite des Clubs und der Vermieter war so freundlich, für eine gute Schallisolierung zu sorgen."

"Ach hat er das? Das war ihm gar nicht bewusst", schmunzelt Paul und hält mir galant die Haustür auf.

"Ja, hat er ..." Ich starre ihn im Vorbeigehen wie paralysiert an. Sein Lächeln ist so ... Ich kann es nicht beschreiben. Es wirkt hypnotisierend auf mich. Es zieht mich an, verwirrt mich auf eine paradoxe Art und Weise ...

Er scheint meine perplexen Blicke nicht zu bemerken und läuft ruhig neben mir her, während er merkwürdigerweise immer noch meine Hand hält.

Mein Herz pocht schmerzhaft schnell. Ich bin mir fast sicher, dass er an meiner feuchten Handfläche spüren kann, wie mein Puls rast. Wenigstens bleibt das abermals einsetzende Prickeln und Gurgeln in meinem Bauch vor ihm verborgen.

Langsam fange ich mich echt an zu fragen, ob es sein kann, dass ich … "Ah!" Plötzlich ist der Boden unter meinem linken Fuß weg. Ich habe den Bürgersteig verfehlt und bin in den Rinnstein getreten. Ich war so in Gedanken, dass ich das nicht gemerkt habe. Dementsprechend Groß ist der Schreck, als ich ins Nichts trete.

"Hoppla!" Paul fängt mich zum Glück auf und hält mich fest, bevor ich ins Straucheln geraten kann und drückt mich an sich. "Hast du dir weh getan?"

"Nein …" Hilfe!
 

Pauls Nähe ist mir auf einmal total unangenehm. So dicht vor ihm zu stehen, seine Hände, die meine Oberarme umfassen, sein Brustkorb nur Zentimeter von mir entfernt … Der Duft seines Aftershaves …

Meine Brust schnürt sich zu und das Theater in meinem Bauch hat seinen bisherigen Höhepunkt erreicht.

Und endlich beginne ich zu begreifen, was das zu bedeuten hat. Warum es mich so fuchsig gemacht hat, dass Paul mich mit meinem fünfjährigen Ich vergleicht. Weshalb ich das ändern will und ihn deshalb in den hormonüberladenen Moloch gegenüber meiner Wohnung schleife.

Das Echo von damals, die unschuldige Schwärmerei eines fünfjährigen Jungen, ist plötzlich zu etwas ganz anderem geworden. Etwas, das nicht sein darf. Was ich unter gar keinen Umständen weiter nähren darf, sonst ... Keine Ahnung was sonst! Ich will darüber noch nicht mal nachdenken.

"Danke. Es geht schon wieder." Ich räuspere mich und schlüpfe aus Pauls Griff.

Eilig stecke ich meine Hände in die Jackentasche, damit er nicht wieder auf die Idee kommen kann, eine davon zu ergreifen.
 

Wir erreichen ohne weitere Vorkommnisse das Velvet. Wieder schiebt Joe vor dem Club Dienst. Diesmal mit Theo. Sie lächeln mich an, wünschen Paul und mir einen schönen Abend und lassen uns eintreten.

Ich weiß noch, wie es war, als ich das erste Mal durch diese Tür geschritten bin. Voller Aufregung hat es mich fast aus den Socken gehauen, den es übertraf all meine Erwartungen, die ich zuvor hatte.

Bunte Lichter, das satte Wummern der Bässe, die tanzenden Gäste und erst die halbnackten Gogo Boys auf den Podesten. Reizüberflutung pur! Meine Libido war kurz davor zu explodieren. Doch wie muss es für jemanden wie Paul sein, der das erste Mal seinen Fuß in so einen Club setzt?

Nervös schaue ich Paul an, doch ich sehe nichts, was mir Sorgen bereiten müsste. Er sieht sich um, lächelt sogar dabei. ... Oh Gott! Nicht hinsehen!

'Du musst das in den Griff bekommen, Ole! Stell diese Gefühle ab! Je schneller, desto besser.'

"Ist das hier immer so?", fragt mich Paul, wobei er mir wieder verdammt nahe kommt, da er mir bei der lauten Musik fast ins Ohr brüllen muss. Ich nicke nur und versuche wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Klappt nicht. "Ich war schon ewig in keinem Club mehr." Wie schön, dass ich dir diese Erfahrung wieder näher bringen konnte.

Wir laufen die Treppe nach unten, die zum Barbereich und zur Tanzfläche führt.

Das Velvet macht dem Begriff Underground-Club sprichwörtlich alle Ehre. Das einstmalige unterkellerte Industriegebäude wurde fast komplett entkernt. Und dort wo früher der Keller war, ist nun der Tanz- und Barbereich. Oben gibt es noch ein großes und ein paar kleinere Büros in dem Anton Hazold, der Besitzer, alles regelt und managt.
 

"Wahnsinn!", ruft Paul. "Ich hätte nie gedacht, dass es hier so ... abgeht!" Wieder sein unwiderstehliches Lachen. Ich ringe nach Fassung, was mir nur schwer gelingt. "Klasse, was Anton hier draus gemacht hat." Anton?

"Du kennst Anton?"

"Klar. Wir sind schließlich Nachbarn."

"Ich wusste gar nicht, dass sich die Hausbesitzer untereinander kennen."

"Das meine ich nicht." Paul schüttelt den Kopf. "Anton wohnt in einem Apartment gegenüber meines Wohnhauses."

"Wirklich?"

"Ja."

"Zufall?"

"Nein. Er hat mir die Wohnung vermittelt, als ich wieder zurück in Deutschland war."

"Das heißt, ihr kanntet euch schon vorher", schlussfolgere ich daraus.

"So ungefähr." Was hat denn das jetzt zu bedeuten?

Ehe ich nachhaken kann, springt mich jemand von hinten an. "Oooooooolleeeeee!" Eindeutig ein betrunkener Mario.

"Hey Mario", begrüße ich meinen Bekannten, der mal wieder viel zu viele bunte Drinks intus hat und wickle seine Arme von meinem Hals.

"Wen hast'n da mitgebracht? Is der zum Spielen gekommen?" Oh Mann.

"Nein", knurre ich und drehe mich zu Mario um. "Das ist Paul. Ein alter Bekannter von mir."

"Uhh. Paul. Pauli-Paul. Paulchen ... Hihihi. Paulchen Panther. Zeigst du mir deinen rosa Panther, süßes Paulchen?" Mario wagt es doch tatsächlich Paul an die Wäsche zu gehen. Ich muss einschreiten!

"Mario? Hey Mario. Paul ist nur zu Besuch. Tu ihm nicht weh, ja?" Ich ziehe seine Finger von Pauls Brust.

"Ochhh", schmollt Mario. "Ich mach doch nix. Nur bisschen gucken."

"Ja, ja. Gucken. So siehst du aus." Ich schiebe mich zwischen die beiden und mahne Mario mit strengem Blick.

Der seufzt auf und verdreht zickig die Augen. "Sag doch, wenn du Paulchen für dich allein haben willst."

"Was? Nein! Ich ..."

"Machts euch noch schön", säuselt Mario, winkt uns mit seinen Fingern zu und trollt sich wieder, um sich ein neues, willigeres Opfer zu suchen.

Ändert nur leider nix an dem, was er gesagt hat.

"Paul. Das war nur ... Mario ist total besoffen und dachte wohl ..."

"Paulchen Panther hat mich noch nie jemand genannt." Pauls Mundwinkel wollen gar nicht mehr runter kommen. Kein Ton über Marios dumme Bemerkung, ich würde Paul für mich wollen. Also erwähne ich es auch nicht mehr weiter.

"Willst du etwas trinken? Es gibt auch alkoholfreie Getränke."

"Erst einmal nicht", winkt Paul ab. "Ich hätte viel mehr Lust darauf, ein wenig zu tanzen." Ich muss bei seiner Bemerkung ziemlich dämlich aus der Wäsche gucken, denn er fängt laut an zu lachen, als er mir ins Gesicht schaut. "Komm!" Abermals liegt meine Hand in seiner.
 

Ich werde herumgewirbelt und auf die Tanzfläche gezogen.

Mein Körper handelt automatisch, folgt ihm, doch mein Hirn sträubt sich vehement dagegen. Doof nur, dass mein Körper davon nichts mitbekommt und weiterhin brav hinter Paul her dackelt.

Irgendwo mitten im tanzenden Menschenmeer bleibt Paul stehen, dreht sich zu mir und packt meine Hüfte.

Hallo?! Weiß er denn nicht, wo wir hier sind? Hat er denn keine Angst, dass ich das missverstehen, und als Einladung ansehen könnte? Oder denkt er, weil er für mich damals der liebe Onkel Pauli war, würde von mir keine Gefahr ausgehen und er könnte ganz arglos ein bisschen feiern?

Ich knirsche mit den Zähnen. So treudoof kann er doch nicht sein! Bemerkt er denn nicht, dass er schon jetzt von einigen Kerlen interessiert gemustert wird? Und dass mir immer schwindeliger wird, je näher ich ihm komme?

Hört er meinen schnellen, aufgeregten Herzschlag denn nicht? Er ist kaum zu überhören. Ich bin mir sicher, er übertönt sogar die laute Musik um uns herum …
 

"Jetzt beweg dich doch mal!", ruft Paul mir zu und versucht mich zum Tanzen zu animieren.

Ich versuche mein Glück. "Besser?", frage ich ihn.

"Etwas." Wieder sein unwiderstehliches Lächeln.

Ich muss das hier abbrechen! Ehrlich! Sonst kann ich für nichts mehr garantiere… Mist!

Ich glaube, da hinten steuert ein Typ auf uns zu. Er hat uns jedenfalls fest im Blick.

Mir wird kurz schlecht. Was, wenn er sich an Paul ranmachen will?

Okay, es hilft nichts. Ich muss gegensteuern, sonst hängt der Kerl uns gleich an der Backe. Und wer weiß, wie Paul darauf reagiert? Eigentlich wäre jede Reaktion von ihm eine Katastrophe für mich. Obwohl ich nicht glaube, dass er auf eine Anmache anspringt. Er ist schließlich nicht schwul. … Oder?

So genau weiß ich das ja gar nicht. Bei ihm versagt mein Radar. Außerdem, hätte er es nicht bereits erwähnt, wenn er es wäre? Sowas in der Art: Du bist schwul? Ey cool! Ich auch!

Wie auch immer. Der Typ kommt immer näher. Zeit, einzuschreiten.
 

Es fällt mir schwer, näher an Paul zu rücken. Obwohl ich nichts mehr will, als das.

Ich schmiege meinen Bauch an Pauls und lege die Arme um seinen Nacken.

Paul sieht mich erst verwundert an, meine Panik wächst, grinst dann jedoch und schiebt seine Arme um meine Taille.

Vor meinen Augen dreht sich alles. Alles bis auf Pauls Gesicht, dass mich aufmerksam mustert.

Der Typ, der auf uns zugekommen ist, ist vergessen. Keine Ahnung wohin er entschwunden ist und es ist mir auch völlig gleich.

Mit leichter Besorgnis fühle ich, wie sich das Prickeln und Gurgeln in meinem Bauch in kleine, aufgeregte Schmetterlinge verwandelt, wie mein Herz stolpernd gegen die Rippenbögen trommelt und auf meiner Haut eine Armee Ameisen umher trappelt.

'Zu spät', denke ich. 'Rückzug ausgeschlossen. Ich bin auf dem besten Weg, mich in Paulchen zu verlieben.' So ein verdammter Mist!
 

***
 

Wie konnte das nur passieren?

Ich meine, wir kennen uns zwar schon lange, aber ich war doch noch ein unschuldiges, kleines Kind!

Und dann sowas? Nach etlichen Jahren und nach nur drei Treffen! Das muss man sich mal vorstellen!

Es ist Donnerstag Morgen. Halb elf. Und ich liege immer noch im Bett.

Dabei ist es gestern Abend gar nicht so spät geworden. Wie lange waren wir im Club? Höchstens zwei Stunden. Getrunken haben wir, bis auf Wasser, auch nichts. Nur getanzt haben wir. Getanzt und getanzt …

Paul kann gut tanzen. Und mit seiner lockeren Art hat er es geschafft, dass ich wieder ein wenig entspannen konnte. Wir blödelten am Schluss sogar miteinander herum.

Mario tauchte wieder auf und wagte einen zweiten Anmachversuch bei Paul. Doch was tat er? Nahm meine Hand und gab mir einen Kuss auf den Handrücken mit den Worten: "Entschuldige. Du bist leider zu spät."

Marios Gesicht war so lustig mitanzusehen, dass die Nervosität wegen des Kusses in mir kaum spürte. Hinterher dann, als wir den Club wieder verließen, klopfte deswegen mein Herz jedoch jedes Mal wie verrückt, wenn ich daran dachte.

Deshalb fiel unsere Verabschiedung auch ziemlich kühl aus. Ich tat so, als wäre ich kurz vorm Erfrieren, obwohl mir verflucht warm war.

Paul umarmte mich, wünschte mir einen schönen Abend und wendete sich zum Gehen. Doch was tat ich Idiot? Rief ihn nochmal zurück, weil ich ihn schon wieder nicht gehen lassen wollte.

Aus Ermangelung einer Erklärung, warum ich ihn noch einmal sprechen wollte, lud ich ihn kurzentschlossen am Sonntag mit zu meiner Mutter ein. Darüber freute er sich riesig.

Doch ich, ich trat mir innerlich in den Hintern.

Erstens, weil ich ihn einfach ungefragt zu meiner Mutter eingeladen hatte, zweitens, weil ich Idiot seitdem Angst habe, es könnte sich was zwischen den beiden entwickeln. Entweder aus einem alten Gefühl heraus (so wie bei mir hahaha) oder, falls sie damals nur Freunde gewesen sind, entwickeln sich ihre Gefühl jetzt erst füreinander.

Egal was passiert, ich habe mir da ein schönes Süppchen eingebrockt!
 

Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite und drücke mein Gesicht ins Kissen.

Ich will nicht verliebt sein! Zumindest nicht in Paul. "Warum?", frage ich nuschelnd mein Kopfkissen. Es hat auch keine Antwort darauf.

Paul …

Als kleiner Junge habe ich ihn richtig vergöttert. Die Erinnerungen an ihn werden immer klarer, was vermutlich daran liegt, dass er plötzlich wieder in mein Leben getreten ist.

Nicht nur unsere vielen Besuche in der Eisdiele fallen mir wieder ein. Wir waren auch oft auf dem Spielplatz. Meine Mutter hat zu dieser Zeit sehr viel gearbeitet. Sie war frisch von Papa geschieden und musste irgendwie alles gebacken bekommen. Paul spielte oft den Babysitter für mich. Bei Papa war ich nur am Wochenende. Wenn er denn mal zuhause war. Als freiberuflicher Fotograf düst er noch heute überall in der Weltgeschichte herum.

Vermutlich hat sich Mama deshalb auch von ihm getrennt. Sie hat mir aber nie den wahren Grund genannt. Früher sagte sie nur immer, dass sie sich nicht mehr liebt haben und mit der Zeit hörte ich auf zu fragen.

Außerdem war ja Paul dann da.
 

Er hat sich kaum verändert. Bis auf die kleinen grauen Haarsträhnen und dem kleinen Bauchansatz ist er immer noch wie früher. Genau so attraktiv …

Es zieht leicht in meinem Unterleib. 'Oh nein.'

Ich muss an gestern Abend denken, wir wir zusammen getanzt haben. Sein Geruch und sein Lachen. Die Wärme seiner Berührungen …

Aus dem Ziehen wird ein heftiges Kribbeln.

Ich weiß, ich sollte es nicht tun. Nicht, wenn ich jemals wieder unter Pauls Augen treten möchte, aber ich kann nichts dagegen tun, dass meine Hand Richtung Schoß rutscht, unter meine Boxer schlüpft und an der Leiste entlang runter wandert.
 

Als ich wieder einigermaßen klar denken kann, ist das Hochgefühl meines Höhepunktes verschwunden.

Was bleibt ist das klebrig feuchte Gefühl meines Spermas auf der Bettwäsche. Was habe ich getan? Wie soll ich hiernach jemals wieder in Pauls Gesicht sehen?

Ich strample die Bettdecke von mir, werfe sie auf den Boden und drehe mich wieder auf die andere Seite. "Ich bin sowas von am Arsch!"
 

***
 

Der Sonntag kommt viel zu schnell.

Wie ein aufgeschrecktes Huhn laufe ich am frühen Morgen in meinem Schlafzimmer umher, versuche mich zu entscheiden, was ich heute anziehen soll.

Zwischendurch überlege ich, ob es nicht doch besser ist, alles abzusagen, meine Mutter anzurufen und ihr zu sagen, dass ich krank bin, ich aber eine Vertretung vorbeischicke. Das es Paul ist würde ich ihr nicht verraten.

Bestimmt freut sie sich, ihn wiederzusehen. Sie werden sich so viel zu erzählen haben, dass es gar nicht schlimm wäre, wenn ich nicht da bin.

Dabei möchte ich nichts lieber als dabei zu sein. Paul endlich wiedersehen … Nur um dann vor Scham im Erdboden zu versinken, weil ich ständig solche unanständigen Dinge tue, sobald ich an ihn denke. Und ich denke sehr oft an ihn …

Ich lasse mich auf mein Bett fallen.

Es hat keinen Sinn. Spätestens übermorgen würde ich Paul sowieso wieder über den Weg laufen. Denn da haben wir das Treffen mit allen Mietern des Hauses. Ich kann nicht vor ihm weglaufen und das mag ich auch gar nicht.

Seufzend reibe ich mir über die geschlossenen Augen und stehe wieder auf. Kurzentschlossen schnappe ich mir eine ausgewaschene Jeans, einen dunkelroten Strickpullover und meine zertretenen Boots.

Es ist egal, was ich anziehe. Paul wird es wahrscheinlich sowieso nicht auffallen …
 

Meine Mutter wohnt in einer ruhigen Gegend in einem kleinen Reihenhäuschen. Es hat einen Vor- und Rückgarten, um den sie sich in ihrer Freizeit gerne und viel kümmert. Leider fehlt ihr der grüne Daumen. Trotzdem macht es ihr Spaß in der Erde zu buddeln.

Bei größeren Aktionen muss ich ihr immer helfen. Konrad und Susi, die Eheleute von nebenan, greifen ihr auch oft unter die Arme. Susi war schon oft am Verzweifeln wegen der fehlenden Fachpraxis meiner Mutter in Sachen Blumenpflanzen und der daraus resultierenden Lernresistenz.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass mich schon von weitem ein paar traurig aussehende Büsche erwarten, die im Vorgarten vor sich hin vegetieren. Ich schenke ihnen einen traurigen Blick, wünsche ihnen stumm ein baldiges schönes Weiterleben in der Biotonne und trete vor die Haustür. Da ich keine Lust habe, meinen Schlüssel heraus zu kramen, klinge ich.

Es dauert eine Weile, bis meine Mutter mir öffnet. "Ole? Bist du aber früh."

"Ich sehe es", grinse ich und wische ihr eine verirrte dunkle Strähne aus der Stirn. "Warst du noch im Bett?"

"Ja", krächzt sie und lässt mich eintreten. "Ich war gestern Abend mit ein paar Freundinnen weg. Wurde spät." Sie gähnt.

"Dann mach dich mal hübsch. Ich koche derweil Kaffee."

"Hübsch machen?" Sie folgt mir in die Küche. "Bin ich dir zu hässlich, oder was?"

"Das nicht", entgegne ich. "Aber mein Gast wird bald hier auftauchen und ich weiß nicht, ob du dich ihm so präsentieren möchtest."

"Dein Gast?" Auf Mamas Gesicht bilden sich Denkfalten. "Du lädst einfach jemanden zu mir ein, ohne mich vorher … Oh warte!" Ihre Augen werden groß wie Untertassen. "Einen Freund?! Hast du endlich wieder einen festen Freund?!"

"Nein, Mama. Es ist ein alter Be…"

"Oh, wie schön!" Sie hört mir gar nicht zu. Wie immer. "Ich beeile mich, ja?" Sie flitzt aus der Küche, kommt kurz danach allerdings wieder zurück. "Deckst du den Tisch? Dann frühstücken wir! Nimm aber das gute Geschirr aus dem Wohnzimmerschrank!" Und weg ist sie. Die Badezimmertür schlägt laut zu.

"Mach ich." Ich grinse vor mich hin.

Lassen wir sie mal in dem Glauben, hier würde gleich mein fester Freund antanzen. 'Wenn es nur so wäre …'

"Träum weiter, Ole."
 

******
 

Ich entschuldige mich schon mal für eventuelle Rechtschreib- oder Flüchtigkeitsfehler.

Ich bin total übermüdet. Dann noch der Stress gestern wegen den ständigen Internetabbrüchen, die immer noch nicht behoben sind … Hab gestern fast über eine Stunde insgesamt in der Warteschlange gehängt. Wenn das heute noch mal so geht, suche ich mir einen neuen Anbieter.

Ach egal. Bin zu müde zum Aufregen ^^“
 

Bis morgen

Eure Fara



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