Zum Inhalt der Seite

Der Saphir der Halbblüter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Inzwischen ist es kurz vor fünf Uhr, als ich zu Hause ankomme. Meine Kapuze habe ich übergezogen, um mich vor dem Wind zu schützen. Gut, dass mich nicht alle Passanten anstarren.

Leise stecke ich den Schlüssel in das Schloss. Als ich die Tür öffne, ist es stockdunkel, was heißt, dass Melody schon schlafen ist. Leise öffne ich die Tür, doch ich habe mich nicht mal in den Raum umgedreht, wird plötzlich das Licht eingeschaltet. Mist.

„Verdammt Daemon! Wo. Warst. Du? Hast du mal auf die Uhr gesehen?“, fragt sie aufgebracht und schreit mich beinahe schon an. Ich ziehe leicht den Nacken ein und kneife die Augen zusammen. Vielleicht war das mit der Mitbewohnersache doch keine so gute Idee.

„Daemon rede mit mir! Ich habe mir Sorg-... Oh mein Gott,

was ist passiert?“, fragt sie auf einmal sanft und total besorgt, als ich mich zu ihr umdrehe und meine Kapuze abziehe. Sofort kommt sie einen Schritt auf mich zu und legt vollkommen selbstverständlich ihre Hand an meine Wange, um mein Gesicht zu ihrem zu drehen.

Mich durchfährt es, wie ein Blitzschlag und schließe die Augen, aber mehr aus dem Grund, um der Situation entfliehen zu können, als das ich es genießen würde. Nach wenigen Sekunden ziehe ich den Kopf zur Seite, damit sie von mir ablässt,

„Es ist nichts. Nur ein Kratzer“, gebe ich leise zurück, so als ob es das normalste wäre, mit einer Zentimeter langen Wunde nach Hause zu kommen, welche sich über das Augen und über die halbe Wange ziert.

„Nur ein Kratzer? Hast du dir das Ding mal angesehen?“, fragt sie hysterisch und legt erneut ihre Hand in meinen Nacken, damit ich ihr direkt ins Gesicht sehe und sie meine Verletzung begutachten kann.

Ich antworte nicht mehr, hoffe einfach, dass sie mich in Ruhe lässt und es darauf belässt. Aber wäre auch zu schön gewesen.
 

Ohne ein weiteres Wort zieht sie mich ins Badezimmer und schwingt mich mit einem Schwung so auf den Badewannenrand, dass es Befehl genug ist, da sitzen bleiben zu müssen. Sie nimmt ein kleines Handtuch und taucht dieses in etwas Wasser, nur um im nächsten Moment damit in meinem Gesicht herumzufummeln. Etwas widerwillig lasse ich es über mich ergehen. So nach dem Motto: Je ruhiger ich bin, desto schneller bin ich hier wieder weg.
 

Während sich ihr Blick auf meine Wange konzentriert, bin ich von ihren Augen gefangen. Das Grau in ihnen glitzert, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies aufgrund von Tränen ist, oder ob sie einfach nur zu aufgewühlt ist, um klar denken zu können. Ich beobachte ihre Gesichtszüge. Ihre Wangenknochen sind leicht hoch und sie hat eine kleine, aber feine, Stupsnase. Ihre Lippen sind eher schmal, aber schön geschwungen, auch wenn die Mundwinkel leicht nach unten zeigen. Unwillkürlich, bleibt mein Blick an ihnen schönen Lippen hängen. Denke daran, wie es wäre, sie jetzt küssen zu können. Ihre sanften Lippen auf meinen zu spüren und sie leicht aber bestimmt auf meinen Schoß zu ziehen, nur damit ich meine Hand in ihrem Haar vergraben kann. Wie sie wohl reagieren würde? Würde sie mich zurückstoßen? Mich schlagen? Oder vielleicht sogar zurück küssen?

Mag sein, das ich nicht sonderlich mit ihr auskomme, oder auch nicht auskommen will, weil es einfach nicht geht. Aber ich bin immer noch ein Mann. Wolf hin oder her.
 

„Was ist passiert...?“, fragt sie erneut, nachdem wir ein paar Minuten des Schweigens hinter uns gebracht haben und ich eigentlich schon gehofft hatte, dass ich da drum herum komme.

„Das geht dich nichts an“, gebe ich kalt zurück und merke genau, wie sie für einen Augenblick in ihrer Bewegung inne hält, um mir in die Augen sehen zu können. Genau deshalb, wollte ich dieses Gespräch umgehen, weil ich wusste, ich würde sie verletzen. Doch so sehr ihre Augen ihre Verletzlichkeit auch zum Ausdruck bringen können, bleibe ich in meiner gewohnten kühlen Haltung und tu so, als ob mir alles egal wäre.

„Warum bist du so?“, fragt sie beinahe verzweifelt und ich merke genau, wie sie mit den Tränen zu kämpfen hat.

„So... kalt und abwertend. Warum... behandelst du mich so, als ob ich es nicht verdient hätte, mit dir befreundet sein zu können?“, fragte sie weiter und ich sehe, wie ihr nun wirklich die erste Träne über die Wange läuft, sie diese aber schnell wegwischt, in der Hoffnung ich hätte es nicht gesehen.

Aber das habe ich. Und... es versetzt mir einen Stich ins Herz, sie so zu sehen. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und ihr die Wahrheit sagen. Aber es geht nicht. Wenn es wahr ist, dass der Staat und das Militär über uns bescheid wissen, wäre jeder weitere genauso sehr in Gefahr, der von uns weiß.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, gebe ich deshalb im selben monotonen Ton zurück, wie ich auch schon die ganze Zeit mit ihr rede.

„Natürlich tust du das. Man Daemon wir... ich...“, sie pausiert kurz und wendet den Blick zu Boden, so als ob sie nachdenken würde, was sie jetzt sagen will. Sie schüttelt schließlich nur mit dem Kopf und schaut mich wieder an.

„Wir wohnen zusammen. Findest du nicht, wir sollten wenigstens versuchen miteinander auszukommen?“, fragt sie hoffnungsvoll. Ihre Stimme ist brüchig, ihre Unterlippe zittert. In ihren Augen ist ein Hauch von Hoffnung zu erkennen, welchen ich sofort wieder zunichte mache.

„Kein bedarf“, gebe ich zurück. Muss mich selbst zusammen reißen, genauso kühl zu klingen, wie davor. Mich so zu verhalten, als ob ich sie verletzen will. So, als ob ich das absolute Arschloch wäre. Es mir egal wäre, was sie dabei fühlt. Und es funktioniert. Sowohl zum Glück als auch leider.

Ich höre, wie sie Luft holt und diese ihr im Hals stecken bleibt. Offensichtlich war das die einzige Antwort, mit der sie nicht gerechnet hat. Ich schaue sie mit einer Verachtung an, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne. Sie hält meinem Blick für wenige Sekunden stand, nickt dann leicht und dreht sich ohne ein weiteres Wort um, um in ihrem Zimmer zu verschwinden.
 

Erst jetzt merke ich, wie ich die Luft angehalten habe, denn ich atme einmal tief durch und schließe die Augen, um meinen Herzschlag wieder in Ruhe zu bringen. Es war definitiv keine gute Idee, sich einen Mitbewohner zuzulegen. Mit den Konsequenzen hatte ich nicht gerechnet.

Ich bleibe einen Moment ruhig sitzen und erhebe mich dann, um mich im Spiegel betrachten zu können. Und nein, ich sehe nicht in das Gesicht des Wolfsjungen, dessen Gesicht gerade völlig entstellt ist, sondern ich schaue in die Augen eines selbstsüchtigen, arroganten, herzlosen Arsches.

Ich drehe das eiskalte Wasser auf und klatsche mir eine volle Ladung ins Gesicht. Das Brennen, welches ich dabei an der Wunde spüre gibt mir irgendwie das Gefühl von Bestätigung. Ich hab es ja auch nicht anders verdient.

Mein Blick schweift etwas weiter abwärts, bis ich mein Oberteil zu Gesicht bekomme. Glücklicherweise nicht zerrissen, aber dreckig und mehrere rote Flecken bilden sich darauf ab. Zum Glück hat mir Melody nicht auch gleich noch den Hoodie vom Leib gerissen. Denn was sie darunter vorfände, würde ihr vermutlich nicht nur den Atem stocken lassen. Und damit meine ich nicht, dass ich einen trainierten Körper habe.

Mit einem kräftigen Schub, dass die Wände des Hausen wackeln, knalle ich die Badtüre von innen zu und schließe diese ab. Vorsichtig ziehe ich mir schließlich den Pullover aus und sehe den leicht rot gefärbten Verband noch von gestern Mittag.

Darauf bedacht, ja nicht zu schnell den Verband zu lösen, nehme ich ihn von meinem Körper.

Wir haben zwar nicht die Fähigkeit uns selbst zu heilen, wenn wir in Lebensgefahr schweben, so wie die Ältesten, trotzdem heilen unsere Wunden schneller, als die von gewöhnlichen Menschen.

Mit etwas Wasser und Desinfektionsmittel reinige ich mir den Oberkörper, damit ich ihn mir wieder verbinden kann.

Innerhalb weniger Minuten ist alles erledigt. Schnell beseitige ich die verräterischen Spuren und ziehe mich danach in mein Zimmer zurück.
 

Ich schmeiße mich auf mein Bett, starre an die Decke. Durch die dünne Wand höre ich immer wieder das Schluchzen und Schniefen von Melody. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Ich hatte nie die Absicht sie so sehr zu verletzen. Aber sie mischt sich in Angelegenheiten ein, die sie nichts angehen und sorgt dafür, dass ich unvorsichtig werde. Unvorsichtig gegenüber meines Gleichen und meines Geheimnisses. Außerdem wäre es nicht auszudenken, was das Militär mit ihr anstellt, wenn sie über uns bescheid wüsste.

Ach verdammt dieses Mädchen wohnt noch nicht einmal 24h hier und ich habe sie jetzt schon zu tiefst verletzt. Ich bin wirklich mehr Wolf als Mensch.
 

Kurzerhand greife ich nach meiner Gitarre und klimper ein wenig vor mich her. Die leisen Töne beruhigen mich jedes mal, wenn ich gestresst oder aufgewühlt bin. Ich setze mich mit dem Rücken an die Wand. Ich meine sogar, dass meine Töne, welche ich spiele, Melody beruhigen. Denn ihr Schluchzen wird leiser und auch ihr Weinen hört sich nicht mehr ganz so unkontrolliert an. Ich meine, dass ihr Bett direkt an der selben Wand, wie meines steht, bin mir aber nicht ganz sicher. Nicht, dass es mich wirklich interessieren würde. Aber ich habe das Gefühl, mich mit der Gitarre vielleicht ein wenig entschuldigen zu können.

Ich spiele ein paar Takte, weiß selbst nicht genau, woher ich sie kenne. Ich glaube ich kannte sie schon, bevor ich diesen Unfall hatte. Jedenfalls konnte ich sie spielen, obwohl ich sie nie zuvor gehört habe. Immer wieder reime ich mir Zeilen zusammen, welche vielleicht dazu passen könnten, aber ich bringe einfach nichts zu Stande, was mich auch nur ansatzweise überzeugt.
 

Ich werde von den Sonnenstrahlen geweckt, welche durch die einzelnen Schlitze des Rollladens in das Zimmer scheinen. Noch immer liege ich nur in meiner dunkeln Hose und dem Oberkörperverband im Bett, die Gitarre neben mir. Ich musste offensichtlich eingeschlafen sein. Ich gehe ins Bad, um mich frisch zu machen. Als ich in den Spiegel schaue, erschrecke ich mich beinahe vor mir selbst. Dieser.. Kratzer sieht halt schon echt scheiße aus. Ich meine zwar, dass es schon ein wenig abgeheilt war, aber eine Narbe wird mich wohl doch immer daran erinnern. Schließlich schnappe ich mir ein doch noch sauberes T-shirt, was noch im Badezimmer liegt, und ziehe es mir über.

Ich will gerade die Treppen runter gehen, da bleibt mein Blick an der geschlossen Tür von Melody hängen. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte, trotzdem kann ich mich nicht dagegen wehren. Leise trete ich zu der Tür und öffne diese einen Spalt. Ich sehe Melody schlafen. Dummerweise muss ich lächeln, was ich eigentlich überhaupt nicht sollte. Leise schleiche ich mich zu ihr ins Zimmer, knie mich leise vor ihr Bett, welches wirklich an der selben Wand, wie meines steht, um ihre Gesichtszüge zu beobachten. Sie hat die Bettdecke bis zu ihrer Nase hochgezogen und sich vollkommen eingekuschelt. Irgendwie.. süß. Nein überhaupt nicht süß.

Ihr Wangen zeigen die Spuren von getrockneten Tränen und ihre wunderschönen Augen, welche ich leider nicht begutachten kann, sind glaube ich sogar leicht geschwollen.

Sofort überkommt mich wieder das Gefühl von Schuld und ein kleiner Schmerz macht sich in meiner Brust bemerkbar, welcher nicht aufgrund der sichtbaren Wunden zurückzuführen ist.
 

Sie gibt einen kleinen, verträumten Ton von sich, was mich dazu veranlasst, doch lieber das Zimmer zu verlassen, bevor es doch auffällig werden würde.

Ich gehe in die Küche und richte Frühstück an. Ich entschließe mich für mein WEB-Frühstück. Waffeln, Eier, Bacon. Dem kann niemand widerstehen. Es ist meine Art mich für gestern zu entschuldigen, ohne diese Worte aussprechen zu müssen. Nicht nur, dass ich so etwas nicht kann, sondern sie auch nicht denken soll, sie würde mir etwas bedeuten. Das würde alles nur in einer Katastrophe enden.

Ich richte gerade die letzten Waffeln auf einen kleinen Teller, da höre ich, wie Melody die Treppe hinunter schlendert und auch schon eine Sekunde später in der Küche steht.

„Guten Morgen neuer Mitbewohner“, sagt sie so gut gelaunt, wie nur möglich, was mir aber sofort wieder die Brust zusammenziehen lässt. Sie versucht fröhlich und normal zu klingen, aber ich weiß genau, dass sie nicht so fühlt. Und noch viel schlimmer ist, dass ich daran Schuld bin.

„Guten Morgen, Mel“, sage ich. Eher gesagt, will ich es sagen, doch es bleibt mir im Halse stecken. Es überrascht mich selbst, dass ich sie auf einmal mit ihrem Namen anspreche. Dazu noch, mit ihrem Spitznamen. Sie 'Melody' oder gar nicht erst mit ihrem Namen anzusprechen gab mir immer das Gefühl, die Distanz zu ihr bewahren zu können. Doch innerhalb von 24h hatte sie wirklich geschafft, mich von diesem Gedanken zu verabschieden.
 

Schließlich stelle ich ihr den Teller mit den Waffeln vor die Nase und warte auf eine Reaktion, was sie wohl dazu zu sagen hat. Wie egoistisch von mir.

„Wer bist du und was hast du mit Daemon angestellt?“, fragt sie schließlich doch leicht lachend und sowohl sie als auch ich, können uns ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sofort hebt sich ihre Stimme wieder und das lebensfrohe, was allein durch ihre Worte und ihre Tonlage zum Ausdruck gebracht wird, erfüllt wieder den Raum.

Ich antworte darauf nicht, was hätte ich auch sagen sollen? Stattdessen setze ich mich ihr gegenüber und schiebe ihr die Teller mit Eier und Bacon entgegen. Ja.., vielleicht wollte ich auch nur mein schlechtes Gewissen beruhigen. Oder sie vielleicht auch erneut von meinen Kochkünsten überzeugen. Wer weiß das schon?

Dankend nimmt sie an und während sie konzentriert versucht, das WEB-Frühstück unfallfrei auf ihren Teller zu befördern, bleibt mein Blick an ihrem Mund hängen, als sie wohl unbewusst die Zunge dabei herausstreckt. Unwillkürlich frage ich mich, ob sie überhaupt davon weiß.

Ich muss mir selbst auf die Unterlippe beißen, um nicht ein verräterisches Grinsen zu bekommen und wende deshalb meinen Blick schnell ab.

Auch wenn es nicht ganz ausgesprochen ist und wohl doch noch ein wenig hinterher hängen wird, weiß ich, dass sie die Nachricht hinter diesem Frühstück versteht. Und ich bin ihr auch sehr dankbar, dass sie mich dafür nicht noch weiter löchert. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass sie nichts falsches hinein interpretiert. Denn... eigentlich sollte ich ihr aus den Weg gehen. Mehr als eine Mitbewohnerin, sollte Mel nicht sein.
 

Ein paar Minuten lang verläuft das Essen schweigend. Ich weiß nicht wie es ihr geht, aber mir ist die Stille absolut peinlich. Ich denke daran, wie ich sie zum ersten mal gesehen habe. Sie wirkte schüchtern und so unwahrscheinlich. Eher so, wie ein normales Mädchen, dass man leicht übersieht. Aber jetzt.. allein ihre Augen faszinieren mich mehr, als alles andere, was ich je zuvor bei einem Mädchen gesehen habe.

„Du modelst?“, frage ich auf einmal und merke erst ein paar Sekunden später, dass ich diese Frage laut ausgesprochen habe.

„Du sagtest, du wärst früher gekommen, weil du heute ein Fotoshooting hast. Du modelst also?“, erkläre ich, nachdem Mel mich leicht verwirrend anschaute. Ein verlegenes Lächeln macht sich auf ihren Lippen bemerkbar und ihre Wangen nehmen eine angenehme rote Farbe an die, wie ich zugeben muss, ihr wirklich gut steht.

„Ein bisschen. Eher neben her, um mir ein paar Euro zu verdienen. Aber inzwischen kann ich davon ganz gut Leben“, sagt sie schüchtern, während sie mit ihrer Gabel in meinem preisgekrönten Frühstück herumstupft und nur winzige Krümel in den Mund nimmt.

„Wolltest du das schon immer machen?“, frage ich als nächstes und beiße mir danach selbst auf die Zunge, da ich doch mehr Interesse zeige, als ich eigentlich wollte.

Kurz hält sie Inne und ich meine sogar zu sehen, dass sich ihr Kiefer verspannt. Sie schaut mich an und überlegt wohl genau, was ihre nächste Antwort sein wird. Upps.

„Nicht wirklich. Ich bin vor ein paar Jahren dazu gekommen, weil ich den Menschen zeigen wollte, dass sie ihren Körper lieben sollen, so wie er ist und sich nicht schämen müssen“, sagt sie dann leise. Ihr Ton ist ruhig und sehr ernst. Trotzdem ist genau herauszuhören, dass dieser Beruf oder gar Hobby ihre Leidenschaft ist und dafür brennt. Ich habe das Gefühl, dass etwas passiert sein muss, dass sie aufgrund dieser Inspiration zum Model geworden ist. Traue aber mich nicht nachzufragen.

Wahrscheinlich auch besser so.
 

Ich laufe durch den Wald. Denke daran, wie es wohl weiter geht. Mit Mel. Mit dem Dorf. Was passiert, wenn das Militär von uns erfährt. Was mit Andrew geschehen wird, wenn ich mich wirklich nicht einschalte. Ob mir alles egal sein wird, oder ob ich mir später selbst in den Arsch beiße, weil ich nichts unternommen habe.

Als ich mir sicher bin, dass ich tief genug im Wald bin und mich niemand sieht, umfasse ich mein Amulett mit meiner Hand und spreche, wie gewohnt, die Worte „Verwandle mich“ in meinem Kopf. Wieder wird mein Körper von einer angenehmen Wärme umhüllt und meine Haut beginnt leicht zu prickeln. In einer kleinen Pfütze sehe ich genau, wie mir plötzlich eine lange Schnauze und die dazu passenden Wolfsohren wachen. Abgesehen von den bernsteinfarbenen Augen erinnert nichts mehr daran, das ich ebenfalls ein Mensch bin.
 

Zielstrebig laufe ich zu unserem Dorf, welches tief im Wald versteckt ist. Manchmal verirren sich Tiere hierher, aber Menschen haben es bisher nicht gewagt, so sehr den Wald zu erforschen. Zudem ist unser Dorf von einer Art Schutzzauber umgeben, weshalb es sich nur unseres Gleichen zeigt oder demjenigen, dem wir vertrauen und lieben.

Und ja.. auch hier haben die Ältesten wieder ihre Finger im Spiel. Ich vermute es liegt am Saphir. Dass er eine Kraft frei gibt, die uns umhüllt und Sicherheit gibt. Allerdings weiß keiner unseres Stammes genau, wie es funktioniert und die Ältesten geben derartige Geheimnisse nicht Preis. Als ob wir es jemanden erzählen würden. Ist ja nicht so, dass es hierbei auch um unser Leben geht.
 

Ich laufe unter zwei abgebrochen Bäumen hindurch, die mit viel Fantasie einem Tor gleichen. Ich schließe für einen Augenblick die Augen und im nächsten Moment sehe ich unser Dorf. Besser gesagt: Es war unser Dorf. Denn das, was ich vorfinde, hat mit dem, was ich kenne nichts mehr zu tun. Es ist zerstört. Einfach alles ist niedergemetzelt worden. Was ist passiert?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück