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Wo du Zuhause bist

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich wollte ich viel mehr schreiben und hatte auch vor bis zu den Trollen zu kommen, aber leider war der Monat schwer für mich und jetzt habe ich gerade die Anfänge einer ganz fiesen Erkältung... Bevor ich also lange Zeit gar nichts hochlade, hier schon einmal ein kleines Kapitel. Besser etwas, als gar nichts, hm? Gebetat ist es leider auch nicht. Entschuldigung :( Komplett anzeigen

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Vorbote

Kapitel 9: Vorbote

 

Anna fühlte sich erschöpft.

Erschöpft von den Geschehnissen in der Nacht zuvor, dem Streit am Morgen und den Gedanken, die einfach nicht aufhören wollten. Noch schlimmer machte es Fíli, der mit ihr am Ende der Gruppe ritt. Seit den wütenden Worten seines Bruders war er in ein Schweigen gefallen, das sie sich nicht traute zu brechen, aus Angst, er könne ihr die Schuld offen zuschreiben. Und er hätte recht. Daran trug allein sie Schuld und es bestätigte nur, wie gedankenlos sie handelte. Ihre Gründe, nicht mit Kíli zu reiten, waren idiotisch. Was machte es schon, ob sie mit ihm ritt. Wenn sie an die Worte Gandalfs dachte, war Ihre Zeit in Mittelerde begrenzt, weil sie sich dazu entschlossen hatte zu helfen. Die Reise war gefährlich, schwierig und wahrscheinlich sogar tödlich. Warum also nahm sie die Chance nicht wahr, wenigstens etwas von der begrenzten Zeit zu genießen? Besonders bevor es wirklich losging. Die Trolle, die Hetzjagd, der absolute Horror in den Bergen. Ob sie die Goblins überlebte? Anna versuchte die Panik zu unterdrücken, die sie kalt packte und ihr einen Schauer über dem Rücken jagte. Das lag noch in der Zukunft. Jetzt drohte soweit keine Gefahr, ausgenommen der gestrigen Flut und dem beinahe Tod Kílis. Warum gab es überhaupt eine Flut? Wäre sie auch gekommen, wenn sie nicht dabei gewesen wäre? Und wenn doch, was wäre aus Kíli geworden? Wie konnte ihre bloße Anwesenheit die Geschichte so verändern? Das war der Gedanke, der sie gestern nicht schlafen ließ. Wenn die Geschichte sich schon alleine deshalb neu schrieb, wie konnte sie Dinge verhindern, von denen sie nichts wusste? Es war ihr einziger Trumpf: Das Wissen um die Zukunft. War ihr das genommen, was blieb noch? Die Möglichkeit es selbst in die Hand zu nehmen. Versuchen sich nicht auf das zu verlassen was sie wusste, sondern konnte. Wenn ihr Auftauchen allein die Welt um sie herum veränderte, standen die Chancen gut die Zwerge vor ihrem Schicksal zu bewahren. Es war beängstigend und befreiend zugleich. Alles was sie tun musste war am Leben zu bleiben. Das war sicher einfacher gedacht als getan, da sie der Faktor war, der alles neu und unberechenbar machte, der alles auf dem Kopf stellte was sie kannte. Es war nach wie vor ein Kampf. Nicht nur gegen das eigentliche Schicksal, sondern um ihr eigenes Überleben. Der Tod jagte ihr noch immer eine gewaltige Angst ein, auch wenn sie wusste, es sollte nicht das absolute Ende sein. Doch wohin würde sie gehen? Sie stellte es sich wie ein großes schwarzes Loch vor, das sie verschluckte und irgendwo im Nichts ausspuckte, wo sie ohne Ziel umherirrte. Und was würde aus den Zwergen werden? Was würde aus Kíli werden? Die Wahrheit war, dass sie sich mehr um ihn sorgte als um Fíli. Es war selbstsüchtig. Nicht gerecht. Falsch. Dennoch würde sie auch ohne zu zögern für Fíli ihr Leben geben – selbst für Thorin selbst und sie wusste nicht einmal warum. War Thorin nichts als feindlich ihr gegenüber. Behandelte sie wie er sie ansah. Kalt, hart. Er ließ keine Gelegenheit aus ihr zu zeigen, was er von ihr hielt. Trotz all dem war er der Zwerg, mit dem sie als Kind in den Schlaf gelesen wurde. Thorin hatte so viel Recht zu leben, wie Fíli und Kíli. Und sie war einzig hier um das sicherzustellen.

Warum also nicht mit Kíli reiten? Es hätte niemanden verletzt. Ganz selbstverständlich hätte sie sich mit einem heimlichen Lächeln an seinen Rücken schmiegen können, ohne das sich auch nur einer dazu etwas dachte. Es wäre perfekt gewesen. Stattdessen war es nun so, dass Kíli sie mied und auch seinen Bruder, den sie damit ungewollt ins Kreuzfeuer warf. Anna ließ ihren Kopf hängen, während ihr Griff an Fílis braunen Mantel nachließ. Nein, so einfach war all das nicht. Es wäre nicht perfekt. Ihre unkontrollierbaren Gefühle für Kíli warfen alles aus der Bahn. Wenn sie schwach wurde, gab es kein Zurück mehr. Gab es denn noch ein Zurück? Oder hätte sie es überhaupt verhindern können? Ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen als ihr eines unwiderruflich bewusst wurde. Nein, sie hätte es nicht verhindern können. An jenem Abend, vor einigen Wochen in Bilbos Haus, nahm der Wahnsinn seinen Anfang. Kíli sah von der ersten Sekunde ihre Anwesenheit nicht als großes, unnötiges Problem an. Eine Menschenfrau, der man misstrauen müsste, wie es der Rest seiner Leute tat. Er hatte sich dagegen gestellt, sie unter seinem Schutz genommen, obwohl er sie erst wenige Momente kannte. Es war beeindruckend gewesen, wie er sich seinem Onkel stellte, dafür sogar ausgeschimpft wurde. Seit jenem Tag wusste sie, das sie sich auf ihn verlassen konnte. Und auch wenn sie ihm noch nicht viel über sich verraten hatte, machte es ihm nichts aus. Stattdessen erzählte er offen und mit einem Glitzern in den Augen von seinem Heim, seinen Reisen, seinen Entdeckungen. Sie lernte so Mittelerde ganz neu kennen und sie ertappte sich oft selbst dabei, wie sie sich wünschte all das gemeinsam mit ihm erlebt zu haben. Ab diesem Moment wusste sie, das etwas anders war. Sich etwas gewandelt hatte. Und er machte es unmöglich für sie auf Abstand zu gehen, war er irgendwie immer ein Teil ihres Tages und seit letzter Zeit fast immer an ihrer Seite. Kíli gab ihr von Anfang an das Gefühl etwas wert zu sein. Nie drängte er sie zu Fragen ihrer Vergangenheit, die er so offensichtlich stellen wollte. Er zeigte ihr Verständnis, bot ihr offen einen Platz bei sich an und fügte sie so mit in die Zwergengemeinschaft ein, sodass sie mittlerweile neben Fíli, auch Bofur und Ori zu ihren Freunden zählen konnte. Kíli machte diese Reise erst zu dem, was sie war. Ohne ihn, würde sie sich allein, zurückgewiesen und ungewollt fühlen. Eine Belastung, die niemand tragen wollte, ganz so wie es Bilbo erging, auch wenn sie immer ihr Bestes tat ihn aufzumuntern. Wie konnte sie dann gerade ihn zurückweisen? So verletzen und das Gefühl geben nicht gewollt zu werden? Sie verdankte ihm so unendlich viel. Es war an der Zeit, dass sie sich auf das einzig Wichtige konzentrierte. Alles was zählte war ihre Aufgabe und sie war bereit dafür alles zu tun, was in ihrer Macht stand. Vielleicht mehr denn je und wäre es das Letzte was sie tat. Bei diesem Gedanken blickte sie in den blauen, klaren Himmel über sie. Wer hätte je gedacht, das sie so wahnsinnig sein würde und mit Bogen und Schwert in die Schlacht zog, damit sie Zwerge rettete, die reine Fiktion in ihrer Welt waren. Das hätte Magnus gefallen und schließlich war er es immer gewesen, der ihr sagte: „Jeder Mensch braucht eine Aufgabe.“ Selbst wenn es im nächsten Moment hieß, ihre Aufgabe bestünde darin wieder Wäsche zu waschen. Mit einem breiten Lächeln schloss sie ihre Augen und genoss die leichte Brise, die den schweren Duft vom nahen Sommer trug. Niemand konnte sie mehr von ihrer gefassten Aufgabe abbringen, selbst ein Thorin mit seiner unwiderstehlichen Art nicht. Anna war kein Feigling und das würde sie allen beweisen.

„Es tut mir leid, Fíli.“, entschuldigte sie sich, was völlig willkürlich wirken musste, doch brach es das Schweigen zwischen ihnen. Sie hörte ihn schwer die Luft einziehen. „Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst. Es war deine Entscheidung mit mir zu reiten und ich habe zugestimmt. Kíli ist -“ Fílis Stimme brach abrupt ab als begriff er mit wem er redete und ein Räuspern folgte. Egal was Fíli sagen wollte, er tat es nicht und weckte dadurch nur ihre Neugier. Was war mit Kíli? „Mein Bruder wird bald zur Einsicht kommen.“, endete er stattdessen, schob so ihrer Hoffnung mehr zu erfahren, einen Riegel vor. Enttäuscht seufzte sie als sie merkte, dass Fíli nicht mehr dazu sagen würde, somit griff sie das alte Problem wieder auf. „Nein. So weit hätte es nicht kommen müssen und du kannst nichts dafür. Ich hätte mit ihm reiten sollen.“, verließ es beschämt ihren Mund, das enttäuschte und verletzte Gesicht Kílis vor Augen. Zu ihrer Überraschung lachte Fíli leise. Offenbar war er in gar keiner so schlechten Stimmung, wie sie eigentlich vermutet hatte. „Hast du schon genug von mir?“, scherzte er, was nun wieder nach dem alten Fíli klang, trotzdem ein mieser Versuch war das Thema zu wechseln. Anna blickte auf die blonde Mähne vor sich, während sie sich aufrecht aufsetzte, dabei versuchte die Sitzposition hinten auf dem Pony etwas angenehmer zu machen. Der Sattel und die daran befestigten Taschen hinderten sie daran. „Wenn ich jetzt Ja sage, schmeißt du mich dann runter?“, beschloss sie kurz mit einzusteigen. „Könnte durchaus sein.“, meinte er zurück, was ihr ein kleines Lächeln entlockte, das jedoch nicht ihre Augen erreichte, da sie das vorherige Thema nicht als beendet sah. Sie würde hartnäckig bleiben, alleine weil sie das Gefühl hatte ihm etwas schuldig zu sein. „Nein, ehrlich. Ich hätte ihn fragen sollen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke... ist mein Grund ziemlich bescheuert.“, gab sie ehrlich zu und lachte trocken. Bescheuert war eines der Adjektive, um es zu beschreiben. Wohl eher hatte sie Angst gehabt wie sich ein verliebter Teenager aufzuführen. „Und der wäre?“, überrumpelte er sie mit klarem Interesse in der Stimme und sie merkte, wie sie plötzlich begann ins Schwitzen zu geraten und ihre Ohren Feuer fingen. Was sollte sie jetzt antworten? Lügen war nach wie vor keiner ihrer Stärken. Und es war ausgeschlossen, dass sie Fíli von ihren wahren Gründen erzählen konnte. Er war der Bruder. Das würde sicher nicht gut enden. Was aber sollte sie ihm stattdessen sagen? „E-Er trainiert mich schon, verbringt so viel Zeit mit mir und da wollte ich mich auf dem Pony nicht zu sehr aufdrängen.“, schoss es aus ihr heraus, das auch irgendwie der Wahrheit entsprach und sie automatisch erleichtert aufatmen ließ, da sie sich nicht mehr gesagt hatte. Fílis tiefes Auflachen irritierte sie dann ganz. „Ich denke nicht, dass es meinem Bruder missfallen würde.“ „Nein?“, fragte sie in einer so hohen Tonlage keine Sekunde später, das es schon verdächtig wirken musste. Dafür hätte sie sich am Liebsten in die Zunge gebissen. Als Fíli wieder sprach, hörte sie praktisch sein Grinsen. „Nein. Er erachtet es als sein alleiniges Recht.“ Annas Herz klopfte so stark in ihrer Brust, dass sie Angst bekam Fíli könnte es hören. Warum dachte Kíli, dass es sein alleiniges Recht war mit ihr ein Pony zu teilen? Nur weil sie unter seinem Schutz stand? Wenn Fíli es nämlich so sagte, gewann sie eher den Eindruck Kíli dachte nicht daran sie mit jemandem zu teilen. Und der Gedanke, er sei eifersüchtig, war doch wirklich neben der Spur und absolut fehl am Platz. Wahrscheinlich war es so ein Zwergending, von dem sie einfach keine Ahnung besaß. „Bin ich jetzt mit ihm verheiratet, oder warum will er mich mit niemandem teilen? Oder ist dieser Besitzanspruch an Schützlinge für euch Zwerge normal?“, fragte sie halb amüsiert daher und dachte nicht auf ihren absurden Worten eine Antwort zu erhalten.

Fíli lächelte auf ihre Worte hin schwach. Nein, dieser Besitzanspruch war nicht üblich. Er wusste warum sein Bruder sich wie ein kompletter Narr aufführte. Zunächst weckte das Bedenken in ihm und er wusste nicht was er davon halten sollte. Anna war ein Mensch, nicht von dieser Welt und er wusste praktisch nichts von ihr. Doch als er seinen Bruder auf diese eine Weise lächeln sah, erkannte er auf einen Schlag was Anna Kíli bedeuten musste. Es war dieses eine besondere Lächeln, das von tief aus seinem Herzen sprach. Wie es sein Vater immer seiner Mutter in aller Stille zugeworfen hatte, wen er dachte, dass niemand hinsah. Anna mochte kein Zwerg sein, eigenartig sprechen, nicht von hier stammen, wenig von sich erzählen, aber sie war der Grund, warum sein Bruder noch lebte. Er schuldete ihr dafür alles - war sein Bruder doch alles für ihn. Es drängte sich nur ein Gedanke zwischen all dem Glück. Auch wenn er seine Zustimmung von Herzen gerne gegeben hatte, gab es noch Thorin. Bei Mahal. Sein Onkel würde dieser Verbindung niemals seinen Segen erteilen. Insbesondere da sie sich gerade auf einer Mission befanden, die volle Aufmerksamkeit forderte. Sein Bruder wurde schon einmal angewiesen sich nicht ablenken zu lassen. Genau das geschah gerade. Er liebte und achtete seinen Onkel sehr. Doch Fíli fürchtete was Thorin tun würde, wenn er von den Gefühlen seines Bruders erfuhr. Und was würde Kíli tun, wenn ihm der Befehl erteilt wurde sich fernzuhalten? Fíli kannte ihn so gut wie keiner. Und das bereitete ihm die größte Sorge, die er jemals für seinen kleinen Bruder empfunden hatte. Kíli folgte stets seinem Herzen. Was auch immer das in Zukunft für seinen Bruder bedeutete, Fíli würde zu ihm halten und unterstützen. Ganz gleich was es war. Er gehörte an die Seite seines Bruders. „Fíli?“, hörte er Annas klare Stimme hinter sich und er wagte einen Blick über seine Schulter, fand so ein breites Lächeln in ihrem Gesicht als sie sich ein Stück zur Seite lehnte. „Keine Sorge, ich spreche später mit Kíli. Ich habe auch schon eine Idee. Er wird gar nicht widerstehen können.“, gab sie mit einem Zwinkern von sich und seine Mundwinkel zuckten. „Hm.“, machte er, blickte wieder nach Vorn und versteckte so sein aufkommendes Grinsen.

 

 

Es war ein Lachen, das sie unzufrieden Grummeln ließ. Langsam öffnete sie ihre Augenlider und war geblendet von der tiefstehenden Sonne, die ihr genau ins Gesicht schien. Was war los? „Ah, da wird jemand wach.“, hörte sie eine fröhliche Stimme, sodass sie ihren Kopf von der weichen Unterlage anhob. Schlagartig setzte sie sich auf, blinzelte den Schlaf aus ihren Augen als sie Fíli auf den Rücken sah. Dort wo sie vor wenigen Sekunden noch angelehnt war, zierte ein kleiner nasser Fleck seine grüne Kapuze. Sie war eingeschlafen. Und woher kam der Fleck? Ihr Kopf versuchte gerade alles wieder zusammenzusetzen. Sie konnte sich noch an Nori erinnern, der mit Fíli ein ziemlich langweiliges Gespräch über irgendein gutes Bier angefangen hatte. Das war wohl der Zeitpunkt, in denen ihr die Augen zugefallen waren. „Angenehme Träume gehabt?“ Erschrocken blickte sie zur Seite, wo Bofur mit einem breiten Grinsen im Gesicht wartete. Wo war Nori? Fílis Oberkörper vibrierte vor Lachen und alles was sie konnte war plötzlich müde zu gähnen. „Ne, gar keine.“, meinte sie und streckte sich, was ihre Knochen mit einem Knacken wieder in die richtigen Positionen ploppen ließ. In einem Mal fühlte sie sich besser. „Habe ich den ganzen Tag geschlafen?“ „Oh, Aye. Den ganzen Tag.“, bestätigte Bofur mit einem gut gelaunten Lächeln. Dann musste sie wirklich fertig gewesen sein, was sie aufgrund des gestrigen Schlafmangels nicht wunderte. Davon abgesehen, dass es noch dazu sehr unbequem und wegen dem fehlenden Feuer extrem kalt gewesen war. Ganz im Gegenteil zu jetzt. So dicht an Fíli gekuschelt, konnte sie seine angenehme Wärme durch seine dicke Kleidung fühlen und das weiche Fell an seinem Mantel diente als perfektes Kissen, das sie schon jetzt wieder zum Schlafen einlud. Anna lächelte zufrieden und um einiges ausgeruhter. Es war seit Bilbos Gästebett der beste Schlaf gewesen. Nun halb wach geworden, sah sich neugierig um. Zwischen ein paar Bäumen, lugte die Sonne tief über dem Horizont hervor, färbte so die wenigen Wolken in verschiedenen roten Tönen, kündigte so das baldige Halten an. Was auch perfekt passte, da ihr Magen vor Hunger leise vor sich her grummelte, ihre Beine entsetzlich schmerzten und nicht zuletzt das Bedürfnis hinter einem Busch zu verschwinden ihren letzten Rest Schlaf nun vollkommen verdrängte. „Wo sind wir?“, fragte sie gleich. Bofur senkte seine Pfeife, blickte mit schätzenden Augen in die Ferne. „Etwa einen Tagesritt nördlich der Trollhöhen.“, gab er zur Antwort, was sie nur konfus starren ließ. Wo? So gut kannte sie sich auch nicht in Mittelerde aus. Ihr Wissen über die Geografie beschränkte sich eher auf die wichtigen Orte. „Und wo sind die?“, wollte sie genauer wissen, das offenbar die Zwerge amüsierte. Bofur lächelte ihr breit zu, Fíli grunzte einmal als hielt er ein Auflachen zurück. Anna bekam das Gefühl sie sollte diese Gegend kennen und sie lachten über ihr Unwissen, weshalb sie mit ihren Augen rollte, sichtlich genervt. „Ihr wisst doch, dass ich nicht von hier komme.“, verteidigte sie sich. „Nur weil ich diesen Ort nicht kenne, heißt das nicht, ich kenne absolut keinen.“ Bofur sah plötzlich sehr interessiert aus, während er seine Pfeife ganz zu vergessen schien. „Welche denn, junges Fräulein?“ Anna zuckte mit den Schultern als sie sich überlegte was sie genau sagen sollte. Da fiel ihr auf Anhieb nur ein Ort ein, von dem einfach jeder einmal gehört haben musste. „Bruchtal zum Beispiel. Aber ich glaube nicht, dass ihr darüber reden wollt.“ Das Lächeln des lustigen Zwerges zerfiel wie ein Kartenhaufen und sie fühlte wie Fíli sich unter ihren Händen an seinen Seiten versteifte. „Jup, dachte ich es mir. Wie wäre es mit dem einen Ort... wie hieß er. Von dem Kíli so geschwärmt hat. Da gab es diese Kristalle im Stein, die in der Nacht im Fackelschein wie der Schnee funkelten. Das muss traumhaft sein... .“, ließ sie sich hinreißen aber räusperte sich schnell. „Zumindest sagte es Kíli so ähnlich.“ Schlagartig war das Lächeln wieder in Bofurs Gesicht und mit einem Glitzern in den Augen, das sie nicht deuten konnte. „Aye, der Junge schwärmt für so einiges. Für manches mehr -“ Es fehlte nur das knallende Geräusch einer geschwungenen Peitsche, so abrupt drehte Fíli seinen Kopf zum anderen Zwerg. Eine Art wortloser Austausch fand zwischen den Beiden statt, das äußerst eigenartig und skurril wirkte, da auf einmal absolutes Stillschweigen herrschte. Warum unterbrach Fíli ihn? Und warum pickte Bofur ausgerechnet das aus ihren Worten heraus? „Okay... ja. Ich bin hier.“, warf sie ein, da jeder Blinder erkennen konnte, dass sie über über sie diskutierten. Als Bofur dann den Blickkontakt mit Fíli abbrach, sich ihr wieder zuwandte, zog sie fragend ihre Augenbrauen an. Er schien über etwas zufrieden zu sein, Fíli hingegen seufzte. „Was sollte das jetzt?“ Der fröhliche Zwerg grinste über beide Ohren und setzte zu etwas an, doch Fíli schnitt dazwischen. „Nicht ein Wort.“ Die Warnung schien Bofur völlig gelassen hinzunehmen, zog er an seiner Pfeife und blies den weißen Rauch langsam mit allem Genuss aus. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum beantwortete keiner ihre Frage? Es blieb still, in der Bofur weiter rauchte, Fíli wohl einigen Gedanken nachhing und sie mit Fragen zurückgelassen wurde, die ihr Kopfschmerzen bereiteten. Warum mussten Zwerge nur so geheimniskrämerisch sein und sie jedes Mal ausschließen?

 

 

Wenig später wurde auch schon naher einiger hoher Felsen Halt gemacht, welche von Bäumen überwachsen und im Halbkreis umrandet war, somit guten Sichtschutz boten. Kaum hatte Fíli sein Pony zum Stehen gebracht, rutschte Anna eilig herunter. Kurz blieb sie wacklig auf der Stelle stehen, stützte sich am Pony ab und rieb sich stöhnend mit der anderen Hand abwechselnd ihre wunden Oberschenkel. Dabei hatte sie gedacht, dieser Schmerz gehörte der Vergangenheit an. Hinten auf dem Pony zu sitzen, war etwas anderes als in einem Sattel, so viel stand fest. Und das alles wäre nicht passiert, wenn sie noch ihr Pferd hätte. „Anna.“ Es war Fíli, der von seinem Pony absetzte und so direkt neben ihr schwer im Gras landete. Fragend blickte sie dem blonden Prinzen ins besorgte Gesicht. „Geht es?“ Anna zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, ja. Keine große Sache.“ Fíli sah nicht überzeugt aus, weshalb sie leise seufzte. Seine ehrliche Sorge rührte sie wirklich, aber er konnte nichts gegen ihre wunden Stellen tun. „Mach dir keinen Kopf. Wünsch mir jetzt lieber viel Erfolg.“ Von dem Themenwechsel verwundert, blinzelte ihr Fili entgegen. „Wofür?“ „Ich werde jetzt deinem Bruder einen Besuch abstatten.“ Fíli lächelte ihr daraufhin breit unter seinem Bart zu, ganz als wüsste er etwas und es amüsierte ihn. Das war äußerst verdächtig. Hatte er keine Bedenken? „Wenn du ihn nicht beruhigen kannst, wird es niemand können.“ Verblüfft schossen ihren Augenbrauen hoch. Was meinte er denn jetzt damit? Sein Lächeln wurde mysteriöser und er zwinkerte ihr zu, das sie noch mehr verwirrte, bevor er sich ohne ein weiteres Wort an das Pony wandte, um es abzuladen. Ratlos schüttelte sie ihren Kopf. Der heutige Tag konnte eigenartiger nicht mehr werden. Wie falsch sie damit lag, stellte sich erst später heraus.

Anna erblickte am anderen Ende des Lagers Kíli bei seinem Onkel, der ihm wohl einen Befehl erteilte. Kíli nickte und verschwand daraufhin durch die dichten und hohen Büsche, die die Grenze zum Wald zogen. Verwirrt blickte sie Thorin hinterher, der sich vom Ort entfernte, seinen Kopf in Richtung der Zwerge drehte und ihn leicht neigte als gab er jemandem eine Bestätigung. Was hatte das zu bedeuten? Und warum hatte Thorin Kíli weggeschickt? Das war noch nie vorgekommen. Nun auch neugierig, nutzte Anna die Gelegenheit und drückte sich zwischen Nori und Ori, die sie verwundert dabei anblickten. Mit einer schnellen Entschuldigung quetschte sie sich hindurch und folgte Kíli in das Waldstück. Doch kaum hatte sie sich durch die Büsche gekämpft, stoppte sie. Der Wald war dichter als sie gedacht hatte, weshalb sie sich irritiert umsah, konnte neben den dicken Baumstämmen, Büschen und Steinen jedoch keinen braunhaarigen, Zwergenprinzen erkennen. Zumindest schien das Stück Wald klein, da sie in der Ferne schon sah wie der dichte Wald sich lichtete. Dann musste sie ihn wohl suchen gehen, was sie aufseufzen ließ. Ein weiteres Mal dankte sie ihrem Onkel, dass er ihr so viel beigebracht hatte. So konnte sie seine Spuren verfolgen und weit sollte er schließlich nicht gekommen sein. Schief lächelnd eröffnete sie die Jagd auf den Prinzen.

 

„Fíli!“, drang die gehetzte Stimme Bofurs an seine Ohren und Fíli ließ von dem Sattel seines Ponys ab, wandte sich seinem Freund gleich zu, der zu ihm geeilt sein musste. Was er dort in seinem Gesicht fand, alarmierte ihn. „Was ist los?“, verließ es ihn hastig mit all der bösen Vorahnung, die sein Magen verdrehte. Es musste wichtig sein und da keine sichtbare Gefahr drohte, konnte es nur eines bedeuten. Bofur drehte leicht mit dem Oberkörper und schien überprüfen zu wollen, ob auch keiner zuhörte. Jeder schien mit seinen Aufgaben abgelenkt zu sein, sodass ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So begann er leise, dennoch mit einer Dringlichkeit in seiner Stimme zu sprechen. „Thorin hat Dwalin aufgetragen ihm Anna zu bringen.“ Fíli war wie versteinert. Wenn sein Onkel allein mit Anna sprechen wollte, hieße das nur eines. Er spürte wie sich sein Innerstes weiter zusammenzog. „Bei Mahal, er weiß es.“ Bofur nickte so heftig, dass ihm sein Hut tiefer ins Gesicht rutschte. „Er wird sie aus der Gruppe verbannen! Was tun wir jetzt?“, war die energische Frage seines Freundes, bereit dagegen etwas zu unternehmen und Fíli überlegte hart. Was könnte man tun? Würde es etwas bringen mit seinem Onkel zu sprechen? Er konnte verstehen was Thorin zu dieser Entscheidung bewegte, doch dazu war es längst zu spät. Sein Bruder würde Anna niemals zurücklassen. Nicht allein, ohne einen Ort wohin sie gehen konnte, schutzlos der Wildnis ausgeliefert und es war ausgeschlossen das sein Onkel ihm erlauben würde mit ihr fortzugehen. Bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte, sah er aus den Augenwinkeln wie Dwalin auf sie beide zukam. Bofur bemerkte den Krieger ebenfalls und seine Augen weiteten sich, Fíli stellte sich automatisch aufrechter. „Sie ist bei Kíli, würde ich wetten?“, fragte sein Freund ihn leise von der Seite und Fíli nickte.

„Wo ist die Menschenfrau, Junge?“, war Dwalins schroffe Stimme an ihn gerichtet, die jenes Unheil bestätigte, vor dem Bofur gewarnt hatte. „Oh, Anna?“, mischte sich Bofur plötzlich vermeintlich ahnungslos ein, sodass alle Augen auf ihn fielen. „Sie ist ins Gebüsch gegangen und machte einen sehr überstürzten Eindruck. Das arme Ding braucht wohl etwas Zeit für sich.“ Fíli presste seine Lippen fest aufeinander, damit er Bofur nicht mit einem Grinsen verriet und nickte. Auch wenn das nicht die Lösung war, gab es der Sache mehr Zeit. Er musste mit Thorin vor Anna sprechen, versuchen einen Weg zu finden wie er seinen Bruder und schließlich auch Anna schützte. Und er hatte schon einen Einfall. Dwalin hob skeptisch eine Augenbraue und setzte diesen Blick auf, unter dem alle sonst schnell ihren Kopf einzogen. Fíli und Bofur blieben standhaft. „Hinter welchem Gebüsch ist sie gegangen?“, hakte er dunkel nach und bevor er oder Bofur mehr Zeit schinden konnten, mischte sich eine neue Stimme ein, welche die letzte Frage unmissverständlich mitbekommen hatte. „Fräulein Anna? Sie ist Kíli nachgelaufen.“ Es war Ori, der voller Unschuld und mit einem guten Gewissen geholfen zu haben, lächelte. Bofur seufzte, ließ die Schultern und den Kopf hängen und Fíli rieb sich mit der rechten Hand das Gesicht. So viel dazu. Dwalin warf ihm und Bofur einen scharfen, kritischen Blick zu. „Wir sprechen uns noch.“, versprach er ihnen und ging Anna nach, was das Zeichen für Fíli war seinen Onkel aufzusuchen, weshalb er alles stehen und liegen ließ.

 

Kíli drückte sich mit dem Rücken und gezogenem Bogen an einen der moosbewachsenen Bäume, verschwand so völlig aus Annas Blickfeld. Warum war sie ihm gefolgt? Irgendetwas in ihm freute sich darüber, wenngleich sich wieder etwas anderes darunter mischte und so jene Freude schwer drückte. Er konnte immer noch nicht verstehen, warum sie nicht zu ihm gekommen war. „Kíli?!“, rief ihre helle Stimme seinen Namen verunsichert und er fühlte den starken Drang aus den Schatten hervorzutreten, doch hielt ihn sein Trotz davon ab, wie schon den gesamten Tag. Zunächst war er wütend gewesen. Auf sie, seinen Bruder und schließlich auf sich selbst. Was hatte er falsch gemacht? Diese Frage stellte er sich unentwegt. Wie auch die Frage, warum es ihn so sehr beschäftigte. Nur weil er ihr Beschützer war? Ein Freund? Das klang nicht richtig. Das Knacken im Unterholz wurde lauter und er fokussierte sich gleich wieder auf ihre Schritte. Das Brechen der Zweige unter ihren Stiefeln stoppte, so nah, dass er sicher war gleich entdeckt zu werden. Sie musste vor dem Baum stehen, an dem er lehnte. „Bist du hier? Bitte, Kíli.“ Ihre sanfte Stimme, die ihn geradezu anflehte heraus zu kommen, machte es schwer an seiner Sturheit festzuhalten. Sein Griff an seinem Bogen verstärkte sich so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten als er mit sich haderte. Warum versteckte er sich noch? Er hatte keinen Grund dazu. Nicht mehr. Seine Wut war längst fort. Doch die Vorstellung sich ihr zu stellen, hinterließ ein sonderbar mulmiges Gefühl. Was würde sie ihm sagen? Wieder etwas, das er nicht hören wollte? Warum konnte er ihr nicht ins Gesicht sehen? Es war lächerlich. Er war bereit jederzeit gegen einen Drachen zu kämpfen, aber fürchtete die Worte Annas. Was stimme mit ihm nicht? „Du bist hier irgendwo. Hab ich nicht Recht? Und wenn nicht, schreie ich durch den ganzen Wald! Soll mich doch jeder hier hören! Es tut mir leid! Das war so nicht geplant! Eigentlich war es totaler Unsinn! Damit wollte ich wirklich keine Schwierigkeiten machen! Im Gegenteil! Komm bitte raus. … Bitte.“ Kíli schloss seine Augen als er sich mit dem Kopf an den Baum hinter sich lehnte. „Und wenn du jetzt rauskommst, reite ich morgen mit dir.“, schlug sie unerwartet vor und sein Atem stoppte, kurz überwältigt von dem heftigen Klopfen in seiner Brust, während er seine Augen aufschlug. Würde sie sich dann auch so an ihn schmiegen, wie sie es den Tag über bei Fíli getan hatte? Kurz übermannte ihn die flammende Wut als er an diesen Anblick zurückdachte. In diesem Moment hatte ihn die pure Mordlust ergriffen. „Versprochen.“, setzte sie nach und Kílis Ausdruck wurde weicher, entspannter, bis sich ein Lächeln hervor kämpfte. Wie konnte sie all seinen Zorn mit einem einzigen Wort fortjagen? Seine Sorgen verschwinden lassen, als hätte es sie nie gegeben? Ganz gleich wie sie es tat – Kíli war nun mehr als bereit ihr ins Gesicht zu sehen. „Nur morgen?“, fragte er mit dem Kopf zur Seite gedreht, ein breites Grinsen auf seinen Lippen. Die Frage war im Scherz gesagt, doch insgeheim hoffte, flehte, er sie würde auch all die restlichen Tage nur mit ihm reiten, denn er würde es nicht ertragen sie je wieder so nah bei einem anderen zu sehen. Alles was auf seiner Frage antwortete, war das Vogelgezwitscher über ihm in den Baumkronen und er horchte auf. Hatte er sie mit der Frage verschreckt? Sie konnte nicht gegangen sein, sonst hätte er ihre Schritte gehört. In einem Mal schoss ihr Kopf neben dem Baumstamm hervor, kaum eine Armlänge entfernt. Erschrocken wich er leicht zurück, sein Bogen schon halb gespannt. „Gefunden!“, gab sie verspielt von sich und schenkte ihm ein breites Lächeln, das pure Freude darüber ausdrückte ihn gefunden zu haben. Kíli senkte gleich mit wildem Herzklopfen seine Waffe. Plötzlich lehnte sie sich weiter vor, sodass ihr Gesicht beinahe die Rinde berührte und ein paar lose Strähnen in ihr Gesicht fielen. „Ich wusste, du bist hier irgendwo.“, flüsterte sie ihm zu, entlockte ihm damit ein schnelles Lächeln. Sie stieß sich dann vom Stamm ab, um sich vor ihm zu stellen. Seine Aufmerksamkeit stieg als sich Anna räusperte und am Ende ihres einzelnen, geflochtenen Zopfes spielte, der über ihrer Schulter hing. Für einen Moment lenkte ihn das völlig ab. „Und was deine Frage angeht.“, setzte sie an, sodass sein Blick wieder in ihre Augen sprang, die ihn direkt ansahen. Etwas daran versetzte ihn in eine innere Unruhe. „Wenn du dich gleich wieder mit deinem Bruder verträgst, reite ich nur noch mit dir. Jeden Tag, bis zum Ende meiner Reise.“, verließ es ihre Lippen und etwas in ihm stoppte, machte es schwer zu atmen und erstickte jegliches Hochgefühl. Dem Ende ihrer Reise. Ein Satz, der bisher nie so schwer wog, wie zu diesem Zeitpunkt. Vorher konnte die Reise nicht schnell vorbei sein, damit sein Onkel sein altes Recht wieder einforderte und den Berg mit den vereinten Armeen zurückeroberte. Jetzt empfand er bei dem Gedanken eine seltsame Leere. Das Ende der Reise bedeutete für Anna sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und sie kehrte an einen Ort zurück, an dem er ihr nicht folgen konnte. Sie wäre unerreichbar. Kíli würde Anna nie mehr wiedersehen. Ihr Lachen würde verstummen, ihr Lächeln sich auflösen, ihr Gesicht zu einer Erinnerung werden, so wie all die anderen gemeinsamen Augenblicke, die ihm nun kostbarer als alle Reichtümer dieser Welt erschienen. Er wollte nicht das sie ging. Er brauchte sie. Für einen kurzen Moment stand die Welt um ihn herum still, während Kíli sich rasendem Herzens endlich Eines unwiderruflich bewusst wurde. Anna hatte etwas in ihm geweckt, von dem er nie dachte es zu finden, besonders nicht auf dieser Reise. Von dem er nur gehört, gesehen, aber nie gewagt hatte zu hoffen. Liebe. Er liebte sie.

Unschlüssig betrachtete Anna die Regungen von Kíli. Irgendetwas schien gerade zu passieren, aber sie war sich nicht sicher was es war. Seine dunklen Augen ließen ihr Herz rasen, seinen leicht geöffneten Mund ihre Atmung flacher werden. Es glich einer Einladung, die zu verlockend war um wahr zu sein. Alles geriet durcheinander. Sie konnte kaum denken. „Kíli?“, fiel sein Name ihr leise von den Lippen und es brach seine Starre. „Und danach?“, fragte er vorsichtig lächelnd in einer heiseren Tonlage, die eine Hoffnung ausdrückte, die alles weiter in ein unkontrolliertes Chaos stürzte. Danach? Anna schluckte schwer, lächelte schief als verstünde sie nicht was er meinte und betete, er würde nicht die Frage stellen, vor der sie Angst hatte sie zu beantworten. „Wo danach?“ Kílis Lächeln wurde kleiner und ihr Magen zog sich zusammen. „Nach der Reise. Was wirst du tun?“ Es war genau diese Frage, die sie fürchtete und sie geschockt zu Boden blicken ließ. Warum wollte er das plötzlich wissen? War es nicht klar, dass sie nach Hause ging? Warum zwang er sie das auszusprechen? Ihre nächsten Worte taten ihr in der Seele weh, weil sie wusste, ein Teil von ihr wollte es nicht mehr. Ganz egal was sie sich einredete. „Ich werde wieder nach Hause gehen.“ Es folgte eine Pause. Eine Stille, die immer schwerer wurde. Hatte er etwa gehofft sie würde bleiben? Wieso sollte er das wollen? Eine Stimme in ihrem Ohr flüsterte ihr die Antwort zu, die auf all das einen Sinn ergeben würde. War Kíli dabei mehr für sie zu empfinden? Nein, das war unmöglich. Er konnte und durfte nicht mehr für sie fühlen. Das war ein Teil der Geschichte, der nicht verändert werden sollte. Sein Leben hing davon ab. Erschrocken schnappte sie nach Luft als sie seine warmen Finger an ihren fühlte. Eine sanfte, flüchte Berührung, die all die Unsicherheit ausdrückte, welche sie in seinen Augen fand als sie aufsah. Dort, in den braunen Weiten seiner Augen, verlor sie ihren Kurs.

„Kíli.“ Es war die scharfe, warnende Stimme des alten Kriegers, der jenen Moment wie ein Glas auf einem Betonboden zerschmetterte. Als hätte er sich verbrannt, zog Kíli seine Hand zurück, während sie sich mit ihm zur Quelle umdrehte. Dwalin trug ein hartes Stirnrunzeln und verschränkte seine mächtigen Arme vor seiner Brust. „Thorin hat dir eine Aufgabe gegeben. Ich schlage vor du erledigt sie.“ Anna zuckte leicht zusammen als Dwalins Blick anschließend sie traf. Er schien zu etwas anzusetzen, doch wandte sich dann wieder an Kíli, der noch immer wie angewurzelt an ihrer Seite stand. „Jetzt.“, setzte Dwalin dunkler nach, ließ so keinen Zweifel daran was und wie er es meinte. Anna konnte sehen wie Kíli trotz allem mit sich kämpfte, hin und hergerissen was er tun sollte und sie wusste es zu schätzen, dass er sie nicht mit dem furchteinflößenden Krieger allein lassen wollte. Doch sie wollte nicht, dass er wegen ihr wieder Ärger bekam, weshalb sie schwer seufzte und ihre Hand behutsam auf seinem Arm legte. Die gewünschte Reaktion erfolgte sofort und seine Augen fanden ihre, in welchen nichts als Sorge stand. „Geh schon.“, ermunterte sie ihn schwach lächelnd, jedoch lag daraufhin eine stumme Frage auf seinen Lippen, die er nicht aussprechen musste. So nickte sie gefasst und er warf Dwalin noch einen prüfenden Blick zu, ehe er sich mit seinem Bogen in der Hand entfernte. Kaum war er außer Sicht und Hörweite, ertönte sie die strenge Stimme des Kriegers. Spätestens jetzt wusste sie, er war ihretwegen gekommen. Ein Vorreiter, der ein böses Omen ankündigte – und sie sollte Recht behalten. „Thorin will dich sehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Teshy
2017-12-14T14:02:41+00:00 14.12.2017 15:02
"Thorin will dich sehen."
So wie Thorin nach Anna verlangt,
So geduldig und voller Sehnsucht warte ich auch auf das nächste Kapitel.

Guten Tag!
Es ist eine Weile her nicht wahr?
Ich habe diese Kapitel wieder sehr genossen.
Ich hoffe du hast dich gut erholt.

Ich muss ehrlich zugeben, ich schaue jeden Tag einmal vorbei ob es vielleicht etwas neues von dir gibt.

Ich hoffe doch man hört sich wieder.
Alles Liebe,
Teshy
Antwort von:  Xynn
16.12.2017 09:22
Huhu Teshy!

Stimmt, ist eine Weile her. Aber besser spät als nie, oder? :)
Das nächste Kapitel ist natürlich in der Mache! Allerdings weil ich krank war und danach mein Mann so viel Urlaub genommen hat, kam ich kaum zum Schreiben. Ich hoffe sehr stark, dass es diesen Monat dann noch was wird, weil allgemein der Dezember immer so ein Durcheinander ist ( besonders gegen Ende hin ;) ).
Wenn du also so sehr nach dem Kapitel verlangst, wie Thorin nach Anna, tut es mir also echt leid, dich so warten zu lassen. Aber es geht ja weiter, keine Sorge!
Wie gefällt dir eigentlich das Cover? Ich weiß, ich bin kein Meister in der Hinsicht. Trotzdem habe ich mein bestes gegeben.

Vielen Dank für dein Kommentar! Das hat mich wirklich sehr gefreut! ♥

Viele liebe Grüße,
Xynn
Antwort von:  Teshy
16.12.2017 22:40
Ahhh, das Cover!
Ja natürlich ist es mir aufgefallen.^^

Ich finde du hast das sehr schön gemacht, ich denke so etwas könnte ich nicht.

Das soll natürlich nicht böse wirken, aber ich fand das anfängliche etwas besser. Das liegt daran das es sich angefühlt hat als würde Anna eine Reise starten die Ihr Leben komplett verändern wird. Das was du jetzt benutzt strahlt eher eine Art, wie soll ich das beschreiben..? Eine Art Vertrautheit aus, als wäre Anna schon am Ende Ihrer Reise. Außerdem gibt es ein wenig zu schnell weg mit wem Sie zusammen kommt. 😂

Ich möchte hier nochmal erwähnen das dies meine geschmackliche Meinung ist.

Irgendwer anders kann es wieder ganz anders sehen! ^^

Ich wünsche dir auf jedenfall noch angenehme Feiertage! ^^


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