Verrückte Weihnachten
Wie jedes Jahr versammelten sich die Freunde am ersten Weihnachtstag um das Fest der Liebe gemeinsam zu feiern. Es artete zwar jedes Jahr aus, aber auch das war mittlerweile Tradition geworden. Jedes Jahr feierten sie abwechselnd bei einer der acht Freunde, heute würde zum ersten Mal Takeru und Hikari einladen. Sie waren dieses Jahr zusammen gezogen und somit dann auch gleich dran, hatten zumindest ihre Brüder beschlossen, da die der Meinung waren, das sie sich all die Jahre absichtlich gedrückt hatten.
Seit acht Uhr in der früh tummelte sich die junge Yagami in der Küche herum um das Abendessen zuzubereiten, während Takeru auf der Couch saß Fernseh schaute und immer wieder einen ungläubigen Blick in die Küche warf. Kari lief wie ein aufgescheutes Huhn durch die Küche, riss die Schubladen und Schränke auf, holte Utensilien heraus, fing alles an umzuräumen, weil sie doch nichts fand und mutierte mehr und mehr zu Flash. „Hika, meinst du nicht, dass du es vielleicht ein bisschen ruhiger angehen solltest?“, fragte er vorsichtig nach.
„Ruhiger? Du könntest mir auch helfen, anstatt faul auf der Couch zu sitzen...“, murmelte sie und fand schließlich den großen Topf, den sie gesucht hatte. Takeru rollte mit den Augen. Natürlich – jetzt war er Schuld. „Die kommen doch erst in vier Stunden“, versuchte es der Blonde erneut, doch bereute seine Worte sogleich wieder. „Vier Stunden?“, rief die Braunhaarige hysterisch zurück und legte noch einmal an Tempo zu. Er war sich sicher, sie würde noch umkippen, wenn sie weiter so machte. Takeru stand auf, ging in die Küche, packte seine Freundin an den Schultern um sie ein bisschen runter zu bekommen. „Hika, beruhige dich so bringt das doch nichts. Wie kann ich dir denn helfen?“
„Unsere Brüder kümmern sich um die Getränke, mal wieder“, stammelte Hikari und sah ihren Freund ernst an, ehe sie seufzte. Takeru verzog die Augenbrauen.
„Ich rufe Matt mal an“, erwiderte er gleich.
Er nahm sich sein Handy und wählte die Rufnummer seines Bruders. „Hi, was gibt es?“, sprach Matt gleich durch das Telefon.
„Ihr kümmert euch um die Getränke?“, hakte der Jüngere nach und versuchte nicht anklagend zu klingen. Er erinnerte sich noch an letztes Jahr, als sie bei Taichi und Mimi gefeiert hatten, die Jungs sich wieder um die Getränke kümmern wollten, aber die Mädchen dabei komplett vergessen hatten. „Ja, brauchst du etwas bestimmtes?“, horchte Yamato nach. „Nein, nur die Mädels...“
„Nicht dein ernst?“, fuhr der Ältere dazwischen. „Du willst uns nicht daran erinnern, dass wir an die Getränke der Mädchen denken, oder?“ Doch, genau das wollte Takeru.
„Natürlich nicht... Kari hat nur noch einen Wunsch geäußert“, legte sich der Jüngere schnell eine Ausrede zurecht.
„Und was braucht sie?“
„Ähm... Sekt... Erdbeersekt.“, murmelte der Jüngere.
„Jaja... das hat mir Sora auch schon gesagt und Mimi schon mindestens zehn Mal per Kurznachricht an Taichi geschrieben. Wir denken schon an den dämlichen Sekt, für wie blöd haltet ihr uns?“ Yamato beendete das Gespräch, ohne dem Jüngeren die Chance zugeben auf diese Frage zu antworten. Takeru sah zweifelnd auf sein Handy. Wieso hatte er nur das Gefühl, dass sie es trotzdem vergessen würden? Ob er auch nochmal los sollte um ein paar Getränke aufzutreiben?
Zeitgleich telefonierte Mimi mit ihrer besten Freundin Sora. Auch Mimi stand in der Küche und wollte den Nachtisch zubereiten. „Die vergessen uns bestimmt wieder“, klagte Mimi an.
„Ich habe schon überlegt auch einkaufen zu gehen“, seufzte Sora. „Aber Matt hat mir hoch und heilig versprochen, dass sie uns dieses Jahr nicht vergessen...“
„Es ist irgendwie traurig, dass uns das aufheitern soll... dieses Mal nicht vergessen? Ich schick ihn persönlich zum Mond, wenn er nicht daran denkt“, erwiderte Mimi empört, was bei der Rothaarigen zu einem kichern führte. „Da mache ich mir dir mühe und schreibe ihm extra eine Liste mit allen Getränken und weißt du was?“
„Nein, was?“
„Er hat sie vergessen“, brummte Mimi verärgert. Sora musste sich die Hand vor dem Mund halten, das war typisch Taichi, aber irgendwie ließ Sora das Gefühl nicht los, dass die beiden Superhelden doch wieder die Hälfte vergessen würden. Ob sie doch nochmal zum Supermarkt sollte? Für alle Fälle?
Koushiro holte Joe und seine Frau Saori ab und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Hikari und Takeru. „Und glaubst du, dass es dieses Jahr ein besinnliches Weihnachtsfest wird?“, fragte Joe bei dem Jüngeren nach. Koushiro schenkte dem Brillenträger einen eindeutigen Blick und holte etwas aus seiner Hemdtasche. „Ohropax?“, fragte er ungläubig nach. „Habe auch genug für uns alle“, erwiderte der Rothaarige trocken.
„Ach Jungs, ich glaube nicht, dass es so ausartet wie letztes Jahr“, versuchte Saori die Jungs davon zu überzeugen, dass es dieses Jahr auch anders werden konnte. Joe und Koushiro tauschten ein Blick aus und nickten synchron. Natürlich besinnliche Weihnachten mit ihren Freunden. „Taichi und Yamato kümmern sich wieder um die Getränke“, erwähnte der Medizinstudent. Koushiro seufzte auf. „Oh nein... dann werden die Mädchen wieder durchdrehen... und das noch vor dem Abendessen“, sprach er seine Zweifel laut aus. „Ob wir noch schnell in den Supermarkt fahren sollten?“, fragte Joe seinen jüngeren Freund. Er wurde das Gefühl nicht los, dass die Beiden doch wieder was vergessen würden und sie es dann ausbaden mussten.
Irgendwie hatte es Hikari geschafft das Essen pünktlich in den Backofen zu schieben und sich selber fertig zu machen. Sie war aufgeregt und hoffte wirklich, dass es ihren Freunden schmecken würden. Takeru hatte im Kühlschrank etwas Platz gemacht, damit die Getränke wahrscheinlich - nein höchstwahrscheinlich die Getränke von Taichi und Yamato im Kühlschrank ihren Platz hatten.
Auch Takeru war fertig und es klingelte an der Türe. Hikari tritt zur Wohnungstür und ließ die ersten Gäste herein. Mimi kam samt Nachtisch und Sora mit einer Tüte vom Supermarkt. „Hallo, wo sind denn Taichi und Yamato? Und was hast du noch dabei Sora?“, fragte die Braunhaarige nach, während sie Mimi und Sora zur Begrüßung umarmte. „Sie wollten gleich nach hier kommen. Keine Ahnung was die Beiden solange machen“, erwiderte Mimi genervt und ging in die Küche um den Nachtisch im Kühlschrank zu verstauen. „Na ja...ich hab uns ein paar Getränke gekauft... irgendwie glaub ich, dass sie doch wieder was vergessen“, erklärte Sora schuldbewusst, das sie ihrem Freund nicht mehr zutraute. „Du auch?“, kam es auch schon von Takeru. „Warum auch?“
„Na ja... ich hatte auch so ein Gefühl, war einkaufen und habe im Abstellraum noch Sekt, normale Getränke und Wasser untergestellt. Nur für alle Fälle“, zuckte der Jüngere mit den Schultern.
„Dann haben wir dieses Jahr auf jeden Fall genügend Getränke“, merkte Hikari an. Sora stellte ihre Einkaufstüte kopfschüttelnd in den Abstellraum und setzte sich dann ins Wohnzimmer.
Erneut klingelte es an der Türe, Takeru öffnete diese und sah Koushiro, Joe und Saori die zwei Kästen Getränke, sowie Erdbeersekt und Wein dabei hatten. „Kümmern sich nicht Taichi und Yamato um die Getränke?“, fragte er verwundert nach und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob wirklich sein Bruder und Taichi dafür verantwortlich waren, denn die beiden hatten wirklich an alles gedacht. „Doch, aber irgendwie wurden wir das Gefühl nicht los, dass sie wieder was vergessen und bevor die Mädels deswegen schlechte Laune bekommen, was dazu führt das die Jungs genervt sind und schließlich wir alles abbekommen, haben wir uns dazu entschlossen auch Getränke zu kaufen“, erklärte Koushiro. „Dann kommt mal mit“, erwähnte der Jüngere, öffnete die Türe der Abstellkammer und überrascht sahen die beiden Älteren herein. „Okay, ihr habt auch nachgerüstet“, stellte der Blauhaarige fest und schmunzelte. Viel zutrauen hatten sie ja nicht in ihren ehemaligen Anführer und Musiker.
Sie saßen in gemütlicher Runde, als es wieder an der Türe klingelte. Es konnten nur noch Taichi und Yamato sein. Kari öffnete die Türe und staunte nicht schlecht, als die Jungs sich abrackerten die Getränkekisten in die Wohnung zu befördern. Soviele Getränke wie Kari mittlerweile in der Wohnung hatte brauchte sie wohl für ein ganzes Jahr keine mehr zu Kaufen. Die Jungs hatten einen Kasten mit Cola, Limo und Sprite, einen Kasten mit Wasser, mehrere Flaschen Sekt, Erdbeersekt, Wein und sogar ihren Lieblingslikör gekauft. Ja, dieses Jahr hatten sie die Mädchen nicht vergessen, doch ein Gedanke kam in ihr auf, als sie die Getränke überflog doch sie wurde in ihren weiteren Gedanken unterbrochen. „Sollen wir die in den Abstellraum stapeln?“, fragte Taichi bei seiner Schwester nach.
„Nein, da ist kein Platz mehr, stellt sie auf den Balkon, da bleiben sie auch gleich kalt.“
„Gute idee“, erwiderte Yamato und zu zweit brachten sie die Getränke auf den Balkon.
„Ich kann es nicht glauben, ihr habt ja wirklich an all unsere Getränke gedacht“, flötete Mimi und gab Taichi zur Begrüßung einen Kuss. „Du hast mich ja auch oft genug daran erinnert und ich will nicht wie letztes Jahr deswegen auf der Couch schlafen“, brummte Taichi.
„Brauchst du auch nicht“, erwiderte Mimi lächelnd, was auch bei dem Braunhaarigen zu einem Lächeln führte.
„Das essen ist fertig“, flötete Hikari aufgeregt und deutete ihren Freunden an, am großen Esstisch Platz zu nehmen.
„Na dann... wollen wir mal hoffen, dass du das Kochtalent nicht von deiner Mutter geerbt hast“, sprach Yamato seine Zweifel aus. „Hey, wenn du weiter so machst bekommst du gar nichts“, schimpfte Kari empört. Immerhin hatte sie sich den ganzen Tag mühe gegeben ein schönes essen zuzubereiten. Gut, dass hatte ihre Mutter auch getan, nur das Ergebnis war... na ja... selbst hungerende Menschen würden es meiden. „Ob das eine Strafe ist...?“, brummte Matt nachdenklich, doch schwieg als Sora ihn in den Unterarm zwickte. „Lass das!“, tadelte sie ihren Freund und schenkte ihm einen eindeutigen Blick, Matt nickte gekonnt und lächelte Kari an. „Es wird bestimmt super schmecken“, erwiderte er. Gut, dass er und Taichi davor noch ein Schnellrestaurant gefunden und mehrere Hamburger verdrückt hatten. Nachher gab es hier noch Kartoffelsaft... und das an Weihnachten. Nein, das brauchte er wirklich nicht.
Sie schafften es alle an einem großen Tisch den die beiden Jüngsten sich ausgeliehen hatten Platz zu nehmen. Takeru verteilte die Kartoffeln, Kari den Braten und ließ die Soße dadrüber, Salat nahm sich jeder wie er wollte und alle warteten, dass die Gastgeber beginnen würden. „Worauf wartet ihr? Ihr könnt ruhig anfangen“, erklärte Kari und sah ihre Freunde nacheinander an. „Wartet ihr etwa dadrauf, ob ich nachdem probieren noch am Tisch sitze?“, stellte Kari ungläubig ihre Frage. „Nein“, antworteten sie im Chor und alle nahmen sich ihre Gabel in die Hand. Taichi nahm als erstes einen bisschen, er war auch der, der am meisten abgehärtet war. „Man kann es essen“, erwiderte er kauend und schaufelte seine Gabel erneut „Man kann es essen?“, wiederholte Kari fassungslos seine Aussage. „Es ist wirklich gut“, widerlegte er seine Aussage. Alle Freunde aßen, außer Yamato, er wartete auf die Reaktion seiner anderen Freunde. Taichi war nun wirklich kein geeniger Kandidat um vorzuessen. Der isst doch alles, wenn er Hunger hat und er hatte immer Hunger. Würde er keinen Sport machen, hätte er echt ein Problem. Doch die Freunde blieben am Tisch und aßen weiter, er sah nochmal kurz zu Sora ihr vertraute er, die seinen Blick lächelnd erwiderte und mit dem Kopf nickte, Matt nahm sich nun seine eigene Gabel um diese zu seinem Mund zuführen.
Es war wirklich besser als gedacht und dafür das sie so etwas großes für soviele Leute noch nicht gekocht hatte konnte man wirklich nichts sagen – dachte sich Yamato. Nachdem Nachtisch waren alle satt und gingen ins Wohnzimmer. Mimi kam vom Flur mit einer Flasche Sekt, während Sora ihr die Gläser entgegen hielt. „Wo hast du denn den Sekt her?“, fragte Taichi irritiert bei seiner Freundin nach. Er hatte Sekt gekauft, extra für seine Freundin, aber einen anderen. „Ähm...vom Balkon“, nuschelte die Jüngere und stellte fest, das dieser auf der anderen Seite des Raumes war. „Nein, du warst überhaupt noch gar nicht auf dem Balkon“, erwiderte Taichi.
„Es war noch gar keiner auf dem Balkon um Geränke zu holen“, stelle Yamato in dem moment fest. „Trotzdem hat hier jeder was zu trinken.“
„Ja, wir wollten erstmal unsere Getränke leeren“, überlegte sich Takeru schnell eine Ausrede. Yamato stand auf, ging zum Abstellraum, er öffnete die Türe und starrte fassungslos rein.
„Was ist das?“, fragte er nach. Taichi kam zu ihm, ihm klappte der Mund auf, als er die ganzen Getränke sah. „Ihr habt gedacht wir würden es vergessen“, stellte Yamato gleich seine Theorie.
„Na ja... also ja...“, erwiderte Sora. „Vom wen sind die?“, wollte Taichi wissen.
„Von Takeru, von Koushiro und Joe und na ja...also von mir“, erklärte Sora mit rotem Kopf, während die Jungs immer noch nicht fassen konnten, dass ihnen keiner zutraute, das sie Getränke kaufen konnten. „Ich habe doch gleich gesagt, lasst die Jungs mal machen“, erwiderte Mimi unschuldig. Alle Freunde schenkten Mimi einen bösen Blick, die jedoch nur kicherte. „Okay, okay... ihr müsst aber zugeben, die Chance dass ihr beide etwas vergesst war wirklich groß“, schmunzelte sie. „Unglaublich... echt... Ich meine gut bei Taichi kann ich das ja noch verstehen, aber bei mir?“, fragte Matt nach. „Und du fällst mir auch in den Rücken?“, er sah zu seinem Bruder und zu seiner Freundin. „Nein, ich wollte dir für den fall der Fälle den Arsch retten“, rechtfertigte sich Takeru gleich.
„Was soll das denn jetzt heißen? Ich brauch jetzt erst mal einen Drink?“ erklärte Taichi beleidigt und ging auf den Balkon. Er durchstöberte die Kästen und Tüten und sah dann zurück zu Matt. „Wo ist denn der Whisky?“
„Den wolltest du doch mitnehmen?“, erwiderte Matt unbeeindruckt.
„Nein, ich habe gesagt, ich nehme den Likör und du den Whisky“
„Aber ich hatte den Likör doch... hast du keinen Whisky geholt?“
„Du hast keinen geholt“, erwiderte Tai und rollte genervt mit den Augen.
„Und wo ist der Kasten Bier?“, fragte Taichi verärgert bei seinem besten Freund nach.
„Du wolltest dich um das Bier kümmern!“, belehrte Yamato seinen besten Freund und ging ebenfalls auf den Balkon um sich die Getränke die sie gekauft hatten zu beäugeln.
„Soll das heißen, dass wir fünf Kästen Cola, drei Kästen Wasser, zwanzig Flaschen Sekt, fünf Flaschen Wein hier haben, aber kein Whisky und kein Bier?“ fragte Yamato schockiert nach.
„Ich glaube mir wird schlecht“, jammerte Taichi.
„Das liegt aber nicht an meinem essen“, protestierte Kari vehemennt.
„Du solltest dich um den Whisky kümmern“, schoss es genervt aus Taichi.
„Und du um das Bier“, pfefferte der Blonde zurück. Sie sahen sich ernst an und schüttelten den Kopf. „Mit dir gehe ich nie wieder einkaufen“, beschloss Yamato an diesem Tag, nahm sich einen Sekt... einen Sekt und ging ins Wohnzimmer zurück.
Die Freunde mussten sich allesamt ein Lachen verkneifen, was ihnen aber nicht gelang. Es war doch so klar, dass sie etwas vergessen würden, aber wer konnte schon ahnen, dass sie sich ausgerechnet selber vergessen würden?
