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Another You

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend meine lieben Leser,

entschuldigt bitte, dass das neue Kapitel erst heute hochgeladen wurde. Die letzten Tage waren sehr stressig, so dass ich es nicht pünktlich zum Sonntag geschafft haben und erst heute einige Besserungen vorgenommen habe.
An dieser Stelle möchte ich mich auch schon mal dafür bedanken, dass ihr mir so liebe Kommentare geschrieben habt. Das hat mich natürlich wahnsinnig gefreut und ich hoffe, ich werde euren Erwartungen gerecht.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)
Hab euch alle lieb °^° Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend meine Lieben,

die stressige Zeit ist vorüber, ich hab mein erstes Staatsexamen und kann endlich wieder schreiben.
Die letzten Wochen waren wirklich sehr stressig für mich und erst nach und nach werde ich das Verpasste wieder nachholen. Ihr habt alle großartige Geschichten, die ich auch noch lesen und dementsprechend kommentieren werde, aber lasst mir etwas Zeit. Ich habe es richtig genossen, wieder zu schreiben und werde nebenher immer mal wieder lesen. Ich freue mich schon drauf.

Vergebt mir mögliche Fehler oder dergleichen. Ich hab mich dem Schreiben einfach nur hingegegeben und den Emotionen der Charaktere möglichst viel Spielraum gelassen. Ich hoffe, dass euch die folgenden Kapitel gefallen werden. Allerdings werde ich nun keinen extra Upload-Day mehr machen, da ich glaube, dass ich das nicht immer einhalten kann. Haltet einfach die Augen offen und ich freue mich auf Feedback von euch :)

Danke, dass ihr mir treu bleibt.
Alles Liebe ♥ Komplett anzeigen

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Just the beginning

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Broken to reality


 

Broken to reality

 

"Liegt etwas in tausend Scherben vor uns zerbrochen auf der Erde, passen wir beim Einsammeln auf, uns nicht zu schneiden. Nicht der Schmerz schreckt uns ab, sondern die Erfahrung, wie lange es blutet."

Damaris Wieser

(*1977), deutsche Lyrikerin und Dichterin

 

Die Sonnenstrahlen schimmerten durch die dichte Wolkendecke hindurch und verwandelten das nachtschwarze Blau in ein strahlendes Violett, vermischt mit satten Rot- und Orangetönen, die immer mehr dominierten. Die gesamte Nacht hatte er nicht schlafen können. Stattdessen hatte er zum Fenster herausgesehen und darauf gewartet, dass die Nacht zum Tag würde. Bald würden sie landen und in New York ankommen. Bald würde er mit seiner Vergangenheit konfrontiert werden, welcher er seit Jahren aus dem Weg gegangen war. In seinem Magen kribbelte es vor Nervosität, seine Finger zitterten leicht. Er wusste nicht, ob das am erhöhten Kaffeekonsum oder an der Aufregung lag. Aber er hatte Angst vor den bevorstehenden Konfrontationen, die auf ihn zukamen. Angst, wieder in ein dunkles Loch zu versinken, aus dem er nicht herausfand. Bisher war er sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt wieder das Licht sah, was sich in den Tiefen der Dunkelheit verbarg. Aber er wünschte es sich. Wünschte sich Antworten auf seine Fragen und Träume. Auch wenn er sich vor den Erklärungen fürchtete, er wollte einfach nur verstehen…

 

Doch er hatte aufgehört zu fragen…

 

Er hatte aufgegeben…

 

Denn sie hatte ihm keine Chance gegeben, auch nur eine Antwort zu bekommen.

 

Seine Haltung verkrampfte sich leicht, als er ein Rascheln neben sich verspürte. Verschlafen sahen ihn zwei dunkelbraune Augen an, die ihn verwirrt musterten. „Nii-san… Warum bist du wach… Es ist doch so früh…“, flüsterte die jüngere der Beiden und rieb sich mit den Handballen den Schlaf aus den Augen. „Dann schlaf weiter… Du musst nicht wegen mir wach bleiben, wenn du noch müde bist…“, flüsterte er mit einem fürsorglichen Lächeln und beobachtete seine kleine Schwester. Diese nickte nur müde und wand sich von ihm ab. Mit dem Kopf kuschelte sie sich an die Schulter ihres Banknachbarn und war nur nach wenigen Augenblicken wieder eingeschlafen. Das ließ zumindest ihr ruhiger Atem darauf schließen.

 

Der junge Mann lehnte sich wieder zurück und sah vor sich. Er war wirklich müde. Die letzten Wochen schlauchten ihn. Als Kabinettssekretär hatte man keinen leichten Beruf und trug viel Verantwortung. Es war ein Wunder, dass er überhaupt freibekommen hatte. Aber er hatte die letzten Wochen so viel gearbeitet, dass ihm ein erholsamer Urlaub einfach zustand. Davon mal abgesehen hasste er seinen Job. Er hatte sich das alles anders vorgestellt. Hatte sich sein Leben anders vorgestellt. Aber sein Leben war die reinste Katastrophe. Sein Herz schlug aufgeregt, als er darüber nachdachte, was er aus seinem Dasein gemacht hatte. Im Prinzip hatte er all seine Träume verloren, als sie gegangen war. Sie hatte ihm nicht nur seine gro0e Liebe entrissen. Sie hatte auch sein Herz, seine Träume und Hoffnungen mitgenommen.

 

„Darf’s noch etwas zu trinken sein?“, klang die freundlich fragende Stimme der Flugbegleiterin an sein Ohr. Der Braunhaarige hob den Kopf und nickte: „Einen Kaffee, bitte…“, entgegnete er. Die Dame nickte und schenkte ihm besagtes Getränk ein, bevor sie mit ihrem Servicewagen weiterrollte. Er nahm einen großzügigen Schluck und verzog das Gesicht. Wenn das mal nicht nach hinten losging. „Du solltest dringend über deinen Kaffeekonsum nachdenken. Ist ja nicht mehr normal…“ Die mahnende Stimme kam von rechts. Der rothaarige Izumi saß, vom Gang getrennt, neben ihm und war gerade dabei seinen Computer hochzufahren. Neben ihn schlummerte sein bester Freund und schnarchte leise vor sich her. Der Angesprochene hob bei seinen Worten nur die Augenbrauen. „Wenn du deinen Computerkonsum einschränkst, können wir über den Konsum meines Kaffees sprechen…“, erklärte der Ältere und wand den Blick wieder zu seinem Kaffee. „Du siehst aus, als würdest du ihn gleich wieder zurück in den Becher spucken…“, kam es amüsiert von Koushiro, der das Passwort in seinen Laptop eintippte, „außerdem ist das mein Job.“ „Du kennst schon den Unterschied zwischen Urlaub und Arbeiten, oder?“, fragte sein Gegenüber argwöhnisch. „Meine Arbeit ist gleich mein Hobby. Also lass mich die Präsentation beenden“, schnaubte der Izumi. Taichi rollte die Augen. Wie konnte man nur so versessen auf die Arbeit sein?

 

„Ich finde es übrigens toll, dass du mitkommst. Endlich bekommen wir mal wieder die Gelegenheit, mit der ganzen Gruppe wegzufahren und wieder Zeit mit allen zu verbringen…“, kam es mit einem Lächeln auf den Lippen des Izumis. Taichi murrte nur etwas und sah einige Gänge zurück. Zwei Reihen entfernt saßen Sora, Miyako und Ken in einer Sitzreihe. Daneben hatten es sich Daisuke, Ken und Mira gemütlich gemacht. Sein Blick blieb an ihrer kleinen Schwester hängen. Er biss sich auf die Unterlippe. Taichi wusste noch gar nicht, ob er dazu bereit war. Aber es ging um seinen besten Freund. Den er selbst die letzten Jahre nur am Jahrestag der Digiritter gesehen hatte. Sie jedoch nicht. Sie kam zu keinem der Treffen. Immer wieder hatte er erneut gehofft, in ihre haselnussbraunen Augen sehen zu dürfen. Immer wieder bekam er die enttäuschende Antwort, sie sei verhindert.

 

„Natürlich komme ich mit… Yamato ist mein bester Freund. Als ob ich mir seinen Geburtstag entgehen lassen würde… Das wird mit Sicherheit eine Mörderparty! Und ich hab‘ viel zu lange nicht mehr richtig gefeiert!“, meinte der Yagami und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Koushiro konnte nur lächeln, wobei sich seine Miene nach nur kurzer Zeit in eine Ernste wandelte. „Sie wird wahrscheinlich auch da sein…“, flüsterte der Informatiker. Taichi verzog einen Moment das Gesicht. „Ich weiß…“ „Wirst du mit ihr reden?“, fragte der Rothaarige. Der Angesprochene verzog erneut das Gesicht. Seine Hand ballte sich zur Faust. „Selbst, wenn ich es versuche, sie würde mich ja doch wieder nur abblocken“, meinte der Yagami traurig. Koushiro seufze. Noch immer glaubte er nicht daran, dass Mimi ohne Grund gegangen war. Er kannte seine beste Freundin und Taichi die Frau, die er heiraten wollte. „Du weißt, dass sie das nicht getan hat, weil sie dich verletzen wollte…oder?“ „Du fragst mich das jedes Mal. Ich habe ihr Gesicht gesehen…“, Taichi biss die Zähne aufeinander. Diesen Blick würde er nie vergessen. Von Kummer und Schmerz zerfressen. Völlig aufgelöst. Ihre Augen wirkten leer und verletzt. Er wurde wütend, wenn er daran dachte. Seine Trauer über ihren Verlust vergaß er, als sie aus seinem Leben verschwand. Natürlich kannte er die Tachikawa. Er war sich sicher, dass er genau wie sie für ihn, die Liebe ihres Lebens war. Aber er hatte nie eine Antwort bekommen. Nur Schweigen, was sich schwer auf sein Gemüt gelegt hatte. Sie wollte nicht reden und er konnte sie nicht zwingen. Ihm waren die Hände gebunden. Warum sollte sie mit ihm sprechen wollen? Die ganzen Jahre hatte sie es schließlich auch vehement vermieden. „Du darfst ihr einfach keine Fluchtmöglichkeit geben…“, meinte der Rothaarige. Taichi sah ihn verwirrt an. „Oder willst du ewig mit der Ungewissheit leben?“, fragte er direkt weiter. Der Yagami verzog sein Gesicht einmal mehr. „Ich möchte es verstehen… Aber sie damit nicht bedrängen. Wenn sie nicht reden möchte, kann ich sie nicht dazu zwingen…“, erklärte er. Denn er wollte nie wieder diesen verletzten Ausdruck in ihrem Gesicht sehen. Nie wieder…

 

Nicht nur ihn plagte die Angst und Ungewissheit. Auch Sora lag die gesamte Nacht wach und sah aus dem Fenster. In ihren Kopfhörer klang die Musik der Teenage Wolves, einer Band, die schon lang nicht mehr existierte. Doch dem Klang seiner Stimme war sie verfallen. Genau wie ihm. All die Jahre hatte sie es nicht geschafft, über ihn hinweg zu kommen. Die Takenouchi hatte sich in die Arbeit gestürzt und versucht, sich von ihren Gedanken abzulenken. Doch in den Nächten lag sie wach und war gefangen in ihren Erinnerungen. Sie schloss die Augen.

 

„Du willst was?“, schockiert sah Sora in die blauen Augen ihres Freundes. Dieser wirkte traurig, verunsichert und verbissen. „Du willst nach Amerika gehen?“, definierte sie ihre Frage deutlicher. „Sora…bitte… Ich hab ein Stipendium bekommen. Eine einmalige Chance, mich in meiner Musik weiter zu entwickeln. Die Julliard ist die beste Institution, die es dafür gibt!“, versuchte er sich zu erklären. „A-Aber… Aber… Das verstehe ich ja, aber…“, verzweifelt sah sie den Älteren an. „Aber…Aber was wird dann aus uns?“, fragte sie. In ihren rotbraunen Augen sammelten sich Tränen. Sie ahnte bereits, was er sagen würde, doch sie wollte es nicht hören. Schmerz breitete sich in ihrem Körper aus und erreichte ihr Herz. Es schlug aufgeregt gegen ihre Brust. Ihr Kummer überwog und die junge Frau drohte, an dem Schmerz zu ersticken. Sie ahnte, welche Antwort er ihr geben würde. Auch in seinem Gesicht zeichnete sich der Kummer ab. „Ich musste mich entscheiden… und ich…ich habe mich für meinen Traum entschieden…“, erklärte er und sah zu Boden. Auch sein Körper fühlte sich schwer wie Blei an. „Das ist eine einmalige Gelegenheit… Ich möchte diese Chance ergreifen… Es tut mir so leid, Sora…“, erklärte er und hob den Kopf. Seine Augen weiteten sich, als er ihr ins Gesicht sah. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Es zerriss ihm förmlich das Herz, das sah sie an seinen Augen. „Ich habe damit gerechnet, dass du dich irgendwann für die Musik und gegen mich entscheiden würdest…“, erklärte sie mit einem traurigen Lächeln. „Ich möchte, dass du glücklich bist, Yamato-kun…“, hauchte sie seinen Namen. Seine Augen wurden bei jedem ihrer Wörter größer. Die junge Frau hob ihre Arme und streckte sie zu ihrem Nacken. Die kleine Kette, die sie um den Hals trug, löste sich und landete auf ihrer Handfläche. „Ist das dein Ernst?“, fragte der Ishida atemlos. Die Angesprochene nickte. „Sayonara…“, flüsterte sie und drückte ihm das Schmuckstück in seine Hand.

 

Als sie ihre Augen wieder öffnete, erstreckte sich die Freiheitsstatur in ihrer ganzen Pracht vor ihren Augen. Beeindruckt sah sie aus dem Fenster, als auch ein Kreischen neben ihrem Ohr erklang. „Whoahhh! Die Freiheitstatur. Oh mein Gott. New York ist viel größer, als ich es mir vorgestellt habe!“, kriech die Brillenträgerin begeistert und weckte damit auch alle anderen Gäste an Bord. Sora lächelte nur schwach, als sie dem Blick nach draußen folgte. Ja. Es war eine ganz andere Welt da draußen. Hier lebten sie nun. Yamato und ihre beste Freundin. Sie seufze leise. Mimi hatte sie seit Jahren nicht mehr gesprochen. Wie sie die Jüngere doch vermisste. Es war zuvor nicht die Aufregung gewesen, die Mimi belastete. Nein… Es war so viel mehr und Sora hatte nichts bemerkt. Sie schämte sich für ihre Unachtsamkeit. Und nur ein Jahr nach dem Verschwinden ihrer besten Freundin, riss Amerika auch noch ihr Herz in zwei. Dieses Land, dieser Ort. Zwei der wichtigsten Menschen ihres Lebens hatte sie an diese Welt verloren und sie war sich noch nicht sicher, ob sie sie hier wiederfinden würde.

 
 

~~~~~~~~~

 

Die Schülerschaft tummelte sich auf dem Pausenhof und in den Schulgängen der Julliard, einer Schule für heranwachsende Musiker, Schauspieler und Tänzer. Hier bekam nur die Creme de la Creme einen Platz und Engagement sowie Fleiß standen im Vordergrund. Eilig lief die junge Frau durch die Gänge, beachtete kaum, was um sie herum geschah und betrat die Klavierabteilung der Schule. Dort angekommen suchte sie sich einen Raum. Hier befanden sich acht verschiedene Räume, die alle mit einem Klavier bestückt waren. Die Wände waren bestückt mit schalldichten Glas, damit die Pianisten in Ruhe ihre Stücke proben konnten. Mimi fand glücklicherweise noch einen Raum mit einem freien Instrument und ließ sich an dem Piano seufzend nieder. Sie deponierte ihr Notenheft auf den dafür vorgesehenen Notenständer und platzierte ihren Fuß auf die Pedale. Dann wartete sie schweigend und schloss die Augen. Sie legte ihre Finger auf die Tasten, ließ sie jedoch nicht klingen. Stattdessen ließ sie die musikalische Umgebung auf sich wirken. Diese Stille war himmlisch.

 

Doch sie fand ein jähes Ende, als die Türe aufflog und eine junge Frau mit braunen, dichten Haar vor der Tachikawa stand. Sie trug eine kurze Hose, ein lockeres Top und Chucks, wie einen Violinenkoffer auf den Rücken. Mimi selbst verdrehte nur die Augen. Unglaublich, dass diese Frau eine der Besten Musiker dieser Schule war.

 

„Du bist zu spät…“, murmelte Mimi. „Und?“ Gemütlich holte die Italienerin ihre Violine aus dem Koffer und positionierte sich. „Du bist doch auch erst gekommen…“, merkte sie an. Mimi zuckte mit den Schultern. „Können wir anfangen?“, fragte sie knapp und mit unterkühlter Stimme. „Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob diese Variante den Lehrern gefallen wird…“, murmelte die Jüngere. „Du kannst sie ja gerne ändern, wenn du möchtest…“, erwiderte Mimi trocken. Sie hatten im Zuge ihres Seminars die Aufgabe erhalten, Beethovens 10. Sinfonie auszuarbeiten. Ihm war es nie gelungen, dieses Musikstück zu beenden, bevor er gestorben war. Also hatte man es zu der Aufgabe der Studenten gemacht, das Lied in einer eigenen Auslegung auszuarbeiten und zu gestalten. Da Fransesca nicht die Beste darin war, Notenstücke niederzuschreiben, hatte Mimi das für die Jüngere übernommen. „Ich habe ja gar nichts gesagt…“, murmelte die Violinistin. Die Tachikawa schmunzelte nur.

 

Die Tachikawa selbst schloss die Augen und wartete auf den Beginn ihrer Partnerin. Als die ersten Klänge der Violine erklangen, trat sie dem mit ihrem Klavierspiel bei und agierte im Hintergrund. Dabei orientierte sie sich an der Geschwindigkeit von Francesca und passte ihr eigenes Spiel dem an. Der Tachikawa fiel es nicht schwer, sich die Noten zu verinnerlichen und blickte kaum auf das Notenblatt. Obwohl auch Francesca eine ausgezeichnete Musikerin war, hatte sie jedoch Probleme, die Noten auch in einen melodischen Klang zu bringen. Alles in Allem klang ihr Violinspiel noch sehr holprig. Das bemerkte auch Mimi und sie öffnete die Augen. Dabei bewegten sich ihre Finger wie von allein über die Tasten. Augenblicklich fragte sich die Tachikawa, ob sie nicht einen zu schweren Takt ausgewählt hatte. Daher stoppte sie auch nach einer gewissen Zeit, als sie merkte, dass Francesca dem ganzen nicht mehr nachkam. Diese atmete schwer und sah stur geradeaus. Das Notenblatt fixierend, biss sie stur die Zähne aufeinander. „Vielleicht sollten wir eine Pause machen…“, flüsterte Mimi und war drauf und dran, das Klavier zu schließen. Schnell wand sich ihr Gegenüber zu ihr um. „Nein! Ich schaffe das!“ „Hast du überhaupt geübt? Ich habe das Gefühl, du bist seit dem letzten Mal viel schlechter geworden…“, fragte Mimi unbeteiligt und legte dabei den Kopf schief. Francesca wurde wütend, sie sah wieder zu dem Notenblatt. „Warum müssen deine Lieder immer so melancholisch sein?“, fragte die Violinistin schnaubend. „Meine Lieder sind nicht melancholisch…“ Doch, das waren sie. Das wusste auch Mimi. Sie wusste, wie sie ihre Lieder schrieb und wie sie diese einstimmte. Aber Notenblätter bestanden nur aus Papier. Jeder Musiker interpretierte in jedes Stück etwas Anderes hinein. Daher konnten sich auch die Auslegungen unterschieden. Selbst wenn es dieselben Noten waren, Takt und Rhythmus gestaltete der Darsteller. Trotzdem war die Tachikawa positiv darüber überrascht, dass die Giancomelli direkt die Grundstimmung des Werkes bemerkte.

 

„Du hast ein wirklich gutes Ohr für Musik. Aber ich habe nur die Noten geschrieben. Das Leben hauchst du dem Musikstück ein. Da ist es vollkommen unwichtig, was der Autor vermitteln möchte“, erklärte Mimi ruhig. Ein Schnauben erwiderte ihre Aussage. Wieder positionierte sich Francesca und sah herausfordernd zu Mimi. „Ich werde mir wegen deiner Inkompetenz sicher keine schlechte Note reindrücken lassen. Also lass uns weitermachen!“, sagte sie und grinste die Japanerin an. Mimi nickte unbeeindruckt und öffnete das Klavier wieder. Mit den ersten Klängen der Violine stimmte auch sie der Musik mit ein. Wieder schloss sie die Augen und erkannte, dass Francesca das Lied in seinem Grundton umgestaltete. Leicht schmunzelte die junge Frau. Manchmal benötigte es nur die richtigen Worte, um das Talent aus den Menschen heraus zu kitzeln.

 

Die Klänge ihres Übens hallten noch mehrere Stunden aus dem Raum, als sie beschlossen, für heute Schluss zu machen. Mimi war beeindruckt von dem Sprung, den Francesca gemacht hatte. Noch hatten sie Zeit, die Komposition zu einem kleinen Meisterwerk zu machen, doch bereits jetzt, hatte es Francesca geschafft, dem Werk eine neue emotionale Note zu geben. Die Tachikawa packte ihr Notenheft zusammen und verstaute alles in ihrer Tasche, während ihre Partnerin es ihr gleichtat. Die beiden waren keine Freundinnen und hatten sich die Konstellation nicht ausgesucht, aber musikalisch verhielten sie sich professionell. Mit knappen Worten verabschiedete sich die temperamentvolle Italienerin von Mimi und stürmte aus dem Proberaum. Mimi selbst blieb noch einen Moment am Klavier stehen und musterte die Tasten. Sie liebte es, Klavier zu spielen. Die Musik war zu ihrem einzigen Lebensinhalt geworden. Deshalb wurde sie an der Schule von vielen jüngeren Semestern bewundert. Doch es interessierte die junge Frau nicht, was andere von ihr oder ihrer Musik hielten. Ihr war es lieber, sich zurückzuziehen und sich einfach nur ihrer Leidenschaft zu widmen. Mehr hatte sie auch nicht vom Leben. Deshalb war es zu kostbar, als es schweifen zu lassen.

 

Seufzend trat sie aus dem Proberaum und verließ die Klavierabteilung. In der Mensa angekommen lauschte sie bereits den Tuscheleien. Viele sprachen schlecht über sie oder bewunderten sie insgeheim. Mimi war das schon gewohnt. Mit Erfolg kam auch der Neid. Vor allem, da sie niemanden an sich heranließ. Das gab viel Raum für Interpretationen und Spekulationen. Erstaunlich, was sich Menschen alles zusammenreimten, wenn sie jemanden nicht kannten. Durch ihre zurückgezogene Art hielt man sie für arrogant und eingebildet. Wer sie nicht kannte, malte sich eben sein eigenes Bild. Das war damals schon so und das würde sich bis heute nicht ändern. Es war jedoch sehr amüsant. Auch früher hatte man sie für arrogant und selbstverliebt gehalten, sprich egoistisch. Heute war das ähnlich. Und das, obwohl sie eine charakterliche Wendung von 180 Grad vollzogen hatte. Aber wenn man über jemanden sprechen wollte, dann fand man einen Grund. Und wenn es eines gab, was sich bei Mimi nicht verändert hatte, dann war es die Tatsache, dass es sie nicht kümmerte, was andere von ihr dachten.

 

So schwieg sie einfach zu den flüsternden Worten, kaufte sich ihr Getränk und verließ die Mensa wieder. Über den Hof hinweg, schritt sie zu einem kleinen Park, der Stück vom Lincoln Center entfernt war. Glücklicherweise war es noch recht kalt und somit nur wenige Leute unterwegs. Das sonst so klare Wasser des Teiches, hatte sich in eine milchig wirkende Eisplatte gewandelt. Der Frost ummantelte die übriggebliebenen Pflanzenreste und verliehen dem Ort etwas Magisches. Die Tachikawa liebte es, egal zu welcher Jahreszeit, sich hier aufzuhalten. Hier war man meist nicht den Blicken und Worten anderer ausgesetzt. Aus diesem Grund konnte sie sich auf eine der verschneiten Bänke setzen und die Ruhe um sich herum genießen. Ihr Blick ging gen Himmel, während sie darüber nachdachte, was ihr noch bevorstand. Bald würden die Abschlussprüfungen anstehen und sie würde die Schule verlassen. Mimi wusste ehrlich gestanden noch gar nicht wohin mit sie danach sollte. Die Bühnen der Welt wollte sie nicht erobern, aber Musik wollte sie trotzdem weitermachen. Es bestand die Chance, einen Dozentenplatz zu bekommen oder Musikunterricht zu geben. Dabei war es einst ihr Traum gewesen, zu singen und die Menschen mit ihrer Musik zu berühren. Jetzt klangen ihre Stücke nur noch wie ein melancholisches Desaster. Sie war exzellent und talentiert, doch die Variation der Gefühle blieb in ihren Werken aus. Wie sagte Miss Mbeki so schön? ‚Die Musik ist der Spiegel des eigenen Seelenlebens.‘ Somit schien es also Zappen duster im Inneren der Tachikawa zu sein.

 

Aus ihrer Tasche holte sie ihr Notenheft heraus und besah sich die letzten Stücke. Sie hatten alle eine traurige, düsterte Atmosphäre. Es war, als seien ihre Stücke der schwarzen Romantik entsprungen. Seit wann hatte sie nicht mehr gelacht…? Nicht mehr geweint? Es war der Tag ihres Abfluges, als sie alles herausgelassen hatte, sich in das Oberteil ihres Bruders gekrallt und allen Lebewohl gesagt hatte. Es war der Tag, an dem sie Lebewohl zu sich selbst gesagt hatte.

 

Denn die alte Mimi gab es nicht mehr.

 

Übrig war nur ein Wrack, zerbrochen an der Wirklichkeit…

Pile of shards


 

Pile of shards

Wer die Wirklichkeit verläßt, um die Wahrheit zu finden, findet nur die Scherben, die er verursachte, als er die Wirklichkeit verlassen hatte.

 

Moya Yassine

(*1981)

 

 

Wie so oft klangen die melodischen Laute des Klaviers durch die Wohnung. Mit einer erdrückenden Aura wanderten sie nach draußen und ließen auch diejenigen zuhören, die dem nicht lauschen wollten. Nachdenklich harrte Makoto in seiner Position aus. Er wusch das Geschirr ab und hörte im Hintergrund die sanften Berührungen von Mimi, die dem Instrument einfühlsame, jedoch traurige, Klänge entlockte. Sein Blick trübte sich, wenn er daran zurückdachte, wie emotional und voller Freunde ihre Stücke doch gewesen waren, als sie noch mit dem Yagami zusammen gewesen war. Wenn er ehrlich war, war er nie wirklich warm mit Taichi geworden. Seine Art und Weise war zwar sympathisch, doch allein die Tatsache, dass er seine kleine Schwester heiraten wollte, machte ihn zum Feind Makotos. Erst spät hatte er dem Brillenträger beweisen können, dass er ebenso gut auf Mimi aufpassen konnte wie Makoto selbst. Doch sie hatten beide versagt. Zähneknirschend umfasste der braunhaarige den Schwamm, mit welchem er den Topf ausspülen wollte. Egal, was Mimi wiederfahren war, es hatte dafür gesorgt, dass sich seine Schwester verlor und in einem tiefen Meer der Einsamkeit sowie des Schmerzes versank. Er hasste es, ihr nicht helfen zu können. Sie lebten schon seit zwei Jahren zusammen, fern von der Vergangenheit und trotzdem schaffte er es nicht, bei ihr durchzudringen, ihr näher zu sein oder ihr zu helfen. Sie verschwand immer mehr in der Durchsichtigkeit.

 

Erschrocken fuhr er zusammen, als er das Klirren der Klingel vernahm. Beinah hätte er den Topf in seinen Händen fallen lassen, doch schaffte er es noch, diesen zu fassen. Schnell trocknete er sich seine Hände ab und schritt aus der Küche. Das Klavierspiel war verstummt.

 

„Nii-saaaannn!!!“, kam ihn die quirlige Stimme seiner jüngsten Schwester entgegen, die ihm freudig in die Arme sprang und sich nah an ihn drückte. „Ich hab‘ dich so vermisst!!!“, flötete sie weiter und er glaubte, etwas Feuchtes in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Makoto und Mimi waren einfach nach Amerika gezogen und hatten damit ihre kleine Schwester in Amerika zurückgelassen. Nicht unbedingt die freundlichste Geste, doch da sie ihren Abschluss noch beenden musste und er Mimi nicht alleine lassen wollte, hatte er diese Entscheidung getroffen und Mira diese akzeptiert. Sie vermissten einander, aber das war natürlich nur menschlich. Dementsprechend herzlich erwiderte der Ältere auch die Umarmung. „Ich dich auch, meine Kleine!“, erklärte er sanft. Doch er spürte noch in der Umarmung, wie sich die Haltung von Mira verkrampfte. „Onee-chan…“, flüsterte Mira ehrfürchtig und Makoto lockerte im Folgenden schon seine Umarmung von der Kleineren. Auch er wand seinen Blick nach hinten und sah in das Gesicht seiner anderen Schwester.

 

Leider sah er nicht die Emotionen, die er sich erhofft hätte. Wie immer waren die Blicke von Mimi sehr distanziert und resigniert. Kein Lächeln zierte ihre Lippen. Er spürte, dass Miras Körper immer mehr bebte und das Schluchzen drang überdeutlich an sein Ohr. Es zerriss ihm förmlich das Herz, dass Mira diese Repräsentation von Mimi sah und direkt deren Leid teilte.

 

Trotz des anfänglichen Schocks ließ es sich Mira nicht nehmen, sich von Makoto zu lösen und zu ihrer Schwester zu gehen, nur um diese ebenfalls in eine Umarmung zu schließen. Als Mimi diese erwiderte, glaubte Makoto einen Moment lang etwas in ihren Augen wiederzuerkennen, doch legte sich das Gefühl recht schnell wieder. „Ich freue mich sehr, dich hier zu haben, Mira-chan!“, flüsterte Mimi ihrer kleinen Schwester zu und drückte diese nah an sich. Mimi selbst schluckte einen Kloß herunter und versuchte ihre äußere Fassade aufrecht zu halten. Damals hatte sie sich geschworen, sich nicht mehr der Schwäche der Tränen hinzugeben und niemanden mehr die Chance zu geben, sie zu verletzen. Doch seit Langem spürte sie ihr Herz wieder klopfen und das warme Blut durch ihre Venen pumpen. Bisher hatte sie sich gefühlt, als sei sie in einem kalten Winter gefangen. Allein mit Miras Anwesenheit – ein Stückchen Heimat – fühlte es sich an, wie ein loderndes Feuer, das noch nicht gänzlich in ihrem Herzen verloschen war. Daher schloss Mimi die Augen und drückte Mira näher an sich, länger, als sie sonst bei irgendjemanden die Nähe gesucht oder gar gebraucht hätte.

 
 

~~~~~~~~~

 

„Hier soll also die Party steigen? Genügend Platz scheint ihr ja zu haben!“ Yamato verdrehte nur die Augen. „Nein… wir schmeißen die Party im Keller und stapeln die Gäste…“, erwiderte der Blonde missmutig und ließ seine Hände in seine Hosentaschen gleiten. Der Yagami hatte ja eine Laune. Das konnte noch heiter werden. Es wirkte nicht so, als sei er gerne nach Amerika gekommen. Leider konnte das Yamato sogar verstehen. Er hätte es sogar nachvollziehen können, wenn Taichi ihm erklärt hätte, nicht zu kommen. Die Gefahr, seiner Ex-Verlobten zu begegnen, war natürlich hoch. Wobei Yamato nicht glaubte, dass sie auf der Feier auftauchen würde. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt mit ihm sprach. Zwar hatte er dem Yagami versprochen, auf seine große Liebe Acht zu geben, doch da Mimi niemanden an sich heranließ, gestaltete sich besagtes Unterfangen natürlich als schwierig.

 

Taichi schloss einen Moment die Augen. Er ließ seinen Frust an seinem besten Freund aus und das am zweiten Tag seiner Anwesenheit. Allein der Umstand, sich auf den Unicampus zu befinden, machte die Sache nicht besonders einfach. Jeden Moment könnte er Mimi begegnen. Zumal es nicht allein Mimi war, deren Aufeinandertreffen schwer wäre. Auch Yamato und er hatten sich auseinandergelebt. In seiner wohl dunkelsten Zeit hatte sich sein bester Freund dazu entschlossen, musikalisch Karriere zu machen und Amerika zu studieren. Natürlich freute sich Taichi für den Ishida, dass er seinen Traum einen Schritt weiterkam, doch er verlor damit seinen besten Freund. Ein herber Rückschlag für die vergangene Zeit.

 

„Meine Güte, könnt ihr nicht einfach knutschen, anstatt so deprimiert nebeneinander dazustehen?“, kam die drängende Stimme Daisukes aus dem Hintergrund und riss die beiden Älteren aus den Gedanken. Dass sie nicht alleine waren, fiel den beiden erst in diesem Moment wieder ein. Auch Joe, Daisuke wie auch Koushiro hatten sich dem Trupp angeschlossen, die Lokalität der Party anzusehen. In der Verbindung Yamatos waren schon alle voller Tatendrang alles vorzubereiten. Seine Mitbewohner dekorierten eifrig und Getränke wie auch Anlagen für die Musik wurden geliefert. Abgesehen von Mira hatten die jungen Erwachsenen ein Hotel bezogen, denn weder in den Studentenverbindungen, noch in der Wohnung von Makoto und Mimi war Platz für die bunte Gruppe. Die Mädchen hatten geschlossen beschlossen, bei Sora im Hotel zu bleiben. Diese wollte noch nicht gleich auf Yamato oder Mimi stoßen, denn noch immer stand das Vergangene zwischen ihnen. Ken und Cody wie auch Takeru hatten beschlossen, noch einige Besorgungen zu machen und waren in der Stadt unterwegs, während die restlichen Jungs sich die Lokalität der heutigen Party ansehen wollten.

 

Daisuke bekam einen Schlag in die Seite. Mahnend sah ihn Koushiro an, wobei Taichi und Yamato nur zur Seite sahen. „Geht es ihr gut?“, erklang die Frage von Yamato, wobei die gleiche Frage auf Taichis Zunge lag. „Den Umständen entsprechend… aber sie ist hier…“, erwiderte Taichi kurz angebunden. „Wie geht es Mimi?“, fragte nun auch der Yagami. Der Angesprochene verzog das Gesicht. Was sollte er seinem besten Freund nur darauf antworten. Mimi ging es nicht gut. Das würde der Brünette auf dem ersten Blick erkennen. Aber es war nicht die Aufgabe von Yamato, zwischen den beiden zu vermitteln. Zumal er mit Mimi nicht so viel Kontakt hatte, wie er es gerne hätte. „Es geht… sie schlägt sich durch…“, erwiderte er murmelnd. Keine zufriedenstellende Antwort. Das entging auch Koushiro nicht, der am liebsten direkt bei den Tachikawa aufgeschlagen wäre. Doch er befürchtete, dass Mimi sich komplett versperrte, wenn er sie überrumpelte. Allerdings tat es auch ihm für Taichi leid. Koushiro glaubte jedoch nach wie vor daran, dass Taichi Mimi zurückholen konnte.

 

„Wie geht es dir?“, fragte Yamato, sah Taichi aber noch immer nicht an. Auch der Angesprochene sah überall hin, nur nicht zu dem Blonden. „Läuft…“ „Boah… Ihr habt voll dem Stock im Arsch! Sagt euch doch einfach, dass ihr einander vermisst?! Das ist ja nicht auszuhalten!“, knurrte Daisuke aufgebracht und stapfte auf den Boden. „Daisuke!“, mahnte Joe, der dem Jüngeren in die Seite stieß. Jedoch scheinbar einen Moment zu stark, so dass der Motomiya an Halt verlor und so ungünstig fiel, dass er beinah die Treppe runtergefallen wäre. Jedoch waren seine akrobatischen Bewegungen dabei sehr amüsant, so dass sich die anderen ein Lachen nicht verkneifen konnten. „Bei deinen Bewegungen stellt sich die Frage, wer wirklich den Stock im Arsch hat!“, lachte Taichi, während Yamato dem zustimmte. Daisuke schnaubte nur, plusterte seine Wangen beleidigt auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn man so Freunde hat…“, kicherte auch Koushiro, während ihm auffiel, dass sich Yamato und Taichi vielsagende Blicke zuwarfen.

 

Damit hatte Daisuke wohl das erste Eis gebrochen.

 
 

~~~~~~~~~

 

„Wo…. Das Kleid ist wirklich wunderschön…“, mit einem Strahlen in den Augen betrachtete sich Hikari im Spiegel. Vor sich hielt sie ein weißes Kleid, die Arme mit Spitze ausgestattet und der Rücken komplett frei, so dass ihre Wirbelsäule zu sehen war. Mit pinken Applikationen bekam das Kleid einen individuellen Touch, während eine passende Schleife unter der Brust zu sehen war. „Du bist wirklich ein Ausnahmetalent, Sora-chan… Ich verstehe nicht, warum man dich noch immer nicht entdeckt hat!“, flüsterte auch Miyako, die neben Hikari stand und diese begeistert ansah. „Ich hab‘ dir auch ein Kleid mitgebracht!“, lächelte die Ältere und zog aus dem Koffer ein weinrotes Kleid heraus. „Nicht dein Ernst, oder?“, fragte Miyako direkt und schritt zu Sora. Die Violetthaarige bekam Tränen in die Augen und sah Sora bewundernd an. „Oh Gott… Es ist so schön!“, sprach sie aus. „Und sexy…“, mischte sich auch Hikari ein, die auf einen langen Riss am Bein deutete. „Es ist traumhaft!“, erklärte sie und tanzte vor dem Spiegel umher. Traurig sah Sora zu ihrem Koffer. Noch drei weitere Kleider waren in dem Behältnis. „Sora-chan… geht es dir gut?“, fragte die Yagami und kniete sich zu ihrer Freundin, die auf dem Bett saß. „Sind das noch Kleider für Mira-chan und…“ „Ja… für Mimi auch…“, murmelte die Rothaarige. Miyakos Blick trübte sich etwas und Hikari senkte den Blick. Beide Mädchen legten ihre Kleider vorsichtig zur Seite.

 

Damals waren sie eine Clique gewesen, die besten Freundinnen. Sie alle hatten sich immer alles erzählt, sich ausgeweint und Geheimnisse miteinander geteilt. Doch die Geschehnisse rund um Mimi hatten sie von gerade dieser entrissen. Als die erfuhren, dass Mimi nach Amerika gegangen war, war es zu spät gewesen, sie zu fragen. Die Tachikawa hatte keinem der Mädchen erzählt, was sie plante, warum sie gegangen war oder wie es zu dieser Entscheidung kam. Sie stellte Sora und die anderen vor vollendete Tatsachen. Die Versuche, Mimi telefonisch oder anders zu erreichen scheiterten. Sie hatten es sogar versucht, nach Amerika zu reisen und sie persönlich zur Rede zu stellen, doch Makoto hatte sie davon abgehalten und es den Mädchen ausdrücklich verboten. Mimi wollte weder jemanden sehen noch sprechen, hieß es damals. Bis heute war der Kontakt vollkommen entglitten und die Freundschaft schien nur noch ein Scherbenhaufen zu sein.

 

„Meint ihr, Mimi kommt auch zur Party?“, fragte Miyako vorsichtig. Hikaris Blick verdunkelte sich etwas. Für sie war Mimi immer eine große Schwester gewesen, besonders, als sie mit ihrem Bruder zusammengekommen war. Doch es fiel ihr schwer, der Tachikawa zu verzeihen, was sie Taichi angetan hatte. Sie wussten alle, dass ein triftiger Grund hinter diesem Entschluss gestanden haben musste und waren vorsichtig mit verhängnisvollen Aussagen, doch jedes Mal, wenn Hikari an den seelischen Zustand ihres Bruders dachte, wurde die Jüngste wütend. In Mimi hatte er seine große Liebe gefunden. Dass sie ihm am Altar hatte stehen lassen, hatte sein Innerstes auf grausamste Weise zerbrochen und keiner wusste, ob es sich flicken ließ. Taichi hatte noch mehr als die Mädchen selbst versucht, Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Allerdings schenkte man ihm nur ein Schweigen. Mehr als ein halbes Jahr war Taichi kaum mehr ansprechbar, in sich versunken, hatte sich in die gemeinsame Wohnung von ihm und Mimi verbarrikiert und sich seiner Trauer allein hingegeben. Von heut auf morgen kündigte er den Mietvertrag und zog in ein anderes Stadtviertel, stürzte sich in sein Studium und begrüßte seine kleine Schwester mehr als einmal mit einer anderen Frau im Bett. Doch seine Seele blieb verschlossen. Das einzige, was von dem damaligen Anführer der Digiritter übrig war, war ein Schatten seines Selbst und ein Scherbenhaufen seines Glücks.

 

„Wäre es denn gut, wenn sie erscheinen würde?!“, fragte die Yagami daher auch und das recht geradeaus. Erschrocken sahen die beiden anderen zu der Braunhaarigen auf. Hikari klammerte sich mit den Fingern in ihre Strickjacke. „Versteht mich nicht falsch… Wir können es ihr nicht verbieten. Aber Mimi hat sich jahrelang nicht bei uns gemeldet und uns nicht einmal eine Erklärung für ihr Handeln gegeben. Sie hat Taichi das Herz gebrochen. Ich weiß nicht, was damals passiert ist. Aber…aber…wenn Taichi sie erneut sieht… Ich will nicht, dass man ihm nochmal so weh tut. Er hat sich einigermaßen damit abgefunden, dass…dass…“, sie verstummte. Hikari bemerkte selbst, dass ihre Worte keinen Sinn machten. Wohl jeder wusste, dass Taichi sich mit den Gegebenheiten nicht abgefunden hatte und noch immer nach Antworten verlangte.

 

„Ich fände es gut, wenn sie auftauchen würde…“, flüsterte plötzlich Miyako. „Sie hat uns einfach zurückgelassen, ohne eine Erklärung, ohne einen Grund… Das genau ist sie uns allerdings schuldig. Es ist so viel kaputtgegangen. Die ehemalige Gruppe der Digiritter ist in Zwei gebrochen…“, erklärte sie. Sora schluckte. „Aber nicht nur wegen Mimi…“, flüsterte diese niedergeschlagen. „Wir sind alle erwachsen geworden. Es war womöglich nur eine Frage der Zeit, dass wir uns auseinanderleben!“, murrte Hikari und ließ sich neben Sora auf dem Bett nieder. „So ein Quatsch! Wir sind die Auserwählten und wir sind dafür bestimmt, für immer Freunde zu bleiben. Durch ein solches Geschwätz versuchen wir doch nur unsere Angst zu verbergen, erneut verletzt zu werden…“ Miyako flüsterte ihre Worte zum Ende nur noch und senkte den Blick. „Ich will nicht einsehen, dass alles zu Bruch gegangen ist. Auch einen zerbrochenen Spiegel kann man wieder reparieren. Wir sind alle zusammen, selbst, wenn wir nicht am gleichen Ort sind. Wir werden für immer Freunde sein. Daran glaube ich!“

 
 

~~~~~~~~~

 

Nachdenklich ließ Taichi seine Hände in seine Hosentaschen gleiten, während er den Vorbereitungen für die Party zuschaute. „Willst du sie sehen?“, brachte ihn eine Frage vollkommen aus dem Konzept. Verwirrt sah er auf und direkt in die blauen Augen seines besten Freundes. Koushiro und Joe unterhielten sich mit den Mitbewohnern von Yamato. „Wen sehen?“ „Mimi natürlich, wen sonst!?“, konterte er mit einer Gegenfrage. Taichi fuhr es eiskalt den Rücken runter. „Sie…sie sehen? Ist sie denn hier?!“, fragte er. „Die Wohnhäuser befinden sich alle auf dem Campus. Es sind nur zehn Minuten Weg bis zur Uni…“, erwiderte der blonde Musiker schulterzuckend. „Sie will mich doch gar nicht sehen…“, knurrte der Braunhaarige und sah zu Boden. „Das kannst du nicht wissen, wenn du es nicht versuchst…“, erwiderte der Ishida.

 

„Hey Yama!!!“, rief Daisuke plötzlich und drängte sich zu den beiden Älteren durch. „Habt ihr für die Party auch genug zu trinken da?!“, fragte er mit großen Augen. Yamato hob nur die Augenbrauen. „Nein… Natürlich nicht. Hier gibt es nur Apfelsaft…“, gab der Angesprochene sarkastisch zur Antwort. „Dann besorg‘ ich noch was!“ Damit drehte sich der Motomiya schon um und wollte schon losgehen, um andere zum Helfen zu animieren, als Yamato schnell nach seiner Kapuze griff und ihn aufhielt. „Bist du blöd oder so?! Natürlich haben wir hier Alkohol und anderes… Wir sind in Amerika!“ „Dann solltet ihr dringend was trinken… ihr wirkt noch immer, als hättet ihr einen Stock im Arsch!“, lachte der Freund von Mimis Schwester. Seine braunen Augen ging zu Taichi. „Vielleicht solltet ihr Mimi einfach was ins Getränk machen, dann fällt es ihr sicher auch einfacher, mit dir zu reden!“, sprach er unbedacht auf. Taichi verzog wütend das Gesicht und Yamato war kurz davor, dem Jüngeren eine zu verpassen. „Daisuke! Weißt du eigentlich, was du hier sagst?!“, fragte er wütend. Der Angesprochene sah Yamato unbeeindruckt an. „Ja, weiß ich. Und ich habe die Schnauze voll, dabei zusehen zu müssen, wie unsere Freundschaft immer mehr zu Bruch geht!“, entgegnete er wütend. „Es ist nicht gerade so, als hätten wir uns das aussucht!“, kam es nun auch von Taichi. Die beiden Anführer der Generationen funkelten sich an. „Nein! Aber ihr habt den Frust und die Trauer auch nicht für euch gepachtet! Es gibt mehr Menschen, die unter dem Bruch der Freundschaft leiden! Mira-chan hat ihre Schwester verloren und keiner bewegt sich auch nur einen Schritt!“

 

„Wir haben es doch versucht!“ „Wie?! Indem du mal eben hinterher nach Amerika gereist bist?! Weißt du denn schon, warum Mimi-chan gegangen ist?!“, fragte Daisuke Yamato mit stechendem Blick. Dieser wich dem Blick schuldbewusst aus und sah zur Seite. „Es ist offensichtlich, dass ihr wehgetan wurde. Doch anstatt ihr zu helfen, rüstet ihr euch mit der Argumentation, es ja versucht zu haben! Jetzt haben wir alle, als Freunde, die Chance, für sie da zu sein! Also kneift die Arschbacken zusammen! Einen Scherbenhaufen kann man auch zusammensetzen, aber, wenn man aufgibt, dann verteilen sich die Scherben und der Kummer schneidet tief ins Blut!“, erwiderte er. Taichi wie auch Yamato sahen sich verwirrt an. Seit wann bekam Daisuke solche intellektuellen Ausdrücke zu Stande?

 

Doch Taichi verstand, worauf der Jüngere hinauswollte. Wenn er zurückdachte, dann waren die Jüngeren viel optimistischer an die Sache herangetreten. Während Taichi schon aufgegeben hatte, versuchte es Miyako bei Mimi weiter sowie Daisuke, der Mira bei ihrem Unterfangen unterstützte, weiter. Sie kamen beide nicht besonders weit, doch sie sahen die jetzige Situation als neue Chance. Taichi hatte die letzten Jahre tatsächlich aufgeben, sich von seinem Kummer zerfressen lassen und alles in das Studium und Liebschaften gesteckt. Nichts konnte ihn ablenken. Traf man einmal die wahre Liebe, dann vergaß man diese nie. Besonders, wenn sie gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde.

 

„Man, solche Worte aus deinem Mund ist man ja gar nicht von dir gewohnt…“, meinte Yamato mit einem belustigten Unterton und wuschelte dem Motomiya durch den Kopf. Dieser zog sich dem direkt zurück, wand den Blick ab, verschränkte die Arme vor der Brust und verzog seinen Ausdruck. „Ich mach das nicht wegen euch…!“, erwiderte er trocken. Er schloss einen Moment seine Augen und atmete tief durch. „Mira-chan ist sich sicher, dass nur Taichi einen Zugang zu Mimi findet. Sie leider sehr unter der Situation und hatte wahnsinnige Angst, Mimi heute zu treffen. Die beiden hatten kaum Kontakt und wenn, dann hat Mimi lieber Nachrichten verschickt, anstatt mit ihrer Schwester zu telefonieren. Alle leiden unter der Situation. Besonders aber darunter, nicht zu wissen, was eigentlich los ist.“ „Findet ihr es richtig, die gesamte Last auf Taichi abzuwälzen?“, fragte nun auch Yamato gereizt nach. Doch Daisuke schmunzelte nur, was den Blonden nur noch mehr provozierte.

 

„Nein… Es ist sicher nicht richtig… Aber immerhin hat er nun seinen besten Freund wieder an seiner Seite!“, erwiderte der Jüngere und verschränkte erneut seine Arme hinter dem Kopf. Eigentlich war er nicht der Charakter, der jemanden eine solche Last aufbürdete. Doch sie alle hatten Augen im Kopf und sahen, dass Taichi unter der Situation litt. Er hatte sich, genau wie Mimi, von der Gruppe abgespalten und sie ihrem eigenen Schicksal überlassen. Tatsächlich verstand Daisuke, dass sie beide – Mimi wie Taichi – zunächst für sich allein mit der Situation zurechtkommen mussten und auch wollten. Doch betrachtete man die Situation realistisch, dann war nun die Zeit gekommen.

 

Die Zeit, alle Scherben wieder aufzusammeln…

Memories of the past

 
 

 

Memories of the past

 

In der Gestaltung der Zukunft liegt

die Bewältigung der Vergangenheit.

Andreas Hoffstadt

(*1965), Vertriebsexperte, Rhetorikspezialist, Vortragsredner und Buchautor

 

Es war ungewohnt, ihre müden Lider zu öffnen und nicht in das schlafende Gesicht ihres Freundes zu blicken. Auch, wenn sie nicht zusammenwohnten, so verbrachten sie doch fast jede Nacht gemein. Hier in Amerika hatte sie beschlossen, die Zeit bei ihrer Familie und nicht bei ihren Freunden im Hotel zu verbringen. Sie hatte sich vorgenommen, irgendwie zu ihrer großen Schwester durchzudringen und sie endlich zum Sprechen zu bringen, doch wie sie feststellen musste, würde sich das schwerer als erwartet gestalten. Denn als sie ihren Kopf zur Seite wand‘, war die andere Seite des Bettes leer und kalt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst kurz nach neun war. Mimi war noch nie die Langschläferin gewesen, doch nun schien sie noch früher als sonst aufzustehen. So beschloss auch Mira, sich allmählich aufzurichten, sich den Schlaf aus den Augen zu wischen und sich noch einmal umzusehen.

 

Mimis Zimmer hatte sich verändert, genau wie ihre Persönlichkeit. Keine Bilder ihrer Freunde, nichts von Taichi und ihr oder Bilder von den anderen Mädels. Ein Familienfoto stand einsam auf der Vitrine, ansonsten nichts Persönliches. Auf dem Schreibtisch lagen allerhand Notenblätter, Bleistifte, Textmarker und andere Utensilien, die man benötigte, um sich für ein Studium vorzubereiten. Es war trist und wirkte so, als würde Mimi nur zum Lernen herkommen. Dabei war sich Mira nicht mal sicher, ob dem wirklich so war, denn viele Dinge wirkten unberührt.

 

Auch der Inhalt von Mimis Kleiderschrank hatte sich verändert. Wo sie damals eine fast ekelerregende Farbenpracht entgegengesprungen war, zeigte sich nun en Bild der Trist ab. Weite, graue und schwarze Pullover, ein Übermaß an schwarzen Kleidungsstücken, mehr Hosen als Röcke, alles in dunklen Tönen. Mira trieb es fast die Tränen in die Augen, als sie das Ausmaß von Mimis Veränderung in jeder Sparte ihres Lebens wiedererkannte. Sie war sich sicher, dass Mimi Taichi nicht aufgrund mangelnder Gefühle verlassen hatte. Etwas war am Abend zuvor geschehen, was Mimi innerlich zerstört hatte. Ihr wurde schlecht, wenn sie daran dachte, wie sie Mimi gefunden hatten. Sie lehnte erschöpft, mit Tränen in den Augen, an der Steinmauer. Miyako schloss gleich darauf, dass sie zu viel getrunken hatte. Warum hatte sie der Brillenträgerin nur geglaubt? Irgendwas anderes war passiert. Was, wenn ihr jemand wehgetan hatte? Was, wenn sie jemand bewusst zerbrochen hatte und sie sich selbst dafür verantwortlich machte. Mira wurde erneut schlecht.

 

Als sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, stürmte sie aus Mimis Zimmer und verschwand mit einem lauten Knall im Badezimmer. Natürlich blieb dies nicht unbemerkt.

 

Bis dato war Makoto in der Küche gestanden und bereitete das Frühstück für sich, seine Verlobte, seine kleine Schwester und seinen besten Freund vor. Dass Mimi nicht mehr in der Wohnung war, wunderte ihn nicht. Sie interessierte sich nicht für gemeinsame Aktivitäten und aß meist in der Mensa der Universität. Wenn man bedachte, dass sie aktuell vorlesungsfreie Zeit hatten und wohl keiner freiwillig in die Uni kam, war das Verhalten mittlerweile typisch für Mimi. Die junge Frau vermied großes Personenaufkommen, hielt sich zurück, sich an Gruppenaktivitäten zu beteiligen und kümmerte sich auch weiter um keinerlei Teilhabe am öffentlichen Geschehen.

 

Mit dem Aufspringen von Mimis Zimmertüre, fuhr er zusammen und wollte sich schon von seinem Ei in der Pfanne abwenden, als sich zärtlich eine Hand auf seine Schulter legte. „Ich kümmere mich darum…“, sprach seine Verlobte liebevoll und lächelte ihn an. Er nickte auf ihr zu und sah seiner Verlobten, Sachiko, besorgt nach. Er wusste, dass sie das komplette Gegenteil seinerseits und dementsprechend auch einfühlsamer als er selbst war. Makoto biss sich auf die Unterlippe, als er über seine beiden Schwester nachdachte. Da sie nur eine kleine Wohnung besaßen, schlief Mira natürlich mit im Zimmer ihrer großen Schwester, doch es war nicht vergleichbar zu ihrer gemeinsamen Zeit in Japan. Damals waren sie gemeinsam mit ihren Eltern am Frühstückstisch gesessen, hatten gelacht, gesprochen und den jeweils anderen an ihrem Leben teilhaben lassen. Vieles hatte sich verändert, wenn man bedachte, dass Mimi schon seit gut einer Stunde außer Haus war. Selbst in der vorlesungsfreien Zeit stand diese früh auf und verbrachte die meiste Zeit in der Universität. Unter ihren Kommilitonen hatte sie mittlerweile den Ruf, verschlossen und kühl, aber in ihrer Musik grandios zu sein. Was das Talent seiner Schwester anging, konnte er diesen Meinungen nicht wiedersprechen, nicht jedoch war die Wiedergabe ihrer Musikstücke anging. Mimis Musikstücke waren melancholisch, traurig, distanziert und fast mechanisch. Sie spielte die Stücke mit einer grandiosen Perfektion, doch es waren lediglich perfekte Kopien berühmter Musikstücke. Schrieb sie eigene Lieder, waren sie traurig und spiegelten ihr Innerstes wieder. Er selbst kam an Mimi nicht mehr ran, obwohl sie noch vor einigen Jahren ein sehr inniges Verhältnis hatten. Doch mit den Bruch zu Taichi sowie zu ihren Freundinnen war auch eine Kluft zwischen den Geschwistern entstanden.

 

Im Verlauf seiner Gedanken bemerkte Makoto gar nicht, dass er gerade dabei war, dass Rührei anbrennen zu lassen. „Hey Alter!“ Erst die laute Stimme seines besten Freundes riss ihn aus den Gedanken und machte ihn auf sein Handeln vor sich aufmerksam. „Du lässt das Ei anbrennen!“, brodelte es aus Christopher heraus, der seinem Kameraden den Pfannenwender aus der Hand nahm. Makoto stand im ersten Moment nur unbeteiligt und verwirrt daneben. „Was?“, fragte er angespannt und hob die Augenbrauen. Sein Freund konnte nur den Kopf schütteln. „Warst du mit deinem Kopf bei Sachi oder was ist los?“, warf ihm der etwas Größere vor. Makoto schüttelte schnell den Kopf. „Nein… Ich… ich hab‘ mir Sorgen um Mira-chan gemacht…“, flüsterte er.

 

Christopher war ein großgewachsener junger Mann aus den Südstaaten. Seine Arme waren mit zahlreichen Tattoos bestickt, wobei jedes seine eigene Geschichte besaß. Piercing zierten seine Augenbrauen wie auch seine Unterlippe. Er wirkte durch seine große und mächtige Statur einschüchternd auf andere Leute, doch er war ein herzensguter Mensch. In seiner Laufbahn als Streetworker traf Makoto in seiner Anfangszeit auf Christopher. Dieser kümmerte sich um Jugendliche auf der Straße, da sein Leben ebenso wie deren verlaufen war. Sein Engagement faszinierte den Tachikawa von der ersten Sekunde an und nach anfänglichen Schwierigkeiten, bemerkten sie, dass sie ähnliche Ambitionen hatten. Musikalisch war Christopher ähnlich wie seine Schwester ein Ausnahmetalent. Er war besonders begabt im Umgang an der Gitarre, deren Funktion er sich hauptsächlich selbst beigebracht hatte. Durch Mimis Hilfe schaffte es Makoto, auch seinem Freund eine Perspektive für die Zukunft zu ermöglichen, indem sie gemeinsam einen Weg fanden ihn in die Julliard einzuschleusen. Genau wie bei Mimi bekam er ein Stipendium. Das Problem an seinem besten Freund bestand bedauerlicherweise darin, dass er schrecklich faul war, was seine studentischen Aufgaben anging, so dass er bereits ein Semester unter seiner eigenen und jüngeren Schwester lag, da er durch die Zwischenprüfungen gefallen war. Ihm fiel es schwer, warm mit der Theorie neben der Praxis zu werden, doch Makoto war zuversichtlich, dass er bald den Bogen rausbekam.

 

„Du bist in letzter Zeit häufiger mit den Gedanken wo anderes…“, murrte der Größere und bewegte die Pfanne vom Herd, um sie auf den passenden Untersetzer auf den Küchentisch zu stellen. Wie häufig war der Tisch nur für vier gedeckt, da Mimi bereits das Haus verlassen hatte. „Mhm…“, murmelte der Japaner nur. Christopher selbst verdrehte nur die Augen. „Wie wär’s, wenn du Sachi einfach mal zur Hand gehst? Ich kann mich schon ums Frühstück kümmern. Schlimmer als bei dir kann es wohl kaum werden…“, meinte er genervt. Gedankenverloren nickte Makoto und trat aus der Küche heraus, nur um nach seiner Schwester zu sehen. Diese saß mittlerweile auf dem Klodeckel und putzte sich die Zähne. „Alles in Ordnung?“, fragte er in den Raum hinein. Mitleidig sah seine Partnerin erst zu Mira, dann wieder zu Makoto, ein Seufzen folgte. „Es ist wohl alles etwas erschreckend für sie…“, flüsterte Sachiko niedergeschlagen.

 

Blonde Augen, blaue Augen, aus einem wohl behütenden Umfeld und ein bildhübsches Mädchen: Das war Sachiko. Die Freundin von Makoto war das genaue Gegenteil ihres Verlobten. Sie wirkte liebreizend und freundlich, hatte eine hervorragende Erziehung genossen und kam aus guten Hause. Zu Beginn genoss Makoto bei ihren Eltern kein besonders hohes Ansehen, doch das veränderte sich bei genauerem Hinsehen. War er das turbulente Feuer, voller Temperament und Stürmigkeit, war sie das ruhige, stille Wasser, welches ihn stets auf den Boden der Tatsachen zurückbeförderte. Sie kannte die Tachikawa-Geschwister schon seit jungen Jahren, war sie doch die damalige Klavierlehrerin von Mimi und hatte somit auch Makoto kennengelernt. Für sie waren Mimi und Mira stets kleine Schwestern gewesen und genauso belastete es auch sie die extreme Wandlung von Mimi. Daher verstand sie auch, wie schwer das alles für Makoto und Mira sein musste und wollte für die beiden noch mehr als zuvor da sein.

 

„Ich versteh‘ das einfach nicht… Mimi hat sich von heut‘ auf morgen so sehr verändert. Sie ist gar nicht mehr meine Schwester. Es ist, als habe mich eine völlig fremde Person gestern umarmt…“, schluchze die Jüngste und umarmte sich selbst, nachdem sie die Zahnbürste weggeräumt hatte. Makoto selbst biss sich auf die Unterlippe. „Du konntest nichts aus ihr herauskriegen, oder?“, fragte sie ihn und sah ihn hoffnungsvoll an. Doch sein Gesichtsausdruck ließ die Hoffnung wieder verschwinden. „Nein… sie redet nicht und auch, wenn wir zusammenleben, bekomme ich sie nur selten zu Gesicht. Sie verlässt früh das Haus und kommt erst spät wieder“, erwiderte er ihre Worten ebenso verzweifelt. Erschöpf lehnte Mira die Stirn an das Waschbecken. „Makoto…“, flüsterte sie, „…was ist, wenn man ihr so weh getan hat, dass sie nie wieder die Alte wird? Was, wenn wir sie noch mehr verlieren? Wir müssen was unternehmen… Wir müssen irgendwas machen… Mehr als zuvor… wir alle! Ihre Freunde, Sora… und Taichi… Mimi würde niemals so handeln, wenn man ihr nicht was Schlimmes angetan hätte. Wir müssen ihr helfen!“

 

Ein zynischer Blick spiegelte sich im Gesicht des Älteren wieder, während Sachiko behutsam über den Rücken der Jüngeren streichelte. Sie spürte selbst den Schmerz in ihren Knochen, während sie über Mimis Wandlung nachdachte. Ehrlich gestanden wollte sie sich gar nicht ausmalen, was die extreme Wandlung der mittleren Tachikawa heraufbeschworen hatte. Es stand außer Frage, dass man ihr wehgetan hatte und sie nun ihr Herz vor weiterem Kummer verschloss. Doch sie alle waren sich in einer Sache einig:

 

So konnte es nicht weitergehen…

 
 

~~~~~~~~~

 

Mit starren Blick auf das Notenblatt schwangen sich Mimis Finger über die Tasten des Klaviers. Jede Note war in der Luft zu spüren, sie glänzte durch Perfektion und Engagement, durch Motivation und den Hang dazu, sich abzulenken. Die Tatsache, dass sich nicht nur Mira, sondern auch der Rest der ehemaligen Digiritter in Amerika befanden, schlug ihr auf den Magen, was man mehr durch ihre Musik, anstatt durch ihre Mimik erkennen konnte. Es belastete Mimi, daran zu denken, Taichi in der Nähe zu haben und gleichzeitig sich daran zu erinnern, was sie ihn angetan hatte. Das schlechte Gewissen hatte sie tief in ihrem Inneren einfressen können, den Schmerz und Kummer ebenso, doch nun schien ihr gesamtes Konstrukt deutliche Risse zu bekommen, obwohl sie den Yagami noch nicht mal gesehen hatte und es sicherlich auch nicht vorhatte.

 

Seit sie in Amerika war, hatte sie sich verändert – das wusste sie selbst. Nichts war übrig von der aufgeschlossenen, lebensfrohen Mimi und gäbe es nicht die Musik und den Willen, damit etwas zu erreichen, wüsste sie nicht einmal, ob sie an diesem Leben teilhaben wollen würde. Die Wunden schlossen sich nicht, egal, was sie auch tat. Sie hatte Angst, erneut verletzt zu werden, hatte Angst, selbst zu verletzen. Daher verschloss sie sich, vergrub ihre Gefühle und ließ niemanden an sich heran, der irgendwelche Gefühle in ihr auslösen konnte. Doch das war einfacher als getan. Mira zu sehen, versetzte auch ihr ein Stich ins Herz. Es war schon schwer genug, ihren Bruder davon abzuhalten, immer mehr nachzufragen, zu bohren oder einfach für sie da sein zu wollen. Sie wollte keine Hilfe, niemand sollte ihr Herz sehen, damit es niemand zerstören konnte. Es war alles nur noch leer und kalt in ihrem Inneren, was sie auch als gut erachtete.

 

Diesmal half die Musik nicht. Keinen Augenblick. Je mehr sie in die Tasten hämmerte, umso mehr klangen Töne der Trauer an ihr Ohr. Das war nicht die musikalisch perfekte Tachikawa, sondern das tief verletzte kleine Mädchen Mimi, welches es nicht schaffte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ihr was es gelungen, Makoto von sich fernzuhalten, doch wie sollte sie das bei ihrer Schwester tun. Ihr Körper schien nach derlei Nähe zu verlangen, nach Liebe und Zuneigung, doch ihr Verstand dankte es ihr mit Angst und Furcht. Wenn sie zuließ, dass man ihr Innerstes aufdeckte, dann würde sie auch zulassen, dass man erkannte, dass sie Taichi betrogen hatte.

 

Ekel schlich sich in ihre Glieder. Mimis Finger zitterten, so dass sie unweigerlich aufhören musste, Klavier zu spielen. Starr sah sie auf ihre Fingerspitzen. Ihre Fingernägel waren blass, kurz und fad, genau wie ihr innerstes. Damals zierten ihre Nägel stets grelle Farben, doch mittlerweile hatte es keinen Zweck. Sie fühlte sich alles andere als hübsch, sie sah sich nicht gern im Spiegel an, sah darin nur das beschmutzte, widerwärtige Wesen, welches zerstört wurde und zerstört hatte. Sie war ein Nichts und hatte es einfach nicht verdient, glücklich zu sein. Ihre Handlungen hatten Taichi das Herz gebrochen, ihre Familie leiden lassen und den Rest der Freunde in Sorge getrieben. Doch sie würden sie verachten, wüssten sie, was der wahre Grund dahinter war. Mimi war dreckig, beschmutzt… Sie war daran schuld, sie hatte Taichi betrogen…einfach so, hatte nichts dagegen unternehmen können. Er hatte etwas Besseres verdient. Sie war ein Schandfleck, der seinen Namen nicht tragen sollte.

 

Wütend schlug sie mit den Fäusten auf die Tasten des Klaviers. „Verdammt!!“, fluchte sie aufgebracht. „Verdammt, verdammt, Verdammt!“, ging es weiter, immer mit dem dumpfen Ton das Aufschlagens auf die Tasten im Hintergrund. Sie verlieh ihrer innerlichen Zerrissenheit Ausdruck, kämpfte gegen die Tränen und hielt an sich, da sie zu viel Achtung vor dem Klavier hatte. Verzweifelt ließ sie ihre Hände auf den Tasten ruhen. Was sollte sie tun? Sie wollte sie alle nicht sehen, sie war froh, das alles auf die Reihe zu bekommen, auch, wenn dies nur ein realitätsarmes Konstrukt war. Denn das innerste ihrer Seele war leer, zersprungen voller Trauer und Selbsthass.

 

Als es an der Türe klopfte, zuckte Mimi erschrocken zusammen und hob den Blick zur Türe. Sie hatte sich – wie sie es immer machte – im Piano-Zimmer der Universität verschanzt, um in Ruhe ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Umso überraschter war sie, als ihrer Dozentin das Zimmer betrat. „Miss Mbeki…“, murmelte die junge Frau verwirrt und versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen, in welche emotionalen Fassung sie sich noch vor einigen Minuten befunden hatte.

 

„Es scheint, als wäre es eine gute Idee gewesen, sie nicht zuhause zu kontaktieren, sondern zunächst hier nach ihnen Ausschau zu halten“, erwähnte die dunkelhäutige Frau mit einem warmen Lächeln. Mimi war erleichtert, dass sie ihren Ausbruch scheinbar nicht gehört hatte, den besonders, was die Sorgsamkeit der Instrumente anging, konnte die Schwarzhaarige sehr aufbrausend sein. „Sie haben mich gesucht?“, erwiderte Mimi daher ihre Aussage nur und legte dabei den Kopf schief. Die Angesprochene nickte freundlich. „Ja… Wir hatten gerade eine Konferenz, wo wir wichtige Entscheidungen getroffen haben…“ Mimi hob verwirrt die Augenbrauen. Entscheidungen? Sie verstand nur Bahnhof. „Und was haben diese Entscheidungen mit mir zu tun?“, fragte sie daher höflich nach und hoffte, dabei nicht unverschämt zu wirken.

 

„Sagt dir die International Music Competition etwas?“, fragte Frau Mbeki die Jüngere. Mimis Augen weiteten sich. Wohl jeder Student der klassischen Musik kannte diesen Wettbewerb: Die Creme de la Creme der klassischen Musik, alle auf einem Haufen, musikalisch begabte Künstler und spätere Stars der Weltgeschichte. Mimi Augen funkelten ein wenig, als sie nickte. „Natürlich…!“ Ihre Dozentin lächelte zufrieden. Scheinbar hatte sie genau die Antwort gegeben, die sie hören wollte. „Jedes Jahr wählt die Julliard eine Handvoll junger Künstler auf, die bei diesem Wettbewerb teilhaben sollen. Jeder Dozent hat die Aufgabe, aus seinen Lehrgängen vielversprechende Studenten zu nennen, die er sich bei diesem Wettbewerb vorstellen kann…“ In Mimi drehte sich alles. Konnte sie nicht einfach auf den Punkt kommen und ihr einfach sagen, in welchem Zusammenhang ihre eigene Person dazu stand?

 

„Miss Mbeki… Bitte… sprechen sie nicht so lang um den heißen Brei…“, bat Mimi daher höflich. „Und ich dachte, es wäre offensichtlich…du wurdest von mehreren Kollegen vorgeschlagen. Deshalb hast du, als eine von fünf, die Chance, diesen Wettbewerb für dich zu entscheiden!“, brachte die Dozentin euphorisch über die Lippen. Mimi entglitten sämtliche Gesichtszüge. „W-Wirklich?!“, stammelte sie nur. „D-Das…Das… es ist…“ Schnell richtete sich die Tachikawa auf und verbeugte sich vor ihrer Mentorin. „Es ist mir eine Ehre!!“, sagte sie, wobei man den Unglauben noch immer in ihrer Stimme hörte.

 
 

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„Unfassbar! Das ist der blanke Wahnsinn! Ich kann es nicht glauben!!!“, aufgeregt lief Yamato zwischen den letzten Vorbereitungen für seine große Party hin und her. Auch er bekam eine Information, die wohl sein Leben verändern würde. „Ich darf an der International Music Competition teilnehmen. Ich! Das ist eine wahnsinnig große Chance, Ehre… Oh man… Mister Brown, ich kann ihnen gar nicht genug danken!“ Sein Dozent musste schmunzeln. Der Ishida war nicht gerade bekannt dafür, dass er Luftsprünge vor Freude oder dergleichen machte. Doch Tatsache war, dass ihm und ein paar anderen äußerst talentierten Kommilitonen eine Chance ermöglicht wurde, die nur wenige bekamen. Schließlich wurden nur fünf Studenten, verschiedenster Begabungen ausgewählt, die diesem Wettbewerb beiwohnen durften. Ihm selbst war es wichtig, einen Musiker zu wählen, der nicht einseitig und emotionslos war. Yamato war technisch keine Perfektion, doch ihm lag es im Blut, seinen Emotionen Farbe zu verleihen und das würde ihn in besagten Wettbewerb sicher weit bringen und vor allem ihm viele Chancen ermöglichen.

 

„Möchtest du denn überhaupt teilnehmen?“, fragte der dunkelhäutige, jung wirkende Lehrer. „Ist das ein Witz? Natürlich will ich teilnehmen. Als ob es einen Grund gäbe, daran nicht teilzunehmen!“, kam es ihm aufgeregt über die Lippen. „Man hat die Chance, eine Menge Musiker kennenzulernen und dementsprechend viel Kontakte zu knüpfen. Aus der ganzen Welt werden nur die Besten eingeladen und wenn man gewinnt, bekommt man ein fettes Preisgeld. Entschuldigen sie meine Ausdrucksweise, aber ich wäre schön blöd, wenn ich sagen würde, diese einmalige Chance nicht anzunehmen. Davon mal abgesehene, dass man eine neue Kultur kennenlernt.“

 

„Mhm…“, nachdenklich musterte Mister Brown den jungen Japaner, „in deinem Fall wird es aber nicht wirklich eine neue Kultur sein, die du kennenlernst…“, sprach er aus und strich sich über das Kinn. Verwirrt sah Yamato zu seinem Lehrer auf. „Was meinen sie…?“ Ein Grinsen umspielte die Lippen des Dunkelhaarigen. „Dieses Jahr findet die International Music Competition in Tokyo statt.“

 
 

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„In Tokyo?“ Unglauben spiegelte sich in den Augen Mimis wieder. Sie konnte ihr doch jetzt schlecht auf die Nase binden, dass ihr Traum in Erfüllung gehen würde und diesen gleich darauf zerstören. Sie sollte für den Wettbewerb zurück nach Japan, noch schlimmer, nach Tokyo?! „Das ist ein Scherz, oder?“ Miss Mbeki schien das Problem nicht zu verstehen. „Wo ist das Problem?“, fragte sie verwirrt, „ich weiß, sie kommen aus Tokyo, da ist es doch schön, nicht nur den Wettbewerb, sondern auch ihre Familie und Freunde besuchen zu können!“, erklärte sie und verstand noch immer nicht die Problematik.

 

In Mimi jedoch wütete ein grenzenloser Sturm der Angst und des Unverständnisses. Sie wollte nie wieder einen Schritt in dieses Land machen, nie wieder Tokyo betreten, nie wieder einen Menschen aus ihrer vermeidlichen Heimat sehen und schon gar nicht mit den Erlebnissen der Vergangenheit konfrontiert werden. Tat man das mit Absicht, um sie zu zwingen, sich ihrer Angst zu stellen? Starr ging ihr Blick wieder auf die Tasten, ihr Blick trübte sich. „Das geht nicht…“ Erschrocken sah ihre Dozentin die Tachikawa an. Mit einer solchen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. „Ist das ein Scherz?! Das ist eine einmalige Chance. Wo ist das Problem?!“, fragte die junge Lehrerin nun strenger nach. „Ich kann nicht nach Tokyo…“, hauchte Mimi weiter. Das erste Mal seit Langem brannten ihr Tränen in die Augen, wenn sie daran zurückdachte, zurück nach Japan zu müssen. Ihr wurde schlecht und Bilder schlichen sich in ihren Kopf, die sie nie wiedersehen wollte.

 

„Miss Tachikawa… Das ist eine einmalige Chance. Ich kann sie nicht zwingen, aber überlegen sie sich nochmal, ob sie diese Chance wirklich nicht wahrnehmen wollen!“, sprach die Ältere verständnislos aus. Mimi jedoch starrte apathisch auf die Tasten des Pianos. Sie liebte die Musik und lebte nur durch die Klänge, die sie spielte. Nun wurden die Klänge zu einem ohrenbetäubenden Schrei, der ihr die Sinne benebelte. Sollte ihre große Leidenschaft nun tatsächlich in Verbundenheit mit ihrer schrecklichen Vergangenheit gebracht werden?

 

„Das geht nicht… Das kann doch nicht sein…“ Verzweifelt krallte sich die braunhaarige junge Frau in den Ansatz ihrer Haare, beugte sich vor und senkte ihren Blick nach unten. „Ich kann nicht zurück nach Japan… Ich… Ich kann nicht…“, stammelte sie. Nun war es ihr nicht mehr möglich, ihre Angst und die innerliche Zerrissenheit zu verbergen. Sie zitterte am ganzen Leib. Einerseits freute sie sich wahnsinnig, eine solche Ehre zugeteilt bekommen zu haben. Andererseits würde sie mit Dingen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert werden, die sie vergessen wollte.

 

Mimi bemerkte gar nicht, wie ihre Lehrerin und Mentorin sich neben sie setzte. Zärtlich legte diese den Arm um die zierliche Person. Im ersten Augenblick zuckte Mimi erschrocken zusammen, doch die folgenden Worte der Älteren belebten einen Teil ihres Herzens wieder.

 

„Miss Tachikawa… ich weiß nicht, welche negativen Erinnerungen sie mit Tokyo teilen. Aber Erinnerungen sind Teile der Vergangenheit, unsere Entscheidungen formen unsere Zukunft. Wenn sie in ihrer Erinnerung hängen bleiben und sich davon beherrschen lassen, dann werden sie niemals das finden, was sich Zukunft nennt. Sie können die geschehenen Dinge der Vergangenheit nicht ändern. Egal, wie schwer es auch sein mag: Man muss sich damit abfinden und versuchen, geradeaus zu gehen. Machen sie einen Schnitt hinter ihrer Vergangenheit und treffen sie ihre Entscheidungen für die Zukunft, denn ansonsten wird es die Vergangenheit sein, die ihre Gegenwart bestimmt und sie niemals weitergehen lassen wird…“

 

Traurig starrte Mimi das Klavier an. Miss Mbeki sprach, als wüsste sie genau, wovon sie da redete. Jeder Mensch hatte in der Vergangenheit etwas Schlimmes erlebt, sie selbst jedoch lebte in dieser. Sicherlich verschloss sie ihre Gefühle, doch die Ereignisse waren es, die sie vor jeglicher Konfrontation fliehen ließen. Mimi senkte den Blick.

 

„Vielleicht haben sie Recht…“, hauchte sie.

 

Vielleicht war es Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ihren Traum zu leben…



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  Smileeveryday
2021-12-13T13:38:35+00:00 13.12.2021 14:38
Eine wundervolle FF bis jetzt…ich hoffe sehr dass du an diesem Projekt weiter arbeiten wirst. Du hast einen wundervollen und mitreisenden Schreibstil.

Wird die fanfic fortgesetzt?
Von:  Desiree92
2018-09-06T19:25:55+00:00 06.09.2018 21:25
Bis jetzt eine sehr schöne FF. Toller Schreibstil, lässt sich gut lesen.

Hoffe du schreibst bald wieder weiter.
Von:  dattelpalme94
2017-01-10T20:10:04+00:00 10.01.2017 21:10
Hallo meine Liebe <3

Ich hab mich sehr über das neue Kapitel gefreut :) komme aber leider erst jetzt zum Kommentieren, weil ich gerade noch am Hausarbeit schreiben und lernen bin :/ und du bist diese Sorgen wegen der Uni einfach schon los :)

Aber jetzt zum Kapitel :) ich fand es gar nicht so schwer, wieder in die Geschichte reinzufinden obwohl das letzte Kapitel ja schon ein Weilchen her ist :P
Mira versucht ja wirklich alles, um Mimi wieder näher zu kommen, um herauszufinden, woher diese 180°-Drehung, die ja von heute auf morgen und dadurch für alle so überraschend kam, herrührt.. Ich hab auch richtig mit Mira mitgelitten als Mimis Veränderung anhand der Einrichtung und Kleidung beschrieben wurde..:( manchmal sind es wirklich auch die kleinen Dinge, die zeigen, wie sehr sich ein Mensch verändert hat..und dann noch zu realisieren, dass man damals noch vorschnell falsche Schlüsse gezogen hat und Mimi nicht so geholfen hat, wie sie es vielleiht gebraucht hätte, muss unheimlich schwer zu verkraften sein für sie.. was man ja auch daran merkt, dass sie ins Badezimmer flüchtet. :(
Wie schwer das Ganze dann für Makoto sein muss :/ er erlebt sie ja jeden Tag.. wobei ich glaube, dass er in seiner Verlobten eine gute Stütze gefunden hat :)

Hach Mensch.. Mimi schafft es einfach nicht, den Gedanken, sie habe Tai damals betrogen loszuwerden.. sie wollte das doch damals nicht :/
Ich bin aber gespannt, ob der Musikwettbewerb und die damit verbundene Rückkehr nach Japan ihr helfen werden.. auch wenn es sicher schmerzhaft für sie sein wird, aber manchmal muss man sich den Geistern der Vergangenheit stellen um sie abschütteln zu können. Und vielleicht schafft sie es auch, sich dann jemandem zu öffnen, damit sie da nicht mehr alleine durch muss.

Yamatos Reaktion war echt putzig :D völlig überwältigt vor Freude :D so viel Emotionen traut man ihm gar nicht zu :D

Bis zum nächsten (das hoffentlich bald kommt :) no pressure ;) )
Liebe Grüße :*
Von:  Tasha88
2017-01-07T13:05:16+00:00 07.01.2017 14:05
Hallo meine Liebe,

auch hier noch... und dann noch ein paar andere Geschichten, aber dann habe ich es geschafft...

so ... ach Sternchen, du schaffst es wirklich, Mimi als deprimiertes Mädchen darzustellen... auch mich hat das Kapitel deprimiert... es war und ist traurig... dass MImi wegen einem Fehler, den nicht einmal sie gemacht hat und an dem sie keinerlei schuld trägt, so zusammenbricht
ich würde sie gerne in den Arm nehmen und trösten... doch das würde sie gar nicht zulassen...
man merkt, wie das alle anderen auch so runterzieht und sich alle schlecht fühlen...
Mädel, Respekt, nicht alle schaffen es, die Stimmung auch so nach außerhalb des Bildschirmes zu transportieren.

und dann bekommt sie eine Chance, die nicht viele bekommen... und sie will sie nur deshalb ablehnen, weil sie in Japan ist -.-
aber ich gehe davon aus, dass sie doch noch dorthin reisen wird ;)

freue mich auf die nächsten Kapis

bis bald
hab dich lieb :*
Von:  dattelpalme11
2017-01-06T20:05:50+00:00 06.01.2017 21:05
Hallöchen :)
Hier bin ich wieder :3
Also ich muss sagen, dass ich es etwas komisch finde, dass Mira erst jetzt bemerkt, dass etwas Schlimmes mit Mimi geschehen sein muss. Ihre Veränderung ist ja anscheinend sehr rapide passiert und zumal auch schon drei Jahre her. Sie hat sich ja völlig verändert und ist nicht mehr die Mimi, die wir alle kennen lieben. Ich kann mir schon vorstellen, dass gerade wenn man sich nah stehe, auch eine Art Scheuklappenblick entwickelt, so auf die Art "uns kann sowas nicht passieren", aber ich denke man muss der Realität ins Auge sehen und hartnäckig bleiben. Ich denke Mimi wird es sehr schwer fallen sich nach all den Jahren zu öffnen, aber ich schätze, dass es der einzige Weg ist, um das Erlebte zu verarbeiten.

Und man lernt auch Christopher kennen :) Ich bin sehr gespannt auf deine eigenen Charaktere und wie sie sich entwickeln werden ;)
Die Veränderung von Mimi scheint alle zu beschäftigen. Und es war klar, dass Mira nichts aus ihr rausbekommt :( Wenn man Jahrelang schweigt, ist es umso schwerer sich zu öffnen, wobei ich schon denke, dass Mimis Schwester gute Chancen hätte, sie irgendwann zu erreichen.

Jedoch ist von der alten Mimi wirklich nichts mehr übrig geblieben...ich finde es immer noch soo krass, dass sie denkt, Taichi betrogen zu haben o.o Es war ja gegen ihren Willen...
Ich denke zwar, dass viele in so einer Situation oftmals auch die Schuld bei sich suchen und sich einfach nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen, aber sie hat ihn nicht betrogen :(
Aber sie hat ihn natürlich verletzt, da sie ihn am Altar hat stehen gelassen :/ Ich bin mal gespannt, wie das Wiedersehen der beiden aussehen wird. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sie früher oder später aufeinandertreffen werden :D

Und dann bekommen sowohl Mimi als auch Matt die Gelegenheit an einem Musikwettbewerb teilzunehmen, der in Tokio stattfindet. So ein Zufall aber auch :D
Bin mal gespannt, ob die Haupthandlung dann eher auf Japan verlegt werden wird ;)
Für Mimi kostet sicher viel Kraft in ihre alte Heimat zurückzukehren, mit der sie nur Schmerz und Leid verbindet. Ich kann daher verstehen, dass sie sich weigert, zurückzukehren. Aber anscheinend haben sie die Worte ihrer Dozentin erreicht. Ich glaube zwar, dass es nicht einfach wird, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken, aber mit den richtigen Menschen an ihrer Seite könnte sie es schaffen.

Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird :)
Puhh, jetzt habe ich doch noch beide Kapitel geschafft :D
Jetzt kann ich ja zufrieden in mein Bettchen segeln ;)

Liebe Grüße <3
Von:  Mikomi88
2017-01-04T17:27:36+00:00 04.01.2017 18:27
Ouh Mann, ich wäre nicht überrascht, wenn Mira der Sache schneller auf die Schliche kommen würde, als Mimi lieb ist.
Immerhin hat sie sich die eine Hälfte ja schon zusammengereimt.

Wieviele Frühstückseier sind denn Makotos Grübelei schon zum Opfer gefallen, wenn er laut Christopher in letzter Zeit so oft in Gedanken ist? XD

Von:  Linchen-86
2017-01-04T10:55:40+00:00 04.01.2017 11:55
Hallo mein liebes Herz,

Auch hier geht es endlich weiter :) Ich freue mich, auch wenn es wieder ein trauriges Kapitel war...

Mira macht sich ja wirklich große sorgen um Mimi, aber das ist auch verständlich wenn sich ein Mensch so sehr verändert und von diesem eigentlich nichts mehr übrig ist :(
Makoto ist wohl all die Jahre nicht weiter gekommen und lebt wohl mehr mit einem Geist zusammen :/

Und Sachiko :) die schon ein bisschen an die ehemalige Mimi erinnert. Gut, dass die Geschwister Sachiko haben, die vielleicht als Vermitlerin dienen kann...
Ich bin froh, dass Mimi wenigstens noch die Musik hat... wenigstens einen kleinen Anreiz morgens aufzustehen und nicht nur im Bett zu wegetieren... auch das sie doch noch ein paar Träume hat und nicht aufgibt lässt Hoffnung schöpfen.

Es macht mich immer noch so traurig, dass Mimi sich für das was passiert ist die Schuld gibt... Mira scheint ja schon auf dem richtigen Riecher zu sein...

Und dann bekommen sowohl Yamato wie auch Mimi die Chance an einem großen musikalischen Wettbewerb teilzunehmen und das in Tokio. Tja, das Schicksal wollte es wohl so. Ich mag die Dozentin und finde es toll, das sie mit Mimi geredet hat. Mimi tat es sicher auch mal gut, auch wenn sie nicht wirklich etwas offenbart hat, aber vielleicht kommt das ja noch. Ich hoffe Mimi nutzt die Chance. Ich bin sicher Mimi hätte gute Chancen.
Yamato reagiert ja richtig niedlich. Total euphorisch, etwas das man von ihm ja eigentlich nicht kennt, aber es ist auch wirklich eine Ehre unter all den Studenten auserwählt zu werden.

Man... noch sind sie ja in Amerika und ich bin gespannt wann Mimi und Taichi endlich aufeinander treffen...

Hab dich sooo lieb und auch hier... lass mich bloß nicht mehr so lange auf ein neues Kapitel warten. Das halten meine Nerven nicht aus ;)

Küsschen mein Herz
Von:  dattelpalme11
2016-11-08T17:11:40+00:00 08.11.2016 18:11
Hallo meine Liebe :)
Du bist zurück :D <3 Schön, dass du deine freie Zeit gleich zum Schreiben nutzen konntest :)
Ich schreibe zurzeit meine Bachelorarbeit und weiß leider nur zu gut, wie die Uni einem den letzten Nerv rauben kann, besonders wenn man eine Dozentin hat, die ständig ihre Meinung ändert, wie ein Fähnchen im Wind -_-
Ich bin mal gespannt, ob ich in den nächsten Monaten noch Zeit zum Schreiben haben werde, auch wenn ich mir das fest einplanen wollte...allerdings, steckt man leider nicht drin :(

Aber gut, darum soll es nicht gehen ;) Ich hatte heute nach der Arbeit ein bisschen Zeit dein Kapitel zu lesen.
Ich muss mich ein bisschen reinlesen, aber ich bin eigentlich ziemlich gut wieder reingekommen :>
Ich finde es interessant ein bisschen mehr über die Geschwister zu lesen, wie sie miteinander argieren und wie sie vorallem mit Mimis Persönlichkeitsveränderung umgehen. Makoto wohnt zwar mit ihr zusammen, aber er hat einfach keinen Zugang mehr zu ihr :(
Das ist echt traurig, wenn man bedenkt, dass sie räumlich so nah beieinander, aber im Herzen doch so weit voneinander entfernt sind. Mira macht die Sache mit Mimi auch sehr zu schaffen, was man bei der Begrüßung gut sehen kann.
Irgendwie ist Mimi sehr kühl, auch wenn ich denke, dass sie die Nähe gerne zulassen möchte. Aber das funktioniert einfach nicht mehr.
Das mit dem kleinen Logikfehler ist mir beim Lesen auch aufgefallen, weshalb ich etwas verwirrt war, wo wir uns gerade befinden xD Aber ich glaube, du meintest "in Japan zurückgelassen" ;)

So,so jetzt versammelt sich die alte Truppe, also in den USA. Ich glaube, das wird noch turbulent werden. Alle haben sich ja mehr oder weniger voneinander distanziert und dann gibt es natürlich auch noch gewisse Spannungen zwischen den Ex-Pärchen. Ich bin schon sehr gespannt, wie Matt und Sora, und ganz besonders, wie Mimi und Taichi aufeinander treffen werden.
Ich gehe auch eher davon aus, dass Mimi nicht zur Party kommen wird. Ich glaube, dass würde zu ihrer jetzigen Verfassung einfach nicht passen, auch wenn ich mir wünschen würde, dass sie sich jemandem öffnet.
Bei Yamato hat sie es nicht getan und ich glaube auch, dass Taichi der Einzige ist, der vielleicht einen Zugang zu ihr finden könnte.
Auch wenn das sicher nicht leicht wird :(

Davis mochte ich in diesem Kapitel sehr gerne :) Er hat die Tatsachen wirklich mal auf den Punkt gebracht und das ausgesprochen was er denkt :) Vielleicht motiviert das Taichi wieder aktiv zu werden. In der Vergangenheit scheint er sich eher abgelenkt zu haben, um sein gebrochenes Herz zu flicken. Aber er hängt wohl immer noch an ihr.
Ich denke, wenn er von dem Vorfall wüsste, hätten sich einige Dinge sicher anders entwickelt, aber ich glaube nicht, dass Mimi einfach so davon erzählen wird.

Ich mochte auch die Mädchen untereinander, die sehr unter dem Bruch ihrer Freundschaft leiden :( Ich stelle mir das auch furchtbar vor. Irgendwie haben ja alle versucht, herauszufinden, was passiert ist, aber jeder ist an einem gewissen Punkt gescheitert.
Ich hoffe wirklich, dass ihre Freundschaft nicht komplett zerbricht und sie sie vorher noch retten können.
Denn sie sind ja alle mit der jetzigen Situation nicht glücklich :(

Eine Sache, die mir noch aufgefallen ist, ist die Formatierung der wörtlichen Rede. Manchmal beendet der eine gerade einen Satz und der Nächste beginnt dann ebenfalls in der gleichen Zeile an zu sprechen. Ich glaube, hier wäre es ganz gut einen Absatz einzufügen, besonders, wenn unterschiedliche Personen sprechen :D
Ich hoffe, du weiß, was ich meine >_< Im Erklären bin ich immer soo schlecht xD
Hier wäre noch ein Beispiel:
„Wir haben es doch versucht!“ „Wie?! Indem du mal eben hinterher nach Amerika gereist bist?! Weißt du denn schon, warum Mimi-chan gegangen ist?!“, fragte Daisuke Yamato mit stechendem Blick.
Ich hätte, nachdem ersten Satz einen Absatz gemacht, weil ich es angenehmer zu lesen finde und dann nicht so lange überlegen muss, zu wem der Satz jetzt gehört :D Aber gut, dass ist jetzt Meckern auf hohem Niveau ;)

An sich fand ich das Kapitel wirklich toll *_* Man hat deine Emotionen wirklich hindurch gespürt ;)
Ich bin gespannt, wie es weitergeht :) Und es ist auch nicht schlimm, wenn du keinen festen Uploadtag mehr hast :) Ich wollte bei meiner Neuen auch keinen festen Tag einfügen, weil man dann einfach gucken kann, wann das Hochladen am besten passt :> Ich halte auf jeden Fall die Augen auf und hoffe, dass es bei deiner anderen Story auch bald weitergeht :)

Ach ja, eine Sache die mir bezüglich dem Musikthema einfällt: Your Lie in April wurde mittlerweile zur Hälfte auf Deutsch übersetzt :) Falls du es nochmal gucken möchtest :D Die Sychronisation ist wirklich sehr gelungen und es sind auch viele schöne Zitate dabei :>

Liebe Grüße <3
Antwort von:  Black-Starshine
03.01.2017 10:54
Hallo meine Liebe ♥

Ich freue mich immer, wenn ich eines deiner Kommentare lesen kann. Das Schreiben ist eine Leidenschaft, aber oft sind es eben auch andere Verpflichtungen und andere Leidenschaften, die einem die Zeit rauben oder einfach den Kopf sperren. So geht es mir aktuell. Selbst, wenn ich mir fest vornehme, zu schreiben, fehlt die Möglichkeit, wirklich abzutauchen. Im Moment gehen auch bei mir, obwohl der Lernstress vorüber ist, andere Dinge vor. Aber ich denke, das ist einfach menschlich und richtig so. Man muss zu gewisser Zeit an richtiger Stelle die Priorität richtig setzen. :)

Für die Geschwister ist es sehr schwierig, besonders Makoto macht sich unter anderem Vorwürfe. Natürlich glaubt er, seine kleine Schwester nicht beschützt zu haben und nun sieht er sie zerbrochen und kommt nicht mehr an sie heran. Dazu kommt nun seine andere kleine Schwester, die natürlich auch Schwierigkeiten damit hat, ihre Schwester so zu sehen. Mimi ist nicht mehr die, die sie war und das sehen alle. Wahrscheinlich fragen sich auch alle, ob es die Mimi noch gibt, die sie mal kannten, denn im Moment scheint ja nicht viel dafür zu sprechen.

Ich an Mimis Stelle hätte mich Yamato auch nicht geöffnet. Letzen Endes ist Yamato Taichis bester Freund und genau diesem gegenüber hat sie ein wahnsinnig großes schlechtes Gewissen. Sie ekelt sich vor sich selbst und verachtet sich auch. Daher würde sie sich Yamato wohl niemals öffnen. Aber Mimi öffnet sich ja allgemein niemanden. Es wird noch eine wahre Herausforderung für die Freunde.

Was Taichi angeht, kann ich mir vorstellen, dass er Mimi wohl niemals loslassen wird. Sie ist wohl seine erste und einzige Liebe. Diese vergisst man ja bekanntlich nie. Aber es ist wohl typisch für Männer, dass sie Ablenkung suchen. Ob das wirklich funktioniert, steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier geschrieben.

Freundschaft ist für mich wahnsinnig wichtig, daher möchte ich das Besondere der Freundschaften untereinander mit einbringen. Denn die Mädchen gehören zusammen und ich finde, dass auch ihr Leiden thematisiert werden musste. Gewissermaßen hält Mimi mit ihrem Schicksal die Mädchen auch zusammen. Denn das Darüber reden und Austauschen sorgt dafür, dass sie nie in Vergessenheit gerät. Sie wird in den Herzen der Mädchen immer einen wichtigen Platz haben.

Und danke für den Tipp <3
Ich werde mich bemühen, in den nächsten Kapiteln darauf zu achten ♥

Viele liebe Grüße :3
Von:  dattelpalme94
2016-11-08T15:16:06+00:00 08.11.2016 16:16
Hallo Liebes ♥

Da ich dienstags nicht lange Uni habe, komm ich sogar heute schon zum Kommentieren ;) siehst du den Zaunpfahl? :D wir müssen diesen Zufall echt mal ausnutzen :) wir schreiben diesbezüglich sicher nochmal :)
Das Warten hat sich ja gelohnt :) und es gab in letzter Zeit eben Dinge, die für dich wichtiger waren :)

Och Mensch.. Mimi tut mir so leid.. und sie hat sich ja im Vergleich zu ihrem früheren Ich echt um 180 Grad gedreht.. ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das für Makoto sein muss, seine kleine Schwester so sehen zu müssen, aber nicht den Grund dafür zu kennen oder ihr überhaupt helfen zu können.. ich glaube, ich würde da gar nicht mit klarkommen..
Daher fand ich es echt einen schönen Kontrast zu der gedrückten Stimmung in der Wohnung als Mira eingetroffen ist :) Da ist ein kleiner Logikfehler drin ;D „Mimi und Makoto waren einfach nach Amerika gezogen und hatten damit ihre kleine Schwester in Amerika zurückgelassen“.. Sie haben Mira in Japan zurückgelassen, aber das nur am Rande ;)
Schön, dass Mimi die Umarmung zulässt und sie sogar intensiviert statt sich aus ihr zu lösen.. manchmal braucht man das, auch Mimi in ihrem jetzigen Zustand.. auch wenn eine Umarmung ganz sicher nicht ihre Probleme lösen wird..

Was ich als allererstes sagen muss: Daisukes Sprüche waren echt super :D selbst in so einer angespannten Atmosphäre schafft er es, noch solche Dinger zu reißen und damit schließlich ja auch das Ganze ein bisschen zu lockern..
Ich hab mir fast gedacht, dass Matt keinen Zugang oder Kontakt zu Mimi findet.. ich könnte mich jetzt auch nicht darauf festlegen, ob Mimi zu der Geburtstagsfeier kommt oder nicht.. ich würde es ihr irgendwie zutrauen, aber dann auch wieder nicht :D Wobei besonders das Wiedersehen mit Taichi interessant sein würde.. und das mit Kari auch, da diese ja nicht besonders gut auf Kari zu sprechen ist..

Ich bin gespannt, was du noch so geplant hast ;)
Bis bald ;) hihi :)
Und liebe Grüße :*
Antwort von:  Black-Starshine
03.01.2017 10:41
Guten Tag Liebes ♥

Da sieht man mal, wie lang es schon wieder her ist, seit ich das Kapitel hochgeladen habe. Momentan scheine ich ein Schreibtief zu haben. Ich habe zwar die Motivation, aber mein Laptop schreibt nicht von alleine. Ich hab mir zwar vorgenommen, endlich weiterzumachen, aber manchmal ist es schwer, dem Gesagtem nachzugehen.

Ja. Es ist wohl für alle eine sehr schwere Situation. Besonders für die Geschwister, die ja immer ein inniges Verhältnis hatten. Die kommenden Kapitel werden noch anstrengender für die kleine Familie, aber das wirst du womöglich schon im nächsten Kapitel lesen :D Sofern du noch interessiert bist ^^"

Und danke für deine Anmerkungen :D
Ich bin ein großer Fan von konstruktiver Kritik und solang die Kritik nicht den Rahmen sprengt, freue ich mich immer darüber.

Ich mag Daisuke und finde, dass diese Art einfach wahnsinnig gut zu ihm passt =) Besser als der liebeskranke Gockel, der nicht über Hikari hinwegkommt :D
Naja... Ich hab keine Ahnung, wie man mit sowas umgehen würde. Aber Mimi macht sich Vorwürfe und Matt ist Taichis bester Freund. Da würde ich auch nicht mein Herz auf der Zunge tragen und ihm die Gegebenheiten auf die Nase binden.

Ich darf natürlich nicht spoilern, aber vielleicht wird das kommende Kapitel aufschlussreicher :D

Liebe Grüße und danke für deine lieben Worte ♥
Von:  Tasha88
2016-11-08T03:35:33+00:00 08.11.2016 04:35
Ach Süße,

Solange mussten wir warten.... Und das Warten hat sich gelohnt ;)

Es war ein schönes kapi und wieder hat man lesen können, wie zerrissen sich alle fühlen.

Ich freue mich auf mehr :*
Und du weißt ja kommis vom Handy aus sind schwer daher nur ein kurzes <3

Hab dich lieb
Antwort von:  Black-Starshine
03.01.2017 10:35
Hallo meine Süße ♥

Danke für deinen Kommi. Ihr werdet wohl meistens warten müssen, einfach, weil mein Kopf voller unwichtigen und wichtigen Dingen ist. Aber das Schreiben lenkt ab und die Wahrscheinlichkeit, nun häufiger und mehr zu schreiben, wird höher.

Ich hab noch immer ein schlechtes Gewissen, dass ich in deiner Geschichte nicht vorankomme. Aber ich werde mich bald dran setzen. Denn mir ist es wichtig, dir Feedback zu geben >.<

Kurz ist relativ.♥
Ich mag jeden Kommentar :D

Ich dich auch <3


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