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Zwei Fremde in einer Bar

Die erste Begegnung
von

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Die erste Begegnung

Zwei Fremde in einer Bar

 

„Was willst du?“

Seine schroffe Stimme und sein kalter Blick waren genug, um den Mann hinter der Bar erzittern zu lassen. Er fand, dass der Reisende zu hart wirkte, zu abgebrüht wirkte, als hätte er schon deutlich mehr gesehen, als die anderen Anwesenden in der kleinen Kneipe. Das Bier in der einen Hand und die andere Hand an einem seiner Schwerter schwächten sein bedrohliches Bild nicht wirklich.

„Das ist aber eine sehr grobe Begrüßung.“

Die schöne Fremde jedoch wirkte nicht im Mindesten besorgt oder gar verängstigt.

Mit einem geheimnisvollen Lächeln ließ sie sich neben den angriffslustigen Reisenden auf einen Barhocker sinken.

„Ein Glas Wein, bitte“, richtete sie ihre Worte nun äußerst freundlich an den Barkeeper, „Und für den Herrn hier…“ „Ich bin versorgt“, unterbrach er sie kühl.

Sein berechnender Blick hatte sich keine Sekunde von ihr gelöst, während sie höflich nickend die Kapuze zurück warf und ihr schulterlanges, schwarzes Haar befreite.

Mit einem entnervten Laut, da die Fremde offensichtlich beabsichtigte länger zu bleiben, wandte sich der Reisende wieder seinem Bier zu, eindeutig mit der Absicht, die hübsche Frau an seiner Seite zu ignorieren.

Die Schwarzhaarige nahm das mit einem leisen Lachen hin und bedankte sich für das gefüllte Glas, das ihr hingestellt wurde.

Die beiden Fremden genossen mehr oder weniger ihr Beisammensein in einvernehmlichem Schweigen, während die anderen Gäste weiter munter dem Alkohol und dem Essen frönten. Ihr lautes Gelächter und die unbedachten Unterhaltungen übertönten beinahe die fröhliche Musik, ganz zu schweigen von bewusst ruhig gewechselten Worten.

Nach einer Weile begannen die Kneipengänger  laut zu singen, mit jedem Tropfen Alkohol lauter und ausgelassener. Viele weltberühmte Lieder und auch einige weniger bekannte.

Der Reisende an der Bar grummelte erneut etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und leerte den Rest seines Bieres mit einem Zug. Er knallte das leere Glas hart auf den Tresen ab, mehr brauchte es nicht als Aufforderung. Sofort kam der ältere Mann herbei geeilt und füllte es erneut. Er wusste zu Gut, wer da auf der anderen Seite des alten Holzes saß und wollte es tunlichst vermeiden, seinen Kunden zu verstimmen, er hing an seiner Bar und an seinem Leben.

Natürlich hatte er den anderen vorher nie kennen gelernt, aber er hörte viele Gerüchte und wusste, dass in ihnen mehr als ein Fünkchen Wahrheit steckte.

Die Frau auf der anderen Seite kannte er nicht, doch sein geschultes Auge sagte ihm, dass sie mindestens genauso gefährlich war.

Das widersprach ihrem derzeitigen lächelnden Gesicht, während sie mit einem Fuß im Takt wippte und die anderen Gäste betrachtete. Sie lehnte mit dem Rücken an der Bar und hatte ein Bein über das andere gelschlagen, immer wieder an ihrem Glas nippend.

„Ein schönes Lied“, sagte sie entspannt, „Es scheint wohl bekannt zu sein, hier im East Blue.“

„Was willst du?“, fragte überraschend der Reisende sie erneut grob.

 Ohne dass ihr Lächeln auch nur eine Spur schmaler wurde, wandte sie sich in seine Richtung.

„Das weißt du doch, oder nicht?“

Plötzlich wurde es kalt im Umkreis der Bar, als der Reisende mit einem bösen Grinsen sein Schwert losließ und sich mit dem Arm auf dem Tresen abstützte.

„Ich kann es mir denken“, antwortete er immer noch gefährlich grinsend, eine gewisse Häme in der Stimme, „Allerdings hoffe ich, dass du nicht so dumm bist, wie dein Vorgänger. Ich habe keine Skrupel eine Frau zu töten, verstanden?“

Selbst jetzt lächelte sie noch unbeschwert und richtete den Blick wieder nach vorne, eine Hand auf ihrem Knie abstützend.

„Ach, das würde ich wirklich gerne verhindern. Ich bin nicht hier um zu kämpfen, nur zum reden.“

Der Reisende seufzte leicht genervt.

„Und ich bin nicht hier um zu reden. Eigentlich will ich nur einen ruhigen Abend haben ohne irgendwelche Probleme, kapiert?“

„Das heißt, du lehnst unser Angebot weiterhin ab?“

„Das heißt, dass ich nicht für jemanden arbeiten werde, dessen Name und Gesicht mir nicht bekannt sind. Richte deinem Boss aus, dass ich nur in euren bescheuerten Club einsteige, wenn er mir seinen Posten abtritt.“

Nun seufzte die Fremde, ihr Lächelnd blieb jedoch und sie wirkte nicht wirklich traurig.

„Ich glaube nicht, dass wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden“, meinte sie nur schlicht.

Der Mann grinste immer noch böse.

„Das glaube ich auch nicht.“

Nun sah sie ihn wieder an.

„Und da ich nicht vor habe an einem so schönen Abend zu sterben, werde ich natürlich nicht die Dummheit begehen, dir wie mein Vorgänger einen respektlosen Vorschlag zu unterbreiten.“

Sie lachte leise. Beide Gesprächsteilnehmer waren sich völlig im Klaren darüber, dass weder der eine noch der andere in einem wirklichen Kampf zweifelsfrei überlegen sein würde.

„Gut“, meinte der Reisende und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, „Ich hab nämlich überhaupt keine Lust, diese Bar hier zu zerstören. Der Fusel ist gut.“

Der beinahe unbemerkte Zuhörer auf der anderen Seite des Tresens atmete erleichtert aus.

„Anstrengende Reise gehabt?“, fragte sie unschuldig.

„Nur unnötige Kontakte“, antwortete er nicht ganz ohne hämischen Unterton mit geschlossenen Augen.

„Und wohin geht die Reise?“, führte sie ganz unverfroren das Gespräch fort.

Aus einem halb geöffneten Auge heraus sah er sie an.

„Nicht, dass es dich irgendwas angehen würde, aber ich bin auf der Suche nach jemandem.“

Lächelnd nahm sie einen weiteren Schluck.

„Und wirst du heute Abend noch deine Suche nach dieser Person fortführen?“

Er grinste: „Und wirst du heute Nacht noch deinem Boss Bericht erstatten?“

Sie sahen einander an.

„Ich denke, er kann noch bis Morgen früh warten“, sagte sie schließlich.

Ihr Gegenüber nickte, ehe er sein Glas leer trank und hinter sich absetzte.

„Meine Suche auch.“

Er stand auf.

„Ich gehe davon aus, dass dieses Treffen hier nie stattgefunden hat.“

Sie lächelte geheimnisvoll und ließ einige Münzen auf den Tresen fallen.

„Natürlich nicht, nur zwei Fremde in einer Bar. Wir werden uns nie wiedersehen.“

Kurz sah er zu ihr hinab, immer noch dieses blutdurstige Grinsen, dann drehte er sich um und ging. Er hob eine Hand zum Abschied, einen Zimmerschlüssel der Taverne haltend, dann verließ er den Kneipenraum, stieg eine windschiefe Treppe hinauf und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Die Frau am Tresen schwenkte ihren Wein nachdenklich.

„Nur zwei Fremde“, murmelte sie zu sich selbst, doch diesmal schien so etwas wie Melancholie in ihrer Stimme wider zu hallen.

Mit einem Seufzen erhob sie sich, nun wieder mit diesem unbestimmbaren Lächeln.

Sie nickte dem Barmann zu, setzte ihr Glas ab und folgte dem Reisenden die Treppe hinauf.

 

Der nächste Morgen kam viel zu schnell.

Als sie nur im Handtuch aus dem Badezimmer kam konnte sie seine Augen auf sich spüren, doch er sagte nichts, sowie sie nichts sagte.

Sie spürte seine Stärke, seinen Willen und seine Entschlossenheit. Dieser Mann hatte ein Ziel. So wie sie eines hatte, gehabt hatte, vor langer Zeit. Doch irgendetwas an ihm schien anders, sie wusste nur nicht was es war.

Während sie sich langsam anzog, richtete er sich im Bett auf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Kopfende des Bettes. Das Laken lag halb auf dem Boden und verdeckte kaum seine Blöße, da er immer noch nackt war. Aber es schien ihn nicht zu stören, und sie um ehrlich zu sein auch nicht.

Weder sein Blick noch seine Nähe störten sie. Sie waren einander ähnlich. Sie brauchten keine unnötigen höflichen Worte und kein Gespräch, um die Stille zu überbrücken. Sie waren nur zwei Fremde in einer Bar, die sich nie wieder sehen würden.

Doch dann wandelte sich sein ausdrucksloses Gesicht zu dem fiesen Grinsen, welches sie schon am Vorabend kennen gelernt hatte.

Sie legte den Kopf schief und band sich die Haare zusammen.

„Ist etwas?“, fragte sie unbekümmert.

„Warum gehst du zurück?“

Seine Stimme klang gelangweilt, desinteressiert, aber seine Worte brachen direkt durch ihre Mauer.

„Nicht, dass es mich wirklich interessiert, aber ich frage mich, warum du an einen Ort zurückkehrst, den du verabscheust.“

Seine Tonlage hatte sich nicht geändert, doch sein Blick lag durchdringend auf ihr, als hätte er sie schon längst durchschaut.

Doch sie war nicht jemand, der sich so schnell verraten würde.

„Aus dem gleichen Grund, warum du auf deiner Reise bist. Ich habe ein Ziel.“

Ein leises, abfälliges Lachen hallte in seiner Brust wider.

„Amüsiert dich die Vorstellung, dass ich ein Ziel haben könnte?“

Der Mann schüttelte den Kopf.

„Es amüsiert mich, dass du glaubst, mich würde ein lächerliches Ziel antreiben.“

Er stand auf, beachtete das zu Boden gleitende Laken nicht.

„Aber das erklärt es“, meinte er dann schlicht und ging an ihr vorbei ins Bad.

Überrascht wandte sie sich der geschlossenen Tür zu.

Was erklärte es?

Kopfschüttelnd ignorierte sie die vergangene Unterhaltung und zog sich ihre Schuhe wieder an. Ein Kerl wie er brachte sie nicht so schnell ins Schwitzen, zumindest nicht auf diese Weise.

Nach wenigen Minuten ging die Tür wieder auf und er kam hinein, nun ein Handtuch um die Hüfte.

„Ach, du bist noch da“, stellte er ohne jegliches Erstaunen fest und ohne sie groß anzusehen, „Ich dachte du wärest schon längst unterwegs, um deinen Bericht zu erstatten.“

Mit müden Bewegungen suchte er seine Klamotten zusammen, die im ganzen Raum verstreut lagen.

„Was ist es?“, fragte sie unerwartet.

Sein kühler Blick stellte die Frage, die seine Stimme nicht fragen würde.

„Was ist es, wenn es kein Ziel ist, das dich antreibt?“

Wieder glitt dieses Grinsen über sein Gesicht.

„Etwas viel Größeres“, meinte er dann schlicht, „Nenn es, wie du willst, einen Traum, eine Aufgabe, eine Bestimmung, einen Schwur. Der Name ist unwichtig, aber alleine dafür lebe ich.“

„Ein Traum?“

Er hielt ihren Augen problemlos stand.

„Vielleicht.“

„Und du bist bereit dafür zu sterben?“

Kopfschüttelnd wandte er sich ab um seine Hose aufzuheben.

„Deswegen wirst du es nicht verstehen. Gerade das macht diesen Traum aus. Ich werde ihn erreichen oder bei dem Versuch drauf gehen. Ich hänge nicht mehr an meinem Leben.“

Er sah sie wieder an.

„Und darin liegt unser Unterschied. Dein Ziel hält dich am Leben aber ich bin bereit mein Leben dafür zu geben.“

„Das macht keinen Sinn“, urteilte sie milde. Diese kindliche Naivität war süß, allerdings Unsinn in dieser kalten Realität. Es überraschte sie, dass ein Mann wie er solch unschuldige Gedanken pflegte.

„Findest du?“, grinste er nur, während er das schlichte Hemd über seinen gut gebauten, braun gebrannten, makellosen Körper zog.

„Aber wer von uns beiden ist denn eigentlich dem Leben müde?“

Wieder erschrak sie beinahe, als sie seinen Rücken anstarrte.

Doch er schulterte nur seine Schwerter.

„Das Zimmer ist noch bis heute Mittag bezahlt, solange kannst du noch bleiben. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben und bis dann, Fremde.“

Er hob die Hand zum Gruß.

„Robin.“

Überrascht blieb er stehen, ohne sich umzudrehen.

„Hmm?“, erhob er nur ruhig die Stimme.

„Ich dachte, da ich deinen Namen kenne, würdest du vielleicht auch meinen wissen wollen.“

Er wandte den Kopf in ihre Richtung, immer noch dieses kühle Grinsen auf den Lippen.

„Das wird nicht nötig sein. Schließlich sind wir nur zwei Fremde in einer Bar, die sich nie wieder sehen werden.“

Er öffnete die Tür.

„Ich sehe keinen Grund, mir den Namen einer Person zu merken, die nicht mehr leben möchte, selbst wenn dies dein echter Name sein sollte.“

Hinter ihm schlug die Tür zu.

Sie blieb zurück.

Mit einem leisen Seufzen zog sie die Tele-Schnecke aus ihrer Manteltasche und wählte eine altbekannte Nummer.

Nach nur wenigen Sekunden nahm jemand auf der anderen Seite der Leitung ab.

„Und?“, erklang eine rauchige, kalte Stimme.

Sie lächelte, wie so oft.

„Es scheint, als hätte ich ihn verpasst. Er war nicht mehr hier.“

Der andere murrte etwas unzufrieden vor sich hin.

„Wie dem auch sei“, knurrte er dann, „Komm zurück. Ich brauche dich hier.“

Mit einem leisen „Gotcha“ legte ihr Boss auf.

Sich auf die Unterlippe beißend sah sie zur geschlossenen Tür.

Nur zwei Fremde in einer Bar.

 

 

 

Die Thousand Sunny segelte ruhig übers Wasser, während die Sonne in weiter Ferne langsam unterging. Das kleine Schiff  war erfüllt von lachenden Stimmen. Die bunte Crew feierte die Rückkehr zwei ihrer Mitglieder, Usopp und Robin, und ihren neuen Zuwachs, Franky und die Thousand Sunny.

Auf dem Rasen hatten sie einen riesigen Tisch aufgebaut, der unter hunderten von Sanjis besten Speisen schwer ächzte. Daneben tanzten der junge Kapitän und der noch jüngere Arzt des Schiffes ausgelassen mit Stäbchen in der Nase.

„Warte, warte mal Chopper! Ich muss noch was von dem Steak haben! Juhu!“, lachte der Gummijunge und sprang über den Tisch hinweg auf die orangenhaarigen Navigatorin des Schiffs zu, die gerade erst ein wunderschön saftiges Steak vom Küchenchef gereicht bekam.

„Hier meine liebste Nami, nur für dich“, säuselte der Blondschopf und verbeugte sich tief vor ihr.

„Danke Sanji, das ist wirklich…“ „Sanji! Ich will auch ein Steak!“, wurde sie vom herbeifliegenden Luffy unterbrochen.

„Du hattest schon!“, brüllte der Smutje und kickte ihn gegen die nächstbeste Wand, „Genießt du deinen Salat, Robin-Schatz?“, kehrte er sofort zurück in den Liebes-Modus.

Die schwarzhaarige Schönheit neben der Navigatorin lächelte sanft und bedankte sich.

Gegenüber den beiden Damen saßen der Kanonier und der neue Schiffszimmerman, in ein tiefes Gespräch über die bisherigen Abenteuer der Strohhutpiraten vertieft.

Mittlerweile hatte sich auch das kleine Rentier zu ihnen gesellt. Mit großen Augen verfolgte er die ungekannten Geschichten des Käpt’n Usopp, die natürlich alle bis ins kleinste Detail der Wahrheit entsprachen.

Etwas weiter abseits vom Trubel, an die Reling gelehnt, saß der ruhige Schwertkämpfer der Crew im Schneidersitz, ein Bier in der Hand. In den Schatten des schwindenden Tages war es unmöglich sein Gesichtszüge zu lesen.

„Das heißt Nico Robin war früher eure Feindin?“, fragte der Cyborg etwas verwundert, wenn auch nicht besorgt. Schließlich war er selber vor noch nicht einmal allzu langer Zeit ein Kontrahent der Strohhüte gewesen.

Er schob seine Sonnenbrille hoch und begutachtete die Archäologin, die seinem Blick problemlos erwiderte.

„Ach, das sind doch alte Geschichten“, murrte Sanji und ließ sich nun zwischen die Schwarzhaarige und seinen Kapitän fallen, welcher in Windeseile Nudeln verschlang, „Die Dinge haben sich seitdem sehr verändert und Robin-Engelchen ist eindeutig eine von uns.“

„Danke, Herr Koch.“ Sie lächelte ihn äußerst liebevoll an.

„Aber schon ziemlich seltsam jemanden zu vertrauen, der noch vor kurzer Zeit versucht hat, dich umzubringen“, murrte Franky nachdenklich.

„Na, hör mal wer da spricht“, meinte Usopp nur und griff nach einem seiner Verbände.

„Ach, ich hatte doch nie vor dich zu töten, Langnase“, lachte der Blauhaarige und schlug seinem Freund kräftig auf den Rücken, wohin dieser beinahe an seinem frittierten Lachs erstickte.

„Natürlich vertrauen wir Robin! Sie ist doch ein Crewmitglied!“, entschied Luffy grinsend, ohne mit dem Essen aufzuhören.

„Na, das gilt aber nicht für alle von uns“, erwiderte der Koch mit einer hochgezogenen Augenbraue und nickte knapp hinter sich, wo der ehemalige Piratenjäger gerade sein Bier leergetrunken hatte.

„Ist was?“, knurrte er abfällig.

„Du warst doch der Einzige hier, der Robin-Mäuschen wie eine Spion behandelt hat“, erwiderte der Koch leicht beleidigt.

„Und?“, meinte der Grünhaarige nur genervt, „Sie kam von den Feinden übergelaufen. Natürlich ist man da misstrauisch. Sie hätte uns genauso gut verraten können.“

„Zoro, das ist fies!“, beschwerte sich der kleine Arzt.

„Du warst schon immer ein ungehobelter Mistkerl“, fuhr auch Nami ihn böse an.

„Nur weil ich mich nicht von ihrem Aussehen und ihren Juwelen habe blenden lassen, wie andere von uns?“

Er erhob sich mit einem abfälligen Laut.

„Tze, das ist mir echt zu blöd.“ Dann ging er.

„Zoro!“, weinte Chopper ihm hinterher.

„Ach lass den Marimo“, beruhigte Sanji ihn, „Er kann es nun mal nicht haben, wenn er falsch liegt.“

Der Cyborg sah den Kapitän der Crew an.

„Und du sagst zu der Sache gar nichts?“

Überrascht sah Luffy auf und grinste: „Die Nudeln hier sind soooo lecker. Solltest du auch mal probieren.“

Im nächsten Moment knallte der Lügenbaron den Kopf seines Kapitäns gegen die Tischplatte.

„Wie denn, wenn du Vielfraß sie schon alle aufgefressen hast?!“

Der Blondschopf sah etwas unbehaglich zur Frau neben ihm.

„Tut mir leid das gerade. Der Säbelrassler kann manchmal schon ein echter Idiot sein.“

Doch sie lächelte nur weiterhin ihr geheimnisvolles Lächeln.

„Ist schon in Ordnung, ich hätte an seiner Stelle wohl genauso gehandelt.“

Überrascht legte Sanji den Kopf schief.

„Ach was, echt?“

„Wieso das denn?“, brachte sich nun auch Chopper ein, „Du warst doch immer so nett zu allen.“

Sie nickte langsam und erhob sich ebenfalls.

„Ich verstehe ihn sehr gut. Als wir uns kennen lernten waren wir einfach wie zwei Fremde in einer Bar.“

Mit einem Lächeln folgte sie dem Schwertkämpfer zum hinteren Teil des Schiffes.

„Was meint Robin damit?“, fragte das Rentier verwirrt.

„Ich hab keine Ahnung“, antwortete der Smutje, nicht minder konfus über die seltsame Aussage der Archäologin.

„Na ist doch ganz logisch“, murrte die Navigatorin neben dem nun mehr leeren Platz, „Wenn man jemanden Fremden in einer Bar trifft, unterhält man sich mit ihm, aber man traut ihm nicht einen Berry an. Genauso haben sich die beiden verhalten, als Robin zu uns aufs Schiff kam.“

„Wirklich?“ Chopper wirkte sehr verunsichert.

„Na klar“, meinte nun auch Usopp, „Erst durch mein beherztes Eingreifen sind die beiden Freunde geworden.“

„Was? Du hast ihnen geholfen?“, fragte der Arzt nun den Lügenbaron in heller Begeisterung.

„Selbstverständlich“, grinste die Langnase mit verschränkten Armen und nickte vielsagend.

Doch Sanji zweifelte an dem ganzen. Er schaute zu seinem Kapitän hinab.

„Was hältst du davon?“

Mit vollgestopften Wangen sah der Schwarzhaarige ihn an.

„Wovon?“

„Glaubst du, dass der Marimo Robin jetzt endlich vertraut? Er ist ihr immer noch so abweisend und kühl gegenüber. Als wollte er sie für Enies Lobby bestrafen.“

„Ich weiß nicht, was du meinst“, meinte Luffy nur und zuckte mit den Achseln, „Zoro war doch der erste von uns, der Robin mochte.“

 

Mit entspannten Bewegungen stützte sie ihre Ellenbogen auf der Reling ab und sah aufs dunkle Meer hinaus.

Neben ihr hockte der Schwertkämpfer auf dem Boden, den Rücken an die Reling gelehnt, wie vor wenigen Minuten, wo er noch in der Gesellschaft seiner Freunde gewesen war.

„Einen anstrengenden Tag gehabt?“, fragte sie sanft.

Er seufzte grinsend.

„Nur unnötige Kontakte.“

Es wurde ruhig um sie. Sie brauchten keine Worte, hatten sie nie gebraucht. Die Zeit verging.

„Nimm es ihnen nicht übel“, meinte sie schließlich.

„Ich weiß überhaupt nicht wovon du redest“, antwortete er nicht minder gelassen, „Sie hatten mit keinem Wort unrecht.“

Sie lächelte.

„Aber du hattest auch allen Grund zur Vorsicht. Ich hätte schließlich der Feind sein können.“

Er sagte nichts.

„Bereust du, was damals geschehen ist?“, fragte sie schließlich.

Er schüttelte den Kopf.

„Ich würde nie etwas tun, was ich bereuen würde“, antwortete er knapp.

Nun sagte sie nichts.

„Allerdings gebe ich zu, dass ich aufgrund von dem, was geschehen war, besonders vorsichtig gehandelt habe“, murmelte der Schwertkämpfer einsichtig, „Auch wenn es letzten Endes unnötig war.“

Sie lachte leise.

„Letzten Endes haben wir uns nur selbst etwas vorgemacht.“

Er nickte nur.

„Schließlich haben uns unsere Taten immer wieder verraten.“

Auch darauf nickte er nur, mit einem leichten Grinsen.

„Wohl wahr“, murmelte er.

 

Plötzlich wurde die einvernehmliche Stille der beiden durch das laute Lachen des Kapitäns durchbrochen, der aus dem Nichts zu ihnen geflogen kam.

Unsanft landete er genau auf dem Schwertkämpfer, dessen Kopf gefährlich laut gegen das Holz in seinem Rücken schlug.

„Macht ihr hier eine Privatparty?“, klagte er sie grinsend an, „Nicht fair!“

„Luffy!“, knurrte der Grünhaarige nur und warf ihn von sich runter.

Die andern Crewmitglieder folgten ihrem Kapitän. In ihren Händen das vergessene Essen und Trinken. Es schien ganz so, als wollten sie ihre Feier nun hier fortführen.

Schon Sekunden später erfüllte wieder die fröhliche Stimmung das Schiff.

„Worüber habt ihr euch denn unterhalten?“, murrte der Smutje, anscheinend leicht beleidigt.

„Erwachsenenkram, Kringelbraue, davon verstehst du nichts“, antwortete Zoro hämisch.

„Wie bitte?!“, brüllte der Blondschopf beinahe, „Spiel dich hier bloß nicht so auf, du bist doch kaum älter als ich!“

Ein überraschter Laut entkam Robin, die immer noch neben dem ehemaligen Piratenjäger stand, nun jedoch mit dem Rücken an der Reling.

„Wie meinst du das, Herr Koch?“

Sanji sah sie verwirrt an. „Das weißt du nicht? Na, der Säbelrassler ist kaum vier Monate älter als ich und benimmt sich trotzdem wie ein Kleinkind und versucht mich rumzukommandieren.“

Der Smutje rechnete mit einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem Schwertkämpfer, dieser grinste jedoch nur siegessicher.

Die Archäologin auf der anderen Seite errötete kaum sichtlich und sah den Mann zu ihren Füßen erstaunt an.

„Oh?“, entkam es ihr nur.

„Oh“, antwortete der Grünhaarige und erwiderte ihr zaghaftes Lächeln mit einem breiten Grinsen.

Keiner der anderen verstand was hier vor sich ging, wobei es fraglich war, ob jemand anderes neben dem Smutje es überhaupt bemerkt hatte.

Dann stand der Grünschopf auf und reckte sich kurz.

„Ich gehe davon aus, dass dieses Gespräch hier nie stattgefunden hat.“

Sein Blick lag von der Seite her auf ihr, ignorierte die umliegenden Kameraden komplett.

Sie lächelte.

„Natürlich nicht, nur zwei Fremde in einer Bar.“

Er nickte und ging, die Hand zum Gruß gehoben.

„Bis dann, Nico Robin.“

Überrascht sah sie ihn an, die Augen groß, der Mund geöffnet, während er weiterhin grinste, was sie natürlich nicht sehen konnte.

Sanji stand zwischen ihnen und konnte dem verwirrenden Gespräch kaum folgen.

Lächelnd erhob sie sich.

„Bis dann, Roronoa Zoro.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DoD
2021-01-29T23:18:20+00:00 30.01.2021 00:18
Here we go again, ich hoffe, du wachst morgen nicht zu erschlagen auf. :)

Oh.

Ganz wunderbar. Ich mag das Pairing, aber wie du inzwischen vielleicht bemerkt hast, spielt es gar nicht mal so eine Rolle, solange es Sinn macht.
Ich stimme dir bei der Beobachtung zu, dass die beiden sich ähnlich sind und ich finde, du bringst ihre Dynamik gut rüber, die so anders ist, als wenn Nami involviert ist oder Sanji.
Ich hab Freude daran, deine Werke zu lesen.

GG
DoD
Antwort von:  Sharry
31.01.2021 20:44
Und hallo nochmal,
du hattest wirklich eine aktive Nacht oder ;-)
Oh ja, ich mag Zorro und Robin auch, ich bin (entgegen meiner gerade älteren Geschichten) gar nicht so der große Shipper, sondern versuche die Charaktere einfach sehr sie selbst zu lassen und wenn es passt, dann passt es halt, aber ich mochte immer die Art wie diese zwei miteinander umgehen und hatte das hier wirklich versucht zu übernehmen. Ich weiß noch wie anders es war, das hier zu schreiben, viel weniger Erklärung, viel ungesagtes, aber es hat auch mega viel Spaß gemacht, vielleicht sollte ich so ein Projekt nochmal aufnehmen^^

Ich danke dir für deinen lieben Kommi, irgendwie nimmst du mich gerade noch mal ein bisschen mit^^
Von:  Saynaya
2016-11-28T22:44:53+00:00 28.11.2016 23:44
total klasse die Idee und flüssig zu lesen danke!!!


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