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Beauty vs. Beast

von

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Runde IV - Schuldgefühle

So! Jetzt geht’s endlich weiter mit Beauty vs. Beast. Das Kapitel sollte eigentlich noch während der Feiertage kommen, aber ich habs vergessen >_< Zu meiner Verteidigung, mir geht es immer noch mies. Medis wirken nicht. Bis auf die Nebenwirkungen. Da hauen die voll rein *grummel*

Euch jedenfalls viel Spaß beim Lesen und danke für eure lieben Kommis. Beantworten kann ich sie wahrscheinlich erst nächstes Jahr ^^“

Eure Fara
 


 

Runde IV - Schuldgefühle
 

Nach der kurzen Dusche fühle ich mich ein klein wenig entspannter als bei unserer Ankunft. Dass dieses Gefühl nicht lange anhalten wird, wird mir spätestens klar, als ich das Zimmer wieder betrete und Tayte erblicke. "Endlich fertig?", grantet er mich an. In seinen Händen hält er eine Hose und ein Hemd.

"Ich war höchstens eine viertel Stunde im Bad. Schneller geht's kaum noch", blaffe ich zurück.

"Wenn du meinst", knurrt er und stürmt an mir vorbei.

"Ich stoppe die Zeit. Mal sehen, ob du schneller duschen kannst", rufe ich ihm nach, ehe die Tür laut ins Schloss fällt. "Arschloch!"

Sauer werfe ich meine Tasche neben das Bett und lasse mich drauf fallen. Mit geschlossenen Augen sitze ich da und versuche wieder zur Ruhe zu kommen. Es beleibt bei dem Versuch. Wieso ist Tayte so arschig zu mir? Seit wir hier eingetroffen sind, halte ich mich doch vornehm zurück, was meine spitzen Kommentare betrifft. Ich habe mir sogar Sorgen um diesen Idioten gemacht! "Pfff! Das war aber wirklich das letzte Mal, dass ich das getan hab." Ich schwöre!

Einen Augenblick lang überlege ich, ob ich meine Tasche ausräumen soll, verwerfe die Idee jedoch wieder. Ich habe ganz sicher nicht vor, mich hier häuslich einzurichten. Noch nicht mal, um besser an meine Kleidung zu kommen. Deshalb schiebe ich meine noch gepackte Tasche mit den Füßen umständlich unter das Bett.

Ein Doppelbett. War ja klar! Insgeheim habe ich mir das schon gedacht, auch wenn ich gehofft hatte, dass ich eventuell eine eigene Schlafstädte bekommen würde. Leider hat sich meine Vermutung, dass dem nicht so sein wird, bestätigt. Sei es drum. Ich weiß mich zu wehren. Besonders mit meinem Pfefferspra... "Oh Kacke!" Das Spray! Es steht noch im Badezimmer!

Wie von der Tarantel gestochen springe ich vom Bett und spurte zum Badezimmer. Dort presse ich mein Ohr gegen die Tür und lausche. Die Dusche rauscht. Äußerst vorsichtig drücke ich die Türklinge runter und: Nicht abgeschlossen! Yes! So leise es geht, öffne ich sie und spähe hinein.

Ich muss schlucken, als ich zur Dusche rüber schaue. Zwar ist das Glas milchig, aber man kann genug erkennen. Taytes Kehrseite zeichnet sich hervorragend hinter der Glasscheibe ab. Doch deswegen bin ich nicht hier. Ich meine, wer bin ich denn, dass ich diesem Widerling auch nur mehr als eine Sekunde lang anschaue? So nötig habe ich es nicht. Ganz sicher nicht. Wirklich nicht ... Schau doch endlich weg Gigi!

Mein Kopf ruckt nach rechts zu den Waschbecken. Und da steht es. Mein kleines Döschen Selbstverteidigung. Nur ein paar Schritte ... Ganz vorsichtig ... Gleich habe ich es ...

Erleichtert greife ich es mir. Jetzt aber nichts wie raus!

Ich mache auf dem Absatz kehrt und Rumms! "Was tust du hier?"

"..." Ich bin gegen Tayte gedonnert! Wie kommt der denn so plötzlich von der Dusche hier her? "Ich hab ... ich hab hier was ... vergessen", stottere ich, wofür ich mich am liebsten Ohrfeigen könnte. Mein Gesicht wird zudem brennend heiß. Verdammter Mist!

"Und das musstest du unbedingt holen, während ich unter der Dusche stehe?" Ein dreckiges Grinsen schleicht sich auf seine Mundwinkel.

"Ja musste ich!", schreie ich unbeholfen und versuche mich an ihm vorbeizuschmuggeln, ohne weitere Blicke auf seinen nackten, feuchten Körper zu riskieren. Aber Tayte wäre nicht Tayte, wenn er mich einfach so gehen lassen würde.

Er schneidet mir den Weg ab und drängelt mich zu den Waschbecken, bis ich mit Rückgrat gegen eines davon stoße. Seine Arme kesseln mich ein, stützen sich an der Keramik ab. "Lass mich!", fauche ich ihn an.

"Ganz sicher nicht", sagt er mir rauer Stimme und presst sein gänzlich unbekleidetes Becken gegen meines. Das Blut rauscht laut in meinen Ohren und mein Gesicht fühlt sich immer heißer an. "Ich weiß, warum du hereingekommen bist."

"Ach ja?", fiepse ich schreckensstarr.

"Oh ja ..." Ich halte die Luft an. Täusche ich mich, oder nähert Tayte sich mir noch mehr an. So als ob er ... Mich küsst! Er küsst mich!

Meine Schockstarre löst sich binnen Sekunden. Ich reiße den Kopf herum, verpasse diesem dreisten Widerling eine Ohrfeige und danach einen kräftigen Stoß gegen die Brust. Er taumelt zurück und ich gebe Fersengeld.

"Warte!", keucht er hinter mit, erwischt meinen rechten Arm und zieht mich zurück.

"Lass mich los!"

"Warte doch."

"Das hättest du wohl gern", grolle ich und hebe meinen linken Arm in dessen Hand ich das Pfefferspray halte. Dass ich das schon so früh gebrauchen würde, hätte ich echt nicht gedacht. Ich hätte eher auf heute Abend getippt. "Bleib mir vom Leib, sonst bekommst du eine Ladung ab", drohe ich ihm.

Tayte guckt mich höchst eigenartig an. Die Fragezeichen stehen ihm ins Gesicht geschrieben. "Pfefferspray? Du hast Pfefferspray mitgenommen?"

"Was glaubst du denn? Meinst du, ich würde mich einfach von dir bespringen lassen?" Oh nein mein Lieber. So nicht!

"Das wolltest du aus dem Bad holen?"

Ich nicke. "Und ich habe auch vor es zu benutzen, falls nötig."

Irgendwie geknickt blickt Tayte von mir zum Pfefferspray und dann wieder zu mir. "Und ich dachte, du ..."

"Was ich?", frage ich nach, weil nichts mehr von ihm kommt.

"Nichts. Vergiss es." Tayte dreht sich um, läuft rüber zur noch rauschenden Dusche und schließt die Glastür hinter sich.

Jetzt bin ich derjenige, der Fragezeichen in der Luft herumschweben lässt. Was war denn das bitteschön?!
 

***
 

Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Was will der Kerl bloß von mir? Will er sich an mir rechen, dafür, dass ich ihm bei Kev in die Quere gekommen bin? Wollte er anfangs bloß seinen Spaß mit mir, und jetzt, wo ihm klar wird, dass er ihn nicht bekommen wird, meidet er mich? Was geht nur in diesem kranken Hirn vor sich?

Den ganzen Nachmittag schon stehe ich allein herum, muss zusehen, wie ich mit Taytes neugierig-aufdringlicher Familie klar komme. Ein Teil von ihnen bombardiert mich geradezu mit Fragen, die ich mit allesamt aus den Fingern saugen muss. Und die, die mich nicht mit ihren Fragen belästigen, scheinen mich mit ihren bösen Blicken töten zu wollen. Ich fühle mich höchst unwohl in meiner Haut und so ungern ich es zugebe, aber ich würde mich mit Tayte an meiner Seite eindeutig wohler und sicherer fühlen. Doch was tut er? Er meidet mich, sucht das Gespräch mit anderen und beachtet mich gar nicht. Vielleicht sollte ich mal zu ihm rüber gehen und ihn daran erinnern, dass er doch unbedingt wollte, dass ich seinen Verlobten mime, und dass es nicht gut rüberkommt, wenn wir nicht gemeinsam hier herumscharwenzeln.

Ich entschuldige mich bei meinem momentanen Gesprächspartner, irgendein Neffe von Tayte, und laufe zu ihm rüber. Auf dem Weg zu ihn überkommt mich die Frage, ob er mich extra meidet. Ob das nur eine neue hinterhältige Strategie ist, um mich wieder bloßzustellen. Kann ja sein, dass er es extra darauf abgesehen hat, dass ich zu ihm gekrochen komme. Bei dem Gedanken könnte ich kotzen, und ich überlege, ob ich wieder umdrehen soll, aber just in diesem Moment schaut Tayte zu mir rüber.

Ausdruckslos sieht er mich an, dann wieder weg, ehe er sich auch noch umdreht und regelrecht vor mir flüchtet. Ey! Was ist das denn nun wieder für ein Spiel?

Ich bleibe stehen. Der kann mich mal! Ganz bestimmt laufe ich ihm nicht noch nach! Das kann er sich abschminken!

Ich beschließe, mir die Beine zu vertreten. Draußen geht gerade die Sonne unter und vom hinteren Teil des Hauses hat man einen sagenhaften Blick bis zum Meer.

Taytes Mutter hat mir vorhin den Garten dort gezeigt und diese Aussicht extra betont. Angeben liegt definitiv in Taytes DNA. Das ist schon mal sicher. Trotz allem muss ich sagen, dass seine Mutter doch recht nett ist. Sie ist ständig nur am lächeln und verbreitet gute Laune mit ihrer leicht abgehobenen Art.
 

Draußen ist es beinahe ruhig. Bis auf das Rauschen des Meeres, das man bis hier her hören kann, und ein paar Möwen, die kreischend durch die angenehm frische Luft fliegen. Ich atme tief durch. Am besten, ich verstecke mich hier irgendwo und warte das Wochenende ab. Gar keine schlechte Idee eigentlich ...

"Hey du! Was tust du hier?" Ich zucke zusammen und drehe mich um. Drei junge Kerle kommen auf mich zu. Freundlich sehen sie nicht aus. Mir wird leicht flau in der Magengegend.

"Ich vertrete mir nur etwas die Beine", antworte ich lächelnd.

"So so ... die Beine ...", sagt einer der anderen beiden. Sein Tonfall gefällt mir gar nicht.

"Ja. Ich wollte auch gleich wieder rein." Ich nicke Richtung Terrassentür.

Einer der drei, derjenige, der mich zuerst angesprochen hat, schüttelt den Kopf. "Wir wollen dich nicht da drinnen", zischt er.

"Das sieht die Hausherrin aber anders", erwidere ich feindselig. Nicht nur die können die Krallen ausfahren.

"Die weiß nicht, was gut für sie ist", meint jetzt der Typ, der noch gar nichts geredet hat. Er sieht Tayte ziemlich ähnlich. "Außerdem gehört das Haus früher oder später mir, und ich will nicht, das solche Individuen wie du darin herumspazieren." Ah ja. Das muss Taytes älterer Bruder sein. Von ihm wurde schon viel gesprochen, aber gesehen habe ich ihn noch nicht. Bis jetzt. Ich hätte gut und gerne auf diese Begegnung verzichten können.
 

Die drei kommen immer näher. Ich hasse es, aber ich weiche ihnen langsam aus, gehe Schritt um Schritt zurück, obwohl ich weiß, dass es keinen Sinn haben wird.

In meinem Leben musste ich schon viel Dresche beziehen. Das letzte Mal ist zum Glück schon lange her, seit meiner Schulzeit nicht mehr, aber ich erkenne die untrüglichen Anzeichen, die auf das Unvermeidliche hinauslaufen.

Nur bin ich kein kleiner, schmalschultriger Junge mehr. Ich weiß mich inzwischen zur Wehr zu setzen. Und da fällt es mir wieder ein. Das Pfefferspray! Ich hatte es vorhin in meine Hosentasche gesteckt!

Ich fühle an meine Hose entlang und da ist es. Schnell hole ich es hervor. "Schaut mal. Die Schwuchtel hat was zur Selbstverteidigung dabei", lacht einer von denen.

"Is bestimmt nur Mundwasser", witzelt der andere. Taytes Bruder schweigt.

"Kommt näher, und ihr werdet es erfahren." Ich halte das Spray hoch. Einer von denen lockert seine Handgelenke und ich mache mich bereit.

Sie stürmen gleichzeitig los, rennen auf mich zu, als wären sie Kinder, die eine mittelalterliche Schlacht nachspielen wollen. Nur ist das hier kein harmloses Kinderspiel, sondern die Typen wollen mir wirklich ans Leder. Ans schwule Leder. Nichtsdestotrotz bin ich bereit abzudrücken, jedoch plötzlich werde ich von etwas getroffen. Nein, nicht etwas, von jemanden.
 

Jemand knallt seitlich auf meine linke Schulter, reißt mich um, noch bevor ich den Typen mein Pfefferspray in die Augen sprühen kann. Ich falle ziemlich unsanft, allerdings unverletzt, auf den Rasen. Dabei fällt mir die kleine Sprühflasche auch noch aus der Hand. Ich wurde hinterrücks unschädlich gemacht!
 

Hektisch suche ich nach meinem Spray. Zum Glück ist die Flasche leuchtend rot, sodass ich sie nach wenigen Augenblicken sehe und darauf zu robbe. Hinter mir bricht ein wahrer Tumult aus, aber ich verschwende keine Zeit damit nachzuschauen, was genau da abgeht. Zuerst brauche ich meine Waffe wieder!

Sie wieder in den Händen, fummle ich sie mir schnell zurecht, sodass ich im Notfall sofort abdrücken kann. Inzwischen hat der Tumult aufgehört. Hier und da ein leises Ächzen. Langsam kommt das Ganze mir doch recht komisch vor. Ich will nachsehen, aber bevor ich das kann, berührt mich jemand am rechten Oberarm. Ich wirble herum, ziele umgehend und drücke ab.

"AHH!" Mein Angreifer geht zu Boden, die Hände vor dem Gesicht.

"Doch kein Mundwasser, eh?", lache ich spitz.

"Scheiße!", ächzt das zusammengerollte Bündel vor mir und hustet.

Ich begutachte ihn genauer. Es ist keiner der drei Angreifer, also muss es derjenige gewesen sein, der mich zu Boden gestreckt hat. Große Statur, braune Haare, eine dunkle Hose und ein hässliches olivgrünes Hemd, dass ... Stopp mal! Hat Tayte nicht so eins getragen?

"Tayte?" Der Schock jagt mir betäubend durch alle Glieder. "Oh Scheiße! Tayte!" Das ist er! Eindeutig! Ich habe Tayte erwischt!

Mir fällt das Pfefferspray aus der Hand und ich rutsche eilig zu ihm rüber. Die drei Angreifer, die nicht weit von uns entfernt ihre Einzelteile zusammensuchen, schlurfen langsam von dannen. Tayte muss sie aufgehalten und verprügelt haben! Für mich ...

"Du Idiot", sage ich aufgebracht. "Es tut mir so leid! Ich wusste nicht, dass du es bist."

"Das hilft mir jetzt auch nicht weiter ... Au scheiße! Das brennt wie Feuer!"

Ich versuche meine Panik runterzuschrauben und erinnere mich an das, was ich gelesen habe. Natürlich habe ich mich vorher darüber informiert, was man tun muss, wenn man eine Ladung Pfefferspray abbekommt.

"Komm! Steh auf! Wir müssen dir die Augen ausspülen." Ich rapple mich auf und helfe Tayte beim Aufstehen. Es klappt unter großer Anstrengung, da er die ganze Zeit über seine Hände gegen die Augen presst. "Du darfst nicht reiben", sage ich. "Das macht es nur noch schlimmer."

"Das sagst du so einfach", keucht er.

"Gleich wird es besser. Versprochen." Ich hoffe es zumindest.
 

Ich marschiere mit ihm im Arm langsam auf die Terrassentür zu. "Warte", schnauft er. "Nicht da rein. Neben gibt es einen anderen Eingang. Da sieht uns keiner."

"Okay ..." Wenn er meint.

Ich schleppe Tayte also zum Eingang an der Seite, wo wir seitlich an der Treppe, die nach oben führt, eintreten. "Schafft du die Stufen?", frage ich ihn besorgt.

"Ich muss."
 

Es dauert, bis wir oben sind. Allein hätte Tayte das sicher nicht geschafft. Ich bekomme immer mehr Gewissensbisse. Hoffentlich bleibt von meiner Sprühattacke nichts Schlimmes zurück. Das würde ich mir niemals verzeihen. Warum konnte ich auch nicht eins dieser drei Arschlöcher treffen? Ausgerechnet Tayte, für den das Spray ja eigentlich vorgesehen war, der mich vor diesem Mob gerettet hat.

"Noch ein paar Schritte", sage ich, als wir in unserem Zimmer angekommen sind. "Gleich haben wir es."

Das Badezimmer ist in Reichweite. Darin angekommen, verfrachte ich ihn vor die Dusche. An Ermangelung einer Augendusche muss eben die normale Brause herhalten. Ich drehe das Wasser ganz leicht auf und sage Tayte, dass er sich vorbeugen soll. "Kannst du die Brause selbst halten? Ich hole dir schnell was zum draufsetzen." Ihm die Brause in die Hand gedrückt, flitze ich los und schnappe mir die schmale Bank, die vor dem Bett steht. "Hier." Ich nehme Tayte die Brause wieder ab und knie mich neben ihn. "Versuch mal die Augen aufzumachen."

"Geht nicht."

"Doch, das geht", sage ich ruhig und umfasse mit der freien Hand sein Gesicht. Vorsichtig ziehe ich mit dem Daumen an der Wagen, damit das untere Augenlid sich etwas nach unten zieht. "Geht doch."

"Das Wasser ist kalt."

"Das muss kalt sein, oder willst du, dass deine Augen noch zusätzlich mit heißem Wasser verbrüht werden?"

"Bloß nicht!"

"Na siehst du", grinse ich unbeholfen, weil ich nicht weiß, wie ich mich ihm gegenüber nun verhalten soll. Er tut mir richtig leid, wie er da mit krebsroten Augen über der Dusche hängt und immer noch leise stöhnt vor Schmerzen. Alles nur wegen diesen dämlichen homophoben Arschlöchern!

"Hätte ich gewusst, wie gemeingefährlich du bist, hätte ich doch Kevin mitgenommen", sagt Tayte nach einer Weile. Ich erwidere nichts. Dazu sind meine Schuldgefühle noch viel zu groß. "Keine Einwände?"

"Was soll ich schon sagen?" Ich drehe das Wasser ab. Eine Viertelstunde dürfte schon lange herum sein. "Wie geht es deinen Augen?"

"Brennen noch." Scheiße! "Aber es ist auszuhalten." Uff!

"Ich fahre dich lieber zu einem Augenarzt." Im Internet habe ich was über Hornhautschäden gelesen. Besser, wir lassen das kontrollieren.

"Ich will zu keinem Arzt."

"Aber Tayte!"

"Nichts aber", winkt er ab und setzt sich auf. "Gib mir mal ein Handtuch." Widerwillig folge ich seiner Aufforderung.

Nachdem er sein Gesicht abgetrocknet hat, schaue ich ihn neugierig an. "Sieht du was?"

"Ja. Noch leicht verschwommen, aber es geht."

Ich schrecke auf. "Verschwommen? Dann müssen wir zu einem Arzt!"

"Fahr du, wenn du willst, ich leg mich hin." Tayte steht auf und schlurft Richtung Schlafzimmer. "Für heute habe ich die Schnauze voll."

Ein beklemmendes Gefühl stellt sich in meiner Brust ein. Heißt das, er hat auch die Schnauze von mir voll? Verständlich, nicht? Ich würde mich auch nicht sehen wollen, hätte ich mir das Abwehrspray in die Augen gesprüht. Könnte ich wahrscheinlich auch nicht. Ha ha.
 

Meine Knie knacken laut, als ich ebenfalls aufstehe und hinter Tayte herlaufe. Doch ich gehe nicht rüber zum Bett, wo er sich, mit dem Handtuch im Gesicht, hingelegt hat, sondern gehe zur Zimmertür. Sie knarrt leise beim Öffnen. "Wo willst du hin?", höre ich ihn hinter mir fragen.

"Runter. Ich will fragen, ob noch irgendwo ein Schlafplatz für mich frei ist."

"Da wirst du Pech haben", meint er. "Alle freien Schlafstädten sind besetzt. Bis auf mein ehemaliges Zimmer, aber das ist verbotene Zone." Verbotene Zone? Na ja, sei es drum.

"Und wo soll ich sonst schlafen?", will ich wissen.

"Na hier. Dumme Frage."

"Aber ..."

"Muss ich erst wieder drohen?"

"Nein", antworte ich leise. "Willst du denn überhaupt, dass ich hier bleibe?"

"So war die Abmachung."

"Obwohl du Gefahr laufen könntest, wieder mit Pfefferspray besprüht zu werden?"

"Willst du mich denn wieder mit dem Zeug niederstrecken?"

"Nein."

"Dann ist doch alles gut." Er klopft mir einer Hand neben sich auf die Matratze. Ich gebe klein bei. Schuldgefühle lassen grüßen.
 

Zuerst sage ich nichts, liege bloß neben Tayte und starre die Wand an. Hin und wieder riskiere ich einen Blick, um zu sehen, wie es ihm geht, wobei ich nicht wirklich viel erkennen kann. Er hat immer noch das Handtuch über dem Gesicht.

Nach einer Weile wird mir das zu blöd. Leise drehe ich mich auf die Seite und warte. Ist er eingeschlafen? Ich strecke die Hand aus, um das Handtuch leicht zu lüpfen. Was ich darunter sehe, lässt mich zusammenzucken. Immer noch knall rot! Wir hätten doch zu einem Arzt fahren müssen.

"Sieht es sehr schlimm aus?" Wieder zucke ich. Tayte ist doch wach.

"Ja", krächze ich. "Wir müssen zu einem Arzt!"

"Keine Lust."

"Verdammt Tayte! Hör auf, dich so bockig zu stellen!" Ich brause schon wieder auf. Der Kerl macht mich wahnsinnig!

Und ich werde noch wütender, als er auch noch beginnt zu grinsen. "Jetzt weißt du, wie es mir immer geht. Du bist auch ständig bockig, du kleines Biest." Meine Kinnlade klappt nach unten.

"Was?!", empöre ich mich und setze mich auf. "Ich bin nicht bockig! Und falls doch, dann liegt das nur an dir!" Sein Grinsen wird breiter und er schlägt die Augen auf. Auf der Stelle verpufft meine Wut. "Oh fuck", hauche ich erschrocken. "Total rot."

"Und Schmerzen habe ich immer noch." Wieder will ich ihn versuchen zu überreden zu einem Arzt zu fahren, doch da könnte ich auch einem Ochsen ins Horn zwicken. Nutzlose Liebesmüh.

"Es tut mir wirklich leid. Hätte ich gewusst, dass du das bist, hätte ich ..."

"Auch abgedrückt", beendet er meinen Satz. Total falsch versteht sich!

"Hätte ich nicht! Schließlich hast du mich vor den dreien gerettet. ... Danke dafür."

"Schon gut."

Ich fühle mich scheiße. "Nichts schon gut", sage ich. "Du hättest allen Grund gehabt, mir nicht zu helfen. So, wie wir uns ständig in den Haaren liegen."

"Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Ich würde mich auf jede Seite schlagen, wenn es darum geht, Schwulenhass zu bekämpfen."

"Ach so ..." 'Dann hat er es nicht wegen mir getan.' Ich ringe das höchst verwirrende Gefühl der Enttäuschung darüber nieder. Warum überrascht mich das auch? Für ihn bin ich doch nur ein Spielzeug. Ein Austausch-Spielzeug, das er für Kevin bekommen hat.

"Dafür musst du mich jetzt aber auch entschädigen, das ist dir doch hoffentlich bewusst", reißt er mich aus den Gedanken.

"Entschädigen?" Er nickt. "Und wie?" Was hat sich dieser Perverse nun wieder ausgedacht?

"Schlaf mit mir." Was soll ich?! "Ich bin müde und habe Schmerzen. Kuschel ein wenig mit mir, bis ich eingeschlafen bin." Das ist doch ... also ...

Überrumpelt von Taytes Bitte, nicke ich schwach und lege mich wieder zu ihm. Ich weiß nicht so recht, was ich als nächstes tun soll, drehe mich hilflos in Seitenlage und lege unbeholfen meinen Arm auf seinen Oberkörper. Das findet Tayte ziemlich lustig. "Man könnte glauben, du hättest das noch nie gemacht", lacht er, dreht sich ebenfalls auf die Seite und zieht mich an sich. "So geht das." Ich halte die Luft an und versteife mich leicht, als er mich an sich zieht.

Logisch weiß ich, wie man kuschelt! Aber macht das mal mit jemanden, mit dem ihr das gar nicht wollt! Bei dem ihr euch komisch und schwach fühlt, aufgewühlt und aufgeregt. Bei dem euer Herz droht aus der Brust zu springen und ... oh, oh. Mein Herz springt raus? Habe ich das eben echt gedacht?

Ich horche in mich hinein. Wumm-wumm, wumm-wumm ... oh, oh.

"Kann ich dich was fragen?"

"Klar", antworte ich, nachdem ich meinen Klos im Hals hinuntergeschluckt habe.

"Wieso nennt dich jeder Gigi? Wäre bei einem Namen wie Luigi nicht Lui ein viel passenderer Spitzname?"

"Lui?" Mein schnell schlagendes Herz ist vergessen. "Lui ist ja wohl ein furchtbarer Spitzname!"

"Dich hat noch nie jemand so genannt?"

"Nein!" Und wäre dem so, hätte er von mir was zu hören bekommen!

"Dann nenne ich dich ab jetzt so."

"Das lässt du mal schön bleiben!" Ich versuche mich ein Stück von Tayte wegzuschieben, um ihn böse anfunkeln zu können, doch er presst mich wieder fest an sich.

"Mein Lui ...", kichert er in mein Haar. Eine Gänsehaut rast mir über die Schultern hinweg.

AHHH, dieser Arsch! Ich könnte platzen!
 

******
 

Hihi. Kleiner Lui ;-P



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