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Banshee-guard

von
Koautor:  _Delacroix_

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Banshee-guard

Die Große Halle strahlte in rosé. Unter anderen Umständen hätte Blaise darüber gelacht und nach den kleinen, pinken Engeln geschlagen, die mit großen „Flighty Aphrodite“-Bannern über seinen Kopf hinweg flatterten. Doch er musste sich auf wichtigeres konzentrieren und wichtiger bedeutete in diesem Fall: Blond, schlank und unzufrieden.
 

„Wir hätten nicht kommen sollen“, wiederholte Draco noch einmal und warf einen kalten Blick auf ein paar tuschelnde Hufflepuffs. „Man will uns hier nicht haben.“
 

Blaise lächelte einfach weiter.
 

Natürlich wollte man sie nicht haben, darum war er hier. Alleine der Gedanke ein Celestina Warbeck-Konzert zu besuchen, hätte bei ihm normalerweise einen Brechreiz ausgelöst. Die Frau besang schließlich alles, was er für komplett überflüssig hielt.

Namentlich: Liebe, Romantik und selbstrührende Kessel.

Trotzdem, als er im Propheten gelesen hatte, dass sie ein Siegeskonzert geben würde und das jeder eingeladen war, der in der Nacht zum 2. Mai im Schloss gewesen war, hatte er gewusst, er musste kommen.
 

Nur die Suche nach einer Begleitung hatte sich ein wenig schwierig gestaltet. Als er Daphne gefragt hatte, hatte sie gelacht. Nicht einmal ein lebenslanger Vorrat an Lidschatten und Beautytränken hätte sie dazu veranlasst, diese Schule noch einmal zu betreten.

Pansy hatte ähnlich reagiert. Vielleicht würde sie für ein achtes Schuljahr zurückkehren, aber davor und freiwillig auf keinen Fall.

Theodore hatte seine Eule noch nicht einmal beantwortet. Dafür hatte Blaise einen sehr unschönen Besuch von Hestias Posteule bekommen, die prompt versucht hatte, seine Finger abzubeißen. Ihm taten jetzt noch diverse Stellen weh, die der Vogel mit seinem Schnabel getroffen hatte.

Schließlich und endlich hatte er sich dazu durchgerungen, es bei Malfoy zu versuchen.

Man konnte von Draco ja halten was man wollte, aber feige war er nicht und so war es gekommen, dass sie jetzt zu zweit in ihren besten Roben zwischen Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors standen, die guckten, als hätten sie sich in der Tür geirrt.
 

Er liebte es.

Er liebte die missgünstigen Blicke, das Getuschel, ja sogar das Wissen, dass er so manch einem von ihnen den Abend gründlich verdorben hatte. Nur Draco schien es damit nicht ganz so gut zu gehen. Er zeigte es nicht – Zumindest nicht den gaffenden Massen – doch es war klar, amüsieren tat er sich nicht.
 

„Gehen wir wenigstens da rüber“, forderte er, als er bemerkte, dass Blaise seinen Protest weiterhin ignorieren wollte und noch bevor Blaise überhaupt verstanden hatte, wo „da rüber“ sein sollte, wurde er bereits von ihm zur Seite gezerrt, direkt hinein in den toten Winkel neben der Bühne.
 

„Hier kann man gar nichts sehen“, beschwerte er sich, während Draco spürbar durchatmete.

„Dich interessiert es doch eh nicht, wie die Warbeck aussieht“, konterte er. Zugegeben, da hatte Draco ihn erwischt. Trotzdem wäre er eigentlich lieber mittig vor der Bühne geblieben und nicht in den Schatten verschwunden, so als wollte er aufge -

Er stockte. Da, nur ein kleines Stückchen hinter ihnen, war das nicht …
 

„Jetzt komm schon Harry. Das ist die Gelegenheit“, hörte er Weasley verkünden, während der Held der Zaubererwelt deutlich weniger überzeugt zu sein schien.

„Ich weiß nicht, Ron“, erwiderte er, „Ich denke nicht, dass wir so kurz vor dem Konzert einfach in ihre Garderobe platzen sollten.“

„Mom würde ausflippen, wenn wir ihr ein Autogramm mitbringen würden und was soll schon passieren? Komm, wir klopfen auch an dieser Tür.“

Blaise blickte zu Draco und Draco blickte zurück.

„Ich hoffe doch, dass du klopfst, Weasley“, schnarrte er dann. Ein kurzes Aufblitzen alter Gewohnheiten.
 

Potter zucke zusammen und Weasley tat es ebenso. „Das geht dich überhaupt nichts an!“, keifte er zurück und hätte sicher noch mehr gesagt, hätte Potters Hand auf seinem Arm ihn nicht zur Ruhe ermahnt.

Blaise lächelte stur weiter. Zugegeben, er war hier um zu provozieren, aber seine Art von Provokation war in der Regel subtiler als das.

Neben ihm atmete Draco scharf ein. „Dir auch einen guten Abend“, legte er noch einmal nach.

Weasley kochte, doch überraschender Weise schaffte Potter es, ihn im Zaum zu halten. Scharfe Blicke flogen zwischen den Gryffindors hin und her, dann räusperte sich Potter.

„Was führt dich hierher, Malfoy“, fragte er, krampfhaft bemüht seine Neutralität zu wahren.

Draco zuckte mit den Schultern. „Mir war nach kitschiger Schmalzmusik.“
 

Eine Lüge, doch Potter hatte scheinbar nicht vor sie zu hinterfragen. Stattdessen nickte er und wandte sich wieder seinem ursprünglichen Ziel zu. Der Tür, neben der Bühne.

Neben ihm räusperte sich Draco.

„Ihr wollt nicht wirklich zu der Warbeck rein?“, erkundigte er sich und zu Blaise Überraschung machte er sogar einen Schritt auf die Anderen zu.
 

„Das geht dich -“ „Ron will ein Autogramm“, fiel Potter seinem Freund ins Wort und bekam dafür prompt einen bitterbösen Blick geschenkt. „Keine große Sache.“

Weasleys Blick sprach Bände. Für ihn war die Sache offensichtlich groß. Sehr groß sogar.
 

Draco schüttelte erneut den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, fing er an zu nörgeln.

Blaise rollte mit den Augen. „Dir missfällt heute auch alles“, meldete er sich zu Wort. Die Augen beider Gryffindor landeten prompt auf ihm. Typisch, wahrscheinlich hatten sie bislang nur Draco wahrgenommen, weil er geschwiegen hatte, wie ein braver Handlanger. So wie - Er weigerte sich an Vincent zu denken und sprach lieber weiter: „Es ist nur ein Autogramm. Danach fragt sie vermutlich alle fünf Minuten wer.“

„Danach würde man sie alle fünf Minuten fragen, wenn man könnte“, widersprach Draco ihm, „Himmel, liest deine Mutter nie die Hexenwoche?“

„Sie bevorzugt Bücher“, schnappte Blaise zurück. Zumindest tat sie es seit neuestem. Ihr aktuellster Verehrer war ein Sammler seltener und vor allem teurer Exemplare. Entsprechend hatte sie sich angepasst, so wie sie es immer schon getan hatte und wie sie es weiter tun würde, bis – Er biss die Zähne zusammen.

Die Gryffindors mussten nicht merken, dass ihn die Erwähnung seiner Mutter ärgerte. Es reichte, dass Draco es wagte, seine Finger in diese Wunde zu legen und er hoffte inständig, er hatte einen guten Grund dafür.
 

Neben ihm setzte Draco sein triumphierenstes Lächeln auf. „Nun, meine Mutter liest die Hexenwoche“, verkündete er, fast als wäre das etwas, worauf man stolz sein konnte. Blaise rollte mit den Augen, was ihm einen wissenden Blick von Potter und einen amüsierten von Weasley einbrachte.

„Und weil sie das tut, weiß ich, dass Celestina Warbeck große Probleme mit aufdringlichen Fans hat. Um diesem Problem ein Ende zu bereiten, hat sie ihren Hintergrundchor ausgetauscht. Hexen raus und -“

„Banshees rein“, quatschte Weasley ihm dazwischen.

Draco rümpfte die Nase.

„In der Tat, Weasley, das war es, was ich sagen wollte. Und diese Banshees sind nicht nur ihr Backgroundchor. Sie sind auch ihre Bodyguards. Und das bedeutet, wenn ihr da jetzt reingeht -“

„Sind wir Bansheefutter.“
 

Hätten Blicke töten können, Weasley wäre vermutlich sofort umgekippt und Blaise konnte es verstehen. Es war wirklich eine Unsitte anderen Leuten in einer Tour ins Wort zu fallen, selbst wenn sie Draco hießen und die Hexenwoche zitierten, die sie natürlich nie selbst gelesen hatten.
 

Blaise schnaubte abschätzig.

„Na schön, da ist eine Banshee“, fasste er zusammen, „also, wie kommen wir um sie herum?“ Draco starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Hatte er möglicherweise auch, doch jetzt war nicht der Augenblick um an sich zu zweifeln. Da waren zwei Gryffindors, vor denen er keine Schwäche zeigen durfte und ein Draco, vor dem er keine Schwäche zeigen wollte.

„Was denn?“, fragte er mit einem möglichst nonchalanten Unterton, „Wir brauchen einen Plan. Das erhöht unsere Überlebenschancen.“

„Deren Überlebenschancen“, korrigierte Draco ihn, die Stimme eine Nuance höher als sonst.

Blaise schenkte ihm ein arrogantes Lächeln: „Nur wenn du Angst hast mitzumachen.“
 

✨✨✨
 

Nachträglich betrachtet, war es eine dumme Idee gewesen Draco zu provozieren, aber Blaise hatte einfach nicht anders gekonnt. Niemand, absolut niemand, erwähnte ungestraft seine Mutter. Auch wenn er das dumme Gefühl hatte, in ihrem spontan entstandenen Plan, die deutlich schlechtere Rolle abbekommen zu haben.

„Ihr lenkt die Banshee ab“, hatte Draco gesagt und dabei freudig auf ihn gezeigt, „Wir schleichen uns währenddessen rein.“

Es war dieser Moment gewesen, in dem er Theodore schmerzlich vermisst hatte. Er hätte sich geräuspert und dann mit einem leisen „Oder“ einen Plan vorgeschlagen, der nicht nur weniger riskant, sondern auch sehr viel angenehmer gewesen wäre. Leider war er nicht bei ihnen und Blaise einfach nicht der „Oder“-Typ. Deshalb stand er jetzt mit Potter vor der Tür und musterte seinen Zauberstab.

„Bitte sag mir, dass du Erfahrungen mit Banshees hast“, murmelte er, während er mit der freien Hand nach dem Türknauf griff.

„Dementoren und Drachen, ja“, entgegnete Potter, „Banshees, nein.“ Dann war sein Zauberstab in der Luft, die Tür glitt wie von selber auf und sie stolperten in den Vorraum.
 

Ein tragbarer Schminktisch war das Erste was ihm ins Auge sprang, dicht gefolgt von einem langen, rosafarbenen Kleid – Chiffon, wie sein Gehirn ihm überflüssiger Weise mitteilte – und dem wohl hässlichsten Gesicht aller Zeiten. Wangenknochen stachen aus ungesund grüner Haut hervor, Zähne zeichneten sich unter kaum erkennbaren Lippen ab. Augenbrauen hatte sie nicht.

„Stupor!“, befahl Potter neben ihm. Rotes Licht schoss auf die Banshee zu und zerplatzte mitten auf ihrer Brust. Sie taumelte zwei Schritte zurück und gab ihnen einen Moment, den sie nutzten, um endgültig in den Raum zu stürmen.

Langes, schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht, fiel ihr über die Augen und über die Brust. Trotzdem schien sie keinerlei Schwierigkeiten damit zu haben, sie im Raum ausfindig zu machen.

„He, wir sind hier!“, provozierte Potter sie zusätzlich. Blaise wünschte, er hätte es nicht getan. Die Kreatur setzte sich in Bewegung und verdammt, sie war schnell.

Im letzten Moment ließ er sich zur Seite fallen und rollte in Richtung Schminktisch ab. Jahrelanges Quidditchtraining half ihm dabei nicht die Orientierung zu verlieren. Seine Festtagsroben dagegen entpuppten sich als eher hinderlich. Bei dem Versuch wieder auf die Beine zu kommen, stolperte er jämmerlich über den langen, schweren Stoff. Er stieß gegen den Schminktisch, der es ihm mit einem lauten Klirren und stechenden Schmerzen im Knie vergalt. Süßlicher Parfumgeruch breitete sich in seiner Nase aus.
 

Erneut stoben rote Funken durch die Luft.
 

„Silencio!“, bellte Potter, doch die Banshee warf den Kopf zurück und entkam dem Zauber knapp. Sie schnappte nach Luft, bereit zu schreien, doch der Gryffindor warf sich auf sie.

„Wie wär's mit etwas Hilfe?“, stieß er hervor, während er mit der Frau zu Boden ging. Sie durfte nicht schreien, einfach nur nicht schreien. Blaise schaffte es mit Mühe den Geruch aus seinem Kopf zu verbannen. Er hatte Parfum schon immer gehasst.

Seine Augen glitten über die Tiegel und Flaschen auf dem Tisch. Hier musste es doch irgendetwas nützliches geben. Dann fiel sein Blick auf die Puderdose und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Sie hatte ihnen die Formel hundert Mal gezeigt. Mit allen Feinheiten für rotes, blaues, grünes und gelbes Puder. Doch Blaise war die Farbe ganz egal. Wenn nur die verdammte Formel stimmte!

Hinter ihm gab Potter ein gurgelndes Geräusch von sich, doch er drehte sich nicht um, um nach ihm zu sehen.

Er brauchte nur noch ein bisschen. Ein winziges bisschen und dann -
 

„Quasti fass!“
 

So dumm, wie der Befehl in seinen Ohren klang, so begeistert stürzte sich die Puderquaste auf ihr Opfer. Weißes Pulver stob in alle Richtungen. Potter hustete, während er von der Banshee kroch. Und Blaise? Blaise dankte allen Göttern dafür, dass Daphnes Schminkzauber wirklich gemeingefährlich waren.

Die Puderquaste puderte, die Banshee japste und er schlich sich langsam zurück in Richtung Tür. Sein Knie schmerzte. Er hatte das Gefühl nach Parfum zu stinken, aber vielleicht bildete er sich das auch einfach nur ein.

Potter dagegen hatte es schlimmer erwischt. Seine Haare standen in alle Richtungen ab. Obwohl, das hatten sie auch vorher schon getan. Nur die weißen Stellen an ihm, die waren neu.

„Tut mir leid, dass ich dich gepudert habe“, rang Blaise sich ab, doch der Gryffindor zuckte nur mit den Schultern.

„Hat doch funktioniert“, erwiderte er, während er versuchte, möglichst lässig zu wirken. Vielleicht hätte es geklappt, wäre er nicht von weißen Flecken übersät gewesen.

„Glaubst du, sie sind schon wieder da?“

Potter zuckte mit den Schultern. „Ich schlage vor, wir schauen nach.“

Blaise nickte. „Wenn die da drinnen noch 'nen Tee trinken, verhex ich sie.“

Der Gryffindor erwiderte nichts. Vielleicht war er zu gut um in Betracht zu ziehen, einen Freund zu verzaubern, vielleicht wollte er ihm auch einfach nur nicht zustimmen. Er wusste es nicht. Trotzdem streckte er artig die Hand nach der Klinke aus.
 

Die Tür öffnete sich ohne zu murren und gab den Blick auf den Halbschatten der Großen Halle frei. Stimmen lagen in der Luft, rosafarbene Engel flogen umher und dort, keine drei Meter weiter, leuchteten ihm Dracos weißblonde Haare entgegen.
 

„Feiges Frettchen!“

„Dreckswiesel!“

„Arroganter Pfau!“
 

Blaise stöhnte. Hatten die Zwei sich überhaupt vom Fleck bewegt? Er konnte es nicht sagen, aber eigentlich wollte er es auch nicht.
 

„Nifflerscheiße!“, ging der Streit in eine neue Runde und er spürte, wie ihm spontan der Kopf wehzutun begann. Dieser ganze Zoo an Beleidigungen bekam ihm nicht.

„Ich glaub, ich brauch 'nen Kürbissaft“, murmelte Potter neben ihm und Blaise befand, dass das der bislang klügste Satz des Abends war.

„Mach ein Butterbier daraus und ich bin dabei“, stimmte er ihm zu.

Der Gryffindor sah ihn skeptisch an. „Du hast mich weiß gefärbt, die erste Runde geht auf dich.“

Blaise nickte. Eine Runde, zwei Runden, drei. Er würde sie auch alle zahlen, wenn er damit darum herum kam, sich in diesen Streit einzumischen.

„Gehen wir?“, fragte er über die neueste Beleidigung hinweg.

Potter nickte. „Gehen wir.“



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