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Endormis

von

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Albträume

Protagonist: Sirius Black
 

***
 

Jana war wach, als ich bei ihr ankam. Sie saß im Bett und war in Tränen aufgelöst. Offenbar hatte sie wieder einen Albtraum gehabt?
 

„Warum hast du mich nicht angeklopft?“, wollte ich wissen, setzte mich zu ihr und nahm sie in den Arm, um sie zu beruhigen.

„Ich …“, begann sie, doch ihre Stimme versagte. „Ich hab‘ geträumt, man hätte dich erwischt und die Dementoren hätten dich geküsst.“
 

Ich seufzte leise. Vor zwei Tagen hatte im Tagespropheten gestanden, dass das Ministerium den Dementoren die Befugnis erteilt hatte, mich zu küssen, sollten sie mich in die Finger bekommen. Jana hatte auf diese Nachricht wesentlich schlechter reagiert als ich selbst. Im Grunde hatte ich mit dieser Nachricht früher oder später gerechnet, aber Jana machte sich nun noch mehr Sorgen.
 

„Es war nur ein Traum“, versicherte ich ihr und streichelte ihr sanft durch das Haar. „Ich bin hier und meine Seele ist auch noch da.“
 

Sie schniefte nur und schien sich nicht so wirklich beruhigen zu wollen.
 

„Außerdem“, fügte ich nach einer kurzen Pause noch hinzu, „würde ich dich niemals betrügen. Und schon gar nicht mit einem Dementor!“
 

Auf diese Bemerkung hin musste sie irgendwie lachen und es half tatsächlich ein wenig.
 

Ich hielt sie noch eine ganze Weile im Arm und streichelte sie. Solange, bis sie sich wieder gänzlich beruhigt hatte. Ich verkniff es mir lieber, ihr zu erzählen, dass ich Peter nicht in die Finger bekommen und dafür aber versehentlich den Jungen aufgeweckt hatte. Wenn ich ganz großes Glück hatte, dann würde sie es vielleicht auch nicht durch den Tagespropheten erfahren.
 

Irgendwann warf ich einen Blick auf ihre Uhr, die auf dem Nachttisch stand. Es war schon fast halb vier.
 

„Du solltest noch etwas schlafen“, teilte ich ihr mit.
 

Sie schüttelte nur den Kopf.
 

„Du brauchst Schlaf“, beharrte ich.

„Ich will sowas nicht noch einmal träumen“, antwortete sie.

„Ich bin doch da. Dir kann nichts passieren. Soll ich dir ‘nen Tee machen?“
 

Sie nickte und ich stand auf und kehrte ein paar Minuten später mit einer Kanne Kräutertee zu ihr zurück. Während sie den Tee trank, entspannte sie sich noch ein wenig mehr und wir unterhielten uns noch ein wenig, ehe sie schließlich – mittlerweile war es schon bald sechs – endlich wieder einschlief.
 

Ich strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht, dann legte ich mich zu ihr. Ihr immer dicker werdender Bauch machte es so langsam umständlich, sie nachts in den Arm zu nehmen. Meistens lag sie mit dem Rücken zu mir.
 

Ein paar Stunden später wurde ich von dem Kater geweckt. Er saß auf dem Bett und hatte mich mit seiner Pfote wach getippt.
 

„Hallo“, grüßte ich ihn, noch etwas verschlafen. Ich warf einen Blick auf die Uhr: 10:30. Die Nacht war eindeutig zu kurz gewesen!
 

Mit einem Blick auf Jana, die immer noch schlief, stand ich leise auf, um sie nicht zu wecken. Dann verwandelte ich mich in einen Hund.
 

„Die falsche Ratte ist verschwunden“, teilte mir der Kater unvermittelt mit.

„Ja, das hab‘ ich bemerkt“, erwiderte ich mit einem leisen Knurren.

„Er hat Blut auf dem Laken hinterlassen. Der Junge mit den roten Haaren denkt, ich hätte ihn gefressen.“

„Diese Masche hat er nicht das erste Mal abgezogen. Weißt du, wo er jetzt ist?“

„Nein.“
 

Ich knurrte missmutig.
 

„Nun gut, ich werde wohl ein paar Tage hier bei Jana bleiben“, erklärte ich ihm. „Sie braucht mich. Könntest du solange weiter nach Peter Ausschau halten?“
 

Der Kater schnurrte zur Bestätigung und ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und verschwand durch das Portal wieder in Richtung Schloss.
 

Tatsächlich stellte ich in den nächsten Tagen fest, dass ich es immer seltener schaffte, das Gelände zu betreten. Jana hatte fast jede Nacht Albträume und jedes Mal war sie hinterher vollkommen aufgelöst und durcheinander. Die ganze Aufregung tat ihr nicht gut. Sie entwickelte sogar wieder Fieber. Trotzdem ließ sie sich davon nicht abhalten, weiter ihre Schwangerschaftsübungen zu machen, auch wenn es ihr hinterher zunehmend schwerer fiel, wieder aufzustehen.
 

„Die Schwangerschaft wird dir langsam zu viel“, teilte ich ihr besorgt mit, nachdem ich ihren Zustand schon seit fast zwei Wochen beobachtet hatte.

„Aber es kann ja nicht mehr viel länger sein, als neun oder zehn Wochen“, antwortete sie.

„Und du meinst, die hältst du durch?“

„Ja, ich muss doch.“

„Es gibt bestimmt Möglichkeiten das Kind durchzubekommen, selbst wenn es ein bisschen früher kommen würde.“
 

Sie schüttelte nur bestimmt mit dem Kopf und ich unterdrückte das Bedürfnis, meiner Sorge noch weiter Ausdruck zu verleihen. Dass es ihr nicht gut ging, war offensichtlich. Sie hatte ja immerhin schon wieder ihre Stimme verloren! Aber vielleicht war es ja auch tatsächlich noch etwas zu früh, sich wirklich Sorgen zu machen. Vielleicht würden sich ja ihre Albträume auch wieder legen und dann ginge es ihr danach auch wieder besser.
 

Jana saß unterdessen kreuzbeinig auf dem Bett und streichelte ihren Bauch. Man konnte sogar schon sehen, wie das Kleine gegen ihre Bauchdecke stieß. Gerade war es ziemlich aktiv und Jana schien sich darüber zu freuen.
 

„Ich hoffe, es wird ein Mädchen“, erzählte sie mir glücklich.
 

Ich konnte nur leicht schmunzeln. Im Grunde war es mir egal, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen würde, aber ‚Emma‘ war bisher immer noch der einzige Name, bei dem sich Jana sicher war, dass er ihr gefiel.
 

„Tja, wenn es ein Junge wird, dann dürfte es Emma später sehr schwer haben“, witzelte ich schließlich.

„Sei nicht so gemein“, antwortete sie, musste aber auch grinsen.

„Oder aber wir nennen es doch Elfendepp. Der Name ist sogar unisex!“

„Der Name ist furchtbar!“
 

Ich musste lachen.
 

„Oder Wilberforce“, schlug ich vor. „Der wäre doch auch nicht schlecht.“
 

Sie versuchte mich böse anzublicken. Das Problem war nur, dass sie viel zu lieb war, um wirklich böse zu gucken.
 

„Weißt du eigentlich, dass du absolut niedlich aussiehst, wenn du versuchst böse zu gucken?“, fragte ich sie, immer noch lachend.

„Jetzt weiß ich, was du meintest, ich sollte dich nicht nach Namen fragen“, erwiderte sie nur etwas beleidigt und überging dabei meine Bemerkung.

„Ich will dich doch nur ein bisschen ärgern“, entgegnete ich und nahm sie wieder in den Arm.
 

Ihr Fieber machte es mir tatsächlich ziemlich schwer, mir wirklich ernsthaft über Namen Gedanken zu machen. Tatsächlich hatte sie ja eigentlich nur etwas erhöhte Temperatur, aber es gefiel mir trotzdem nicht.
 

Ihr Zustand besserte sich auch in den nächsten paar Wochen nicht. Die meiste Zeit verbrachte ich bei ihr, weil ich es kaum wagte, sie alleine zu lassen. Wenn ich mich doch einmal nach Hogwarts begab, dann nur für ein paar Stunden und nur, wenn es Jana nicht allzu schlecht ging.
 

Ich streifte dann durch den Wald und – wenn ich mir sicher war, dass alle Schüler gerade beim Unterricht oder beim Abendessen waren – auch über das gesamte Gelände. Ich würde Peter auch nach all den Jahren immer noch am Geruch erkennen, da war ich mir sicher, aber wo immer er sich auch versteckt hielt, er hatte sich ein ziemlich cleveres Versteck gesucht.
 

Frustriert kehrte ich schließlich zu Jana zurück, die schon auf mich wartete. Sie saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden. Offenbar hatte sie ihre Schwangerschaftsübungen gemacht, während sie alleine war und kam nun nicht mehr alleine hoch.
 

„Du sollst doch klopfen, wenn du mich brauchst“, ermahnte ich sie, während ich ihr wieder auf die Beine half.

„Ich will nicht, dass man dich erwischt“, widersprach sie.

„Ich pass schon auf mich auf. Außerdem würde ich schon dir zuliebe nichts riskieren.“
 

Sie antwortete nicht. Sie verkrampfte sich und hielt sie ihren Bauch.
 

„Was ist?“, wollte ich wissen, doch sie schien zu starke Schmerzen zu haben um zu antworten. „Hast du Wehen?“

„Es geht wieder“, antwortete sie schließlich. „Aber es wäre noch viel zu früh!“

„So viel zu früh wäre es auch nicht.“

„Doch -“
 

Sie guckte mich entsetzt an, doch ich hielt ihre Hände fest und nahm sie einfach nur in den Arm, um zu verhindern, dass sie sich aufregte.
 

„Du solltest dich jetzt einfach etwas ausruhen“, sagte ich ihr und half ihr dabei, die Treppen hoch zu kommen.
 

Der Abend verging ohne weitere Vorkommnisse. Nachdem Jana schließlich eingeschlafen war, las ich weiter in Lilys alten Ratgebern. Zwar hatte sie nach der einen Wehe keine weiteren Wehen gehabt, aber ich machte mir trotzdem Sorgen. Schließlich stellte ich jedoch fest, dass es offenbar verschiedene Wehen gab und offensichtlich waren Vorwehen, die unregelmäßig und nicht öfters als dreimal die Stunde auftraten, in den letzten Wochen einer Schwangerschaft völlig normal.
 

Toll! Schön, dass das offenbar völlig normal war! Aber Jana ging es ja jetzt schon nicht so gut. Wie sollte sie da die nächsten Wochen überhaupt noch überstehen? So genau wussten wir noch nicht einmal, wann es überhaupt so weit sein sollte. Ich könnte vielleicht nachzählen, aber im Grunde wusste ich noch nicht mal, wo ich überhaupt anfangen sollte zu zählen. Wahrscheinlich müsste das Kind irgendwann Ende April oder Anfang Mai zur Welt kommen, aber jetzt war es erst Mitte März und wenn ich mir Jana so anguckte, dann kam mir Ende April/Anfang Mai noch verdammt lange hin vor.
 

Ich seufzte und versuchte mich daran zu erinnern, wie es bei Lily gewesen war. Aber entweder hatte ich damals wirklich nicht viel von ihrer Schwangerschaft mitbekommen oder es war bei ihr einfach entspannter gewesen.
 

Ich warf einen Blick auf den Kalender. Ich hatte mir den 25. Mai markiert, als nächstes Datum, um sie und James zu wecken. Das hieß also, dass ich nicht auf Lilys Rat warten konnte, um Jana zu helfen. Ich war also auf mich allein gestellt und wenn Jana es nun nicht schaffen sollte … Ich wollte lieber nicht daran denken. James würde mich Köpfen. Definitiv würde er mich köpfen! … Wenn es dagegen gut ausgehen sollte, dann könnte ich vielleicht auch Glück haben. Aber dennoch, wie sollte ich ihm das überhaupt erklären?
 

Ich kam nicht weiter dazu, mir länger darüber Gedanken zu machen. Jana brach im Schlaf plötzlich in Tränen aus. Wahrscheinlich hatte sie schon wieder einen Albtraum. Ich rüttelte sie wach und sie riss erschrocken die Augen auf.
 

„Was hast du geträumt?“, fragte ich ruhig.
 

Sie antwortete nicht sofort und ich wartete geduldig auf ihre Antwort.
 

„Das Baby“, stammelte sie völlig aufgelöst und sie hatte immer noch Tränen in den Augen. „Ich hab‘ es verloren.“
 

Ich blinzelte etwas verdutzt, dann streichelte ich ihr ruhig über die Bauchdecke. Das Kleine strampelte noch putzmunter gegen ihre Bauchdecke.
 

„Du hast nur geträumt“, beruhigte ich sie und legte ihre Hände auf ihren Bauch. „Es ist noch da und alles ist gut.“
 

Sie brauchte einen Moment, um es zu begreifen. Dann entspannte sie sich wieder, trotzdem war sie noch immer völlig fertig mit ihren Nerven und ihr Fieber war noch ein wenig gestiegen. So langsam machte ich mir wirklich ernsthafte Sorgen um sie. Aber ich wagte es nicht, ihr noch einmal vorzuschlagen, das Kind etwas früher zur Welt zu bringen.
 

Leider half mir das auch in den nächsten zwei Wochen nicht wirklich weiter. Tatsächlich ging es Jana mittlerweile richtig schlecht. Ihr Fieber war zwar noch nicht gefährlich hoch, aber hoch genug, um sich Sorgen zu machen und sie sah schon beinahe wieder so schlecht aus, wie vor ein paar Monaten, als ich aus Askaban ausgebrochen war. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, ihr dabei zuzusehen, wie es ihr immer schlechter ging.
 

„Jana, es geht nicht mehr“, eröffnete ich ihr. „Es gibt Möglichkeiten, um das Kind durchzubekommen, auch wenn es ein bisschen früher dran ist, als normal.“

„Es ist noch zu früh“, widersprach sie mit Tränen in den Augen.

„Ich versprech‘ dir, dass ich alles tun werde, damit alles gut gehen wird. Ich hab‘ alle Lehrbücher und Ratgeber von Lily durchgelesen. Ich weiß, was zu tun ist.“
 

Die Wahrheit war, dass die darin beschriebenen Zauber ziemlich kompliziert wirkten und ich sie natürlich noch nie zuvor geübt hatte. Im Grunde war es ein Glücksspiel, aber ich konnte nicht anders. Wenn Janas Schwangerschaft noch länger andauern würde, dann würde sie vielleicht nicht mehr so lange durchhalten.
 

Sie sah mich immer noch ängstlich an. Ihre Hände streichelten zärtlich über ihren Bauch, wie um sich zu vergewissern, dass das Kind noch strampelte.
 

„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte ich sie. „Ich weiß, was ich tue.“
 

Das war eine Lüge, aber ich versuchte auch gegen meine eigene Nervosität anzukommen. Schließlich, jedoch, nickte Jana.
 

***
 



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