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Dancing with Tears in my Eyes

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry Beta-chan~

Sieht aus, als müsste meine Beta jetzt so drüber lesen weil ich gemein bin *haha* Komplett anzeigen

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Leaving A Trace in My Heart

Eine weitere Nacht ohne dich, wie bereits schon so viele Nächte davor. Seufzend lasse ich die Fingerspitzen über das kühle Mahagoniholz vor mir gleiten, während ich mir vorstelle, dass es dein Körper wäre. Zu lange haben wir uns nicht mehr gesehen und auch wenn ich eigentlich kaum Wert auf Gesellschaft lege, fehlst du mir im Moment mehr, als ich es in Worten würde ausdrücken können. Ich weiß nicht mal wo du bist, unsere Kommunikationsmöglichkeiten sind eingeschränkt, dein Handy liegt neben mir auf dem Fensterbrett und seufzend lasse ich den Kopf gegen die kühle Scheibe fallen - ob es Zufall ist, dass es regnet, seit du gegangen bist? Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, dass du meine Seite verlassen hast und seitdem hasse ich jede vergehende Minute. Auch wenn es bedeuten könnte, dass du zurück kommst, die Gefühle in meinem Inneren sagen etwas Anderes und doch weigere ich mich, ihnen zuzuhören. Es würde nichts ändern, ich muss auf dich warten - selbst wenn es eine Ewigkeit dauern sollte, ich stehe zu meinen Versprechen. Immer. Auch wenn es mir das Herz bricht. Wenigstens habe ich meine Ruhe - niemand traut sich nachzufragen, wissen sie doch alle, wie viel du mir bedeutest und wie tief es mich getroffen hat, dass du nicht mal mir sagen konntest, wohin du gehst.
 

Gedankenverloren beginne ich eine leise Melodie zu summen - es ist die gleiche, zu der wir getanzt haben, an dem Abend, an welchem du mir sagtest, dass du gehen müsstest und ich nicht mit dir kommen darf. Es war ein Schlag ins Gesicht - aber nicht fest genug um mich aus meiner Illusion zu reißen, dass alles wieder gut werden kann. Dabei war ich es, der unser gemeinsames Leben zerstört hat, noch bevor mir bewusst war, was ich eigentlich tat. Ob du es mir je verzeihen wirst? Oder weißt du es längst und bist gegangen um mich hilflos in meiner Verzweiflung ertrinken zu lassen? Das wäre grausam, denkst du nicht? Der Regen vor dem Fenster wird langsam stärker und seufzend lasse ich mich vom Fensterbrett zu Boden gleiten, strecke mich. Zu viele Stunden habe ich bereits in dieser unbequemen Position verbracht, wie ein auf Beute lauerndes Raubtier. Leider vergeblich. Aber noch habe ich Hoffnung und während ich mit geschlossenen Augen zur Melodie des Regens zu tanzen beginne, erinnere ich mich daran, wie wir uns das erste Mal begegnet sind und muss unwirklich lächeln. Es ist so lange her und doch fühlt es sich an, als wäre es erst vor ein paar Tagen gewesen und nicht vor Jahren.
 

Es war eine Überraschung für uns Beide, als wir uns zum ersten Mal gegenüber standen - denn selbst mit Maske hattest du es wirklich geschafft, mich sprachlos zu machen für wenige Momente. Auch wenn es nur ein Tanz gewesen war, den wir geteilt hatten - ich bekam dich danach nicht mehr aus dem Kopf und es war wohl eher Zufall, dass wir uns danach auf dem gleichen Balkon wieder fanden - zwei einsame Seelen auf der Suche nach etwas Ruhe unter dem kühlen Licht des Vollmonds. Ab da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Masken fallen sollten und ich erinnere mich noch gut an dein geschocktes Gesicht nach unserem ersten Kuss. Ob du auch mit mir geschlafen hättest, wenn wir die Masken aufbehalten hätten? Es war vielleicht nicht unbedingt der beste Sex - im Regen unter einem Rosenbusch - aber definitiv der Schönste in meinem bisherigen Leben. Vermutlich wusstest du nicht mal, was du tust, als du in Extase zugebissen hattest um mein Blut zu trinken, ohne zu wissen, dass ich ebenfalls kein Mensch war und vielleicht war das der Moment in dem ich mir sicher war, dass ich dich an meiner Seite will und niemanden sonst - jemand, der sich nimmt, was er will, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Nach diesem Abend warst du verschwunden und ich hatte dich nicht gesucht - umso größer war die Überraschung gewesen, dich bei einem unserer Konzerte zu sehen. In dem Moment, in dem der Staff dich backstage geführt hatte, waren wir einander um den Hals gefallen, alles andere um uns vollkommen ignorierend. Ich hatte nicht mal geplant gehabt dich zu küssen, es war einfach passiert und hatte vermutlich auch deine restlichen Bandmitglieder schockiert - aber dafür hatte ich endlich das wieder bekommen, was mir die ganze Zeit gefehlt gehabt hatte - ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend welches mir einzureden versuchte, dass ich doch noch nicht so tot war wie gedacht.
 

Es ist zu lange her, mit einem schwachen Lächeln halte ich mitten in der Bewegung inne - der Spiegelsaal in welchem ich gerade noch getanzt habe, ist kalt und leer. Die wenigen Kerzen, welche ich entzündet gehabt hatte, kurz bevor ich es mir auf dem Fensterbrett bequem gemacht hatte, sind längst heruntergebrannt und eine angenehme Dunkelheit umhüllt mich, welche nur ab und an von den draußen vom Himmel zuckenden Blitzen unterbrochen wird. Ob wir je wieder zusammen tanzen können? Verstohlen wische ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, obwohl ich allein bin - das ganze Schloss ist leer, nachdem ich deine Freunde, deine Familie nach und nach vergrault habe, weil ich meine Ruhe haben wollte, aber vermutlich wären sie früher oder später auch freiwillig gegangen - es ist schwer, sich in meiner Nähe aufzuhalten, wenn ich mich einsam fühle, noch schwerer wird es, wenn man versucht, mir Vorschriften zu machen - Toshi meinte erst gestern, dass er sich bei dir wohl nie wieder über deine Sturheit beschweren würde - nicht nachdem er mich erlebt hat. Immerhin - er war Derjenige, welcher es am Längsten mit mir ausgehalten hatte. Zwei Wochen.
 

Mit einem frustrierten Laut löse ich meinen Blick von den bodenhohen Fenstern und wende mich wieder der Wand vor mir zu - mein Spiegelbild scheint mich höhnisch anzugrinsen und ich knurre leise auf. Er kommt nie mehr zurück. „SEI STILL!“ Für einen Moment erschrecke ich mich selbst vor meiner Stimme, bevor ich nach dem neben mir stehenden Kerzenständer greife und ihn in den Spiegel werfe, welcher mit einem splitternden Laut zerbricht und mich dazu bringt, verzweifelt aufzulachen. Zumindest ist keiner hier, der meinen Ausbruch mitbekommt und das Unwetter würde jeden Laut schlucken, sollte doch jemand versuchen zu lauschen. Erst als der Raum von Scherben übersäht ist, kann ich aufhören, auf etwas einzuschlagen, lasse mich schluchzend zu Boden fallen - dass die scharfen Spiegelsplitter meine Haut zerschneiden stört mich nicht mal, bringen sie mich doch wenigstens dazu etwas zu fühlen und ich begrüße die Welle der Verzweiflung beinahe als sie über mich hereinbricht - zumindest kann ich mit diesem Gefühl besser umgehen als mit der Angst, verraten und betrogen worden zu sein.
 

Ein Schrei zerreißt das Geräusch des Regens, welcher immer noch gegen die Scheibe trommelt, als wolle er unbedingt eingelassen werden und es dauert, bis mir bewusst wird, dass ich es bin, der schreit - und es so wahnsinnig gut tut. Irgendwann sinke ich erschöpft zusammen, wodurch sich nur noch mehr Scherben in meinen Körper bohren - es ist egal. Wenn du mich wirklich verlassen hast, gibt es keinen Grund mehr länger hier zu verweilen und doch will ich es nicht wahr haben. Auch wenn ich es dir nie gesagt habe Ich liebe dich, Yoshiki. Mit einem Mal fühle ich mich so schrecklich müde - wann war überhaupt das letzte Mal, dass ich Blut zu mir genommen hatte? Ich erinnere mich noch schwach, an den Abend, bevor du gegangen bist - wir hatten zusammen getrunken, zusammen gelacht, zusammen getanzt. Kann eine Abstinenz von zwei Wochen mich so sehr schwächen? Offensichtlich kann sie es, denn als ich nach wenigen Minuten versuche mich zu erheben, bleibt es bei dem Versuch und das liegt nicht daran, dass ich mich in den Scherben abstützen musste. Es piekst zwar unangenehm, aber eigentlich sollte ich keine Probleme haben, aufzustehen. Aber gut, eigentlich solltest du jetzt auch hier sein und mich in deine Arme ziehen, mich küssen und ins Schlafzimmer tragen. Aber das wird nicht passieren und während ich eine Scherbe vor meinen Augen genauer betrachte, kommen mir die Tränen - ich erinnere mich zu gut an dein Lächeln, als du mich das letzte Mal geküsst hast.
 

Du sagtest du würdest bald wieder kommen und dass ich mir keine Sorgen machen sollte und jetzt liege ich hier, in dem von dir einst so geliebten Spiegelsaal, welchen ich mit eigener Kraft fast vollständig zerstört habe, blutend, ausgehungert und so verletzt. Nur langsam beginne ich zu begreifen, versuche jedoch mich weiterhin gegen diese Gedanken zu wehren - wieso hättest du mich belügen sollen? Es ergibt keinen Sinn - ich war es doch, der dir etwas vorgespielt hat. Zumindest teilweise - aber niemals meine Gefühle betreffend - diese waren aufrichtig und mitunter nun der Grund, weshalb ich so sehr leide. Dabei wollte ich nach damals niemanden mehr an mich heran lassen…Ich hatte es versucht und war gnadenlos gescheitert. Und jetzt? Droht mein gebrochenes Herz erneut alles zu zerstören. Mit einem schwachen Lachen kämpfe ich mich Stück für Stück nach oben - es scheint unmöglich, protestiert doch mein ganzer Körper aber nach einer gefühlten Ewigkeit sitze ich zumindest wieder und werfe einen müden Blick aus dem Fenster. Aus dem Unwetter scheint mittlerweile ein Sturm geworden zu sein - wie passend, auch wenn er nicht mal ansatzweiße dem Sturm in meinem Inneren gleicht, fühlt es sich doch an, als würde bald etwas passieren, dass mir hoffentlich zeigen wird, was richtig und was falsch ist.
 

„Wieso ich?“ Kurz wirkst du überrascht, dass ich offensichtlich doch noch nicht eingeschlafen bin, dann beginnst du mich weiter zu kraulen und mit einem leisen, genüßlichen Laut kuschle ich mich enger an dich, warte auf eine Antwort. Mittlerweile sind wir seit knapp drei Monaten zusammen - irgendwie zumindest. Gesehen haben wir uns trotzdem kaum - deine Band nimmt Zeit in Anspruch, meine Band nimmt Zeit in Anspruch, ganz zu schweigen von gewissen Dingen, denen ich mich nebenher widmen muss, damit du sie nicht erfährst. Das Versteckspiel ist lästig - aber notwendig, kann ich doch nicht zulassen, dass du alles zerstören wirst. So sehr ich dich auch liebe, es hängt zu viel von mir ab und eigentlich hätte ich mich hierauf nie einlassen dürfen, aber ich war so schrecklich einsam. Die Ewigkeit ist eine lange Zeit um sie allein zu verbringen - zu lang und so suchte ich eben ab und an Trost, dass es jedoch ausgerechnet deine Arme waren, welche mich schlussendlich auffingen hätte ich mir nie träumen lassen. Aber das Herz lässt sich nicht betrügen, es will was es will egal was der Geist dazu sagt. „Hm, ich wette, ich könnte dir tausend Gründe nennen und du wärst nicht mit einem einzigen zufrieden, nicht wahr Mana-chan?“ Grummelnd erröte ich leicht, als du beginnst an ein paar meiner Haarsträhnen zu zupfen, drehe nur schmollend den Kopf zur Seite und gebe dann doch nach, als du mein Kinn mit sanfter Gewalt anhebst, dass wir uns küssen können. Hatte ich je erwähnt, wie süchtig deine Lippen mich machen können? Würde es nur nach mir gehen, wir würden dieses Bett für Wochen nicht mehr verlassen. Aber leider haben wir nur dieses eine Wochenende für uns allein. Danach werde ich mich nach Frankreich begeben müssen - zur Krönungszeremonie und ich weiß aus sicherer Quelle, dass du dort nicht anwesend sein wirst - du mochtest die Monarchie noch nie.
 

Das ist mein Glück, denn solltest du herausfinden, was ich eigentlich bin oder besser - wer - ich erinnere mich noch an deinen Blick als du herausgefunden hattest dass ich kein Mensch bin…Aber hättest du dich auch auf den zukünftigen König eingelassen? „Du bist gemein.“, stelle ich schließlich leise fest, was dich nur erneut dazu bringt mich zu küssen und als wir uns dieses Mal voneinander lösen ist mir schrecklich schwindlig - aber wenigstens schweigt die Stimme in meinem Inneren dafür und vielleicht kann ich jetzt wirklich schlafen, immerhin schlafe ich selten so gut wie in deinen Armen auch wenn wir eigentlich die gemeinsame Zeit wach verbringen wollen, selbst Vampire haben ihre Grenzen und wir testen sie jedes Mal aufs Neue komplett aus. Kein Wunder, dass Közi beginnt sich Sorgen um mich zu machen - er weiß nicht, was ich bin, ganz im Gegensatz zu deiner Band konnte ich meiner nicht die Wahrheit sagen. Ich muss sie beschützen - mit allem, was ich habe und das bedeutet leider auch, dass sie nie wissen dürfen, was du bist, denn im Zweifelsfall wüsste ich nicht, für wen ich mich entscheiden sollte - dich oder die Mitglieder von Malice Mizer.
 

Irgendwann wird meine Aufmerksamkeit von einem unangenehmen Pochen in meiner Hand abgelenkt und ich wende den Blick vom Fenster ab, werfe einen seufzenden Blick auf die Verletzung. Oh. Seufzend beginne ich mir die Glassplitter aus der Haut zu ziehen, es blutet, es tut weh, aber es hat sich selten so gut angefühlt. Ob die Einsamkeit einen verrückt machen kann? Sicherlich. Ob ich längst verrückt bin? Wer weiß das schon. Vielleicht war ich es ja von Anfang an, mich auf dich einzulassen war der größte aber auch schönste Fehler meines Lebens den ich eigentlich nie hätte begehen dürfen. Sicherlich ist es auch ein Fehler mich hier zu verschanzen, mit gebrochenem Herzen und alle meine Pflichten zu vernachlässigen, aber ich habe gute Stellvertreter, die sich um alles kümmern können, um alles kümmern müssen. Denn ich fühle mich absolut nicht in der Lage dazu, irgendwelche wichtigen Entscheidungen zu treffen, geschweige denn überhaupt Entscheidungen zu treffen. Der Weg nach oben in unser Schlafzimmer gestaltet sich um einiges schwieriger als gedacht, schreien mir doch alle Instinkte zu, dass ich gehen sollte - frisches Blut suchen und trinken. Aber ich will nicht - obwohl jede Vernunft dagegen spricht, ich habe Angst, dass wenn ich gehe, du zurück kommen könntest und denken, ich hätte dich verlassen und genau diesen Gedanken ertrage ich nicht, weswegen ich mich mit zitternden Beinen nach oben schleppe, Stück für Stück, Treppenstufe für Treppenstufe. Weit komme ich nicht, bis ich eine Stimme meinen Namen rufen höre und erstarrte - für einen Menschen wäre es völlig unmöglich das hören zu können, aber für mich ist es, als würdest du am Treppenabsatz stehen. Nur dass mir mein Fehler wenige Sekunden später direkt bewusst wird und mich leise aufseufzen lässt - nicht du. Sondern Közi und das ist der Punkt, an dem es gefährlich wird. Nicht für mich - aber für ihn. Wieso ist er durch so ein Unwetter gefahren nur um mich zu sehen? Gut, ich weiß wieso, was mich traurig lächeln lässt - er wird einfach immer mein bester Freund sein, jemand der sich nicht davon abschrecken lässt, wenn ich behaupte, dass es mir gut geht. Er hat mir Zeit gelassen, von selbst wieder auf die Beine zu kommen und nachdem ich es nicht geschafft habe, wird er versuchen mich wieder auf die Beine zu bringen. Er ist viel zu gut für mich. Und zu nah.
 

Genüßlich lecke ich mir die Lippen, während ich auf dem Treppenabsatz verharre wie ein Raubtier - nichts Anderes bin ich im Moment. Ausgehungert und verletzt…Oh Közi. Wenn du nur wüsstest. Aber ich schweige, warte und es dauert wirklich nicht lange, bis er komplett durchnässt am Treppenabsatz steht - und das Licht anmacht, was mich leise fauchend das Gesicht verziehen lässt - ich war die Dunkelheit so sehr gewöhnt, dass die Helligkeit unangenehm brennt. So entgeht mir das erleichterte Lächeln auf seinen Lippen, als er leise meinen Namen wispert. „Mana-chan.“ Jetzt habe ich keine Chance mehr - er allerdings auch nicht mehr. Mit jeder Stufe, die er mir näher kommt, muss ich mich mehr beherrschen, ihn nicht anzuspringen und als er mich in die Arme schließt, muss ich die Luft anhalten, weil sein Geruch mich komplett einhüllt und zu ersticken droht. So vertraut. So menschlich. „Was machst du denn? Ich hab versucht dich anzurufen, aber die Leitung war tot.“ Nun das wundert mich bei dem Sturm nicht, aber ich schweige, müsste ich antworten, würde ich gleichzeitig seinen Geruch einatmen und mir ist jetzt schon schwindlig vor Hunger. Es wird nicht besser, als er mich mit sanfter Gewalt zwingt, ihm ins Gesicht zu sehen, schimmern längst Tränen in meinen Augen. Er soll verschwinden. Ich will ihm das nicht antun. Aber er missversteht natürlich, drückt mich nur enger an sich heran und wenig später befinde ich mich auf seinen Armen während er mich nach oben trägt und ich lecke mir nervös die Lippen - dass ich das Gesicht an seiner Halsbeuge vergrabe hat nichts mit Trauer, Angst oder Einsamkeit zu tun. Dieser schreckliche Hunger in meinem Inneren!
 

Sein Herzschlag ist viel zu verlockend, viel zu laut in meinen Ohren und kaum, dass wir das Schlafzimmer betreten haben und er sich mit mir aufs Bett sinken lässt, kann ich mich nicht mehr beherrschen und vergrabe die Zähne in seinem Hals. Jetzt versucht er sich zu wehren - natürlich - aber ich denke nicht daran, loszulassen, pinne ihn mit meinen letzten Kraftreserven aufs Bett und trinke genüßlich - ich hätte nie gedacht, dass sein Blut so köstlich schmecken könnte. Aber es ist um einiges erfrischender als der beste Rotwein den ich kenne und so nehme ich nur am Rande wahr, dass Közis Gegenwehr mehr und mehr nachlässt. Als ich es endlich schaffe, mich von ihm zu lösen, ist er längst ohnmächtig geworden aber das ist das Beste für ihn. Seufzend überprüfe ich seinen Puls - welcher zum Glück noch vorhanden ist und lecke über die Bisswunde. Irgendwie tut er mir ja leid, aber es war reiner Selbstschutz…Was hätte ich denn tun sollen? Es war zu viel Verlockung, selbst ich bin ab und an schwach und verdammt, ich bereue es nicht. Vorsichtig lasse ich die Finger anschließend über seine Wange gleiten, davon über seine Stirn, schließe die Augen und konzentriere mich - es ist besser, seine Erinnerung zu löschen, ich kann es nicht riskieren, dass er sich merkt, was ich bin und dadurch in Gefahr gerät. Aber wenigstens muss ich so nicht allein schlafen. Auch wenn ich es uns etwas bequemer gemacht habe, bei Közi weiß ich wenigstens, dass er auch schon früher nichts dagegen hatte, mit mir zu kuscheln, dass ich mich wenig später in seinen Armen wieder finde und die Augen schließe. Vielleicht wird es mir jetzt endlich möglich sein zu schlafen.
 

Als ich das nächste Mal die Augen öffne ist es Tag - aber ich habe keine Ahnung wie spät. Közi schläft immer noch, was mich lächeln lässt und lautlos winde ich mich aus seinen Armen, hauche ihm noch einen Kuss auf die Schläfe und verschwinde unter die Dusche. Manchmal beneide ich ihn wirklich. Er kann so unbekümmert sein, so unbesorgt, als würde ihn nichts auf der Welt berühren können. Und ich? Habe das Wohl eines ganzen Volkes in der Hand. Meines Volkes - und deines. Kurz muss ich mir auf die Lippen beißen - immer noch kam keine Nachricht von dir, bedeute ich dir denn gar nichts mehr? Was ist nur zwischen uns passiert, Yoshiki? Nach der Dusche begebe ich mich in die Küche, immerhin verdient Közi etwas Luxus - nach allem, was ich ihm angetan habe. Hoffentlich erinnert er sich nicht mehr an das, was ich getan habe. Der Biss war schließlich keine Absicht, eher ein Unfall gewesen und lebenswichtig. Zumindest für mich. Irgendwie schaffe ich es sogar mir eine Lüge auszudenken, muss leise lachen, weil Közi mich ansieht wie ein Rehkitz, als ich mit einem vollen Tablett das Zimmer betrete und ihm ein unschuldiges Lächeln schenke. „Guten Morgen mein Hübscher~ Du solltest dir angewöhnen, weniger zu trinken~“ Damit habe ich es mir auch schon im Bett bequem gemacht und es dauert nicht lange, bis er mir einen stummen Kuss auf die Wange drückt und wir frühstücken. Nun ja - er frühstückt und ich klammere mich an eine Tasse Kaffee. Irgendwie erinnert mich das an früher und für einen Moment schließe ich die Augen und lasse mich von den Erinnerung einholen. Es war so schön damals, als es nur wir Beide waren.
 

Ich war damals nach Tokyo gekommen, auf der Suche nach Jemandem, mit dem ich eine Band gründen könnte - sicherlich ein ungewöhnlicher Wunsch für einen Vampir. Aber die vielen Jahre allein wurden irgendwann mühselig, ich war noch zu jung um meine königlichen Pflichten in Angriff nehmen zu können und ungeduldig, endlich mehr Kontakt zu Menschen zu knüpfen, waren sie es doch immer gewesen, die mich am Meisten fasziniert hatten. Einer der Gründe, wieso ich mich in dieser Karaokebar beworben hatte. Damals war ich noch komplett rebellisch, wollte aus der sturen Tradition der Vampire ausbrechen, weswegen ich meine viel zu langen Haare grün gefärbt gehabt und mir bunte Kontaktlinsen besorgt hatte. Als Közi mir vorgestellt wurde, als mein neuer Kollege…Er hatte mich sofort fasziniert. Diese Ausstrahlung! Die aufgestylten Haare, die braunen, vor Lebensfreude nur so sprühenden Augen. Es war perfekt gewesen und ich war einfach nur so glücklich, dass er mich akzeptierte, wie ich war. Anfangs traute ich mich ihm gegenüber zwar kaum zu sprechen, aus Angst, irgendetwas Falsches zu sagen, dass ihn schreiend fliehen lassen könnte, aber nach und nach verschwand diese Angst und wir konnten miteinander bald über alles reden.
 

Zwei Monate später waren wir zusammen gezogen - ich verdiente zum ersten Mal in meinem Leben Geld, also hatte ich ihm die Auswahl der Wohnung und alles weitere in der Richtung überlassen. Und es war perfekt gewesen. Sicher, wir hatten nicht viel gehabt, ein Zimmer für jeden, eine kleine Küche und noch dazu ein eigenes Bad - aber es war das gewesen, was ich mir immer gewünscht gehabt hatte. Mit Közi fühlte es sich manchmal beinahe so an, als wäre ich ein Mensch und ich war ihm so unendlich dankbar für alles, konnte jeden Tag aufs Neue zusehen, wie dieser wunderbare Mann an meiner Seite aufwachte und jede Nacht neben mir einschlief. Vermutlich hatte ich mich in ihn verliebt, bevor es mir überhaupt bewusst war - aber nicht die Art von Liebe, welche Menschen miteinander teilen. Ich hatte mich in sein ganzes Wesen verliebt, sein komplettes Sein, einfach alles an ihm zog mich in seinen Bann und vor allem liebte ich unsere philosophischen Gespräche welche wir mitten in der Nacht bis zum frühen Morgen führen konnten. Es war einfach perfekt zwischen uns und so schwer die Zeiten auch waren - immerhin musste ich sicher gehen, dass er nie mitbekam, wenn ich trank - sie waren die Schönsten in meinem Leben und ich wollte sie um nichts auf der Welt mehr vermissen. Und ja, irgendwie konnte man sagen, dass es Közi wohl am Tiefsten in mein Herz geschafft hatte und dort wohl auch immer verharren würde. Tiefer sogar als Yoshiki auch wenn ich es wohl niemals jemandem würde erklären können. Ich liebte einfach Beide auf eine so unterschiedliche Art und Weise, dass es mir manchmal selbst Angst machte. Aber bereuen tat ich nichts davon.
 

Als es an der Tür klingelt, werfe ich vor Schreck die halbvolle Kaffeetasse von mir, schenke Közi auf seinen skeptisch-verwirrten Blick nur ein entschuldigendes Lächeln - bekommt man Kaffeeflecken eigentlich von der Tapete gewischt? Ich würde gerne weiter darüber nachdenken, aber es klingelt erneut und murrend stehe ich schließlich doch auf, bedeute Közi zu bleiben wo er ist und renne dann beinahe schon die Treppe hinunter - auch wenn es ausgeschlossen ist, dass du es bist - du brauchst nicht zu klingeln, ist es doch dein Haus - habe ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend - irgendetwas muss passiert sein. Nur was? Das Gefühl bestätigt sich, als ich mich Seth gegenüber sehe, nachdem ich die Tür beinahe auf und aus den Angeln gerissen habe - vielleicht sollte ich versuchen, meine Anspannung mir nicht ganz so sehr anmerken zu lassen. Nachdem ich ihn leise herein gebeten habe - immerhin darf Közi nichts von meiner vampirischen Abstammung erfahren - führe ich ihn ins Wohnzimmer, immer darauf lauschend ob Közi noch oben bleibt oder nicht - er würde nie auf mich hören wenn es nicht wirklich wichtig wäre und er sich nicht in Lebensgefahr befinden würde. „Wir haben ein Problem. Es wurde jemand gefangen genommen, der versuchte in Euer Schloss einzudringen und wir haben bisher noch kein Wort aus ihm heraus bekommen, aber so wie es aussieht, wollte er den König ermorden.“ Seths Worte lassen mich schlucken und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken - kann das sein? Völlig unmöglich. Oder? „Ich verstehe.“ Scheinbar sieht man mir meine Gedanken doch an, zumindest spüre ich kurz Seths Hand auf meiner Schulter. Bitte lass es nicht wahr sein - dafür bin ich noch nicht bereit. „Leider ist Eure sofortige Anwesenheit erforderlich und deswegen…“
 

Wir erstarren Beide, als wir Schritte hören und ich nicke nur schnell, schließe für einen Moment die Augen. „Ich komme. Gib mir bitte ein paar Minuten zum packen.“ Auch wenn es eine Lüge ist - was müsste ich schon einpacken, habe ich in meinem Schloss doch alles, was ich brauche, aber es muss glaubhaft für Közi wirken, der wenig später ebenfalls im Wohnzimmer steht und uns verwirrt ansieht. „Mana? Was ist passiert?“ Ich seufze leise auf - im Moment hasse ich es ihn so belügen zu müssen. „Ich muss weg, es gibt Probleme in Paris.“ Mehr muss ich zum Glück nicht hinzufügen - Moi-même-Moitié hat mich schon oft gerettet. Und nachdem in Paris noch alles im Aufbau ist und nur langsam voran geht - die perfekte Ausrede. „Ok. Dann pass auf dich auf, ja?“ Ich nicke nur stumm, lasse zu, dass er mich umarmt und für einen kurzen Moment kuschle ich mich eng an ihn. Oh Közi. Wenn du nur wüsstest…Würdest du mich auch so fest an dich drücken, wenn du wüsstest, dass ich eigentlich ein blutsaugendes Monster bin? „Und stell mir beim nächsten Mal deine reizenden Assistenten früher vor~“ Damit hat er mich auch schon wieder losgelassen, zwinkert Seth noch kurz zu und verschwindet dann wieder nach oben um sich fertig zu machen und ich kann nicht anders als zu lachen bei Seths Blick, dieser wirkt so verwirrt - wie ein kleiner, tapsiger Welpe dem man zu erklären versucht, dass er eben nicht mit aufs Sofa darf. „Keine Angst, Közi beißt nicht.“ Dieses Mal bin ich es, der Seth eine Hand auf die Schulter legt und wenig später sehe ich Közi seufzend nach, bevor er in sein Auto stieg hatte er Seth noch seine Nummer zugesteckt, was diesen nur erneut völlig verwirrt hat, aber das ist eben Közi. Ob ich ihm hätte sagen sollen, dass Seth kein guter Umgang für ihn ist? Wohl weniger. Auf mich würde er ja sowieso nicht hören. Nur kurz lasse ich den Blick noch mal durchs Zimmer schweifen - es wirkt, als wäre es nie bewohnt gewesen - bevor ich mich in meine Fledermausgestalt verwandle und mich mit Seth zusammen aus dem offnen Schlafzimmerfenster stürze um die beschwerliche Reise nach Paris anzutreten.
 

Wie lange wir fliegen entzieht sich meiner Kenntnis - aber es scheint eine gefühlte Ewigkeit zu sein. Natürlich hätten wir auch einfach einen Flug buchen können - aber ich vertraue Flugzeugen nicht, es ist viel besser sich auf die eigenen Flügel zu verlassen auch wenn es doppelt so anstrengend ist. Aber nicht so anstrengend wie mit zig Menschen auf sehr engem Raum über zwölf Stunden eingesperrt zu sein. Das ist auch etwas, dass ich nicht ertrage - viel zu viele Menschen um mich herum. Als wir schließlich in meinem Schloss ankommen, sind wir beide restlos erschöpft und ich bin froh, dass wir empfangen werden. Nach einem heißen Bad fühle ich mich zumindest halbwegs besser und nachdem ich mich umgezogen und mein Make-up erneuert habe, bin ich fast bereit, mich dem Gefangenen zu stellen. Fast…Denn ich habe Angst. Das ungute Gefühl in meiner Magengegend ist immer noch da und stärker als zuvor sogar noch. Aber welchen Grund solltest du haben, mich ermorden zu wollen? Trotzdem lasse ich mich von Seth schließlich nach unten in die Kerker führen - wobei ich das Gefühl habe, dass meine Krone noch nie so schwer wog wie heute und auch wenn ich kein Korsett trage - es ist, als würde sich etwas unsichtbares um meinen Brustkorb legen und mir die Luft abschnüren - zum Glück muss ich nicht atmen, denn sonst wäre ich sicherlich schon längst erstickt. Vor der Zelle angekommen muss ich die Augen schließen, habe ich doch das Gefühl, sofort in Ohnmacht fallen zu müssen - ich hatte noch nie in meinem Leben eine so schreckliche Angst verspürt - vor allem nicht davor, dich zu sehen und doch bewahrheiten sich meine schlimmsten Alpträume als die Tür geöffnet wird und ich dir direkt in die Augen sehen kann. „Yoshiki.“ Dein Name verlässt meine Lippen bevor ich darüber nachdenken kann und sofort liegt alle Aufmerksamkeit auf mir. Dein ungläubiger Blick schneidet direkt in mein Herz und ich kann sehen, wie deines zerbricht - es tut mir so leid. Ich wollte nie, dass es soweit kommt, dass es so enden muss. Seth wirft mir nur einen fragenden Blick zu, aber ich schicke ihn mit einer Handbewegung weg. Das muss ich mit dir persönlich regeln auch wenn ich weiß, dass die Wachen vor der Tür bleiben werden, bin ich zumindest dankbar, dass sie ebenfalls den Raum verlassen und ich mich ganz dir widmen kann. Als ich einen Schritt in deine Richtung mache, weichst du automatisch an die kühle Felswand zurück und ich muss seufzen - was habe ich erwartet? Für dich bin ich offensichtlich der Feind - das Böse.
 

Sowie die Person, die dir gerade sehr effektiv das Herz gebrochen hat. Ich kenne diesen Blick nur zu gut, aber ich wage nicht, etwas zu sagen, du willst meine Anwesenheit nicht ertragen und ich will deine Lügen nicht hören. Nach einer gefühlten Ewigkeit scheinst du dich jedoch doch noch entschieden zu haben, mit mir zu reden und ich zucke unter der geflüsterten Frage beinahe zusammen - ich habe dich so sehr vermisst, dass es bereits schmerzt, deine Stimme zu hören ohne in der Lage zu sein, dich zu berühren. „Wieso?“ Fast schon hilflos zucke ich mit den Schultern, bevor ich es schaffe, den Blick zu heben und dich düster anzufunkeln. „Wäre das nicht mein Part? Wieso hast du versucht, mich zu ermorden, Yoshiki?!“ „Wieso hast du mir nie gesagt, wer du wirklich bist?!“ Kurz zucke ich zurück, bevor ich ihn ausdruckslos mustere - ich darf mich nicht hinreißen lassen, so sehr ich ihn auch gegen die Wand pressen und küssen möchte - der Blick mit dem er mich bedenkt lässt mich so grauenvoll wütend werden und mich gleichzeitig hilflos fühlen. Was hätte ich denn tun sollen? „Hättest du es vorgezogen, mich beim Sex zu ermorden? Oder doch lieber hinterrücks auf der Bühne?“ Mit jedem Wort bin ich ihm einen Schritt näher gekommen, habe schließlich zugeschlagen, bevor ich es verhindern konnte und als er nur ein verächtliches Schnauben für mich übrig hat, schlage ich erneut zu - dieses Mal gegen die Wand, welche danach ein hübsches Loch aufweist. „Ich wollte es dir sagen, Yo-cha, denk nicht dass ich dich gerne angelogen habe, aber dein Hass gegen die Monarchie hat es mir nicht unbedingt leichter gemacht.“ Jetzt habe ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit und befriedigt beobachte ich, wie er unter dem Spitznamen zusammen zuckt, als wäre es ein Peitschenhieb.
 

Ein Knurren von seiner Seite folgt und ich muss fast lachen, als er jetzt beginnt an den Fesseln zu zerren. Habe ich da einen wunden Punkt getroffen? „Scheinbar hatte ich ja Recht, sie zu hassen!“, knallt er mir im nächsten Moment an den Kopf, lässt mich ungläubig starren und erschaudern. Er kann das unmöglich Ernst meinen. „Du verbündest dich mit Menschen, Mana. Das ist gegen unsere Natur, wie kannst du? Sie sind FUTTER und keine Freunde, sie sind!“ Und weiter kommt er nicht, da ich ihm eine so harte Ohrfeige verpasst habe, dass sich ein dunkelroter Abdruck auf seiner Wange bildet - er könnte mir Leid tun, aber dafür verdient er das gerade viel zu sehr. „Gegen Közi, Klaha und Yu~ki hattest du auch nichts als ich sie dir vorgestellt habe!“, fauche ich düster, zucke zusammen, als er beginnt zu lachen und es dauert ein paar Minuten, bevor er sich soweit beruhigt hat, dass er wieder reden kann. „Weißt du Mana-chan…Das ist das Problem. Ich hielt sie ebenfalls für Vampire. Dein Geruch haftete so stark an ihnen…“ Er schüttelt nur müde den Kopf und mir wird schlecht, beginne ich doch langsam zu verstehen - wenn er gewusst hätte, dass meine Bandkollegen Menschen sind, wären sie längst nicht mehr am Leben. Scheinbar gibt es wirklich nur noch einen Ausweg aus dem Ganzen und ich wende mich stumm ab, dass er nicht sehen kann, wie sehr ich mit den Tränen zu kämpfen habe. „Ich hoffe, dir war bewusst, dass auf versuchten Mord die Todesstrafe steht…Auf Wiedersehen, Yoshiki.“ Während ich die Zelle verlasse, fühle ich mich wie betäubt - nur langsam beginne ich zu realisieren, dass er mich umbringen wollte. Der Mann den ich so sehr liebte, dass ich meinen Thron für ihn aufs Spiel setzte, hatte mich lieber eiskalt verraten.
 

Es ist eine schlaflose Nacht die ich verbringe - allein wie so viele Nächte davor - aber bisher war ich mir nie gewiss, dass mein Liebster in einer Kerkerzelle nur ein paar Meter von mir entfernt ist und auf seinen sicheren Tod wartet, der ihn morgen um Mitternacht ereilen wird. Sicherlich, er könnte auch tagsüber hingerichtet werden, aber ich will, dass jeder es sieht und mitbekommt. Oder besser - war es das, was ich wollte. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher. Denn auch wenn er meinen Tod gewollt hatte, mein Herz hatte er immer noch in Gefangenschaft und ich wusste einfach, dass ich daran zerbrechen würde, ihn sterben zu sehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich mich im Bett hin und her gedreht habe, gebe ich es schließlich auf - hier werde ich keine Ruhe finden, das Himmelbett wirkt zu groß für mich allein und eigentlich ist im Moment alles was ich will in seinen Armen zu liegen und mich in den Schlaf zu weinen. Ich habe mich noch nie so verloren gefühlt in meinem bisherigen Leben. Nicht, als ich Tetsu aus der Band schmeißen musste, weil er meine Regeln missachtete - er war außer mir der einzige Vampir in der Band damals und hatte sich über mein Verbot sich von Fans zu ernähren, eiskalt hinweg gesetzt - noch als der Streit mit Gackt aufkam. Oder wir viel zu lange nach einem neuen Sänger suchen mussten oder als Kami starb. Für einen Moment vergrabe ich das Gesicht in den Händen - hätte ich ihn retten können, hätte er irgendetwas gesagt? Wäre es egoistisch gewesen ihn zu verwandeln? Kamis Tod hatte bereits eine Lücke in meinem Herzen hinterlassen und so wie es aussah, würde die nächste bald dazu kommen. Nur dass ich dieses Mal nicht tatenlos zusehen musste, auch wenn es mir unmöglich ist, Yoshiki offiziell begnadigen zu lassen.
 

Im Kerker angekommen lasse ich die komplette Wachmannschaft abrücken auch wenn sie versuchen zu protestieren, nachdem ich ihnen damit drohe sie Dienst in der Sonne machen zu lassen für drei Wochen was auch einem geborenen Vampir die Haut verbrennt, verschwinden sie. Ob sie sich jetzt ihren Teil denken? Sicherlich. Aber das ist mir egal, das hier muss niemand mitbekommen. Als ich die Zelle betrete, zuckt er zusammen und ich lächle traurig - für einen Moment versucht mich die Erinnerung einzuholen wie ich mich immer an ihn herangeschlichen habe, wenn er nach einer harten Nacht im Morgengrauen am Klavier saß und spielte…Aber diese Zeiten sind endgültig vorbei und werden auch sicherlich nicht wieder kommen. Als ich ihm die Fesseln löse, sieht er mich nur kurz verständnislos an und bevor er reagieren kann, habe ich ihn auch schon in meine Arme gezogen und an mich gedrückt. „Ich kann dich nicht töten, Yoshiki. Oder zulassen, dass du stirbst - also lauf. Aber wenn du noch ein Mal zurück kommst, wenn sich unsere Wege jemals erneut kreuzen sollten, sollst du wissen, dass ich keine Gnade mehr walten lassen werde.“ Im nächsten Moment keuche ich schmerzhaft auf, als ich gegen die nächste Wand geschleudert werde, aber noch bevor ich mich erholt habe, hat er mich geküsst und ich schlinge zitternd die Arme um ihn.
 

Wie sehr habe ich das vermisst. Eine halbe Ewigkeit stehen wir einfach nur da und küssen uns, bis er die Finger unter mein Kleid gleiten lässt - vielleicht hätte ich mich doch umziehen sollen bevor ich…Aber es verliert mehr und mehr an Bedeutung während wir uns ein allerletztes Mal lieben und als er die Zähne in meinem Hals vergräbt um von mir zu trinken scheint die Welt in einem Farbenmeer zu explodieren. Nicht dass es ihn daran hindern würde, weiter zu machen, ganz im Gegenteil - erst als ich wirklich nicht mehr weiß, wo oben oder unten ist, lässt er von mir ab und ich schreie gequält auf, als er die Fingernägel in meinem Magen vergräbt, so hart, dass ich spüren kann, wie mein Blut langsam über seine Hand zu fließen beginnt und reflexartig nach Luft schnappe. Ein leises „Ich liebe dich.“ ist alles, was mir von ihm bleibt, als er die Gelegenheit nutzt um zu flüchten und während ich nach den Wachen rufe, versuche die Wunde abzudrücken, dass ich nicht zu schwach werde, kann ich nicht anders als zu lächeln, muss gleichzeitig allerdings gegen die Tränen ankämpfen. Leb wohl mein Geliebter. Und komm nie wieder zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-06-29T17:38:39+00:00 29.06.2016 19:38
-dir in den Hintern tret-
Q___________Q
Sowas kannst du doch nicht mit mir machen!
-schnief-
Mein Herzilein hat Knacks gemacht!
Q~Q
Gemeinheit uxu

Die Fehler habe ich dir ja schon gesagt <3


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