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Psychologie für Anfänger

Das erste Semester
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

Das ist mein erster Versuch einer Story seit Ewigkeiten, da mein Studium mich sehr eingenommen hat. Ich werde vermutlich noch etwas Zeit brauchen wieder richtig ins Schreiben zu kommen - daher bitte ich um etwas Nachsicht :) Ich hoffe ich kann den einen oder anderen (auch Nicht-Psychologiestudenten) zum Schmunzeln bringen. Die Geschichte beruht sowohl auf realen Begebenheiten, völliger Übertreibung von Situationen, echten Freunden - in ihrer Einzigartigkeit möglicherweise etwas hervorgehoben. Studieninhalten deren Aufbereitung man manchmal mit einem Augenzwinkern betrachten sollte und völligem Unsinn der meinem Kopf entsprang. Eine Parodie über das Leben, die Psychologen, das Studium und natürlich mich selbst.. Komplett anzeigen

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Pavlov? Da klingelt bei mir nichts..

„Psychologie? Dann muss ich ja jetzt aufpassen was ich sage!“
 

Psychologie ist ein Thema, über das so ziemlich jeder irgendetwas weiß. Nein Moment, ein Thema zu dem so ziemlich jeder etwas sehr intelligentes zu sagen hat. Und es ohnehin viel besser weiß, als jeder gelernte Psychologe. Denn „die können ja sonst was erzählen, spinnen doch selbst alle.“ Stimmt natürlich völlig, deshalb ist auch der NC für einen Studienplatz so hoch, weil es erwiesenermaßen erst ab einem gewissen Notenschnitt und IQ möglich ist ein akademischer Spinner zu werden. Ich habe diese Sprüche schon gehasst, bevor ich mein Psychologiestudium überhaupt plante. Denn entgegen der breiten Masse an Hobbypsychologen, welche über Freud und die Auswirkungen einer unschön erlebten analen Phase so ziemlich alles wussten, war mir bewusst, dass mein Studium sich wohl weniger um die veralteten Theorien des einst renommierten Mannes handeln würden. Ich versprach natürlich mein im ersten Semester erworbenes Wissen über Gedankenlesen und Traumdeutung später sofort weiterzugeben und verließ meine Heimatstadt, um das menschliche Verhalten zu studieren. Oh Moment - ich meine natürlich um endlich mehr über Statistik, Testentwicklung und audiovisuelle Systeme zu erfahren. Enttäuscht?

Wie jedes Studium beginnt der ganze Spaß - vorausgesetzt man studiert nicht in der Heimatstadt - mit der Suche einer geeigneten Unterkunft. Steht man nicht auf ein Einsiedlerleben in einer kleinen, völlig überteuerten Butze, dann ist eine WG natürlich die erste Wahl. In einem vorangegangenen Studium durfte ich bereits die Erfahrung machen, in einem Studentenwohnheim zu wohnen, weshalb ich mich dieses Mal klar dagegen entschied. Denn in dieser besagten Zeit tat ich so ziemlich alles - außer studieren und schlafen. Also fuhr ich mit meiner besten Freundin in meine zukünftige Wahlstadt, um mir in Akkordarbeit von morgens bis abends Wohngemeinschaften anzusehen. Um den guten Ruf der Stadt nicht zu zerstören, werde ich sie anonymisieren - entgegen dem von uns Psychologen gewohnten Code sogar human und verständlich. Freudhausen - nicht ganz knapp, aber einprägsam und natürlich kein bisschen ironiegeprägt.

 

Der Wahnsinn beginnt
 

Mein erster Eindruck von Freudhausen war eigentlich ganz gut, denn der ersten Besichtigungstermin war in der schönsten Straße der Stadt. Es schien die Sonne und wir schlenderten durch die schillernde Allee an altehrwürdigen, villenartigen Häusern vorbei und ich stellte mir vor, wie wundervoll es wäre hier morgens nach einer feierwütigen Nacht nach Hause zu torkeln. Doch am Ende dieser Straße endete auch schon die Schönheit dieser Stadt und alle weiteren Orte die wir aufsuchten gaben der Stadt einen auf den zweiten Blick eher schroffen, hässlichen Charakter. Als gebürtige (West-)Berlinerin bin ich einiges gewöhnt, denn unsere Hauptstadt hat natürlich nicht nur schöne Seiten zu bieten, wie Peter Fox in seinem Lied Schwarz zu Blau wundervoll beschreibt. Hässlich, schön, Altstadt, Neubauten, Villen, grau, grün, Seen, Blumen, Smog und Beton. Ich erinnere mich daher gut an die Ansprache der Bürgermeisterin zum Studienbeginn: „Freudhausen - Liebe auf den dritten Blick“ denn die Schönheit dieser Stadt würde man erst mit der Zeit zu erkennen lernen. Und sie sollte Recht behalten. Doch zurück zu meiner Wohnungssuche. Freudhausen ist eine Studentenstadt und wie die meisten Studentenstädte bietet sie zu wenig Wohnraum und zu viele Wohnungssuchende. Der Zeitraum der Besichtigung ist kurz und manchmal wird man wie Vieh in Zweier- oder Dreiergrüppchen zusammengekarrt und vor die Jurie gestellt. Dort hat man dann die Möglichkeit hat sich selbst und seine Persönlichkeit und Vorstellungen einer Wohngemeinschaft völlig frei vor Fremden runterzubeten und zu hoffen, dass man überzeugt hat - neben den 200 anderen Kandidaten! So kam ich zu interessanten Gesprächen mit anderen Wohnungssuchenden, die mich müde belächelten, als ich auf die Frage - was denn mein „Markenzeichen“ ja mein „Spezialeffekt mit Erinnerungswert“ sei - keine Antwort wusste. „Na, was macht dich besonders, warum sollten sie dich nehmen? Was ist dein Slogan?“ Interessant, dachte ich mir und überlegte welcher Slogan zu mir passen könnte, und fühlte mich wie vor einem schlecht vorbereiteten Vorstellungsgespräch bei einer Werbeagentur. Während ich mit meiner Freundin Hannah darüber sinnierte ob „Elena - Ihr Versprechen für Spaß und Erfolg während des Studiums!“ zu dick aufgetragen wäre, irrten wir durch diese unlogisch aufgebaute Stadt zum nächsten Termin.
 

Schon oft habe ich mich bei Filmen dessen zentraler Inhalt das Campusleben - meist in Amerika - war gefragt, warum die Autoren denn immer so extrem ins Klischee abdriften mussten. Alles so maßlos übertrieben, kommt schon, wer kauft euch das ab? Ich. Ab heute. Heruntergekommene Wohnung mit Massenstudentenhaltung, natürlich alle alternativ angehaucht. Drei Hunde, vier Katzen, ein Baby und zehn weitere Dauerhausgäste, bei denen man nicht genau sagen konnte, ob sie nun dort wohnten oder einfach nur irgendwann nach einer Party vergessen hatten zu gehen. Obligatorische Joints auf den Tischen, ausgefranste XXL Klamotten und vegane Kochbücher gepaart mit glutenfreien Müsliriegeln aus dem Reformhaus. So starrten mich bestimmt 12 neugierige Augenpaare an, während ich überlegte meinen spritzigen Slogan zu bringen. Oder doch der Erwartung einer angehenden Psychologin zu entsprechen und alle Leute im Raum zu analysieren? Wäre bestimmt gut angekommen.
 

So arbeiteten wir uns den Tag durch sämtliche Klischees. Der Drogen- und Partyhöhle, einer 4-er WG wo der eine Mitbewohner seit Wochen verschwunden war, was jedoch niemanden wirklich beunruhigte. Einer angeblich kochwütigen Gemeinschaft, wo ich weit und breit keinen Topf oder irgendein Gewürz nahe des klinisch reinen Herdes ausmachen konnte - dafür die größte Sammlung an Lieferserviceflyern am Kühlschrank die ich je gesehen hatte. Nun schon völlig erschöpft schleppten wir uns zur letzten Besichtigung, während es langsam dunkel wurde und ich bereits unmotiviert an einen weiteren Tag voller Besichtigungen dachte. Dann öffnete sich die Tür der letzten WG und im Garten wurde uns entspannt ein Bierchen in die Hand gedrückt - als wäre man im Himmel angekommen. Und wie es der Zufall so wollte - 4 Psychologen! Was soll da noch schiefgehen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Suzette_Godault
2017-09-11T17:21:25+00:00 11.09.2017 19:21
Hallo, durch Zufall habe ich deine angehende Story gefunden und sogleich für gut befunden. Komme was da wolle, ich bleibe dran, denn das, was du uns Lesern da servierst, spricht mir in fast allen Punkten aus der Seele. Zwar ists bei mir nicht Psychologie, auch musste ich mir keine WG suchen, aber das, was ich hinter den Zeilen zu erkennen meine, begeistert mich. *hust* Ein ziemlich ernster Komentar zu einer wirklich amüsant zu lesenden Kostprobe deiner Kunst.

Bis bald!
issachar

Ps.: Wie läuft das hier, wird man benachrichtigt, sobald ein neues, hoffentlich baldiges, Kapitel online ist?


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