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Digimon - Abenteurer-Camp

Mein einzig wahrer Digimonpartner
von

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Eine verblasste Erinnerung

Es musste Zufall gewesen sein. Das sich alles so abgespielen würde, wie es sich abgespielt hatte. Allein die Tatsache, dass wir alle zufällig am gleichen Ort versammelt gewesen waren. Nun gut, letzteres war kein Zufall. Es war der Beginn der Sommerferien. Gut, ich selber war nun schon seit 5 Jahren nicht mehr zur Schule gegangen. Ich hatte meinen Abschluss gemacht und abgesehen von der Berufsschule nie wieder auch nur eine einzige Schule von innen gesehen. Das einzige was ich wirklich vermisste, waren die langen Ferien. Hätte ich damals gewusst, wie wertvoll diese Zeit war, hätte ich sie besser genutzt, dessen war ich mir sicher.

 

Wie dem auch sei. Die vertraute Kulisse des Hostels kam näher und näher. Genau genommen, handelte es sich um einen Landgasthof mit etlichen Mehrbettzimmern, mitten im Wald. Man fuhr gut 40 Minuten bis zur nächsten größeren Siedlung und die ganze Umgebung vermittelte ein Gefühl von „Mitten im Nirgendwo“. Viel verändert hatte sich nicht. Die Fassade war immer noch glatt geputzt und ein noch mehr verfärbt als das letzte Mal, als ich hier gewesen war. Irgendwann musste sie mal ein angenehmes sanftes gelb-beige gewesen sein. Abgesehen von der Fassade war der Hof jedoch gut in Schuss. Ich parkte meinen Kleinwagen auf einer angrenzenden Wiese, die als Parkfläche ausgewiesen wurde.

 

Das Wetter war fantastisch. Ein paar wenige einzelne Schäfchenwolken zierten den Himmel, ein leichter Wind wehte, die ersten Grillen begannen ihr Konzert. Auf dem Parkplatz parkten noch einige andere Fahrzeuge. Ein weiterer Kleinwagen, ein Transporter, ein Mittelklassewagen und eines von diesen Autos, das locker 6 Personen transportieren konnte. Vielleicht eine Familie?

 

Draußen war niemand zu sehen. Ich musste unweigerlich grinsen. Hier zu sein machte mir einfach gute Laune. Zugegeben, an alle Einzelheiten erinnerte ich mich nicht mehr, aber die Gefühle, die ich mit diesem Ort verband, waren stärker als an irgendeinem anderen. Ich betrat die Lobby des Gasthofes. Eine kleine Rezeption, inmitten von Steinfließen und Holzverkleidungen mit weiß-verputzten Wandelementen. Hier und da viel zu große Blumenvasen, Bilder von lachenden Schulklassen und glücklichen Besuchern hingen an der Wand. Ich ließ die kleine Glocke am Tresen schellen. Mit eiligen Schritten eilte ein Mädchen in weißer Bluse und ¾ Hose herbei. Sie war wahrscheinlich etwas jünger als ich, ich vermutete eine Studentin oder Ferienjobberin.
 

„Hallo, herzlich Willkommen! Was kann ich für Sie tun?“

„Ebenfalls hallo. Ich habe einen Zimmer reserviert, auf den Namen...“

„Gehören Sie zur Reisegruppe?“, fragte sie direkt.

„Wie meinen?“

„Wir haben nicht so häufig erwachsene Gäste, aber da heute eine Reisegruppe eines unserer Zimmer belegen möchte, dachte ich, Sie gehören vielleicht dazu.“

Ich seufzte. Viel zu viel Information, die mich eigentlich nicht interessierte.

„Wie gesagt, ich habe ein Zimmer auf den Namen Legall reserviert.“

„Also hatte ich Recht. Geteiltes Fünf-Bett-Zimmer mit Frühstück inklusive, richtig?“

„Richtig.“, antwortete ich. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich bemerkte ein kleines Namensschild auf ihrer linken Brust. 'Annika'

„Das ist dann Zimmer 11 im 2. Stock, die erste Treppe hoch und dann im ersten Stock teilen sich die Treppen auf. Bei Ihnen ist das dann die Treppe ganz links. Frühstück gibt es morgens von sieben bis zehn Uhr.“

Ich nickte und nahm dankend die Schlüssel entgegen. Warum teilte sich denn bitte die Treppe im ersten Stock auf? Was musste man sich denn darunter vorstellen?

 

Als ich die hölzerne Treppe in den ersten Stock hochgegangen war, stellte ich fest, dass von diesem Stockwerk aus drei weitere Treppen nach oben führten. Der Durchgang zur mittleren Treppe war verschlossen. Ein Gatter, wie es auch als Kindersicherung verwendet wurde, verhinderte den Durchgang. Ich stutze. Daran konnte ich mich nicht erinnern. Ich folgte Annikas Anweisungen und stieg die linke Treppe hoch. Die Zimmer 10-15 waren ausgeschildert.

 

Der Flur war ähnlich dekoriert wie die Lobby unten. Vasen, Fotos an den Wänden, eine kleine Kommode mit einem Fotoalbum. Ich warf einen kurzen Blick auf den Umschlag 'Unsere Ferien-Abenteurer'. Just in diesem Moment viel mir ein, dass ich vergessen hatte nach Wlan zu fragen. Gedanklich notierte ich mir dieses Anliegen für später. Zunächst wollte ich mir das Zimmer näher ansehen. Die vertraute Atmosphäre des Gasthofes war nach wie vor vorhanden. Wirklich etwas wiedererkennen, tat ich jedoch nicht. Das lag vielleicht daran, dass alle Fotos auf Augenhöhe von Erwachsenen angebracht waren. Ein wenig seltsam für einen Ort, der angab zumeist Kinder- und Jugendgruppen zu beherbergen.

 

Gerade als ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, riss jemand die Tür auf. Ein junger Mann in meinem Alter stand vor mir. Er trug ein Grinsen im Gesicht. „Viola! Du hast es geschafft, lass dich umarmen!“ Spontan umarmte er mich, für meinen Geschmack eigentlich zu spontan, ich brauchte einen Moment um eins und eins zusammenzuzählen.

 

„Curry....?“

„Richtig, richtig!“, lachte er und zog mich ins Zimmer. Ich bemerkte eine weitere Gestalt im Raum. „B-Bianca bist du das?“ Die junge Frau mit den platinblonden Haaren sah auf und lächelte. Sie nickte. „Auch heute bevorzugst du es, nichts zu sagen?“, fragte ich direkt.

 

Zu meinem Erstaunen erwiderte sie ruhig: „Nicht wirklich. Aber ich schätze trotzdem lieber erst einmal die Situation ein.“ Ich musste grinsen. „Sind Maroon und Perry schon da?“ „Nein, noch nicht.“, erwiderte sie und strich sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht.

 

„Das ist jetzt über zehn Jahre her, seit wir uns getroffen haben.“, sinnierte ich gedankenverloren. „Hast du eine Ahnung weshalb Maroon uns so plötzlich kontaktiert hat?“, fragte nun Curry, der eigentlich Ajit mit Vornamen hieß, aber kindische Vorurteile und ein legendäres Dinner bei ihm zu Hause, hatten ihm diesen Spitznamen eingebracht. Es hatte eigentlich nur damit begonnen, dass er sich als den „Meister des Currys“ bezeichnet hatte. Außer der Gewürzmischung war nichts von diesem ehrenhaften Namen hängengeblieben. Wir waren über die letzten Jahre stets in Kontakt geblieben. Getroffen hatten wir uns nur zwei Mal. Diese Woche würde das dritte Mal werden.

 

 

Dann erfuhren wir, weswegen Maroon uns an Ostern kontaktiert hatte. Mit Laptop, Handy und viel zu viel Technik im Schlepptau betrat er unser Zimmer und begann sogleich damit eine Art „Arbeitsplatz“ einzurichten. Perry schien eingeweiht zu sein, machte aber keine Anstalten unsere Fragen zu beantworten.

 

Es war bereits Abend, als das Schweigen schließlich gebrochen wurde. „Der Grund, weshalb ich euch gebeten habe, euch eine Woche freizunehmen, dürfte relativ klar sein. Habt ihr sie dabei?“, begann Maroon.

 

Ohne zögern nickten wir. Ich griff in meine Hosentasche, Bianca nach einem kleinen Beutelchen, Curry in seine Sporttasche, Perry in seine Jackentasche. Maroons Gerät lag neben seinem Laptop. „Gut. Ihr habt also tatsächlich noch alle euer DigiVice.“

 

„Natürlich! Niemals könnte ich Veemon vergessen!“, rief Curry direkt.

„Gatomon ist damit immer bei mir.“, gab auch Bianca zu.

Auch ich würde Agumon nie zurücklassen. Auch wenn Agumon so gesehen nicht bei mir war, das DigiVice war wie eine Verbindung, eine Erinnerung die ich niemals verlieren wollte. Die Kämpfe die wir gemeinsam überstanden hatten, hatten ein enges Band zwischen Digimon und mir geknüpft.

 

„Ich glaube, das wusstest du auch so schon, dass wir alle unsere DigiVices behalten haben. Sonst wären wir nicht weiterhin so gut in Kontakt geblieben.“, begann ich. „Dir geht es doch bestimmt um etwas anderes.“

 

„Ich habe euch hierhergebeten, weil ich etwas überpüfen will. Habt ihr auch die Armbänder mitgebracht, um die ich euch gebeten habe?“, fuhr Maroon fort. Wir nickten und übergaben die Armbänder. Sie alle waren abgenutzt, abgetragen. Flache Stoffarmbänder, wie man sie oftmals an Festivals oder anderen Veranstaltungen bekommt. In diesem Fall waren sie Teil unserer Ferienlagergruppe gewesen. Sie alle hatten das Logo der Jugendgruppe aufgedruckt. Und eine kleine verwaschene Inschrift zeigte den Namen unserer Partnerdigimon.

 

Maroon nahm unsere Armbänder entgegen. „Viola. Dein Partner war Agumon, richtig?“

„Äh.. richtig. Das weißt du doch!“

„Agumon war von Anfang an, den ganzen Sommer dein Partnerdigimon oder?“

„Ja. Warum fragst du das? Du warst doch dabei!“

„Das wäre ja so, als ob Tapirmon nicht den ganzen Sommer über dein Partner gewesen wäre. Wir waren schließlich alle einzigartige Partner!“, die Fragen ärgerten mich. Fragen ärgerten mich allgemein. Besonders wenn es dumme Fragen waren.

„... das ist der Punkt.“, erwiderte Maroon ruhig. „Tapirmon war nicht den ganzen Sommer über mein Partnerdigimon.“

 

Ratlos tauschten wir Blicke aus. Es wurde allmählich dunkel. Curry schaltete das Licht ein.

„Ich habe beim Experimentieren mit Schwarzlicht Spuren von Farbe auf meinem Armband gefunden. Nach ein wenig Detektivarbeit, habe ich gesehen, dass irgendwann auf diesem Armband mal ein anderes Digimon geschrieben worden war. Nämlich Terriermon.“

 

„Worauf willst du hinaus?“, fragte nun Curry skeptisch.

 

„Aus reiner Neugier habe ich dann das DigiVice mit meinem Rechner verbunden und den Quellcode des Geräts analysiert. Und insgesamt habe ich Datenspuren von mindestens 5 anderen angeblichen Partnerdigimon gefunden, die eigentlich nicht auf dem Gerät sein dürften!“

 

„Soll das heißen...?“, Bianca schien bereits die Tatsachen zusammenzuzählen.

 

„Richtig. Ich war genau wie ihr nur ein einziges Mal in dem Ferienlager. Über den Zeitraum von drei Wochen muss ich mindestens fünf verschiedene Partnerdigimon gehabt haben, trotzdem kann ich mich nur an eines erinnern. Ich würde gerne sowohl eure Armbänder, wie auch eure DigiVices untersuchen.“
 

„Das ist doch Blödsinn! Die Geräte sind alle schon etwas älter und die Feriengruppe recycelt bestimmt die Armbänder jedes Jahr. Also chill mal und lehn dich zurück! Du kannst gerne mein Vice prüfen, wenn du unbedingt drauf bestehst!“, warf Curry ein und warf sein DigiVice Maroon zu. Dieser seufzte. „Es ist ja nur ein Verdacht. Aber ich finde es schon seltsam, dass wir alle zwar Erinnerungen an unsere Digipartner haben und einzelne Erlebnisse, aber keine komplette Chronik der Ereignisse in diesem Sommer damals erstellen können! Ihr wisst selber wie oft wir versucht haben, alles chronologisch aufzuschreiben!“

 

Das stimmte. Dieser Sommer im Jugencamp hatte uns zusammengschweißt. Oft hatten wir versucht alles aufzuschreiben, aber irgendwie waren immer Streitigkeiten ausgebrochen. Diskussionen über das Wann und Wie und ob etwas überhaupt stattgefunden hatte. Irgendwann hatten wir aufgegeben.

 

Wenig Später stand das Ergebnis fest. Alle unsere DigiVices enthielten Rückstände von anderen Partnerdigimon. Die Geräte waren persönlich, jedes individuell, keines doppelt, keines wiederverwendet. Morgen würde die diesjährige Ferien-Abenteurer Gruppe anreisen.

 

Damit auch unsere Chance Licht ins Dunkel zu bringen. Der Gedanke, dass ich neben Agumon noch mit anderen Digimon Seite an Seite gekämpft hatte, gelacht, geweint, getanzt hatte... und diese ohne weiteres vergessen haben könnte, raubte mir den Schlaf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lasst mir doch einen Kommi da, mit eurem Eindruck zu dieser kurzen Story. Ein Gedankenexperiment, das man sicherlich noch weiter spinnen könnte (der Traum ging noch weiter... haha). Ich hoffe ihr hattet ein bisschen Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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